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OPERA DESIDERII

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OPERA OMNIA DESIDERII ERASMI

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OPERA OMNIA

DESIDERII ERASMI ROTERODAMI

RECOGNITA ET ADNOTATIONE CRITICA INSTRVCTA NOTISQVE ILLVSTRATA

ORDINIS QVAR TI TOMVS SECVNDVS

~I-t WM

~

MCMLXXVII

NOR TH-HOLLAND PUBLISHING COMPANY AMSTERDAM - OXFORD

(4)

Sous le patronagede~

L'UNION ACADEMIQUE INTERNA TIONALE

ET DE L'ACADEMIE ROYALE NEERLANDAISE DES SCIENCES ET DES SCIENCES HUMAINES

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72°4 6150 2.

- Tomus IV, 2.:

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72046157 x

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J. N. BAKHUIZEN VAN DEN BRINK, Leyde, President d'honneur; S. DRESDEN, Leycle, President;

L.-E. HALKIN, Liege, Vice-president; C. REEDIJK, La Haye, Secritaire-geniral; C.M. BRUEHL, Amsterdam, Secretaire; S. L. GREENSLADE, Oxford;E.VAN GULIK, Oegstgeest; O. HERDING, Freiburg i. Br.; K. KUMANIECKI, Varsovie;].-c.MARGOLIN, Paris-Tours; CHR. ROBINSON, Oxford; F. SCHALK, Cologne; C. R. THoMPsoN, Philadelphia, Pa.; CHR. VISCHER, Bale;

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Printed in the Netherlands by Koninklijke drukkerij G.]. Thieme bv, Nijmegen

(5)

IN HOC VOLVMINE CONTINENTVR

VORWORT

QVERELA PACIS ed. O. Herding

EXPLVTARCHO VERSA ed. A.

J.

I<oster

VII

I

101

I 11 III IV V VI VII VIII IX X XI

Quo pacto possis adulatorem ab amico dignoscere Quo pacto quis efficiat vt ex inimicis capiat vtilitatem De tuenda bona valetudine precepta

In principe requiri doctrinam

Cum prineipibus maxime philosophum debere disputare Vtrum grauiores sint animi morbi quam corporis

Num recte dictum sitA&.6e: ~~wO"O(~ id est Sicviue vt nemo te sentiat vixisse

De cupiditate diuitiarum De cohibenda iracundia De curiositate

De vitiosa verecundia

117 165 18 5

215

223 233

ABKURZUNGS- VERZEICHNIS INDEX NOMINVM

(6)
(7)

VORWORT

Flit die Anotdnung det Schriften des Erasmus in dieser erstmals mit textkriti- schem und ausfuhrlichem Kommentar versehenen neuen Ausgabe seinerOpera omniahaben wir den Kanon, den Erasmus selbst in seinen Briefen an Botzheim und Boece aufstellte, zugrunde gelegt (cf. General introduction, ASD 1,1, pp.x, xvii-xviii). Dies bedeutet eine Einteilung in die von Erasmus bestimmten

"ordines", in denen Werke, die zur gleichen Gattung gehoren, zusammenge- bracht sind.

Wenn jetzt als siebenter Band der neuen Ausgabe ein zweiter des "ordo quartus, moralia continens" erscheint, bedeutet das denn auch nicht, wie schon im Vorwort zu IV,I ausgefuhrt, dass der erste "ordo" ("ordo librorum qui spectant ad institutionem literarum"), von dem bereits flinf Bande erschienen sind, abgeschlossen ist.

Zum zweiten "ordo", der denAdagiagewidmet ist, ist zu bemerken, dass ein Sonderausschuss unter Vorsitz von F. Heinimann(Basel) diese Edition vorbe- reitet. Die Redaktionskommission hat begriindete Hoffnung, in absehbarer Zeit den ersten Band dieser Edition veroffentlichen zu konnen.

Was den dritten "ordo"anlangt (dieEpistolae), kann nur wiederholt werden, was in derGeneral introduction, ASD I,I,p. xviii, gesagt wurde: "At this moment there seems to be no urgent call for a decision concerning theEpistolae".

Fur die philologischen Grundsatze, auf denen diese neue Edition beruht, sei auf dieGeneral introduction, ASD I,I und die Vorworte zuASD 1,3, 1,4 und 1,5 verwiesen.

In diesem zweiten Band des "ordo quartus, moralia continens" erscheinen nun dieQuerela pacis, herausgegeben van O. Herding (Freiburg i.Br.) und dieEx Plutarcho versa, elf lateinische Ubersetzungen von Erasmus aus Plutarchs Mora/ia,herausgegeben von A.

J.

Koster (Leiden).

Als achter Band wird 1977 ein erster Band des fiinften "ordo librorum per- tinentium ad pietatem" erscheinen, mit den SchriftenModus orandi Deum, Ex- planatio symboli, De contemptu mundi, De praeparatione ad mortem und Liturgia

virginis Lauretanae.

(8)

Die Redaktionskommission und die Mitarbeiter an diesem Band danken wie- derum all den Bibliotheken, die Biicher, Photokopien, Mikrofilme und biblio- graphisches Material zur Verfiigung stellten.

N. Z. Voorburgwal 120-126 Postbus 3645

Amsterdam Dezember 1976

Die Redaktionskommission:

C.M. Bruehl S.Dresden L.-E.Halkin P.A. Janssen K. Kumaniecki C. Reedijk J.H. Waszink

(9)

QVERELA PACIS

herausgegeben van O. HERDINIG

I

Freiburg

(10)

Querela pads. Basileae, 10. Froben, mense Decembri1517·

Ex. Gemeentebibliotheek, Rotterdam

(11)

EINLEITUNG

I. Die Widmung an Philipp, Bischof von Utrecht

Anders als im Falle derInstitutio principis christianiund selbst des Panegyricus ad Philippum, wo die Widmung Staatsmannern gait, die ohnehin im Mittelpunkt der europaischen Politik standen, mussderQuerela pacisauch ein Wort iiber den Mann vorausgeschiekt werden, dem sie zugeeignet war, Philipp von Utrecht.

Denn in den ersten Rang geh6rt er nieht. Aus der niederlandischen Situation seiner Zeit ist er dennoch schwer wegzudenken. Im Marz I517 war er, noch als Laie iibrigens, zum Bischof von Utrecht gewahlt worden, trat im Mai des Jahres sein Amt an als "electus et confirmatus" und wurde schliesslich am

8. Marz 1518zum Bischof geweiht.I

Am 5. Oktober 15 17, also noch ehe sie gedruckt war, liess Erasmus van Lowen aus dem Bischof durch Geldenhauer ein handschriftliches Exemplar der Querela uberreichen (Ep. 682). "Ober das Schicksal des Manuskripts ist nichts bekannt. Der Entschluss, das Buch Philipp zuzueignen, war einige Monate vorher gefasst warden. Allen (intrad. Ep.603)datiert den Widmungsbrief etwa in den J uli; friihestens kann Erasmus im Marz, im Monat der Wahl zum Bischof, im Monat auch der Zusammenkunft van Cambrai, daran gedacht ha- ben. Wie kam er dazu, ihm seine Schrift zu widmen? "Ober das Motiv herrscht eine gewisse Differenz zwischen der Deutung Allens, der(Ioc. cit.)mehr private Motive hervorhebt: "The preface ... was doubtless intended as a mark of ap- preciation of the Bishop's invitations which Erasmus succeeded in declining", und der politischen Interpretation van Constantinescu-Bagdat(p. 36): "Il est certain que Philippe de Bourgogne aurait pu intervenir en faveur de la paix ...

ilfaut chercher dans ces circonstances les raisons les plus puissantes qui ant

I Philipp v. Utrecht (1464-1 524) BB, p. 974 sqq., n. II. - AlIen, introd. Ep. 603. - Zur Genea- logie auch: Marcel Berge, Les bdtards de la maison de Bourgogne et lour descendance, in: L'inter- mediaire des genealogistes 60 (1955), hier p. 354 sq.; Portrait p. 355. - E. Constantinescu- Bagdat, La Querela pacis d'Erasme, Paris, 1924, p. 35 sq., n. 3. - Luigi Firpo,Itlamento della pace,Torino, 1967, p. 27, n. 1. - Biographie nat. de BelgiqueXVII, 250-254.

(12)

4

decide Erasme

a

dedier la Querela Pacis

a

Philippe, Eveque d'Utrecht". Joseph De Reuck schliesst sich(BB, p. 975) dieser zweiten Auffassung an.

Die "Laudatio Philippi episcopi" des Erasmischen Widmungsbriefes enthalt an historischen Feststellungen zunachst die Erhebung zum Bisehof. Dann die Behauptung, Philipp habe das Amt nur ungern, auf Drangen Konig Karls, i.ibernommen. Daran sehliesst sich die Erinnerung an Philipps Halbbruder David (Bischof von Utrecht 1456-1496) und dessen friedliche Regierung, die sich wiederum zum guten Teil auf den Vater der beiden, eben Herzog Philipp (1396-1467)'seit1419aueh Herrn der Niederlande, als Vorbild berufen konne.

Als Konsequenz aus diesem doppelten historischen Erbe des neuen Bisehofs er- gabe sieh nun die Bewaltigung der kriegsbedrohten aktuellen Situation als Auf- gabe, vor allem der zu jeder Zeit wiinschenswerte, iro Augenblick sogar drin- gend notwendige Friede mit Frankreich. Die Hervorhebung Frankreichs ist also gleich zu Anfang ein wesentliehes Motiv. Aus diesem Grunde habe Eras- mus seineQuerimonia als Mahnung fur den Bisehof zum Amtsantritt und zu- gleieh, um den eignen Schmerz uber die Zeitlaufte zu lindern, gesehrieben.

