Schweizerische Ärztezeitung
SÄZ – BMS Bulletin des médecins suisses – Bollettino dei medici svizzeri – Gasetta dals medis svizzers
Offizielles Organ der FMH und der FMH Services www.saez.ch
3 1 7. 1 . 2 01 8
39 Editorial
Fakten gegen Behauptungs- politik: Und sie dreht sich doch
45 FMH
Repräsentative Studie im Auftrag der FMH:
Die Ärzteschaft ist offen für neue Finanzierungsmodelle
84 «Zu guter Letzt»
von Jean Martin
Die (für mich) neue Welt der Hypervernetzung
40 FMH
Regionale Variabilität von stationären Behandlungen in der Schweiz –
neuer Versorgungsatlas verfügbar
Dr. med. et lic. phil. Bruno Kesseli, Mitglied FMH (Chefredaktor);
Dipl.-Biol. Tanja Kühnle (Managing Editor);
Dr. med. vet. Matthias Scholer (Redaktor Print und Online);
Dr. med. Werner Bauer, Mitglied FMH; Prof. Dr. med. Samia Hurst;
Dr. med. Jean Martin, Mitglied FMH; Dr. med. Jürg Schlup, Präsident FMH; Prof. Dr. med. Hans Stalder, Mitglied FMH;
Dr. med. Erhard Taverna, Mitglied FMH
PD Dr. theol. Christina Aus der Au; Prof. Dr. med. Lazare Benaroyo, Mitglied FMH; PD Dr. phil., dipl. Biol. Rouven Porz
Redaktion Medizingeschichte
Prof. Dr. med. et lic. phil. Iris Ritzmann; Prof. Dr. rer. soc. Eberhard Wolff Redaktion Recht
Hanspeter Kuhn, Leiter Rechtsdienst der FMH
FMH
EDITORIAL: Jürg Unger-Köppel
39 Fakten gegen Behauptungspolitik: Und sie dreht sich doch
AKTUELL: Claudia Berlin, Adrian Spörri, Lukas P. Staub, Marcel Zwahlen, Marcel Widmer 40 Regionale Variabilität von stationären Behandlungen in der Schweiz Der im Internet frei
zugängliche Versorgungsatlas gibt erstmals einen systematischen Überblick über die regionalen Unterschiede in der stationären Behandlung in der Schweiz. Der vom Berner Institut für Sozial- und Präventivmedizin und dem Obsan entwickelte Atlas bildet gegenwärtig rund 30 der häufigsten stationären Behandlungen in Schweizer Akutspitälern ab und ermöglicht so die Identifikation von Behandlungen mit grossen regionalen Unterschieden.
AKTUELL: Beatrix Meyer, Cloe Jans, Lukas Golder
45 Die Ärzteschaft ist offen für neue Finanzierungsmodelle
AKTUELL: Claudia Blackburn
49 Zeitungsabo-Verwaltung auf myFMH 50 Personalien
Organisationen der Ärzteschaft
FMP: Martin Igual
52 Offener Brief an Bundespräsident Berset
Weitere Organisationen und Institutionen
TRENDTAGE GESUNDHEIT LUZERN: Reinhold Sojer 54 Eine neue Strategie «eHealth» für die Schweiz
INHALTSVERZEICHNIS 38
Impressum
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Hinweis: Alle in dieser Zeitschrift pu- blizierten Angaben wurden mit der grössten Sorgfalt überprüft. Die ange- gebenen Dosierungen, Indikationen und Applikationsformen, vor allem von Neuzulassungen, sollten in jedem Fall mit den Beipackzetteln der verwende- ten Medikamente verglichen werden.
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Weitere Organisationen und Institutionen
LUNGENLIGA: Philippe Giroud, Milo Puhan, Mathias Früh, Daniela Zimmermann-Fehr, Marianne Ehrler 56 Konkrete Erfolge des ambulanten Chronic Care Managements
Briefe / Mitteilungen
60 Briefe an die SÄZ
63 Facharztprüfungen / Mitteilungen
FMH Services
66 Seminare / Séminaires / Seminari 70 Stellen und Praxen (nicht online)
Tribüne
PUBLIC HEALTH: Adrian Ritter 78 Lärm geht ans Herz
Horizonte
STREIFLICHT: Jann P. Schwarzenbach 80 Sprachkurs rund ums Sterbezimmer
AUSSTELLUNG: Erhard Taverna 82 Hallo, Nachbar!
