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Stressbelastung bei Pferden in Abhängigkeit des Haltungssystems

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Academic year: 2022

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Tierärztliche Hochschule Hannover

Stressbelastung bei Pferden

in Abhängigkeit des Haltungssystems

INAUGURAL – DISSERTATION

zur Erlangung des Grades einer Doktorin oder eines Doktors der Veterinärmedizin

- Doctor medicinae veterinariae - ( Dr. med. vet. )

vorgelegt von Simone Niederhöfer

Hamburg

Hannover 2009

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Wissenschaftliche Betreuung: 1. Prof. Dr. H. Hackbarth,

Institut für Tierschutz und Verhalten (Heim-, Labortiere und Pferde) der Tierärztlichen Hochschule Hannover

2. Prof. Dr. F.-J. Bockisch,

Institut für Betriebstechnik und Bauforschung der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft Braunschweig

1. Gutachter: Prof. Dr. H. Hackbarth 2. Gutachter: Prof. Dr. H.-O. Hoppen

Tag der mündlichen Prüfung: 19.10.2009

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Meinem lieben Mann und meiner Familie

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2 LITERATURÜBERSICHT... 3

2.1 Haltungsformen und Haltungssysteme ...3

2.1.1 Anbindehaltung ...3

2.1.2 Boxenhaltung ...4

2.1.3 Einzelhaltung mit Auslauf ...5

2.1.4 Laufstallhaltung ...6

2.1.5 Gruppenauslaufhaltung...6

2.1.6 Ganzjährige Weidehaltung ...9

2.1.7 Ergänzungen zum Haltungssystem in Hinblick auf die Verbesserung der Bewegungssituation...9

2.2 Normalverhalten ... 10

2.2.1 Lokomotionsverhalten ... 10

2.2.2 Ruheverhalten ... 10

2.2.3 Fressverhalten ... 11

2.2.4 Sozialverhalten ... 12

2.3 Verhaltensauffälligkeiten, Verhaltensstörungen ... 13

2.3.1 Definitionen und Ursachen ... 13

2.3.2 Häufige Verhaltensstörungen ... 14

2.4 Verhaltensbeobachtungen ... 17

2.5 Stress ... 19

2.5.1 Definition und Vorgänge im Organismus ... 19

2.5.2 Stressoren ... 21

2.5.3 Folgen von Stress ... 22

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2.6.3 Transport, Abbau und Ausscheidung von Cortisol ... 25

2.6.4 Einfluss von Stress auf den Cortisolhaushalt ... 26

2.6.5 Bestimmung von Cortisol ... 26

2.7 Herzfrequenzvariabilität ... 30

2.7.1 Das vegetative Nervensystem ... 30

2.7.2 Grundlagen der Herzfrequenzvariabilität ... 31

2.7.3 Parameter und Analyse der Herzfrequenzvariabilität... 32

2.7.4 Messung der Herzfrequenzvariabilität ... 39

2.7.5 Anwendungsgebiete der Messung der Herzfrequenzvariabilität bei Tieren ... 39

3 MATERIAL UND METHODEN ... 44

3.1 Allgemeine Rahmenbedingungen ... 44

3.1.1 Versuchsanlage ... 44

3.1.2 Pferde ... 46

3.1.3 Fütterungseinrichtungen und Versorgung der Pferde ... 47

3.1.4 Sonstige Einrichtungen ... 50

3.2 Versuchsbeschreibung... 50

3.2.1 Versuchsvarianten ... 50

3.2.2 Bewegung in der Freilaufanlage ... 53

3.2.3 Versuchsablauf ... 55

3.3 Datenerfassung ... 60

3.3.1 Cortisolmetabolitenbestimmung ... 60

3.3.2 Herzfrequenzvariabilität ... 64

3.3.3 Verhaltensbeobachtung ... 70

3.3.4 Bestimmung ranghoher und rangniederer Pferde ... 76

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4.1 Ergebnisse der Bestimmung der Cortisolmetabolitenkonzentration im

Pferdekot ... 78

4.2 Ergebnisse der Messung der Herzfrequenzvariabilität ... 83

4.2.1 Auswertung der pNN50-Werte ... 83

4.2.2 Auswertung der SD1-Werte ... 89

4.3 Korrelation der Ergebnisse mit der Rangposition der Tiere ... 94

4.3.1 Ergebnisse der Rangordnungsbestimmung... 94

4.3.2 Ergebnisse der Auswertungen der gemessenen Parameter in Bezug zur Ranghöhe ... 95

4.4 Ergebnisse der Videoauswertung ... 103

4.4.1 Ergebnisse der Verhaltensbeobachtung der Pferde in der Einzelbox ohne Auslauf... 104

4.4.2 Ergebnisse der Verhaltensbeobachtungen der Pferde in der Einzelbox mit Paddock ... 111

4.5 Zusammenfassung der Ergebnisse ... 115

5 DISKUSSION ... 117

5.1 Diskussion der Methodik ... 117

5.2 Diskussion der Ergebnisse ... 127

6 SCHLUSSFOLGERUNGEN ...137

7 ZUSAMMENFASSUNG ...140

8 SUMMARY ...143

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Abbildungsverzeichnis ... 156

Tabellenverzeichnis... 158

Abkürzungsverzeichnis ... 160

Zusammensetzungen und Herstellung der Lösungen und Puffer für die Cortisolmetabolitenbestimmung ... 161

Mittelwerte und Standardabweichungen jedes Pferdes in jeder Haltungsvariante der Cortisolmetabolitenwerte, der pNN50-Werte und der SD1-Werte ... 164

Geburts-, Abstammungsdaten und Farbe der in die Versuche integrierten Pferde ... 168

Rangordnungserkenntnisse ... 169

DANKSAGUNG ...171

(9)

1 Einleitung und Zielsetzung

Die Haltung von Pferden als Hobbytier oder zum Einsatz in den verschiedenen Disziplinen des Pferdesportes erfreut sich einer großen Beliebtheit. Während 1,6 bis 1,7 Millionen Menschen in Deutschland regelmäßig reiten, sind knapp 11 Millionen Menschen generell am Thema Pferd und Pferdesport interessiert. Die in Deutschland gehaltenen Pferde und Ponys werden auf über eine Million geschätzt. Auf drei bis vier dieser Pferde entfällt ein Arbeitsplatz und die Reiter, Fahrer, Voltigierer und Züchter geben jährlich insgesamt rund 2,6 Milliarden Euro allein für die laufenden Kosten der Pferdehaltung und des Reitsportes aus und erzeugen damit einen nicht unerheblichen Wirtschaftsfaktor (IPSOS 2001; DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG (FN) 2004).

Während sich die Nutzung des Pferdes vom einst ganztägig beanspruchten Arbeitstier zum oft unregelmäßig bewegten Freizeit- oder Sportpferd in den letzten Jahrzehnten gewandelt hat, änderte sich die Haltung der Pferde nur unwesentlich (PIOTROWSKI 1983). Noch immer stellt die Einzelhaltung von Pferden in Boxen die häufigste Aufstallungsart dar. Seiner Natur als „hochspezialisiertes Flucht-, Herden- und Steppentier“ zufolge, ergeben sich jedoch besondere Ansprüche an die Haltung von Pferden. Kein anderes Tier hat ein so hohes Bewegungsbedürfnis wie das Pferd (WAGNER 1988).

Die Entwicklung des Pferdes durch Anpassung an seinen natürlichen Lebensraum war geprägt durch eine hohe Sensibilisierung gegenüber Umweltreizen, Verbesserungen der Laufgeschwindigkeiten, der Ausdauer und des Sozialgefüges zur Flucht vor Feinden und der Entwicklung eines auf kontinuierliche Zufuhr rohfaserreicher, energiearmer Nahrung spezialisierten Verdauungssystems. Dieser über 20 Millionen Jahre dauernden Entwicklung stehen etwa 5000 Jahre der züchterischen Selektion seit der Domestizierung des Pferdes gegenüber, welche angesichts des Größenunterschiedes des Zeitabschnittes und der züchterischen Ziele die Leistungsfähigkeit noch zu steigern, zu keinen Veränderungen der Bedürfnisse des Pferdes hinsichtlich seines Lokomotions-, Sozial- und Nahrungsaufnahmeverhaltens führten (KILEY-WORTHINGTON 1990; ZEEB 1997;

PIRKELMANN 2002).

Diesem hohen Anspruch des Pferdes an seine Umwelt stehen wirtschaftliche Aspekte und

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Managementprobleme bei der Auswahl des Haltungssystems gegenüber. Demzufolge ist die Haltung von Pferden in Einzelboxen mit nur stundenweisem oder gar keinem zusätzlichem Auslauf zum täglichen 45- bis 60minütigem Reiten noch eine sehr häufig anzutreffende Haltungsform (KORRIES 2003). Eine andere praktizierte Möglichkeit der Einzelhaltung ist eine Box mit angrenzendem Auslauf. Diesen Einzelhaltungssystemen steht die Gruppenhaltung gegenüber, bei denen die Pferde zu mehreren in einem Laufstall mit oder ohne angrenzenden Auslauf aufgestallt werden. Die Gruppenhaltung befriedigt eher die Bedürfnisse des Pferdes nach Sozialkontakt und Bewegung, kann aber in größeren Herden und eingeschränktem Platzangebot zu Unruhen innerhalb der Gruppe und psychischen Belastungen einzelner Pferde führen.

Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass andauernde Haltungsmängel zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen des Tieres führen können und damit ganz erhebliche Folgekosten nach sich ziehen. Diese sind oft höher zu beziffern als jene Mittel, die für eine optimale Haltung besser frühzeitig hätten aufgebracht werden müssen (RODEWALD 1989;

BENDER 1999).

