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Chris Weedon

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Chris Weedon

Britische

Feministische Zeitschriften

Feministisches Schreiben in England, po- puläres und wissenschaftliches, entwickel- te sich als Antwort auf eine politische Ta- gesordnung, die von der Emanzi- pationsbewegung der Frauen bestimmt wurde. Während liberale Feministinnen auf die Ausgrenzung der Frau vom politi- schen und intellektuellen Leben seit 1700 hinwiesen, brachten die späten 1960er und 1970er neue Ideen in bezug auf die Stel- lung von Frauen in der Gesellschaft und die kulturelle Konstruktion von Weiblich- keit ein. Diese neuen Perspektiven entstan- den, weil man sich in England mit dem Marxismus, der Psychoanalyse und dem noidamerikanischen radikalen Feminis- mus beschäftigte. Das britische feministi- sche Interesse am Marxismus war moti- viert durch eine innerhalb der Emanzi- pationsbewegung relativ starke Bindung an sozialistische Politik und durch den Wunsch nach strukturellen sozialen Verän- derungen, die das Patriarchat und den Ka- pitalismus verwandeln würden. Daß es notwendig war, der Anschuldigung des Rassismus und Eurozentrismus von Seiten der schwarzen und farbigen Feministinnen zu begegnen, hat dem sozialistischen Fe- minismus in den letzten Jahren einen neu- en Anstoß gegeben. Darüber hinaus sind in England die Schriften des nordamerikani- schen radikalen Feminismus sehr einfluß- reich gewesen. Daß diese die zentrale Rol- le männlicher Kontrolle über weibliche Sexualität und Reproduktionsfähigkeit in der patriare halen Ordnung, die fundamen- tale Differenz zwischen Frauen und Män- nern und das Bedürfnis weiblicher Selbst-

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bestimmung durch Separatismus betonten, hat geholfen, Fragen der Sexualität, der Mutterschaft und Geschlechterdifferenz in den Mittelpunkt einer umfassenderen fe- ministischen Tagesordnung zu stellen. Au- ßerdem hat es sozialistische Feministinnen ermutigt, Theorien mit mehr Erklärungs- kraft zu entwickeln, als sie der traditionel- le Marxismus hatte. Die Psychoanalyse, stets ein kontroverses Thema in der briti- schen Frauenbewegung, ist aufgegriffen und häufig verändert worden von Femini- stinnen, die bemüht sind, geschlechtsspe- zifische Subjektivität zu theoretisieren.

Ebenso wie Semiologie und Poststruktura- lismus bleibt die Psychoanalyse ein wich- tiger Einfluß auf die Mehrzahl gegenwärti- ger feministischer Schriften. Jede dieser Methoden feministischen Denkens hat mehr oder weniger staile zu den neueren Entwicklungen der Geistes- und Sozial- wissenschaften in England beigetragen und hatte auch Einfluß auf britische Zeit- schriften.

Bei der Betrachtung der britischen Sze- ne fällt auf, wie wenig feministische Zeit- schriften im Vergleich zu Büchern erschei- nen. Mit feministischen Zeitschriften mei- ne ich Zeitschriften, die feministische Perspektiven für ihre Redaktionspolitik und -praxis unerläßlich finden. Jeder große britische wissenschaftliche Verlag hat heu- te seine feministische Bücherliste und för- dert aktiv neue Bücher zur Frauenfor- schung. Weibliches Schreiben und populä- re Bücher zu Frauengeschichte, -gesund- heit, -Sexualität und eine Reihe anderer Themen sind eines der wenigen Gebiete, in dem britische Verlage expandiert haben.

Aber auf dem Zeitschriftensektor gibt es wenig mehr als Feminist Review. Dies Eingeständnis erweckt jedoch einen fal- schen Eindruck vom Zustand des briti- schen Feminismus innerhalb und außer- halb der wissenschaftlichen Arena Die vielleicht erstaunlichste Entwicklung der letzten fünfzehn Jahre ist die Art und Wei- se, in der feministische Autorinnen began- nen, den Mainstream zu beeinflussen und in einer Reihe wissenschaftlicher Zeit-

schriften veröffentlicht zu werden. So fin- gen sie an, die Grenzen anerkannter Lite- raturwissenschaft, Soziologie, Philoso- phie, Medien- und Kulturwissenschaft auszudehnen. Diese Ausweitung von The- men und Ansätzen ist von größter Wichtig- keit, hat aber bisher noch nicht zu einem fundamentalen feministischen Umdenken und Umgestalten der Mainstream-Diszipli- nen geführt, womit Fragen des Ge- schlechts, ab» auch von Klasse und ethni- scher Zugehörigkeit zu einer notwendigen Komponente jeder befriedigenden Unter- suchung der Kultur im weitesten Sinne würden.