Zu guter Letzt
Jean Martin
84 Die (für mich) neue Welt der Hypervernetzung
HUBER
Fakten gegen Behauptungspolitik:
Und sie dreht sich doch
Jürg Unger-Köppel
Dr. med., Mitglied des FMH-Zentralvorstandes, Departementsverantwortlicher Stationäre Versorgung und Tarife
Es ist leicht, Behauptungen aufzustellen. Damit wird viel Politik gemacht. Diese Tendenz ist nicht neu.
Lange wurde behauptet, dass die Erde eine Scheibe sei oder dass die Sonne um die Erde kreise. In neuerer Zeit wurde behauptet, dass die DRG zu bloody exits – blu
tigen Austritten − führen würden. Die angewandte Strategie ist einfach: Man möchte etwas erreichen und verkauft die gewünschte Massnahme als wirksame Medizin gegen das, was man behauptet. Je lauter man dabei schreit und je besser die Abbildung dieses Schreis in den Medien gelingt, desto schneller glau
ben alle, dass die Behauptung auch wahr sei. Über die Ärzteschaft und ihr Wirken wird immer wieder sehr viel behauptet, orchestriert mit lautem Auf
schreien in den Medien. Dabei ist es meist einfach zu er
kennen, welche Massnahmen mit den aufgestellten Be
hauptungen der Bevölkerung verkauft werden sollen.
Gute Medizin beruht nicht auf Behauptungen, sondern auf sorgfältig erarbeiteten Tatsachen. Dies ist natürlich viel ressourcenintensiver, als einfach Behauptungen aufzustellen. Fakten gewinnt man mit wohl geplanten und aufwendig durchgeführten Untersuchungen. So gelingt der Fortschritt in der Medizin. Die gleiche Sorg
falt wendet die FMH an, um die Anliegen der Ärzte
schaft in der Öffentlichkeit glaubwürdig vertreten zu
können. Dazu braucht es sorgfältig erhobene Zahlen.
Die FMH befragt zu diesem Zweck regelmässig die Ärz
teschaft in den Spitälern der Somatik, der Psychiatrie und der Rehabilitation sowie aus der Praxis zu aktuel
len Themen aus dem Gesundheitswesen, um die Erfah
rungen von der Front des ärztlichen Handelns quanti
tativ zu erfassen.
Rohe Zahlen alleine können aber auch in die Irre füh
ren. Wir kennen das Beispiel vom Rückgang der Stör
che in Norddeutschland und dem parallelen Gebur
tenrückgang. Deshalb müssen die Zahlen mittels geeigneter Fragen sorgfältig erhoben und die Antwor
ten mit Bedacht ausgewertet werden. Das Departe
ment Stationäre Versorgung und Tarife arbeitet aus diesem Grund mit dem Forschungsinstitut gfs.bern zusammen, um das medizinische Wissen und die Be
fragungsmethoden für die Auswertungen optimal zu koppeln.
Unsere medizinischen Lehrer haben uns eingepaukt, dass ein überraschender Laborwert auch eine falsche Messung sein und damit einem Artefakt entsprechen kann. Also lernten wir, solche Werte zuerst zu über
prüfen, bevor wir Massnahmen ergreifen durften. Die
selbe Methode wenden wir auch bei unserer Erhebung an. Durch die jährliche Wiederholung der Befragung wollen wir sicherstellen, dass wir keine Zufallsresul
tate generieren und an die Öffentlichkeit tragen, son
dern gesichertes Wissen. So gewinnen wir nicht nur verlässliche Daten, sondern können auch Entwicklun
gen über die Zeit gut abbilden. Und ein Trend zeigt sich in unseren Resultaten, der besonders Besorgnis erre
gend ist: Die Ärztinnen und Ärzte beginnen langsam die Freude an ihrem Beruf zu verlieren. Umso wich
tiger ist es deshalb, dass die erhobenen Zahlen ernst genommen werden und daraus die richtigen Schlüsse auch ausserhalb der Ärzteschaft gezogen werden, be
sonders in der Politik!
Weitere Resultate der neusten gfs.bernBefragung der Ärzteschaft und den Vergleich mit den Vorjahren fin
den Sie in dieser Ausgabe der Schweizerischen Ärzte- zeitung auf Seite 45.
Die gleiche Sorgfalt wendet die FMH an, um die Anliegen der Ärzteschaft in der Öffentlichkeit glaubwürdig vertreten zu können.
Die jährliche Befragung stellt sicher, dass keine
Zufallsresultate an die Öffentlichkeit gelangen,
sondern gesichertes Wissen.
