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Archiv "Positivliste: Hinweis" (14.02.2003)

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A388 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 714. Februar 2003

B R I E F E

Psychotherapie

Zu dem Beitrag „Grenzverletzun- gen in der Psychotherapie: Tabui- sierung fördert die Täter“ von Petra Bühring in Heft 1–2/2003:

Hausgemachtes Problem

Dass hier ein heikles Thema, nämlich sexueller Miss- brauch von „Abhängigen“, zum Thema gemacht wird, ist begrüßenswert, es wird aller- dings verschwiegen, dass die- ses Problem ein hausgemach- tes ist, insofern als das psy- chologische Arrangement in der „analytischen“ Sprech- stunde so geartet ist, dass Kli- ent und „Therapeut“ zwangs- läufig in dieses risikobehafte- te Fahrwasser hineingeraten müssen. Das Abkommen zwischen beiden fordert dem Klienten einseitig bedin- gungslos aufrichtige und vor- behaltlose biografische Mitteilung, d. h. ein Vertrau- en, eine „Hingabe“ ab, zu der dieser gar nicht befähigt ist, es sei denn, diese legitimiere sich in einer solchen fragilen Zweierbeziehung durch Zu- neigung, wenn nicht gar durch „Liebe“! Die ver- schleiernde Freudsche Wort- schöpfung „Übertragung“

weist auf den Zusammen- hang hin: Das, was in der Ent- wicklungsgeschichte des Kli- enten, nennen wir diesen ru- hig „Neurotiker“, fehlte, ist doch die elterliche Zuwen- dung und -neigung, er über- trägt in einem psychischen Regressionsakt seine Kind- heitsnot in die Sprechstunde, von der er bzw. sie sich Abhil- fe erhoffen, sie werden an- hänglich und abhängig. Da- mit wird dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet. Nach eige-

nem Bekunden kann kein

„Therapeut“ Liebesmängel der Kindheit ausgleichen, ebenso wenig, wie Worte dies vermögen. Der Wahn des Kli- enten besteht in der Hoff- nung, dass ein Nachtrag mög- lich sei, der des Psychologen besteht darin, diesen liefern zu können. Ursprung dieses Irrtums ist das Missverständ- nis, die Begriffe Psychoanaly- se und Psychotherapie zu verwechseln, und für syn- onym zu halten, was nicht syn- onym ist. Analyse ist nicht Therapie, das weiß jeder La- borant: Analyse ändert die Stoffeigenschaft nicht! Im Zustand psychischer Regres- sion ist der Liebesakt an der Klientin bzw. am Klienten, die diesen in Verkennung der Situation sogar fordern kön- nen, allerdings eine Verge- waltigung. „Therapeutische“

Auftritte kommen, jeder rea- listisch Denkende weiß dies, in jedem Fall zu spät, zur falschen Zeit am falschen Platz. Das Erziehungsmono- pol der Eltern (Musterbil- dung, neurophysiologisch:

adaptive shaping of the brain) erscheint insofern verbind- lich zu sein.

Dr. med. Christian Dührssen, Knapper Straße 21–23, 58507 Lüdenscheid

Prozess läuft noch

Dass sexuelle Beziehungen in der Psychotherapie kein Kavaliersdelikt darstellen, ist durch vielfältige Diskussio- nen einer breiteren Öffent- lichkeit bewusst. Auch wenn dieser Hinweis verdienstvoll ist, lässt sich das hierzu ange- merkte Beispiel aus dem Kölner Universitätsklinikum

kaum nachvollziehen. Hier geht es eben nicht um eine psychotherapeutische Bezie- hung, nicht einmal um eine vernachlässigte Supervision, sondern um ein noch schwe- bendes Verfahren bei medizi- nischen Untersuchungen.

Wenn ein solches Beispiel bereits zu dem Zeitpunkt als typisch und belegt herange- zogen wird, wo der Prozess noch läuft und der Ausgang offen ist, so kommt dies einer Vorverurteilung nahe, der wi- dersprochen werden muss.

Die Vermengung verschiede- ner Tatbestände hilft weder der Sache, noch ist sie dem Beteiligten gegenüber ge- recht und fair.

