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Bericht und Meinung NACHRICHTEN
Hochgespannt sind die Erwartun- gen, die an einen Mitte 1979 be- gonnenen Modellversuch anknüp- fen, mit dem krankenhausinterne medizinisch-technische Service- Zentren zu installieren erprobt wurden. Dadurch könnten — nach äußerst optimistischen und ver- mutlich unrealistischen Berech- nungen der Gutachter — jährlich rund 300 Millionen DM im Gesund- heitswesen eingespart werden, wenn diese Zentren mit Instand- haltungs-, Reparatur- und ähnli- che Serviceleistungen beauftragt und professionell geführt würden.
Die internen Zentren sollten aller- dings nach wie vor durch externe Fachkundendienste der Geräte- hersteller ergänzt werden und mit diesen in den angezeigten Fällen kooperieren. Zu diesem Ergebnis gelangt ein aufwendig angelegter und mit rund 25 Millionen DM Bundesmitteln geförderter „Mo- dellversuch", der in elf Kranken- häusern unterschiedlicher Größe seit Mitte 1979 durchgeführt wird.
In einer wissenschaftlichen Be- gleitstudie hat das Deutsche Kran- kenhausinstitut (DKI), Düsseldorf, unter dem Titel „Externe Beurtei- lung von technischen Service- Zentren in Krankenhäusern" die Erfahrungen gesammelt und um- fassend ausgewertet.
Bei einer Präsentation der zutage geförderten Ergebnisse bei der Deutschen Forschungs- und Ver- suchsanstalt für Luft- und Raum- fahrt e. V. (DFVLR), Köln-Porz, als zuständiger Projektträgergesell- schaft wurden sowohl positive als auch skeptische Beurteilungen unter den Experten laut.
Nach der Darstellung des DKI kann eine systematisch und bun- desweit betriebene Instandhal-
tung des Krankenhausgeräteparks durch fachlich und technisch qua- lifiziert betriebene Service-Zent- ren von 5,4 auf 3,5 Prozent ge- senkt werden. Würde man den derzeit investierten Wert des Gerä- teparks in Höhe von 16 Milliarden DM zugrunde legen (was freilich wiederum eine Maximalrechnung darstellt), so resultiert daraus das Ersparnis- und Rationalisierungs- potential von rund 300 Millionen DM.
Als besonderer Vorteil Techni- scher Service-Zentren (TSZ) wird im Vergleich zu herkömmlich or- ganisierten Krankenhaus-Service- abteilungen und ausschließlich externen Kundendiensten vor al- lem die positive Kosten-Nutzen- Relation hervorgehoben. Der Pro- jektleiter des DKI, Diplom-Wirt- schaftsingenieur Dr. rer. pol. Gun- nar Baugut vom Düsseldorfer DKI, hebt hervor:
1> Der Einsatz von TSZ in Kran- kenhäusern führt zu Kostenein- sparungen und stellt einen beson- deren Wirtschaftlichkeitsfaktor dar. Diese Einsparungen bewirken eine finanzielle Begünstigung bei der Beschaffung weiterer Geräte.
> Nach anfänglicher Zurückhal- tung und Skepsis der in die Pro- jektdurchführung eingeschalteten Krankenhäuser und Verwaltungs- leiter sei der Modellversuch schließlich „sehr positiv" bewertet worden. Als Vorteile wurden ge- nannt:
Möglichkeiten zur Rationalisie- rung und positive Akzeptanz bei der Bediener-/Anwenderschu- lung;
Vorteile bei der Beschaffungsbe- ratung;
umfassende Dokumentation aller Geräte mit Informationen über Nutzungsgrad, Fehlerhäufigkeit, Ausfallhäufigkeit und Ausmuste-
rungskriterien;
Bereitstellung von Entscheidungs- grundlagen zur Investitionspla- nung und
Verbesserung der Patientenver- sorgung.
Prof. Dr. med. Jean Peter Haas, Radiologe an den Städtischen Kli- niken in Fulda, lobte die verbes- serte Leistungserstellung durch bessere Untersuchungsfrequenz und infolge verringerter Fehlbe- dienung sowie durch die schnelle- re Verfügbarkeit. Dadurch würden sich als Nebeneffekt auch bessere Arbeitsbedingungen für Ärzte und Bedienungspersonal ergeben.