Deutlieher hatte sich die Verknupfung personlicher Empfindungen mit den Interessen der offiziellen burgundischen Politik kaum ausdrucken lassen.

Den pomphaften Einzug Philipps in Utrecht am 19. Mai 15 17 - damals war dieQuerela also wohl schon vollendet, wenn auch noch nicht gedruckt - er- wahnt Erasmus nur kurz am30.Mai in einem Brief aus Antwerpen an Thomas Morus (Ep. 584,1. 33 sq.). Dafiir hat Geldenhauer dem Schauspiel, das er, der Sekretar und spatere Biograph des Bisehofs mit angesehen hatte, einen eignen Traktat gewidmet, in Form eines Briefes an Paludanus (vom25.Mai), der von Dirk Martens in Lowen gedruekt wurde.2 Das Ansehen seines Herrn im bur- gundischen Hause sieht er im Festzug sichtbar reprasentiert. Flir die Zusendung der Schrift dankt Erasmus am 3I. August (Ep. 645) durchaus zustimmend.

Philipps anHingliche Weigerung, das Bischofsamt zu ubernehmen, die Erasmus zu seinem Plato-Zitat und damit zu einem seiner ethisehen Lieblingsgedanken fiihrte,3 findet eine Stiitze in Geldenhauers Biographie: Vita clarissimi principis Philippi a Burgundia in qua non paucis locis Christiani principis exempla proponuntur et origo belli inter episcopum Vltraiectinum et Carolum Gelriorum principem inseritur, Argent., Chr. Aegenolph, Marz 1529. Philipp ist von einer Gesandtschaft zu Papst J ulius 11. im Auftrag des Kaisers, zuruckgekehrt. Zuhause "relicta aula, semotus proeul ab omni ambitione, sibi viuere incipit". Nicht lange aber, und

"CaroIus rex magnum auunculum honorare volens onerat maxime" (A gr). Er bietet ihm die NachfoIge Friedrichs von Baden im Hochstift Utrecht an. "Stu- pet primo PhiIippus, deinde ... aetatem excusat, addit edam, si anni paterentur, prohiberi tamen ab hac prouincia litterarum inseitia"

CB

1r). Seine Bedenken

2Epistola Gerardi Nouiomagi De triumphali ingressu illustrissimi principis Philippi de Burgundia Electi et Conjirmati ecclesiae Traiectensis in ditionem suam, Louanii, apud Th. Mart. Alost. (NK 977)·

3Cf. infra,p. 59,1. 9.

(13)

werden entkraftet. "Accedunt ad haec Caroli tanti principis iunctae authoritati preces"(Ioc. cit.). So gibt er nach.

Geldenhauer wird sich schon I517 kaum viel anders ausgedriickt haben als spater in seiner Biographie, vermutlich hat er laufend Informationen gesam- melt. So witd man die ganz ahnlichen Worte des Erasmus "grauate" und

"maximi principis auctoritate" von dort ("onerat maxime", "tanti principis authoritati...CC) herleiten durfen.

Ubrigens findet sich der Widmungsbrief des Erasmus teilweise abgedruckt in den materialteichenNotae et obseruationes ad Gerardum Nouiomagum des Uttech- ter J uristen Antonius Matthaeus(1635 - 17I0),det in seine Veteris aeui Analecta (Leiden, 1698)auch eine Neuausgabe, offenbat die erste in den Niederlanden, der Schrift Ge1denhauers aufgenommen hat.4 Z um Stichwort: "Inprimis sibi familiares fecerat D. Erasmum" (es folgen weitere Namen) findet sich zunachst vollstandig der Brief Bischof Philipps an Erasmus vom 6.I2.1517(bei Allen Ep.

728);unmittelbat datauf abet, sichtlich in apologetischer Absicht, zu: "Stupet ptimum Philippus" die Anmetkung: "Nee honorem Philippus ambHt, nee cupide aeceptauit, vt non obscure etiam Erasmus innuit in literis, quibus ei episcopatum gratulatur". Es folgt det Anfang unseres Briefes bis: "nolentes perttahuntur". Lassen wir beiseite, ob Erasmus' Brief dazu taugt, Philipps Zuruckhaltung zu erweisen. War es uberhaupt notig, musste Philipp in Schutz genommen werden? Man wird bemerkt haben, dass sich schon im Tite1 von Ge1denhauers Biographie des Bischofs: "... Christiani principis exempla ... "

eine bestimmte Tendenz andeutet, namlich in Philipp ein Musterbild vorzu- stellen im Sinne der Erasmischen Institutio. In dieser Perspektive wurde das Motiv wichtig. Auch spater noch hat er in seinerEpistola de ojjicio Christiani principis ac magistratus an Wilhelm von Ge1dern(1538) - ihr angehangt ist die Historia Batauorum und einiges andere - dem Fursten (fO BlIP) ausser Erbau- ungsliteratur nur dieInstitutio des Erasmus zur Lekttire empfohlen.5

Von derartigen Aspekten meilenweit entfernt ist der Geschichtschreiber der Utrechter Bischofe, Wilhe1m Heda. Als Philipp EndeMail 517von der Geist- lichkeit zu Utrecht feierlich eingeholt wurde, war er als Dekan der St. J ohannes- kirehe(op. infra cit. p. 282steht Matthaeus) anwesend. SeineHistoria episcoporullJ Vltraiectensium ist freiIich erst 1612im Druck erschienen. Mit gescheiten, mit- unter etwas bissigen Glossen versehen hat sie damals der gefeierte Utrechter Jurist und Historiker Arnold Buche1(1565-1641). In seiner Bearbeitung ist die Historia zusammen roit gleichfalls kommentiertem alterem Material zur Ge- schichte des Bistums 1643 von Gisbert Lappius a Waveren (t1650, auch er Jurist) wieder herausgegeben worden.6 Fur Heda nun ist die Zuruckhaltung Philipps reine Heuchelei. Die personliche Bekanntschaft mit Papst Julius, dessen Sympathie er sich dureh seinen Sachverstand in Kunstfragen gewonnen

4 Text pp. 216-241; Kommentar pp. 242-35 8.

5Marburg, 1538. Der Brief ist datiert vom 1.5. dieses Jahres.

6Utrecht, sumptibus Ioannis a Doorn; die Zitate beziehen sich auf diese Ausgabe.

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6 QVERELA PACIS (EINLEITUNG)

hatte, ausnutzend habe er - "episcopalem dignitatem" - erstrebt, "quam certis indicEs diu ambierat, licet omnino spernere nee appetere plerisque persuaderet"

(p. 325)' Der einzige Beleg, den Heda, wenn auch mit leichtem Vorbehalt, fur seine Behauptung naehher beibringt (p. 326), steht allerdings auf schwachen Fiissen. Buchel vermutet private Feindschaft(p. 328, n. b) als Motiv, zumal Heda die religiose Raltung des Bischofs insgesamt verdaehtige(p. 328, n. a).

Wer seharfer naehpriift, wird allerdings eher die Stimme des Domkapitels und stadtischen Klerus gegeniiber einem sehr selbstbewusst zugreifenden bischof- lichen Herrn aus solchen Vorwiirfen (bes. p. 325)heraush6ren.

Dennoch wird auch Heda, vielleicht wider Willen, zum Bewunderer des re- naissancehaft herrischen, um standische Schranken und soziale Konventionen souveran unbekiimmerten, auf seine Weise sem kultivierten Herzogssohnes, dessen aussere Ahnlichkeit mit dem Vater auffieI. Er bewundert den Kunst- kenner und Sachverstandigen fur Seewesen und Festungsbau: "Praestabat in- dustria naturali et magna experientia rerum ... statuerat magna in animo, nisi inopinata mors intereepisset", fasst er zusammen(p. 327).

Dass Philipp wiederholt Erasmus an sich ziehen wollte - sogar in recht auf- dringlicher Weise, liesse sich hinzufiigen; dass er dessen Neues Testament ver- breitet habe, ihm ahnlich in der Verachtung abstruser Heiligenlegenden vor dem Lieht des reinen Gotteswortes, vermerkt Geldenhauer(loc. cit. B2vsq.).

Und offenbar haben sich beide auch verstanden, wenn es darum ging, den Monchen einen Hieb zu versetzen.7

So war das Urteil iiber den Bischof schon uuter den Zeitgenossen zwiespaltig.

Nieht das Gleiehe gilt iibrigens von dem im selben Zusammenhang von Erasmus hervorgehobenen Halbbruder David.8 Er wird auch von Heda we- sentlich besser und einheitlicher beurteilt als Philipp. Mit Ausnahme der letzten Jahre, in denen er offenbar seinem Amt nieht mehr gewachsen war(loc. cit., p.

316) habe er sieh als "vtilis rei publicae, bonis literis ac grauissimis moribus"

(p.292), denen es doch nicht ganz an gallischem Charme gefehlt habe, bewahrt (p.293). Geriihmt wird seine PB.ege der Musik. Vor allem aber habe er - durch- gehende Norm fiir Hedas Werturteile - Rechte und Freiheiten der Kirche ge- schiitzt unci respektiert. Mit uneingeschranktem Lob bescheinigt ihm Heda, dass er als erster "ius Gallicum et Burgundicum" dem "hartkopfigen und bar- barisehen V olk", das widerspenstig an seinen friesischen Brauchen gehangen, zudem durch Bestechung das Gerichtswesen korrumpiert habe, aufgezwungen und so die burgundische Epoche in seinem Herrschaftsbereich er6ffnet habe.