Im Rahmen dieser Arbeit soll vergleichend untersucht werden, in welchem Ausmaß häufig praktizierte Haltungsformen Stress bei Pferden auslösen. Dauerhafter Stress führt einerseits zu einer Schwächung des Immunsystems und kann damit für die Entstehung verschiedener Erkrankungen oder deren verzögerte Heilung mitverantwortlich sein, andererseits kann er auch Verhaltensstörungen und unerwünschte Verhaltensweisen zur Folge haben. Durch die Identifizierung Stress verursachender Haltungssysteme und Haltungssituationen können diese nachfolgend vermieden oder verbessert werden. Damit soll diese Arbeit einen Beitrag zur Verbesserung der Situation in der Pferdehaltung leisten.

Da die Haltung unter naturnahen Bedingungen vielerorts unmöglich ist, muss der Optimierung der Haltungssysteme unter den Gesichtspunkten der heutigen Nutzung der Pferde die größtmögliche Aufmerksamkeit geschenkt werden.

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2 Literaturübersicht

2.1 Haltungsformen und Haltungssysteme 2.1.1 Anbindehaltung

Über viele Jahrhunderte stand die Mehrzahl aller Pferde im Anbindestand. Solange die Pferde den ganzen Tag als Arbeitspferde im Einsatz waren und die Sommernächte meist auf der Weide verbrachten, überwogen die Vorteile dieser Haltungsform, wie geringer Platzbedarf, geringer Einstreubedarf, der schnelle Zugriff auf das Pferd und der geringe Arbeitsaufwand bei der Entmistung. Für das in der heutigen Zeit wenig genutzte Freizeitpferd sind die schwerwiegenden Nachteile dieser Haltungsform nicht mehr außer Acht zu lassen. So ergeben sich als Folge des aufgestauten Bewegungstriebs häufig Verhaltensstörungen wie Weben und Koppen (MARTEN u. SALEWSKI 1989, BUSCHMANN 2001). Bei den erforderlichen Mindestabmessungen für Anbindestände wird zwischen beweglichen und festen Abtrennungen zwischen den einzelnen Ständen unterschieden. Während die Mindestbreite bei Ständen mit beweglichen Abtrennungen, so genannten Flankierbäumen, bei denen die Pferde ihre Gliedmaßen beim Liegen unter der Abtrennung hindurch schieben können, der Widerristhöhe des Pferdes entspricht, müssen bei festen Abtrennungen noch 20 cm zur Widerristhöhe addiert werden (BUNDESAMT FÜR VETERINÄRWESEN BERN 2001).

NEUFANG (1998) ist jedoch der Ansicht, dass bewegliche Flankierbäume negativ zu bewerten sind, da der Vorteil der größeren Beinfreiheit in keinem Verhältnis zur hohen Verletzungsgefahr steht.

Grundsätzlich ist die Anbindehaltung durch seine starke Einschränkung des artgemäßen Verhaltens aus tierschützerischer Sicht abzulehnen (SACHVERSTÄNDIGENGRUPPE

TIERSCHUTZGERECHTE PFERDEHALTUNG DES BMELF 1995;

ARBEITSGEMEINSCHAFT ARTGEMÄßE PFERDEHALTUNG 1995; ARBEITSGRUPPE PFERDESCHUTZ IM PFERDESPORT 1998; BUSCHMANN 2001; PIRKELMANN 2002;

ZEITLER-FEICHT u. BUSCHMANN 2003). In den meisten Bundesländern ist die Anbindehaltung von Pferden inzwischen verboten.

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2.1.2 Boxenhaltung

Die Haltung von Pferden in Einzelboxen ist die am häufigsten praktizierte Form der Pferdehaltung. So waren bei den Untersuchungen von RODEWALD (1989) 98 % der Pferde in Einzelhaltung aufgestallt. Dabei standen 53 % in Innenboxen ohne Fenster, während 31 % der Pferde in so genannten Außenboxen untergebracht waren, die ein Fenster oder eine zwei geteilte Boxentür aufweisen, durch die das Pferd Kontakt zur Umwelt aufnehmen kann. 12 % der Tiere wurden in Ständern angebunden und 2 % der Pferde bewohnten eine Einzelbox mit angeschlossenem Auslauf. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch KORRIES (2003). Seinen Untersuchungen zur Folge werden in Niedersachsen 94 % der Pferde in Einzelboxen gehalten, der Anteil von Innenboxen beträgt hierbei 63 %. Bei der Haltung von Hochleistungssportpferden beträgt der Anteil an Innenboxen sogar 67 % (WAGNER 1988;

WACKENHUT 1994).

Die Mindestgröße dieser Einzelboxen sollte die doppelte Widerristhöhe zum Quadrat betragen, wobei die schmalste Boxenseite mindestens der 1,5-fachen Widerristhöhe entsprechen sollte (WAGNER 1988; ARBEITSGRUPPE PFERDESCHUTZ IM PFERDESPORT 1998). Die überwiegend verwendete Ausführung einer Einzelbox ist die 1,2- 1,4 m brusthoch geschlossene Wand aus Holzbohlen in Stahlprofilen mit einem 0,6-1,0 m hohen Gitteraufsatz (MARTEN 1980). Diese bieten den Vorteil, dass die Tiere ihrem angeborenen Instinkt, ihre Umgebung zu beobachten, besser folgen können als in Boxen mit vollständig geschlossenen Trennwänden. Zusätzlich lassen sie Sicht- und Geruchskontakte mit Artgenossen zu. Noch besser ist es allerdings bei geklärter Rangordnung, zum Beispiel durch gemeinsamen Weidegang, nur halbhohe Trennwände zu verwenden, da diese den Tieren den Sozialkontakt und die Ausübung ihres Erkundungsverhaltens noch wesentlich besser ermöglichen (MARTEN u. SALEWSKI 1989).

Jedem in einer Einzelbox aufgestallten Pferd sollte täglich eine mehrstündige freie Bewegung im Freien ermöglicht werden, da eine reine Boxenhaltung nur eine sehr eingeschränkte Bewegungsmöglichkeit bietet und damit nicht der im Tierschutzgesetz geforderten den Bedürfnissen entsprechenden und verhaltensgerechten Unterbringung gerecht wird (HACKBARTH u. LÜCKERT 2002; BUNDESAMT FÜR VETERINÄRWESEN BERN 2001). Durch täglichen mehrstündigen Weidegang in einer Gruppe wird aus der Boxenhaltung eine tiergerechte Haltungsform.

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In naturnaher Umgebung legen Pferde bei der Futtersuche zwischen 6,1 und 10,8 km täglich zurück. In der Einzelbox ohne zusätzlichen Auslauf wird dieses Maß auf durchschnittlich 0,17 km reduziert. Hinzu kommt, dass die mittlere Schrittlänge in der Box nur 0,3 m beträgt und nur zu 14 % geradeaus erfolgt, während auf der Weide die Schrittlänge im Durchschnitt 0,8 m beträgt und in der Regel alle Schritte geradeaus erfolgen. Durch Bewegung des Pferdes unter dem Reiter kann zwar die täglich erreichte Kilometeranzahl der auf der Weide zurückgelegten Strecke entsprechen, es fehlt jedoch die für die Gesunderhaltung der Extremitäten erforderliche Dauerbewegung im Schritt (ZEEB et al. 1995). Bei den Untersuchungen von RODEWALD (1989) bekamen 47 % der Privatpferde niemals freien Auslauf, die restlichen 53 % dieser Pferdegruppe konnten auch nur unregelmäßig oder kurzzeitig Koppeln oder Weiden nutzen. In zwei Jahren traten in dieser Studie 84 Lahmheiten an den insgesamt 172 beobachteten Pferden auf. Damit überwogen die Lahmheiten mit 35 % aller aufgetretenen Erkrankungen, gefolgt von respiratorischen Erkrankungen mit 21 %, Erkrankungen des Verdauungsapparates mit 14 % und Verletzungen mit 13 %. Rodewald kam zu dem Schluss, dass diese Erkrankungen alle durch das Haltungssystem und die Nutzung verursacht oder zumindest verschlechtert wurden. Auch Jahre später wurde bei einer Untersuchung von Pferdebetrieben in Niedersachsen ermittelt, dass die Auslaufsituation noch nicht befriedigend geregelt wird, da auch nach dieser Studie nur 45 % der Betriebe auch in den Wintermonaten ein vom Pferdebesitzer unabhängiges Auslaufmanagement anbieten.

Dieser Untersuchung zufolge leiden 46 % der Pferde mindestens einmal jährlich an haltungsbedingten Problemerkrankungen (KORRIES 2003). Aufgrund des grundlegenden Nutzungswandels der Pferde in den letzten Jahrzehnten und dem hohen Maße an haltungsbedingten Erkrankungen und Unfällen sollte die Boxenhaltung vermehrt durch Auslauf- oder Gruppenhaltungen ersetzt werden (PIOTROWSKI 1992).

2.1.3 Einzelhaltung mit Auslauf

Nach ZEEB (1997) und PIRKELMANN (2002) kann die Haltung von Pferden in Einzelboxen durch die Angliederung eines Paddocks verbessert werden. Dieser ermöglicht einen Aufenthalt im Freien, bessere Sozialkontakte und ein gewisses Maß an Bewegung. Zur Abgrenzung ist aufgrund der meist geringen Breite die Verwendung von Elektrozäunen

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abzulehnen, stattdessen sind feste Abgrenzungen durch eingehängte Rohre und Stangen zu verwenden.

Bei der Einzelhaltung werden die pferdespezifischen Bedürfnisse in der Paddockbox am ehesten befriedigt. Dem Pferd steht immer frische Luft und Licht zur Verfügung und es kann selbständig von der Box in den Auslauf und umgekehrt wechseln. Der kleine Einzelauslauf sollte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Bewegungsangebot und die Möglichkeit zu sozialem Kontakt noch deutlich eingeschränkt sind und deshalb auch den so gehaltenen Pferden noch zusätzlicher Auslauf zum Beispiel in Form von Weidegang ermöglicht werden sollte.

