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(1)

Edgar Berent

Dorpat : ein Führer durch die mittelalterliche und heutige Stadt

Dorpat : [s.n.]

1927

(2)

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(3)

DORPAT

Ein F ü h r e r d u r c h die m i t t e l a l t e r l i c h e u n d h e u t i g e S t a d t

Von

EDGAR BERENT O b e r l e h r e r d e r G e s c h i c h t e

D O R P A T 1 9 2 7

(4)

DORPAT

Ein F ü h r e r d u r c h d i e m i t t e l a l t e r l i c h e u n d h e u t i g e S t a d t

t ^ i

Von E D G A R B E R E N T O b e r l e h r e r d e r G e s c h i c h t e

D orpat 1927

(5)

Zof.A

TARTU OLIKOOLI

r a a m a t u k o o u

2>i 1 8 L

D ruck von C. M attiesen» D orpat.

(6)

I.

R eiche n eolithische Funde, h au p tsäc h lic h sa u b er b e a rb e ite te Steinbeile, bew eisen, dass die Um gegend d e r heutigen S ta d t D o rp a t schon in v orgeschichtlicher Z eit bew ohnt war. W er diese U rsied ler d es E m bach­

tals gewesen sind, lä sst sich h eu te n ic h t m eh r m it S icher­

h e it feststellen . Teilweise ist m an d e r A nsicht, d ass wir es h ie r m it dem germ anischen V olke d e r A estier zu tun haben, ü b er w elche d e r röm ische G esc h ic h tssc h re ib er T acitus b eric h tet. D iese M einung fin d et eine w issen­

schaftliche B ekräftigung d u rch die U n tersuchungen P rof.

L. M asings, w elcher d as russische W ort „Hy4b“ auf den gotischen Stam m „th iu d a “, was Volk b ed e u te t, zu rü ck ­ fü h rt. „Hy^cKoe oaepo“ b e d e u te t nach d ie ser E rklärung, d e u tsc h e r See. ' E rst zur Zeit d e r V ölkerw anderung (375) d ü rfte n diese germ anischen U reinw ohner m it d en von O ste n h era n zie h en d e n ugrisch-finnischen Stäm m en in einen e rb itte rte n K am pf g etre ten und allm ählich auf­

g erieben w orden sein. — A ndere G eleh rte glauben, auf archäologische Funde gestü tzt, nachw eisen zu können, dass finnische Stäm m e schon lange vor d e r V ölkerw an­

d erung am baltisch en M eere se ssh aft gewesen sind. — F ür die E sten sind die E m bachufer jedenfalls schon in ä lte s te r Zeit von grösser B edeutung gewesen und ste h en d ieselben in en g ster V erbindung m it ih re r M y­

thologie. H ier w urden dem G o tte T ara O p fe r g eb ra ch t und d e r G o tt d e r D ich tk u n st W anem uine sang h ie r seine h erzerg reifen d en Lieder. N ich t u n b ere ch tig t b ezeich n et d a h e r E ck ard t d en heutigen D om berg als O lym p d e r Esten. — D erselbe Berg d ien te auch als F estung — ein B alkenzaun un d “ein Erdwall um gaben die A nhöhe, welche im Falle ein er feindlichen Invasion G reisen, F rauen u n d K indern ein en sicheren Z uflu ch tso rt bot.

Im Jahre 1030 tr itt diese alte E stenburg das e rste M al in d as Licht d e r G eschichte. D er ru ssisc h e G ross­

fü rs t Jaroslaw d e r W eise u n ternim m t einen K riegszug gegen die Esten, b esieg t sie u n d g rü n d e t am U fer des Em bachs einen „G rad Jurjew “. Seinen N achfolgern ab e r

(7)

war es n ic h t vergönnt, sich im L ande zu halfen. Schon 1061 gelingt es d en Esten, die slavischen E roberer zu v ertreib en u n d das Land w iederzugew innen. D iese N ach­

rich ten stam m en aus alten novgoroder u n d p le sk au e r C hroniken ; da die E sten se lb st dam als noch kein S ch rift­

tum besassen, so verschw inden die w eiteren geschicht­

lichen V orgänge w ieder im D unkel. — E ck ard t m eint, d ass die E sten die R ussen m it d en T ataren iden tifiziert h ä tte n u n d d a h e r den „G rad Jurjew “ „T artulinn“, das h e isst T a ta re n sta d t genannt h ä tte n . A n d erseits e rsc h ein t die A bleitung d es N am ens T artu von d e r alten O p fe r­

s tä tte d es Gottes. T ara auch berech tig t. — E rst aus dem A nfänge des XIII. Ja h rh u n d e rts b esitz en wir w ieder schriftliche A ufzeichnungen ü b e r das E m bachtal und seine Bew ohner, wir v erd an k en d ieselben unserem ä lte ­ ste n C hronisten, H einrich dem L etten, D eutsche K rieger u n d K aufleute h a tte n im L ande d e r Liven feste n Fuss gefasst, 1201 h a tte Bischof A lb ert die S ta d t Riga u n d gleich d arau f m it G enehm igung des P a p ste s Innozenz IIL den S ch w ertb rü d ero rd e n gegründet. Bald (1212) war auch T artu von den D eutschen b esetzt, doch verloren sie es w ährend des E ste n au fsta n d es 1223 w ieder un d w aren gezwungen, es nochm als zu stürm en. Das war keine leich te Aufgabe, d en n in d e r Burg befan d en sich diesm al n ic h t n u r estn isch e S treiter, so n d e rn auch ein ru ssisch es H ilfsheer u n te r dem F ü rsten W jäczko. D er O rd e n sm e iste r V olquin se lb st le ite te die Belagerung.

Im XXVIIL A b sch n itt seiner C hronik sc h re ib t H einrich : M an zim m erte hölzerne Türm e, um u n te r ihrem S chutze die M auern zu u n terg rab en , warf Pfeile, Steine, glü­

h e n d e E isenstücke u n d F eu ertöpfe in die Feste, sch liess­

lich fo rd e rte m an die Ü bergabe des Schlosses gegen freien A bzug m it H ab u n d G ut, je d o ch vergebens. Da w urde d e r S turm beschlossen u n d nach abg eh alten er M esse begann d e r allgem eine Angriff. Johann von A pel- dern erstieg als e rste r die M auer, 'h in te r ihm h e r die übrigen R itte r. Im fu rc h tb a re n B lutbade w urde alles niedergem acht, auch W jäczko fiel im K am pfe. A usser einigen W eibern un d K indern liess m an n u r einem M anne d as Leben, gab ihm ein gutes P fe rd und schickte ihn nach N ovgorod, dam it er den Seinigen d as S chicksal d e r R ussen m elden könne. Die D eutschen a b e r feier­

te n ein grosses S iegesfest, bei dem die Flam m en d er b ren n e n d en B auten die le tzte O p fe rstä tte des H eid en ­ tum s b eleu ch teten . — D er B ru d er A lberts, Bischof H er­

m ann, siedelte b ald d ara u f n ach D orpat ü b e r un d aus d en Trüm m ern d e r alten R u ssen feste erw uchs allm äh- 4

(8)

lieh eine m ächtige Burg. Seinen B ischofssitz schm ückte H erm ann d u rch eine K irche, die nach m ehrfachen Um­

b au ten zur g rössten K ath ed rale im L ande w erden sollte.

Die m a jestätisch e R uine sp ric h t noch h eu te von ih re r einstigen P ra c h t. — Von Jah r zu Jahr gewinnt nun das Bistum u n d die S tad t, w elche n ach u n d nach am Fusse des D om bergs e n tsta n d e n war, an A usdehnung und B edeutung — die G lanzzeit D orpats b ric h t an. H in te r den ste in e rn e n M auern und festen Türm en, w elche die S ta d t um geben, en tfa lte t sich ein frisches Leben. D o rp at tr itt d e r H ansa bei. H an d e l un d G ew erbe nehm en einen k räftigen A ufschw ung u n d ziehen ein arb eitsam es B ür­

gertum gross. An d e r S pitze des aus den R a tsh e rre n b e steh e n d en stä d tisc h en S enats ste h en d rei B ürgerm ei­

ster. Die beid en G ilden, die V ereinigungen d e r K auf­

leute un d H andw erker h ab en ihre Ä lterm änner, die oft bestim m end auf die S tadtverw altung einw irken. A uch ste h t D o rp a t n e b s t Riga u n d R eval das R e c h t zu, V er­

tr e te r zu den L andtagen nach W alk zu en tsen d e n und sich som it an d e r L andespolitik zu beteiligen. — W enn wir h eu te u n se re Blicke vom Dome aus ü b er die fre u n d - '■ liehe G a rte n sta d t schweifen lassen, e rsc h ein t es uns n u r schw er glaublich, d ass an dem selben O rte ein st eine d ü ste re m ittelalterlich e F estung g estanden h ab en soll.

U nd doch ist dem so gewesen, und wir wollen uns nun, wenn auch in k urzen Zügen, m it d e r T opographie des alten D o rp ats b e k a n n t m achen.