Diese Schwarzweiss-Malerei Hisst ihm sein kritischer Kommentator Buchel allerdings nicht ohne Einschrankung hingehen (p. 307, n. q).

Erasmus hat sich noch 1529gegeniiber Geldenhauer in der Einleitung zur

7Cf. Ep. 727,1. I ;sqq., falls man nicht mit AlIen diese Worte auf Er. se1bst beziehen will.

Die Ausserung ist nicht absolut eindeutig.

8Cf.infra,p. 59,1.11sqq. - Ep. 645,1.20. - S. B.J.Zilverberg,David vanBourgondie~Bisschop van Terwaan en van Utrecht (I427-I496),Groningen, 1951.

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7

Epistola contra quosdam qui se falso iactant euangelicosmit Warme iiber die beiden Bruder ausgesprochen: "Vtriusque certe memoria mihi sacrosancta est, non tantum ob id, quod imaginibus magnum illum Philippum patrem cognomento bonum nobis referebant ... verum etiam quod studio pads et religionis amore praecelluerunt".9

Vnter David sei er in den geistlichen Stand getreten, Philipp habe sieh stets als sein Ganner erwiesen. Ein Friedensflirst zu werden, sei auch diesem nicht vergannt gewesen. Vie1mehr sei auch er, in vorgeruckten

J

ahren "contra animi sententiam auctoritate Caroli Caesaris" - noch einmal dieses MotivI - in dieses Amt hineingezerrt(pertractus), in Karls Kriege verwickelt warden.

11. Die Bntstehung der Querela und ihr politischer Hintergrund

DieVmstande, unter denen dieQuerela oderQuerimonia pacis entstanden ist - Erasmus gebraucht die beiden Worte unterschiedslos, im Tite1 haben die Aus- gaben mehrheitliehQuerelaI 0 - sind dank den sorgHiltigen Forschungen von Allen, Constantinescu-Bagdat und J. De Reuck biographisch und politisch ge- klart - soweit das rnoglich ist. Denn wenn es allerdings heim Stand der Uber- lieferung kaum zu erwarten sein wird, dass man liber die skeptische Bemerkung van De Reuck hinauskommt: "Rien de tout ce1a ne nous fait connaitre avec exactitude le moment, OU la Querela fut achevee"(BB, p. 98ob), so wird man hinzufligen miissen: auch nicht, wann sie begonnen worden ist. Fertig war sie jedenfalls vor dem 3I. August 15 17, denn damals schrieb Erasmus an Gelden- hauer (Ep. 645,1. 29):"Excuditur Basileae libellus, breui istuc - nach Utrecht also - hums". Es dauerte dann noch bis zum Jahresende.

In seinem Katalog van1523,den wir schon vomPanegyricusund derInstitutio her kennen, hat ErasmusdieQuerelagenau so wie seinen Fiirstenspiegel in un- mittelbaren Zusammenhang gebracht mit seiner Berufung in den Rat Karls (Op.Bp.I, p. 18,1. 29sqq.). Der Ahnlichkeit der Situation entspricht die Wort- wahl: man erinnert sich (ich hebe Gleichlautendes hervor): "libellus ... quem Carolo porreximus", so hiess es von derInstitutio, "recens in aulae principalis famulitiumacciti". Vnd nun: "Querimoniam pacis scripsimus ante annos ferme septern turn primumin aulamprincipis acciti".Sogar jenesrecenshat intum primum eine inhaltliche Entsprechung, jeweils ist der Anfang am Hofe betont. Ein Un- terschied liegt zunachst nur in den Verbenporreximus - das Uberreichen des schon fertigen Buches - und dem viel vagerenscripsimus. Beim scharferen Hin- sehen ergibt sich freilich noch ein anderer Eindruck. An das StichwortInstitutio schliesst sich eine Betrachtung liber den "getreuen Rat" - fiinfmal hintereinan-

9LEX, r573 AB.

10Die Seitentitel haben in der Regel:Querimonia. Im Titelblatt steht es inS V, iibrigens auch in der spaten, uns hier nicht mehr beriihrenden Strassburger Ausgabe von Paul Ledertz (r622).

(16)

8 QVERELA PACIS (EINLEITUNG)

der das W ortconsiliarius, zweimal verbunden mit ftdelis oder ftdus. Das gibt der Entstehungsgeschichte eine zugleich moralische, beinahe affekthafte Farbung, denn das Wortjidus erschopft sich nicht im J uristischen, am wenigsten fur Erasmus. Etwas betont Personliches liegt in der Formulierung: "Hoc pacto primum fidelis consiliarii partes sumus auspicati". Ganz anders uber dieQuerela:

"Agebatur magnis studiis, so erHiutert Erasmus den Hintergrund - vt Cameraei synodus esset summorum orbis prindpum Caesaris, regis Ga11iarum, regis Ang- Hae, Caroli nostri atque ibi pax coiret inter i110s adamantinis, vt aiunt, vinculis"

(dies ein Lieblingsausdruck des Erasmus). GuiUaume Chievres und Le Sauvage seien Initiatoren und Leiter dieser Politik gewesen. Aber sie hatte ihre Gegner:

"obstabant huic consilio quiclam ... Itaque iussu Ioannis Syluagii scripsi Pads querelam". Das ist so klar, class nichts hinzuzufugen ist. Eine ganz andere, gleichsam versachlichte Atmosphare 1Der Publizist Erasmus, Rat des Fursten, schreibt im Auftrag des massgebenden Staatsmannes. Nichts sonst.

Diesemagna studia nun begannen,lI nachdem Le Sauvage gleich nach seinem Amtsantritt (am 17. Januar 1515) in einem Abkommen mit Frankreich zu Paris am24.Marz eine erste Vorarbeit geleistet hatte, in dem Moment, wo man daranging, ein nur zweiseitiges, burgundisch-franzosisches Verhaltnis auszu- weiten. Das war im Abkommen van Noyon beschlossen worden(13, August 1516). Der Kaiser, der zunachst sehr negativ reagierte, soUte einbezogen wer- den. So schwierig diese Aufgabe war - nur auf breiterer Basis konnte die bur- gundische Politik den notigen Riickhalt bekommen. Maximilians Widerstand hat sich am auffa11igsten manifestiert im Vertrag mit Heinrich VIII. vom 29.

Oktober 1516. Zwar ist dieses Londoner Gegenbundnis - "complete failure"

(J. D. Mackie) - nie in !(raft getreten, es zeigt aber die bedrohliche politische Alternative.12 Hier nun ist die Gelegenheit, wo Erasmus ntitzen konnte. Er soUte fur das Programm van N oyon Propaganda machen. Also wird er nach Mitte August des Jahres mit derQuerela begonnen haben - spatestens. Allen

1 I Es versteht sich, class ich hier keine Bibliographie der politischen Geschichte dieser J ahre gebe, sondern, wie auch im folgenden, die Quellen- und Literaturangaben aufs Notwendig- ste beschranke, zumal ein historisch-politischer Dberblick im Zusammenhang mit der Querelaschon mehrmals geboten worden ist, z.B. von Constantinescu-Bagdat, op. cit., pp.

1-34oder J. De Reuck in BB E. 1290, p. 979 sqq. Dazu unter verschiedenen Aspekten in der einschlagigen historischen Literatur, vor allem Henri Pirenne, Histoire de Belgique des origines

anos jours, 3e ed., Bruxelles, 1923, hier II, bes. pp. 53-72 und 1°9-172. Wenn dabei alteres Schrifttum hier eine unverhaltnismiissig grosse Rolle spielt, so ruhrt das daher, dass es haufig genauer auf die Details eingeht, die uns notig sind, als die moderne Forsehung mit viel- fach ganz anderen Gesichtspunkten. So verfahrt z.B. fur unsere Zwecke die treffiiche Bio- graphie von J. J. Scarisbrick, Henry V111th, London, 1968 zu summariseh verglichen mit

J.S. Brewer, The reign of Henry V111th,London, 1884 (ed. James Gairdner). Pariser Vertrag:

J. Du Mont, Corps universel diplomatique, Den Haag-Amsterdam, 1726, IV, I, nr. 94, p. 199 sqq. - Noyon: op. cit., nr. 106, p. 224 sqq. - Adelheid Schneller, ef. n. 13.

12 Londoner Vertrag vom 29. Okt. 1516: Du Mont, nr. 108, p. 240 sqq. Die fehlerhafte Da- tierung bei Du Mont: 19. Okt. schon korrigiert von K. Lanz, Monumenta Habsburgica II, 1,

Wien, 1853, p. 29. Das negative Urteil vom Standpunkt dei' englischen Politik bei J.D.

Mackie, The earlier Tudors, Oxford, 1966, p. 307.

(17)

9 mochte die Anregung des Auftraggebers schon in den Juli 1516 verlegen, wo sich beide Manner in Brussel aufhie1ten (AlIen, introd. Ep. 603). Zu Ende des Monats hat ihm iibrigens der Hof endlich, wie Erasmus aus Calais an Reuchlin schreibt(27.8., Ep.457),die am8.Juli von Le Sauvage angekiindigte "praeben- dam ... sads honorificam et copiosam" zukommen lassen. Die nachsten Ereig- nisse scheinen der profranzosischen Politik Erfolg zu versprechen: auf fran- zosischer Seite iiberlegte man sich schon zu Anfang November, wie man sich Maximilian annahern konnte. Am 3. Dezembet dann det Vertrag zu Briissel, bereits zwischen Maximilian, dem Konig von Ftankteich, und Karl fur die Niederlande und fur Spanien;13 ein Datum fur das Treffen zu Cambrai, der 2.