Prof. Dr. med. Gerd Lehmkuhl, Dekan der Medizinischen Fakultät zu Köln, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Robert-Koch-Straße 10, 50931 Köln

Positivliste

Zu dem Kommentar „Wer hat Frau Schmidt beraten?“ von Prof.

Dr. med. Erland Erdmann in Heft 4/2003:

Intolerant

Herr Prof. Erdmann fühlt sich bemüßigt, eine ganzseiti- ge Polemik über die Medika- mente der anthroposophi- schen Medizin abzulassen.

Hätte er zwanzig Jahre mit diesen Mitteln gearbeitet und dann diesen Artikel geschrie- ben, könnte ich das akzeptie- ren. Aber über Dinge abfällig zu urteilen, von denen man nichts versteht, ist zumindest intolerant. So wird uns der letzte Rest mühsam erkämpf- ter Therapiefreiheit von den eigenen Kollegen kaputtge- macht.

Dr. med. Harald Zühlke, Clayallee 343, 14169 Berlin

Zustimmung

Dem Kommentar kann ich nur zustimmen. Jetzt hat un- sere Gesundheitsministerin erneut einen „genialen“ Gei- stesblitz, um die Qualität in

der Medizin des 21. Jahrhun- derts zu sichern! Sie schlägt die Gründung eines Ärzte- TÜV vor. Originalton Frau Schmidt: „Jeder könne sich bei der Stiftung Warentest über Kochtöpfe und Autos informieren, an keiner Stelle aber über die Qualität der ärztlichen Versorgung“

(Rundfunkmitteilung im Morgenmagazin des WDR vom 25. Januar 2003).

Frau Gesundheitsministerin Schmidt, wer gibt Ihnen das Recht zu der Frechheit, uns Ärzte mit Kochtöpfen und Autos zu vergleichen? Wer schützt uns eigentlich vor in- stinktlosen und inkompeten- ten Politikern?

Dr. med. Eva Rakoski-Maschmeier, Horkensteinweg 16 a, 44879 Bochum

Wer ist verantwortlich?

Prof. Dr. Erdmann hat unein- geschränkt Recht mit seiner Forderung, dass die im An- hang genannten – homöopa- thischen – „Präparate“ auf einer Positivliste nichts zu su- chen haben. Nur: Wer ist dafür verantwortlich? Das sind doch nicht die Politiker, sondern leider wieder die entsprechenden – ärztlichen!

– Berufsverbände und Fach- gesellschaften. Wir Ärzte sind doch schuld, dass sich auf dem Arzneimittelmarkt neben „ungeprüften Altla- sten“ (schlimm genug) auch Zubereitungen tummeln, die mit dem Verweis auf homöo- pathische Anwendung selbst auf die Angabe einer Indika- tion verzichten dürfen.

Dr. med. Dietrich Tamm,Sebastian- Bach-Straße 39, 56075 Koblenz

Hinweis

Ich weiß, dass es sich nicht ziemt, einen Hochschullehrer zu kritisieren; so erlauben Sie mir anzumerken, dass es nicht die feine Art ist, Ho- möopathie – und ich meine hier die klassische Homöopathie – als „mittelalterliche Scha- manenmedizin“ und „Hum- bug“ zu verunglimpfen.

Bevor sich irgendjemand das Leserzuschriften werden von der Redaktion sehr beachtet. Sie

geben in erster Linie die Meinung des Briefschreibers wieder und nicht die der Redaktion. Die Veröffentlichungsmöglichkeiten sind leider beschränkt; der Redaktion bleibt oft keine andere Wahl, als unter der Vielzahl der Zuschriften eine Auswahl zu treffen. Die Chance, ins Heft zu kommen, ist umso größer, je kürzer der Brief ist. Die Redaktion muss sich zudem eine – selbst- verständlich sinnwahrende – Kürzung vorbehalten.

LESERZUSCHRIFTEN

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Recht herausnimmt, dies tun zu wollen, sollte er die Mate- rie kennen und nicht ex ca- thedra verurteilen, was Wahr- heit ist (siehe Galilei). Ich empfehle, doch einmal das Buch „Medizin der Zukunft“

von Prof. Georgos Vithoulkas zu lesen; vielleicht geht dann dem einem oder anderen doch ein Licht auf.