IL

D as sta rk b e festig te B ischofsschloss befand sich auf dem k leineren Teile des D om berges, d o rt wo h eu te die S ternw arte ste h t. Von diesem Schlosse aus zog sich eine d u rch viele Türm e v e rstä rk te M auer um den ganzen südw estlichen Teil des D om berges. An d e r Stelle d er heutigen A lexanderbrücke sta n d ein gew altiger T orbau

— die D om pforte u n d w eiter in w estlicher R ichtung tra te n d e r „Kick in die K o c k 1) u n d d e r „lange H er­

m ann -) aus d e r M auer hervor, dann folgte d e r „russische Zwinger-5) und endlich d e r kleine T eufelsturm . U n ter dem S chutze d ie ser B efestigungen erhob sich die K ath ed rale m it ihren do p p elten , m an m eint an 220Fuss hohen, Türm en u n d n eben ihr die W ohnhäuser d e r D om herren. Die

1) b e i d e r K l i n i k für i n n e r e K r a n k h e i t e n . 2 b e i d e r C h i r u r g i s c h e n Klinik.

3) a n d e r S t e l l e d i e s e s R u n d t u r m e s i s t h e u t e e i n e r h ö h t e r A u s s i c h t s ­ p u n k t e r r i c h t e t .

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S ta d t se lb st war b ed e u te n d k lein er als heu te. W ir kön­

nen uns von d e r einstigen G rösse d e r S ta d t am leich­

te ste n ein richtiges Bild entw erfen, wenn wir die frü h e re F estungsm auer w eiter verfolgeti u n d som it einen S p azier­

gang um das m ittelalterliche D o rp at m achen. Vom Teu­

felsturm stieg die M auer zum St. Ja k o b sto r hinab, d ann ging sie, d u rch m eh rere Türm e v erstä rk t, w eiter in d er R ichtung d e r heutigen B otanischen S tra sse zum Em bach, um beim P ulv ertu rm zu enden. Da die U fer des Em­

bach s dam als sum pfig waren, so tr a t die M auer nicht bis an den Fluss heran, so n d e rn bog un g efäh r b ei d er jetzigen T urnhalle, wo sich das ru ssisch e Tor befand, ein und zog sich d ann ü b e r den heutigen P olizeiplatz zum R a th a u sp latz, wo sich die grosse d eu tsch e P fo rte b efand u n d d ann w eiter zum h eutigen K aufhof. D ort sta n d w iederum ein gew altiger E ckturm , die M auer b e ­ schrieb einen fast geraden W inkel, k reu zte die heutige P ro m e n ad e n strasse, wo sich die R igische P fo rte befand, un d hob sich d ann zum D om berg und B ischofsschloss

em por. — >

Bis an den A nfang des 15. Ja h rh u n d e rts sah D orpat keinen F eind vor seinen Toren, d e r seine Existenz ge­

fä h rd e t h ätte, d an n ab e r b rec h en unru h ig ere Zeiten an un d D o rp at wird häufig d e r S chauplatz e rb itte rte r K äm pfe. — »1524 lo d e rt das von L u th er zu W ittenberg en tzü n d e te F euer auch in D o rp at in hellen Flam m en".

Ein A nhänger T hom as M ünzers, d e r schw äbische K ürsch­

n e r M elchior H ofm ann ist d e r erste , d e r die neue Lehre in D o rp at p red ig t un d ih r A nhänger gewinnt. D er b e­

g eisterte R e d n e r eife rt gegen das P a p sttu m u n d das w eltliche R egim ent d e r Pfaffen, ja er h ä lt den geistlichen S tan d ü b e rh a u p t für überflüssig. D er allgem eine Tau­

mel erg reift auch den R at, d e r vergeblich au fg e fo rd ert wird, sich dem n euen W esen zu w idersetzen. Die e r­

h itzten S charen stürm en schliesslich die katholischen K irchen und K löster d e r S ta d t; B ilder und R eliquien w erden als röm isches G räuel ze rtrü m m ert u n d ihre Ü b er­

bleibsel zu r E rbauung aller evangelischer C hristen öffent­

lich v erb ran n t. — Um w eitere G ew alttaten zu verm eiden, wird Hoffm ann aus d e r S ta d t verwiesen, un d d e r w ür­

dige T egetm eler, d e r R efo rm ato r von Riga, zu einem Be­

suche eingeladen. Einen ganzen M onat lang p red ig t T egetm eier nun fast täglich in d e r St* Johanniskirche u n d b eg rü n d e t w ährend sein er A nw esenheit ein neues, festg e o rd n ete s K irchenw esen. Zwischen dem R a t un d d e r katholischen G eistlichkeit wird ein K om prom iss ab ­ geschlossen: die K irchen d e r S ta d t w erden d en Evan- 6

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gelischen zugewiesen, die K löster b leib en aufgelöst, die K ath e d rale ab e r v erb le ib t den D om herren zur A b­

haltu n g ih res G o tte sd ie n stes.

Die E inführung d e r R eform ation zog also grosse Umwälzungen im gesam ten K irchenw esen d e r S ta d t nach sich. Das räum lich so kleine D o rp a t wies im A usgange des M ittelalte rs eine seh r ansehnliche Zahl von K irchen un d K löstern auf, von d enen je d o ch die m eisten d u rch den B ildersturm un d den b ald d ara u f folgenden grossen R ussenkrieg in V erfall gerieten. Um die Entw ickelung und die sp ä te re n S chicksale d e r D o rp a te r K irchen und K löster n ä h e r zu verfolgen, w erden wir in m ancher H in­

sich t u n se re r g eschichtlichen S childerung etwas vor­

greifen m üssen, hoffentlich wird die allgem eine Ü b er­

sich tlich k eit d a ru n te r n ic h t leiden. B eginnen wir m it d e r D om ruine, w elche noch h e u te ein h errlic h es D enk­

mal m ittelalterlic h er B au k u n st d a rste llt. D er S pitzbogen m it dem , im G egensatz zum rom anischen R undbogen, die schlanken hochgezogenen B auglieder oben abschliessen, die hohen P feiler, w elche zur V erstä rk u n g d e r das G e­

wölbe trag en d en M auern dienen un d das ste in e rn e O rn a m e n t d e r F enster, M assw erk gen an n t — alle diese ch a ra k te ristisc h e n M erkm ale d e r G otik lassen sich noch h eu te an u n se re r, von.. Bischof H erm ann um das Jahr , 1225 gegrü n d eten u n d sp ä te r m ehrfach um gebauten D om kirche d eutlich erkennen. N ach d e r E roberung D o rp ats d u rch die R ussen im Jahre 1558 verfiel die K irche allm ählich, u n d am 23. Juli 1624 gingen noch die le tzten R este des G ebälkes in Flam m en auf — ein von lustigen B urschen angezündetes Johannifeuer h a tte die K irche in B rand gesteckt. Bei d e r dam aligen A rm ut d e r S ta d t w ar an eine W ied erh erstellu n g d es stolzen Baues n ic h t zu denken, un d W ind u n d W e tte r setzten das begonnene Z erstörungsw erk u n g eh in d ert fort. N ur d e r östliche Teil d e r D om ruine w urde s p ä te r au sg eb au t u n d d o rt b efindet sich seit dem A nfang des 19. Ja h r­

h u n d e rts die U niversitätsbibliothek, in d ere n B esitz sich n ic h t n u r eine ungem ein grosse Zahl w issenschaftlicher W erke, so n d ern auch m anche wertvolle H a n d sc h rift b e­

findet. — Um die einstigen K irchen und K löster D orpats w eiter zu verfolgen, verlassen wir nun den D om berg in d e r R ichtung zu r Ja k o b strasse . Dort, wo sich h eu te die B reit- und Jak o b strasse k reu z en (H aus Nr. 32), sta n d im M ittelalte r das St. K atharin en -N o n n en k lo ster, w elches baulich m it d e r St. Jakobskirche (jetzt H aus N r. 34) ver­

bu n d en war. D ieses K loster w ar m utm asslich um das Ende des 13. Ja h rh u n d e rts g egründet w orden und trug, da n u r

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adelige Jungfrauen A ufnahm e fanden, einen d u rch au s aristo k ra tisc h e n C h a ra k te r. — N ach d e r R eform ation un d b eso n d ers m it dem Einzüge d e r R u ssen 1558 ge­

rieten K loster un d K irche allm ählich in V erfall un d 1625 w urden die n u r noch teilw eise e rh a lten e n M auern von den Schw eden abgetragen. N ach T echelfer h in a u s fü h rte die Jakobspforte, je n seits d e r M auer, gleich h in te r d e r P forte, lag d e r K losterkirchhof. — Um uns nu n auch m it den an d e ren untergegangenen K löstern D orpats b e­

k anntzum achen, gehen wir die B reitstrasse h in u n te r in d e r R ichtung zum Em bach. Links in den G ärten finden sich noch h e u te B odenerhebungen, w elche die R ichtung d es einstigen S tad tm au e rz u g es d eutlich v er­

raten . Beim ro ten Ziegelgebäude d e r T urnhalle (H aus Nr. 37), m achen wir h alt — hier sta n d ein st die K irche zum H eiligen G eist m it ih ren zahlreichen N ebengebäuden.