FebruarnachstenJahres, wird bestimmt. 14 AIs dann am14.Februat Maximilian sogat noch eigens dem Abkommen von Noyon beittitt und am I I.Matz dn Abkommen zu Cambrai geschlossen wird, das dn endgiiltiges Treffen der Futsten im April vorsieht1S -, da schien es fur einen Augenblick, als hatten Chievres und Le Sauvage, die fur ihren Herrn in Cambrai unterschrieben hat- ten, den Gegnern ihrer Politik den Rang abge1aufen. Erasmus schrieb aus der Nahe zu all diesen Vorgangen. An welchem art man iiber den Tod schreibt oder Lukian iibersetzt, ist relativ gleichgultig. Hier aber ist es wichtig, dass er Anfang Oktober1516aus Antwetpen kommend ausdriicklich Wert darauflegt, in Briissel ein Zimmer, und ware es noch so eng, in der Nahe des Hofes und mehr noch, seines Freundes, des englischen Diplomaten Tunstall zu finden, dass er Ende Dezember 1516 aus Briissel das Geriicht mitteilen konnte, es wiirden in Kiirze det Kaiser und die beiden Konige zu Cambrai beraten "de pace nunquam interrumpenda", dass er im Januar 1517 mit Le Sauvage zu Tische sitzt, Mitte Februar aus Antwerpen Verhandlungen Tunstalls mit I<arl und Maximilian erwahnt, um sich wenige Tage spater, von Briissel aus, die Abreise nach Cambrai von Le Sauvage und Chievres durch Morillon melden zu lassen - sogar die Stunde des Aufbruchs! - wobei die Moglichkeit dner Eini- gung zwischen Kaiser und Konig ventiliert wird. N och im Marz halt er sich in

I3Adelheid SchneIler, Der Brussler Priede von IJI6, Berlin, 1910. Zum Problem der Ein- beziehung Maximilianscf.die Beilagen bei Schneller nr. IV, p. 65 sqq. und V, p. 69 sqq.

14Cf. Lanz, Mon. Habsburg. II, I,nr. 10, pp. 31-36.

IS Vertrag van Cambrai: Du Mont IV,I,p. 256 sq. - Lanz, Mon. Habsburg. II,I,nr. 11 gibt die Punkte an, in denen der Text des Abkommens van einem undatierten Entwurf (loc. cit., nr. 10, pp. 31-36) der wohl die VorsteIlungen van Chievres und Le Sauvage wiedergibt, ab- weicht. Die endgiiltige Fassung des Vertrages, die gleich zu Anfang die unverbrtichliche Verbindlichkeit der vorausgegangenen Abmachungen van N oyon und Brtissel in ihren samt- lichen Punkten betont, urn dann "la vue des dits princes ... pour aucunes bonnes justes et raisonables causes" auf April zu verschieben, kiirzt den Text des Entwurfes wesentlich ab.

Der Tenor des Ganzen wirkt dadurch anders. Nicht nur, dass die Abschnitte, die der prakti- schen Durchftihrung des Friedens- und Freundschaftsprogrammes gelten, stark zusammen- gestrichen werden. Auch sachlich werden die Akzente etwas anders gesetzt. Dartiber kann hier nicht ins Detail gegangen werden. Aber man vergleiche jeweils tiber das, was bei Lanz steht, hinaus etwa die Fassung des zweiten Punktes (keine Aufnahme van Feinden des einen in den Herrschaftsbereich des anderen Partners) oder des sechsten Punktes iiber den Tiirken- krieg.

(18)

den Niederlanden, in Antwerpen meistens, auf, im April geht er allerdings nach England. Ende lYIai berichtet er aber schon wieder von einem Gesprach, das er mit dem beruhmten und beruchtigten Franzosenfeind, dem Kardinal Schiner, wahrend eines Essens in Antwerpen gefuhrt habe.]6Nicht als ware aus all dem zu schliessen, Erasmus sei uber diplomatische Details informiert ge- wesen. Aber aus den Briefen jener aufregenden Monate spricht eine angespann- te Tatsachennahe und Teilnahme, in der personliche und politische Motive ineinander verwoben sind. Gewiss ist Erasmus nie in der Politik aufgegangen, sie war fur ihn, wie fur die meisten Humanisten, kein besonderes Feld der Tatig- keit oder des Denkens, er hat auch jetzt mit vielen anderen Dingen zugleich zu tun - dennoch ist es kaum wahrscheinlich, class er unter diesen Umstanden die Querela,noch dazu bei einem solchen Auftraggeber, sehr langsam abgefasst hat.

Man wird auch sagen durfen: sie war nicht sehr schwer zu schreiben fur den Verfasser der Institutio und des Adagium Dulce bellum - wie reichlich er aus seinen beiden unmittelbar vorhergehenden Werken schopft, lehrt der Text.

Gibt es Anhaltspunkte fur den Fortgang der Arbeit? Wir sind auf Hypothe- sen angewiesen. Auf Grund einer Nachricht des Erasmus an Thomas Morus aus Antwerpen (vom30.Mal1517),dieEpigranJmatades Freundes sowie dessen Utopia seien zusammen mit einigen eigenen Arbeiten ("vna cum meis aliquot lucubrationibus") durch einen besonderen Boten nach Basel abgegangen (Ep.

584,1. 15 sqq.), hat schon AlIen den Schluss nahegelegt, dass sich unter diesen lucubrationesauch dieQuerelaverberge, cia seit Hingerem feststand, dass sie zu- sammen mit jenen Werken des Thomas Morus gedruckt werden solIe. Proben hat allerdings nachher, um den Band nicht zu sehr anschwellen zu lassen, Utopia undEpigrammata eigens publiziert.

J.

De Reuck hat aus diesem Sach- verhalt, wie ich glaube sehr einleuchtend, gefolgert, Erasmus habe wahrschein- lich vor EndeMaiI 517dieQuerelaabgeschlossen.]7Wie lange vorher? Schon am20.

J

anuar von Briissel aus und wieder amI I. Marz aus Antwerpen schickt er sich an, eine Sendung nach Basel fertig zu machen. Ob eine von ihnen oder gar beide mit den schliesslich am30.Mai abgeschickten Werken identisch sind, lasst sich nicht ausmachen.]8

Wie steht es mit den Briefen aus der zeitlichen Umgebung? 1st es moglich, StelIen aus ihnen, vom ersten Halbjahr 15 17also, zur Frage der Datierung her- anzuziehen? Wie vorsichtig man mit einer solchen Methode gerade bei huma- nistischen Texten sein muss, selbst wo es sich um wortliche Ubereinstimmun- gen handelt, braucht hier nicht erortert zu werden. Es scheint mir denn auch

16Erasmus tiber sein Zimmer in Brtisse1: Ep. 476,6.10. 1516 an Peter Gilles. - Bevorstehende Beratung zu Cambrai: Ep. 5°5,29.12.1516 an Andreas Ammonius. - Friihsttick mit Le Sau- vage: Ep. 516,20. I. I517an Peter Gilles. - Verhandlungen Tunstalls: Ep. 53I,15.2.an Bude.

- Abreise von Le Sauvage und Chievres: Bp. 532, 18.2. Guy Morillon an Erasmus. - Ge- sprach mit Kardinal Schiner: Ep. 584, 3o. 5. an Thomas Morus.

17Die Diskussion dartiber ist zusammengefasst inBB,p. 980b Cb solI die rechte, a die linke Kolumne bedeuten).

ISCf. Epp. 516,1. 10; 551,1. la;584,1. 15 sqq.

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nur ein einziger Brief, auf den wit zuriickkommen miissen, an Bartolini, unter diesem Aspekt heranziehbar (Ep. 549, 10. Marz 1517 aus Antwerpen). Hier klingt die pointierte Bemerkung iiber Frankreich(1. I I sq.) so auffallend an die entsprechende Stelle in derQuerelaan - wobei offen bleiben muss, oh ihr oder der brieflichen Ausserung die zeitliche Prioritat zukommt -, dass der Schluss, die eine sei nicht allzu lange vor oder nach der anderen geschrieben, zumindest nicht rundweg von der Hand zu weisen ist. Das wiirde bedeuten, dass um den Vorabend von Cambrai, den 10.Marz1517herum, die NiederschriftderQuerela zumindest bis zur Balfte gediehen war. Bei dem relativ geringen Umfang des Werkes wiirde das Argument aber auch noch gelten, wenn sie damals schon fertig gewesen sein sollte. In Summa: wahrscheinlicher Beginn der Arbeit nach Mitte August 15 16; Beendigung vermutlich Friihjahr (Marz/Mai) 15 17.

Abschrift fiir Philipp von Utrecht: vor5.Oktober1517.Druck Dezember1517.

Nun weiss man, dass aus der ersten, vorbereitenden Konferenz zu Cambrai nichts mehr folgtel9 und die Dinge eine Wendung nahmen, die Erasmus152;- Le Sauvage war damals schon langer als vier, Chievres nahezu zwei

J

ahre tot - in seiner beruhmten Bemerkung beklagt hat: "Nune res eo profecerunt vt parandum sit pad epitaphium, quandoquidem nulla spes est eam reuicturam"

(Op. Bp. I, p. 19,1. 3sq.).