2.1.4 Laufstallhaltung

Bei der Laufstallhaltung werden mehrere Pferde in einer Gruppeninnenbox gehalten. Diese Haltungsform ist bei Reitpferden eher selten anzutreffen, wird aber in Zuchtbetrieben, vor allem für Jungpferde und abgesetzte Fohlen aber auch für nicht gerittene Zuchtstuten, häufig angewandt. Die Laufstallhaltung bietet mehrere Vorteile. Vor allem sind die größere Bewegungsfreiheit, die Möglichkeit zu Sozialkontakten und der niedrige Investitionskosten- und Arbeitsaufwand zu nennen (MARTEN u. SALEWSKI 1989). Probleme entstehen häufig durch soziale Auseinandersetzungen, die in Zusammenhang mit dem eingeschränkten Platzangebot stehen. Weitere Schwierigkeiten ergeben sich im Rahmen der Fütterung, denn auch hier muss eine individuelle und hinreichende Futterversorgung gewährleistet sein (PIOTROWSKI 1992).

2.1.5 Gruppenauslaufhaltung

Die Gruppenhaltung ist eine noch recht wenig verbreitete Aufstallungsform. So waren nach einer Untersuchung von BACHMANN und STAUFFACHER (2002b) 16 % der Pferde in der Schweiz in einer Gruppe aufgestallt. Bei einer Untersuchung pferdehaltender Betriebe in Niedersachsen waren sogar nur weniger als 6 % der Pferde in Gruppenhaltungen vorzufinden, obwohl der Anteil an Freizeitpferden in dieser Untersuchung 44 % betrug (KORRIES 2003).

Dabei ist die Gruppenauslaufhaltung der beste Kompromiss zwischen den Bedürfnissen des heutzutage meist wenig genutzten Freizeitpferdes und den Bedürfnissen seines Besitzers in

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Form eines ausgeglichenen, gesunden und relativ schnell verfügbaren Reitpferdes.

Charakteristisch für die Gruppenauslaufhaltung ist, dass die Pferde ihr Sozialverhalten im Herdenverband und ihr Bewegungsbedürfnis weitestgehend selbst befriedigen können und gleichzeitig ihren Aufenthaltsort unter Dach oder im Freien selbständig wählen können (KURTZ 1981; MARTEN u. SALEWSKI 1989; BOCKISCH et al. 2007b).

Bei der Gruppenauslaufhaltung ist die Gruppenbox mit angeschlossenem Auslauf von einer Mehrraum-Gruppenauslaufhaltung mit einer Trennung unterschiedlicher Funktionsbereiche abzugrenzen (ARBEITSGEMEINSCHAFT ARTGEMÄßE PFERDEHALTUNG 1995). In einer Mehrraum-Gruppenauslaufhaltung wird der Liegebereich durch einen Auslauf räumlich vom Fressbereich getrennt, wobei die Tränke meist möglichst weit vom Fressbereich entfernt im Auslauf aufgestellt wird. Diese Gliederung in unterschiedliche Bereiche soll dazu dienen, den Pferden mehr Bewegungsanreize zu bieten. Auch KREIMEIER und BOCKISCH (1996) und PIRKELMANN (2002) finden, dass es eine wichtige Aufgabe ist, in der heutigen Situation der Pferdehaltung das Bewegungs- und Beschäftigungsbedürfnis des Pferdes zu befriedigen. Hierbei kommt die Mehrraumauslaufhaltung den natürlichen Haltungsansprüchen am nächsten. PIOTROWSKI (1983) untersuchte den Einfluss der Raumstruktur auf das Verhalten von Pferden anhand zweier Haflinger in einer Mehrraum- Gruppenauslaufhaltung und fand heraus, dass die Pferde circa 50 mal zwischen den Funktionsbereichen wechselten, sich aber insgesamt ungefähr zu je einem Drittel in den Bereichen Auslauf, Liegebox und Fressplatz aufhielten. Obwohl die Tiere nicht zusätzlich bewegt wurden, waren sie sehr ausgeglichen. Die tägliche freie Bewegung in Mehrraum- Gruppenhaltungen lässt sich durch eine Erhöhung der Fütterungsfrequenz noch zusätzlich steigern. So fand FRENZEN (1994) heraus, dass die Bewegungsaktivität weniger von der Auslaufgröße, beziehungsweise der Strecke zwischen den Funktionsbereichen, als von den Fütterungsintervallen abhängt. Es kann also auch eine adäquate Bewegungsaktivität erzielt werden, wo an Platz für den Auslauf gespart werden muss.

Bei einer Untersuchung von Auswirkungen verschiedener Haltungsverfahren auf die Bewegungsaktivität und das Sozialverhalten von Pferden während eines zweistündigen Paddockaufenthaltes zeigte sich, dass die sozialen Aktivitäten und repulsiven Verhaltensweisen bei Pferden, die den Rest ihres Tages in Ständer- oder Boxenhaltung aufgestallt waren, deutlich verstärkt auftraten im Vergleich zu in Gruppenhaltung gehaltenen

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Pferden. Dementsprechend scheint auch im Hinblick auf das Sozialverhalten die Gruppenhaltung als artgemäßer als andere Haltungssysteme einzustufen zu sein (REHM 1980). Auch GERKEN et al. (1996) kamen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Bauforschung der FAL in Braunschweig bei ihren Untersuchungen zum Verhalten von Trabrennpferden in Gruppenauslaufhaltung und in Einzelhaltung zu dem Schluss, dass die Gruppenhaltung aufgrund der besseren Möglichkeiten zu Bewegung und Sozialkontakten und der deutlich niedrigeren Frequenz von Verhaltensabweichungen die tiergerechtere Haltungsform darstellt. Die Ergebnisse zeigten außerdem, dass die Gruppenhaltung auch für Hochleistungspferde als geeignete Haltungsform anzusehen ist.

In Gruppenhaltungen werden im Gegensatz zum natürlichen Familienverband häufig sehr inhomogene Gemeinschaften zusammengestellt. Die große Schwierigkeit einer erfolgreichen Gruppenstallführung ist es daher, eine individuelle Betreuung und Versorgung sicherzustellen.

Probleme ergeben sich häufig im Rahmen der Fütterung. Bewährt haben sich hierbei Rundraufen zur ad libitum Fütterung von Raufutter. Außerdem eignen sich sowohl für die Rau- als auch für die Kraftfuttergabe Fressständer, wobei für jedes Pferd ein Fressstand zur Verfügung stehen sollte. Um Futter häufig über den Tag verteilt und in kleinen Portionen arbeits- und zeitsparend anbieten zu können, wurden automatisierte, computergesteuerte Fütterungstechniken zum Einsatz in der Pferdehaltung entwickelt (PIRKELMANN 2002;

BOCKISCH et al. 2007b; HOFFMANN et al. 2007a). Der Liegebereich muss ebenfalls verschiedene Kriterien erfüllen, damit rangniedrige Tiere nicht durch ranghöhere verdrängt werden. Die Liegefläche sollte mindestens 2,5xWiderristhöhe² je Pferd betragen. Des weiteren sind Vordächer und zwei möglichst weit voneinander entfernt liegende Ein- und Ausgänge, die so breit sein sollten, dass zwei Pferde problemlos aneinander vorbei gehen können, dazu geeignet, Auseinandersetzungen zu reduzieren (MARTEN u. SALEWSKI 1989;

SACHVERSTÄNDIGENGRUPPE TIERSCHUTZGERECHTE PFERDEHALTUNG DES BMELF 1995). POLLMANN (2003) fand heraus, dass Lauf- und Sichtbarrieren, also eine Gliederung des Liegebereichs, das Sicherheitsempfinden von Pferden anscheinend erhöhen und somit zu einem längeren Ruhen in Seitenlage und zu einer ausgeprägteren Rhythmik im Ruheverhalten führen. Auch SCHNITZER und KOLTER (1981) beobachteten, dass die Probleme in der Gruppenhaltung vor allem in der Gruppenzusammenstellung und der Fütterung wurzeln. Dies führte zu dem Ergebnis, dass die Schlüsselrolle zum Funktionieren

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einer Gruppenhaltung neben den betrieblichen Bedingungen vor allem in der Qualifikation des Halters zu suchen ist.

2.1.6 Ganzjährige Weidehaltung

Die Ganztagsweide ist die Haltungsform, die als artgemäß bezeichnet werden kann. Die gleichmäßige Verteilung der Bewegung und Futteraufnahme auf den ganzen Tag im so genannten Weideschritt entspricht sowohl dem natürlichen Bewegungs- als auch dem natürlichen Futteraufnahmeverhalten eines Pferdes. Es sollte jedoch ein geeigneter natürlicher oder ein künstlicher Witterungsschutz vorhanden sein (ZEEB et al. 1995). Auch in den Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtpunkten (SACHVERSTÄNDIGENGRUPPE TIERSCHUTZGERECHTE PFERDEHALTUNG DES BMELF 1995) wird ein Witterungsschutz gefordert, der so groß ist, dass sich alle Pferde gleichzeitig dort aufhalten können. Dieser soll nicht nur vor Wind und Niederschlägen im Winter, sondern auch vor Sonneneinstrahlung und Insekten im Sommer schützen. Nachteile der ganzjährigen Weidehaltung sind zum einen der unpraktische Zugriff aufs Reittier und zum anderen der große Flächenbedarf. Bei dauerhafter Nutzung einer für die Pferdeanzahl zu kleiner Weidefläche tritt Überweidung des Pflanzenbestandes mit der Folge einer Vermehrung von Unkräutern oder der Umwandlung der Weide in eine Matschfläche ein. Somit liegt eine ganzjährige Weidehaltung gerade für größere Betriebe oft nicht im Rahmen der Möglichkeiten (MARTEN u. SALEWSKI 1989; DEUTSCHER TIERSCHUTZBUND E.V.