Neuer Versorgungsatlas verfügbar
Regionale Variabilität von stationä- ren Behandlungen in der Schweiz
Claudia Berlin, Adrian Spörri, Lukas P. Staub, Marcel Zwahlen, Marcel Widmer
Alle Autoren vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern ausser Marcel Widmer vom Schweizerischen Gesundheitsobservatorium Obsan
Der im Internet frei zugängliche Versorgungsatlas (www.versorgungsatlas.ch) gibt erstmals einen systematischen Überblick über die regionalen Unterschiede in der stationären Behandlung in der Schweiz. Der vom Berner Institut für Sozial- und Präventivmedizin und dem Obsan entwickelte Atlas bildet gegenwärtig rund 30 der häufigsten stationären Behandlungen in Schweizer Akutspitälern ab und er- möglicht so die Identifikation von Behandlungen mit grossen regionalen Unter- schieden. Dies bildet die Grundlage, um anschliessend mögliche Gründe für die Unterschiede in den Regionen zu erkennen und eingehender zu analysieren.
Die Beschreibung regionaler Unterschiede in der Rate von medizinischen Behandlungen oder chirurgischen Eingriffen ist ein nützliches Element, um sich ein Bild über das Funktionieren eines nationalen Gesundheits- systems zu machen. Ungerechtfertigte (unwarranted) geographische Unterschiede beobachten wir bei Varia- tionen in der medizinischen Praxis, die nicht auf die Krankheitslast einer Region, den medizinischen Be- darf oder die Präferenzen der Patienten zurückzufüh- ren sind. Diese Variationen sind vielmehr Ausdruck ei- ner unterschiedlichen medizinischen Praxis, Faktoren
auf Ebene des Spitals (Infrastruktur, Erreichbarkeit u.Ä.) oder auf Ebene des Gesundheitssystems insge- samt (Tarifierung, alternative Angebote im ambulan- ten Bereich, gesetzliche Bestimmungen etc.) sowie ei- ner Kombination dieser möglichen Ursachen.
Frühere Arbeiten zeigten mit der Methode kleinräumi- ger geographischer Analysen, dass die Häufigkeit von Hospitalisationen für orthopädische Operationen stark zwischen Versorgungsregionen der Schweiz variiert [1–4]. Für viele andere medizinische Eingriffe in der Schweiz fehlten bisher detaillierte Informationen.
Eine umfassendere Beschreibung von geographischen Mustern der Inanspruchnahme von Gesundheits- leistungen wird aber benötigt, um die Zukunft unseres Gesundheitswesens evidenzgestützt planen zu kön- nen und Hinweise auf mögliche Fehlentwicklungen im Gesundheitswesen zu erhalten. Das Berner Institut für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM) und das Ge- sundheitsobservatorium Obsan haben gemeinsam den Schweizer Atlas der Gesundheitsversorgung ent- wickelt. Das Projekt ist von der Bangerter-Stiftung für Versorgungsforschung und vom Obsan finanziert wor- den. Dieser Atlas macht hier einen ersten Schritt der Systematisierung, ist transparent im Internet verfüg- bar (http://www.versorgungsatlas.ch/) und beschreibt momentan etwa 30 stationäre Behandlungen. Wäh- rend einige Bereiche wie Orthopädie oder Kardiologie bereits gut abgedeckt sind, bestehen in anderen Berei- chen noch grosse Lücken. Mit Hilfe des Versorgungs- atlas können Behandlungen mit grossen geographi- schen Unterschieden identifiziert werden. Erst wenn
Medizinische Statistik der Kranken
häuser
Datenquelle für die Erstellung des Versorgungsatlas sind die vom Bundesamt für Statistik (BFS) erhobene medizinische Statis
tik der Krankenhäuser, welche jedes Jahr die Daten aller Hospi
talisierungen in den schweizerischen Krankenhäusern erfasst. Es werden sowohl soziodemographische Informationen der Patien
ten wie Alter, Geschlecht, Wohnregion als auch administrative Daten wie Versicherungsart oder Aufenthaltsort vor der Hospita
lisierung und medizinische Informationen wie Diagnosen und Behandlungen erhoben. Für die regionale Beschreibung wurden aufgrund der Wohnregion der Patienten und der Standortregion der Spitäler behandlungsspezifische SpitalVersorgungsregio
nen gebildet. Zudem wurden alle Auswertungen auch nach Wohnkanton der Patienten durchgeführt. Es wurden nur Spital
behandlungen von Personen mit Wohnsitz in der Schweiz be
rücksichtigt. Die Klassifizierung der Diagnosen erfolgt durch die Verwendung der ICD10Codes (International Classification of Diseases Version 10) und die Klassifikation der Behandlung durch die Schweizerische Operationsklassifikation (CHOP).
FMH Ak tuell 40
diese bestimmt sind, lassen sich in einem zweiten Schritt anhand von vertieften Analysen Erklärungs- ansätze prüfen.
