OPERA OMNIA DESIDERII ERASMI
OPERA OMNIA
DESIDERII ERASMI ROTERODAMI
RECOGNITA ET ADNOTATIONE CRITICA INSTRVCTA NOTISQVE ILLVSTRATA
ORDINIS NONI TOMVS PRIMVS
KON. NED. AKADEMIE
VI~N
WETENSCHAPPEN ERASfV1US.COMMISSIE
MCMLXXXII
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IN HOC VOL VMINE CONTINENTVR
VORWORT
EPISTOLA DE INTERDICTO ESV CARNIVM ed. C. Augustijn
IN EPISTOLAM DE DELECTV CIBORVM SCHOLIA ed. C. Augustijn
SPONGIA ADVERSVS ASPERGINES HVTTENI ed. C. Augustijn
DETECTIO PRAESTIGIARVM ed. C. Augustijn
EPISTOLA CONTRA PSEVDEVANGELICOS ed. C. Augustijn
EPISTOLA AD FRATRES INFERIORIS GERMANIAE ed. C. Augustijn
PVRGA TIO ADVERSVS EPISTOLAM NON SOBRIAM MARTINI LVTHERI
ed. C. Augustijn
ABKURZUNGS VERZEICHNIS INDEX NOMINVM
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VORWORT
Als zwolfter Band der neuen Ausgabe der Opera omnia von Erasmus erscheint hiermit der erste den Apologien gewidmete Band, herausgegeben von Prof. Dr. C. Augustijn (Amsterdam).
In Ubereinstimmung mit Erasmus' eigenen Wunschen fur die Edition seiner Werke gehoren auch in dieser neuen Ausgabe die Apologien zum neunten 'ordo'. Fur die Vorteile einer Ausgabe aufgrund der von Erasmus bestimmten 'ordines' verweisen wir auf dieGeneral Introduction, ASDI, I, pp. x, xvii-xviii, sowie auf C. Reedijk, Tandem bona causa triumphat. Zur Geschichte des Gesamt- werkes des Erasmus von Rotterdam, Vortdige der Aeneas-Silvius-Stiftung an der Universitat Basel, XVI, Basel u. Stuttgart, 1980, pp. 12 sqq., 21-22.
Innerhalb des Ordo der Apologien steHt dieser Band eine gewisse Einheit dar. Er umfasst, mit Ausnahme der zusammengeh6renden Werke Diatribe de fibero arbitrio und Hyperaspistes, aBe Schriften, die Erasmus in unmittelbarer Auseinandersetzung mit der Reformation und verschiedenen Reformatoren geschrieben hat. Dadurch spiegelt er die Haltung wider, die Erasmus in den J ahren zwischen 1522 undo 1534 dieser Bewegung gegenuber eingenommen hat, und erganzt er die Briefe aus dieser Periode.
Der Charakter dieser Schriften impliziert, dass Erasmus viele Gestalten des funfzehnten und sechzehnten J ahrhunderts, und zwar aus den verschiedensten Kreisen, erwahnt. Deshalb erschien es sinnvoB, uber diese Personen biogra- phische Bemerkungen aufzunehmen und einige Literaturangaben zu geben.
ABe Schriften haben ein und dense1ben Bearbeiter. Dies bedeutet jedoch nicht, dass es die Arbeit eines einzelnen ist. 1m Gegenteil, der Bearbeiter mochte gerne allen danken, die ihm geholfen haben; ganz besonders aber Herrn Drs. C.H. W. van den Berg (Hilversum), der viele Jahre hindurch an den Vorbereitungen fiir die Ausgabe mitwirkte. Ohne seine Mitarbeit hatte dieser Band nicht erscheinen k6nnen.
Die Redaktionskommission und der Herausgeber dieses Bandes mochten all den Bibliotheken danken, die Bucher, Photokopien, Mikrofilme und bibliogra-
viii VORWORT
phisches Material zur Verfiigung ste1lten. Besonderer Dank gilt Frau Anna de Haas von der North-Holland Publishing Company (Amsterdam) fur ihre unermiidliche Betreuung und Sorgfalt wahrend des Drucks.
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Die Redaktionskommission:
C.M. Bruehl J. Domanski S. Dresden L.-E. Halkin C. L. Heesakkers H.J. de Jonge C. Reedijk
J.
Trapman J.H. WaszinkEPISTOLA
DE INTERDICTO ESV CARNIVM
herausgegeben von C. AUGUSTIJN
Amsterdam
Epistola de interdicto esu carnium. Basileae, 10. Frobenius, VIn.idus August.
Ex. Gemeentebibliotheek Rotterdam
EINLEITUNG
Am 15 . November 152 I kehrte Erasmus nach einem dreijahrigen Aufenthalt in den Niederlanden nach Basel zuriick. Er kam in eine Stadt, die auf den ersten Blick noch nicht von den kirchlichen Streitigkeiten erschiittert schien, die ihm die letzten Jahre in den Niederlanden so vergallt hatten.1Gelehrte und Kirchenleiter, an der Spitze sein Verehrer Bischof Christoph von Utenheim, hiessen ihn von Herzen willkommen.2Eine gewisse Erleichterung erfiillte ihn in diesen ersten Monaten, er konnte etwas mehr Abstand von den Auseinan- dersetzungen urn Luther nehmen.3
Aber es zeigte sich bald, dass die Ruhe in Basel nur Schein war. In der Passionszeit von 1522 wurden die kirchlichen Fastengebote wiederholt osten- tativ iibertreten. Man ass Eier und warf die Schalen zum Fenster hinaus.4Am Palmsonntag ,(13. April) bewirtete der Arzt Sigismund, ein geschickter Chirurg und Steinschneider, in seinem Haus vor der Stadt seine Gaste mit gebratenem Spanferkel. Es ging dabei urn etwas mehr als nur urn ein Fest. Zu den Geladenen geh6rten Geistliche aus der Stadt und Hermannus Buschius, bekannt als Parteiganger Luthers.5 Der demonstrative Charakter dieses
1 Cf. p. 19, 1. 4 sq.; fur die Jahre in den Niederlanden: Augustijn, pp. 22-74.
2 Cf. Ep. 1342, 11. 218-224'
3 Cf. Epp. 1244; 1252.
4 Das wird m.W. nur von Er. bezeugt;d.Scholia,p.65,11.17-19,Dass es in clieser Zeit mehrere Fastenfrevel gab, zeigt das Protokoll cles Domkapitels, das "die so wol bey gaist- als weltlichen burgern und studentenzue Basell eingeriszne und wider der kirchen gebott frevenlich uebende fresserey" erwahnt;cf.Aktensammlung Basler Reformation, Bd. I,Nr.90,p. 34.
5Cf. fur den Spanferkelschmaus und fur Sigismund: R. Wackernagel, Humanismus und Reformation in Basel,Basel,1924,pp.327sq.,19*sq.;Scholia,p.65,1. 19sq.; p.66,1. 32 sq.; Ep.
