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Bestandsaufnahme der Fachkommission zur Landespsychiatrieplanung: Vorgehen und Ergebnisse

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Bestandsaufnahme der Fachkommission zur Landespsychiatrieplanung –

Vorgehen und Ergebnisse

Hermann Elgeti

Zusammensetzung der Fachkommission

Zur Unterstützung der mit der Erstellung des Landespsychiatrieplans beauf- tragten externen Expertengruppe hatte Frau Sozialministerin Cornelia Rundt im Frühjahr 2014 eine Fachkommission »Landespsychiatrieplanung« (FK LPP) eingesetzt. Bei ihrer Besetzung wurden auch Nutzerinteressen berücksichtigt, während eine Vertretung der Kostenträger und Kommunen, Berufsgruppen- und Fachverbände in der FK ausdrücklich nicht vorgesehen war. Die von der Ministerin berufenen Mitglieder sollten vielmehr als unabhängige Expertinnen und Experten für spezielle Bereiche aus verschiedenen Perspektiven gemeinsam den gesamten Gegenstandsbereich des LPP abdecken (Tabelle 1). Es wurde er- wartet, dass sie in ihren jeweiligen fachlichen Netzwerken als Multiplikatoren wirkten und für einen reibungslosen Informationsfluss zwischen FK und diesen Netzwerken sorgten. Mit der Geschäftsführung der FK und der Moderation der Sitzungen wurde der Autor dieses Beitrags beauftragt, das Psychiatriereferat im Sozialministerium übernahm die Organisation und Protokollführung.

Die konstituierende Sitzung der FK LPP fand in Anwesenheit der Ministerin am 28.05.2014 statt. Die Unterstützung der Fachkommission für die externe Expertengruppe, die mit der Erstellung eines Landespsychiatrieplans beauftragt war, sollte möglichst effizient und transparent erfolgen. Für gewisse Spezialfragen bot sich daher die Bildung von Ad-hoc-Arbeitsgruppen an, die parallel beraten und dann im Plenum über ihre Ergebnisse berichten würden. Die Fachkommis- sion war mit über 30 Mitgliedern zu groß und die Thematik zu weit gefasst, um ausschließlich im Plenum zu arbeiten.

Organisation der Bestandsaufnahme

Da mit dem Arbeitsbeginn der externen Expertengruppe, die den LPP erstellen sollte, aufgrund der Vorgaben bei der Ausschreibung des Auftrags erst im Herbst 2014 zu rechnen war, nutzte die FK die Zwischenzeit für eine Bestandsaufnah-

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Tabelle 1: Mitglieder der Fachkommission nach ihrer Expertise

Behandlung und Teilhabe

ambulante Behandlung Dr. Norbert Mayer-Amberg stationäre Behandlung Prof. Dr. Detlef E. Dietrich Arbeitsrehabilitation Annette Theißing Wohnen / Selbstversorgung Michael Marx

Perspektive der Nutzenden

Betroffene Christian Harig

Angehörige Marlis Wiedemann

Richter Elisabeth Eicke

rechtliche Betreuer Joachim Homeyer-Broßat

Spezialdisziplinen

KJPP - stationär Dr. Alexander Naumann

KJPP - ambulant Dr. Gabriele Frei

Gerontopsychiatrie Dr. Thomas Brieden

Institutsambulanzen Dr. Ibrahim Özkan

Suchtmedizin Dr. Jürgen Seifert

Psychosomatik / Psychotherapie Prof. Dr. Carsten Spitzer Universität Göttingen Prof. Dr. Ursula Havemann-Rein.

Medizinische Hochschule Hannover Prof. Dr. Stefan Bleich

spezielle Zielgruppen

Migranten Prof. Dr. Marc Ziegenbein

Intelligenzgemind. Behinderte m. p. E. Andreas Lemli

Straftäter Andreas Tänzer

regionale Koordination

Bereich Weser-Ems Dr. Peter Orzessek

Bereich Lüneburg Dr. Peter Schlegel

Bereich Hannover Klaus Malchau

Bereich Südost-Nds. Ansgar Piel

spezielle Themen

Prävention Dr. Ute Sonntag

Qualitätssicherung Clemens Firnenburg

bürgerschaftliches Engagement Frau Eva Küpers Versorgungsforschung Dr. Hermann Elgeti