2004).

2.1.7 Ergänzungen zum Haltungssystem in Hinblick auf die Verbesserung der Bewegungssituation

Führanlagen und Laufbänder können eine gute Ergänzung zur täglichen Bewegung darstellen.

Die Pferde gewöhnen sich meistens sehr schnell an derartige Einrichtungen, die Kondition wird verbessert und ihr Bewegungsdefizit wird vermindert. Führanlagen und Laufbänder sind allerdings nicht als Ersatz für den freien Aufenthalt auf Weiden oder in Paddocks geeignet.

Führanlagen haben gegenüber Laufbändern den Nachteil, dass Sehnen und Gelenke durch die Kreisbewegung stärker belastet werden (ZEITLER-FEICHT 2001b, HOFFMANN et al.

2007a).

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2.2 Normalverhalten

Dem Thema dieser Arbeit entsprechend wird an dieser Stelle nur auf Verhaltensabläufe eingegangen, die im Zusammenhang mit der Haltung von Pferden relevant sind.

2.2.1 Lokomotionsverhalten

Unter normalen Bedingungen bewegen sich freilebende Pferde täglich zwischen 6 und 11 km fort (Siehe Kap. 2.1.2). Dabei hängt die zurückgelegte Strecke im Wesentlichen vom Futteraufwuchs und der Lage der Wasserstellen ab. Auch klimatische Verhältnisse haben einen Einfluss auf das Lokomotionsverhalten. Während vor allem Jungtiere bei kaltem, regnerischem und windigem Wetter einen erhöhten Bewegungsdrang verspüren, bleibt die Herde unter natürlichen Lebensbedingungen bei besonders schlechtem Wetter auch tagsüber in der Nähe ihres Schlafplatzes. Die Hauptgangart ist der Schritt. Neben dem Weideschritt, der über 60 % des Tages einnimmt, erfolgen auch alle Wanderungen von freilebenden Pferden im Schritt. Trab und Galopp werden nur kurzzeitig im Spiel, bei Auseinandersetzungen und auf der Flucht gezeigt (SCHÄFER 1993; ZEITLER-FEICHT 2001b).

2.2.2 Ruheverhalten

Equiden ruhen polyphasisch, sie haben also mehrere kurze über den Tag verteilte Ruhephasen.

Unter Ruhen versteht man sowohl das Dösen im Stehen, als auch den Non-Rem-Schlaf, der überwiegend in Bauchlage erfolgt und den Rem-Schlaf, für den sich das Pferd in Seitenlage ablegen muss. Der Non-Rem-Schlaf dient der körperlichen Erholung. Im Rem-Schlaf wird Erlebtes psychisch verarbeitet, dieser dient also der mentalen Erholung und ist für das psychische Wohlbefinden von großer Bedeutung (SCHÄFER 1993; ZEITLER-FEICHT 2001b). BOYD et al. (1988) kamen bei ihren Untersuchungen zum Tagesablauf von Przewalskipferden zu dem Ergebnis, dass Pferde durchschnittlich 15,7 % des Tages im Stehen ruhen, 3 % des Tages in Brustlage schlafen und 1,2 % des Tages mit dem Liegen in Seitelage verbringen. In einer Studie an Camague-Pferden wurden ähnliche Werte ermittelt: Hier ruhten die adulten Pferde zwischen 16 und 21 % des Tages im Stehen, lagen zwischen 4 und 6 % in Brustlage und verbrachten 0,3 bis 1,2 % des Tages mit dem Liegen in Seitenlage (DUNCAN

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1980). Beide Autoren konnten eine altersabhängige Verschiebung dieser Werte feststellen.

Junge Pferde verbringen zu Ungunsten des Ruhens im Stehen deutlich mehr Zeit mit dem Schlafen in Brust- und Seitenlage.

Bei Beobachtungen des Schlafverhaltens in Offenställen deckten sich die durchschnittlichen Liegezeiten mit jenen bei Freilandbeobachtungen ermittelten Werten. Es konnten jedoch deutliche Unterschiede in der Länge der Schlafzeiten bei Einbeziehung der Rangordnung festgestellt werden: Ranghöhere Tiere konnten mehr als doppelt beziehungsweise dreifach so lange in Brust- bzw. Seitenlage verbringen wie rangniedrigere (ZEITLER-FEICHT et al.

1999). Des Weiteren beeinflusst der Untergrund die Länge des Liegens. Pferde liegen bevorzugt auf weicher trockener Einstreu in gut belüfteten Bereichen. Feuchter Untergrund führt zu einer Verkürzung der Liegezeiten (ZEEB 2000).

2.2.3 Fressverhalten

In naturnaher Umgebung nimmt die Futteraufnahme die meiste Zeit des Tages in Anspruch.

So ermittelte DUNCAN (1980) in seiner Studie an Camague-Pferden, dass die Tiere zwischen 59,5 und 63 % des Tages mit der Futteraufnahme beschäftigt sind. Sogar die in anderen Untersuchungen mit energiereicherem Futter zugefütterten Przewalski-Pferde verbrachten noch 40,5 bis 52,3 % ihres Tages mit der Nahrungsaufnahme. Diese Untersuchungen fanden in den heißen Sommermonaten statt. Während dieser Zeit fraßen die Tiere am meisten in den Abend- und frühen Morgenstunden (BOYD et al. 1988). IHLE (1984) beobachtete, dass Robustpferde auf der Weide 68,4 % der Beobachtungszeit mit der Nahrungsaufnahme zubrachten, während in Einzelboxenhaltung die Fresszeit bei ad-libitum-Fütterung 66,2 % betrug.

Der Gastrointestinaltrakt des Pferdes ist auf eine ständige Zufuhr von strukturreichem Futter eingerichtet. Die oft praktizierte Art der Fütterung zwei Mal täglich eine recht große Portion an energiereichem Kraftfutter und ebenfalls nur zwei Mal täglich eine verhältnismäßig geringe Menge Heu zu füttern, ist oft die Ursache von Zahnproblemen, Magengeschwüren und Koliken. Außerdem können die im Verhältnis zum arteigenen Verhalten deutlich verkürzten Fresszeiten zu Frustration und Langeweile führen, in deren Folge

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Verhaltensauffälligkeiten beobachtet werden können (KILEY-WORTHINGTON 1990;

ZEITLER-FEICHT 2001b; FEIGE et al. 2002).

2.2.4 Sozialverhalten

Pferde sind Herdentiere mit einem sehr ausgeprägten sozialen Gefüge. Das Leben in einer Gruppe mehrerer Tiere ist für ein Fluchtier unter natürlichen Gegebenheiten überlebensichernd. Je mehr Tiere nach Feinden Ausschau halten, desto größer ist die Chance diese rechtzeitig wahrzunehmen und entsprechend reagieren zu können. Die Effektivität des Umherwanderns in einem Herdengefüge wird durch die Ausbildung einer festen Rangordnung, und damit einer gewissen Rollenzuteilung einzelner Herdenmitglieder, noch gesteigert (MILLS u. NANKERVIS 1999). Üblicherweise bestehen die Gruppen entweder aus Familienverbänden oder aus Hengstgruppierungen von maximal 20 Tieren, die sich jedoch vorübergehend zu einer Herde von bis zu 100 Pferden locker zusammenschließen können. Die Familienverbände bleiben oft lebenslänglich zusammen und bestehen aus dem Leithengst, seinen Altstuten und deren Nachwuchs. Während die Leitstute den Verband führt, ist der Leithengst für den Zusammenhalt der Gruppe und die Verteidigung gegen äußere Angriffe zuständig (ZEITLER-FEICHT 2001b).

Dem Sozialverhalten werden drei Gruppen von Verhaltensweisen zugeordnet, die dem Aufbau und dem Erhalt der Rangordnung, aber auch der Bildung und Intensivierung von Freundschaften innerhalb der Herde dienen. Diese Gruppen lauten:

- Attraktive Verhaltensweisen, diese zeigen Pferde, wenn sie freundschaftlich aufeinander zugehen, z.B. die naso-nasale Begrüßung

- Kohäsive Verhaltensweisen, zeigen Pferde, wenn sie etwas gemeinsam machen oder eine zeitlang beieinander bleiben, z.B. die soziale Fellpflege

- Repulsive Verhaltensweisen, sind zu beobachten, wenn Pferde einander unfreundlich begegnen, z.B. Drohen

(ZEEB 2000).

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2.3 Verhaltensauffälligkeiten, Verhaltensstörungen 2.3.1 Definitionen und Ursachen

Nach dem Bedarfsdeckungs- und Schadensvermeidungsprinzip nach TSCHANZ (1993) sind Lebewesen zum Selbstaufbau und Selbsterhalt befähigt und können somit aktiv oder passiv Schaden vermeiden. Werden jedoch individuelle Anpassungsgrenzen der jeweiligen Art überschritten, so kommt es zu Abweichungen des normalen Verhaltens. Durch Verhaltensstörungen wird das Streben nach Selbstaufbau, Selbsterhalt und Fortpflanzung eingeschränkt oder sogar völlig unmöglich für das betreffende Tier oder Artgenossen.

Verhaltensstörungen sollten also immer als ein ernstzunehmendes Zeichen interpretiert werden, da die evolutionsbedingt hohe Adaptationsfähigkeit des Pferdes offensichtlich überfordert wurde.