1353, 11. 177-187.Er. entschuldigt Sigismund damit, class er mondsiichtig sei; cf.Scholia,p.66, 11.30-32;Ep.1353,n.183-185.Cf. auchAktensammlung Basler Reformation,Bd.I,Nt.126,p.48, wo die Biirgermeister von ihm sagen" ... daz wir den selben gefangenen nit wol by synnen sin ... achten". Er. sieht1524Hermannus Buschius als den Hauptschuldigen an; cf. Ep.1496,n.85- 89. Ein unbekannter Chronikschreiber nennt als solchen den Spitalpfarrer Wolfgang Wissen- burg;cf. Basler Chroniken,herausgegeben von der historischen und antiquarischen Gesellschaft in Basel, Bd. 7, Leipzig,191),p. 306,1.8 sq.: "Er was auch der erst, der die suo halff fressen zu
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Vorfalles war offensichtlich. Dass sich in Zurich zur selben Zeit das gieiche ereignete,6 unterstrich die Art dieser Ubertretung kirchlicher Fastenvorschrif- ten. Erasmus beschreibt die Situation spater wie folgt: "lam dogmata Luteri regnabant. Et hic per seditiosos quosdam summo contemptu et insultatione consuetudinis ecclesiasticae, inducebatur sarcophagia, ducebantur vxores, aliaque multa fiebant aduersus ecclesiastica instituta".7 Er gibt hier ein verzeichnetes Bild, denn in Basel war noch nichts geschehen.8 Abet diese Provokationen waren die ersten Vorzeichen der kommenden Eteignisse.9 Es ging den Teilnehmern urn die "evangelische Freiheit".10 Es ktimmerte sie nicht, dass Menschen wieEr~smusihnen ubereiltes Handeln vorwarfen, das der Sache Luthets nut schaden konnte und das die Skiavetei verschlimmette.ll Der Bischof und das Domkapitel berieten rasch tiber die n6tigen Massnah- men.12 VorUiufig konnten sie wenig ausrichten, da sich det Rat geschlossen gegen sie wandte.13 Der Bischof beschtankte sich daher darauf, die Prediget zusammenzurufen und sie zu ermahnen, alle auftuhretischen Reden zu unterlassen und clem Yolk die Einhaltung det kirchlichen Satzungen einzu- scharfen.14Ais es in det Stadt immer unruhiger wurde, gelang es dem Bischof und der Universitat im Juni schliesslich, den Rat fur sich zu gewinnen.15 Der Bischof erliess ein Mandat, das die bereits miindlich gegebene Ermahnung Kluben". Vielleicht war Sigismund auch an vorhergehenden Demonstrationen beteiligt; d.
Aktensammiung Basier Reformation,Bd. I ,Nr. 89, p. 34, datiert den 12. April.
6 Cf. O. Farner,HuJdrych Zwingli, Bd. 3, Zurich,' 1954, pp. 237-247.
7 Ep. 1620, 11.43-47; se1bst sagt er spater, dass er sieh damais einem "schismati ... tum hie exorienti" widersetzte; d. Proiogus supputat. caiumn. Nat. Bedae, LBIX, 484 D.
8 Auch Priesterehen hatten noch nicht stattgefunden; cf. R. WackernageI, op.cit., p. 350 sq.
Vielleicht wusste Er. aber, dass die Sachiage in Zurich verschieden war; cf.De interdicto esucarn., p. 28,11.243-245; O. Farner, op.cit., Bd. 3, Zurich, 1954, pp.283~296.
9 Der anonyme Chranikschreiber kehrt es urn und berichtet zu 1524: "Auch etlich priester, burgerskund und sunst priester, die hindersessen gesein seiend und die suo an dem heyligen palmtag gefressen, hand viI miszbruch und irrung geprediget, damit sie ir iibertrettung und die verspottung desz lambs Christi J esu, vergieichnet einer suo, m6chtent grundfestenen und beschirmen";Basler Chroniken, herausgegeben von der historischen und antiquarischen Gese11- schaft in Basel, Bd. 7, Leipzig, 1915, p. 271,11. 1~24·
10 Cf. p. 22,1. I I5 sq. Wenig Ernst ist zu spuren bei Hermannus Buschius, der Zwingli urn Auskunfte uber die Ziiricher Vorgange bittet mit den Worten: "Scribe, te rago, paucis nobis quoque exitum tuae istius fabulae, quo rideamus eciam magis";Zwinglis BriefwechselI,Nr. 204,
p. 5°9,1. 14 sq. ..
11 Cf. p. 22,1. 1I8-p. 23, 1. 122; Ep. 1496, 1. 85. Ahnlich dachte Glareanus; cf. Zwinglis Briefwechsel I, Nr. 206, p. 514, 1.1°5 sq.: "Non pauium aggrauauit sus ille in die palmarum comestus causam Lutheri"; Die Vadianische Briefsammiung der Stadtbibliothek St. Gailen 2, herausgegebet:J. von E. Arbenz (Mitteilungen zur vaterlandischen Geschichte 25, 3. Foige j,2.
Halfte), St. Gallen, 1894, Nr.308, p.427: "Tragoedii-hic est odiosa sane, ab iis excitata potissimum, qui Lutheri causam tuentur; sed satis inepte vi agere conantur, quae maturitate agere oportebat".
12 Cf. Aktensammiung Basier Reformation, Bd. I, Nr. 90, p. 34; ZwingJis Briefwechsei I, Nr. 204, p. 5°9,11. 11-13.Cf. fur das Folgende: R. Wackernagel,op.cit.,p. 328 sq.; K. Gauss,Baseis erstes
Reformationsmandat, Basler Jahrbuch 1930, Bd. 50, Basel, s.d. [1930]' pp.18~19I.
13 Cf. Amerbachkorrespondenz 2, Nr. 877, Anm. z. Auch Er. deutet auf einen gewissen Unterschied hin; cf.Scholia,p. 65,11.14-16.
14 Cf. Aktensammiung Basler Reformation,Bd. I,Nr. 104, p. 38.
15 Cf. Amerbachkorrespondenz 2, Nr. 877 introd.,1. 27 sq.
DE INTERDICTO ESV CARNIVM (EINLEITUNG)
bekdiftigte.16Der Rat verbot jede Diskussion iiber die strittigen Fragen.17Der Bischof verzichtete darauf, die Ubertreter der Fastenordnung zu bestrafen.18 Buschius und Sigismund, obwohl sie nicht unter seine Gerichtsbarkeit helen, fanden es doch ratsam, Basel zu verlassen.19 Sigismund wurde ein knappes
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ahr spater im Elsass festgenommen.20 Er wurde als Ketzer verurteilt, wobei auch die Vorfalle in Basel eine Rolle spielten, und auf grausame Weise hingerichtet.21Schon fruh wurde Erasmus in diese Angelegenheit verwickelt. Es war zwar deutlich, dass er mit den Ereignissen vom Palmsonntag nichts zu tun hatte - es ist sagar fraglich, a b "er sich zu dieser Zeit in Basel aufhielt22 - aber als die Radelsfuhrer vom Bischof vorgeladen wurden, beriefen sie sich auf das von Erasmus gegebene Beispie1.23 Tatsachlich hatte Erasmus in der Fastenzeit Hiihnerfleisch gegessen, nach seinen eigenen Worten auf Anraten seines Arztes, insgeheim und ausserst selten.24 Aber er war krank gewesen25 und hatte iibrigens schon vorher Dispens von den Fastengeboten vom Papst erhalten.26
Dies wird die Veranlassung gewesen sein, die Erasmus zur Feder greifen liess.27Er schrieb eine Epistola apologetica de interdicto esu carnium deque similibus hominum constitutionibus, gerichtet an den Bischof von Basel28 und datiert den
16 Cf. Aktensammlung Basler Reformation, Bd. 1, Nr. 105, pp. 38-40.
17 Ein eventuelles Ratsmandat ist nicht iiberliefert. Cf.Amerbachkorrespondenz2, Nr. 877 introd.;
Das Chronikon des Konrad Pellikan,herausgegeben durch B. Riggenbach, Basel, 1877, p. 88 sq.; in margine findet man dort: "Decretum Basilien. senatus"; der Text schweigt aber uber ein Mandat.
18 Cf. Aktensammlung Basler Reformation, Bd. I, Nr. 104, p. 38;Zwinglis Briefwechsel1, Nr. 206, p. 51 5, II.2-4·
19 Cf. fur Buschius: Amerbachkorrespondenz 2, Nr. 878, 1. 20 sq. Sigismund war wahrscheinlich im Juni schon in Weil am Rhein; cf. Aktensammlung Basler Reformation, Bd. I, Nr. 95> p. 35.
Spater wohnte er in Schlettstadt; cf. p. 67, n.1. 24; Aktensammlung Basler Reformation,Bd.I,Nr.
128, p. 48.
20 Cf. p. 67, n.1. 24.
21 Die ausfuhrlichste Nachricht uber seinen Tod gibt Er.,Scholia,p. 66,11.25-30. Cf. fur andere Nachrichten und fur die Grunde seiner Verurteilung: p. 67, n.ll. 25-30.
22 Er. wo11te nach den Niederlanden reisen, kam aber nicht weiter als Schlettstadt; cf. fur seine Absichten und fur die U rsachen seiner Riickkehr nach Basel: Augustijn, p. 84 sq. Die Reise fand statt zwischen dem 31. Marz und dem 20. April; sie dauerte wenigstens zehn Tage; cf. Allen, introd. Ep. 1273; Ep. 1302,1. 45 sq.