Der Zeitschriftenmarkt in England ten- dim wie der Büchermarkt dazu, das intel- lektuelle Klima und den Markt Nordame- rikas zu berücksichtigen. Autoren und Herausgeber, oft von den Verlegern dazu aufgefordert, sind bemüht, aus finanziellen und intellektuellen Gründen zumindest teilweise das nordamerikanische Publikum anzusprechen. Amerikanische Zeitschrif- ten sind eine bedeutende Kraft in der briti- schen Szene. In der Frauenforschung z.B.

ist Signs besonders wichtig. Diese »Zeit- schrift für Frauen, Kultur und Gesell- schaft«, herausgegeben seit 1975, ist die Vorläuferin britischer feministischer Zeit- schriften und war Uber die Jahre eine rei- che Quelle feministischer Ideen in den Geistes- und Sozialwissenschaften, indem sie half, Debatten innerhalb Englands zu präzisieren. In vielen Disziplinen, beson- ders in English Studies, Medien- und Kul- turwissenschaft sind die Theoriedebatten oft transatlantisch, und dies gilt ebenso für Diskussionen feministischer Theorie.

Daß feministisches Schreiben in briti- schen Mainstream-Zeitungen miteinbezo- gen wurde, war das Ergebnis eines langen Kampfes, in dem feministische Perspekti- ven heftig abgelehnt und wenn möglich marginalisiert wurden. Da sie die aner- kannten Fachzeitschriften verschlossen fanden, waren Feministinnen gezwungen, Alternativen zu schaffen. Einige davon waren kurzlebig, Feminist Review hat bis in die Gegenwart überlebt In den 70er

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Jahren waren MI F und Ideology and Con- sciousness entscheidend daran beteiligt, die feministische Debatte zu fördern und boten feministischen Theoretikerinnen den dringend notwendigen Raum für die Ver- öffentlichung ihrer Ideen. Diese Zeitschrif- ten waren für die Entwicklung psycho- analytischer und poststrukturalistischer Ansätze zur Frage der Geschlechtsrolle (gender) besonders wichtig. Fast wie das Gegenstück dazu war Feminist Review von Anfang an einem eher empirischen Ansatz der Frauenforschung verpflichtet, der sich bis vor kurzem fast an der Grenze zum Anti-Theoretischen zu bewegen schien. Diese Tendenz in Feminist Review ist jetzt weitaus wenig«- ausgeprägt, und die Zeitschrift erweitert allmählich die Bandbreite der behandelten Themen und Perspektiven. Linke Zeitschriften der 70er Jahre wie Capital and Class und die Lite- raturzeitschrift der Kommunistischen Par- tei Red Letters boten ebenfalls dringend notwendige Veröffentlichungsmöglichkei- ten für feministische Perspektiven.

Feminist Review wurde 1979 gegrün- det und war bis 1987 unabhängig. Jetzt er- scheint die Zeitschrift zusammen mit einer Reihe anderer links-orientierter und kriti- scher Zeitschriften, die regelmäßig femini- stisches Material enthalten, bei Routledge.

Feminist Review wurde begonnen und wird fortgeführt von einem Frauenkollek- tiv, das solchen feministischen Arbeits- und Schreibweisen verpflichtet ist, die fe- ministische Ideen für ein breites Publikum leichter zugänglich machen. In ihrer politi- schen Ausrichtung ist die Zeitschrift expli- zit sozialistisch-feministisch, und sie ist bemüht, die Grenzen eines »engstirnig be- schränkten und ehtnozentristischen Femi- nismus« zu überwinden. Der stark politi- sche Ton der redaktionellen Aussagen un- terscheidet Feminist Review von den meisten wissenschaftlichen Zeitschriften.

