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Archiv "Punkte sammeln" (13.02.2004)

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morgen beseitigen. Dass Deutschland auf dem Feld der Primär- und Sekun- därprävention eher als Entwicklungs- land gilt, ist bekannt. Die präventions- faulen Deutschen scheuen die Vorsor- ge. Nur knapp 50 Prozent der Frauen ab 20 Jahren nehmen an Krebsuntersu- chungen teil, bei den Männern ab 45 Jahren sind es sogar nur 20 Prozent.

Auch die alle zwei Jahre wiederholba- ren Gesundheits-Check-ups ab dem 35.

Lebensjahr nutzen gerade einmal 15 Prozent der Deutschen.

Dabei sind vor allem vermeidbare Risikofaktoren wie Übergewicht, Fehl- ernährung, Bewegungsmangel und das Rauchen die Hauptursachen für die wichtigsten Volkskrankheiten. Durch eine optimale Prävention, so der Kölner Gesundheitsökonom Prof. Dr. Dr. med.

Karl W. Lauterbach, ließen sich beispiels- weise das Herzinfarktrisiko um 70 und das Schlaganfallrisiko um 50 Prozent senken.Allein für die Behandlung chro- nisch Kranker – die beispielsweise un- ter Bluthochdruck, Nierenversagen oder Diabetes leiden – würden im deutschen Gesundheitssystem mehr als drei Viertel der Ausgaben verwendet.

Diese Erkrankungen und die dadurch entstehenden Kosten ließen sich ver- meiden. „Dennoch werden weniger als zehn Prozent der Mittel in Präven- tionsmaßnahmen investiert“, bemän- gelt Lauterbach.

Obwohl die Deutschen de facto nicht viel von Krankheitsvorbeugung halten, begrüßen sie die neuen Bonusprogram- me. Glaubt man der jüngsten Studie des Wissenschaftlichen Instituts der AOK, befürwortet die Mehrheit der gesetzlich Krankenversicherten die im Januar ge- starteten Modelle. Ähnliche Ergebnisse hat auch die Barmer in einer Umfrage bei ihren Versicherten erzielt.

Über die Gründe kann man nur spe- kulieren. Möglicherweise locken man- chen die Sachprämien. Andere wollen vielleicht tatsächlich versuchen, mehr für ihre Gesundheit zu tun. Weil die Versi- cherten in Sachen Bonusprogramme un- bekannte Wesen sind, mögen die Kran- kenkassen nur ungern den erwarteten Zuspruch der Versicherten beziffern.

Gleichwohl erhoffen sie sich eine rege Beteiligung. Für das TK-Bonuspro- gramm zum Beispiel rechnet deren Vor- standsvorsitzender Norbert Klüsen schon in einem Jahr mit einem „Zu- spruch im sechsstelligen Bereich“, näm- lich 500 000 Teilnehmern von 3,5 Millio- nen TK-Versicherten. Die Barmer, Deutschlands größte Ersatzkasse, geht davon aus, dass mindestens 200 000 ihrer acht Millionen Versicherten an den neu- en Programmen teilnehmen werden. Bei der Deutschen Angestellten-Kranken- kasse (DAK) haben sich im Januar be- reits 140 000 Versicherte für die Bonus- programme angemeldet. 250 000 Teil-

nehmer, schätzt DAK-Pressesprecher Jörg Bodanowitz, werden es bis zum En- de des ersten Halbjahrs 2004 werden.

Für Walter Hirrlinger, Präsident des Sozialverbands VdK, ist der Zuspruch

„überhaupt nicht abschätzbar“. Die Programme müssten sich „erst einbür- gern“, bevor man Genaueres sagen kön- ne. Eine Folge davon ist, dass auch die Gesamtkosten der Gesundheitspro- gramme nicht genau abzusehen sind.

Egal ob sie viel oder wenig Geld ver- schlingen – mittelfristig müssen die Ko- sten aus „Einsparungen und Effizienz- steigerungen“ gedeckt werden, die durch die Bonusmodelle zu erzielen sind. So steht es zumindest im Gesetz.