23 Cf. p. 46, 11. 837-839; p. 49, 1. 953 sq.;Scholia,p. 66, 11. 34-36.
24 Cf. p. 46, 11. 842-851; p. 48,1. 903 sq.; Scholia,p. 66, 11. 36-38.
25 Cf. p. 46, 1. 85 6-p. 47, 1. 863;Scholia,p. 66, 1. 38; Allen, Epp. 1248, 0..1.10; 1267, n.1. 10.
26 Cf. p. 46,1. 850 sq.; p. 48, 1. 901 sq.;Scholia,p. 66,1. 39 sq.; Allen, Ep. 1079, nJ. 5; Ep. 1353, 11. 4 sq., 55 sq. Eine offizielle Genehmigung yom Jahre 1525 ist erhalten; cf. Ep. 1542.
27 Cf. fUr das Folgende:Cat.lucubr., Gp. Ep.I, p. 33,11.33-39; Ep. 1581,11.717-725; Prologus supputat. calumn. Nat. Bedae, LBIX, 4840-485 A; Scholia,p. 66, 11.45~5I.
28 Christoph von Utenheim (urn 1450-1527), entstammte einem elsassischen Adelsgeschlecht und gehorte zu dem Kreis der elsassischen Humanisten. Er war Kanoniker des Thomasstiftes in Strass burg,' dann Kanonikus in Basel. N achdem er 15°2 zum Bischof von Basel ernannt worden war, versuchte er vergebens die Geistlichkeit zu reformieren. 1m Anfang erregte das Auftreten Luthers seine Sympathie, die sich aber bald in klare Ablehnung verwandelte. Seine politische
6 DE INTERDICTO ESV CARNIVM (EINLEITUNG) 21. April. Spater erklarte er, dass dieser Brief nicht zur Veroffentlichung bestimmt gewesen sei, sondern fur den kleinen Kreis in Basel, der unmittelbar an den Wirren in der Stadt beteiligt war.29Es ist natiirlich die Frage, inwieweit man eine soIche Ausserung wortlich nehmen muss; Erasmus musste damit rechnen, dass eine Schrift, die brennende Tagesfragen behandelte, doch in die Offentlichkeit gelangen wiirde.30Dies geschah denn auch, Abschriften wurden verbreitet, Anfang
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uli besass Botzheim in Konstanz ein Exemplar,31 und Erasmus befiirchtete, dass irgendein Drucker eine Ausgabe veranstalten wiirde. Ausserdem ddingten ihn sowohl die Mitglieder der Universitat, besonders der Theologe Ludwig Ber, als auch der Bischof, die Schrift herauszugeben. Auf Wunsch von Erasmus und yom Bischof las Ber zweimal die Arbeit sorgfaltig durch; Erasmus verarbeitete die .AnderungsvorschUige, und am 6. August erschien bei Froben die revidierte Fassung.32Die urspriing- liche Fassung kennen wir nicht, und wir wissen denn auch nichts von den vorgenommenen .Anderungen.Wovon handelt das Traktat ?33 Der Tite! ist in gewissem Sinne irrefiihrend.
Die Verteidigung der eigenen Haltung nimmt im ganzen nur einen geringen Platz ein. In erster Linie setzt sich Erasmus mit drei Themen auseinander:
Fastenvorschriften, Priesterzolibat und obligatorische kirchliche Feiertage.
Er halt diese kirchlichen Gebote an und fur sich fiir wertvoll. AIle drei entstanden aus einer freiwilligen, spontanen Lebenshaltung und konnen Hilfsmittel bei der Ausiibung der wahren Frommigkeit sein. Freiwillige Bdiuche entwickelten sich zu bindenden kirchlichen Bestimmungen. Auch dies missbiIligt Erasmus nicht. Ihr Wert ist jedoch nur relativ. Erasmus wirft die Frage auf, ob in der historischen Entwicklung nicht vielleicht der Zeitpunkt gekommen sei, wo die Gefahr derartiger Gebote grosser sei als ihr Nutzen. Er verurteilt die Vorfalle in Basel ohne Vorbehalt: Menschen, die so handeln, zeigen, dass sie noch nicht reif fur die wahre evangelische Freiheit sind.
Stellung in Basel war zu schwach, urn mit Erfolg gegen die reformatorische Bewegung Widerstand leisten zu konnen.1527verzichtete er auf seine Wurde und starb kurz darauf. Sein Tod bedeutete fur Er. den Verlust eines Verehrers und Ganners. Seinerseits hat Er. sich immer mit Achtung und Bewunderung uber ihn gdiussert. Cf. fur ihn:LThK, Bd.10,C. 584sq. und die dort genannte Literatur; R. Pfister,Kirchengeschichte der Schweiz, Bd.2,Zurich, 1974,p.6sq.; fUr seine Freundschaft mit Er.: p.67, n.ll.41-42.
29 Cf. Ep.158I,1.724sq.: " ... sed vt tempera rem motus quosdam qui tum hic exoriebantur ab istis Euangelicis, vt vocant".
30 Das bekannteste Beispiel ist die Herausgabe des Briefes an Albrecht von Brandenburg yom 19.Oktober1519;d. 5pongia, p.192,1.707-P; 193,1.7 19.
31 Cf.Die Vadianische Briefsammlung der 5tadtbibliothek St. Gallen2,herausgegeben von E. Arbenz (Mitteilungen zur vaterlandischen Geschichte 25, 3. Foige 5, 2. Halfte), St. Gallen, 1894, Nr.317, p.437.Die Worte Botzheims an Vadian kennzeichnen diese Weise von Verbreitung:
"Scripsit [sc. Erasmus] nuper praelongam epistolam .. _de esu carnium in quadragesima, quam his diebus recepi transscribendam. Erasmica est, hoc est: absolutissima, quam amico cuidam legendam dedi, alioqui ad te missurus. Quam si nonvideris, fac sciam; curabo quam primum, vt habeas".
32 Cf. fUr das Datum: p.13.
331m Folgenden verweise ich nicht nach den diesbeziiglichen Stellen des Textes; man entnehme dies dem Abschnitt tiber die Komposition der Schrift, p. 10·Sq.
DE INTERDICTO ESV CARNIVM (EINLEITUNG) 7 Andererseits bilden die bestehenden Gebote indes eine Bedrohung der echten Freiheit, die Christus und Paulus predigten. Bei der Er6rterung der drei Vorschriften zeigt sich Erasmus uber zwei Dinge besonders entrustet. Das eine betrifft den sozialen Aspekt. Namentlich die Fastengebote belasten die Armen vie! mehr als die Reichen, und die zunehmende Zahl der Feier- und Ruhetage gefahrdet ihre Existenz. Das zweite ist die Geldsucht der Kirche, die bei der Handhabung der kirchlichen Gebote und der Erteilung von Dispensationen eine so grosse Rolle spielt.
Erasmus untersucht auch ausfuhrlich die Grundlage dieser Gesetze: inwie- fern k6nnen solche kirchlichen und also menschlichen Vorschriften verpflich- tend sein? SoUte es tatsachlich Gottes Willen entsprechen, dass die Kirche solche Gebote unter Androhung der ewigen Verdammnis bei deren Ubertre- tung erlasst? Und war dies die Absicht derjenigen, die diese Vorschriften erliessen? Sogar die Ubertretung von in der Bibel festgelegten Geboten Gottes bedeutet nicht immer eine Todsunde. Erasmus gibt keine alIgemeingultigen Antworten auf diese Fragen. Wohl erklart er ausdrucklich, dass ein grosser Unterschied besteht zwischen Sunden im biblischen Sinn des Wortes und der Ubertretung solcher menschlichen Regeln.