Sie unterscheidet sich außerdem durch ihr Bemühen, Lesende sowohl innerhalb als auch außerhalb wissenschaftlicher Debat- ten anzusprechen. Tatsächlich versucht sie aktiv die Trennung zu überwinden, die

zwischen dem Feminismus als einer politi- schen Kraft der sozialen Veränderung und der feministischen Forschung besteht, in- dem sie betont, daß letztere in einer Art und über Themen schreiben sollte, die der allgemeinen Frauenbewegung nützlich sind.

Das Bemühen um eine enge Verbin- dung zwischen feministischem Forschen und Schreiben und feministischer Politik läßt sich darin erkennen, wie die Themen und Interessen, mit denen Feminist Review sich über die Jahre beschäftigt hat, die Veränderungen in der allgemeinen Frauen- bewegung reflektieren. Im Frühjahr 1989 warf das Feminist Ämew-Kollektiv einen Blick zurück auf die letzten zwanzig Jahre des britischen Feminismus und die politi- sche Philosophie der Zeitschrift und zeig- te, wie diese sich infolge der Veränderun- gen im britischen Feminismus verändert hat:

Wir müssen politische Leitlinien finden, die aitf den phänomenalen Fortschritten der Frauenbefreiung aufbauen und gleich- zeitig für Neubeurteilung und Veränderun- gen in den Verhandlungen mit denen offen bleiben, mit denen wir uns am engsten ver- binden. In unserer eigenen Praxis ais so- zialistisch-feministisches Redaktions-Kol- lektiv - unsere Beschäftigung und Debatte mit der schwarzen und lesbischen Frauen- bewegung, der Linken, der Friedensbewe- gung, Schwulen- und Anti-Rassismus-Akti- visten und anderen Feministinnen auf in- ternationaler Ebene - haben wir das Bemühen um eine Politik der Autonomie und Allianz beibehalten. Solch eine Politik war stets ein zentrales Anliegen des sozia- listischen Feminismus: Für uns ist es das vielleicht wichtigste Vermächtnis von zwanzig Jahren Feminismus. (31, Frühjahr

1989, S. 4)

Feminist Review erscheint regelmäßig dreimal im Jahr. Die meisten Ausgaben bieten eine reiche Auswahl an Artikeln über solche Themen der Geistes- und So- zialwissenschaften, die Aspekte zeitgenös-

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sischer feministischer Politik und Gebiete innerhalb der Frauenforschung anspre- chen. Feminist Review ist bemüht, eine en- ge eurozentrische Perspektive zu überwin- den und enthält Artikel, die Fragen von Frauen jenseits westlicher kapitalistischer Gesellschaften diskutieren. Ein neueres Beispiel dafür ist Sheila Hilliers »Women and Population Control in China: Issues of Sexuality, Power and Control« [»Frauen und Geburtenkontrolle in China: Fragen der Sexualität, Macht und Kontrolle«] (29, Frühjahr 1988), Max ine Molyneuxs »The Politics of Abortion in Nicaragua« [»Die Abtreibungspolitik in Nicaragua«] (29, Frühjahr 1988), Jennifer Schirmers »Wo- men and Human Rights Protest in Latin America [»Frauen und Menschenrechts- proteste in Lateinamerika«] (32, Sommer 1989) und Artikel zum indischen Feminis- mus und dem Geschlechterkampf in Süd- afrika in der Herbstausgabe 1989.

Das Hauptgewicht der Artikel in Femi- nist Review liegt eher in den Sozialwissen- schaften als in den Literatur- oder Kultur- wissenschaften und ihr Schwerpunkt eher in empirischer Forschung als in theoreti- schen Debatten oder Fragestellungen.

Aber hin und wieder bringt das Kollektiv ein Sonderheft zu einem bestimmten poli- tischen oder theoretischen Thema heraus.

Wo es angebracht ist, wie bei dem Sonder- heft zum schwarzen Feminismus (17, Herbst 1984), liegt die redaktionelle Ver- antwortung bei den Frauen, die für das Sonderheft schreiben. In den letzten Jah- ren behandelten die Sonderhefte u.a. die letzten zwanzig Jahre Feminismus (31, Frühjahr 1989), Abtreibung (29, Frühjahr

1988) und sozialistischen Feminismus (23, Sommer 1986).