Methodische Vorgehensweise
Datengrundlage für den Versorgungsatlas ist die medi- zinische Statistik der Krankenhäuser, die Angaben zu stationär hospitalisierten Personen aller Schweizer Spitäler einschliesst und durch das Bundesamt für Statistik national zusammengefasst wird. Dieser Da- tensatz enthält Informationen zu Wohnort, Diagnosen (ICD-10-Codes) und Behandlungen (CHOP-Codes) aller in der Schweiz stationär behandelten Patienten. Für eine regionale Beschreibung sind weitere Daten der Krankenhausstatistik (Spitalstandort, Spitaltyp) und der Bevölkerung und der Haushalte (Populations- daten) nötig. Diese anonymen Daten werden zur Be- rechnung von regionalen Hospitalisationsraten für verschiedene medizinische Interventionen mittels der Methode der «Small Area Analysis» verwendet, bei der
interventionsspezifische Spitalregionen gebildet und in der Analyse verwendet werden [1]. Die Spitalregio- nen werden so konstruiert, dass ein Grossteil der in einer Region wohnenden Personen sich in Spitälern innerhalb dieser Region behandeln lassen. Natürlich können die Regionen nie so gebildet werden, dass sich 100% innerhalb behandeln lassen – ausser man erklärt die ganze Schweiz zu einer Region. Die Regionen wer- den jeweils spezifisch für die untersuchte Behandlung oder die Gruppe von Behandlungen gebildet. Hochspe- zialisierte und seltenere Eingriffe werden nur an weni- gen Standorten durchgeführt. Das spiegelt sich dann in grossen Spitaleinzugsgebieten wider. Hingegen wer- den einfachere und häufigere Eingriffe von vielen Spi- tälern durchgeführt, so dass die Spitaleinzugsgebiete kleiner und zahlreicher sind. So wurden für die Be- handlungen am Herz 19 Spitalregionen und für die Behand lungen am Bewegungsapparat 61 Regionen ge- bildet.
Die Behandlungsraten pro Region wurden zusätzlich alters- und geschlechtsstandardisiert. Dabei wird be-
Tabelle 1: Bisher im Versorgungsatlas beschriebene Behandlungen.
Innere Organe Bewegungsapparat Gynäkologie und Geburtshilfe Querschnittsbereiche
Viszeralchirurgie Chirurgie des Bewegungsapparates Geburtshilfe Kindermedizin
– Laparoskopische Appendektomie – Arthroskopische Meniskektomie am Knie – Sectio caesarea – Pädiatrie total – Laparoskopische Cholezystektomie – Plastische Rekonstruktion bei Hallux valgus
– Ösophagogastroduodenoskopie – Offene Reposition einer distalen Radiusfraktur mit innerer Knochenfixation – Ösophagogastroduodenoskopie
mit geschlossener Biopsie – Plastische Rekonstruktion der Rotatoren
manschette
– Operation einer Inguinalhernie – Totalendoprothese des Hüftgelenks – Totalendoprothese des Kniegelenks
Gefässe Wirbelsäulenchirurgie
– Crossektomie und Stripping der V. saphena magna
– Dekompression am Spinalkanal (ohne gleichzeitige Diskushernie) – Einsetzen von totaler Diskusprothese – Fusion (Spondylodese)
– Kyphoplastie – Vertebroplastie Herz
– Herzchirurgie total – Bypass
– Herzkatheter ohne Stents – Stents
– Koronarangioplastik mit Ballons (PTCA)
Urologie
– Transurethrales Entfernen einer Obstruktion von Ureter und Nierenbecken,
Entfernung eines Harnsteines
– Transurethrale Exzision oder Destruktion von Harnblasengewebe
– Transurethrale Prostatektomie
rücksichtigt, dass Regionen unterschiedliche demo- graphische Zusammensetzungen bezüglich Alter und Geschlecht haben können. Das ermöglicht den Ver- gleich zwischen den Regionen und über die Zeit. Idea- lerweise würde man zusätzlich für Unterschiede im Gesundheitszustand der Bevölkerung in den Regionen standardisieren. Dies ist aber leider nicht möglich, weil dazu keine verlässlichen regionalen Daten vorliegen.
Neben den standardisierten Behandlungsraten enthält der Versorgungsatlas für jede beschriebene Behand- lung auch Informationen zur Gesamtvariation und zur systematischen Komponente der Variation (SCV – sys- tematic component of variation) der Raten über die Re- gionen hinweg. Die Gesamtvariation wurde in zwei Schritten berechnet. Zuerst wurde für jede Region das Verhältnis der Anzahl der beobachteten Fälle zur An- zahl der erwarteten Fälle berechnet, so als würden in der Region die gesamtschweizerischen altersspezifi- schen Raten für Männer und Frauen vorliegen. In einem zweiten Schritt wurde die Variabilität des Logarithmus dieses Verhältnisses über die Regionen berechnet.