Hinter all dem verbirgt sich naturlich eine bestimmte Ekklesiologie. Fur Erasmus ist die Kirche keine statische Grosse, sie muss sich immer auf die Bediirfnisse einer neuen Zeit richten. In dem sch6nsten Teil seiner Abhand- lung zeichnet Erasm,us das Bild der Kirche als der Gemeinschaft, die ihrem Wesen nach durch die Liebe bestimmt wird. Er greift-dabei die hierarchische Struktur der Kirche in keiner Weise an. Aber die Autoritat des Bischofs darf nicht in Tyrannei gegen die GHiubigen entarten. "Es sind Schafe, aber eher von Christus als von den Bischofen ... Das Yolk ist nicht fur die Bisch6fe da, sondern die Bisch6fe sind berufen urn des Volkes willen ... Der Bischof solI darum uber das Yolk herrschen wie ein Vater uber seine Kinder herrscht, wie ein Mann uber seine geliebte Braut" .34 In dieses Verhaltnis passt die vaterliche Ermahnung, nicht der tyrannische Zwang. Erasmus sieht das Problem der Kirchengebote also nicht isoliert. Auch in dieser Hinsicht i~tder Titel etwas irrefuhrend. Es geht ihm urn die Art der Kirchengemeinschaft, die konkrete Frage nach bestimmten kirchlichen Vorschriften wird dem untergeordnet.
Inwiefern handelt es sich hier urn neue Gedanken ?35 Es eriibrigt sich, naher auseinanderzusetzen, dass ~ich die hier von ihm dargelegten Ideen voUig in
34 Cf. p. ,8,1. 590 sq.; p. ,9,1. 596 sq.; p. ,9,1. 61O-p.40, 1. GIL
351m Folgenden bemtihe ichmic~nichturnVollstandigkeit; ich versuche aber, die Hauptmo- mente aufzuzeigen. Cf. ftir die Ausserungen des Er. tiber Fasten- und Speisegesetze: J .-P.
Massaut, Josse elichtove, I'humanisme et la riforme du clerge (Bibliotheque de la Faculte de
Phil~sophieet Lettres de l'Universite de Liege, Fasc. 18,), t.2.,Paris, 1968, pp. 16,-167. Cf. fUr die Ausserungen des Er. tiber das Zolibatsgebot: J.-P. Massaut,op.cit.,t.2.,pp. 188-191; E.V.
Telle, Erasme de Rotterdam et Ie septieme sacrement. Etude d'evangelisme matrimonial au XVIe siecle et contribution
a
fa biographie intellectuelle d' Erasme, Geneve, 1954, pp. 153-192.. In diesen Studien wird nicht zwischen den verschiedenen Editionen der Annot. in NTunterschieden.8 DE INTERDICTO ESV CARNIVM (EINLEITUNG)
seine Gedankenwe1t einfugen, so wie man sie von ihm kannte. Bereits im Enchiridion militis christianihatte Erasmus aIle ausserlichen Zeremonien in der Kirche re1ativiert und in diesem Zusammenhang auch die Fasten- und Speisegesetze erwahnt.361m Jahre 1515 ausserte sich Erasmus in der damals erschienenen Ausgabe der Adagia sehr konkret zu den Feiertagen. Seiner Meinung nach wurden sie voHkommen verkehrt" begangen und musste ihre Anzahl drastisch vermindert werden)? In der ersten Ausgabe der Annotationes in Nouum Testamentum (1516) war er nicht weniger konkret. Bei Romer 14,1 fallt die Bemerkung auf, dass man unter den Christen beinahe mehr A ber-·
glauben in der Auswahl der Speisen antreffe als dies jemals bei den
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uden derFall gewesen sei, und class man hierin die echte Fr6mmigkeit sehe und einander danach beurteile,38 In der Glosse zu Kolosser 2,2 I klagt Erasmus tiber die Tyrannei, die auf diese Weise ausgeubt werde.39 . An anderer Stelle kritisiert er die Anhaufung der Feiertage. 40 In der zweiten Ausgabe der Annotationes in Nouum Testamentum findet sich zum ersten Mal die beriihmte Auslegung von Matthaus I1,3°. In ihrem Mittelpunkt steht der Passus : "Vere blandum est iugum Christi et leuis sarcina, si praeter id quod ille nobis imposuit, nihil imponeretur ab humanis constitutiunculis. Praeter mutuam charitatem nihil ille praecipit ... ". In diesem Zusammenhang nennt Erasmus namentlich die Speisevorschriften und die zahlreichen Feiertage, die beide mit der Geldsucht der Kirche verkniipft seien. In der Ratio verae theologiae, die dieser Ausgabe des Neuen Testamentes beigefugt ist, steHt Erasmus die christliche Liebe und die Zeremonien einander unter dem Motto gegeniiber:
"Ex cerimoniis oriuntur dissidia, e caritate pax".41 Auch hier nennt er die Speisegebote und die Feiertage als Beispiele fiir die Zeremonien. 1m Vorwort zu der neuen Ausgabe des Enchiridion, erschienen15 18,tadelt er die Lebenshal- tung, die mit den Speisegeboten oft verbunden ist,42 und im Vorwort zu den
36 Cf. LB V, 20 DE; 26 D; 37 B,E.
37 Cf. Adag. 1512. (LBII, 586 F-587 B).
38 "At hodie videmus inter christianos prope plus esse superstitionis in ciborum delectu quam vnquam fuerit apud Iudaeos; nec ista iam tolerantur, sed in his absolutam constituunt pietatem, pro illis omni telorum genere depugnamus, ex his iudicamus, auersamur, execramur proximum ceu parum christianum".
39 " .•. atgue his cerimoniis subigebant velut in tyrannidem quos Christus liberos esse voluit. Et vtinam his quoque temporibus non idem facerent sacerdotes quidam omissis iis quae propius ad pietatem pertinent".
40 Annot. in Rom. 14,5 : "At christianis quilibet dies aeque sanctus est, non quod obseruandi non sint festi dies, quos deinde sancti patres instituerunt, guo commodius plebs christiana conueniret ad concionem ecclesiasticam et cultum diuinum, sed eos perpaucos ... Verum haud scio an expediat quibuslibet ex causis Festa festis accumulare, praesertim cum videamus eo redisse christianorum mores, vt quam ohm conducebat ad pietatem haec instituere tam nunc conducibile videatur eadem antiquare".
41 LB V, 106 F. Cf. Rat. ver. theol., LB V, 106 C-107 E; 111F-II3 B. Der erste A bschnitt befindet sich grosstenteils schon in der Edition yom Jahre 1519. Der zweite Abschnitt ist ganz aus der Edition yom Jahre 152.0. Cf. fur die verschiedenen Editionen: Desiderius Erasmus Roterodamus, Ausgewiihlte Werke, in Gemeinschaft mit A. Holborn herausgegeben von H.
Holborn, Munchen, 1933, pp.XV-XVllI.
42 Cf. Ep. 858,n.458-464.
DE INTERDICTO ES V CARNIVM (EINLEITUNG) 9 Paraphrases in Corinthios erkhirt Erasmus, dass es besser ware, wenn solche Gebote ganzlich aufgehoben wiirden.43 In dem beriihmten Brief an Slechta,
1521 herausgegeben, aussert sich Erasmus zu den Feiertagen auf eine Weise, die bereits vollkommen dem entspricht, was er im
J
ahr darauf an seinen Bischof schreiben wird.44 1m M~irz 1522, in der neuen Ausgabe der Colloquia, findet man einen Abschnitt iiber Fasten- und Speisegesetze und iiber die Art, wie diese Gesetze auferlegt werden, der in Kurzfassung das gleiche bietet wie die Epistola de interdicto esu carnium.45Zur Zolibatspflicht nahm Erasmus zum ersten Mal, auf vorsichtige Weise, in dem Encomium matrimonii von 1518 Stellung: "Mihi sane videtur non pessime consulturus rebus ac moribus hominum, qui sacerdotibus quoque ac monachis, si res ita ferat, ius indulgeat coniugii".46 Diese Schrift hatte in Lowen, und nicht nur dort, sogleich Proteste hervorgerufen, da die Verherrli- chung der Ehe und der irdischen Liebe, die man darin antraf, den Wert des keuschen Lebens herabsetze.47 Dennoch wiederholte Erasmus in der zweiten Ausgabe der Annotationes in Nouum Testamentum zweimal diese Auffassung.48 Er wies ebenfalls darauf hin, dass es unter der grossen Zahl der Priester nur wenige gabe, die das Zolibatsgebot einhielten. Auch in diesem Fall war, seiner Meinung nach, die Geldsucht der kirchlichen Wiirdentdiger das gr6sste Hindernis urn die bestehenden Gebote zu andern. Diese Ausserungen stimmen im wesentlichen bereits mit den entsprechenden Stellen in der Epistola de interdicto esu carnium iiberein.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Erasmus die konkreten Fragen, die er in der Epistola de interdicto esu carnium behandelt, aIle schon in friiheren Schriften anriihrte. Das Neue liegt in erster Linie darin, dass Erasmus seine Gedanken jetzt in einer ausdriicklich der Behandlung dieser Fragen gewidme- ten SchrIft zusammenfasst, und das in einer Situation, in der diese Fragen eine neue Aktualitat erhalten hatten. Ausserdem bedenke man, dass der Zusam- menhang, in den sie nun gestellt wurden, zum Teil von dem friiherer Ausserungen abwich. Bis jetzt hatte er sich mit den Fasten- und Speisegeboten sowie mit den Feiertagen . stets im Rahmen der Erorterung von Wert und