Im Laufe der Jahre waren viele der Herausgeberinnen und Autorinnen der Fe- minist Review Frauen, die auf dem Gebiet der feministischen Soziologie forschten.

Vielleicht mehr als im Fall von English Studies oder Kulturwissenschaft, waren britische soziologische Zeitschriften femi- nistischen Perspektiven gegenüber lange Zeit feindlich eingestellt. Erst in der Mitte

der 80er Jahre kam es zu einem bedeuten- den Durchbmch. In diesem Klima boten Feminist Review, und in einem gewissen Maße Capital and Class, den nötigen Ort für die Veröffentlichung feministischer Ar- beiten und die Entwicklung einer Kritik der Mainstream-Soziologie bis zu einem Punkt, wo mit Erfolg vorherrschende An- nahmen in Frage gestellt werden konnten.

Der Durchbruch in die etablierten soziolo- gischen Zeitschriften begann mit einer Diskussion über die Klassenposition der Frau in Sociology. In der britischen Sozio- logie genossen Schichttheoretiker lange Zeit ein hohes Prestige; sie nahmen an, daß die Klassenposition einer Frau auf der Basis des Berufes ihres Mannes beschrie- ben werden könnte. Der Ehemann galt als Familienvorstand, selbst wenn er arbeits- los und seine Frau berufstätig war. In So- ciology (Bd. 18, Nr. 2, 1984, SS. 159-70) griff Michelle Stanworth diese orthodoxe Position an und löste eine stürmische De- batte aus, der es gelang, die Berücksichti- gung geschlechtsspezifischer Differenz in der soziologischen Forschung zu veran- kern. Die beiden wichtigsten britischen Soziologiezeitschriften Sociology und So- ciological Review, sowie Spezialzeitschrif- ten wie die der »British Sociological So- ciety« (Work, Employment and Society und Sociology of Health and Illness), ent- halten jetzt eine Reihe feministischer Arti- kel.

Auf dem Gebiet der Psychologie sind die Dinge weit weniger vorangeschritten, und psychologische Zeitschriften betrach- ten feministische Kritiken des Mainstream immer noch mit Distanz. Es stehen jedoch Veränderungen bevor, und es wurde vor kurzem begonnen, nach amerikanischem Vorbild eine Frauensektion der »British Psychological Society« zu gründen. Dieser Prozess begann 1985 bei einer Konferenz über »Frauen und Psychologie« in Cardiff.

Die anfängliche lautstarke Opposition der

»British Psychological Society« behaupte- te, daß die betreffenden Frauen mehr aus politischen als aus wissenschaftlichen Gründen handelten, und es wurde vorge-

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schlagen, daß der Name der neuen Abtei- lung eher Psychologie und Geschlecht statt Frauen lauten sollte. Eine »Women and Psychology«-Sektion wurde jedoch 1987 erfolgreich eingerichtet und hat ei- nen eigenen Newsletter. Seitdem sind eine Anzahl Bücher zum Feminismus und zur Psychologie erschienen, und gelegentlich sind Artikel, die für Feministinnen von In- teresse sind, im British Journal of Clinical Psychology und in den Zeitschriften der Arbeits-, der Sozial- und der klinischen Psychologie zu finden. »Sage Publica- tions« will im Frühjahr 1991 eine neue Zeitschrift herausbringen, die dreimal im Jahr erscheinen soll: Feminism and Psy- chology.

In den Geisteswissenschaften ist die Akzeptanz feministischer Perspektiven in- nerhalb des Mainstream unausgeglichen.

Während es in der Philosophie, wo nur Radical Philosophy den ernsthaften Ver- such gemacht hat, feministische Philoso- phie in Betracht zu ziehen, nur wenig Fort- schritte gibt, sieht es in den Kultur- und Medienwissenschaften wesentlich besser aus. Im allgemeinen sind es diese neueren Disziplinen, welche die meiste Notiz vom Feminismus genommen haben, und dies schlägt sich in ihren Zeitschriften nieder.