Zusätzlich zur Gesamtvariation wurde dann berech- net, welche Variation über rein zufällige Schwan- kungen in den regionalen standardisierten Behand- lungsraten hinausgeht. Dazu wurde die systematische Komponente der Variation (SCV) gemäss der Arbeit von McPherson berechnet [5]. McPherson schlägt fol- gende Interpretation dieses SCV-Wertes vor: Ein SCV- Wert kleiner als 3 weist auf eine niedrige Variabilität der regionalen Behandlungsraten hin. Ein SCV-Wert grösser 3 deutet darauf hin, dass die Variation vermut- lich mehrheitlich durch Unterschiede in der Ausübung
der medizinischen Praxis entstand. Bei einer SCV zwi- schen 5.4 und 10 bestehen grosse Unterschiede unter den Regionen, und bei einer SCV grösser als 10 ist von sehr grossen Unterschieden bei der medizinischen Praxis zwischen den Regionen auszugehen, die schwie- rig zu erklären sind.
Konkrete Beispiele
KaiserschnittrateIm Versorgungsforschungsatlas wurden anhand der CHOP-Codes 741X1, 741X2, 740, 741 und 742 Kaiser- schnitte identifiziert. Von 2013 bis 2015 stieg die Anzahl an Kaiserschnitten schweizweit leicht von 26 943 auf 27 780 an. Die standardisierte Rate (pro 1000 erwach- sene Frauen im gebärfähigen Alter [18–50 Jahre]) stieg entsprechend auch leicht von 14.49 auf 14.84 an. Die Ge- samtvariation 2015 fiel mit 2.29 gering aus, ebenso die SCV mit 1.91, was eine geringe regionale Variabilität ist. Idealerweise würde man für die Betrachtung der Kaiser schnittraten auch die regionale Variabilität der Geburtenraten mitberücksichtigen.
Totalendoprothese des Hüftgelenks
Die Totalendoprothese des Hüftgelenks wird mit dem CHOP-Code 8151 gekennzeichnet. Die Gesamtzahl der durchgeführten Eingriffe stieg zwischen 2013 und 2015 von 18 387 auf 19 719 an. Die Gesamtvariation 2015 war mit 2.07 eher gering, und die SCV war mit 1.58 ebenfalls klein, was darauf hinweisen könnte, dass schweizweit der Bedarf und die Indikation für diesen Eingriff rela- tiv einheitlich sind.
Abbildung 1: Kaiserschnittrate (pro 1000 18–50jährige Einwohnerinnen) nach Regionen, 2015.
FMH Ak tuell 42
Arthroskopische Meniskektomie am Knie Die arthroskopische Meniskektomie am Knie wurde über die zwei CHOP-Codes 806X10 und 806X11 identi- fiziert. Hierbei handelt es sich nur um die stationär durchgeführten Eingriffe. Im Gegensatz zu den ande- ren zwei Beispielen ist die Anzahl dieses Eingriffes von 2013 (22 122) bis 2015 (20 896) leicht zurückgegangen.
Dementsprechend reduzierte sich auch die standardi- sierte Rate von 3.32 auf 3.06. Zwar ging auch die Ge-
samtvariation zurück, ist aber mit 20.93 im Jahr 2015 recht hoch, ebenso wie der SCV-Wert mit 20.47. Dies spricht für eine sehr grosse Variation. Bei diesem Ein- griff ist es allerdings schwierig, diese doch recht grosse Variabilität zu interpretieren, da dieser Eingriff auch ambulant recht häufig durchgeführt wird. Die hohe Variabilität könnte also die unterschiedlichen Ent- scheidungen in den jeweiligen Regionen widerspiegeln, ob dieser Eingriff stationär oder ambulant durchge- Abbildung 2: Rate (pro 1000 Einw.) von Eingriffen mit einer Totalendoprothese des Hüftgelenks, 2015.
Abbildung 3: Rate (pro 1000 Einw.) einer arthroskopischen Meniskektomie, 2015 (nur stationär).
führt wird. Dieses Beispiel illustriert auch eine der Schwächen des zurzeit vorliegenden Versorgungsatlas:
nämlich, dass nur stationär durchgeführte Behandlun- gen/Eingriffe beschrieben werden können, wenn man sich auf die Daten der Spitalstatistik abstützt. Seit Ende 2017 liegen nun auch die Daten zu den ambulanten Be- handlungen im Spital vor, so dass die Analysen dieser Eingriffe zukünftig mitberücksichtigt werden können.