43 Cf. Ep. 916, n. 143-148, 244-254.
44 Cf. Ep. 1039,n. 180-196.
45 Cf.ASD I, 3, P.207, 1. 2662-p. 208, 1. 2703. Cf. ftir diesen Abschnitt: Fr. Bierlaire, Le
"Libel/us Colloquiorum" de marsIJ22 et Nicolas Baechem dit Egmondanus, in: Scrinium Erasmianum, ediditJ. Coppens, vol. I, Leiden, 1969, pp. 55-74·
46 Cf. ASD I, 5, p. 4°2,1.224-p. 404,1.226.D~s Encom. matrim. wurde in De conser. ep. in der Edition vom August 1522aufgenommen;d. ASD 1,2, pp. 170, 172, 192. Dabei wurde dieser Passus erheblich erweitert; cf. ASD I, 2, p. 418,n.1-10.
47 In Lowen griff Jean Briard diese Schrift an;cf. die Einleitung zu dem Encom. matrim., ASD I, 5, pp. 370-37 2 und die dart genannte Literatur. Massaut nimmt an, class De vita et moribus sacerdotum (1519) von J. Clichtove sieh auch gegen clas Encom. matrim. richtete;d.J.-P. Massaut, op.cit., t. 2, pp. 191-2°3.
48 Cf. Annot. inl.Cor. 7,1; I. Tim. 3,2. In der ersten Edition der Annot. in NT sagt Er. nichts tiber das Z6libat; in der zweiten Edition aussert er sich sehr vorsichtig: "haud scio an magis expediat"; "fortassis iudicabit magis expedire".
Dnwert kirchlicher Zeremonien befasst. Seiner Ansicht uber das Zolibat lag die Uberlegung zugrunde, dass ein Gebot, das so haufig und mit stillschwei- gender BiUigung der kirchlichen Autoritaten iibertreten wird, seinen Sinn verloren habe. Nun werden diese1ben Ausserungen in einen breiteren Zusam- menhang gebracht.
Dies fuhrt uns zur Komposition der Epistola de interdicto esu carnium. 1m allgemeinen ist dies nicht die starkste Seite seiner Schriften. Desto aufEilliger ist es, wie ausgezeichnet diese Abhandlung komponiert ist. Nach einer Einleitung,49 in der Erasmus die Ereignisse in Basel skizziert, befasst er sich in einem ersten Teil mit der kirchlichen Gesetzgebung zu den Feiertagen, mit den Bestimmungen tiber das Zolibat und mit den Fasten- und Speisevorschriften an sich. 50 1m zweiten Teil erortert er diese Fragen im Rahmen der kirchlichen Gemeinschaft uberhaupt. 51 Hierauf foIgt die Schlussfolgerung zu diesem Thema,52 woran sich eine Rechtfertigung seiner eigenen Haltung anschliesst. 53 1m Epilog wird das Ergebnis, zu dem er gekommen ist, noch einmal auf die EinsteUung zu den Fasten- und Speisegeboten zugespitzt. 54
Der erste Teil gliedert sich in zwei Abschnitte. Zunachst erortert Erasmus den Wert kirchlicher Bestimmungen bei Zeremonien im allgemeinen. 55 Er geht von der Fastendisziplin aus 56 und erklart, wie die kirchliche Gesetzgebung in einer historischen Entwicklung an die Stelle der urspriinglich freiwilligen Enthaltung trat. 5? Da in der Kirche die Ordnung ein wichtiges Gut ist, mussten Veranderungen in diesen Dingen behutsam und ohne Erschutterun- gen durchgefuhrt werden.58 Von diesem Gesichtspunkt aus verurteilt Erasmus die Handlungsweise mancher Neuerer in" Base1. 59 Andererseits soUten die Kirchenfursten jedoch das grosse Gut der Freiheit des Christen im Auge behalten.6o Danach erlautert Erasmus die Anwendung dieser Grundregel auf die Bestimmungen hinsichtlich der Feiertage,61 'des Zolibats62 und der Fasten- disziplin.63 In allen drei Fallen lautet seine Schlussfolgerung: Diese Gesetze mussen geandert werden, unter Leitung der Kirchenfiirsten, ohne iibereiltes Auftreten des Volkes und ohne Tumult.
49 Cf.p. 19,1. 3~P. 20,1. 18.
so Cf.p. 20,1. 19-P. 33,1. 406.
51 Cf. p. 33,1. 407-p. 44,1.78I.
52 CE. p. 45,1. 782-p. 46,1. 830.
53 CE.p. 46, 1.83 I-p. 48,1. 914.
54 Cf.p. 48, 1.915-p. 50,1. 960.
~5 CE. p. 20,1. I~P. 24, 1. 146.
56 Cf.p. 20,n. 1~42.
57 CE.p. 20,1. 43-P. 21,1. 60.
58 CE. p. 21, 1. 61-p. 22,1. 114.
59 CE.p. 2.2,1. I 15-p. 23,1. 134.
60 CE. p. 23,1. 13 5-P. 24,1. 146.
61 CE. p. 24,1. 147-p. 26,1. 2 I 3.
62 CE. p. 26,1. 214-p. 28,1. 268.
63 Cf.p. 29,1.26~p. 33, 1.406.
DE INTERDICTO ESV CARNIVM (EINLEITUNG) I I
Der zweite Teil, der die oben genannten Fragen in einen grosseren Zusam- menhang ruckt, gliedert sich in drei Abschnitte. Zunachst stellt Erasmus die Frage, inwiefern diese kirchlichen Satzungen verpflichtend sind.64N ach einer vorsichtig formulierten negativen Antwort befasst er sich mit zwei moglichen Einwanden gegen diesen Standpunkt. Der erste betrifft die Handhabung der Ordnung in der Kirche.65 An dieser Stelle zeichnet er das Ideal einer kirchlichen Gemeinschaft, in der die Kirchenfuhrer Vater und Diener der Herde sind. Der zweite Einwurf ist, den Schwachen im Glauben konne ein Argernis gegeben werden.66 Diesem Argument halt Erasmus entgegen, dass sich die Situation seit den Tagen des Paulus vollkommen geandert habe und dass jetzt eher das gottlose Leben der Kirchenfiirsten Anstoss errege.