Screen z.B., eine Zeitschrift der Film- und Femsehwissensc haften, behandelt seit vie- len Jahren Gender-Fragen aus feministi- scher Perspektive. In dsn altetablierten Disziplinen wie Geschichte und English Studies ist der Einfluß des Feminismus un- terschiedlich stark, und es gibt bestimmte Zeitschriften, die häufiger Artikel veröf- fentlichen, die für Feministinnen von In- teresse sind.

In der Geschichtswissenschaft z.B. ist History Workshop die einzige Zeitschrift, die regelmäßig Artikel druckt, die für Fe- ministinnen von Interesse ist. Diese »Zeit- schrift sozialistischer und feministischer Historikerinnen« wird von einer radikalen Wissenschaftlerinnengruppe herausgege- ben, die Frauen und Männer einschließt und kollektiven Arbeitsweisen verpflichtet ist. Jede Ausgabe enthält etwas zum Ge-

biet der Frauengeschichte, geschrieben aus feministischer Perspektive, und manche Ausgaben enthalten eine erhebliche An- zahl solcher Artikel. Eine neuere Ausgabe, 28, Herbst 1989, z.B., enthält Aufsätze zu den sozialen Gründen, die das Heiratsalter von Frauen im 18. und 19. Jahrhundert veränderten, eine Analyse, wie das Verfah- ren gegen Marie Antoinette als Teü ein«1

breiten ideologischen Kampagne benutzt wurde und mit dem Ziel, Frauen aus der Politik herauszuhalten und sie auf häusli- che Rollen zu beschränken, einen Artikel über Olympe de Gouges und eine über weibliche Hausangestellte in London in der Mitte des 18. Jahrhunderts. History Workshop rezensiert darüber hinaus regel- mäßig Bücher zur Frauengeschichte, femi- nistischen Geschichtswissenschaft und -theorie. Abgesehen von History Workshop gibt es allerdings wenig feministische Bei- träge in anderen britischen geschichtswis- senschaftlichen Zeitschriften.

Auf English Studies und die Kultur- wissenschaften hatte der Feminismus in den letzten Jahren großen Einfluß. Wäh- rend die English Studies lange Jahre ver- sucht haben, weibliches Schreiben und fe- ministische Kritik zu marginalisieren, gibt es in den Kulturwissenschaften, auch eine neue Disziplin, seit Mitte der 70er Jahre feministisches Interesse. Dies ist aus der frühen Arbeit des »Centre for Contempo- rary Cultural Studies« an der Birmingham University ersichtlich, das in der Entwick- lung der Kulturwissenschaften Pionierar- beit geleistet hat Das Birmingham Centre hat seit den frühen 70er Jahren eine Serie von Zeitschriften, Working Papers in Cul- tural Studies, veröffentlicht, und Manu- skripte, aus denen später Bücher entstan- den. Seitdem sind die Kulturwissenschaf- ten zu einer wissenschaftlichen Disziplin geworden, die hauptsächlich an Fachhoch- schulen gelehrt wird und ihre eigenen Zeitschriften und Verlage hat.

Zwei Zeitschriften, New Formations und Cultural Studies, sind charakteristisch für die Bandbreite der augenblicklichen kulturwissenschaftlichen Arbeit in Groß-

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britannien. Obwohl beide an sich keine fe- ministischen Zeitschriften sind, enthalten sie regelmäßig feministische Artikel. New Formations, eine Zeitschrift der Kultur- theorie, Kritik und Politik, befindet sich jetzt im dritten Erscheinungsjahr und be-

müht sich, kulturwissenschaftliche Ein- sichten auf die Analyse einer breiten Auswahl kultureller Formen anzuwenden.

Besondere Aufmerksamkeiten gilt post- struk turai istischen und psychoanalytischen Theorien, die zur Betrachtung von Film, Kunst, Literatur und populären kulturellen Formen wie Mode und Rockmusik genutzt werden. New Formations ist keine rein fe- ministische Zeitschrift; sie ist radikalde- mokratischer Politik verpflichtet, die nicht nur vom Feminismus, sondern auch von der Schwulen- und Schwarzenpoliük, der Nach- '68-er-Linken und in geringerem Maße von der Umweltbewegung beein- flußt ist. Sie enthält aber regelmäßig femi- nistische Beiträge, wie beispielsweise Ja- queline Roses »Margaret Thatcher and Ruth Ellis« (NF 5), eine psychoanalytische Lesart der perversen Attraktion von Mrs.