Ausblick
In einem ersten Schritt sollen die Angaben des Ver- sorgungsatlas nicht nur in Deutsch, sondern auch in Französisch vorliegen. Weiter sollen im Dialog mit Fach experten Kommentare und Interpretationen der festgestellten Variation erarbeitet werden. Der Atlas ist als eine Dienstleistung für verschiedene Stakeholders
(Bund, Kantone, Forscher etc.) aufgebaut worden und soll auch als Datengrundlage für weitere vertiefte Auswertungen dienen. Eine Ausweitung auf weitere Behandlungen und Eingriffe ist dann in einem wei- teren Schritt vorgesehen, etwa auch auf ambulante Behandlungen im Spital. Wir nehmen Vorschläge, welche Eingriff e als Nächstes beschrieben werden soll- ten, gerne unter diesen Kontaktadressen entgegen:
marcel. widmer[at]bfs.admin.ch, adrian.spoerri[at]ispm.
unibe.ch.
Bildnachweis FMH
Literatur
1 Klauss G, Staub L, Widmer M, et al. Hospital service areas – a new tool for health care planning in Switzerland. BMC health services research. 2005;5:33.
2 Matter-Walstra K, Widmer M, Busato A. Analysis of patient flows for orthopedic procedures using small area analysis in Switzer- land. BMC health services research. 2006;6:119.
3 Widmer M, Matter P, Staub L, et al. Regional variation in ortho- pedic surgery in Switzerland. Health Place. 2009;15(3):761–8.
4 Busato A, Widmer M, Matter P. Variation in incidence of ortho- paedic surgery between populations with basic or basic plus sup- plementary health insurance in Switzerland. SwissMed Wkly.
2011;141:w13152.
5 McPherson K, Wennberg JE, Hovind OB, et al. Small-area variations in the use of common surgical procedures: an international com- parison of New England, England, and Norway. N Engl J Med.
1982;307(21):1310–4.
Korrespondenz:
Marcel Zwahlen Finkenhubelweg 11 CH-3012 Bern marcel.zwahlen[at]ispm.
unibe.ch
Dialoggruppe Forschungsschwerpunkt Versorgungs forschung
Versorgungsforschung ist für die Ärzteschaft ein wichtiger und wegweisender Wissenschaftsbereich. In Zeiten des Umbruchs und der Veränderungen im Gesundheitswesen (neue Finanzie
rungsmodelle, demographische Veränderungen, steigende Ge
sundheitskosten usw.) ist eine akademisch verankerte Forschung im Bereich der ärztlichen Versorgung zwingend nötig. Dies hat auch der Nationalfonds erkannt und 2015 mit dem NFP 74 «Ge
sundheitsversorgung» ein nationales Schwerpunktprogramm zur Versorgungsforschung lanciert (http://www.nfp74.ch/de). Um wissenschaftliche, von Partikulärinteressen unabhängige Grund
lagen schaffen zu können, unterstützen die Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH), die Konferenz der Kanto
nalen Ärztegesellschaften (KKA) sowie NewIndex gemeinsam den Forschungsschwerpunkt Versorgungsforschung am ISPM Bern. Eine Dialoggruppe dient als Informations und Austausch
plattform: Vertreter der Organisationen und der Forschungsgrup
pen diskutieren regelmässig die laufenden und geplanten Arbei
ten im Bereich der Versorgungsforschung. Die Dialoggruppe verfolgt zudem das Ziel, die Akzeptanz und Sensibilisierung in
nerhalb der Ärzteschaft für diesen Wissenschaftsbereich zu för
dern. Die Dialoggruppe steht ihrer Basis offen für Themen, Dis
kussionsvorschläge sowie für weitere Fragen und Informationen.
Die Abteilung Daten, Demographie und Qualität DDQ der FMH übernimmt die Koordination der Dialoggruppe und steht für wei
tere Informationen und Auskünfte gerne zur Verfügung: ddq[at]
fmh.ch oder Tel. 031 359 11 11.
FMH Ak tuell 44
Repräsentative Studie im Auftrag der FMH
Die Ärzteschaft ist offen für neue Finanzierungsmodelle
Beatrix Meyera, Cloe Jansb, Lukas Golderc
a Leiterin Abteilung Stationäre Versorgung und Tarife, FMH; b Projektleiterin gfs.bern; c Co-Leiter gfs.bern
Die Ärztinnen und Ärzte befürworten eine einheitliche Finanzierung im ambu
lanten und stationären Sektor. Dadurch könnten Fehlanreize reduziert werden.