In seiner Schlussfolgerung67 behandelt Erasmus den Wert kirchlicher Zeremonien im allgemeinen. Er will ihren Nutzen nicht ganzlich leugnen, aber seiner Meinung nach iiberwiegen die Gefahren. Zusammenfassend sagt er:
"Haec si immodice adhibeantur, obruunt euangelicam libertatem. His fidere, vt fere vulgus haminum solet, pestis est verae pietatis. Ex his obtrectare fratri venenum est euangelicae religionis".68
Was wollte Erasmus mit dieser Schrift erreichen? Er hatte in erster Linie die Situation in Basel vor Augen. Der Zustand in der Stadt hatte sich zugespitzt;
Erasmus spricht spater sagar von einem drohenden Schisma.69 Er war davon iiberzeugt, dass beide Parteien, die sich jetzt bildeten, Fehler hatten. Der altkirchlichen Partei warf er Aberglauben var.70 Es stecke etwas Heuchleri- sches im krampfhaften Festhalten an den kirchlichen Vorschriften, solange man die Ubertretung der Gebote Gottes nicht ahnde.?1 Der anderen Partei warf er Unbesonnenheit vor:72 als ob aus der absichtlichen Verletzung der Bestimmungen hervorgehe, dass man wirklich evangelisch seiF3 Er betonte denn auch zwei Dinge. Einerseits miisste man den Ubeltatern mit grosser Langmut begegnen und viel durch die Finger sehen,74 andererseits miisste der kirchlichen Autoritat gehorcht werden.75 Zufrieclen stellte er spater fest, class seine Bemiihungen Friichte getragen hatten.76
Letzten Endes aber war sein Ziel weiter gesteckt. 1m Jahre 1526 sagt er clariiber, dass damals eine Beratung vor der Tur gestanden sei, auf der ein
64 Cf. p. 33, 1. 407-p. 38, 1. 56o.
65 Cf. p. 38,1. 561-p. 42, 1. 689.
66 Cf. p. 42, 1. 69O--P. 44, 1. 781.
67 Cf. p. 45, 1. 78z-P. 46, 1. 830.
68 P. 45, 11.8o~8II.
69 Cf. Prologus supputat. ca/umn. Nat. Bedae, LB IX, 484 D; cf. auchScholia,p. 66, 1. 60 sq.
70 Cf. Scholia,p. 66, 1.6z sq.
71 Er. arbeitet dies in einem von ihm nie publizierten Brief aus; cf. Ep. 13 53, 11. 138-176.
72 Cf. Scholia,p. 66, 1. 61 sq.; Epp. 1496,1. 85 sq.; 1581,11. 7z3-725; 16zo, 11.44-48.
73 Cf. Ep. 13 53,11.zo~z12.
74 Cf. p. 46, 11. 816-820.
75 Cf. p. 21,11.61-69; p. 38, 11.562-576;Scholia,p. 84,11.5 14-5 16.
76 Cf. Ep. 1620, 1. 48;Prologus supputat. ca/umn. Nat. Bedae, LBIX, 484 DE.
jeder sein Rettungsmittel gegen die Ubel der Zeit hatte vorbringen k6nnen.77 Es ist nicht klar, was Erasmus hiermit konkret meinte.78Aber seine Absicht ist deutlich genug. Er war zum ersten Mal mit der reformatorischen Bewegung in Beruhrung gekommen, so wie sich diese in der Schweiz zu entfalten begann.
Ahnlich wie er sich fruher vorsichtig fur Luther eingesetzt hatte, so pladierte er jetzt fur ein weises Vorgehen gegenuber der schweizerischen Bewegung.
Obwohl seine Schrift das eigenmachtige Auftreten der reformatorischen Gruppe miss billigt, stellt sie einen Aufruf an die Kirche dar, die Sache ernst zu nehmen und diese Bewegung vernunftig und behutsam in kirchliche Bahnen zu leiten.
Die Schrift hatte einen erstaunlichen Erfolg. Allein in den
J
ahren 1522 und1523 erschienen wenigstens elf Ausgaben und spater noch eine weitere Anzahl, sowie zwei deutsche und zwei englische Ubersetzungen.79 Hierbei fallt auf, dass Froben keine Neuausgabe veranstaltete. Vielleicht hielt Erasmus selber dies nicht fur wunschenswert.80Erst 1532 gab er einen nahezu unvedinderten Neudruck mit ausfuhrlichen Erhiuterungen heraus, die einen verteidigenden Charakter tragen.81
Das Werk wurde von der reformatorischen Gruppe nicht gunstig aufge- nommen. Erasmus sprach seIber davon, dass gerade diese Schrift als erste die Wut der 'Lutheraner' gegen ihn entfachte,82 und er erwahnt sagar protestanti- sche Streitschriften gegen die Epistola de interdicto esu carnium.83 Derartige Schriften sind mir nicht bekannt. Sicher ist, dass sich in Basel die Stimmung gegen Erasmus ziemlich verscharfte: Buschius wallte nichts mehr von Erasmus und seinen Freunden wissen,84 u"nd fur die refarmatorische Partei in der Stadt gilt da~ gleiche. 85 Wahrscheinlich bezieht sich Zwinglis Ausserung, Erasmus habe mehr von dem allzu sanftmutigen Eli als von dem strengen Elia an sich,86 auf diese Schrift.
Auf katholischer Seite 16ste die Epistola de interdicto esu carnium einen Sturm von Pratesten aus.87 Noch 153 I zahlte diese SchriEt ~u den drei Werken des
77 Cf.Pr%gus supputal. ca/umn. Nat. Bedae, LBIX,484E: "Et agebatur de condlio vel generali vel prouinciali, in quo qui vellent adferrent remedia, quibus haec mala possent componi. Id mihi videbatur fieri posse, si Germanorum querimoniis concederentur quaedam, quae salua pietate christiana concedi possent".
78 Vielleicht denkt Er. da bei an den zweitenNumberger Reichstag(15 22- 23)oder an den dort erhobenen Ruf urn ein freies Konzi1.
79 Cf. fur diese Drucke: pp. 13-17.
80 Cf. die Einleitung zu denScholia, p.58.
81 Cf. die Einleitung zu denScholia, pp.53-63'
82 Cf. Epp.1620,L48; 1679,11. 4(}--49; 2134,1.IFsq.;Prologussuppulat. calumn. Nat. Bedae, LB IX,484E. Er. spricht dabei uber 'Lutheraner', womit er an die Evangelischen im allgemeinen denkt.
83 Cf. Scholia,p.66, 1.54sq.
84 Cf. Ep. 1496,11.85-98; Amerbachkorrespondenz 2, Nr. 878, 11. 20-22.
85 Cf. Ep.2134,11.150-1)3; Prologus supputat. calumn. Nat. Bedae, LBIX,484E;485 A.
86 Cf. Suggestio deliberandi, Zwinglis Werke I,p.440,1. 17-p. 441 ,1. 3.
87 Cf. die Einleitung zu denScholia, pp.53-57.
DE INTERDICTO ESV CARNIVM (EINLEITUNG)
Erasmus, die am meisten Anstoss erregen.88 Die von Erasmus gewiinschte Wirkung hat sie nicht gehabt. Erasmus hielt die Verhaltensweise, fiir die er in dieser Schrift pladierte, fur so wichtig, dass er immer wieder darauf zuruck- kam.89 Andere dachten anders dariiber. Die Gegensatze lagen tiefer als Erasmus vermutete.
Bekannt sind bis 1536neunzehn Ausgaben, einschliesslich der Ubersetzungen:
zwei autorisierte Froben-Drucke, dreizehn lateinische Nachdrucke der editio princeps, zwei deutsche Ubersetzungen, zwei englische Ubersetzungen.
I. Basel, August 1522 ,
J.
Froben.AD RE=IIVERENDVM IN CHRIIIsto P. & illustrem princIpe Christollphorii episcopum Basiliensem, epi-ilstola apologetic a Erasmi Roterolldami,de interdicto esu carniii, deq;IIsimilibus hominii constitutio- nibus. II Cum alijs nonullis nouis, quorii ti-Iltulos reperies in proxima pagella. II Apud indytam Basileam, in II aedibus loan. Frob. An. II M.D.XXII. II (TiteleinfassungJ II (Am Ende:) BASILEAE IN AEDIBVS 10. II FROBENII, AN. M.D.XXII.IIVIII. IDVS AVGVST.II
80, a-uB, 160B1., aL d2 Epist. de esu earn. Exemplar: Rotterdam.
Bezzel 39.
2. Koln, November 1522, H. Alopecius.
AD RE=IIVERENDVM IN CHRIIIsto P. & illustre prinCIpe Christophollrum episcopii Basiliesem, epistola apo= /Ilogetica Erasmi Ro- terodami, de interl/dicto esu carniii, deq; similibus homi=llnum constitu- tionibus.
II
Apud sanctam Coloniam in aedibusII
H. Alop. An. M.D.XXII.II Mense Nouembri.
1/
(TiteleinfassungJ I j 80, A-C8, 24 B1. Exemplar: Wolfenbiittel HAB.Machiels E. 433.