Es ist tatsachlich merkwurdig: Ihrem Fortwirken nach, bis hinein ins zwan- zigste

J

ahrhundert, und irn Blick auf ihre Verbreitung schon zu Lebzeiten des Autors gehort dieQuerela pacis zu den beruhmtesten Schriften des Erasmus.

Und doch war sie, nimmt man den politischen Zweek, dem sie dienen sollte, zum Massstab, genau besehen schon abgetan, uberholt von den Ereignissen des Tages, als sie im Druck erschien.

Ganz offenbar will sie also unter sehr versehiedenen Aspekten beurteilt werden. Sehon die Zeitgenossen und erst recht spatere Generationen mlissen noch anderes in ihr gefunden haben, als das, was die aktuelle Politik der

J

ahre

1516/17brauchte.

Fangen wir aber mit ihr an. Der SchlussderQuerelawird iibertont von einem Fanfarenstoss zu Ehren der neuen, jungen Herrscher Europas: Leo, Franz, Heinrieh undK~arl.Der alte MaximiHan in der Mitte musste honoris causa aus der vergangenen Epoche noch mitgeschleppt werden. Immerhin hatte ihm Erasmus (Ep. 541,1. 43,vam 16.2.1517 an Capito) bescheinigen konnen, dass er vernlinftiger gewarden und endlich des Kriegfiihrens mlide seL War also, ihrem Namen zum Tratz, die "Friedensldage" voll van "aptimistischer Boff- nungsseligkeit", wie Liechtenhan in der Gedenkschrift ZUJn 400. Todestage des ErasmuJ von Rotterdam(p. 151) dessen Stimmung in diesen

J

ahren charakteri- siert?

Der Ton des Ganzen schHigt immerhin erst auf den letzten Seiten fast jah in Optirnismus urn. Und Erasmus selbst, wir haben es eben von ihm gehort, hat

19Cf.BB, p. 9803.

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sich an diesem Buch sein Leiden an der Zeit von der Seele schreiben wollen.

Erscheint ihm doch die Bedrohung Frankreichs nur als ein besonders schmerz- liches Exempel fur "horum temporum fata ... ad bellum pertrahentia". Se1bst wer in derQuerela nur die palitischen Dinge aufsucht, wird zunachst an base Jahre erinnert: "Pugnant passim atque assidue, nee modus nee finis. Calliditur gens eum gente ... " (p. 78,11. 397-398). Erasmus geht nicht ins Detail. Aber wenn er der eignen Auffarderung an seine Leser, zum Beweis dafur etwa urn ein Jahrzehnt zuruekzudenken (an anderer Stelle spricht er von zwolf Jahren), selber naehkam, mag ihm vie11eieht aus unmitte1barer Nahe, aus Brabant, Holland und dem benaehbarten Friesland das endlose Elend des geldrischen Krieges var die Augen getreten sein. Wie lange eigentlich schon? meditiert er in einem Brief vom Marz 1517 var sieh hin (Ep. 549, 1. 23 sqq.). Die Suche naeh den Anfangen hatte ihn zuriiekgefiihrt bis tief ins I5. J ahrhundert; sie hingen zusammen mit der Aufrichtung der burgundischen Herrschaft in den nordliehen und ostlichen Pravinzen. Allerdings hatte der Krieg im letzten Dezennium noch einmal besanders heftige Formen angenommen. Hier gingen Erinnerung und Gegenwart ineinander uber. Dem Freunde Thomas Morus erzahlt Erasmus vom feierlichen Einzug des Bischofs Philipp in seine Stadt.

Aber hart daneben, ohne jeden Ubergang, setzt er die Nachricht: "Der Herzog van Geldern, so sagt man, steht mit achttausend Mann bereit zum Einfa11 nach Friesland". AIs sa11te dem Glanz des Anfangs gleich die Misere hinzugese11t werden, die aueh die Regierung des neuen Herrn verdiistern wiirde. Das Bistum Utrecht hatte sich so wenig heraushalten konnen wie ein anderer Landestei1.

Dabei ware, so meint Erasmus, sogar ein Friede mit Ge1dern einmal greitbar in Sieht gewesen. Maximilian aber habe die Gelegenheit verspie1t, "ne nullum vsquam esset nobis bellum" (Ep. 584, 1. 32 sq.). Vom ge1drischen Krieg war schon in der Institutio die Rede, und zwar unmitte1barer als hier, wo er gar nicht mit Namen genannt wird. Dennoch erscheint auch der indirekte und un- gewiss summarische Hinweis, den dieQuerela vielleicht doch gibt, bedenkens- wert. Denn wahrscheinlich ist es immerhin, dass des Erasmus gnadenlose Ab- lehnung des Soldnerwesens iiberhaupt - eine der lebendigsten Stellen des Bu- ches - durch Erfahrungen und Informationen vom geldrischen Kriegsschau- platz, so weit man davon beitn Charakter dieser zahl- und ziellosen Einzelak- tionen iiberhaupt sprechen kann, genahrt warden ist, van all den" Schwarzen Haufen", den nur selten disziplinierten Landsknechtseharen und anderen strei- fenden Banden; dass umgekehrt vor diesem Hintergrund sich auch seine Vor- stellung vom gerechtfertigten Widerstand gegen einfallende Barbaren gebildet hat.20Das Wort Landsknecht kommt natiirlich inderQuerela urspriinglich nicht

20Einfluss eigner Erfahrungen des Erasmus auf sein Urteil liber Krieg und Frieden: cf. P. S.

Allen,The age of Erasmus, New York, 1963,pp. 169-175. - R. Regout,Erasmus en de theorie van den rechtvaardigen oorlog,in;Bijdragen voor vaderlandsche geschiedenis en oudheidkunde7 (1936), p.159(= Voordrachten gehouden ter herdenking van den sterfdag van Erasmus,Rotterdam, 1936). - Zurpolitischen Seite des ge1drischen Krieges aussert sich am anschaulichsten das altere Werk

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vor. Aber schon in der Lawener(1)Ausgabe von15 18 - und zwei andere Edi- tionen sind ihr gefolgt, darunter eine der beiden Pariser - steht (p. 95, 1. 804) Lansknechtiam Rande, wo von barbarischen Scharen und der Hefe minderwer- tigster Verbrecher die Rede ist, deren Indienstnahme den Fiirsten entehre.

"Repetamus decem ab hinc annis acta": Weiter zuriick mag Erasmus seine schwierige Zeit in ltalien eingefallen sein, das er "magnis bellorum tumultibus agitatam" (Ep. 200,1. I; 4.11.1506) vorfand; wo er seiner Enttauschung Luft machte: "hic iam frigent studia, feruent bella" (Ep. 203,1. 5; 16.11.1506).Im gleichen Brief - aus Bologna - skizziert er die Situation: Eine franzosische Be- lagerung ist eben iiberstanden. Der Papst ist eingeriickt; man erwartet Maxi- milian. Ein Feldzug gegen Venedig wird vorbereitet: "Studiorum interim sunt feriae". Die meisten massgeblichen Machte sind in diesen paar Zeilen genannt.

J ulius' 11. Einmarsch in Bologna steht im Zusammenhang mit der Wiederher- stellung eines starken Kirchenstaates. Venedig und Frankreich, wenn auch aus jeweils ganz verschiedenen Motiven, standen diesem politischen Ziel des Pap- stes entgegen. Zunachst freilich war das Resultat aus der Situation eine grosse Liga gegen Venedig (zu Cambrai geschlossen, 1508). Erasmus befand sich in relativer Nahe der Ereignisse: 15°8 war er in Venedig, zu Ende des Jahres in Padua. Eine schwere Niederlage der Venezianer im Kampf gegen die Franzosen bei Agnadello erlebte er dagegen, im Mai 15°9,nur aus der Distanz, von Rom aus, mit. Dennoch muss er damals politisch engagiert gewesen sein. Jedenfalls berichtet er riickschauend an Botzheim(1523),er habe zunachst dem Kardinal Riario zuliebe sich gegen einen Krieg mit Venedig geaussert, ihn aber nachher, wenn auch halben Herzens, befiirwartet: "tursum suasi bellum in Venetos" - ein ungewohnliches Wart aus dem Mund des Erasmus. Aber die Stelle(Op. Ep.

I, p. 37, 1. 7 sqq.) ist so knapp gehalten, dass sie schwer deutbar erscheint.

Offenbar ist er in Meinungsstreitigkeiten der Kardinale hineingeraten und wurde van den Parteien ausgeniitzt.21Nachher nahm Julius 11. Stellung gegen Frankreich, um es moglichst aus 1talien zu vertreiben - im Grunde noch immer fortwirkende Folgen des Einmarsches Karls VIII. von 14941 Eine "Heilige Liga", jetzt mit Venedig und gegen Frankreich, laste seit 15I I die Front von Cambrai ab.

Es ist das J ahr, in das C. Reedijk22Ben schimpdicht van Erasmus op ]ulius If setzt mit dem Vergleich zwischen dem ersten(= Caesar) und zweiten

J

ulius,

van P.J.Blok, Gesch. der Niederlande (ich beziehe mich auf die deutsche Obe.rsetzung in: Ge- schichte der europ. Staaten, Gotha, 19°5, p. 403 sqq.), wo auch Maximilian I. zitiert wird (p. 4I7): "La guer.re de Gheldres n'est point une affai.re particulie.r, mais chose qui touche

anous et nos enffans, voz princes et naturelz seigneurs, et aussiatausnoz pays, generalement et especialment".

