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Archiv "Oropharynxkarzinom: Patienten mit viraler Genese haben bessere Prognose" (15.06.2012)

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A 1236 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 24

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15. Juni 2012

OROPHARYNXKARZINOM

Patienten mit viraler Genese haben bessere Prognose

HPV-assoziierte Oropharynxkarzinome unterscheiden sich sowohl

molekularbiologisch als auch klinisch erheblich von HPV-negativen Karzinomen.

Man diskutiert, ob es sich hierbei um eine eigene Tumorentität handelt.

W

ährend Kopf-Hals-Tumoren früher überwiegend auf Ni- kotinabusus zurückgeführt wurden, gelten in den USA heute humane Papillomaviren (HPV) als wahr- scheinliche Auslöser jedes zwei- ten Oropharynx- und jedes vierten Mundhöhlenkarzinoms. Bis 2020

wird eine Verdoppelung dieser Tu- moren mit viraler Genese prognos- tiziert. In Deutschland liege ihr An- teil derzeit noch weitaus niedriger, erklärte Prof. Dr. med. Jens Kluß- mann, Gießen, im Vorfeld der 83.

Jahreshauptversammlung der Deut- schen Gesellschaft für Hals-Nasen- Ohren-Heilkunde und Kopf- und Hals-Chirurgie in Mainz.

Er führte den Unterschied darauf zurück, dass in den USA und Skan- dinavien bereits vor vielen Jahren erfolgreiche Antiraucher-Kampagnen liefen. Damit wurde der wichtigste Risikofaktor für diese Tumoren zu- rückgedrängt – als Folge erhält ein anderer nun mehr Gewicht.

Bei systematischen Untersuchun- gen über einen Zeitraum von 15 Jahren in den USA und im europä - ischen Ausland (SEER Residual Tissue Repositories Program) wur-

den humane Papillomaviren (HPV) nachgewiesen – speziell der onko- gene Typ HPV-16, der bereits vom Zervixkarzinom bekannt ist (J Clin Oncol 2011; 29: 4294–301). Die In- zidenz des HPV-positiven Oropha- rynxkarzinoms stieg von 1988 bis 2004 um 225 Prozent an (von

0,8/100 000 auf 2,6/100 000).

Gleichzeitig nahm die In - zidenz der HPV-negativen Oropharynxkarzinome im sel- ben Zeitraum um 50 Pro- zent ab (von 2,0/100 000 auf 1,0/100 000). Außerdem ergab sich eine positive Assoziation zur Zahl der Sexualpartner, was auf ein verändertes Sexu- alverhalten mit besonderer Bedeutung oraler Praktiken hinweist. Nach Auffassung von Klußmann ist dies ein

„starkes Argument“, die HPV- Impfung nicht nur für Mädchen, sondern auch für Jungen zu pro - pagieren. Denn immerhin stehen Kopf-Hals-Tumoren bei Männern an vierter Stelle der bösartigen Neuerkrankungen.

Funktionserhalt ist ein Ziel Ob diese HPV-assoziierten Oropha- rynxkarzinome als eigene Entität zu betrachten sind, ist derzeit noch unklar. Fest steht nach Angabe der HNO-Experten jedenfalls, dass be- troffene Patienten im Mittel etwa zehn Jahre jünger sind und auch des- halb eine bessere Prognose (30 Pro- zent höhere Heilungschancen) und Überlebenszeit haben. HPV-positive Patienten hatten ein signifikant län- geres medianes Gesamtüberleben als HPV-negative (131 versus 20 Mona- te; p < 0,001; Hazard Ratio 0,31).

Spekulativ könnte eine De-Intensi-

vierung der Therapie möglich sein, derzeit werden jedoch Tumoren mit positivem und negativem HPV-Nach- weis nicht unterschiedlich behandelt.

Insgesamt stirbt derzeit aber trotz intensiver Therapien und interdis- ziplinärer Kooperation die Hälfte der Patienten mit Kopf-Hals-Tumo- ren. Einen entscheidenden Durch- bruch sieht Kongresspräsident Prof.

Dr. med. Norbert Stasche, Kaisers- lautern, allerdings beim Lokalrezi- div und bei Fernmetastasen: Erst- mals seit 30 Jahren wurde hier durch die Einführung der Antikörperthera- pie (Cetuximab) – in Kombination mit der platinbasierten Chemothera- pie – ein längeres medianes Gesamt- überleben (etwa drei Monate) er- zielt, ohne die Lebensqualität der Patienten zu beeinträchtigen.

Bei umschriebener Tumoraus- dehnung ist die Laserchirurgie Stan- dard, wobei heute ein weitestgehen- der Funktionserhalt von Sprech- und Schluckorganen angestrebt wird.

Bei Lymphknotenbefall und bei knappen Resektionsgrenzen wird eine adjuvante Radiochemotherapie vorgenommen.

Bei fortgeschrittenen Hypopha- rynx- und Larynxkarzinomen wird geprüft, ob der Kehlkopf durch eine platinbasierte Dreifachchemothera- pie mit anschließender Radiatio zu erhalten ist. Wichtig für die Abwä- gung zwischen Spättoxizität der Chemotherapie und dem frühen Or- ganverlust ist die Lebensqualität.

Bei den larynxerhaltenden Thera- piestrategien läuft auch eine Studie, bei der Cisplatin oder der Antikör- per jeweils mit Radiatio nach ei- ner Induktionschemotherapie ver-

glichen wird.

Dr. rer. nat. Renate Leinmüller Humane

Papillomaviren sind in den USA zu etwa 80 Prozent Ursache für Oro- pharynxkarzinome.

In Westeuropa lie- gen die Raten um

35 Prozent.

Foto: picture alliance

M E D I Z I N R E P O R T

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