3. Koln, November 15 22 ,
J.
Soter.DE INIITERDICTO ES V /j carniii, deq; similibus ho-jIminumcostitutio- nibus, ad II reuerendum in CHRI-IISTO P. & illustre prinllcipe Christo- phorii episco-Ilpum Basiliensem, epi-j jstola apologeticaII ERAS. II ROT.
88 Cf. Ep. 2~66,11.83-86;d. auch Ep. 2868,11.12-32.
~ In seinem Gutachten an den Basler Stadtrat, Ep. I~39, urn Januar I52~; cf. Augustijn, pp.16~168.Auch De sare. eccles. concord., LB V, 469-506, vom Jahre I~33, gibt im Grunde dieselben Empfehlungen; cf. Augustijn, pp.277-282.Er. sagt selbst: "Proinde qualia scripsi in eo libe110 [sc.De interdicto esu earn.],talia sum ausus scribere duobus pontificibus Adriano VI. et Clementi VII. atque Cardinali Campegio, cui negotium hos tumultus componendi datum eratH;
cf.Prologus supputat. calumn. Nat. Bedae, LBIX,484E. Der Brief an Hadrian VI. ist Ep. I3~2,
dessen Schluss von Er. nicht publiziert wurde. Der Brief an Campeggio ist wahrscheinlich cler von Er. Ep. 1422,11.72-75 versprochene. Der Brief~nClemens VII. kann nicht Ep. 1418sein, da nur 11.6~71 ganz unbestimmt in diese Richtung weisen. Er. muss also auf einen spateren Brief deuten, den er nicht publiziert hat. Cf. fUr diese Briefe: Augustijn, pp.I I I - I13, 131.
14 DE INTERDICTO ESV CARNIVM (EINLEITUNG)
II
[Titeleinfassung]II
(Am Ende:) APVD INCLYTAM COLONIAMII
10.SOTER EXCVDEBAT
II
ANNOMDXXII.II
MENSENOVEMB.II
8°, a-c8d6, 30 Bl. Exemplar: London BM.
4. Strassburg, November 1522 ,
J.
Knoblouch.AD REVEIIRENDVM IN CHRISTO
P.II
& illustrem principem Christo- phorii epillscopum Basiliensem, epistola apologeticaII
Erasmi Roterodami, de interdicto esu1/
carnium, deq; similibus hominumII
costitutionibus.Cum alijs nonl/nullis nouis, quorum titu =
/Ilos
reperies in proxi=lima
pagella./I (Am Ende:) Argentorati in aedibus Ioannis Knoblouchij.11 Anno M.D.XXII. octauo Ka= Illendas
Decemb.11
8°, A-S8, 144 Bl., ALC8 Epist. de esu earn. Exemplar: Basel UB.
Bezzel 41.
5. Augsburg, 1522 , S. Grim~.
AD REIIVERENDVM IN CHRII/sto p. & illustrem principem
II
Christo- phoru episcopu Ba = Iisiliensem, epistola apologetillca Erasmi Roterodami, de in/lterdicto esu carniu, deq; simililibus hominii constitutioni =Ilbus. II
[Titeleinfassung]
II
(Am Ende:) In officina excusoria Sigismundi grim mediciII
Augustae Vindelicorum. Anno.II M.D.XXII·II
4°, a-f4g2h4, 30 Bl. Exemplar: Amsterdam VU.
Bezzel 38.
6. [Leipzig], 1522 (?), [V. Schumann].
AD RE-IIVERENDVM IN
II
CHRISTO P. ET ILLVllstrem principem Christo =Ilphorum
Episcopum Basi = Illiensem, epistola apologe =Iitica
Erasmi Roterodami
II
de interdicto esu carnium.II
[Titeleinfassung]II
8°, A8B4C8, 20 Bl. Exemplar: Schweinfurt Stadtbibliothek.
Bezzel 40.
7. Koln, Februar 1523, [H. Alopecius].
AD REVERENDVM
II
in Christo P. et illustrem principeII
Christo- phorum episcopu Bajjsiliensem, epistolaapol
jlogetica Eras.Roj
Iterodami, deII
interdi =Ilcto jI
esu car=Ilniii,
deq; similibusII
hominum constitutio- nibus.1/
Apud sanctam Coloniam. An.M.IID.XXIII.
Mense Februario.11 [Titeleinfassung]/I8°, A-B8C10 (A6 signiert A7), 26 Bl. Exemplar: Wolfenbuttel HAB.
Machiels E. 434.
8a. Paris, Marz 1523, P. Vidoue fur C. Resch.
AD REVE=IIRENDVM IN CHRISTO P. ET IL=lllustrem principem Christophorum epi=llscopum Basiliensem, epistola apolo=llgetica Erasmi Roterodami, de
II
interdicto esu carnium,II
deq; similibus homi=Iinum
DE INTERDICTa ESV CARNIVM (EINLEITUNG)
consti =
I
Itutionibus. Cum alijsII
nonnullis nouis, quorum ti =Iitulos
reperies in proxima pagella.
II
In aedibus Conradi Resch, subII
scuto Basiliensi.II
M.D.XXIII.II
[Titeleinfassung]II
(Am Ende:) LVTECIAE ARTE AC IN = Iidustria Petri Vidouaei impressoris pe = Ilritissimi, Impensis honesti uiri C6=llradi Resch. Mense Martio.II
M.D.XXIII. AdII
calculum
Ro=llmanum.11
80, a-s8t4u8 (b3 signiert d3, f4 signiert e4, S2signiert s3), 156 Bl., a2-d1 Epist. de esu earn. Exemplar: Rotterdam.
sb. Paris, Marz 15 23, Pierre Vidoue fur G. Dupre.
(Ganz wie die vorige, aber:) In aedibus Gallioti a Prato, sub
seeunlldo
pilari AulaeRegiae.11 M.D.XXIII.II
(Am Ende:) LVTECIAE ARTE AC IN=11
dustria Petri Vidouaei impressoris pe= Ilritissimi, Impensis honesti uiri Ga=lllioti a Prato. Mense Martio.
II
M.D.XXIII. ADII
calculumRo=llmanum·11
Exemplar: Briissel KB.
9. K61n, Mai 1523,
J.
Soter.DE
INIITERDICTO
ESVII
carniu, deq; similibus ho-Ilminum e6stitutio- nibus, adII
reuerendum inCHRI=IISTO
P. & illustre prinllcipe Christo- phoru episcollpum Basiliensem, epi-ilstoia apologeticaII
ERAS.II
ROT.II
[Titeleinfassung]
II
(Am Ende:) [Druckermarke]II
APVD INCLYTAM COLONIAMII
10. SOTER EXCVDEBATII
ANNO M.D.XXIII.II
MENSE
MAIO.II
SO, a-e8d4, 28 Bl. Exemplar: Rotterdam.
10. K61n, 1523, [H. Alopecius].
AD REVERENDVM
II
in ChristoP.& illustrem princillpem Christophoru episcopuII
Basiliensem, epistola a = Ilpologetica Eras. Rollterodami, de in=Iiterdicto II
esu/1
earnium,II
deq; similibus ho=/Iminum
constitut6ni- bus.II
Apud sanctam Colonia. An.II
M.D.XXIII.1/
[Titeleinfassung]11 SO,A-B8CI0 (A6 signiert A7), 26 Bl. Exemplar: Rotterdam.1 I. Deventer, 1523, W. Zuseler.
AD. REVEREND VM
II
in Christo P. et ill ustrem prin =II
cipe Christo- phorum episeopuII
Basiliesem, epistola apologelltica Eras. Roterodami, deII
interdicto esu carnium,II
deq; similibus hominuII
eonstitutionibus.II
DAVENTRIAE
II
Apud VuesselumII
Zuselerum.II
ANNO~ M.D.XXIII·II
4°, A6B-C4, 14 Bl. Exemplar: Oxford BL.
NK 2936.
12. Basel, 1532, Offizin Froben.
D. ERASMI
II
ROTERODAMI DILVTIOEO-Ilrum
qu~ Iodocus Cli- thoueus scripsit ad-Iluersus Dec1amationem suasoriam matrillmonii.II
EPISTOLA EIVSDEM DE
II
delectu ciborum, cum scholijs per ipsumII
autorem recens additis.