Verhaltensstörungen werden von verschiedenen Autoren unterschiedlich definiert. Während BRUMMER (1978) die Verhaltensstörung als eine erhebliche und/oder andauernde Abweichung von der Verhaltensnorm bezeichnet, geht SAMBRAUS (1997) stärker ins Detail und definiert Verhaltensstörungen als eine in Hinblick auf Modalität, Intensität oder Frequenz erhebliche und andauernde Abweichung vom Normalverhalten. WECHSLER (1992) definiert Verhaltensstörungen als Verhaltensweisen, die deskriptiv als Abweichungen vom Normalverhalten und kausal als Störungen in der Verhaltenssteuerung infolge einer nicht artgemäßen Haltungsumwelt auftreten. Verhaltensstörungen können in drei Gruppen eingeteilt werden:

1. Verhaltensstörungen, die organpathologisch sind, z.B. verändertes Verhalten infolge eines Gehirntumors

2. Verhaltensstörungen, die Folge einer abnormalen Differenzierung der Verhaltenssteuerung sind, z.B. wenn es nach einer Fehlprägung zu einem gestörten Sexualverhalten kommt 3. Verhaltensstörungen, die auf einer Nichtangepasstheit einer normal differenzierten Verhaltenssteuerung an eine gegebene Umweltsituation beruhen, z.B. Bewegungsstereotypien, die zur Folge einer zu starken Bewegungseinschränkung gegenüber dem artgemäßen Lokomotionsverhalten auftreten.

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Viele Verhaltensstörungen treten als Stereotypien auf. Stereotypien sind beschrieben als Verhaltensweisen, die über eine längere Zeitspanne wieder und wieder in derselben Bewegung ohne erkennbare Funktion ausgeführt werden. Stereotypien sind im Tierreich beschränkt auf domestizierte Tiere und in Gefangenschaft gehaltene Wildtiere. Während das Verhalten anfangs noch kontextspezifisch gezeigt wird, erweitert sich der Bereich der Situationen, welche die Stereotypie auslösen bis diese vollständig etabliert ist. Selbst wenn das Tier nun in eine sehr viel bessere Haltungsumwelt integriert wird, wird die Stereotypie häufig weiter ausgeführt, die Verhaltensstörung bleibt oft lebenslang erhalten. Deshalb ist es schwierig, von dem Auftreten von Stereotypien auf Haltungsmängel oder ein nicht vorhandenes Wohlbefinden zu schließen. Die Anzahl der Tiere mit Verhaltesstörungen und die Zeit, welche mit deren Ausführung verbracht wird, können jedoch als ein Indikator für die Beurteilung der Haltungsumwelt und des Wohlbefindens angesehen werden (SAMBRAUS 1997; LEBELT 1998; KEELING u. JENSEN 2002).

Von den Verhaltensstörungen wird das unerwünschte Verhalten abgegrenzt. Während es sich laut obigen Definitionen bei Verhaltensstörungen stets um vom Normalverhalten abweichende Verhaltensweisen handelt, wird bei unerwünschtem Verhalten ein Verhalten gezeigt, das dem natürlichen Verhaltensrepertoire des Pferdes angehört, welches jedoch bei der Haltung und Nutzung des Tieres Probleme bereitet. Beispiele hierfür sind das Beißen, Scharren, Scheuen oder Durchgehen (SAMBRAUS 1997; ZEITLER-FEICHT 2001a). GRAUVOGL (1993) ist der Meinung, dass bei fast allen Verhaltensauffälligkeiten die Ursache in der Reizverarmung durch die heutige Pferdehaltung und –ausbildung zu finden ist oder die Reizverarmung zumindest ursächlich beteiligt ist.

2.3.2 Häufige Verhaltensstörungen 2.3.2.1 Koppen

Koppen ist die am häufigsten vorkommende Verhaltensstörung (BACHMANN u.

STAUFFACHER 2002a). Während des Koppens kommt es zum Einströmen von Luft in den Ösophagus, indem der Schlundkopf durch Kontraktion der vorderen Halsmuskulatur geöffnet wird. Dabei ist meistens ein dem Rülpsen ähnliches Geräusch zu vernehmen. Der Großteil der Luft strömt dabei wieder aus der Maulhöhle hinaus (MCGREEVY et al. 1995). Man

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unterscheidet den Aufsetzkopper, bei dem die oberen Schneidezähne auf waagerechte Teile der Stalleinrichtung oder Koppel aufgesetzt werden, vom seltener vorkommenden Freikopper.

Als Ursache sind Haltungs- und Fütterungsfehler, aber auch Deprivation, ungenügende Beschäftigung, Fehler in der Ausbildung, krankheitsbedingte Isolation und abruptes Absetzen von der Mutter zu nennen. Außerdem scheint der Einfluss einer genetischen Prädisposition wahrscheinlich. Den Hauptauslöser stellt die Fütterung dar, aber auch andere Vorgänge im Stall, wie das Ausmisten oder das Vorbereiten der Pferde auf die Arbeit, können den Koppvorgang induzieren. Bei Koppern handelt es sich meistens um sehr leistungsfähige Pferde mit einer langen Nutzungsdauer. Gesundheitliche Probleme im Zusammenhang mit dem Koppen treten nur sehr selten auf, meistens handelt es sich hierbei um eine übermäßige Abnutzung der Schneidezähne bei Aufsetzkoppern. Bei der Therapie des Koppens sollte immer eine ätiologisch ausgerichtete Verbesserung der Haltungsbedingungen im Vordergrund stehen. Darüber hinaus gibt es unterstützende Maßnahmen, wie die Installation einer Koppertränke oder medikamentöse Behandlungen. Da diese Behandlungsmethoden bei fest etablierten Stereotypien häufig zu keinem oder nur einem vorübergehenden Erfolg führen, sollte auf eine Vermeidung der Entstehung dieser Verhaltensstörung durch artgemäße Aufzucht- und Haltungsbedingungen besonderer Wert gelegt werden. Nicht zu empfehlen sind symptomatische Behandlungen wie der Einsatz eines Kopperriemens oder chirurgische Maßnahmen. Da das Koppen dem Stressabbau dient, wird durch das Unterdrücken des Koppens ohne gleichzeitiges Abstellen der Ursache die Stressbelastung für das Pferd noch zusätzlich erhöht (LEBELT 1998; ZEEB 2000).

2.3.2.2 Weben

Das Weben ist eine der häufigsten Bewegungsstereotypien des Pferdes. Das Pferd steht dabei mit leicht gespreizten Vorderbeinen und pendelt mit Kopf und Hals rhythmisch von links nach rechts. Häufig wird das entlastete Vorderbein kurz angehoben (ZEITLER-FEICHT 2001b).

BENDA (1998) fand bei ihren Untersuchungen heraus, dass die Ursache des Webens eine einschneidende Belastungssituation darstellt. Des Weiteren wurde in dieser Studie herausgefunden, dass durch das Weben die Nozizeptionsschwelle gesenkt wird. Die herabgesetzte Reaktionsschwelle spricht gegen die häufig postulierte „Selbstnarkotisierung“

durch das Ausführen der Stereotypie. Eine gesundheitliche Beeinträchtigung webender Pferde konnte nicht festgestellt werden.

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2.3.2.3 Stereotypes Laufen

Das auch als Boxenlaufen oder Achterlaufen bezeichnete stereotype Laufen wurde von BREDENBRÖKER (2003) mit einer Prävalenz von 1,3 % beobachtet. Es erfolgt in der Box als Kreisbewegung, in einem Auslauf meistens auf einer geraden Strecke am Zaun entlang.

Der Beginn des stereotypen Laufens kann in vielen Fällen mit einem Umweltereignis wie längere Boxenruhe, das erste Aufstallen, das Absetzen oder ein Stallwechsel in Verbindung gebracht werden. Ausgelöst wird es vor allem in Stresssituationen wie zum Beispiel die Fütterung oder das Herausbringen von Pferden aus dem Stall.

2.3.2.4 Barrenwetzen, Krippenwetzen, Gitterbeißen

Beim Barrenwetzen, Krippenwetzen und Gitterbeißen setzen die Pferde die Schneidezähne auf einen harten Gegenstand, zum Beispiel auf die Krippe im Fall des Krippenwetzens, und bewegen dann den Kopf rhythmisch hin und her oder auf und nieder, wodurch ein schabendes Geräusch entsteht. Eine schnellere Abnutzung der Schneidezähne oder Zahnfleischentzündungen können die Folge sein. Nur wenn diese Verhaltensweise stereotyp abläuft, kann man von einer Verhaltensstörung sprechen. Tritt es nur in bestimmten Situationen oder sehr selten auf, liegt meist unerwünschtes Verhalten vor. Als Ursache gelten auch hier einschneidende Erlebnisse im negativen Sinne. Ausgelöst wird das Verhalten durch Vorgänge, die zu einem Erregungsanstieg führen, wie beispielsweise die Fütterung (ZEITLER-FEICHT 2001b).

2.3.2.5 Exzessives Scharren

Scharren ist ein natürlicher Bestandteil des Verhaltensinventars von Pferden, der zum Beispiel dazu dient, im Winter unter einer Schneedecke nach Futter zu suchen. Lang anhaltendes Scharren kann sowohl eine stereotype Verhaltenstörung als auch ein unerwünschtes Verhalten darstellen. Stereotypes exzessives Scharren wird ebenfalls häufig durch Erregungszustände wie die bevorstehende Fütterung oder Unruhe in der Stallgasse ausgelöst. Durch die nachfolgende Fütterung kann es zu einer Belohnung und damit zu einer Verstärkung der Verhaltensweise kommen. Handelt es sich um aufmerksamkeitsforderndes, unerwünschtes Verhalten, so kann auch schon die Ansprache durch den Menschen als Verstärker funktionieren. Exzessives Scharren kann Abnutzungserscheinungen an unbeschlagenen Hufen

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zur Folge haben, welche im Extremfall zu orthopädischen Schäden führen können (LEBELT 1998).