Thatchers brutaler und zerstörerischer Ver- sion von Weiblichkeit Andere Beispiele neuerer feministischer Arbeiten umfassen eine psychoanalytische Beschreibung von weiblichem Masochismus und Lesen (Lin- da R. Williams, NF 7) und Rachel Bowlbys »The Judgement of Paris«, eine Beschreibung der britischen Rezeption der

»französischen Feministinnen« (Kristeva, Cixous, Irigaray et al., NF 9). New Forma- tions verspricht, sein Interesse an der heu- tigen Geschlechterpolitik in Zukunft auf- rechtzuerhalten. Nr. 10, die im Frühjahr 1990 erschienen ist, enthält u.a. Aufsätze zur repressiven Sexualpolitik der radikalen Rechten, die sich hauptsächlich, aber nicht ausschließlich, auf die Folgen der »Section 28« beziehen, ein Gesetz, das Gemeinde- verwaltungen verbietet, positive Vorstel- lungen von Homosexualität und Lesben- tum zu fördern. Sie enthält außerdem ei- nen Artikel von Cindy Patton über

»African Aids«, der die imperialistischen Dimensionen des wissenschaftlichen Dis-

kurses über die Aidskrise untersucht. Cul- tural Studies erscheint ebenfalls dreimal jährlich und behandelt wie New Forma- tions ein breites Spektrum kultureller For- men und Prozesse, aber mit populärwis- senschaftlicher Betonung. Anders als bei New Formations rotiert die herausgeberi-

sche Arbeit für Cultural Studies internatio- nal zwischen Australien, Großbritannien und den USA. Es ist eine Zeitschrift, in der regelmäßig Artikel für feministisch In- teressierte erscheinen, in neueren Ausga- ben z.B. Jennifer Craigs »I must put my face on': making up the body and marking up the feminine« [»>Ich muß mein Gesicht anlegenc den Körper zurechtmachen und das Weibliche aufwerten«]: (Bd. 3, Nr. 1, 1989) und Kirsten Drotners »Girl meets boy: aesthetic production, reception and gender identity« [»Mädchen trifft Jungen:

ästhetische Produktion, Rezeption und Ge- schlechtsidentität«] (Bd. 3, Nr. 2, 1989).

Für das Gebiet der English Studies fin- den sich jetzt gelegentlich Artikel zum weiblichen Schreiben in vielen Spezial- zeitschriften. In den letzten Jahren haben sich in Literaturkritik und -theorie neue fe- ministische Lesarten entwickelt In der in England weitverbreiteten Debatte über die Etablierung und die ideologische Rolle des englischen literarischen Kanons ist ein wichtiges feministisches Element enthal- ten, ebenso wie in den neuen Entwicklun- gen der kritischen Theorie. Feministische kritische Theorie, die viele Varianten hat, wird nicht nur zum Verständnis weiblichen Schreibens und feministischer Literatur herangezogen, sondern auch auf Main- stream-Gebiete wie Shakespeare ange- wandt Es sind allerdings Non-main- stream-Zeitschriften wie Literature and History, das ehemalige Literature Tea- ching Politics, Critical Quarterly, das eine entschieden kulturwissenschaftliche kriti- sche Perspektive eingenommen hat, und Textual Practice, die am offensichtlichsten ein Bewußtsein für neue feministische Entwicklungen und Debatten bewiesen ha- ben.

Alle diese Zeitschriften aber demon-

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strieren eine in Großbritannien weit ver- breitete Tendenz, Fragen von Gender und feministischen Perspektiven lediglich als Angelegenheit der Frauen zu sehen, an- statt als integrale Themen der kulturellen Analyse. Als die zweimal jährlich erschei- nende Zeitschrift Literature and History beispielsweise 198S auf die asten zehn Jahre ihres Erscheinens zurückblickte, gab sie den Mangel an Beiträgen von Frauen zu und versprach, sich zu bessern. Der Schwerpunkt dieser Zeitschrift, die sich als Verbindung zwischen Schreiben, Ge- schichte und Ideologie vorstellt, ist wie geschaffen für eine Betrachtung von ge- schlechtsspezifischen Machtverhältnissen.