II
IN ELENCHVM ALBERIITI Pij breuissima scholia per eundemII
ERASMVM ROTERODAMVMII
[Druckermarke]II
(Am Ende:) In officina Frob.M.D.XXXII.II
8°, a-n8, I12 BI., d7-h8 Epist. de esu earn. Exemplar: Rotterdam.
Bezzel 42 , 7I9.
13. Lyon, ohne J ahr, S. Gryphius.
AD REVEIIRENDVM IN CHRISTO P.
II
& illust. principem Christo- phorum, Episco=Ilpum
Basiliensem, epistola apologeticaII
Erasmi Rot. de interdicto Esu carllnium, deq; similibus hominuII
constitutionibus.II
[Druckermarke]
II
SEB. GRYPHIVS GERM.II
EXCVDEBATII LVGD·II
8°, a-c8, 24 Bl. Exemplar: Rotterdam.
14. Ohne Ort, ohne Jahr, ohne Drucker.
DE
INTERIIDICTO
ESV CARNIVM,II
deq; similibus hominum constituti= Iionibus, ad reuerendum in ChristoliP.
& illustrem principem Christo = Ilphorum episcopum Basilien. epistoilia apologetic a Eras. Rotero- dam.II
[Druckermarke, mit griechischen und lateinischen Texten]1I
8°, a-c8d4, 28 Bl. Exemplar: London BM.
Machiels E. 431.
15. Ohne Ort, ohne J ahr, ohne Drucker.
AD REVEllremdum(!) in Christo. P. & illustrem principem Christo Ilphorum episcopum Basiliensem, epistola apolollgetica Erasmi Roteroda- mi, de interdicto
II
esu carnium, deq; similibusII
hominum consti-tulltionibus·11
8°, A-C8 (A4 signiert A6, BZ signiert B3), 24 Bl. Exemplar: Amsterdam VD.
Machiels E. 432.
16. Leipzig, 1523, W. Stockel.
Erasmus von Rollterdam vo der veriIbotthen speyB des
II
fleyschs.II
An den erwirdige vii. durchiliauchten fursten vii herrn herrnII
Cristoff Bischoffen zu BasellII
ein vorantwortug Erasmi voII
Roterdam vo vorpotner speiBII
des fleyschesl vnd von der gleyllchen auffsatzungen der men=Iischen. II
[Titeleinfassung]II
(Am Ende:) Gedruckt tzu LeypBgk durch Wolffgang StockelII
in der RitterstraB wonhafft.1523.11
4°, Aa-Bb4CcZDd-Ff4, 22 Bl. Exemplar: London BM.
Bezzel 44.
DE INTERDICTa ESV CARNIVM (EINLEITUNG)
17. Augsburg, ohne Jahr, S. Grimm.
AN DEN ERRVIRDIGEN
II
in Christo vnd durchleuchtigenfirllstel
Christoffen Bischof zu Basel
I
lain verantwurtlig Erasmi voRollterdaml
von verbotner speiB des
II
Raischl vii von der gleichen aufsatzllung
der menschen.II
Nutzlichl vnnd not zu lesen allenII
menschel den nidernl das sy irII
beschward sehel de &bernII
das sy b&ssers furnellmen.II
[Titeleinfassung]
II
(Am Ende:) Getruckt in der Kayserlichen stat Augspurg durchII
Doctor Sigmund-Grym·1 I
4°, A-D4E2F4, 22 Bl. Exemplar: Rotterdam.- Machiels E. 435· Bezzel 43·
18. London, ohne J ahr, T. Godfray.
An epistell of the
fallmous
doctor Erasm'II
of Roterdamel unto the relluerende father & excellentII
princel Christofer bysshopII
of Basylel cocernyng theII
forbedynge of eatynge ofII Resshel
and lyke can= II
stitutyons of
II
men. & c.II
[Titeleinfassung]II
(Am Ende:) Printed at London byII
Thomas Godfray.II
Cli priuilegioII
regali·1180 , A-R4, 68 Bl. Exemplar: London BM.
19. London, ohne J ahr, T. Godfray.
An epystell of ye fa=
Ilmous
doctor Erasm'II
of Roterdaml unto the re=Iluerende father & excellentII
princel Christofer bysshopII
of Basylel cocernyng theII
forbedynge of eatynge ofII
Resschel and lykecon=llstitutyons
ofII
men.&c.11
[Titeleinfassung]II
(Am Ende:) Printed at London byII
Thomas Godfray.II
Cli priuilegioII
regali.//80 , A-H8I4, 68 Bl. Exemplar: London BM.
BASfolgt der editio princeps und nicht der zweiten Edition. Da jedochBAS die editio princeps in einigen Fallen korrigiert hat, wurde diese auch im App.
crit. vermeldet.
CONSPECTVS SlGLORVM
A: ed. pr., Basil.,10. Froben, VIII. Idus August. 1522 (1) B: ed. Basil., in officina Frobeniana, 1532 (12)
BAS: Opera Omnia, t. IX, Basil., 1540.
LB 1197 ORNA TISSIMO PA TRI AC DOMINO D. CHRISTOPHORO EPISCOPO BASILIENSI ERASMVS ROTERODAMVS S.D.
Vix oratione consequi queam, reuerende praesuI, quam male habeant animum meum hi tumultus nuper per nescio quos excitati in hac vrbe, quam ego sane tranquillam ac pacatam hue adueniens repperi. OHm multum turbarum inuexit aper ille Calydonius; at hoc tumultus nobis inuexit, vt audio, porcellus domesticus.
Res per se non est capitalis, fateor, sed animus ille contumax videtur ad quoduis facinus esse paratus, si modo res sic habet quemadmodum ad m~
10 sermone multo rum est delata. Legimus apud Graecos magistratus supplicium de puero quodam sumpsisse, cui ludus erat auium oculos vbicunque nancisci passet con6gere, quod ex gratuita peccandi Ii bidine coniectarent eum fore ciuem perniciosum et sanguinarium. Legimus et alteri cuidam grauem multam dictam, quod a magistratu rogatus ex more num haberet vxorem ex animi sui 15 sententia, ludens respondit: habeo sane, sed hercle non ex animi tui sententia.
I~2 ORNATISSIMO PATRI Ac DOMINO D.
CHRISTOPHORO EPISCOPO BASILIENSI ERASMVS (ERAS. BAS) ROTERODAMVS S.D.
A BAS: EPISTOLA CVM PRIMIS ERVDITA
I DOMINO D. Cf. fur die Reduplikation: De conser. ep., ASD I, 2, p.273, 1. 14-p· 274, 1. I;p. 294, ll. 18-20.
4-5 qlltlm ... repperiDen 15. November 152I
kam Er. in Basel an; cf. Allen, introd. Ep.
1242. Cf. fur die damalige Lage in Basel:
Einleitung, p. ,.
5-6 OHm ... Calydonius Cf. Ov. Met. VIII, 267-546. Der kalydonische Eber wurde von Me1eagros getotet. Uneinigkeit uber die Verteilung der Beute veranlasste Melea- gros, die Bruder seiner Mutter zu toten, worauf diese den Tod ihres Sohnes bewirk-
DES. ERASMI ROTERODAMI AD R.D.
CHRISTOPHORVM EPISCOPVM BASI LIENS EM DE DELECTV CIBORVM AC SIMILIBVS CONSTITVTIONIBVS HVMANISB.
teo Cf. fur andere Fassungen dieser Sage:
RE,Halbb. 29, c. 447-459.
8 capitalis In den Schofia legt Er. dar, dass er damit ein Todesverbrechen meint, dass man aber auch an eine Todsiinde denken konnte; cf. Scholia, p. 67,11.68-72.
10-1, Legimus ... sanguinarium Es gelang mir nicht, die Quelle hierfur zu linden.
13-15 Legimus ... ex animi tui sententia Cf.
GeU. IV, 20, 1-6. Die heutigen Editionen haben als Antwort des Mannes: "habeo equidem vxorem, sed non herc1e ex animi mei sententia". Die Editionen aus Er.' Le-