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eine bislang prägendste Erfahrung sei das Jahr mit ASSIST (American Secondary Schools for Inter- national Students) an der St.Andrew’s School in Sewanee/
USA gewesen, sagt Sean Har- ris. „Die Schule hat mir zum ersten Mal wirklich Spaß ge- macht, weil die Lehrer rund um die Uhr für mich da waren und ich meinen Fähigkeiten nach gefördert wurde.“ Ohne ASSIST, da ist sich der in Deutschland aufgewachsene Sohn eines US-Amerikaners und einer Deutschen sicher,
wäre er eine andere Persön- lichkeit geworden.
Heute engagiert sich Har- ris neben seinem MBA-Studi- um für ASSIST, einer Aus- tauschorganisation, die 1969 von dem Amerikaner Paul Sanderson gegründet wurde.
Sandersons Idee: Leistungs- starke Schüler im Alter zwi- schen 15 und 18 Jahren unab- hängig vom finanziellen Hin- tergrund ihrer Eltern zu för- dern und gleichzeitig eventu- elle Vorurteile durch eigenes Kennenlernen der Vereinig- ten Staaten überwinden hel- fen. „Mit leistungsstark meint ASSIST nicht nur Schüler, die ausschließlich Einsen schrei- ben“, erklärt Harris. Bei der Auswahl würden vor allem solche Schüler bevorzugt, die sich auch außerschulisch en- gagieren – sei es musischer, künstlerischer, sozialer oder sportlicher Natur. Mittlerwei- le gehen jährlich etwa 150 Schüler aus 14 Ländern mit ASSIST in die USA, 80 bis 90 allein aus Deutschland.
Das Besondere an der Or- ganisation ist, dass die Aus- wahl der US-Privatschulen, die zu den besten der USA zählen, individuell auf den Charakter und die Fähigkei-
ten jedes einzelnen Schülers abgestimmt wird. Zwar sind die formalen Hürden, die für den Erhalt eines Stipendiums zu überwinden sind, recht hoch. So müssen interessierte Schüler zunächst zwei aktuel- le Lehrergutachten sowie die letzten zwei bis drei Halbjah- reszeugnisse einreichen und ein Essay darüber verfassen, warum sie ein Jahr in den USA verbringen möchten.
Anschließend wird ein Inter- view geführt, und ein Sprach- test muss bestanden werden.
Ist man jedoch erst einmal angenommen, erfahren die Schüler sowohl im Vorfeld des Austauschjahres als auch während dessen eine exzel- lente Betreuung. Einige Mo- nate vor der Abreise in die USA findet das erste Vor- bereitungsseminar statt, auf dem meist organisatorische Fragen im Vordergrund ste- hen. Bei einem zweiten Tref- fen Anfang August wird es dann etwas konkreter: „Dann treffen die Heimkehrer mit den ,Neuen‘ zusammen, weil sie viel authentischer berich-
ten können als die Organisa- toren“, erzählt Harris. Schließ- lich kommen kurz vor Schul- jahrsbeginn noch einmal alle ASSIST-Schüler, auch die aus den anderen Nationen, in Bo- ston zu einem dreitägigen Se- minar zusammen, um vor Ort noch einmal alle relevanten Fragen in Workshops zu erör- tern und „um einfach Spaß miteinander zu haben“.
Nützliches Netzwerk
Als Harris nach seinem Schul- jahr zurück nach Deutschland kam, hat ihm neben der jähr- lichen „Reunion“ etwas be- sonders geholfen, sich wieder in Deutschland zurechtzu- finden: der ASSIST-Ehemali- genverein „Res Nostra“. „Von diesem Netzwerk interessan- ter Persönlichkeiten profitiere ich privat und beruflich immer mehr.“ Martina Merten
Informationen: ASSIST Germany, Sieg- friedstraße 21, 40549 Düsseldorf, Telefon: 02 11/9 55 96 38, Fax: 02 11/
9 55 97 89, E-Mail: assist@web.de, Inter- net: www.assist-online.net.
V A R I A
Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 16⏐⏐22. April 2005 AA1151
High-School-Jahr an US-Privatschulen
Individuell und prägend
Die Austauschorganisation „ASSIST“ vergibt Stipendien an leistungsstarke Schüler.
Bildung
Stipendien
Von den ausgewählten Stipendia- ten erhalten rund ein Viertel Voll- und der Rest Teilstipendien. Beim Vollstipendium werden sämtliche Schulkosten – etwa 30 000 Dollar – erlassen, übrig bleiben die Pro- grammkosten von zurzeit 6 750 Dollar. Ein Teilstipendium deckt 15 000 Dollar der Schulkosten ab, sodass noch 17 600 Dollar für an- teilige Schul- und die Programm- kosten zu zahlen sind. Eltern, de- ren Kind angenommen wurde, die sich die Schulkosten nicht leisten können, können beim ASSIST-För- derverein einen Antrag auf finanzi- elle Unterstützung stellen.
Die Bonner Austauschorgani- sation „Step in“ bietet seit September 2004 Schulbesu- che für deutsche Schüler im Alter von 15 bis 18 Jahren in Schweden an. Die Schüler haben dort die Möglichkeit, das schwedische Schulsystem kennen zu lernen, das auch bei der PISA-Studie weit vor- ne lag. Der Unterschied zum deutschen Schulsystem be- steht darin, dass 90 Prozent der Schweden neun Jahre lang eine Gesamtschule besu- chen, bevor sie sich zwischen verschiedenen weiterführen- den Bildungsgängen entschei- den. 70 Prozent der Schüler schließen die Schule mit der Hochschulreife ab (entspricht dem deutschen Abitur, das 32 Prozent schaffen).
Für das Austauschjahr in Schweden benötigen die Schü-
ler gute Englischkenntnisse, weil Englisch am Anfang als Verständigungssprache dient und der Unterricht teilweise auf Englisch abgehalten wird.
Schwedisch sollen die Schü- ler im Alltag und durch einen zusätzlichen Sprachkurs an Ort und Stelle erlernen. Be- reits nach elf Monaten „spre- chen die Austauschschüler fließend schwedisch“, be- richtet Katie Comstock von
„Step in“.
Die Kosten betragen ein- schließlich Flug,Versicherung und Vorbereitungsseminar in Deutschland für rund fünf Monate 4 950 Euro, für rund zehn Monate 5 450 Euro. DS
Informationen: Step in, Beethovenallee 21, 53173 Bonn, Telefon: 02 28/95 69 50, Fax: 02 28/956 95 99, E-Mail: info@
step-in.de Internet: www.stepin.de.
Schüleraustausch Schweden
Ein Jahr ins PISA-Musterland
Foto:ASSIST