U. C. Schmitz,

Soiernspitzstraße 4, 82347 Bernried

Über Medikamente selbst entscheiden

In diesem Beitrag wird der Eindruck erweckt, als müsse die Krankenkasse in Zukunft bei so genannten schulmedizi- nischen Medikamenten spa- ren, während dubiose Er- zeugnisse der so genannten Alternativmedizin finanziert würden. Das ist nicht richtig.

Die Aufnahme in den An- hang der Arzneimittel der besonderen Therapierichtun- gen, wie Anthroposophie, Phytotherapie, Homöopa- thie, sagt nichts über die Fi- nanzierung durch die gesetz- liche Krankenkasse aus.

Arzneimittel der besonderen Therapierichtungen haben ihren Stellenwert in der ge- sundheitlichen Versorgung.

Die Positivliste soll diese Therapievielfalt erhalten.

Deshalb wird keine Thera- pierichtung ausgegrenzt. Die Ärztinnen und Ärzte sowie die Patientinnen und Patien- ten sollen selbst entscheiden,

welche Medikamente einge- setzt werden.

Annelies Ilona Klug,

Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung, 11017 Berlin

Krankenhaus

Zu der Glosse „Autos werden bes- ser behandelt“ von Prof. Dr. med. J.

Matthias Wenderlein in Heft 3/2003:

Der Vergleich zeigt die Misere

. . . Nun kommt Prof. Wen- derlein daher mit seiner An- klage, die Patientenaufnah- me erfolge durch den „Gesel- len“. Soweit ich mich erinne- re, waren wir alle bereits ap- probierte Ärzte mit Abitur, abgeschlossenem vorklini- schen und klinischem Studi- um, zahlreichen Praktika und Praktischem Jahr, bevor wir Patienten aufnahmen – von

„Gesellen“ kann da wohl kaum die Rede sein.

Fraglos ließe sich die Auf- nahmeprozedur und Effekti- vität der Krankenhausbe- handlung weiter verbessern,

doch das scheitert nicht an den „Gesellen“. Zusätzliche Fachärzte auch in der Patien- tenaufnahme wären wün- schenswert, scheitern aber an der Doppelzüngigkeit unse- rer Gesellschaft, die „Ge- sundheit“ zwar als das höch- ste Gut deklariert, hieran aber beharrlich gegen jede Vernunft nur noch sparen will.

Gerade der Vergleich mit der Autowerkstatt zeigt die Mi- sere: Hier wird nur standardi- sierte Arbeit geleistet, bei mühevollen Schäden wird großzügig modulweise ausge- tauscht, und jede Leistung wird selbstverständlich ge-

winnbringend dem Kunden in Rechnung gestellt. „Bud- gets“ gibt es nicht, jeder Auf- trag bringt Gewinn. Da wun- dert sich der Arzt, wenn er seinen Wagen der „Kompakt- klasse“ nach der Routinein- spektion abholt, die vom

„Gesellen“ ausgeführt wurde und mehr kostet als ein fachärztlicher Tagesumsatz.

Unter solchen Konditionen könnten wir spielend den Ablauf im Krankenhaus opti- mieren. Schon jetzt müssen die meisten Kollegen unan- gemeldet Kontrollbesuche in keiner Weise fürchten, unter den Arbeitskonditionen ei- ner Autowerkstatt jedoch wären diese geradezu ein Vergnügen. Hoffentlich hat Prof. Wenderlein die Bedeu- tung der DRG nicht falsch verstanden: Damit wird das wirtschaftliche Risiko einer nicht planmäßig kurierbaren Erkrankung auf die Kran- kenhäuser übertragen (ana- log zu den bereits bestehen- den „Budgets“ im niederge- lassenen Bereich): Alle „Zu-

Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 714. Februar 2003 AA389

Anonym

Die Redaktion veröffentlicht keine ihr anonym zugehen- den Zuschriften, auch keine Briefe mit fingierten Adres- sen. Alle Leserbriefe werden vielmehr mit vollem Namen und voller Anschrift gebracht. Nur in besonderen Fällen können Briefe ohne Namensnennung publiziert werden – aber nur dann, wenn intern bekannt ist, wer geschrieben

hat.