2.4 Verhaltensbeobachtungen

Zur Datenerhebung im ethologischen Bereich ist, neben technischen Methoden zur Registrierung und Quantifizierung des Tierverhaltens, die visuelle Beobachtung das Mittel der Wahl. Bei der visuellen Tierbeobachtung gibt es zwei Möglichkeiten. Eine Möglichkeit ist die kontinuierliche Registrierung, die andere ist die diskontinuierliche Registrierung der Verhaltensweisen. Die Auswahl der Methode ist in erster Linie abhängig von der Fragestellung und der Versuchsanordnung. In einigen Fällen, wie zum Beispiel der Aktivitätserfassung einer Milchviehherde in einem Laufstall, bei der auch die Interaktionen der einzelnen Herdenmitglieder und ihr Tagesrhythmus erfasst werden sollen, ist eine kontinuierliche Datenerfassung erforderlich. In vielen Fällen ist eine kontinuierliche Datenerfassung jedoch schwierig durchführbar, da die technischen oder personellen Gegebenheiten die erfassbare Datenmenge einschränken. Um die Menge der Daten in einem adäquaten Rahmen zu halten, gibt es drei Möglichkeiten. Zum einen kann ein begrenzter Zeitraum ausgewählt werden. Bei der Erfassung einiger Funktionskreise, wie zum Beispiel der Quantifizierung der Ruhephasen, hat sich gezeigt, dass die Auswertung eines 24-Stunden- Tages ausreicht, um eine fundierte Aussage treffen zu können, da auf eine gute Wiederholbarkeit geschlossen werden kann. Eine andere Möglichkeit ist das Arbeiten mit einer Stichprobe. Hierbei wird nur eine kleine Auswahl an Tieren beobachtet und von deren Verhaltensweisen auf das Verhalten der ganzen Herde oder sogar der gesamten Population geschlossen. Bei diesem Verfahren besteht die Gefahr, dass es zu fehlerhaften Analogieschlüssen kommt, wenn bei der ausgewählten Stichprobe nicht die gesamte Variationsbreite der Verhaltensweisen in entsprechendem Umfang gezeigt wird. Die dritte Möglichkeit ist die Erfassung von Verhaltensweisen in bestimmten zeitlichen Intervallen.

Dabei handelt es sich um eine diskontinuierliche Beobachtungsform, die dadurch charakterisiert ist, dass die Datenerfassung in mehreren, zeitlich unterbrochenen Perioden vorgenommen wird. Diese Methode ist einfacher und übersichtlicher, es kann jedoch in Abhängigkeit der Fragestellung zu einem 10 bis 15 %igen Informationsverlust gegenüber der

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kontinuierlichen Registrierung kommen. Der Informationsverlust ist geringer, je größer die Beobachtungsphase und je kleiner das Intervall, also die Zeitspanne zwischen den Beobachtungsphasen, gewählt wird (BOCKISCH 1983).

Bei der visuellen Tierbeobachtung unterscheidet man ferner die Direktbeobachtung von der indirekten Beobachtung. Indirekte Beobachtungen werden über Videoaufzeichnungen durchgeführt und bieten den Vorteil, dass sie dokumentierbar und reproduzierbar sind.

Dadurch können durch mehrmaliges Ansehen bestimmter Videosequenzen auch mehrere Tiere beobachtet werden, die gleichzeitig verschiedene zu erfassende Verhaltensweisen ausführen.

Außerdem können durch Zeitlupenfunktionen einzelne Verhaltensabläufe sehr detailliert erfasst werden. Ein Nachteil der Videoanalyse ist, dass akustische Äußerungen, wie zum Beispiel das Wiehern oder Zähneknirschen, nicht oder nur sehr undeutlich wiedergegeben werden (CAANITZ 1996).

Auch MILLS und NANKERVIS (1999) unterscheiden zwischen kontinuierlicher und intermittierender Verhaltensregistrierung. Auch hier wird betont, dass die kontinuierliche Registrierung die akkurateste Methode ist, wenn Verhaltensweisen in ihrer Frequenz, Länge und Ausprägung registriert werden sollen. Durch den hohen Zeitaufwand dieser Methode wird häufig auf die intermittierende Aufnahme zurückgegriffen. Hierbei hat die Auswahl der analysierten Zeitintervalle einen großen Einfluss auf das Ergebnis. Für die Bestimmung von Verhaltensweisen, die nur sehr kurz gezeigt werden, müssen auch kurze Intervalle gewählt werden, damit die Verhaltensweise nicht übersehen wird. Für länger dauernde Verhaltensweisen können auch längere Intervalle gewählt werden. Die intermittierende Aufnahme ist gut geeignet für vergleichende Studien unterschiedlicher Gruppen. Solange für die zu vergleichenden Gruppen die gleichen Aufnahmetechniken verwendet werden, kann davon ausgegangen werden, dass alle Gruppen auch der gleichen Fehlerquote unterliegen. Die Daten sind somit nicht exakt aber vergleichbar.

Videoanalysetechniken sind im Allgemeinen gut geeignet für die Erfassung von aktiven Verhaltensweisen der Tiere. Zur Beurteilung von Wohlbefinden oder Stress reichen Verhaltensbeobachtungen alleine nicht aus, um eine fundierte Aussage treffen zu können.

Zusätzlich zur Beobachtung von Verhaltensweisen, einschließlich des Auftretens von Verhaltensstörungen, sollten andere nicht-invasive Methoden zur Quantifizierung von Stress oder Wohlbefinden genutzt werden, um Informationen über den Einfluss von

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Haltungssystemen, der Behandlung durch den Menschen oder Transportbelastungen zu erhalten (BORELL 2000; HOFFMANN et al. 2007b).

2.5 Stress

2.5.1 Definition und Vorgänge im Organismus

Der Begriff Stress wird von verschiedenen Autoren unterschiedlich definiert. SELYE (1974) definiert Stress als die unspezifische Antwort des Körpers auf eine Einwirkung. Diese kann zum Beispiel Kälte, eine Infektion, psychische oder physische Belastung sein und somit sowohl von innen als auch von außerhalb den Körper beeinflussen. Eine Einwirkung die Stress hervorruft, wird als Stressor bezeichnet. Stress kann also sowohl durch positive Beeinflussung des Körpers als auch durch negative, schädliche Einwirkung ausgelöst werden.

Wenn Stress als unangenehm empfunden wird oder mit einem Schaden für den Organismus verbunden ist, wird er als Distress bezeichnet. Auch MOBERG (2000) differenziert zwischen nicht-bedrohlichem Stress und Stress, der einen negativen Effekt auf den Organismus ausübt.

Diesen bezeichnet auch er als Distress. Stress wird in dem Moment zu Distress, indem die Stressantwort so viele Energierücklagen benötigt, dass andere biologische Funktionen des Körpers beeinflusst werden, beziehungsweise nicht mehr adäquat ausgeführt werden können.

Benötigt der biologische Aufwand durch Stress Ressourcen in einer Größenordnung die andere Körperfunktionen nicht beeinträchtigen, dann stellt die Situation keinen für den Organismus bedrohlichen Zustand dar und das Tier erfährt keinen Distress. Sowohl akute als auch chronische Stressoren können Distress verursachen. Außerdem können zwei gleichzeitig auf ein Tier einwirkenden Stressoren zu Distress führen, auch wenn die jeweiligen Stressoren einzeln nicht zum Distress geführt hätten. Durch die Akkumulation des biologischen Aufwandes kommt es zu einem Effekt auf andere Körperfunktionen. Somit schadet subklinischer Stress selbst dem Organismus nicht, er macht ihn aber anfälliger für Distress.

Die Stressantwort kann grundsätzlich in drei Phasen eingeteilt werden. Sie beginnt mit dem Erkennen des Stressors, darauf folgt die biologische Abwehr des Stressors. Als letzte Phase ist die Situation innerhalb des Organismus zu bezeichnen, welche als Konsequenz aus der Stressantwort entsteht. Da es viele verschiedene Stressoren gibt, die unterschiedliche Stressantworten im Körper hervorrufen, gibt es auch keinen Indikator, der alle Typen von

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Stress identifiziert oder gar quantifiziert.

BORELL (2000) beschreibt Stress als einen Zustand des Organismus, der durch spezifische Anpassungsreaktionen auf verschiedene Stressoren gekennzeichnet ist. Ziel des Körpers ist hierbei immer die Schadensvermeidung und die Aufrechterhaltung beziehungsweise Wiederherstellung der Homöostase. Die Empfindung und Verarbeitung von Stressoren geschieht über eine Kaskade von biologischen Mechanismen. Dabei werden die Reizinformationen zunächst über das sensorische System registriert und über neurale Signale in das ZNS (Zentrales Nervensystem) weitergeleitet, welches dann entsprechende Anpassungsreaktionen bezüglich der Belastung veranlasst. Es dominieren zwei Wege in der Stressantwort. Das Sympatho-Adrenomedulläre-System umfasst die Kommunikation zwischen Hypothalamus, Hypophyse und Nebennierenmark, über welches Catecholamine, wie Adrenalin, ausgeschüttet werden. Dies stellt eine kurzfristige Reaktion auf Belastungen dar und wird als Fight and Flight Syndrome (FFS) bezeichnet. Die Herzfrequenz und der Blutdruck steigen an, der Organismus wird in die Lage versetzt, dem Stressor mit Kampf oder durch Flucht zu begegnen. Die andere, längerfristige Anpassungsreaktion ist die Aktivierung des Hypothalamo-Hypophysen-Nebennierenrinden-Systems (Hypothalamo-Pituitary- Adrenocortical- (HPA)-Axis). Hierbei steht die Ausschüttung von Glucocorticosteroiden durch eine Stimulation des Hypophysenhormons ACTH im Vordergrund und wird als Allgemeines-Anpassungs-Syndrom (AAS) bezeichnet. Das FFS steht im Gehirn vermutlich unter der Kontrolle der Amygdala und wird überwiegend in bedrohlichen Stresssituationen aktiviert, in denen der Organismus einem drohenden Kontrollverlust durch eigenes Agieren entgegentreten kann, wodurch die Situation kontrollierbar wird. Das AAS und damit die HPA- Achse werden im Gehirn wahrscheinlich durch den Hippocampus aktiviert, wenn ein Kontrollverlust vorliegt. Das Tier kann den Stressor nicht kontrollieren und reagiert mit Frustration und Depression und reduziert sein aktives Verhalten. Welches der beiden Systeme aktiviert wird, hängt nicht nur von der Situation und dem Stressor ab, sondern auch von genetischen Dispositionen, früheren Erlebnissen und allgemeinen individuellen Fähigkeiten.

