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Archiv "Reaktionen auf Spendenbitten: Große Hilfsbereitschaft für das ehemalige Jugoslawien" (17.12.1993)

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gen und Schulungen zu einzelnen therapeutischen Maßnahmen wie et- wa Spritzen, Blutzucker-Selbstkon- trolle, Ernährungsplanung oder etwa Beratungen bei sozialen oder psychi- schen Problemen enthalten.

Dieser erhebliche personelle und zeitliche Aufwand ist in den Pra- xen niedergelassener Kollegen kaum zu leisten. So werden viele Kinder in Polikliniken von Universitätskliniken oder an kommunalen oder konfessio- nellen Kinderkrankenhäusern unter Heranziehung der institutionellen Ressourcen behandelt. Auch hier kann aber nicht annähernd kosten- deckend gearbeitet werden. Kran- kenhaus- und Universitätsverwaltun- gen sind angesichts der angespann- ten finanziellen Situation immer we-

POLITIK KURZBERICHTE

niger bereit und in der Lage, ambu- lante Betreuung im größeren Umfang aus Geldern für die stationäre Ver- sorgung oder aus Mitteln für Lehre und Forschung zu finanzieren.

Mit den vorhandenen Struktu- ren lassen sich chronisch kranke Kin- der nur punktuell, aber keineswegs flächendeckend angemessen versor- gen. Eine mit Augenmaß vorgenom- mene Regionalisierung der Betreu- ung, wie sie etwa im Bereich der päd- iatrischen Onkologie bereits üblich ist, wäre denkbar und wünschens- wert. Mögliche Modelle für die am- bulante Versorgung wären speziali- sierte, eng an universitäre oder regio- nale Krankenhäuser gekoppelte Zen- tren, zum Beispiel in Gestalt von Schwerpunkt-Praxen oder sozialpäd-

iatrischer Zentren, wie sie sich bisher vor allem für die Betreuung neurolo- gisch entwicklungsgestörter Kinder und Jugendlicher etabliert haben.

Voraussetzung für die langdauernde Effizienz solcher Einrichtungen ist eine kompetente Ausbildung und permanente Weiterbildung des Per- sonals, die bei der insgesamt kleinen Gesamtzahl der Patienten adäquat geplant und geregelt werden muß.

Anschrift der Verfasser.

Priv.-Doz. Dr. med. Walter Burger Prof. Dr. med. Bruno Weber Klinikum Rudolf Virchow der Freien Universität Berlin, Standort Charlot- tenburg, Kinderklinik (KAVH) Heubnerweg 6, 14059 Berlin

Reaktionen auf Spendenbitten

Große Hilfsbereitschaft für das ehemalige Jugoslawien

In regelmäßigen Abständen veröffentlicht das Deutsche Ärzteblatt in der Rubrik „Spenden- bitten" die Anliegen verschiedener Hilfsaktionen, darunter die Aufrufe bekannter Organisa- tionen, vor allem jedoch Initiativen, die auf privater Ebene Medikamente, medizinische Ge- räte und Geld für Menschen in Not sammeln. Die Reaktionen auf die „Spendenbitten" sind unterschiedlich, generell ist die Hilfsbereitschaft jedoch trotz der Wirtschaftskrise groß.

Die Kriegsnot im ehemaligen Ju- goslawien beherrscht seit Monaten die Berichterstattung in den Medien, und zahlreiche Organisationen bitten um Spenden für Bosnien und Kroa- tien. Der Vizepräsident Europa der Internationalen Ärzte für die Verhü- tung des Atomkrieges (IPPNW), Prof. Dr. med. Ulrich Gottstein, be- richtete im Deutschen Ärzteblatt, Heft 27/1992, über zerschossene und niedergebrannte Dörfer in Kroatien und die täglich wachsende Zahl der Vertriebenen und Flüchtlinge.

Bischof Dr. Anton Tamarut bat im selben Heft um finanzielle Unter- stützung für 100 000 Vertriebene und Flüchtlinge, die von der Caritas des Bistums Rijeka betreut wurden. Der Mülheimer Arzt Dr. med. Ivo Mance, der die deutschen Spenden nach Ri- jeka weiterleitete, schrieb an die Re-

daktion: "Auch in diesem Jahr konn- te ich von Kollegen, die damals ge- spendet haben, wiederholt eine Hilfe bekommen Zusammen mit anderen Quellen habe ich wieder 100 000 DM an die Halb- und Vollwaisen vertei- len können." Insgesamt seien rund 310 000 DM an Spenden eingegan- gen (Informationen: Bischöfliches Generalvikariat, Postfach 10 04 64, 45004 Essen; Bankverbindung: Dar- lehnskasse im Bistum Essen eG, Konto 66 401 022, BLZ 360 602 95)