spezielle Berufsgruppen

Psychologie Gertrud Corman-Bergau

Soziale Arbeit Prof. Dr. Michael Eink

Pflege Jörn Heinecke

Ergotherapie Wiebke Flotho

Gäste

LFBPN Wolfram Beins

LFBPN Prof. Dr. Jürgen-H. Mauthe

NPsychKG-Ausschuss Andreas Landmann

Psychiatriereferat Sozialministerium

Referatsleitung Dr. Helmut Kersting

Organisation Marie-Luise Hartmann

SpDi, LFBPN, Datenschutz Carmen Hoppe KJPP, Versorgung IBP, QM Bettina Krebs Ger.-Psy., IV, NPsychKG-Ausschuss Gabriele Schrader

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me. Auf ihrer ersten Arbeitssitzung am 25.06.2015 konnte ein Konsens darüber erzielt werden, wie das organisiert werden sollte. Auf Grundlage einer zuvor durchgeführten Umfrage zu ihren besonderen Interessen bildeten die Mitglieder der FK hierzu je vier Arbeitsgruppen (AG) pro Sitzungstag.

Am Sitzungstag 23.07.2014 erfolgte eine allgemeine Stärken-Schwächen- Chancen-Risiko-Analyse (sogenannte SWOT-Analyse), und zwar nach einer Einführung durch den Geschäftsführer und Aussprache im Plenum dann in par- allelen AG entlang folgender vier Kernaufgaben der Psychiatrie:

1. Vorbeugung (K1): Gesundheitsförderung bzw. Primärprävention, Angebote der Selbst-, Laien- und Bürgerhilfe, Einbettung der Psy-Dienste in die kom- munale Infrastruktur der allgemeinen sozialen und gesundheitlichen Dienste;

2. Behandlung (K2): Regel-, Spezial- und Notfallbehandlung durch ambulante, teil- und vollstationäre Psy-Dienste aller Teilgebiete, ggf. multidisziplinär und multidimensional, einschließlich Früherkennung und Frühintervention (Sekundärprävention) sowie Rückfallprophylaxe, Zwangsbehandlung, Kon- siliar- und Liaisondienst;

3. Teilhabe (K3): ambulante, teil- und vollstationäre Hilfen für alle Alters- und Diagnosegruppen zu Wohnen und Selbstversorgung einschließlich psychia- trischer Pflege und Langzeitbetreuung, zu Arbeit und Ausbildung einschließlich medizinisch-beruflicher Rehabilitation, zu Tagesstrukturierung und kultureller Teilhabe;

4. Steuerung (K4): Organisation der regionalen Kooperation und Koordination der verschiedenen Hilfsangebote, Planung und Evaluation auf individueller und regionaler (Kommune / Region / Bezirk / Land einschl. deren Verknüp- fung) Ebene, Aus-, Weiter- und Fortbildung, Qualitätsentwicklung und Ver- sorgungsforschung.

In jeder Arbeitsgruppe wurden nach der Metaplan-Methode für jedes der vier Felder – Stärken und Schwächen in Bezug auf die gegenwärtige Situation, Chancen und Risiken in Bezug auf die zukünftige Entwicklung – möglichst mindestens zwei und höchstens fünf Stichworte gesammelt. Im Plenum erfolgte dann eine kurze Erläuterung der Stichworte durch Mitglieder der einzelnen AG mit nach- folgender Priorisierung durch alle anwesenden Kommissionsmitglieder. Dabei konnte jedes Mitglied pro Kernaufgabe insgesamt sowohl zwei blaue Punkte für diejenigen Stärken und / oder Schwächen als auch zwei grüne Punkte für diejenigen Chancen und / oder Risiken vergeben, die es für besonders bedeutsam hielt. Diese Auswahl nahm jedes Mitglied zunächst für sich allein auf einem dafür vorbereiteten Formular vor, anschließend wurde sie an den Stellwänden mit der Punkte-Markierung veranschaulicht.

Am Sitzungstag 13.08.2014 führten die Mitglieder der FK, erneut nach einer Einführung des Geschäftsführers mit Aussprache im Plenum, in vier parallelen

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AG eine globale Bewertung der Qualität der gegenwärtigen Arbeit durch, und zwar entlang folgender vier Teilgebiete:

1. Kinder- und Jugendpsychiatrie – KJPP (T1) einschl. Psychotherapie und Psy- chosomatik des Kinder- und Jugendalters nach SGB V und SGB VI sowie Hilfen nach SGB VIII und SGB XII (hierzu waren als zusätzliche Experten Herr Dr.