D iese K irche u n d das dam it v erb u n d en e H ospital war eine dem R ate u n te rstellte m ilde Stiftung, an w elcher eine G enossenschaft von B rü d ern und S chw estern K ranke pflegte und o bdachlose W an d erer sp e iste und b e h e r­

bergte. 1582 verw andelten die dam aligen H erren d er S tad t, die P olen, die K irche zu einem S peicher, w elcher m eh rere Ja h rh u n d e rte als stä d tisc h es P roviantm agazin (d ah e r d e r N am e M agazinstrasse) g ed ien t hat. W ährend des N ordischen K rieges h a tte d e r S p eicher sta rk gelitten, ab e r e rs t 1890 w urde e r endgültig abgetragen, um d e r T urnhalle P latz zu m achen. — Zwischen d e r B reit- und M ö n ch strasse befan d en sich frü h e r noch drei K löster, sie lagen alle h a r t an d e r S tad tm au er, von d e r bis auf h eu te noch h in te r d e r T urnhalle ein an sch au lich er Teil erh a lten ist, die V o rd e rfro n t aller d ieser K losterkirchen war ansch ein en d d e r heutigen M agazinstrasse zugekehrt.

N eben d e r K irche zum H eiligen G eist lag das b ü rg er­

liche N onn en k lo ster St. Clara, und w eiter zur M önch­

stra sse das K loster und die K irche d e r F ranziskaner.

W äh ren d des B ildersturm es w urden die M önche und die N onnen v ertrie b en und das F ran zisk an erk lo ster sp ä te r in einen K alkofen um gew andelt, w odurch die M auern n atü rlich rasc h zerfielen. An d e r Ecke d e r M agazin- und M ö nchstrasse, wo h eu te die ru ssisc h e K irche steh t, sta n d die langgestreckte H allenkirche und das K loster d e r D om inikaner. A uch dieses K loster v er­

fiel b ald nach dem B ilderstürm e, n u r einzelne M auern h a tte n sich bis an d as Ende des 18. Ja h rh u n d e rts e r ­ h alten . D arauf w urde auf dem P latze d e r einstigen K losterkirche die ru ssisch e M ariae H im m elfahrtskirche erb a u t, w elche je d o ch 1775 w ährend des grossen B ran-

(12)

d es fast ganz vern ich tet, e rs t 1782 in d e r h eutigen b y ­ zantinischen Form zu r V ollendung gelangte. — Auch d e r sta ttlich e gotische Bau d e r noch e rh a lten e n St. Jo­

han n isk irch e in d e r U itte rstra sse stam m t aus dem An­

fänge d es 13. Ja h rh u n d e rts. Die K irche is t ab e r m an­

chen Z erstörungen u n d d ad u rc h veran lassten U m bauten unterw orfen w orden. Im W esten e rh e b t sich ein m assiger T urm von 615 M eter H öhe. Die W e stfro n t und d e r Turm weisen reichen S k u lp tu ren sch m u ck auf. Im G iebel ü b e r dem H a u p tp o rta l befinden sich fünfzehn Figuren, sie stellen C hristus, Joseph, M aria un d die 12 A postel m it P e tru s u n d P au lu s b eginnend dar. Die drei o b er­

ste n Figuren am Turm e stellen einen Bischof, verm utlich den E rb au er d e r K irche, und zwei S ch u tzp atro n e dar.

Die m annigfache K riegsnot, die das alte D o rp at heim ­ g esucht h at, h a t auch die St. Johan n isk irch e sta rk m it­

genom m en un d zu Zeiten h a t sie ganz in Trüm m ern gelegen. Wie fu rc h tb a r das F euer in d e r K irche gew ütet h at, das zeigen die Innenm auern des Turm es noch heu te auf das d e u tlic h ste : die Ziegel sind von d e r an ihnen wie in einem O fen em p o rlo d ern d en G lut völlig g lasiert w orden und sta rk e R isse in dem M auerw erk sind wohl auch zum Teil h ierauf zurü ck zu fü h ren . D er Turm h a t bei dem W iederaufbau n ach 1708 seine einstige H öhe n icht m ehr erreich t. — A uf dem P latze, wo sich h eu te das U niv ersitätsg eb äu d e erh e b t, sta n d im M ittelalter die St. M arienkirche, d as noch erh a lten e K irchensiegel tra g t die Ja h reszah l 1224. A uch diese K irche h a tte u n te r dem B ildersturm und den darauffolgenden K riegen schwer gelitten. N ach d e r Z erstörung D orpats d u rch die R ussen im Jahre 1708 verfiel die K irche ganz und 1770 m u ssten die M auern zum grössten Teil abgetragen w erden. Als Zar A lexander I 1804 auf d erse lb en Stelle d a s neue U niv ersitätsg eb äu d e errich ten Hess, fü h rte m an die G rä b er u n d die G ebeine d es um die K irche b ele- genen M arienfriedhofes in den W allgraben ü b er (unweit d e r heutigen A lexanderbrücke) u n d e rric h te te auf dem M assengrabe ein b esch e id en e s Denkm al, w elches die In sch rift trä g t: „H ier ru h en die G ebeine v ersc h ied e n er V ölker. D orpat begrub sie vom XIII. bis XVIII Ja h r­

h u n d e rt b ei St. M arien. Auf ih ren G rä b ern gründete A lexander I. den n euen W ohnsitz d e r M usen. M an w eihte ihn en d iesen O rt d e r R uhe. Juni MDCCCVI (1806)“.

D er Bau d e r h eutigen St. M arienkirche an d e r P e p le rstra sse is t im Jahre 1842 vollendet worden.

9

(13)

III.

Im Jahre. 1558 begann d e r grosse R ussenkrieg, d e r die M acht des d eu tsch e n O rd e n s in Livland fü r im m er vernichtete. Z ar Iwan d e r S chreckliche, d e r die Hvlän- d ischen V erh ältn isse ste ts m it A ufm erksam keit verfolgt u n d schon lange n ach einem V erw ände zum k riegeri­

schen Einfall in d a s d u rch in n ere Zw istigkeiten ge­

schw ächte Land gesu ch t h atte, nahm 1558 an d e r N ich t­

einhaltung ein er Zahlung V eran lassu n g zu ein er sofor­

tigen K riegserklärung. Ein aus R u ssen u n d T ataren b esteh e n d es, von dem grausam en Schig Aley befehligtes H e e r überschw em m te u n te r den g rössten G re u eltate n d as Bistum D orpat. Z ahlreiche Bew ohner des L andes h a tte n in n erh alb d e r M auern D o rp a ts R e ttu n g gesucht, viele T ausende aber, die n ic h t m eh r in die S ta d t h in ­ eingelassen w urden, lagen au sserh alb in den S tad tg räb en , wo sie teils erfro ren und v erhungerten, teils von den herum schw eifenden R u ssen n ied erg em ach t w urden.

Einige M onate d ara u f w urde die S ta d t völlig einge­

schlossen u n d die B elagerung begann. An d au e rn d en W id erstan d war n ic h t zu denken, d a es d e r B esatzung an V o rräten feh lte un d die F estungsw erke teilweise in s e h r baufälligem Z u stan d e w aren. Am 19. Juli 1558 k a p itu lie rte die S ta d t u n d d e r ru ssisc h e B efehlshaber F ü rst S chuisky h ie lt seinen feierlichen Einzug. D er le tzte Bischof von D orpat, H erm ann W esel, w urde m it vielen an d e ren B ürgern n ach R u sslan d v ersc h lep p t u n d is t d o rt gestorben. Das Bistum löste sich auf. Ein m isslungener V ersuch, den zwei livländische Edelleute, T aube u n d K ruse m achten, um den R ussen D o rp at d urch einen H an d stre ich zu G unsten des Königs von P o len zu entreissen, e rz ü rn te die ru ssisc h e B esatzung derm assen, d ass diese ein fu rc h tb a re s B lutbad u n te r den unschuldigen B ürgern d e r S ta d t an ric h tete, w elches viele Tage d au e rte. — E rst das Ja h r 1582 b ra c h te d en e rse h n ­ te n F rieden — nach 24 jährigem B esitz w urde D o rp at von den R ussen geräum t u n d wie ganz Livland den P olen übergeben.

Bei d e r Ü bergabe d es h alb z e rstö rte n D o rp ats in polnische H ände, w urde die St. M arien k irch e d en P ro ­ te sta n te n abgenom m en und w iederum den K atholiken zugewiesen. Bald fassen die Jesu iten feste n Fuss in d er S ta d t un d beginnen die lu th e risch e n G eistlichen zu v er­

folgen. — Die alten H andelsw ege w aren z e rstö rt und vergessen, neue V erbindungen anzu k n ü p fen erlau b te die m it K riegssorgen erfü llte Zeit nicht. H ändel d e r 10

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u n erfre u lic h ste n A rt sind die einzigen Lebenszeichen, welche D o rp a t w ährend d ieser trau rig en E poche von sich gibt.

1600 ste h t w iederum ein ä u s se re r Feind, d e r Schwede, vor den Toren d e r S tad t, eine neue B elagerung beg in n t und im D ezem ber w ird D o rp a t m it S turm genom m en.