Trotzdem, wie auch sonst in den English Studies, werden weiterhin geschlechtsspe- zifische und feministische Perspektiven durch gelegentliche Aufsätze von Frauen vertreten, entweder zum Schreiben von Frauen oder zur feministischen Theorie.

Band 14 (1988) veröffentlichte beispiels- weise einen Artikel von Valerie Pitt: »Do- rothy Sayers: the Predicament of Women«

[»Dorothy Sayers: zur Problemlage der Frauen«] im Frühjahrssondeiheft, und ei- nen Aufsatz im Herbstsonderheft über

»Autobiography and Working-Class Writ- ing« [»Autobiographie und Arbeiterinnen- literatur«], Rebecca O'Rourkes Essay

»Were there no Women? British Working- Class Writing in the Inter War period«

[»Gab es keine Frauen? Britische Ar- beiterinnenliteratur in der Zeit zwischen den Weltkriegen«]. Im umfangreichen Re- zensionsteil enthält Literature and History auch eine nicht geringe Zahl an Bespre- chungen von Büchern über feministische Geschichts- und Literaturwissenschaft

Eine fortlaufende, wenn auch sporadi- sche Debatte läßt sich in der alt-etablierten Zeitschrift Critical Quarterly ausmachen.

Diese Zeitschrift veröffentlicht neue Prosa, Lyrik und Kritik, und vor allem im Kritik- teil werden feministische Themen am häu- figsten behandelt. Dieser Teil ist häufig nicht-literarisch; er umfaßt viele Aufsätze zur Populärkultur, z.B. Femsehen und po- puläre Musik, ebenso wie Aufsätze zu Pro-

sa, Theorie und Lehrpraxis. Es ist eine Zeitschrift, deren kritische Perspektiven sehr der kultur- und medienwissenschaftli- chen Methode entsprechen und die Wich- tigkeit der Semiologie und der Psycho- analyse in diesen Disziplinen widerspie- geln. Auch einige explizit feministische Artikel sind zu finden: z.B. Lyn Pyketts

»The Century's Daughters: Recent Wo- men's Fiction and History« [»Die Töchter des Jahrhunderts: Neue Frauenliteratur und -geschichte«] (Bd. 29, iii, 1987) und Jaqueline Roses »The State of the Subject (II) The Institution of Feminism« [»Die Situation des Faches: Feminismus als In- stitution«] (Bd. 29, iv, 1987). Der letztere Artikel war einer von dreien zum Stand der English Studies, die Fragen für nach- folgende Diskussionen aufwarfen.

Textual Practice beschäftigt sich hauptsächlich mit der Anwendung moder- ner kritischer Theorie, besonders post- strukturalistischer Theorie, auf eine breite Auswahl literarischer Texte. Die Zeit- schrift spricht Fragen der Textualität an, die sich aus dem literarischen, philosophi- schen und historischen Schreiben und aus aktuellen Formen des Diskurses ergeben, z.B. »Resisting the Public Discourse of Aids« [»Dem öffentlichen Aidsdiskurs wi- derstehen«] (Nr. 3, Winter 1989). Wie von einer Zeitschrift zu erwarten, die sich mit moderner kritischer Theorie befaßt, gibt es eine regelmäßige feministische Präsenz in Textual Practice, und es werden gelegent- lich Debatten innerhalb feministischer Theorien angesprochen, wie z.B. die Frage des »materialistischen Feminismus«, der ZJL. in England und den USA diskutiert wird.