Gerd Patjens und Herr Dr. Christoph Höger vom Niedersächsischen Arbeits- kreis für Kinder- und Jugendpsychiatrie eingeladen);

2. Gerontopsychiatrie – GP (T2) einschl. Psychotherapie und Psychosomatik nach SGB V und SGB VI, Hilfen zur Teilhabe und Pflege alter Menschen nach SGB XI und SGB XII;

3. Suchtmedizin / Suchthilfe – Sucht (T3) einschl. Psychotherapie und Psychoso- matik nach SGB V und SGB VI, Hilfen zur Teilhabe und Pflege suchtkranker Menschen nach SGB XI und SGB XII;

4. Allgemein- und Sozialpsychiatrie – ASP (T4) einschl. Psychotherapie und Psychosomatik des Erwachsenenalters nach SGB V und SGB VI, Hilfen zur Teilhabe nach SGB II, SGB III und SGB XII sowie der Spezialgebiete der foren- sischen, interkulturellen Psychiatrie und der Psychiatrie bei mental behinderten Personen.

Innerhalb der folgenden vier Dimensionen der Qualitätsbewertung wurden in jeder AG wiederum möglichst mindestens zwei und höchstens fünf Stichworte gesammelt und mit einer Bewertung versehen, inwieweit das bezeichnete Qua- litätskriterium Beachtung findet: vollständig bzw. häufig, gelegentlich bzw. teil- weise oder selten bzw. gar nicht:

a. Regionale Erreichbarkeit: angemessene Verfügbarkeit und zuverlässige Zu- gänglichkeit der Hilfsangebote in Wohnortnähe;

b. Allgemeine Fachkompetenz: Personenzentrierung, Leitlinien- und Evidenz- Basierung der Interventionen, einschließlich ihrer Koordination bzw. Integra- tion bei komplexem Hilfebedarf;

c. Spezifischer Zielgruppenbezug: Anpassung der Angebote an die Bedürfnisse von Patientengruppen mit besonderen Erfordernissen von Seiten individueller Beeinträchtigungen (z. B. mentale Behinderung), sozialer bzw. kultureller Pro- bleme (z. B. Flüchtlingsstatus, Sprachprobleme, Arbeits- und Wohnungslosig- keit), einschließlich Gender- und Diversity-Mainstreaming;

d. Inklusion und Partizipation: Selbstbestimmung und Patientenautonomie, Par- tizipation der Betroffenen und ihrer Angehörigen, Shared-Decision-Making, Trialog und Empowerment, Lebenswelt-Orientierung und Sozialraumorien- tierung sowie Selbsthilfefreundlichkeit des Hilfesystems.

Im Plenum erfolgte dann wieder eine kurze Erläuterung der Stichworte seitens der AG mit nachfolgender Kommentierung durch alle anwesenden Kommissi-

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onsmitglieder. Dabei konnte jedes Mitglied insgesamt sowohl zehn weiße Punkte auf solche Bewertungen der AG verteilen, die es für besonders bedeutsam hielt, als auch fünf blaue Punkte für diejenigen Bewertungen, die bei ihm Zweifel hervorriefen. Diese Kommentierung nahm jedes Mitglied zunächst wieder für sich allein auf einem dafür vorbereiteten Formular vor, anschließend wurde sie an den Stellwänden mit der Punkte-Markierung veranschaulicht.

Ergebnisse zu den Kernaufgaben der Psychiatrie

Wie bereits oben erwähnt, sollte jedes Mitglied zunächst nur für sich allein auf dem Bewertungsbogen pro Kernaufgabe maximal je zwei blau und grün mar- kierte Stichworte durch Ankreuzen als besonders bedeutsam markieren. Danach waren alle gebeten, ihre Priorisierungen mittels grünen und blauen Punkten an den entsprechend durchnummerierten Stichworten auch an den Stellwänden für alle kenntlich zu machen. Eigentlich sollten die Kreuze auf den Bewertungsbögen für die Auswertung relevant sein.