K arl IX., dam als noch H erzog von S üderm annland, h ä lt seinen feierlichen Einzug und b e s tä tig t die P rivilegien des R a ts u n d d e r B ürgerschaft. A b er schon im D ezem ­ b e r 1602 k eh re n die P olen zurück, d e r K ro n feld h err C hodkiew icz b elag ert die S ta d t aufs neue. H unger un d S euchen räum en auch diesesm al u n te r dem unglück­

lichen B ürgertum auf un d am 13. A pril zieh t die schw e­

d ische B esatzung m it H in terlassu n g ih re r A rtillerie w ieder ab, um d e r polnischen P latz zu m achen. Die d o rp a te r B ürger, die n u r d e r N ot d e r Zeit gewichen w aren, m üssen fü r ih re U nterw erfung u n te r die schw e­

d ischen Sieger, den P olen eine grosse K ontribution zahlen. Das d u rch den K rieg ü b e r Livland g ebrachte E lend w urde d u rch eine fu rc h tb are P e s t u n d H u n g ers­

n ot noch gem ehrt, die in den Ja h re n 1601—1603 das L and heim suchte. W ie fu rc h tb a r D o rp at w ährend des ru ssisch-polnisch-schw edischen K rieges gelitten h atte, kann m an d ara u s erseh en , d ass von d en vielen K irchen, welche in d e r in n e re n S ta d t lagen, n u r zwei sow eit e r­

h alten w aren, d ass ln ihnen G o tte sd ie n ste abgeh alten w erden konnten. In die M arienkirche waren die Jesui­

te n gezogen, die d eu tsch e n u n d estn isch en L u th e ra n er m ussten sich m it d e r Johanniskirche begnügen.

1625 nahm en die Schw eden w iederum d en Krieg m it P olen auf. Jakob de la G ardie und G ustav H orn ersch ien en m it H eeresm ach t vor d en M auern D orpats.

Die geringe polnische B esatzung m usste sich nach ein er kaum zw eiw öchentlichen B elagerung ergeben. Im H e rb st 1626 ersch ien König G ustav A dolf in D orpat un d m it ihm zogen, wenn auch n u r für einige D ezennien, R uhe und O rd n u n g in die schw ergeprüfte S ta d t ein.

Um für die neuerw orbene P rovinz Livland tüchtige K räfte auszubilden, g rü n d ete G ustav A dolf n ic h t n u r m ehrere M ittelschulen, so n d ern auch eine U niversität in D orpat. Die S tiftu n g su rk u n d e d e r A kadem ia G u sta- viana U nterzeichnete d e r König am 30. Juni 1632 in sei­

nem F eldlager vor N ürnberg. Als M u ster d e r E inrich­

tung d e r A kadem ie d ien te die schw edische H och­

schule zu U psala, d e re n S ta tu t auf D o rp a t ü b ertrag e n w urde. Z ur U n terh altu n g d e r U n iv ersität waren die E inkünfte zweier L an d g ü ter bestim m t und w ar dieselbe

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von allen öffentlichen S teu e rn b e f r e it Am 15. O k to b e r fand die feierliche Eröffnung s ta tt u n d d e r schw edische G en eralgouverneur S kytte gab in se in er R ede die W ünsche d es Königs folgenderm assen w ie d e r: „Der König wolle n ic h t g ed u ld et wissen, d ass die P ro fesso re n die W ah r­

h eit m it m etap h y sisch en S pek u latio n en um hüllten, son­

d ern die P ro fesso re n sollten die Jugend, ohne sie in th e o re tisc h e n L aby rin th en aufzuhalten g erade zur Praxis führen, d am it sie in allen D ingen G o tt u n d den M enschen n ützlich sein k önnten." — D as G ebäude d ie se r U niver­

sitä t befand sich an sch ein en d auf dem P latze des h e u ­ tigen G efängnisses, d e r Jo hanniskirche gegenüber. O b ­ gleich d e r au sschliessliche G ebrauch d e r lateinischen S p ra ch e eigentliche D ifferenzen zwischen den v erschie­

d en en N atio n alitäten n ic h t leicht aufkom m en Hess, so zeigten d och die L ivländer u n d b eso n d ers d e r A del eine en tsch ied en e A bneigung gegen die U niversität, weil sie in d e rse lb en eine d eu tsch fein d lich e V e rb re ite­

rin des schw edischen Elem ents zu sehen glaubten.

W ä h ren d d e r 25 Jah re d es B estehens d ie se r H ochschule w aren an ihr 24 P ro fesso re n tätig gew esen un d 1016 S tu d e n te n im m atrik u liert w orden. Die B ibliothek w ar so u n b ed e u te n d , dass sie zur Zeit d e r ru ssisc h en Be­

lagerung in dem A lta r d e r M arien k irch e eingem auert w erden konnte. D urch die E roberung D o rp ats 1656 d u rc h die R ussen w urde die T ätigkeit d e r U niversität u n te rb ro ch e n , bis zum Jahre 1665 fristete sie noch ein S cheinleben in Reval, wo einige P ro fesso re n V orlesun­

gen h ielten u n d noch 49 Im m atrikulationen sta ttfan d e n . G ustav A dolf war 1632 in d e r S ch lach t bei Lützen gefallen und schon wenige Jah re d ara u f b rac h en neue K riegsw irren in Livland aus. Eine Schw äche Schw edens b en u tzen d , d as in einen n euen Krieg m it P olen v er­

w ickelt war, h a tte d e r Zar Alexei M ichailovitsch dem Könige K arl X. d en Krieg e r k lä r t Livland war von schw edischen T ru p p e n e n tb lö sst und die F estungen b e ­ fan d en sich im trau rig sten Z ustande. A uch in D o rp at m ussten säm tliche Einw ohner an d e r A usbesserung d e r F estungsw erke und E rrichtung von S chanzen arb e i­

ten. F ü rst Alexei T rubetzkoi rü ck te m it 40,000 R ussen von K okenhusen heran, um die S ta d t zu belagern, in d e r sich etwa 200 bew affnete B ürger u n d 500 schw e­

dische S o ld aten u n te r dem H auptm ann Louis Flemming befan d en . Als die B esatzung sta rk zusam m engeschm ol­

zen w ar u n d sich d e r M angel an M unition fü h lb ar m achte, ergab sich die S ta d t am 12. O k to b e r 1656.

Am n äc h ste n Tage h ielten die R ussen d u rch das 12

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D eutsche Tor ih ren Einzug, w ährend gleichzeitig die schw edischen T ruppen, die A ngehörigen d e r U niversi­

tä t u n d des G erichtes d u rch d as D om tor abzogen. Die Bew ohner D o rp ats m u ssten n e b s t den um liegenden B auern dem Z aren huldigen und verblieben fünf Jahre lang u n te r ru ssisc h e r Bofm ässigkeit. Die fu rc h tb are B egleiterin des K rieges, die P est, blieb auch dieses Mal n ic h t aus u n d entvölkerte im Jahre 1658 die b ere its s ta rk gelichteten R eihen d e r schw ergeprüften B ürger.

Im Ja h re 1688 befahl König K arl XL den Bau des h a lb z e rstö rte n U n iv ersitätsg eb äu d es vorzunehm en und im A ugust 1690 w urde die A cadem ia C arolina durch den G eneralgouverneur G rafen H astfe r feierlich einge­

w eiht. Es w aren elf P ro fesso re n angesfellt, von denen je d e r ein g rösseres S tück L and und zwei B auern er­

hielt. Die S tu d e n te n sollten m orgens un d ab en d s in d e r Bibel lesen, S onntags die K irche besuchen, keinen Degen bei sich trag en dürfen, u n d nach neun, im Som ­ m er n ach 10 U h r abends, sich in k ein er S chenke m ehr sehen lassen ; sie sollten sich jeg lich er V erschw endung, nam entlich a b e r des W ürfel- und K artenspiels e n th a l­

ten. S chroffer noch als w ährend ih res erste n B estehens tr a t d e r schw edische C h a ra k te r d e r U niversität nach ih re r N eubeg rü n d u n g h erv o r — u n te r allen P ro fesso ren gab es n u r drei, welche d e r d e u tsch e n N a tio n alität a n ­ gehörten. Als d e r N ordische Krieg au sb ra ch (1700), w urde die A kadem ia C arolina nach P ern au ü b ergeführt, wo sie bis zum Jah re 1710 küm m erlich fo rtleb te. Im ganzen w aren 586 S tu d en te n an d ie ser zweiten schwe­

dischen U n iv ersität im m atrikuliert w orden.

K arl XL war sein ta p fe re r Sohn K arl XII. gefolgt und gegen d iesen jungen H errsc h e r h a tte n sich Dänen, P o ­ len, S achsen und R ussen v erb u n d en — es begann d e r N ordische K rieg (1700—1721), w elcher dem schw edischen R egim ent in Livland ein u n g eah n t rasc h es Ende b e re i­

tete. Die S ta d t D orpat blieb noch einige Jahre u n b e ­ helligt, e rs t im Juni 1704 zeigten die R ussen sich vor ih ren Toren, um eine planm ässige Belagerung zu b e­

ginnen. Die F estungsm auer w ar b eso n d e rs in n ö rd lich er R ichtung se h r schwach, d e r grosse E ckturm beim ru s­

sischen Tor war so b eschädigt, d ass keine K anone m ehr auf ihm ab g efeu ert w erden konnte, w eshalb d e r schwe­

dische K om m andant K arl S k y tte vor dem Tor in aller Eile einen H albm ond au ffü h ren u n d ihn m it sechs G e­

schützen befestigen Hess. D er ru ssisch e B efeh lsh ab er S cherem etjew h a tte die Lage offenbar n ic h t richtig ü b erse h en u n d K räfte un d A rb e it beim Angriff von

