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Archiv "100. Deutscher Ärztetag vom 27. bis 31. Mai in Eisenach: Öffentliche Einladung An die Ärztinnen und Ärzte in Deutschland" (14.02.1997)

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Sehr verehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege, der 100. Deutsche Ärztetag wird vom 27. bis zum 31. Mai 1997 in Eisenach stattfinden. Die geschichtsträchtige Wartburgstadt wurde als Tagungsort für diesen Ju- biläumsärztetag gewählt, weil sich hier die Delegierten der ärztlichen Vereinigungen Deutschlands seit der Einberufung des 1. Deutschen Ärztetages für den 17. September 1873 nach Wiesbaden nach der staat- lichen Einigung und der Bildung des Deutschen Reiches nach dem Krie- ge von 1870/71 in den Jahren 1874 bis 1926 insgesamt dreizehnmal ver- sammelt haben.

Schon seit den frühen Anfän- gen wurde eine Mitwirkung der Ärz- teschaft bei der Entscheidung über wichtige Fragen des Gesundheitswe- sens auf gesetzlicher Grundlage wie- derholt gefordert. Eine ärztliche Selbstverwaltung heutiger Prägung ist allerdings erst nach dem Zusam- menbruch der nationalsozialisti- schen Gewaltherrschaft in den Jah- ren 1946 bis 1961 in den westlichen Bundesländern und nach dem Ende der SED-Diktatur 1990 auch in den östlichen Bundesländern entstan- den. Nach einer Pause von 1932 bis 1947 fanden seit 1948 wieder regel- mäßig Deutsche Ärztetage statt. Im Frühjahr 1991 konnten dann erst- mals in Hamburg 250 Delegierte als gewählte Repräsentanten von da- mals fast 300 000 Ärztinnen und Ärzten aus allen deutschen Ärzte- kammern als Körperschaften öffent- lichen Rechts zum 94. Deutschen Ärztetag zusammentreten.

Aus Anlaß des 100. Deutschen Ärztetages wird auf Initiative des Vorstandes der Bundesärztekam- mer ein umfassendes, wissenschaft- lich fundiertes Werk über die Ge- schichte der ärztlichen Selbstverwal-

tung erscheinen. Aus dem Rück- blick auf die historischen Wurzeln und die in über hundert Jahren auf die Ärzteschaft und ihre Selbstver- waltung einwirkenden unterschied- lichen Einflüsse können und sollen Konsequenzen für die Zukunft ab- geleitet werden. Kontinuität und Wandel der Aufgaben des einzelnen Arztes und seiner Selbstverwaltung werden so erkennbar.

Über das Gedenken an die wechselvolle deutsche Vergangen- heit seit 1873 – und damit auch an

die Geschichte Deutscher Ärztetage – hinaus wird sich der 100. Deutsche Ärztetag mit der Gestaltung der Ge- sundheits- und Sozialpolitik in der Zukunft befassen. Die Sicherung von Leistungsfähigkeit und Finan- zierbarkeit unseres freiheitlichen, beitragsfinanzierten und selbstver- walteten Gesundheitssystems auch unter veränderten politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingun- gen steht dabei im Vordergrund.

Berücksichtigt werden müssen die Folgen der demographischen Verän- derungen mit einer weiterhin star- ken Zunahme der Zahl älterer Men- schen infolge der auch durch die Fortschritte der Medizin steigenden Lebenserwartung. Beraten werden müssen ferner die sich aus – früher undenkbaren – wissenschaftlichen

und technischen Möglichkeiten, ins- besondere am Anfang und am Ende menschlichen Lebens, ergebenden ethischen Fragen. Sie werden das Selbstverständnis und die Arbeits- bedingungen der Ärztinnen und Ärzte in Zukunft ebenso prägen wie faszinierende neue elektronische In- formationstechniken und verbesser- te Auswertung und Nutzung welt- weit zu erhebender Daten. Die dar- aus resultierenden Fragen werden unter dem Tagesordnungspunkt

„Medizinethik in einer offenen Ge- sellschaft“ ebenso erörtert werden wie aktuelle Fragen beispielsweise aufgrund der Diskussion um ein Transplantationsgesetz. Namhafte Referenten werden die ethischen Aspekte ärztlichen Handelns in ei- ner Gesellschaft zunehmender Indi- vidualisierung darstellen.