Die Auswertung der Markierungen an den Stellwänden (A) und auf den Be- wertungsbögen (B) führte zu unterschiedlichen Ergebnissen. Das hing zum Teil damit zusammen, dass auf einigen Bögen zu viele Kreuze (insgesamt +22) gemacht wurden. Zum Teil mögen einige Punkte an den Stellwänden aus Versehen an die falsche Stelle geklebt worden sein, oder einzelne Mitglieder haben sich spontan dann noch für eine andere Priorisierung entschieden. Außerdem fanden sich auf der Stellwand für die Kernaufgabe »Behandlung« zwei grüne Punkte im Bereich

»Stärken«, obwohl dort blaue Punkte erforderlich waren; sie wurden in der Aus- wertung nicht mitgezählt. Aus all diesen Gründen wurden die Varianten A und B in den unten abgebildeten Auswertungstabellen nebeneinander aufgeführt. Zur Kernaufgabe »Behandlung« notierte übrigens die Arbeitsgruppe zusätzlich ohne Bezifferung noch das Stichwort »Spezialisierung«, um die Ambivalenz dieses Trends in der Psychiatrie (zugleich Stärke, Chance und Risiko) deutlich zu machen.

Die Priorisierung durch die Gesamtgruppe der nachmittags noch anwesenden 21 Mitglieder ergab in der Bilanz bei allen Kernaufgaben eine stärkere Betonung der Schwächen gegenüber den Stärken. Mit Blick auf die Zukunft wurden bei den Kernaufgaben »Vorbeugung« und »Steuerung« die Chancen etwas stärker betont als die Risiken, während es bei der Kernaufgabe »Teilhabe« umgekehrt war. Insgesamt 17 Stichworte erhielten in mindestens einer Variante der Aus- wertung (A und / oder B) mehr als sieben Priorisierungspunkte.

Bei der Vorbeugung (K1) wurde als bedeutsamste Schwäche der mangelnde Transfer von psychiatrischen Erkenntnissen in den Sozialraum bzw. in die Le- benswelt der Menschen gesehen, die größte Chance in einer politischen Steuerung der vorbeugenden Aktivitäten durch die Kommune.

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Stärken-Schwächen-Chancen-Risiko-Analyse zur Kernaufgabe Vorbeugung

A B Nr. Stichwort A B Nr. Stichwort

3 5 1 Bündnisse (z.B. Depress.)

Srken Schwächen

5 6 1 Mangel im ländlichen Raum 4 3 2 gute Ansätze für Kindh./Ju. 5 6 2 Betriebe vernachlässigt 2 2 3 Setting-Ansätze: Kita/Schu. 6 6 3 Angehörige allein gelassen 3 4 4 Wiedereinglied. im Betrieb 12 9 4 kaum Transfer Psy-Sozialr.

3 4 5 Forschungsdefizite

2 5 1 Definition Qualitätskontroll.

Chancen Risiken

6 7 1 Wildwuchs bei Programmen 4 3 2 WBO Allgemeinmedizin 3 6 2 Psychiatrisierung

2 3 3 Antistigma-Arbeit intensiv. 0 0 3 Banalisierung (z.B. Burnout) 2 2 4 aufsuchende Info-Arbeit 0 2 4 Förderung Stigmatisierung 12 13 5 pol. Steuerung Kommune 7 6 5 Sozialr.-Ress. vernachlässigt

Bei der Behandlung (K2) wurde am stärksten die Zersplitterung und die Dis- kontinuität der Behandlungsabläufe im Einzelfall sowie der Mangel an zeitnaher Krisenintervention beklagt. Als größte Chance bewerteten die Teilnehmenden die Verfügbarkeit multiprofessioneller aufsuchender Behandlungsangebote; in ökonomischen Fehlanreizen im Behandlungssystem sahen sie das größte Risiko.

Stärken-Schwächen-Chancen-Risiko-Analyse zur Kernaufgabe Behandlung

A B Nr. Stichwort A B Nr. Stichwort

5 5 1 differenzierte Vollversorg.