Der Verein „Children's Relief - Hilfe für Kinder in Not", der ein Waisenhaus in der Nähe von Saraje- wo unterstützt, verzeichnete eben- falls eine „tolle Resonanz" auf die Spendenbitte (Deutsches Ärzteblatt, Heft 18/1993). Mitarbeiterin Ute Bai- er sagte, daß innerhalb von 14 Tagen aufgrund verschiedener Zeitungsarti-

kel rund 90 000 DM bei ihrer Organi- sation eingegangen seien (Informa- tionen: Hilfe für Kinder in Not e.V., Hildesheimer Str. 139, 30173 Hanno- ver, Bankverbindung: Dresdner Bank AG Hannover, Konto 726 482 300, BLZ 250 800 20).

Doch nicht nur für das ehemali- ge Jugoslawien ist die Spendenbe- reitschaft ungebrochen. Die Organi- sation „Lichtbrücke e.V." unterstützt mobile Augenbehandlungslager in Bangladesch. Dort werden Patien- ten, die an Grauem Star leiden, ope- riert und nachbehandelt. Nach Anga- ben von Friedl Knipp, Geschäftsfüh- rer der „Lichtbrücke", sind aufgrund eines Beitrages im Deutschen Arzte- blatt, Heft 27/1992, „viele Spenden"

eingegangen. Besonders erfreut ist er über die „sehr guten Kontakte, die Ärzte mit uns geknüpft haben"

(Lichtbrücke e V., Leppestraße 48, 51766 Engelskirchen; Bankverbin- dung: Postgiroamt Köln, Konto 21 99 49-501; BLZ 370 100 50).

Ganz andere Erfahrungen machte dagegen der Arzt Dr. med.

Hans Georg Jester mit einem Hilfe- A1-3362 (26) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 50, 17. Dezember 1993

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POLITIK

ruf für Brasilien (Heft 4/1993). Er er- bat gebrauchte medizinische Geräte für das Stadtkrankenhaus Oswaldo Cruz im Staat Sao Paulo. Dieser Auf- ruf hatte jedoch, so Jester, keinerlei Resonanz. „Brasilien halten viele of- fenbar für ein reiches Land, das mit einer vernünftigen Regierung selbst etwas auf die Beine stellen könnte"

(Informationen: Dr Hans-Georg Je- ster, Kreiskrankenhaus Seligenstadt, 63500 Seligenstadt).

Daß die Spendenbereitschaft für Gebiete, die in der Öffentlichkeit we- nig Aufmerksamkeit finden, relativ gering ist, bekam auch Dr. med. Olga Hellberg aus Köln zu spüren. Sie lei- tet eine Hilfsaktion der „Rumänisch- Orthodoxen Kultusgemeinde in Nord-Westdeutschland e. V." und bat um gebrauchte medizinische Ge- räte für Moldavien (Heft 24/1992).

Im ganzen Land gebe es kein einziges Ultraschallgerät, schrieb sie. Doch le- diglich zwei Spenden in Höhe von je- weils 100 und 10 DM gingen bei ihr ein (Informationen: Dr. med. Olga Hellberg, Höfestraße 31, 51103 Köln;

Bankverbindung: Deutsche Apothe- ker- und Ärztebank Köln, Konto 0 302 799 014, BLZ 370 606 15).

Verglichen mit der Not in der Dritten Welt sind die Probleme in ei- nem reichen Land wie Deutschland eher gering. Doch auch hier gibt es Projekte, die auf Hilfe angewiesen sind, wie zum Beispiel die „Von Bo- delschwinghschen Anstalten Bethel"

in Bielefeld. Sie benötigten dringend ein Endosonographiegerät, für das sie in mehreren Publikationsorganen um Unterstützung baten. Und wie bei anderen Sonderspendeaktionen auch, waren sie mit ihrem Aufruf (Heft 47/1992) erfolgreich. „Das Ge- rät konnte jetzt angeschafft werden", freute sich Hans Werner Senfft von der Spendenabteilung (Informatio- nen: Von-Bodelschwinghsche An- stalten Bethel, Quellenhofweg 25, 33617 Bielefeld; Bankverbindung:

Sparkasse Bielefeld, Konto 6 420103, BLZ 480 501 61).