Wie eine Betrachtung feministischer Beiträge in britischen Zeitschriften zeigt, sind es vielfältige theoretische Perspekti- ven, derer sich Feministinnen zur Förde- rung ihrer Interessen bedienen. Ebenso un- terschiedlich sind die Arten, in denen die Interessen definiert werden, und das Maß, in dem feministisches Schreiben explizit politisch ist. Der Feminismus ist zuerst und hauptsächlich politisch, und das Ein-

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greifen in die verschiedenen Gebiete wis- senschaftlichen Schreibens, Lehrens und der theoretischen Debatte ist notwendiger- weise immer strategisch. Wie schwarze Feministinnen, farbige Feministinnen und lesbische Feministinnen wiederholt betont haben, repräsentiert eine Menge feministi- scher Schriften in Großbritannien in Wirk- lichkeit eine sehr eingeschränkte Auswahl an Interessen, was Frauen ausschließt, die weder weiß und heterosexuell sind noch der Mittelklasse angehören. Die meisten Frauen haben keinen Zugang zu wissen- schaftlichen Produktionsmitteln, und die- jenigen unter uns, die diesen Zugang ha- ben, müssen erkennen, wie wir eingreifen und welche Machtverhältnisse unsere In- terventionen angreifen oder intakt lassen.

Feminismus als eine politische Strategie und eine kulturelle Praxis würde bedeuten, daß gerade die Strukturen akademischer Institutionen und Verlage und die Mecha- nismen, mit denen sie Wissen definieren, ausgrenzen und einschließen, radikale Transformationen verlangen. Es ist dafür einiges Bewußtsein in britischen Zeit- schriften vorhanden, obwohl es nur in die Praxis der Feminist Review einzugehen scheint. Obwohl die Menge feministischen Materials, das in britischen Zeitschriften erscheint, wächst, sind die Gründe dafür unterschiedlich. Das Interesse der Leser- schaft an Gender-Fragen steigt. Gender ist inzwischen ein marktfähiges Thema, von dem sich in bezug auf Materielles und Karriere profitieren läßt. In diesem Zu- sammenhang gerät leicht die Frage der Verantwortlichkeit gegenüber der allge- meinen Frauenbewegung und den Interes- sen anderer Frauen in Vergessenheit. Aber auch, wenn Gender im Moment »in Mo- de« ist, haben trotzdem feministische Fra- gen meistens den Status des freiwilligen Extras und werden normalerweise von de- nen gestellt, die direktes Interesse an so-

zialen Veränderungen haben. Das Bemü- hen um soziale Veränderungen ist ent- scheidend für die Stärke und Effektivität der feministischen Debatte. Die Verände- rungen müssen notwendigerweise die Machtverhältnisse von Klasse, ethnischer Zugehörigkeit und Heterosexualität eben- so mit einschließen wie die von Gender.

Ort und Rolle des Feminismus, im briti- schen intellektuellen und politischen Le- ben immer noch am Rande angesiedelt, werden sich nur verändern, wenn Männer und Frauen eine größere Verpflichtung zu radikaler Veränderung eingehen.

Danksagung:

Ich bin den Frauen dankbar, mit denen ich Aspekte des britischen Zeitschriftenmark- tes diskutiert habe, besonders Teresa Rees, Erica Carter und Elfi Bettinger.

(Aus dem Englischen übersetzt von Kim Gallop)

Britische Zeitschriften, die relativ regelmäßig feministische Beiträge enthalten:

Feminist Review Routledge, London

Radical Philosophy Department of Community Studies, Thurrock Technical College, Wood- view, Grays, Essex RM 16, 4 YR

Sociology London British Sociological Associa- tion

Sociological Review Routledge/Unversity of Keele

Screen Crystal (Computer Services) 46, Theo- balds Road, London, WC 1

History Workshop Routledge, London Textual Practice Routledge, London

Literature and History School of Humanities, Thames Polytechnic, London, SE 18 6PF Critical Quarterly Manchester University Press Cultural Studies Routledge, London

New Formations Routledge, London

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Michèle Roberts

judith and delilah and me

when holofemes slept then it was

that judith slew him with his own sword by her hand when samson slept then it was

that his strength left him his own hair

by delilah's hand before you sleep

I shall come before you, wet and naked utterly, our own bodies shall be our pavilion, you shall not need to wound me to escape then

0 fearful lion of judah see

1 shall take your sword into my mouth, I shall lay my head inside your mouth

samson carrying gates is lonely lay your hands upon

my gates, grasp my hair, bury

your sword, your fingernails clotted with sweet wax taste

the honeycomb between my lion's jaws judith returned home married and bore six sons became perhaps

an intolerable shrew delilah at sixty still has to dance for a living (Abdruck mit freundlich er Genehmigung de· Mahnen-Veriige·)

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Referenzen

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