E-Mail

Briefe, die die Redaktion per E-Mail erreichen, werden aufmerksam gelesen. Sie können jedoch nur veröffentlicht werden, wenn sie ausdrücklich als „Leserbrief“ bezeichnet sind. Voraussetzung ist ferner die vollständige Anschrift des Verfassers (nicht die bloße E-Mail-Adresse). Die Re- daktion behält sich ohne weitere Mitteilung vor, E-Mail- Nachrichten, die als Leserbrief erscheinen sollen, zu

kürzen.

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satzarbeiten“ gehen im Ge- gensatz zur Autowerkstatt zulasten des Leistungserbrin- gers. Wer das verstanden hat, erkennt, dass DRG gerade deshalb so problematisch sind, weil sie die Arbeitsbe- dingungen noch weiter von den aus ärztlicher Sicht para- diesischen Zuständen in der Autowerkstatt entfernen.

Doch woher soll sich noch Widerstand gegen diesen Irr- sinn formieren, wenn selbst Ärzte es nicht verstehen?

Dr. med. Achim Daweke,Prinz- Georg-Straße 106, 40479 Düsseldorf

Büttenrede

Beim Lesen der Glosse ging mir durch den Kopf, was der Kollege Wenderlein wohl mitteilen will:

>Er schätzt strenge Hierar- chien;

>er glaubt, dass Patienten ei- nem Auto gleichen und nach mechanischen Gesichtspunk- ten funktionieren und zu re- parieren sind;

>er träumt von planbaren Werkstattzeiten seiner Pati- enten;

>er will demnächst Assisten- ten durch Diagnosecomputer ersetzen;

>er wünscht sich die Stun- densätze seiner Kfz-Werk- statt für seine Privatambu- lanz.

Doch dann kam mir – bei diesem blau hinterlegten Klamauk –, dass er seine nächste obermeisterliche Fastnachtsbüttenrede dem Leserkreis der ärztlichen Ge- sellenschaft schon einmal zur werten Kritik anbieten möchte.

Priv.-Doz. Dr. med. Marcus Schiltenwolf,Bergstraße 115, 69121 Heidelberg

Sprachliches

Gedanken zum Sprachverfall:

Neusprech im dritten Millennium

George Orwell sagte Ende der 40er für 1984 voraus, was eine Regierung dereinst

verkünden würde: „Die Schokoladenration wird von 80 g pro Woche auf 60 g er- höht.“ Heute sind wir we- sentlich weiter. Nicht nur die politische Sprache, son- dern weite Felder der Sprachkultur verfahren nach dem Umkehrprinzip (lat. perversus).

Schreibt der Lehrherr dem Zögling ins Stammbuch, die- ser habe sich im Großen und Ganzen um die Aufgaben bemüht, meint er einen total unbrauchbaren Kerl. Wer nach Katalog ein Ferien- quartier bucht in einem auf- strebenden Ort in günstiger Verkehrslage, findet sich in einer autoumtobten Baustel- le wieder und muss anschlie- ßend Urlaub nehmen.

Spricht die Regierung von Steuersenkung, fange man das Sparen an für den näch- sten Anstieg der Steuer- schraube. Vollmundige Exi- stenzgründungsdarlehen werden so gehandhabt: Vor Gründung einer Praxis gibt es nichts, weil die Sicherheit fehlt und die Praxis erst ge- gründet werden muss. Gleich nach Gründung gibt es auch nichts, weil es nun nicht mehr nötig sei (so erlebt um 1980).

Fordert die Ministerin für Krankenversorgung, die sich Gesundheitsminister nennt, von den Ärzten endlich auch einmal eine Nullrunde, weiß jeder, dass der langjährige Einkommensschwund nun beschleunigt wird. Und säu- selt sie gar von Lebensqua- lität und Solidaridingsda, kann man das auch gleich einordnen. Kaum etwas ist mehr so gemeint, wie es ge- sagt wird. Mit dem Sprach- verfall entsteht Orientie- rungsverlust. Durcheinan- derwerfen heißt griechisch diaballein, das Ergebnis ist diabolisch. Wer da meint, Sprache sei nur Schall und Rauch und das Gesagte be- liebig, irrt. Wir haben nichts als die Sprache, um zu den- ken und die Welt zu ergrün- den. Wenn aber das Instru- ment falsch wird, wie will man Wahrheit finden?