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falsch er S eite h e r aufgew andt. Als Zar P e te r je d o ch p e r­

sönlich im ru ssisc h en Lager eintraf, erk a n n te e r sofort die S ituation u n d gab O rd e r bei d e r R ussischen P fo rte B resche zu schiessen. H ier w urde nun d e r ganze A ngriff k onzen­

trie rt. Vom 6. bis zum 13. Juli w urden gegen 5000 ein- u n d dreip u d ig e Bom ben g esch le u d ert und d ad u rc h die Türm e ru in ie rt u n d die M auer fa st vollständig n ie d er­

gelegt. So w ar am A b en d des 12. Juli alles zum S turm b ereit, an dem sich ü b e r 5000 R ussen beteiligten. S kytte ta t sein ä u sse rste s — sieben S tu n d en h ielten die Schwe­

den dem m ächtigen A ndrang stan d , schon käm pfte m an h a r t am R u ssisc h en Tore selbst, n u r m it ä u s se rste r A nstrengung w ird es noch von d e r ersc h ö p ften M ann­

sc h aft gehalten. S chliesslich ist man gezwungen, einen W affenstillstand n achzusuchen, um die Ü bergabe einzu­

leiten. A uch die e rm ü d e ten R ussen h alte n gern im K am pfe inne u n d die b eg e h rte W affenruhe wird zuge­

stan d en . Es war gegen 4 U hr m o rg e n s ; S kytte in Be­

gleitung des O b e rste n T iesenhausen u n d a n d e re r O ffi­

ziere b egeben sich auf den Dom berg, wo d e r w ortfüh­

ren d e B ürgerm eister sie im ru ssisch en Turm (wo sich h eu te d e r kleine A ussichtshügel erh e b t) erw artete. Die B eratung ergab den b itteren S chluss, d ass die sofor­

tige K apitulation unverm eidlich sei. — Am S p ätn a c h ­ m ittag rü ck te n drei ru ssisch e R egim enter d u rch die B resche in die S ta d t ein u n d b ese tz te n die w ichtigsten P o sten . Z ar P e te r se lb st zog inkognito m it seinen T ru p p e n in D o rp at ein, um h ie r einige Tage zu wei­

len. — Die Einw ohner D o rp ats g erieten wenige Jahre n ach d e r ru ssisc h en E roberung bei ihrem O b erk o m ­ m an d an ten N aryschkin in V erd ach t, heim liche V erbin­

dung m it Schw eden zu u n te rh a lte n . Z ar P e te r, d e r ge­

ra d e dam als einen schw edischen Einfall zu fü rc h ten allen G ru n d h atte, u n d d e r G efahr entgehen wollte, d u rch ein Zusam m enw irken seiner n euen U n terta n en m it den alten B eh errsch ern des Landes, um den P re is se in er livländischen Siege g eb ra ch t zu w erden, b efahl im Ja n u ar 1708 die Z erstörung d e r d o rp a te r F estungs­

w erke un d die A bführung säm tlicher Einw ohner in das Innere des R eiches. —- A nfang F eb ru ar m u ssten die P re d ig e r von d e r K anzel d e r E inw ohnerschaft den Be­

fehl verkündigen, dass sie in n erh alb ac h t Tagen ihre H äu se r zu v erkaufen u n d sich b e re it zu h alten h ätten , m it ihrem auf einem o d e r h ö ch sten s zwei S ch litten zu v erla d en d e n Eigentum in das Innere R u sslan d s abzu­

ziehen, wo m an ihnen an d e re W ohnungen u n d N ah-

F o rtS etzu n g a u f S e ite 19,

14

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D i e S t r a s s e n D o r p a t s .

A lexanderstrasse — Aleksandri tänav — IV, V D, VI E A ltstrasse — Vana t. — IV D

Barklayplatz — Barklay plats — IV D Blumstrasse — Lille t. — IV D.

Botanische Strasse — Kroonuaia t. — III, IV C Breltstrasse — Lai t. — III, IV C

Budenstrasse — Poe t. — IV C Em bachstrasse — Emajöe t. — IV B, C Fellinsche Strasse — Viljandi t. — II, III D Fischerstrasse — Kalamehe t. — V D G artenstrasse — Aia t. — III, IV D G ildenstrasse — Gildi t. — IV C G rösser M arkt — Suurturg — IV C Jakobstrasse — Jakobi t. — III C

Jamasche Strasse — Jaama t. — V BC, VI C Johannisstrasse — Jaani t. — IV C

Karlowastrasse — Karlova t. — V D, E Kastanienallee — Kastani t. — III D, E Katholische Strasse — Katoliku t. — III C Kaufstrasse — Kauba t. — IV D

Klosterstrasse — Kloostri t. — IV C Kompagniestrasse — Kompani t. — IV C K ühnstrasse — Küüni t. — IV C, D K üterstrasse — Küiitrl t. — IV C M agazinstrasse — Magasini t. — IV C

F o rts e tzu n g a u f S e ite IS.

(19)

[jOLI

um®

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M arienhofsche S tra sse — M aarjam öisa f. — III D M a rk tstra sse — T uru t. — V D

M ö n ch strasse — M unga t. — IV C M ü h le n strasse — V eski f. — III D N eu m a rk tstra sse — U u etu ru t. — IV D P a s to ra ts tra s s e — Ö p e ta ja t. — III D P e p le rstra sse — P ep le ri t. — IV D

P e te rs b u rg e r S tra sse — P e te rb u ri t. — IV, V C P h ilo so p h e n stra sse — Filosoofi t. — IV E P lesk a u sch e S tra sse — P ihkva t. — IV E, F P ro m e n a d e n stra sse — P ro m e n ad l f. — IV D Q u a p p e n stra sse — L utsu t. — IV C

R a th a u sstra sse — R a atu se t. — V C R evalsche S tra sse — T allinna t. — IV B R igasche S trasse — Riia t. — III E, IV D R itte rstra sse — RüütU t. — IV C

R ussische S tra sse — V ene t. — IV B, C S alz strasse — Soola t. — V D

S ch lo ß strasse — Lossi t. — IV C S tein stra sse — Kivi t. — V C

S te rn stra sse — T ähe t. — IV E, V E, F

T echelfersche S tra sse — Taihtvere t. — II B, III C T eich strasse — Tiigi t. III D

U fe rstra sse — K alda t. — IV B, C V iktualienm arkt — S öögiturg — IV C W allgraben — V allikravi t. — III D

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rungsw ege anw eisen w erde. A lles B itten um V ersch o ­ nung w ar vergeblich, man m usste sich zu den traurigen u n d d och eiligen V o rb ereitu n g en bequem en. Es hiess zwar, je d e r könne sein Eigentum zu G elde m achen, ab e r w er sollte die au sg eb o ten en H äu ser kaufen, wenn alle ausw andern m ussten. R u ssisc h e S oldaten und Leute vom L ande e rsta n d e n H au sg eräte um d en zehnten, oft h u n d e rtste n Teil des W ertes, b ald a b e r wollten auch sie garn ich ts m ehr d afü r geben, weil sie sicher hofften, alles um sonst zu bekom m en, wenn die Einw ohner e rst abgezogen w ären. Am 16. F eb ru ar ging d e r grösste Teil d e r B ürg ersch aft zum A bendm ahl u n d d ann b rac h d e r 18. F ebruar, d e r Tag d e r A breise, an. Die K älte war grimmig, a b e r alle m ussten fort, sogar K ranke u n d S terb en d e . Es w urde keine einzige A usnahm e gem acht.

N achdem die A nw esenheit je d e s Einzelnen — es waren im ganzen ü b er 800 P erso n e n — d u rch A ufrufen von d e r Liste festg e ste llt war, w urde je d es G espann d e r R eihenfolge n ach aufs freie Feld h in a u s g e fü h rt; h ie r m u sste m an viele S tu n d en w arten u n d e rs t gegen A bend w ar alles reise b ereit. D er lange S chlittenzug d e r V er­

b an n ten w urde in O rd n u n g g eb rach t, die B egleitm ann­

schaft, auf jed em S chlitten ein M usketier, vorn u n d h in te n u n d zu b eid en S eiten R eiter, nahm en ih re P o s­

ten ein u n d d an n nach S o nnenuntergang ging es auf dem P lesk a u sch e n W interw ege h in a u s in die dunkle W internacht, ins ferne Exil. — Im Juli begann d ann die gänzliche Z erstörung d e r S ta d t d u rch die R ussen. Die F ortifikationsw erke w urden dem oliert, die M auern ge­

sp ren g t, dann H äu se r un d K irchen in B rand g esteck t u n d m ehrere Tage lang rö te te die alles v erz eh ren d e Flamme w eithin den Himmel. E ndlich am 17. Juli ver- liessen die le tzten ru ssisch en T ruppen den verw üsteten O rt und zogen gen P leskau.

Ja h re vergingen eh e sich auf d e r B ran d stätte, die d ie R u ssen 1708 verlassen h atten , w ieder L eben regte.