Z unehmend belastet werden die Ärzte durch den stetig steigenden Dokumenta
tionsaufwand: Die Spitalärzte der Akutsomatik verbringen durchschnittlich pro Tag 26 Minuten mehr mit Dokumentieren als im Jahr 2011.
Seit sechs Jahren rechnen die Spitäler in der stationä
ren Akutsomatik mit SwissDRG ab. Die Leistungen der stationären Erwachsenenpsychiatrie werden seit An
fang 2018 mit TARPSY vergütet. Für die stationäre Re
habilitation ist die Einführung des Tarifsystems ST Reha im Jahr 2020 geplant. Zudem stehen umfangrei
che Änderungen des Finanzierungssystems des Schweizer Gesundheitswesens zur Diskussion. Um allfällige Fehlentwicklungen frühzeitig zu erken
nen, führt das Forschungsinstitut gfs.bern im Auf
trag der FMH seit 2011 jährliche repräsentative Befra
gungen durch. An der jüngsten Umfrage im Sommer 2017 haben 1471 Ärztinnen und Ärzte teilgenommen.1
Zustimmung zu einheitlicher Finanzie
rung stationär – ambulant
Abgesehen vom Selbstbehalt werden heute die ambu
lanten Leistungen durch die Versicherer alleine vergü
tet. Im stationären Sektor bezahlen die Kantone hinge
gen mindestens 55% bei Leistungen der Listenspitäler.
Deshalb ist es für die Versicherer oft kostengünstiger, wenn der Patient stationär statt ambulant behandelt wird. Es bestehen also Fehlanreize, die das Schweizer Gesundheitswesen insgesamt verteuern. Die akut
somatisch tätigen Spitalärzte stellten in ihrem Arbeits
bereich durchschnittlich 4,4 Mal pro Monat fest, dass der Entscheid spitalambulant vs. stationär nicht aus medizinischen Gründen erfolgte. Eine relative Mehr
heit der befragten Ärztinnen und Ärzte ist denn auch mit der heutigen Finanzierung nicht zufrieden. Das Bedürfnis nach neuen Lösungen ist also durchaus spürbar. Eine einheitliche Finanzierung sowohl im sta
tionären als auch im ambulanten Bereich geniesst da
bei mit Abstand die grösste Zustimmung. Die Kantone
würden sich dabei sowohl im ambulanten als auch im stationären Sektor gleichermassen beteiligen, bei
spielsweise mit einem Finanzierungsanteil von 25%.
32% der praxisambulant tätigen Ärzte sowie 37–44%
der in der Rehabilitation, Akutsomatik und Psychiatrie engagierten Spitalärzte befürworten diese Lösung.
Eine monistische Finanzierung allein durch die Ver
sicherer findet hingegen ebenso wenig Akzeptanz wie das heutige Modell. Jeder sechste Befragte ist von kei
ner dieser Lösungen überzeugt oder hat andere Ideen.
Rund ein Viertel der Befragten ist unentschlossen oder äusserte sich nicht dazu (vgl. Abb. 1).
Weiterhin Vorbehalte gegenüber Swiss
DRG und TARPSY
Eine relative Mehrheit der Ärzteschaft wünscht sich zwar einen Wechsel der Finanzierungsmodelle, das heisst eine Änderung, wer die Spitalrechnung bezahlt.
Vorbehalte haben die Ärztinnen und Ärzte hingegen weiterhin gegenüber den Tarifsystemen. Knapp die Hälfte der jeweils betroffenen Ärzte steht den Tarifsys
temen SwissDRG und TARPSY klar oder eher ableh
nend gegenüber. Weniger Vorbehalte sind in der Reha
bilitation zu verzeichnen: Rund ein Viertel der in der stationären Rehabilitation tätigen Ärzte steht der Ein
Ärzte wünschen im ambulanten Sektor die Mitfinanzierung durch die Kantone.
Neue Finanzierungsmodelle
Weitere Informationen zu neuen Finanzierungsmodellen: www.
fmh.ch → Stationäre Tarife → Publikationen → FMH-Tagung: Neue Wege der Finanzierung im Gesundheitswesen.
1 Zur ausführlichen Studie vgl. Golder et al.:
Verändertes Arbeitsum
feld und Einstellung zu neuen Finanzierungsmo
dellen. Schlussbericht 2017. www.fmh.ch → Stationäre Tarife → Begleitforschung → Entwicklung Rahmenbe
dingungen Ärzteschaft.
führung von ST Reha klar oder eher ablehnend gegen
über. Viele haben sich aber noch keine Meinung dazu gebildet. Dies könnte damit zusammenhängen, dass noch offen ist, wie genau die Einführungsversion ST Reha ausgestaltet sein wird.