Zusätzlich spielen auch andere Transmitter und Hormone, wie zum Beispiel Prolactin und Somatotropin, und auch das Immunsystem eine Rolle im Stressgeschehen.

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2.5.2 Stressoren

Stressoren können nach ihrer Qualität und Quantität eingeteilt werden. Bei der qualitativen Einteilung wiederum muss unterschieden werden zwischen physikalischen Stressoren, wie zum Beispiel Hitze oder elektrische Stimuli, und Stressoren, die aus der Gesamtsituation resultieren, wie zum Beispiel Immobilisation oder soziale Isolierung. Bei der quantitativen Einteilung muss zwischen Dauer und Intensität der Einwirkung eines Stressors unterschieden werden. Bei der Dauer unterscheidet man zwischen akut einwirkenden Stressoren, chronisch einwirkenden Stressoren und chronisch intermittierend auftretenden Stressoren. Bei den chronisch intermittierend auftretenden Stressoren kann es je nach Intensität des Stressors zu einer Gewöhnung, ähnlich der Habituation, und damit zu einer Abschwächung der Stressantwort, oder zu einer Sensibilisierung mit intensiverer Reaktion auf den Stressor kommen. Weniger intensive Stressoren führen eher zu einer Gewöhnung, welche vermutlich durch die erhöhte Vorhersehbarkeit und damit verbundenen Beherrschung der Situation zu Stande kommt. Dabei spielt neben der psychischen Anpassung das Lernverhalten eine große Rolle. Bei intensiven chronisch intermittierend auftretenden Stressoren, wie zum Beispiel Elektroschocks, bleibt die Stressreaktion entweder gleich oder wird mit der Zeit stärker.

Dieser Effekt wird durch eine Sensibilisierung hervorgerufen. Ob diese psychisch bedingt ist oder durch biochemische Veränderungen induziert wird, ist noch nicht abschließend geklärt (LADEWIG 1994; LADEWIG 2000).

Laut FOREMAN und FERLAZZO (1996) wird Stress beim Pferd am häufigsten durch Transport, Belastung, Lahmheit und Veränderungen in der Umgebungstemperatur und Luftfeuchtigkeit ausgelöst. ÖDBERG (1987) hingegen sieht unsachgemäßes Reiten und Trainieren von Pferden als den bedeutsamsten chronischen Stressor. Da nur sehr wenig Menschen, die mit Pferden umgehen, Kenntnisse in angewandter Ethologie besitzen, wird Strafe oft falsch und zu häufig eingesetzt, um das Pferd auszubilden und zu höheren Leistungen zu veranlassen. Gelobt wird viel zu selten. Zusätzlich werden Pferde häufig psychisch und körperlich über ihre Grenzen hinaus belastet. Deshalb stehen die Tiere dauerhaft unter Stress. Nervosität, Widersetzlichkeit, Verhaltensänderungen oder „erlernte Hilflosigkeit“ sind die Folge.

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2.5.3 Folgen von Stress

Als gesichert wird inzwischen angesehen, dass Distress einen generellen negativen Einfluss auf das Immunsystem und die Gesundheit des Tieres hat. Häufiger oder dauerhafter Distress kann zu Magenulzerationen, kardiovaskulären Krankheiten, verzögertem Wachstum, Fortpflanzungs- und Verhaltensstörungen und zur Schwächung des Immunsystems führen.

Durch die Schwächung des Immunsystems kann beispielsweise ein Tier an einem in der Umwelt vorhandenen Erreger erkranken, der einem gesunden, nicht durch Distress belasteten Tier nichts anhaben kann. Es ist dabei jedoch nicht möglich, genau vorherzusagen, welcher Stressor welche immunologischen Funktionen verändert, da die Bewertung eines Reizes als Stressor eine Spezies- und Individualeigenschaft ist. Außerdem weist sowohl das Immunsystem als auch das System der Stressantwort eine hohe Komplexität auf, wodurch eine Beurteilung des Einflusses von Stress auf das Immunsystem zusätzlich erschwert wird.

Deshalb sollte in der Tierhaltung generell versucht werden, Distress so weit wie möglich zu vermeiden, nicht nur um psychisches Wohlbefinden zu erzeugen, sondern auch um die natürliche Krankheitsresistenz weitgehend nutzen zu können (TUCHSCHERER u.

MANTEUFEL 2000; MOBERG 2000; BLECHA 2000; KEELING u. JENSEN 2002).

2.6 Cortisol

2.6.1 Hormone der Nebennierenrinde

Die Hormone der Nebennierenrinde sind Abkömmlinge des Cholesterins. Sie bestehen aus 21 C-Atomen und werden Corticoide oder Corticosteroide genannt. Man unterscheidet zwei Gruppen von Corticoiden, zum einen die auf den Glukosestoffwechsel wirkenden Glucocorticoide und zum anderen die Mineralcorticoide, die auf die Natriumretention und Kaliumausscheidung wirken. Der Hauptvertreter der Mineralcorticoide ist das Aldosteron.

Vertreter der Glucocorticoide sind Cortisol und Corticosteron. Glucocorticoide besitzen eine proteinkatabole Wirkung, in deren Folge es zu einem Anstieg der Gluconeogenese aus Aminosäuren kommt. Dadurch kommt es zu einer erhöhten Blutglucosekonzentration und zu einer vermehrten Glykogenbildung in der Leber. Die Fettsäuresynthese und die Proteinbiosynthese werden durch Glucocorticoide gehemmt. Durch diese hemmende Wirkung auf die Proteinbiosynthese kommt es zur verminderten Synthese von entzündungsfördernden

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Substanzen. Damit erklärt sich die antiinflammatorische Wirkung der Glucocorticoide.

Zusätzlich wird die Antikörperproduktion vermindert und die zelluläre Abwehr unterdrückt, wodurch die immunsuppressive Wirkung von Cortisol und dessen Derivaten zustande kommt.

Zusätzlich haben Glucocorticoide auch eine gewisse Mineralcorticoidwirkung, die jedoch deutlich schwächer ist als die des Aldosteron (THUN u. SCHWARTZ-PORSCHE 1994;

MÖSTL 2000).

Beim Pferd beträgt die von JAMES et al. (1970) ermittelte Plasmakonzentration von Cortisol am Morgen durchschnittlich 7 µg/100ml, die des Corticosterons hingegen nur 0,5 µg/100ml.

Über den Tag hinweg zeigten sich mehrere kurze periodische Schwankungen in der Plasmakonzentration von Cortisol. Bei fast allen Pferden nahm die Konzentration zum Abend hin ab, im Durchschnitt betrug sie am Abend 68 % des am Morgen gemessenen Wertes.

Zwischen den unterschiedlichen Geschlechtern konnte kein signifikanter Unterschied festgestellt werden. Um die Effekte von Bewegung auf die Konzentration von Cortisol zu untersuchen, wurde bei Rennpferden vor und unmittelbar nach dem Training eine Blutprobe entnommen. Die Bewegung führte hierbei zu einem Anstieg der Plasmacortisolkonzentration auf 130 % des Ausgangswertes. Auch LASSOURD et al. (1996) untersuchten den Einfluss von physischer Anstrengung auf den Plasmacortisolspiegel. Sie fanden sogar einen zwei bis dreifachen Anstieg des Cortisolspiegels durch belastendes Ausdauertraining.

Pferde zeigen wie Menschen und andere Säugetiere einen circadianen und ultradianen Rhythmus in der Cortisolausschüttung. Am Morgen werden die höchsten Plasmakonzentrationen gemessen, die niedrigste Konzentration von Cortisol wird meistens in den Abendstunden gezeigt. Diese Kurve wird überlagert von mehreren Schwankungen, die sich während des 24-Stunden-Tages ereignen. Diese Oszillationen dauern im Normalfall zwischen einer halben Stunde und zwei Stunden. Sowohl der Tag-Nacht-Rhythmus als auch der ultradiane Rhythmus ist individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt. Jedoch kann auch ein einzelnes Individuum mehrere Tage einen deutlichen circadianen Rhythmus zeigen und dann an einem Tag Intervalle von Plasmacortisolkonzentrationen bei denen kein Früh-Spät-Gefälle zu erkennen ist (EVANS et al. 1977). IRVINE und ALEXANDER (1994) bestätigten das Vorhandensein eines circadianen Rhythmus in der Cortisolkonzentration bei Pferden. Dieser ist jedoch nicht so deutlich ausgeprägt wie beim Menschen. In ihren Untersuchungen zeigte sich außerdem, dass der circadiane Rhythmus deutlich von dem gewohnten Tagesrhythmus

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der Pferde abhängig ist. Unter Aufregung und in ungewohnter Umgebung war bei vielen Tieren kein Einfluss der Tageszeit auf die Cortisolkonzentration im Plasma mehr zu erkennen.