Srken Schwächen

4 5 1 Segmentierung des Systems 1 2 2 rechtl. Rahmen in Entwickl. 9 8 2 Zersplitterung Beh-Abläufe 1 1 3 Ausbildungsstandard gut 3 3 3 regionale Unterschiede

4 4 4 Potential 5 6 4 Ressourcen inadäquat verteilt

10 10 5 zeitnahe Krisenintervention

5 3 1 Vernetzung im Sozialraum

Chancen Risiken

10 9 1 ökonomische Fehlanreize 3 6 2 Versorgungspfade 4 5 2 Nachwuchsprobleme 11 12 3 mulitprof. aufsuchende Beh. 3 4 3 keine Pflichtversorgung KJP

1 3 4 Behandlungskontinuität 1 1 4 Elektivversorgung PT-PSM

2 2 5 Forensifizierung (Kontrolle!)

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Bei der Teilhabe (K3) wurde als Stärke vor allem die Verfügbarkeit vielfältiger Versorgungsstrukturen gewürdigt. Dagegen galten als besonders gravierende Schwächen einerseits die unzureichenden Hilfsangebote für komplex und schwer beeinträchtigte Menschen, andererseits die mangelnde Vernetzung zwischen den einzelnen Versorgungsbausteinen und die weiterhin vorherrschende Insti- tutionszentrierung des Hilfesystems. Die größte Chance sah man hier in der Flexibilisierung der Kostenträger-Strukturen.

Stärken-Schwächen-Chancen-Risiko-Analyse zur Kernaufgabe Teilhabe

A B Nr. Stichwort A B Nr. Stichwort

7 8 1 vielfältige Vers.-Strukturen

Srken Schwächen

11 10 1 Vers Risikopatienten schlecht 3 2 2 Vernetzung System-intern 8 7 2 Vernetzung zw. Systemen 2 4 3 Professionalität u. Erfahrung 12 13 3 Institutionszentrierung

6 6 1 System-übergr. Vernetzung

Chancen Risiken

6 5 1 Kostendruck, Entgeltsystem 9 10 2 flexiblere Kostentr-Struktur 5 7 2 Inverse Care Law

5 5 3 region. inter-instit. Projekte 5 7 3 unnötig viel Dauerbetreuung 1 2 4 Steuerung IHP durch SpDi 1 1 4 Aufwand/Nutzen ungünstig 0 1 5 Stärkung Reha- u.Eingl.-Ber

Bei der Steuerung (K4) wurden die vorhandene Vielfalt und Qualität der Hilfs- angebote bzw. das Engagement der Akteure als besondere Stärke betont. Bei den Schwächen wurden drei Stichworte besonders häufig priorisiert:

• Fragmentierung des Systems verhindert eine sachgerechte Steuerung;

• der Politik mangelt es an Gestaltungswillen;

• Kosten- und Einrichtungsträger dominieren die steuerungsrelevanten Ent- scheidungen.

Die größte Chance sah man in einer politischen Rahmenplanung, das größte Risiko im zunehmenden Sozialdarwinismus im Denken und Handeln.

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A B Nr. Stichwort A B Nr. Stichwort 4 4 1 Strukturvorg. NPsychKG

Srken Schwächen

9 8 1 Fragmentierungen i. System 9 10 2 Vielfalt u. Qualit. d. Akteure 6 8 2 mang. Gestalt.-Wille Politik 1 3 3 gute Beispiele Hilfeplanung 8 8 3 Dominanz Ko-, Einr-Trägern

3 3 4 Fachkräftemangel

9 7 1 politische Rahmenplanung

Chancen Risiken

7 7 1 Dominanz Partialinteressen 7 7 2 sozialpsychiatrisches QM 8 7 2 Sozialdarwinismus 6 6 3 Orient Inklusion-Partizipat. 6 7 3 Bürokratisierung

3 3 4 Lernen vom Besten

Stärken-Schwächen-Chancen-Risiko-Analyse zur Kernaufgabe Steuerung

Ergebnisse zu den vier großen Teilgebieten der Psychiatrie

Die Aussagen, die die AG zu den vier Dimensionen der Qualitätsbewertung für ihr jeweiliges Teilgebiet getroffen hatten, waren anschließend im Plenum zu priorisieren. Wie oben bereits geschildert, sollte jedes Mitglied wieder zunächst nur für sich allein auf dem Kommentarbogen maximal zehn Stichworte durch ein Ausrufezeichen als besonders bedeutsam markieren. Es hatte aber auch Ge- legenheit, auf dem Bogen bei maximal fünf Stichworten die Bewertung der AG durch Markierung eines Fragezeichens zu bezweifeln. Danach waren alle gebe- ten, ihre Kommentare mittels weißer (für die Ausrufezeichen) und blauer (für die Fragezeichen) Punkte an den entsprechend durchnummerierten Stichworten auch an den Stellwänden für alle kenntlich zu machen.