Als weitere „kostenrelevante" Ge- sichtspunkte hebt der DKI-Schluß- bericht hervor:
• Technische Service-Zentren substituieren Fremdleistungen teilweise durch Eigenleistungen.
Dadurch werden die Gesamtser- vicekosten verringert; sie lägen bei ausschließlichem Fremdser- vice um rund 40 Prozent höher.
Q Betrachtet man die TSZ unter Investitionsgesichtspunkten, so ergibt sich ebenfalls ein nachweis- barer betriebswirtschaftlicher Er- folg: Jeder Mark Betriebskosten steht rechnerisch ein wirtschaftli- ches Ergebnis von mehr als 2,20 DM gegenüber, so daß nach Ab- zug der Betriebskosten ein Netto- ertrag von mehr als 120 Prozent (für 1982 mehr als sechs Millionen DM) übrigbleibt.
(f)
Vergleicht man die standardi- sierten und normierten Instand- haltungskosten je Arbeitsstunde, so ergeben sich für Krankenhäu- ser, die betriebseigene TSZ unter- halten, Mittelwerte von rund 3,4 bis 3,8 Prozent, gemessen am In- vestitionskostenvolumen, wohin- gegen vergleichbare Krankenhäu- ser ohne eigenen zentralen Repa-Service-Zentren für Krankenhäuser nur begrenzt einsatzfähig
Diskussionen über positiv klingende Ergebnisse
eines Modellversuchs in elf Häusern unterschiedlicher Größe
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 80. Jahrgang Heft 34 vom 26. August 1983 17 Ausgabe A
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Bericht und Meinung Service-Zentren
ratur-Service ein vergleichsweise schlechteres Ergebnis erzielen, nämlich einen Mittelwert von rund 5,4 Prozent.
Veranschlagt man die Instand- haltungsquote auf 7 bis 10 Pro- zent, so stehen einem Volumen von 1,6 Milliarden DM jährlichen Aufwandes für die Ersatzbeschaf- fung von medizinisch-technischen Geräten an Krankenhäusern (un- terstellt: zehnjährige Nutzungs- dauer bei einem Gesamtvolumen von 16 Milliarden DM) jährlich 1,1 bis 1,6 Milliarden DM Instandhal- tungskosten gegenüber. Hinzu kommen die ebenfalls erheblichen Wartungs- und TÜV-Kosten. Die- ser Wert kann entsprechend der Empfehlung des Gutachtens — bei entsprechender zentraler Organi- sation und Strukturierung — auf die angegebene Marge gesenkt werden.
Bei der Analyse der Zahl und Ursachen von Geräteausfällen wurde festgestellt, daß — gemittelt über alle Geräte eines Kranken- hauses — jedes Gerät mindestens einmal jährlich infolge Betriebs- störung (gerätebedingte Ausfälle, Verschleiß, Alterung, mangelnde Wartung und sonstige technische Mängel sowie Bedienungsfehler) ausfällt. Dabei überwiegen die ge- rätebedingten Ausfälle mit 50 bis 80 Prozent die „bedienerbeding- ten" Geräteausfälle. Der Anteil der konstruktionsbedingten Schwach- stellen liegt bei rund 8 Prozent.
In einem (repräsentativen) Modell- krankenhaus sind über ein Drittel aller registrierten Gerätefehler auf das Pflegepersonal zurückzufüh- ren. Die dadurch geschätzten Re- paraturkosten nur für die invasiv benutzten Geräte: 30 Millionen DM jährlich.
Einen weiteren wesentlichen Bei- trag, um die gerätebedingten Ko- sten des Krankenhauses zu sen- ken, stellt die Schulung des Bedie- nungspersonals der Geräte dar.
Sowohl die Servicezentren als auch die Hersteller könnten durch eine systematische Unterweisung
und Schulung „vorbeugend" ein- wirken.