Wichtig für eine große Spenden- bereitschaft sei es jedoch, und darin waren sich alle Organisationen einig, immer wieder auf die Not der Men- schen aufmerksam zu machen. Kli

(Die Redaktion übernimmt keine Garantie für die Rich- tigkeit der Angaben.)

KURZBERICHTE

Die französische Kolonialmacht hinterließ in Vietnam ein relativ dich- tes System der Krankenversorgung.

Neben den Zentral-Krankenhäusern in Hanoi, Saigon und Hue gibt es Städtische und Distrikt-Krankenhäu- ser. In den Dörfern sind Dispensari- en angesiedelt, deren Personal in den Krankenhäusern der Städte ausgebil- det wird. Auf dem Lande sind tradi- tionelle Medizin und Akupunktur Grundlagen der Behandlungsweise.

Genug Personal, aber keine Medikamente

In Hue hatten wir Gelegenheit, ein Zentral-Krankenhaus näher ken- nen zu lernen. Der aus 105 kleineren und größeren Gebäuden bestehende Komplex wurde während des Krieges mehrfach zerstört, ist aber vollstän- dig wieder aufgebaut worden. Das Krankenhaus verfügt über 1 000 Bet- ten. Es werden im Jahr 20 000 bis 30 000 ambulante Behandlungen und 3 500 Operationen durchgeführt. Die traditionelle Medizin hat eine eigene Abteilung.

Obwohl man wegen der häufig praktizierten Doppelbelegung die Anzahl der Betten getrost mit 2 mul- tiplizieren kann, ist der Personal- schlüssel mit 1 200 Angestellen, dar- unter 188 Ärzten und 125 approbier- ten Praktikanten, geradezu ideal.

Denn wie überall in Südostasien übernehmen auch hier die Verwand- ten die Verköstigung und Körper- pflege der Patienten.

Vom Zustand der kärglich aus- gerüsteten, aber sauberen Räumlich- keiten ganz abgesehen, fehlt es an Apparaten und Geräten aller Art (es gibt nur ein funktionierendes Ultra- schallgerät!), an Narkosemitteln, OP-Nadeln, Infusionsbestecken und vor allem an Medikamenten wie An- tibiotika und Insulin. Letztere wur- den zur absoluten Mangelware, seit

die Lieferungen aus dem ehemaligen Ostblock schlagartig versiegten. Den abgegriffenen und angerosteten In- kubatoren ist nur noch eine kurze Lebensdauer vorauszusagen — und das in einem Land mit hoher Frühge- burtenziffer

„Zwar haben wir noch kein Aids, aber ein allgemein sehr niedriges Ge- sundheitsniveau", bemerkt der Kran- kenhausdirektor, Professor The, vol- ler Bitterkeit. Auf unserem Rund- gang werden uns die häufigsten Er- krankungen gezeigt. Tuberkulose und Malaria stehen an erster Stelle, gefolgt von Hepatitis, Dengue-Fie- ber, Magenkarzinom, primärem Le- berkarzinom. Die Häufigkeit des Muttermundkarzinoms soll eine Fol- ge der Dioxin-Besprühung des Ho- Chi-Minh-Pfades sein, der nur 50 Ki- lometer westlich von Hue an der Grenze zu Laos verlief. Ein besonde- rer Typ von Diabetes, angeblich auf- grund von Proteinmangel, ist wegen fehlender Anti-Diabetika fast nicht behandelbar.

Da der Staat neuerdings nur sehr wenig der Gesamtkosten finan- ziert, der Tagessatz der Patienten nur Pfennige erbringt und selbst eine große Operation nicht mehr als 25 DM kostet — Arme zahlen noch we- niger —, ist man dazu übergegangen, durch Herstellung von Seren und vor allem von traditionellen Medikamen- ten das Budget aufzubessern. Aber all diese Bemühungen reichen nicht aus, um dringend benötigte ausländi- sche Geräte und Medikamente zu kaufen. Angesichts dieser Not haben sich Ärzte zusammengetan und einen Verein zur konkreten Projekthilfe gegründet. Eva Brossmer

(Geld- und Sachspenden erbittet der Verein „Die Brücke e.V", Hilft für das Zentral-Krankenhaus in Hui, Kurt-Linde- mann-Straße 21, 69151 Neckargemünd, Konto-Nr. 106 350 674, Postgiroamt Lud- wigshafen, BLZ 545 100 67).

Krankenhäuser in Vietnam

„Ein sehr niedriges Gesundheitsniveau"

Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 50, 17. Dezember 1993 (27) A1-3363

Referenzen

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