In der Auswertung zu den Priorisierungen bei der SWOT-Analyse zu den Kernaufgaben der Psychiatrie am 23.07.2014 hatte sich ja bereits gezeigt, dass gegenüber den Markierungen auf den Bewertungsbögen die Bepunktung an den Stellwänden für die Auswertung relevanter war. Die diesmalige Auswertung der Markierungen auf den Kommentarbögen (A) und an den Stellwänden (B) führte wiederum zu unterschiedlichen Ergebnissen. Das hing zum Teil damit zusammen, dass nur 13 Bögen abgegeben wurden, worunter einer nicht auswertbar war, da er voller (insgesamt 80) Ausrufezeichen war. Ein weiterer Kommentarbogen enthielt 12 Ausrufezeichen, insgesamt summierten sich die Ausrufezeichen auf 115 und die Fragezeichen auf 18, während auf den Stellwänden 151 weiße

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und 21 blaue Punkte gezählt wurden. Die AG T3 »Suchtmedizin / Suchthilfe«

notierte übrigens zusätzlich ohne Bezifferung noch das Stichwort »Schnittstel- lenmanagement«, um deutlich zu machen, dass dies ein Problem ist, dass alle vier Qualitätskriterien betrifft.

Die vier AG zu den Teilgebieten der Psychiatrie notierten auf den Stellwänden zusammen 71 Stichworte mit ihrer Bewertung. Sortiert nach Qualitätskriterium waren es 18 zur regionalen Erreichbarkeit der Versorgungsangebote, 16 zur allgemeinen Fachkompetenz, 19 zum spezifischen Zielgruppenbezug und 18 zur Beachtung des Anspruchs auf Inklusion und Partizipation. Hierbei wurden Schwächen im Versorgungssystem sehr viel häufiger thematisiert als Stärken: 48 roten Punkten (-) für eine negative Beurteilung standen nur 5 grüne Punkte (+) für eine positive Beurteilung gegenüber, außerdem wurden 18 gelbe Punkte (~) für ein Urteil dazwischen (teils – teils, einerseits – andererseits, sowohl – als auch) vergeben.

Die Gesamtgruppe der nachmittags noch anwesenden Mitglieder hob neun Stichworte hervor, indem mehr als vier Personen die (jeweils negative) Beurteilung einer AG zustimmend mit einem weißen Punkt als besonders bedeutsam heraus- hoben. Diese Stichworte betreffen recht gleichmäßig alle vier Qualitätskriterien.

Auf der anderen Seite sammelten sich allein fünf der insgesamt nur 21 blauen Punkte bzw. Fragezeichen bei der Forderung der AG T1 zum Qualitätskriterium

»allgemeine Fachkompetenz«, einen Lehrstuhl für Kinder- und Jugendpsychiatrie an allen medizinischen Fakultäten Niedersachsens einzurichten.

Regionale Erreichbarkeit: Die am deutlichsten bestärkte Kritik betraf das Fehlen einer bedarfsgerechten Steuerung des Versorgungssystems (T4 / 6 Punkte) sowie die mangelnde Verfügbarkeit einer wohnortnahen aufsuchenden Behand- lung (durch Psychiatrische Institutsambulanzen, niedergelassene Fachärzte und Psychotherapeuten) und Krisenintervention (T4 / 8 Punkte).