— Die M acht d e r Schw eden w ar 1709 in d e r S chlacht vor Poltaw a gebrochen w orden un d K arl XII. in die T ürkei entflohen. P e te r d e r G rosse aber' un d dessen F eld h e rren S cherem etjew u n d B auer h a tte n allm ählich ganz Liv- un d E stland ero b e rt. E rst 1714 e rin n e rte sich d e r Zar d e r unglücklichen, in d as Innere R u sslan d s (zu­

m eist nach W ologda, K asan, U stjug u n d M oskau) v er­

sc h lep p ten B ürger D o rp ats u n d e rte ilte ihnen die Er­

laubnis, in die H eim at u n d zif den T rüm m ern ih re r V a te rsta d t zu rü c k zu k eh ren . U n ter den ersten , die von d ie ser E rlaubnis G ebrauch m achten, war d e r D o rp a te r

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P a sto r Johann H einrich G rotjan, d e r sp ä te r die G e­

schichte seines Exils und se in er R ü c k k eh r in die H ei­

m at n ied erg esch rieb en hat. N ach u n d n ach sam m elten sich die ü b erle b en d e n d o rp a te r B ürger w ieder auf d e r S tä tte ih re r frü h e re n W ohnungen u n d im F rü h ja h r 1715 begann d e r W iederaufbau kleiner h ö lz ern er W ohnhäuser.

D er G o tte sd ie n st m usste vorläufig in ein er S cheune ab gehalten w erden, denn e rs t nach m eh reren Jahren k o n n te m it d e r R e sta u rieru n g d e r ze rstö rten Johannis­

k irch e d e r A nfang zum ste in e rn e n W iederaufbau D or­

pats gem acht w erden. Langsam und d u rc h ste te K äm pfe m it inneren und äu sseren S chw ierigkeiten gehem m t, erhob D o rp a t sich w ieder zum R ange u n d zum A ussehen e in er w irklichen S tad t. „Es gelang D orpat allm ählich zu einem erträg lich en Z u stan d e d u rch z u d rin g e n “, sagt E ckardt, „und d as G ew and d e r B ettelhaf tigkeit abzuw erfen, m it welchem es in d e r Zeit des allgem einen Elends seine Blossen g ed eck t h a tte " . — L eider sollte ab e r auch d ieser besch eid en e A ufschw ung bald schw ere R ückschläge e r ­ leiden. 1755 b rac h die e rste je n e r schrecklichen F euers­

b rü n ste aus, w elche die unglückliche S ta d t v erheerten.

Am 16. M ai vorm ittags 11 U hr geriet ein v o rstäd tisc h es H au s in B rand un d n achm ittags um 5 U hr lagen b e re its fünfundsechzig H äu se r in A sche. Um das Elend zu m ildern, w urde im ganzen L ande eine K ollekte veran ­ sta lte t, den B ürgern ab e r w urde g estattet, aus d e r zum grössten Teil b ere its in Trüm m ern liegenden F estungs­

m au er S teine zum W iederaufbau ih re r H äu se r zu b re ­ chen. — 1764 b e su c h te K ath arin a 11. bei ih re r R u n d reise d u rch Liv- und E stland auch D orpat, d essen V o rstäd te nach dem B rande zum Teil noch in S c h u tt un d A sche lagen, zum Teil im N eubau begriffen w aren. Z ur F eier d e r k aiserlichen A nw esenheit w urde eine grosse Illumi­

nation, an g eo rd n et und reges T reiben h e rrsc h te in d e r S tad t. — Elf Jah re nach dem B esuch d e r K aiserin lag D o rp at w ieder in Trüm m ern. An einem heissen Som ­ m ertage des Jah res 1775 w ar eine F eu e rsb ru n st ausge­

b rochen, die 400 W ohnhäuser zerstö rte. D iesm al ab e r w urde d e r W iederaufbau n ach einem sorgfältigen P lan au sg efü h rt, in d e r inneren S ta d t w urden fast n u r S tein­

h ä u s e r erb a u t, alle G ebäude, se lb st die v o rstäd tisc h en , m u ssten Z iegeldächer tragen. Zu d erse lb en Zeit Hess die K aiserin K ath arin a 6000 R bl. zum Bau d e r ste in e r­

n en E m bachbrücke anweisen, d eren stolze In schrift noch h e u te d e r K aiserin N&men tr ä g t: „Siste hic im petus flumen, C a th a rin a II iu b e t {Strom, hem m e h ie r deinen Lauf, K ath arin a II. gebot es) 1783“. F ast gleichzeitig 20

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e n tsta n d auch das auf dem selben P latze e rric h te te neue R a th a u s m it seinem B arocktürm chen. A uch d ie B ürger- m usse, ein W ahrzeichen des allm ählich aufb lü h en d en W ohlstandes und des geselligen d eu tsch e n B ürgersinnes, ist in d ie se r Zeit d u rch d eu tsch e B ürger b eg rü n d e t w orden.

D er w irkliche W ied erau fb au D o rp ats begann ab e r e rs t ein V ie rte lja h rh u n d e rt sp ä te r d u rch die N eugrün­

dung d e r U niv ersität (1802). Alles, was es im 18. Ja h r­

h u n d e rt an w issenschaftlich geschulten M ännern in Liv­

land gab, h a tte sich seine Bildung in D eutschland e r­

w erben m üssen. N ach d e r französischen R evolution war auch dies n icht m ehr möglich, denn K aiser P au l h a tte die G renzen seines R eiches schliessen lassen und alle in frem den L ändern stu d ie re n d e ru ssisc h e U n ter­

tanen in ih r V ate rlan d zu rü c k b eru fe n . W enn also die O stseeprovinzen geistig n ic h t verkom m en sollten, so m u ssten sie w ieder ihre eigene H ochschule erh alten . D as e rk a n n te K aiser P au l se h r wohl. D arum nahm er die G rü ndung d e r U n iv ersität sofort in Angriff und d arum sah sich auch K aiser A lexander 1. n ach d e r Er­

m ordung seines V ate rs zu r rasc h en A usführung des geplan ten W erkes gedrängt. N ach m ehrfachem H in- u n d H erschw anken, ob in M itau, d e r H a u p ts ta d t des soeben e rs t (1795) an R u sslan d gefallenen K urlands, o d e r in D o rp a t die H ochschule e rric h te t w erden sollte, en tsch ied m an sich 1802 fü r den le tzteren O rt. Am 21. A pril 1802 fand die e rste Im m atrikulation sta tt. D ank d e r organ isato risch en F ähigkeiten des e rste n R e k to rs P a rro t, eines geborenen W ürtem bergers, un d d e r T üch­

tigkeit ih re r erste n K uratoren M aximilian K lingers (des G oeth esch en Jugendfreundes) u n d K arl Livens, w urden d e r A usbau u n d die innere Festigung d e r U niv ersität vollzogen. Die neug eg rü n d ete H ochschule, die sich eines regen Zuzuges erfre u en durfte, erw arb sich bald n ic h t n u r im eigenen L ande, so n d ern auch in ganz E uropa eine h o ch g each tete w issenschaftliche Stellung.

D ank dem d u rch A. H asselb la tt und G. O tto 1889 zu­

sam m engestellten Album A cadem icum , ist uns eine ge­

naue D arstellung d es L ebenslaufes und d e r w issenschaft­

lichen T ätigkeit aller einstigen Zöglinge u n se re r alma m a ter erh a lte n und zugänglich gem acht w orden. Um aus d e r grossen Zahl h erv o rra g en d e r G e le h rter nur einige N am en anzuführen, seien folgende genannt:

K. E. v. B aer, N. Pirogow, L. S tieda, E. v. Bergm ann, A d. v. H arnack, R. Seeberg, C. S chm idt, C. S chirren, G. Tam m ann, A. v. O ettingen, Th. S chiem ann. M it dem

21

(24)

Bau des heutigen U niversifätsgebäudes w urde im Jahre 1804 begonnen, in d e r e rste n Zeit d e r N eugründung fanden die V orlesungen im H au se N r. 6 am G rossen M a rk t sta tt. Die e rste trü b e E poche b rac h für die U n iv ersität u n te r d e r R egierung N ikolais L an. D er je d e r liberalen G esinnung abh o ld e K aiser glaubte in d e r H och­

schule eine B ru tstä tte rev o lu tio n ärer G esinnung erblicken zu m üssen, die d an n auch m it allen M itteln b ek äm p ft w erden sollte. A usschaltung b estim m ter W issenschaften, B egrenzung d e r Zahl d e r S tu d en te n , E inführung d e r Uniform , V erb o t d es K o rp o ratio n sleb en s u n d an d e re stren g e B estim m ungen w aren die Folgen dieses R egi­

m ents, w elches d e r K u rato r G eneral CrafFtström ü b er­

w achen m usste. E rleic h te rt atm ete m an in D o rp a t auf, als A lexander II. den T hron bestieg un d m it ihm eine liberale S tröm ung ein setzte, die die U n iv ersität zu ih re r h ö ch sten B lüte gelangen liess. Sein S ohn, A lexander III., dagegen eröffnete gleich n ac h seinem R e g ie ru n g sa n tritt die R ussifizierungsangriffe auf D orpat. An Stelle d er d eu tsch e n Vortragsspra<?he m usste in allen L ehrfächern m it A usnahm e d e r theologischen F akultät, die ru ssisc h e treten , viele angesehene P ro fesso re n tra te n in d en R u h e ­ sta n d , den K o rporationen w urde d a s öffentliche F arb en ­ trag en v erboten u n d 1893 fand die U m benennung d e r S ta d t D o rp a t in Jurjew sta tt. S eit d e r S elb stän d ig k eit Eestis tu n S ta a t un d G esellschaft alles, um d u rch Be­

rufung und H eranbildung tü ch tig er L eh rk räfte die U ni­

v e rsitä t auf d e r erfo rd e rlich e n w issenschaftlichen H öhe zu erh a lten .