21Cf.liber den romischen Aufenthalt des Erasmus auch G.]. Hoogewe.rff, Erasmus te Rome in de zomer van IJo9, De Gids 122 (1959), nr. 7, p. 22 sqq., und besandersJ. Huizinga,Ce qu'Brasme ne comprenait pas, Verzamelde werkenVI, Haarlem, 1950, p. 247 sqq. Auch Brachin (infrap. 23, n. 45) kommt kurz darauf Zu sprechen.

22C. Reedijk, Ben schimpdicht van Erasmus op fulius 11, in Opstellen door vrienden en collega's aan- geboden aan Dr. F.K.H. Kossmann, 's-G.ravenhage, 1958, pp. 186-207.

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14

der in unseren Zusammenhang so treffiich passt: "Vexator HIe Galliarum maximus / Es et ipse pestis Galliarum maxima".

Zwar errangen die Franzosen einen blutigen Sieg iiber die Truppen der Liga, bei Ravenna, 1512. Sie mussten aber doch Oberitalien raumen. Das hart umstrittene MaHand wurde eine Beute der Schweizer S6Idner. Massimiliano Sforza wurde dort eingesetzt. 15 13 besiegten die Schweizer eln franz6sisches Heer bel N ovara. Im se1ben J ahr noch brachte Maximilian den Venezianern eine Niederlage bei Vicenza bei.

Auch auf dem nordlichen Schauplatz, wo sich das Biindnis Habsburgs mit Heinrich VIII. gegen Ludwig XII. (April 15 13)auswirkte, wurden die Fran- zosen besiegt, bei Therouanne (nahe Guinegate), im August des Jahres. Eng- land befand sich schon einige Zeit im Krieg mit Frankreich, hatte im J ahr zuvor eine franz6sische Flotte bel Brest geschlagen. Erasmus, der 15I 2(13in England war, klagte (Bp. 265, 11. 6-9, London, Herbst 15Iz): "Did non potest quam doleam nostros paulatim his inuolui bellis, tot iam be11is, vel vt verius dicam latrociniis, diuexatos. 0 theologos elingues,0 mutos episcopos, qui tales rerum humanarum pestes taciti spectant!'c

Bei aller Friedenssehnsucht war er sich aber doch der psychologischen Schwierigkeiten eines Vermittlungsgeschaftes, wie es dann von der Kurie be- trieben wurde, bewusst. Noch aus spater Riickschau berichtet er 1532 aus Freiburg davon(Ep.2599,1. 18 sqq.). Es lohnt, die grundsatzliche Bemerkung zu zitieren: " ... Pax subito coire non potest. Atque interea dum monarchae tractant de conditionibus, milites ad odorem pacis peiora moliuntur quam in bello. Per inducias autem subito cohibentur militum manus" will er damals (im Fruhsommer 1514, wieder in London,) geaussert haben.

Frankreich verursacht allerdings noch andere Sorgen. Zu Anfang des J ahres, in dem BrasmusseineQuerela begann, gab Franz I. in einem instruierenden tour d'horizon selnen Diplomaten den folgenden Hinweis: "L'empereur - Maximi- Han also - a eu toujours hayne et malveillance

a

la maison de France pour la rompture des promesses de mariage de madame Marguerite, de la feue Rayne et de la Rayne qui est aujourd'huy".23 Diese letzte war Claudia, die nach Lud- wigs XII. Vertdigen mit dem Habsburger von Trient1jOl und Blois 15°4fur dessen Enkel, den gerade gebarenen Karl, bestimmt worden war, 15

°

5 aber dem Thronfolger, eben Franz I. gegeben wurde.La feue Royne aber - Anna von der Bretagne (t 1514). Ihre Geschichte, abwohl sie schon Jahre zuriicklag, konnte der neue I(onig noch immer nichtad acta legen, well es die Offentlich- keit nicht tat. Die Wunde, die dem deutschen Ehrgefiihl geschlagen war durch die Wegnahme Annas, mit der Maximilian schanper procurationem getraut ge- wesen und die dann Karl VIII. im Dezember1491ihm weggeheiratet hatte, war noch nicht verheilt, zumal die Verstassung Margaretes, der Tochter Maximi-

23Cf. Journal de Jean Barrillon, Secretaire du chancelier DupratIJIJ-IJ2I, ed. Pierre de Vais-

si{~re,Librairie de la societe de l'histoire de France I, II, Paris, 1897/99, hier I,p. 264. - Die Instruktionen Franz' 1., die Cambrai betreffen, sind vom 12. Februar1516.

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Hans damit verbunden war, die sich schon seit 1483 als ktinftige Gattin des I<onigs I<arl am franzosischen Hofe aufgehalten hatte. Wenn Erasmus in der Querela (p. 78,1. 417,1. 421) unter diejriuolae causae, aus denen Fiirsten Kriege vom Zaun bdichen, auchsponsa intercepta zahlt, muss er an Anna gedacht haben.

Er hatte leicht reden. Das deutsche Publikum wollte den Fall nicht auf die Dy- nastie beschrankt wissen und mit dem kiihlen Gleichmut hinnehmen, den er ernpfahl. Es gab nicht nur offizielle Proteste, sondern auch einen Sturrn in Flugb1attern, Liedern, Gedichten, Traktaten. Auf franzosischer Seite hatte sieh ein Mann vom Range Gaguins zu Wort gemeldet, urn deutschen Vorwiirfen zu begegnen. 24 In der Geschichte des Chauvinismus auf beiden Seiten spielte der Streit eine Rolle. Wenn in der Rotterdamer AusstellungErasmus en zjjn t!id1969 auch ein Doppelportrat van Kar1 VIII. und Anna von der Bretagne zu sehen war, so war damit nicht nur ein Stiick Zeitgeschichte im allgemeinen, sondern auch jenesponsa intercepta in der Querela pacis und in Duke helium illustriert.

UngeHihr in der Mitte derQuerela steht der beriihmte Lobpreis Frankreichs, dn accent aigu auf dem Text (p. 80,11. 436-445).Aber eingefasst ist auch diese laus regni Franciae wiederum von Sorge urn das ringsum bedrohte Konigreich:

"Quid aliud commouit et hodie cornmouet tam multos ad armis lacessendum Franciae regnum, nisi quod est vnum omnium florentissimum?". Und am Bnde: "tot modis impetitur, tot artibus incessitur...". Was dazwischen steht, hat mitunter politischen Anstoss erregt. Schon Leo J ud hat diese Satze152I in seiner deutschen Ubertragung derQuerela fortgelassen und dieses flir dnen Ubersetzer etwas ungewohn1iche Verfahren im Vorwort so begriindet: "Wa- rumb ich aber das Kiingkrych in Franckrych nit in tiitsch so hoch geprisst hab a1s es in latin geprysst wiirt, wil ich mich entschuldigen. Erasmus, so diss ge- macht hat, hat es vor langen jaren geschryben; mir zwyflet nit, uss guter mei- nung gelopt das land Franckrych. Aber ich hab das jetzund vertiitscht in denen zyten, in denen landen, da mich bedunckt, das es nit not sy Franckrych zil 10- ben, es syen ir sunst etlich in iren nutz geneigt me 1iebe dar zu haben, dann den gemeinen nutz gut sy; dessha1b hat rich gut bedunckt, das ussen zu 10n".25 Noch einmal gab es eine Zeit und ein Land,\VOman das Lob Frankreichs flir unangebracht hielt: in der Napoleonischen Ara und in England. Es handelt sich hier um eine - anonyme - moderl1isierende Neuausgabe der Qu.=rela-Uber- setzung des Thomas Paynell von 1559 aus dem Jahre 1802."The first year of general peace" steht im Untertitel. Die Stelle uber Frankreich wird iibersetzt

24Cf. z.B. das Versduell zwischen Jakob Wimpfeling und Robert Gaguin bei L. Geiger, Arch.f.Literaturgesch. 7 (1878), p. 172 sq. - Louis Thuasne, Roberti Gaguini epistolae et ora- tionesI, II, Paris, 1903, hier bes. I, p. 372. - Dazu O. Herding, Arch. fur Kulturgeschichte 38 (1956),p. 387.

25Alois M. Haas und Urs Herzog (edd.), Ein Klag des Frydens, Leo ]uds Obersetzung der Querela Pacis von IJ2Izusammen mitdem lateinischen Original,Zurich, 1969 (das "lateinische Original"

ist die AusgabeLE).Die Dbersetzung Juds ist im Faks. Druck wiedergegeben. Die oben zi- tierte Stelle steht im Vorwort Juds. Dber Jud als Ubersetzer cf. auch meinenASDIV,I,p.

129angefuhrten Aufsatz. - Die Ausgabe hat wertvolle Anmerkungen.