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Bewertung regionale Erreichbarkeit nach Teilgebieten der Psychiatrie

A B Nr. Stichwort A B Nr. Stichwort

1 3 1- verbesserte Erreichbarkeit KJPP (T1) GP (T2)

1 1- Stadt-Land-Gefälle

3 3 2- funktionierende Pflichtvers.. 2 3 2- Dezentralisierung der Dienste 4 4 3- Etablierung aufsuch. Hilfen 2 2 3~ Koordination der Angebote 2 1 4- Gemeinde- und Alltagsnähe 2 3 4~ Kooperationsnetzwerke 1/1 1/1 5- Fehlende Spezialangebote

2 0 1- Hilfen für CMA-Patienten

Sucht (T3)

6 6 1~ bedarfsgerechte Steuerung 1/1 3/1 2- Hilfen für Substitutionspat. 0 1 2- regionale Ungleichheit

1 2 3~ ländlich eher schlechter 6 8 3- aufsuch. Behandlung & KI 4~ urban eher besser 1 3 4- Alternativen und Innovationen 5+ sinnvolle Dezentralisierung

Allgemeine Fachkompetenz: Am meisten Nachdruck verliehen wurde der Kritik an der mangelnden gerontopsychiatrischen Qualifikation bei Ärzten, Gesund- heitsfachberufen und Fachkräften in Pflegestützpunkten (T2 / 7 Punkte) sowie am fehlenden Schnittstellenmanagement und mangelnder Vernetzung der Fach- kompetenzen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie (T1 / 5 Punkte).

Bewertung allgemeine Fachkompetenz nach Teilgebieten der Psychiatrie

A B Nr. Stichwort A B Nr. Stichwort

1 2 1- Fachkräftemangel

KJPP (T1) GP (T2)

1 0 1~ psychosoz. Beratungsangeb.

1/3 1/5 2- Lehrstuhl an jeder Nds.-Uni 1/1 2/1 2- Früherkennung

3 5 3- Schnittstellenmanagement 5 7 3- spez. Qualifikat. bei HÄ u.a.

1 1 4- Versorg.-Pflicht kompl. Dste.

1/1 0/1 5- Interdisziplinarität in der Klinik

2 4 1- Vermittl. spez. Kompetenz

Sucht (T3)

2 2 1~ Fachkräfte & Wissenstransfer 2/2 2/2 2+ PIA/SpDi (GPZ) als Koord. 0 1 2~ Ansprüche/Ressour. stimmig 0/1 0/2 3+ hohe Kompet. in Suchthilfe 3/0 3/1 3~ Verknüpfung Arbeitskontexte

1 1 4- zu wenig aufsuch. Hilfen

5- Substitution außerhalb PSY

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Spezifischer Zielgruppenbezug: Vom Plenum besonders unterstützt wurde die Kritik an der fehlenden bedarfsgerechten Verteilung der Ressourcen zwischen leichter und schwerer erkrankten Menschen (T4 / 6 Punkte) sowie am Nebenei- nander von Psychosomatischer Medizin und Psychiatrie (T4 / 5 Punkte).

Bewertung spezifischer Zielgruppenbezug nach Teilgebieten der Psychiatrie

A B Nr. Stichwort Nr. Stichwort

3/2 3/2 1- fehlende spezif. Angebote KJPP (T1) GP (T2)

2 2 1~ personenbez. Hilfen zuhause 2 2 2- Einbezug Familie u. Schule 1 2 2+ Infrastruktur (Mobil. im Alter) 1 0 3- Hilfe nach individ. Bedarf 4 4 3- Profitorientierung der Angeb.

1/1 0/1 4- Heimtourismus SGB VIII/XII 1 3 4~ Bedarfsorientier. amb. Hilfen 1 1 5- ökon. Fehlanreize (zB PSM) 5~ Spektr. GP bewusst machen 2 4 1- wenig aufsuchende Hilfen

Sucht (T3)

3 2 1- Spezial-Komp. u. ggf. –Ang.

1 1 2- wenig für Migranten/Flüchtl. 0 1 2- klare Zuständigkeitsregeln 0 1 3~ diff. Betr. n. Alter/Geschl. 4/1 5/0 3- Nebeneinander PSM u. PSY 0 1 4- CMA-Pat. / Heimbewohner 4 6 4- Inverse Care Law

0 0 5~ diff. Betr. auch n. Suchtmitt.

Inklusion und Partizipation: Die stärkste Unterstützung im Plenum fand die Kritik am fehlenden Zugang zum allgemeinen Wohnungs- und Arbeitsmarkt für chronisch und schwer erkrankte Menschen (T4 / 9 Punkte), an der fehlenden Balancierung ethisch-fachlicher Implikationen im Spannungsfeld von Autonomie und Zwang (T4 / 8 Punkte) sowie an der Lage von suchtkranken Heimbewoh- nern in Einrichtungen nach SGB XI und SGB XII, insbesondere bei geschlossener Unterbringung (T3 / 7 Punkte).