Zu den einstigen Zöglingen d e r U n iv ersität D o rp at g eh ö rt auch d e r sp ä te r in W erro leb en d e Dr. m ed.

F. K reutzw ald, d e r H erau sg e b er des b ek a n n te n e stn i­

schen V olksepos „Kalew ipoeg“. D o rp a t ist für die E sten auch noch in d e r H insicht von b eso n d erer B edeutung, weil h ie r die estn isch e N atio n alk u ltu r sozusagen erw acht ist, um sich dann verhältnism ässig rasc h un d erfolgreich w eiterzuentw ickeln. Die erste n k u ltu re llen B estrebungen d e r E sten sind eng v erk n ü p ft m it dem N am en des V olksschullehrers J. W. Jannsen, d e r 1869 in D o rp a t das erste grosse n ationale S än g erfest ins L eben rief, sp ä te r eine R eihe se h r n ü tz lic h er V ereine g rü n d ete und se lb st jahrelang sc h riftstellerisc h tätig war. Jannsens T o ch ter Lydia (Koidula) v erfasste a u sse r m anchen a n d e ren D ich­

tungen die e rste n T h ea terstü c k e, die in D o rp a t im V er­

ein W anem uine zu r A ufführung gelangten. S eit 1871 fan d en sich die g ebildeten Elem ente im „E stnischen literärisc h en V erein “ zusam m en, d essen e rs te r V o rsitzen - 22

(25)

d e r d e r um die E rforschung d e r estn isc h en S p rach e h o ch v erd ien te P a sto r J. H u rt war. (N äheres sie h e : Dr.

H. R o senthal, K u ltu rb estre b u n g en d es e stn isc h en Vol­

kes. Reval, 1912.)

IV.

D i e N e u b e g r ü n d u n g d e r U n i v e r s i t ä t im Ja h re 1802 v erä n d e rte auch das ganze S tad tb ild . Eines b eso n d ers p räch tig en A ufblühens k o n n te sich d er Dom berg, w elcher im A usgange des 18. Ja h rh u n d e rts einen öden S andfelsen d arste llte, erfreu en . W enn wir die S ch lo ß strasse hinaufgehen, lesen wir auf d e r Engels­

b rü ck e die W o r te : O tium reficit vires, Erholung s tä rk t die K räfte, u n d w irklich ist d e r heutige D om berg m it seinen sch attig en A lleen so re c h t geeignet, den, von d e r A rb e it E rm üdeten, die erw ünschte Erholung zu b ieten. Auf d e r R ückseite d e r B rücke erb lick en wir d a s B ronzerelief P a rro ts, des e rste n R e k to rs d e r U ni­

v e rsitä t 1802—1813. Die wenigen B auten, die sich in­

m itten des schönen D om parkes befinden, d ienen alle ausschliesslich w issenschaftlichen Zwecken. Auf dem ö stlichen Teile des D om berges, d o rt wo ein st das stolze B ischofsschloss stand, b efin d e t sich die S ternw arte (1807—10), ein st b e rü h m t d u rch ih r grosses T eleskop, erfre u te sie sich b eso n d ers h o h en A nsehens w ährend d e r T ätigkeit des P ro fesso rs W. v. S truve (1839—1858).

D ann folgen in w estlicher R ich tu n g das e rs t als R otunde, s p ä te r hufeisenförm ig angelegte A natom ikum (1805 u n d 1825), an dem d e r w eltberühm te P ro fesso r R ä u b e r lange Jahre tätig war, die F rauenklinik (1840—42), die K linik für innere K ran k h eiten (1805—08), eine ausg eb au te K aserne und schliesslich d e r schlichte H olzbau d e r chirurgischen K linik (1875). G leich h in te r d e r F rauenklinik wölbt sich an S telle d e r frü h e re n T eufelsbrücke die schlanke A lexanderbrücke ü b er den Fahrweg. Die B rücke träg t auf d e r einen S eite das in B ronze au sg efü h rte R elief­

bildnis A lexanders I., des N eu b e g rü n d e rs d e r U niversi­

tät, auf d e r an d e ren S eite die Jah reszah len 1613—1913 als E rinnerung an die D re ih u n d e rtjah rfe ier des dam als in R u sslan d reg ieren d en H auses Rom anow. N eben d er chirurgischen Klinik erb lick en wir das D enkm al des P ro fesso rs Dr. m ed. E. Bergm ann. B ergm ann h a tte in D o rp at s tu d ie rt un d w ar 1871 von d e r F ak u ltä t zum P ro fesso r d e r C hirurgie erw ählt w orden. N achdem er den ö ste rre ich isch -p re u ssisc h en , den d eu tsch -fra n zö si­

schen un d den ru ssisc h -tü rk isch e n Krieg m itgem acht h atte, sied elte e r ganz n ach D eutsch lan d ü ber, wo er

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(26)

als P ro fesso r d e r C hirurgie e rs t in W ürzburjs u n d d ann in Berlin m it grossem Erfolge tätig war. N ich t weit von d e r D om ruine ste h t am E nde d es b reiten M ittel­

ganges d as schöne D enkm al K arl E rnst von B aers.

B aer stu d ie rte von 1810—1814 in D orpat, W ien, W ürz­

bu rg un d Berlin M edizin. S eit 1819 war e r P ro fesso r d e r A natom ie u n d Zoologie in K önigsberg in Pr., wo er h a u p tsäc h lic h em bryologische U n tersuchungen b e ­ trieb, w urde d ara u f zum o rd en tlich en M itgliede d er A kadem ie d e r W issenschaften in P e te rsb u rg erw ählt, sied elte n ach R u sslan d ü b er un d w urde P ro fesso r d er A natom ie an d e r m ilitärm edizinischen A kadem ie in P ete rsb u rg , nachdem e r w issenschaftliche R eisen d urch ganz E uropa gem acht h atte, tr a t e r als 89-jähriger G reis in den R u h e sta n d un d sta rb am 16. N ovem ber 1876 zu D orpat. H ie rse lb st auf dem alten F riedhofe ist d e r w eltberühm te G eleh rte b e s ta tte t. — Das D enk­

mal, w elches die durch g eistig ten Züge d e s sinnenden G eleh rten treffen d w iedergibt, ist eine A rb eit des A ka­

d em ikers A. M. O p ek u sc h in un d w urde 1886 am ze h n ­ jäh rig en T odestage K. E. von B aers en th ü llt. — Did

S ta d t se lb st d e h n t sich im 19. Ja h rh u n d e rt im m er m ehr und m ehr aus und die Zahl d e r sta ttlich e n S tein b au ten w ächst ständig. Im gotischen Stil w urde die an d er A lleestrasse belegene estn isch e St. P etrik irc h e u n d die am Eingänge zum T echelferschen P ark e, M ühlenstr. 1, erric h te te Rom. K atholische K irche, erb a u t. Die Uni- v ersitätsk irc h e und die Synagoge in d e r M a rk tstr. 57, weisen rom anische M otive auf. D as U niversitätsge- bäu d e, das V ete rin ä rin stitu t (die 1848 gegründete II.

D o rp a te r H ochschule, R ussische S tr. 22,36) u n d d er K aufhof trag en dem an tik en T em pelbau en tle h n te M o­

tive. In ru ssisch -b y zan tin isch em Stil e rb a u t sind die ru ssisch e M ariae H im m elfah rtsk ath ed rale an d e r M önch­

stra sse un d die A lexander-N evsky K irche an d e r F reu n d ­ sc h aftsstra sse. Das estn isch e K lubhaus W anem uine (G a rten stra sse 6) und die estn isc h e St. P au lu sk irc h e (R igasche S tr. 121) e rs t in n e u e ste r Zeit erric h te t, sind h erv o rra g en d e D enkm äler des finnischen Baustils. In d e r G a rte n stra sse lenken die M ellinsche H eilan stalt und die S chw esternschule (Nr. 36), sowie d as freundliche d eu tsch e T h ea ter (Nr. 45), ein W erk des v ersto rb e n en S ta d ta rc h ite k te n Eichhorn, die A ufm erksam keit des P assa n te n auf sich. In d e r G arte n stra sse befinden sich fern er das gewaltige, n och zu ru ssisc h e r Zeit erric h te te neue U n iv ersitätsg eb äu d e (H aus N r. 46), w elches je tz t vorzugsw eise den N aturw issenschaften d ie n t un d das

(27)