Dr. med. Eberhard Grundmann, Hauptstraße 8, 93133 Burglengenfeld

Praxisorganisation

Zu der Mitteilung der Kassenärztli- chen Bundesvereinigung „Bundes- weite Einführung der Blankoformu- larbedruckung“ von Dr. rer. pol.

Thomas Kopetsch in Heft 1–2/2003:

Nutzen-Kosten-Analyse aufstellen

Mit Befremden las ich den schönen Artikel von Dr. Ko- petsch zur wohl unabwend- baren Einführung des Blan- kodruckverfahrens mittels Laserdruck.

Ich möchte darum bitten, dass der Autor an dieser Stel- le bald eine saubere kauf- männische Nutzen-Kosten- Analyse aufstellt, um insbe- sondere die Folgekosten ei- ner solchen Umstellung ein- mal klarzustellen, bezogen auf 1 000 „Fälle“ pro Quar- tal! Ferner würde mich inter- essieren, wie er denn das un- zweifelhaft drohende Chaos der vor dem zentralen

Drucker auf ihre blanko zu bedruckenden Rezepte war- tenden Patientenscharen ei- ner gut gehenden Praxis or- ganisatorisch zu strukturie- ren gedenkt. Zeit ist auch Geld. Denkt man sich das Szenario im Netzwerkfor- mat, vermeidet man viel- leicht die Warteschleife, hat jedoch je nach Netzwerk- größe mit drei- bis vierfachen Folgekosten zu rechnen. Wei- terhin unerwähnt und un- gelöst bleibt das Problem des Dreifachdrucks für selbst ge- fertigte Rechnungen nach GOÄ.

Der Artikel ist ein typisches Beispiel für realitätsfernes, menschenbeglückendes

„Schreibtischtätertum“, be- sonders in Zeiten der von oben verordneten „Nullrun- den“, die dem Kleinunter- nehmen Arztpraxis keine Zusatzbelastungen erlau- ben.

Dr. med. Herbert Specht, Drususallee 83, 41460 Neuss

A

A390 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 714. Februar 2003

B R I E F E

Akupunktur

Meinung zur wissenschaftlichen Überprüfung der Akupunktur:

Keine spezifische

Wirkung, dennoch Effekt

Im Jahre 1974 habe ich in Tai- pei in einem chinesischen Akupunkturkrankenhaus hos- pitiert und die Akupunktur er- lernt. Bereits vorher hatte ein koreanischer Wissenschaftler versucht, wissenschaftliche Grundlagen für diese Behand- lungsmethode darzustellen, die sich jedoch als Artefakte erwiesen.

Ich habe die Akupunktur selbst ausgeübt und tue das in Einzelfällen heute noch. Da- bei bin ich zu der Überzeu- gung gelangt, dass die Aku- punktur keine spezifische Wir- kung, aber dennoch einen Ef- fekt hat. Und zwar wirkt sie stimulierend und hyperämisie- rend. Das Wichtigste ist je- doch der psychologische Ef- fekt: die Person des Aku- punktierenden, der sich eine halbe Stunde mit dem Patien- ten beschäftigt, und der Glau-

be an die Behandlungsmetho- de, der den Patienten von al- len Medien suggeriert wird.

Ich spreche zwar Chinesisch, sehe aber keineswegs asiatisch aus. Das kann es also nicht sein.Aber die Zuwendung und Zeit, die der Patient er- hält, wirken Wunder. Er/sie kann endlich einmal ein paar Sorgen loswerden.