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Bewertung Inklusion und Partizipation nach Teilgebieten der Psychiatrie

A B Nr. Stichwort A B Nr. Stichwort

0 1 1- Konsens Inklusion-Speziali.

KJPP (T1) GP (T2)

1 1 1~ Profi-Wissen in Sozialraum 0 1 2- Schulen und KiTa einbinden 0 0 2~ bürgerschaftliche Initiativen 0 1 3- Einbez. Kinder in Beh.-Plan 1/0 1/1 3- Aktivierung des Sozialraums 0/1 1 4- niederschw. Hilfen/Prävent. 2 2 4- Kompetenzstärk. Betroffener

5~ Vereinbarkeit Beruf u. Pflege

4 7 1- Bewohner (geschl.) Heime

Sucht (T3)

1 2 1~ Bewusstsein u. Realisierung 1 2 2- Bedeut. in F+L / Allg.-Vers. 5 9 2- offener Wohn-/ Arbeitsmarkt 1 1 3- Tagestr., Arbeit, Jobcenter 5 8 3- Ethik bei Autonomie – Zwang 0 1 4+ Selbsthilfesystem positiv 0/1 0/1 4- Gewicht d. Verhältnisprävent.

0 0 5- kaum Pat.-Verfügungen

Weitere Beratungen zu speziellen Aspekten der Bestandsaufnahme

An der vierten Arbeitssitzung der FK am 15.10.2014 nahmen erstmals auch die Fachleute der Bietergemeinschaft FOGS / ceus consulting teil, die gerade den Zu- schlag für den Auftrag zur Erstellung des Landespsychiatrieplans erhalten hatten.

Die Leitung der Projektgruppe hatte Prof. Dr. Rudolf Schmid übernommen, Dr.

Heinz Jaschke, Martina Schu und Hans Oliva wirkten mit. Sie erläuterten den Mitgliedern der FK ihr Vorgehen, von denen sie ihrerseits informiert wurden über die unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen und bisherigen Arbeitsergebnisse.

Auf ihren Wunsch stellte dann noch der Autor dieses Artikels die Ergebnisse seiner Auswertungen zur Landespsychiatrieberichterstattung für das Berichtsjahr 2013 zur Diskussion (siehe den entsprechenden Beitrag in diesem Band).

Nicht zuletzt dank der Vorarbeiten in der FK konnte die externe Expertengrup- pe bei ihrer Bestandsanalyse zur psychiatrischen Versorgung in Niedersachsen bereits auf umfangreiche quantitative und qualitative Daten zurückgreifen. Ande- rerseits war sie am Zustandekommen dieser Ergebnisse nicht selbst beteiligt und benötigte sowohl Zeit als auch Gelegenheit, um sich diese im Diskurs anzueignen und den Kontext ihres Zustandekommens nachzuvollziehen. Dies gelang u. a.

auch dadurch, dass die bisher gewonnenen Erkenntnisse an den beiden folgenden Sitzungstagen anhand ausgewählter Schnittstellen und Spezialgebiete jeweils in drei parallelen Arbeitsgruppen präzisiert und vertieft wurden.

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Der Sitzungstag der FK am 12.11.2014 wurde genutzt, um die Beziehungen zwischen der Psychiatrie einerseits, der Geriatrie, der Psychosomatik und Psy- chotherapie sowie der hausärztlichen Versorgung andererseits zu beleuchten.

Am 29.01.2015 ging es dann um spezielle Fragestellungen in den Bereichen der Suchtmedizin / Suchthilfe, der Forensik und der Psychiatrie bei Menschen mit Migrationshintergrund. Die Ergebnisse dieser Diskussionen wurden am Ende des Sitzungstags im Plenum ausgetauscht und kommentiert, anschließend von der Projektgruppe notiert und dem Protokoll als Anlage beigefügt.

Anschrift des Autors Dr. Hermann Elgeti

Geschäftsführendes Mitglied der

Fachkommission »Landespsychiatrieplanung«

Region Hannover – Dezernat für soziale Infrastruktur (II.3) Hildesheimer Straße 20

30169 Hannover

hermann.elgeti@region-hannover.de

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