H au s des R eich sg erich ts (Nr. 35), d e r h ö ch sten ju ris ti­

schen Instanz des Landes. Z w eckentsprechend und m eist auch k ü n stlerisc h d u rc h d a c h t ist die Anlage d er v ersch ied en en d eu tsch e n V e re in s h ä u s e r: d e r B ürger- m usse (N eu m ark tstrasse 11. G rü n d u n g sjah r 1791), d e r R esso u rce (Karlowa S tr. 22), des H andw erkervereins (T eichstrasse 60/68, b eso n d ers b each ten sw ert d u rch den schönen P ark), d e r C o rp sh ä u ser d e r E stonia (Farben des C o r p s : grün-violett-w eiss. G rü n d u n g sjah r 1821, S te rn stra sse 29 u n d W allgraben 9), Livonia (F a rb e n : rot-grün-w eiss. G rü n d u n g sjah r 1822, M ühlenstr. 11), N eobaltia (F a rb e n : blau-w eiss-orange, G rü n d u n g sjah r 1879, N eue-K astanienallee N r. 32) und F ra tern ita s A ca- dem ica (F arben: violett-blau-w eiss. G rü n d u n g sjah r 1881, M ühlenstr. N r. 17). Von estn isch en V erein sh äu sern m üssen a u sse r dem b ere its erw ähnten stilvollen G e­

b äu d e des K lubs „W anem uine“ noch g enannt w erden:

die C o rp sh ä u ser d e r V lronia ( F a rb e n : violett-schw arz- weiss, B reitstrasse N r. 30), d e r S akala (F a rb e n : blau - violett-w eiss, M ü h le n strasse 61) u n d d es V ereins s tu ­ d ie re n d er Esten (Fellinsche S tra sse 1). Das neue in je d e r H insicht tadellos a u sg erü ste te S p ritzen h au s (Vik­

tualien m ark t N r. 2) ist ein schönes D enkm al d e r N äc h ­ stenliebe d e r B ü rgerschaft D orpats. M itten in d er S tad t, vis-ä-vis dem K aufhofe, b efin d e t sich eine kleine öffentliche G artenanlage m it dem schönen K rieg erd en k ­ m al B arklay de Tollys. M ichael B arklay de Tolly 1751 in Livland geboren, tr a t in ru ssisc h e M ilitärdienste, zeichnete sich schon 1809 im K riege gegen Schw eden aus, w urde 1810 K riegsm inister u n d 1812 O berkom m an­

d ie re n d e r d e r W estfront im K am pfe gegen N apoleon, sta n d sp ä te r an d e r S pitze d e r ru ssisch en S tre itm ach t bei D resd en und Leipzig, und erh ie lt für seine h erv o r­

rag en d en V erd ien ste den F eldm arschallstab u n d den F ü rsten titel. — Die R igasche S tra sse hinaus fü h rt d er W eg nach „N ovum “, dem alten K om m ers- u n d M en­

su ro rt d e r D o rp a te r B ursche. In diesem nu n m eh r halbverfallenen G ebäude fanden auch d u rc h reise n d e S ch au sp ielertru p p e n die e rste n d eu tsch e n T h ea tera u f­

fü hrungen in D o rp a t sta tt. A uf dem M arienhofschen Felde befinden sich auch die sta ttlich e n G eb ä u d e d er N erven- un d d e r C hirurgischen K lin ik ; die in n ere Ein­

richtung d ie ser H eilan stalte n e n tsp ric h t allen A n fo rd e­

rungen d e r gegenw ärtigen W issenschaft.

An d e r B r e i t s t r a s s e (H aus N r. 37) b efin d e t sich die b eso n d ers von u n se re r Jugend ungem ein eifrig b en u tzte T u r n h a l l e u n d es ist ein erfreu lich es Zeichen

25

(28)

d e r Zeit, d ass auch .u n te r den E rw achsenen das In ter­

esse füV d en S p o rt im m er g rösser wird. V is-ä-vis d e r

t T urnhalle (B reitstrasse 38 u. 40) b efin d e t sich d e r schöne u n d auch in w issenschaftlicher B eziehung h o ch in teres­

sa n te b o t a n i s c h e G a r t e n . N ach B esichtigung des b o ta n isc h en G arten s gehen wir ü b e r die neue F r e i ­ h e i t s b r ü c k e , die von d e r estn isc h en V erw altung an S telle d e r ab g e b ran n te n alten H olzbrücke e rric h te t w orden ist. Links am E m bachufer (U ferstr. Nr. 23) e r­

blicken wir das schm ucke H aus des d o r p a t e r d e u t s c h e n R u d e r k l u b s , h ie r h e rrs c h t w ährend d e r S om m erm onate ste ts ein reges L eben und kein S p o rtsfre u n d sollte den B esuch d es K lu b h au ses v ersä u ­ men. W ir p assiere n sodann das V ete rin ä rin stitu t (R us­

sische S tr. 22/36), den frü h e re n A usstellungsplatz (P e te rs­

b u rg er S tr. N r. 80) u n d gehen die P e te rsb u rg e r S tra sse hinauf. D er Weg fü h rt uns an d e r b ere its erw ähnten St. P e trik irc h e u n d dem altehrw ürdigen St. Johannis­

fried h o f v o rü b er n ach dem frü h e re n G ute R atshof. Das inm itten eines h errlic h en P a rk e s am See m alerisch ge­

legene S chloss b efan d sich frü h e r im B esitz d e r Familie L iphart, es w urde n ach dem W eltkriege vom estn isch en S ta a te übernom m en und in ein M useum um gew andelt.

Die au sg estellten K unstw erke des ehem aligen B esitzers

— A ntikensaal, R enaissancezim m er, Rococozim m er, B ibliothek, Porzellansam m lung, G em äldegalerie u n d b al­

tisches Zimm er, sowie eine reichhaltige eth n o g rap h isch e Sam m lung (vier Zimmer) ü b e r die ein im M useum e r­

h ältlic h er F ü h re r n äh e re A uskunft erteilt, b ieten dem B esucher viel S ehensw ertes. G eöffnet ist das M useum au sser am M ontag täglich von 12 bis 2. —

A usser d e r U niversität, dem K onservatorium (Schloss- S tr. 15) u n d d e r K unstschule P alla s (K arlow astr. N r. 2) b e sitz t D o rp a t eine se h r nam h afte Zahl von M ittel-, Fach- und V olksschulen u n d die V orliebe fü r g elehrte Berufe is t b eso n d e rs in d e r G egenw art u n te r d e r Jugend se h r gross. An d eu tsc h e n L eh ran stalten h a t D o rp a t:

1. D as stä d tisc h e N eu h u m an istisch e G ym nasium (Dir.

H. P an te n iu s, Jak o b str. 13), 2. die stä d tisc h e d eu tsch e V olksschule (Jakobstr. 13), 3. D as D o rp a te r D eutsche P ri- vatgym nasium (Dir. A. W alter) b e ste h e n d aus ein er K na­

ben ab teilu n g (M agazinstr. 3) und einer M ä d ch e n ab te i- lung (Johannisstr. 14). Als p arte ilo se s d e u tsch e s P re s s ­ organ e rsc h ein t w erktäglich die „D o rp ater Z eitung“.

C h e fre d ak te u r H. v. Berg. G esch äftsstelle — W allgra­

ben 4, Tel. 4-80. Als estn isc h es T ag esb latt e rsc h ein t d e r „P o stim ees“ (R edaktion Jo h an n isstr. 11). „

26

(29)

N ich t u n b e d e u te n d h a t sich in den letzten Jahren auch die in d u strie lle T ätigkeit D o rp ats entw ickelt und die glückliche Lage d e r S ta d t an dem schiffbaren Em bach b ie te t auch dem H andel günstige Bedingungen. Die Einw ohnerzahl ist auf 52.000 gestiegen.

Schw ere Tage e rle b te D o rp a t w ährend d es W elt­

krieges, b eso n d ers n ach d e r M axim alistenrevolution in R ussland. Am 24 F eb ru ar 1918 w urde E stland in R eval als eine unabhängige R ep u b lik proklam iert, d u rch die von Riga h e ra n rü c k en d en d eu tsch e n O k k u p a tio n stru p - pen w urde je d o c h gleich d arau f eine d eu tsch e M ilitär­

verw altung eingeführt, die die staatlich e u n d kom m u­

nale Leitung bis zum A u sbruch d e r R evolution in D eutschland in H änden b ehielt. N ach dem A bzug d er deu tsch e n T ru p p en drangen die ru ssisch en M axim ali- sten von N arva u n d P lesk a u w iederum gegen E stland vor un d auch D o rp a t w urde im D ezem ber 1918 von ihnen besetzt. In diesen schw eren Tagen b ild e te n sich u n te r den E sten zahlreiche A bteilungen von Freiwilligen, die D eutschen g rü n d ete n das B altenregim ent, die im L ande leb en d en R ussen die N ordw estarm ee, a.us F innland trafen H ilfskräfte ein, die M axim alisten w urden allm ählich zu­

rü ck g e d rä n g t u n d am 14. Ja n u ar 1919 b efreiten die ta p fe ­ ren estn isch en Freiwilligen u n te r F ührung des K apitäns K uperjanow n ach h arte m K am pfe D o rp at. Ende F eb ru ar war das G ebiet d e r R ep u b lik von d e n feindlichen T ru p ­ pen gänzlich gesäu b ert. Am 2. F eb ru ar 1920 w urde in D o rp at d e r F riedensvertrag m it R u sslan d abgeschlossen.

L i t e r a t u r .

E c k a rd t: B altische K u ltu rstu d ien .

Dr. R. O t t o : A us D o rp ats V ergangenheit.

D r. R. O t t o : Ü b er die D o rp a te r K löster und K irchen.

B ienem ann: Die K ata stro p h e d e r S ta d t D orpat.

J. F re y : Die St. Johanniskirche.

C h ristia n i: P rivilegien d e r S ta d t D orpat.

A. H a ss e lb la tt: Einiges von D o rp ats S trassen.

A. R o s e n b e rg : D er Dom zu D orpat.

A. R osenberg : D er grosse M a rk t un d die R itte rstra sse . Th. N e a n d e r : Die U niversität D orpat.

S e ra p h im : B altische G eschichte.

T o rn iu s : Die B altischen P rovinzen.

R o s e n th a l: K u ltu rb estre b u n g en des estn isch en V olkes.

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Referenzen

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