(;) Krankenhausverwaltungen wie -träger haben die offerierten Ser- vicedienstleistungen inzwischen weitgehend akzeptiert. Anfängli- che Schwierigkeiten mit den Gerä- teherstellern wegen der Schulung der TSZ-Techniker, der Weiterga- be von technischen Unterlagen und der Lieferung von Ersatzteilen konnten während der vier Jahre dauernden Erprobungsphase be- seitigt werden. Kostensparend hätten sich auch die Mitsprache- rechte des Servicezentrums bei der Gerätebeschaffung und bei der Betreuung der Firmenkunden- dienste sowie der Gerätedoku- mentation ausgewirkt (ein Plus- punkt im Hinblick auf die geplante
„Medizin-Geräte-Verordnung").
Die krankenhauspolitischen Kon- sequenzen im geltenden dualen System der Krankenhausfinanzie- rung: Falls das Modell bundesweit realisiert werden würde, könnten die öffentlichen Haushalte entla- stet werden, wohingegen der Pfle- gesatz zusätzlich durch den Be- trieb von Servicezentren belastet werden würde, ein Indiz mithin da- für, daß die anstehende Reform des Krankenhausfinanzierungsge- setzes Rationalisierungsinvesti- tionen „belohnen" und nicht wei- ter „bestrafen" sollte.
Skeptische Stimmen
So positiv die Ergebnisse auch klingen mögen, so wurden seitens des auftraggebenden Bundesmi- nisteriums für Arbeit und Sozial- ordnung und des Sachverständi- gen des Bundesverbandes der Ortskrankenkassen kritische An- merkungen laut.
Ministerialrat Dr. med. Adolf Krebs vom Bundesarbeitsministerium schätzt — übrigens im Gleichklang mit einem Sprecher der Herstel- lerindustrie — die Wirtschaftlich- keitseffekte relativ gering ein.
Zwar sei das TSZ im Hinblick auf die Kontrolle, Instandhaltung und Bereitstellung medizinischer Ge-
räte für die Hersteller „ein interes- santer Partner". Doch könne das TSZ nicht als eine Art „Gesamt- Service-Stelle" des Hospitals de- klariert werden, um für sämtliche medizinisch-technische Geräte, bis hin zum Großgerät (insbeson- dere auch für Röntgengeräte und labormedizinische Geräte), eine kompetente Anlauf- und Opera- tionsstelle zu sein. Insbesondere gelte es, die „Schnittstelle" zum sogenannten Bagatellservice ein- deutiger zu klären.
Um weitere konkretere Aufschlüs- se über die Kostenwirksamkeit von Service-Zentren an Kliniken zu erlangen, sollten die Personal- kosten (im Hinblick auf die Vorhal- tung), die notwendige ständige Präsenz und die mögliche Fluk- tuationsrate detaillierter unter- sucht werden. Das gleiche gelte für die Kosten der Lagerhaltung von Ersatzteilen und der Ersatz- teilbeschaffung.
Ein Hauptkritikpunkt des Spre- chers der Krankenkassen: Die Prä- missen des Modellversuchs (der vom Bundesministerium für For- schung und Technologie 1979 ver- geben wurde und der noch bis En- de 1983 laufen soll) sind wenig realistisch: Wahrscheinlich sind TSZ-Modelle nur in größeren Krankenhäusern durchführbar. So hat denn auch die Studie bisher lediglich 11 Hospitäler der „Groß- kategorie" an unterschiedlichen regionalen Standorten mit mehr als 600 Betten eingeschaltet, von denen es in der Bundesrepublik Deutschland lediglich 200 gibt. 59 Prozent der fast 3200 Krankenhäu- ser beherbergen dagegen ledig- lich zwischen 100 und 600 Betten.
Ferner wurde moniert, daß die Zu- ständigkeit von Service-Zentren einerseits und technischem Kun- dendienst der Hersteller anderer- seits wenig abgegrenzt worden ist.
Auch die organisatorische und personelle Eingliederung selb- ständiger, vollprofessionell ge- führter technischer Abteilungen in die Gesamtstruktur des Kranken- hauses bedarf noch der weiteren Klärung. HC 18 Heft 34 vom 26. August 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A