(24)

16 QVERELA PACIS (EINLEITUNG)

bis zu den Worten: " ... et ob hoc ipsum potestas summa" (p. 80,1. 439), auf englisch: " ... and, on all these accounts united, nowhere greater power". Es folgt eine Liicke und dann die Bemerkung: "A few lines are here omitted;

though descriptive of France in the days of Erasmus, they now bear but little resemblance to it" (p. 39).26

Welche Motive fallen weg? Leges - religio - flos iffibatus Christianae ditionis. Ge- nau besehen die Stellen, die uberhaupt nicht "descriptive" sind, die vielmehr in Frankreich einen idealen Staat feiern. Erasmus hat uber alle politischen Ge- sichtspunkte hinaus auch seine personliche Vorliebe fur Frankreich zumal in den beiden Bildern der unbertihrten Blume und der allersichersten Burg(p. 80,

1. 444sq.) zu einem Panegyricus gesteigert. Dbrigens: vollig unabhangig van politischen Aspekten oder Symbolen braucht nicht einmal ein Tropus wie flos iffibatus zu sein. Zwar lasst er zunachst an die Marienverehrung denken und, in ihrem antiken Hintergrund,27 etwa an Wendungen wie virginitatem inlibatam bei Valerius Maximus (6,1,4). Aber zugleich wurde das Bild der franzosischen Lilien auftauchen, die auch in der politischen Publizistik und Dichtung der Zeit ihre RoUe spielen.28 Am Vortag des Vertrages van Cambrai, la. Marz I517, schrieb er an Richard Bartolini (Ep. 549, 1. 9 sqq.) uber Frankreich in ganz ahnlichen Ausdrucken (cf. supra, p. la sq.), aber ohne jenen allegorischen Schmuck, so dass ein eifernder Unterton sich aufdringlich Gehor verschafft:

Bohemi schismatici (fehlt in der Querela), Iudaei und Marani (von der Inquisition verdachtigte, zwangsgetaufte ] uden, zumal in Spanien und Portugal), als kor- rumpierende Elemente in den Habsburgischen Landern im Gegensatz zum

"reinen" Frankreich.

Um einen Grad deutlicher als in der Querela wird er hier uber die feindlichen Krafte: ,,0 felicem Germaniam, si tandem Hceat a bellis conquiescere! id quod

26The complaint of peace. Translated from the Latin of Erasmus, London, reprintedI802, the first year of general peace. Die Dbersetzung ist anonym. Aber "reprinted" kann sich nur auf den Vorganger des Patrioten von 1802, den Augustinerchorherrn Thomas Paynell (1528-1567) beziehen, der sich zu den gleichen Klagen veranlasst sah, wie damals der "Friede" des Eras- mus und damit seine Dbersetzung begrlindete.

27Cf. auch Enn. Ann. 308 (ed. Vahlen).

28In diesem Zusammenhang ware an ein Lob Frankreichs zu erinnern, das von einem Autor stammt, den Erasmus kannte, wenn sich auch nicht nachweisen lasst, dass er gerade diesen Text gelesen hat: Jean Gerson (1363-1429) hat zum Fest des hI. Ludwig (25.8) eine Predigt gehalten zum Text Mt. 6,28 und Le. 12,27): "Considerate lilia agriH Flir uns ist folgende Stelle wesentlich: ,,'" vbi, quaeso, viguit vsquam terrarum vel in militibus strenuitas poten- tior, vel in consulibus et clericis sapientia diuinior, vel in laborantibus et subditis obedientia propensior, ita vt nihil errauerit, qui regnum Franciae dixerit in orbe positum esse velut hortum et agrum quendam vol uptatis amoenissimum, aethereo splendore nitentem, foecundum quoque liliis, hoc est papulis, aurea dignitate fulgentibus; quem hortum irrigat fons ille purissimus et £luuius niueis vndis, Vniuersitas Parisiensis in quatuor facultatum £lumina con- diuisus, quibus irrigatur omnis terra". Cf. Mgr. Glorieux (ed.), Jean Gerson, Oeuvres completes V, Paris etc., 1963, nr. 217, p. 156. Die Anklange ans Paradies, die Attribute, die E.R. Cur- tius unter dem Stichwort 10Ctls amoenus zusammengefasst hat (Europ. Lit. und lat. Miltelalter, Bern, 1947 und after) fallen aUerdings in der knapperen Ausdrucksweise des Erasmus fort.

Auch bei Gerson sind sie nur ein Element, das andere ist die Idealgesellschaft.

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principum sapientia breui confore spes est; etiam si nonnullos adhuc habet ig- nobile vulgus qui belli in Gallos suscipiendi faces subiiciant" (Ep. 549,1. 6 sqq.).

Der letzte Satz, auf den es hier ankommt, mag auf die Spannungen anspielen, die eben beriihrt wurden. Denn "einige" im gewohnlichen Yolk kann sich kaum auf die Plebs beziehen, anderseits nicht auf die Regierenden. Am ehesten wohl auf die Kreise, die den publizistischen Kampf gegen Frankreich ftihrten und so in Erasmus' Augen zum Krieg hetzten.

Gewiss wird niemand an dieses Lob Frankreichs den Massstab ftir historiseh- politische Urteile anlegen. Die Huldigung gilt dem Frankteich Ftanz' I.; die Situation abet, die vorausgesetzt wird, fiihrt allenfa11s in die Endphase des Vot- gangers. Erasmus befindet sieh getade auf der Sehwe11e van der Ungluekschro- nik des letzten Dezenniums zur "neuen" Zeit. Dahet die Divergenz. Aber auf sie kommt es hier nicht an. Bezeichnend ist vielmehr das Ineinander van spiir- bar eigenem Engagement des Erasmus und Interessen seiner politischen Auf- traggeber, eine Mischung, die M. Batai110n zu seiner vie11eieht scherzhaften Bemerkung tiber ,,1'origine impure" der Querela veranlasst hat (Erasme et l'Espagne, p. 86). Dem Frankreieh Ludwigs XII. hatte Erasmus' Liebe noch nicht im selben Masse gegolten. Zwar wird es in derInstitutio, nur im Vorbei- gehen allerdings, gleiehfalls mit dem wenigstens klangvollen Kompliment

"rebus omnibus omnium multo florentissimum" bedacht, aber es kommt im- merhin eine Kritik seiner italienischen Politik hinzu(Inst. princ. christ., ASD IV,

I,p. 208,11.282-283), und die Feindschaft zwischen Ludwig XII. und Julius11.

- hier werden Namen genannt! - wird zwar fast wie eine politisehe Naturkata- strophe beklagt, als das grosste Ungliiek der Zeit, aber eben damit ist sie jedem moralisehen Urteil entriickt; Frankreieh, obwohl es im Falle gerade dieses paptslichen Gegners fur Erasmus nahe gelegen hatte, wird in keiner Weise ent- lastet. Anders jetzt: schonin einem Briefvom Oktober 1515 (Ep. 360) be- richtet er die erste Tat des jungen K6nigs, das erneute Ausgreifen nach Italien und den Sieg seiner Truppen bei Marignano (Mitte September 15 15) iiber die Eidgenossen ohne eine Spur auch nur des BedauernsfUr die "dezimierten, ver- sttimmelten, verwundeten, mit zerschlissenen Fahnen" heimkehrenden Schweizer, die nun "statt Siegesfesten Totenfeiern abhalten". Die Gesehtitze der Franzosen haben entsehieden - die sonst von Erasmus so verfluchtenmachinae!

Dient die I<.ontrastierung Franz'1. mit Ludwig XII. Erasmus als ein wirk- sames Mittel, um eine vermeintliehe Epochenwende zu markieren, so fast mehr fioch der Vergleich der Papste:

J

ulius11. und Leo X. sind die beiden einzigen Figuren, die, von der Schluss-Apostrophe abgesehen, namentlich genannt und konfrontiert werden (p. 86, 1. 588 sqq.). Und steckt nicht auch, wo van Leo allein die Rede ist, in den Beiworten, die ihm zugedacht werden, zugleich un- ausgesprochen die I<'ritik an seinem Vorganger? Schon am 14. Marz 1514 hatte sieh Etasmus gegenuber Anton van Bergen in diesem Sinne ausgesproehen und erst recht in dem huldlgenden Schreiben an Papst Leo vom 2I. Mal I5I5 (Ep. 335,1. 93 sqq.).

(26)

18 QVERELA PACIS (EINLEITUNG)

Aber auch losgelost van alledem:plaeidus und mitis, die Worte, mit denen Leo gefeiert wird, sind die idealen Eigenschaften, die den Menschen schlechthin auszeichnen, sind Bestandteile der humanitas liberhaupt. Sowohl geistig: "in- genium mite placidumque"(infra,p. 63,1.73) wie auch korperlich. Dies zweite etwa in Duke bellum: "Speciem dedit ... mitem et placidam" steht da an der wesentlichen Stelle, wo die Einzigartigkeit des Menschen vor allen anderen Lebewesen hervorgehoben wird(LB 11, 952 D).

AufDuke bellum stosst man nicht zufallig, wenn van Leo X. die Rede ist.

Den Schluss des Adagium bildet ein - van Erasmus selbst als Exkurs empfun- dener - Panegyricus auf den Papst(loe. cit., 970 B sqq.), in den sich ubrigens wiederum, wenn auch erst in den letzten Zeilen, der Kontrast des Friedens- bringers zum I<'riegsmann Julius hineindrangt (970 E). Beherrschend aber ist hier ein anderes Motiv: "Ipse(se. Leo) plaeidum ac mite sortitus ingenium hu- manis ... litteris ... est initiatus".

Welche Muhe sich Erasmus mit dieser Stilisierung sowohl des Papstes wie des idealtypischen Menschen Leo gegeben hat, liesse sich uberdies auch aus den Zusatzen ablesen, mit denen er in einer spateren Fassung - 152.6 - das Adagium bereichert hat.

Im allgemeinen ist Erasmus in seinem Urteil konsequent geblieben. lm Ge- denken an den Verstorbenen hat er es 152I in eindrucksvoIler I<.nappheit zu- sammengefasst: "Nihil iIlius ingenio mitius, vnice fauebat honestis litteris. In me peculiari quadam animi fauore propensus erat" (Ep. 1248, H. 49-50). Bezie- hen wir den ersten Teil dieses dreigliedrigen Lobes im Sinne derQuerela pacis auf Leos - in Wirklichkeit nur relativ - friedliche Politik, so gilt der zweite der eigensten Sache der Humanisten; der dritte, personlich gehaltene meint in er- ster Linie naturlich die lang ersehntenDispensen vom 26. 1.15 17(Epp. 517-519).