Nach einer gründlichen Über- arbeitung der (Muster-)Weiterbil- dungsordnung auf dem 95. Deut- schen Ärztetag 1992 wird sich der 100. Deutsche Ärztetag mit dem Teil- bereich einer Regelung der Haus- arzt-/Facharztproblematik auseinan- derzusetzen haben, insbesondere zur künftigen Gestaltung einer realisier- baren Weiterbildung zum Allgemein- arzt. Von großer Bedeutung für die ärztliche Berufsausübung werden ferner die Beschlüsse zur Novellie- rung der (Muster-)Berufsordnung sein, die wegen der veränderten Rah- menbedingungen weiterentwickelt werden muß, um den Anforderungen der Zeit nach der Jahrtausendwende gerecht zu werden.

Für wirtschaftliche Versor- gungsstrukturen in Krankenhaus und Praxis hat neben einer besseren Integration zwischen diesen beiden großen ärztlichen Tätigkeitsberei- chen auch die Qualitätssicherung in der Medizin zunehmende Bedeu- tung. Es ist deshalb nur folgerichtig, wenn sich die Gesundheitsminister- A-347

P O L I T I K DEUTSCHER ÄRZTETAG

Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 7, 14. Februar 1997 (15)

100. Deutscher Ärztetag vom 27. bis 31. Mai in Eisenach

Öffentliche Einladung

An die Ärztinnen und Ärzte in Deutschland

110000..

DDeeuuttsscchheerr AArrzztteettaagg EEiisseennaacchh 11999977

.. ..

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konferenz der Länder im November 1996 in Cottbus in einer Entschlie- ßung mit dem Titel „Gewährleistung und systematische Weiterentwicklung der Qualität im Gesundheitswesen“

geäußert und für die Weiterentwick- lung der ärztlichen Versorgung unter anderem gefordert hat: „Die wissen- schaftlich-medizinischen Fachgesell- schaften werden ebenso wie die Fachverbände der Pflege- und medizi- nischen Fachberufe gebeten, konsens- fähige Standards und Leitlinien (ins- besondere zur Indikationsstellung), wissenschaftlich begründete Quali- tätsindikatoren und Qualitätskriterien zu deren Bewertung in methodisch an- gemessener Form zu erarbeiten sowie eine den Effektivitätsanforderungen gerecht werdende Darstellung und Implementierungsstrategie zu ent- wickeln. Vertreter von Patientinnen und Patienten (zum Beispiel aus dem Kreis der Selbsthilfegruppen) sollten mit einbezogen werden.“

Ein großer politischer Anspruch und eine Aufforderung an die Ärzte- schaft sind damit formuliert. Medizi- nisch-wissenschaftliche Fachgesell- schaften müssen sich gemeinsam mit den ärztlichen Selbstverwaltungskör- perschaften um medizinisch-wissen- schaftliche Leitlinien und Entschei- dungshilfen für den täglichen Ge- brauch in Praxis und Klinik bemühen.

Gleichzeitig ist aber zu beachten, was unter den im Sozialgesetzbuch V festgelegten Kriterien „notwendig, zweckmäßig und ausreichend“ nicht wirtschaftlich zu erbringen ist und des- halb nicht oder nicht mehr von der So- lidargemeinschaft der Beitragszahler der gesetzlichen Krankenkassen be- zahlt werden kann. Umgekehrt sind wissenschaftlich begründete Leitlini- en gegenüber der Politik zu nutzen, um klarzumachen, daß eine vernünfti- ge, sachgerechte Versorgung nicht mehr durchführbar ist, wenn nicht dafür gesorgt wird, daß auf Dauer mehr Geld in das Gesundheitswesen fließen kann. Wegen der gerade 1997 weiter intensivierten Bemühungen des Bundesministers für Gesundheit und des Deutschen Bundestages, trag- fähige, den veränderten Bedingungen entsprechende gesetzliche Grundla- gen für die gesetzliche Krankenversi- cherung zu schaffen, wird es von großer Bedeutung sein, ob es der Ärz-

teschaft gelingt, dafür eine möglichst geschlossene ärztliche Argumentati- on, die sich an der Entwicklung der Medizin und den sich daraus ableiten- den Erfordernissen für die Patienten- versorgung orientiert, in den politi- schen Meinungbildungs- und Ent- scheidungsprozeß einzubringen.