Um das zu garantieren, soll die Wirt- schaftlichkeit der Programme alle drei Jahre überprüft werden. Ist sie nicht ge- geben, müssen die Programme einge- stellt werden.

Boni nicht „beitragsrelevant“

Auch wenn die Krankenkassen die Kosten nicht beziffern können oder wol- len, wird beteuert, dass diese keinesfalls

„beitragsrelevant“ sein werden. „Durch intelligentes Einkaufsmanagement und Sponsoring“, erklärt Barmer-Spreche- rin Susanne Uhrig, „ist es möglich, den Versicherten kostengünstige, aber at- traktive Prämien zu garantieren.“

Dass man mit den Bonusprogram- men Versicherte für mehr Prävention gewinnen kann, davon ist man in der Politik und bei den Krankenkassen überzeugt. Da die Versicherten nun

„Bares“ durch „wirtschaftliches und ge- sundheitsbewusstes Verhalten“ sparen können, werden sie sich an den Pro- grammen der Krankenkassen beteili- gen, glaubt der Vorstandsvorsitzende der AOK, Dr. Hans Jürgen Ahrens.

Auch die Parlamentarische Staatsse- kretärin im Bundesgesundheitsministe- rium, Marion Caspers-Merck (SPD), ist davon überzeugt, mit materiellen „An- reizen“ die Menschen zu gesundheits- bewusstem Leben motivieren zu können.

Anders der Kieler Gesundheitssy- stemforscher Prof. Dr. med. Fritz Beske:

Er erwartet von den Bonusmodellen keine „messbaren Auswirkungen auf die Volksgesundheit“. Mit derartigen Prämien könne man die Menschen P O L I T I K

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A394 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 713. Februar 2004

Punkte sammeln

Seit Anfang dieses Jahres können die Kranken- kassen ihren Versicherten Bonusprogramme anbieten, mit denen gesundheitsbewusstes Verhalten belohnt werden soll. Bei der DAK beispielsweise können sich die Versicherten per Telefon, im Internet oder auch direkt in ei- ner Geschäftsstelle in eines der Bonuspro- gramme einschreiben lassen. Versicherten bis 44 Jahren wird dabei ein „Startbonus“ einge- räumt, da jüngeren Menschen weniger Mög- lichkeiten zu Vorsorgeuntersuchungen zur Ver- fügung stünden. Im Gegenzug erhalten sie ei- nen Bonus-Pass sowie unterschiedliche Strich- code-Aufkleber, die jeweils einer bestimmten Präventionsleistung zugeordnet sind. Gehen die Versicherten zu einer Vorsorgeuntersu- chung, kleben sie die jeweiligen Strichcode- Marken – auf denen die Art der Präventionslei- stung vermerkt ist – in den Bonus-Pass. Der

Arzt oder gegebenenfalls der Kursleiter be- stätigt die Maßnahme mit seiner Unterschrift.

Über zwei Jahre können die Versicherten Bonus- punkte sammeln, ohne dass diese ihren Wert verlieren. Sind ausreichend Punkte gesammelt und dokumentiert, schickt der Versicherte sein Bonusheft an die von der DAK beauftragte MERO Consulting GmbH. Die Firma, die auch die Bonusprogramme der TK betreut, wertet dann die Bonushefte digital aus. Den Bonuspunkten entsprechend werden von dort die gewünschten Prämien an die Versicherten verschickt.

Je nach gesammelter Punktezahl entspricht die Prämie einem Wert von 25, 50 oder 100 Eu- ro. Prämien wie eine elektrische Zahnbürste, eine Körperwaage oder auch ein Rudergerät sollen dabei die Versicherten zu gesundheits- bewussterer Lebensweise motivieren. Zusam- men mit dem Institut für Sozialmedizin, Epide- miologie und Gesundheitssystemforschung will die DAK die Wirtschaftlichkeit der Bonus-

programme überprüfen. tbl

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