Ein Beispiel: Ein 12-jähriger, pubertierender Knabe kommt wegen Enuresis nocturna zur Akupunktur.Als er sechs Jah- re alt war, begann er einzunäs- sen. Zu dieser Zeit wurde sein jüngerer Bruder geboren, auf den sich die ganze Liebe und das Interesse der großen Ver- wandtschaft richtete. Da be- gann das Einnässen bei dem großen Bruder.Während ich ihm Nadeln setzte, u. a. über dem Schambein, sprachen wir ausführlich über die Angele- genheit. Nach zwei Sitzungen war der Knabe geheilt, und ich sagte: „Du brauchst nicht mehr wieder zu kommen.“

Darauf meinte er: „Aber ich komme doch so gern.“

Prof. Dr. Dr. Jutta Rall-Niu, Kallmorgenwegen 3, 22607 Hamburg

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Ökonomie

Zu dem Kommentar: „Unter dem Diktat der Ökonomie – Auf gefähr- lichen Pfaden“ von Dr. med. Alfred Möhrle in Heft 5/2003:

Opfer verhöhnt

Möhrle verhöhnt die Opfer des Nationalsozialismus wenn er deren Tötung mit der in Zukunft vielleicht not- wendigen Einschränkung des Leistungskatalogs in Zusam- menhang bringt. In unserem Papier hatten wir ausdrück- lich abgelehnt, dass dies auf der Grundlage ökonomischer Überlegungen erfolgen dür- fe, sondern demokratisch le- gitimierter Verfahren bedür- fe. Möhrles Demokratiever- ständnis wird deutlich, wenn er bedauert, dass „gesell- schaftlich relevante Gruppen aller Art glauben, ihren Senf zu einer Reform des Systems dazugeben zu müssen“. Soll-

ten Autoritäten wie Möhrle für die Gesellschaft entschei- den dürfen? Ein Albtraum!

Prof. Dr. med. Dr. sc. Karl W.

Lauterbach,Institut für Gesundheits- ökonomie und Klinische Epidemiologie der Universität zu Köln, Gleueler Straße 176–178, 50935 Köln

Rahmenbedingungen übersehen

Herr Möhrle kritisiert mit ge- spielter (?) Empörung, dass die Rationierung medizini- scher Leistungen zur Realität wird. Dabei ist dies für drei Viertel aller deutschen Ärzte schon klinischer Alltag. Dass nicht mehr alle Patienten opti- mal behandelt werden kön- nen, ist bei einer Rationierung per definitionem der Fall. Nur noch 10 % der deutschen Me- diziner glauben an das Ideal- bild einer optimalen Versor- gung, das Herr Möhrle hier

tapfer weiter propagiert. Der dritte Schritt ist schließlich die Auswahl von Patienten für medizinische Leistungen, und wer wollte es den Kollegen Gandjour und Lauterbach ver- denken, dass sie hierfür ethi- sche und medizinische Werte und Regeln fordern. Der Ver- such Möhrles, hier eine gefähr- liche Nähe zu rechtem Gedan- kengut auch nur anzudeuten, ist absurd. Seine Kritik einer scheinbar realitätsfernen Ge- sundheitsökonomie zeigt nur auf, dass er selbst die ökono- mischen Rahmenbedingungen nicht sehen kann oder will.

Wir Ärzte wären doch froh, wenn nicht wir dem Patienten mitteilen müssen, dass seine Therapie nicht mehr erstattet wird, sondern wenn die Ra- tionierung bereits auf politi- scher Ebene unter direkter Beteiligung der Bevölkerung geschieht. Nur so können das Solidarprinzip und der GKV-

Beitragssatz stabil gehalten werden.

Dr. med. Stefan Sauerland, Denklinger Straße 8, 51109 Köln

Eidesformel

Zu dem Leserbrief „Frage: In wel- chem Geist“ von Dr. Patricia Aden in Heft 5/2003:

Energischer Protest

Ich protestiere energisch da- gegen, dass das DÄ Raum gibt für kirchliche Propagan- da. Ohne Frau Kollegin Aden in ihren religiösen Auffassun- gen zu nahe treten zu wollen, so hat sie sicher die Möglich- keit, diese an geeigneterer Stelle kundzutun – in eine bekenntnisneutrale Fachzeit- schrift gehören sie jedenfalls nicht!

Prof. Dr. med. habil. G. Jäschke, Jägerstraße 63 A, 10117 Berlin B R I E F E

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