2.6.2 Die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse

Im Hypothalamus des Gehirns, hier insbesondere im Nucleus paraventrikularis, wird CRH (Corticotropin-releasing-Hormon) durch proteolytische Spaltung eines Prohormons synthetisiert. Sezerniertes CRH gelangt über ein Portalsystem direkt zur Hypophyse und reguliert dort die Freisetzung von ACTH (adrenocorticotropes Hormon, auch Corticotropin genannt). ACTH wird in den basophilen Zellen der Hypophyse aus dem hochmolekularen Prohormon Proopiomelanocortin (POMC) synthetisiert und in Sekretgranula gespeichert.

CRH stimuliert die Transkription des POMC-Gens und führt damit zu einer erhöhten Bildung von ACTH. Das freigesetzte ACTH besteht aus 39 Aminosäuren, wovon die ersten 24 für die biologische Aktivität des Moleküls verantwortlich sind. Für Forschungszwecke und in der Klinik wird deshalb ein chemisch synthetisiertes Polypeptid (Synacthen) verwendet, das nur diese Aminosäuren enthält. In der Zona fasciculata der Nebennierenrinde bindet ACTH an spezifische Membranrezeptoren und stimuliert über eine Cyclo-AMP-vermittelte Proteinkinasenaktivierung die Cortisolbiosynthese und Cortisolsekretion. Ein erhöhter Cortisolspiegel im Plasma führt im Sinne eines negativen Feedback-Mechanismus sowohl zu einer Hemmung der Ausschüttung von CRH auf Hypothalamusebene, als auch zu einer Verminderung der ACTH-Biosynthese durch eine Hemmung der POMC-Transkription. Ein Abfall der Cortisolkonzentration im Plasma wirkt hingegen stimulierend auf die Synthese und Sezernierung von CRH und ACTH (PETRIDES 1988; THUN u. SCHWARTZ-PORSCHE 1994).

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Stress bewirkt eine vermehrte Ausschüttung von Glucocorticoiden

Cortisol

Blut

Sekretion und Exkretion von Glucocorticoiden

Hypothalamus Hypophyse

Nebenniere

Darm

Glucocorticoide werden über Urin und Kot ausgeschieden Leber Urin

Galle

Stoffwechsel Konjugation

Dekonjugation Kot

Bakterielle Verstoffwechselung

Abbildung 1: Sekretion, Metabolismus und Exkretion der Glucocorticoide nach MÖSTL und PALME (2002)

2.6.3 Transport, Abbau und Ausscheidung von Cortisol

Aufgrund seiner schlechten Wasserlöslichkeit wird Cortisol im Blut überwiegend an Proteine gebunden transportiert. Häufig werden Glucocorticoide an Albumin gebunden. Bei Pferden, Menschen und einigen anderen Spezies wird Cortisol überwiegend an ein spezifisches Bindungsprotein, ein α-Globulin namens Transcortin, gebunden. Proteingebundenes Hormon ist nicht direkt wirksam, sondern stellt eine Speicherform dar.

Der Abbau von Cortisol erfolgt primär in der Leber. Dort wird es in den Hepatozyten durch NADH- oder NADPH-abhängige Hydrierung inaktiviert. Die so entstandenen Tetrahydroverbindungen werden anschließend in Glucuronidkonjugate oder Sulfatester umgewandelt und über die Niere in den Harn und über die Galle in den Darm ausgeschieden.

Ein Teil der in den Darm ausgeschiedenen Streroide wird rückresorbiert, der verbleibende Anteil wird in überwiegend unkonjugierter Form mit dem Kot ausgeschieden (PETRIDES 1988; SILBERNAGL u. DESPOPOULOS 1991a; MÖSTL 2000) .

Der Prozentsatz der Ausscheidung mit Harn und Kot variiert tierartspezifisch sehr deutlich.

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Beim Pferd erfolgt die Ausscheidung zu 59 % mit dem Harn und zu 41 % mit dem Kot. Die Ausscheidung der Cortisolmetaboliten mit dem Harn erfolgt sehr schnell, die Ausscheidung mit dem Kot erfolgt mit einer tierartabhängigen Verzögerung, die der Darmpassagezeit vom Einmündungsort der Galle in den Dünndarm bis zum Rectum entspricht. Diese Zeit dauert beim Pferd ungefähr 24 Stunden. Im Hinblick auf das im Kot auftretende Metabolitenmuster gibt es ebenfalls starke tierartliche Unterschiede. Während beim Schaf viele verschiedene Metaboliten gefunden wurden, dominiert beim Pferd und Schwein eine Cortisolmetabolitengruppe, die 11,17-Dioxoandrostane (11,17-DOA) (PALME et al. 1996;

PALME u. MÖSTL 2001).

2.6.4 Einfluss von Stress auf den Cortisolhaushalt

Stresssituationen führen zu einer Stimulation der CRH- und ACTH-Ausschüttung und damit zu einer vermehrten Freisetzung von Cortisol aus der Nebennierenrinde. Das CRH spielt dabei vermutlich eine wichtige Rolle, da im Hypothalamus die Überleitung der Wahrnehmung einer Belastung von der neuronalen Ebene auf den hormonellen Informationsübertragungsweg durch vermehrte Sekretion und Freisetzung von CRH stattfindet. Außerdem führen die in Stresssituationen freigesetzten Katecholamine Adrenalin und Noradrenalin zu einer erhöhten Ausschüttung von ACTH (PETRIDES 1988; SILBERNAGL u. DESPOPOULOS 1991a). Die durch Stress gesteigerte Cortisolsekretion kann die circadiane Rhythmik überlagern. Die Einwirkungen von Stressoren führen ebenso zu episodischen Ausschüttungen, die jedoch meist kurzzeitiger sind und eine höhere Amplitude aufweisen (THUN u. SCHWARTZ- PORSCHE 1994).

2.6.5 Bestimmung von Cortisol

Um Stressbelastungen, Schmerz oder auch das Wohlbefinden bei Tieren messbar zu machen, bediente man sich in vielen Fällen der Bestimmung der Cortisolkonzentration (COOPER et al. 1989; MORTON et al. 1995; BENDA 1998; STEINHARDT u. THIELSCHER 1999;

MERL et al. 2000; PALME et al. 2000; PALME u. MÖSTL 2001; PALME et al. 2001;

ZIEGLER u. WITTWER 2005). Da die Blutentnahme in vielen Fällen selbst ein Stressor ist und somit das Messergebnis beeinträchtigt, ist die Nutzung von nicht invasiven Methoden zur

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Quantifizierung wichtig. Eine Bestimmung in Milch oder Harn ist möglich, die Probennahme ist allerdings nur eingeschränkt durchführbar oder technisch sehr aufwändig. Auch im Speichel lässt sich Cortisol mittels eines ELISA oder RIA bestimmen, die Probennahme ist allerdings mit einem Handling der Tiere verbunden und erfordert ein gewisses Training.

Außerdem sind die Untersuchungsergebnisse nicht immer eindeutig, eine Korrelation zwischen den Plasma- und den Speichelcortisolwerten konnte bei einigen Messungen nicht erkannt werden (COOPER et al. 1989; MORTON et al. 1995; LEBELT et al. 1996;

STEINHARDT u. THIELSCHER 1999; MOBERG 2000). Untersuchungen mit radioaktivem Cortisol bei Haustieren zeigten, dass zwar kaum unverändertes Cortisol mit dem Kot ausgeschieden wird, Cortisolmetaboliten in Feces allerdings bestimmt werden können. Diese Methode bietet den Vorteil, dass die Probennahme sehr einfach und ohne Beunruhigung der Tiere durchgeführt werden kann. Durch die in der Darmpassage entstehende Verzögerung in der Ausscheidung werden außerdem die in Blut- und Speichelkonzentration vorhandenen episodischen Schwankungen geglättet. Zusätzlich wird eine rückwirkende Aussage über belastende Situationen möglich. Da unverändertes Cortisol im Kot der meisten Nutztiere nicht nachweisbar ist, sind Immunoassays, die für eine Bestimmung von Glucocorticoiden im Blut entwickelt wurden, aufgrund ihrer hohen Spezifität für eine Bestimmung fäkaler Cortisolmetaboliten nicht geeignet. Daher wurde ein Enzymimmunoassay (11- Oxoätiocholanolon-EIA) etabliert, der 11,17-Dioxoandrostane (11,17-DOA) bestimmt (MÖSTL et al. 1999; PALME u. MÖSTL 2001). Die Ergebnisse dieses Assays wurden bei Schafen mit denen eines Cortisol-EIA und eines Corticosteron-EIA bei der Bestimmung von Cortisolmetaboliten im Kot verglichen. Bei der Analyse der HPLC-Fraktion mit dem 11- Oxoetiocholanolone-EIA zeigte sich ein ähnliches chromatographisches Muster wie das der 11,17-Dioxoandrostane, welche als Standard getestet wurden. Die Untersuchung der HPLC- Fraktionen mit dem Cortisol- und Corticosteron-EIA wiesen allerdings kaum immunreaktive Substanzen nach. Auch die Infusion einer höheren Cortisoldosis zeigte nur minimale Auswirkungen auf den Cortisol- und Corticosteron-EIA, der 11-Oxoetiocholanolone-EIA wies hingegen einen starken Anstieg der fäkalen Metaboliten mit einer zeitlichen Verzögerung von etwa 12 Stunden nach (PALME u. MÖSTL 1996).

Wichtig bei der Ermittlung von fäkalen Cortisolmetaboliten ist das richtige Handling der Proben. Eine Lagerung des Pferdekots bei Zimmertemperatur für eine Zeitdauer von über vier

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