Dass daneben auch Kritik am Papst geiibt wurde, hoflich verhtillte wie gegen- liber Campeggio (Ep. 1167, 1. 453 sqq. vom Dezember 1520) oder ziemlich offene, etwa in dem Brief an Sixtinus vom 22.2.1518 (Ep. 775,1. 5) andert am Gesamttenor van Erasmus' Urteil doch nichts Entscheidendes.

Leos Politik zu Beginn des ]ahres 1517 war freilich auch besser Unterrichte- ten, als es Erasmus sein konnte, kaum klar durchschaubar. Gewiss entfaltete er eine weitreichende Aktivitat fur einen aHgemeinen Frieden,29der jede partielle, ihm, seinen italienischen PHinen und seinem I<.reuzzugsprajekt schadliche Kom- bination von Machten verhindern saUte. Zu diesen bedenklichen Konstella- tionen gehorte gerade auch die Sache, fur die Erasmus seineQuerelaschrieb: die sich anbahnende Verstandigung zwischen den beiden Habsburgern und Frank- reich: "Dubitemo assai di questo congresso di reali", zitiert Marino Sanuto Leos im Blick auf Cambrai sehr berechtigten I<'ommentar von Anfang Februar 1517, "che non sia un' altra liga come quella di Cambrai (namlich von 15 08) e

29Cf. Leos X. Brief an die Schweizer vorn 19.11.1516bei Vaissiere, Journal I, p. 260 sq.:

" ... Belli vero inter christianos commouendi si tempus vllum iudicamus alienum fuisse, hoc certe est alienissimum ... ".

(27)

che non volgino meter ltalia un' altra volta in preda e dividerla fra loro ... l'im- perador vora Firenze per lui...".3oAnderseits hatte der Papst schon vorher Ni- kolaus von Schonberg zu seinem Delegierten fur den in Aussicht stehenden Kongress bestimmt. Dariiber schrieb er am 4.1.1517 an I<onig Franz I., liber den er noch kurz vorher gdiussert hatte(loc. cit., p. 233),,11 Christianissimo re fa ogni di mille novita con nui ... ": "Vt pro nostra in vos paterna voluntate et affectu eo in conuentu vna cum nostris nunciis adsit, quo res facilius ad vniuer- salem omnium Christianorurn principum ineundarn et tractandam pacem succe- dant, hoc presertim tempore, quo propter incredibiles Turcar. tyranni succes- sus ... necesse est, vt agi per nos ea de re, si vere Christiani sumus, ne differatur"

(Pastor, Gesch. d. Papste IV,2, 1923,AnI.21).Die Diskussionen unci Prognosen uber Erfolg oder Scheitern der Gesprache, die rastlos-geheimnisvolle diploma- tische Aktivitat, Nachrichtenhunger und Geruchte, die sich kreuzenden Inte- ressen auch der Kardinale spiegeln Sanutos Aufzeichnungen lebendig wider (DiariiXXIII/XXIV, Januar bis April 15 17,passim). Fur Erasmus w~irenviel- leicht, ha.tte er von diesen politischen Barometerschwankungen mehr erfahren, die Geriichte urn Chievres zur J ahreswende 1516 interessant gewesen: seine Stellung beim Konig sei plotzlich erschiittert, wahrend er noch kurz vorher (Sanuto XXIII,284)als der allmachtige Staatsmann in Flandern gegolten hatte.

Doch weiss man schon Ende Januar - unterm 12.2.1517 dementiert Sanuto (loc. cit., 602) -, dass man weiter mit ihm rechnen muss. Spielte diese Rlicksicht mit bei der Ernennung des Antoine Bohier du Prat, Erzbischofs von Bourges, zum Kardinal am1.April15 17(Pastor,loco cit., AnI. 24)? Gewiss - er entstamm- te dner der gerade jetzt an Gewicht zunehmenden Familien Frankreichs, aber er war doch auch ein Verwandter von Chievres und es war Karl V., der seine Ernennung betrieb. Ubrigens ist auch ein Neffe von Chievres, Guillaume de Croy, Bischof von Cambrai, im selben Jahr zum Karclinal erhoben worclen.31 -

Schliesslich der Ausgang all der Projekte, mit denen sich so viele Hoffnungen des Erasmus, der burgundischen Politik, so viele franzosische Berechnungen und geheime Angste des Papstes verbunden hatten: Sanuto oder vielmehr sein Gewahrsrnann, in diesem Fall der Schatzmeister Franz' 1., Robertet - es ist der- selbe, der spater, am7.7.I523einen einladenden Brief seines Konigs an Erasmus mitunterzeichnete (Ep. 1375) - lasst das Ganze enclen wie eine Posse: "e 10 abochamento non sara si presto e l'hanno rimesso a la fin cli April; la causa:

perche quelli do reali (Maximilian unci I<arl also) non essendo in ordine cli vesti- menti e di tanti personagii come il re Christianissimo, si voleno in questo tempo meter in ordine" (XXIV, 108). Und im nachsten Monat (April) erfahrt Sanuto (143): "che ... 10 abbochamento non sara e che l'emperador e moho

30Cf. I Diarii di Marino Sanuto, XXII-XXV, edd. Frederico Stefani, Guglielmo Berchet, Nicolo Barozzi, Venezia, 1888/89, Marz 1516-August 1518. Hier:DiariiXXIII,p. 571.

3ICf. G. Dansaert,Guillaume de Croy - ChievresditleSageI 4J8-I f2I,Paris,1942,p.153,n.2.

Die Ausstattung des Neffen durch Chievres p. 271 sq. Die Ernennung wurde am2.4.1517 ausgesprochen.

(28)

20 QVERELA PACIS (EINLEITUNG)

vario... ". - Vo11ends zum Saboteur weiterer Verhandlungen wird der Kaiser in den Augen van Jean Barrillon (cf.supra, p. 14): Vie1 sei an dem "kleinen Ver- trag" ohnehin nicht gewesen, und nun konne die damals auf Mai (1) verscho- bene Zusammenkunft der Fiirsten nicht einmal stattfinden, "car l'empereut usoit dissimulation et revela les secretz des ouvertures (sie betrafen besonders Italien) qui furent faictes

a

ladicte dyette de Cambrai au Pape Leon X et au Roy d'Angleterre"UournalI, p. 272). Wenn die Abmachungen vom 11.3. im Mai und J uli noch ratifiziert wurden, so gaIt das ehen den von vornherein briichigen italienischen PHinen in erster Linie und fiihrte nicht zum Frieden, sondern eher weiter von ihm ab.32

"Nec detractat inclytus Angliae rex Henricus" beschliesst Erasmus (p. 99, 11. 899-900) die Reihe seiner eintrachtigen Fiirsten. Aber wiederum war die Situation kompliziert. Wenn er sich mit seinem Freunde Tunstall besprach, der seit Januar 1516zu Brusse1 die Erneuerung friiherer Hande1svertdige mit den Niederlanden betrieben hatte, dann mag ihm dessen Massigung Eindruck ge- macht haben. Noch ein Jahr nach diesem Abkommen riet Tunstall dem Kardi- nal Wolsey (13.2.1517) :"in any wise to entertain such amity, as is already be- twixt the Emperor, the I<'ing our master, and also betwixt our master and the king of Castile, lest in other ways doing the king should remain destitute of friends". Eine solche HaItung verstand sich damals in England nicht mehr von se1bst. Einer moglichen Annaherung des I<.aisers an Frankreich sah man dart sett langerem misstrauisch entgegen. "Iudas non dormit" warnte Richard Pace den Kardinal im J anuar 15 17. Wolsey selber hatte davon gesprochen, man miisse auch die burgundische Politik vom "morbus Gallicus" kurieren, das hiess: Le Sauvage und Chievres ausschalten. Anderseits gingen seit einiger Zeit unkon- trollierbare Geriichte urn, Frankreich werde sich mit England arrangieren. Die Situation besserte sich aber jedenfalls nicht im Sinne des Erasmus. Flinf Tage nach jenem Rat zur Freundschaft trotz aller Skepsis schrieb Tunstall wieder an den I<.ardinal. Diesmal zusammen mit dem Earl of Worcester. Der Briefbeginnt mit der Mitteilung, dass Maximilian dem Vertrag von Noyon beigetreten sei (am14.Januar). Wie solI man sich nach diesem Betrug zum Kaiser ste11en? Die Hoflichkeit ist jetzt ausschliesslich zur Maske geworden: "to give good words for good words, which yet they give us, thinking our heads to be so gross that we perceive not their abuses".

Es scheint, das gerade um den 1 1.Marz I517die ersten gegenlaufigen Ten- denzen festere Gestalt annahmen, die dem Vertrag van Cambrai zugunsten einer englisch-franzosischen Verstandigung sein Gewicht nehmen sollten.

J edenfalls: als belastet genug empfand man in England das VerhaItnis zu den kontinentalen Machten.32a

32Lanz, Mon. Habsburg. II,1,nr.12,p. 37 sqq.: Ratification des Vertrags von Cambray nebst geheimen Zusatzartikeln, Lierre 14. Mai und Abbeville, 14. Juli 1517.

32aBrewer, op. cit., p. 166 sq., p. 170 sqq. - P.S. Crowson, Tudor Foreign Policy, New York, 1973, p. 78 sqq.

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