Der vor allem zukunftsweisen- den Bedeutung des 100. Deutschen Ärztetages entsprechend hat der Bundespräsident, Professor Dr. Ro-

man Herzog, seine Teilnahme an der Eröffnungsveranstaltung am 27. Mai 1997 vorgesehen, wo er sich in einer Grußansprache an die Teilnehmerin- nen und Teilnehmer wenden wird. In den Arbeitssitzungen der folgenden Tage müssen die 250 Delegierten da- zu beitragen, unter Rückstellung vie- ler noch so verständlicher Partikular- interessen eine gemeinsame ärztliche Argumentation im Interesse der Pati- enten zu bekräftigen und die ebenso zahlreichen wie vielfältigen Probleme zu lösen. Unter Wahrung der Belange der Allgemeinheit sind berufliche Unabhängigkeit und ärztliche Ent- scheidungsfreiheit frei von staatlicher und administrativer fachfremder Be- vormundung zu sichern.

Die Landesärztekammer Thürin- gen hat ein interessantes, abwechs- lungsreiches Rahmenprogramm zu- sammengestellt, das den Delegierten und Gästen des 100. Deutschen Ärz- tetages nach den Beratungen die Möglichkeit gibt, sowohl die Sehens- würdigkeiten in Eisenach und in der schönen Landschaft Thüringens ken- nenzulernen oder neu zu entdecken, als auch manche Gedanken und Er- fahrungen zu vielen uns in Deutsch- land und Europa bewegenden Fragen zu erörtern.

Die Ärztinnen und Ärzte in Deutschland lade ich daher zu diesem 100. Deutschen Ärztetag in der insge- samt 124jährigen Geschichte Deut- scher Ärztetage ein, nach Eisenach zu kommen und durch ihre Teilnahme an den Beratungen der Delegierten und der Vertreter ärztlicher Organisa- tionen und Verbände die Geschlos- senheit und den Willen der deutschen Ärzteschaft zu dokumentieren, die Leistungsfähigkeit unserer sozialen Sicherungssysteme und damit auch Frieden und Freiheit in Deutschland und Europa über die Jahrtausend- wende hinaus zu wahren.

In der Hoffnung, viele von Ihnen in Eisenach zu treffen, bin ich mit freundlichen Grüßen

Ihr

(Dr. med. Karsten Vilmar)

Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages A-348

P O L I T I K DEUTSCHER ÄRZTETAG

(16) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 7, 14. Februar 1997

100. Deutscher Ärztetag in Eisenach

Festliche Eröffnungsveranstaltung aus Anlaß des Jubiläumsärztetages Dienstag, 27. Mai 1996, 15.00 Uhr, Georgenkirche, Markt, Eisenach 1. Festansprachen

2. Totenehrung

3. Verleihung der Paracelsus-Me- daille der deutschen Ärzteschaft 4. Nationalhymne

Im Anschluß an die Eröffnungsver- anstaltung laden der Ministerpräsi- dent des Landes Thüringen, die Lan- desärztekammer Thüringen und die Bundesärztekammer gemeinsam zu einem Empfang auf die Wartburg ein.

Programm

c Bustransfer zur Wartburg

c Aufstieg zur Burg, begleitet von konzertanten Jagdhornbläsern c Kulinarische Spezialitäten aus

Thüringen

c Reise in die Vergangenheit mit der Gruppe „In Extremo“ und ihrer Interpretation mittelalterlicher Spielmanns- und Gaukelkunst, Scherbentanz, Akrobatik und dem Versprechen, „das Volk in Ver- zückung zu versetzen“.

c Besichtigung der reformationsge- schichtlichen Ausstellung mit der authentischen Lutherstube, dem Südturm mit dem Burgverlies und dem Ritterbad.

c Mittelalterliche Druckerstube mit der Möglichkeit, seine individuel- le, aber offizielle Gedenkmedaille zum 100. Deutschen Ärztetag zu prägen.

c Angebot von typischen Wartburg- Souvenirs mit Hotel-Zustellungs- service

Tagesordnung und Rahmenveran- staltungen stehen hinten im Heft, Rubrik „Bekanntgaben“

Referenzen

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