Steigender Dokumentationsaufwand – weniger Zeit für Patienten
Zunehmend belastet werden die Ärztinnen und Ärzte unter anderem durch den stetig steigenden Dokumen
tationsaufwand. Die Spitalärztinnen und ärzte in der Akutsomatik verbringen durchschnittlich 19% ihrer Arbeitszeit (vgl. Abb. 2) bzw. 112 Minuten pro Tag mit Dokumenta tionsarbeiten; das sind 26 Minuten pro Tag mehr als im Jahr 2011. In der Psychiatrie beträgt der Anteil der Dokumentationsarbeit 15% und in der Reha
bilitation 18%. Für die Patientinnen und Patienten
bleibt damit imme r weniger Zeit: Die patientennahen Tätigkeiten machen in der Akutsomatik und in der Psychiatrie im Schnitt nur noch rund einen Drittel der Arbeitszeit aus, in der Rehabilitation nur rund einen Fünftel. Betroffen von der Dokumentationsarbeit sind ins besondere die Assistenzärzte: Sie verbringen in der Akutsomatik 28% ihrer Arbeitszeit mit Dokumenta
tionsarbeiten und nur 30% mit patientennahen Tätig
keiten.
Arbeitszufriedenheit sinkt trotz starker Berufsidentifikation
Die grosse Mehrheit der Ärztinnen und Ärzte identi
fiziert sich stark mit ihrem Beruf und schätzt die Team
arbeit insbesondere auch mit der Pflege. Rund 80% der akutsomatisch und psychiatrisch engagierten Spital
ärzte sind zufrieden mit ihrer Arbeitstätigkeit. In der Rehabilitation sind es 75%. Am zufriedensten mit ihrer Tätigkeit sind mit 87% die Ärzte in der ambulanten Praxis. Allerdings sinken die Zufriedenheitswerte in allen genannten Bereichen seit 2011. Besonders zu be
obachten ist dies in der Psychiatrie und in der Reha
bilitation; dort sank die Zufriedenheit seither um rund 10 Prozentpunkte. Beeinträchtigt wird die Zufrieden
Dokumentationsmuster
Zur Vereinfachung der Dokumentation hat die FMH Dokumenta- tionsmuster für Komplexcodes erstellt, neu auch für die Psych- iatrie: www.fmh.ch → Stationäre Tarife → SwissDRG → Dokumen- tationsmuster.
Abbildung 1: Gewünschtes Finanzierungssystem.
FMH Ak tuell 46
heit oft durch den hohen Zeit und Leistungsdruck, aber teilweise auch durch eine schlechte Arbeitsorga
nisation im Spital. So bemängeln 36% der Spitalärzte die Arbeitsorganisation in ihrem Spital. Die Über
stunden betragen bei Vollzeitstellen im Durch
schnitt 7,4 Stunden pro Woche. In der Akutsomatik und Rehabilitation denken deutlich mehr Spital
ärzte an eine Stelle ausserhalb des schweizerischen Ge
sundheitswesens nach als im Jahr 2013. Heute sind es in der Akutsomatik bereits 16% und in der Rehabilita
tion 17%. In der stationären Psychiatrie sind es 9% und in der Praxisambulanz konstante 6%.
Boni in der Psychiatrie und Rehabili
tation auf dem Vormarsch
Rund ein Drittel der Spitalärztinnen und ärzte werden mit variablen Lohnkomponenten vergütet. Im Vorder
grund stehen dabei zielbezogene Boni und privatärzt
liche Honorare. 9% der in der Akutsomatik tätigen Spi
talärzte beziehen einen zielbezogenen Bonus. Dieser Anteil ist im Vergleich zu den beiden Vorjahren leicht zurückgegangen. In der Psychiatrie und Rehabilitation hingegen sind die Boni auf dem Vormarsch. In der Psych iatrie beziehen 14% und in der Rehabilitation 15%
einen zielbezogenen Bonus (vgl. Abb. 3). Sofern ein Spi
talarzt zielbezogene Boni bezieht, betragen diese in
der Akutsomatik durchschnittlich 17% seines Gesamt
lohnes. Im Jahr 2013 waren es noch 20%. Spitalarztver
träge mit Bonusvereinbarungen können insbesondere
dann problematisch sein, wenn die Ziele an die Anzahl Behandlungen geknüpft sind.2 Die befragten Spital
ärzte der Akutsomatik beobachteten in ihrem Arbeits
umfeld im Monat durchschnittlich 1,5 Operationen sowi e 2,3 nichtoperative Behandlungen, die nicht me
dizinisch indiziert sind. Allerdings stellten die Spital
ärzte auch fest, dass im Monat durchschnittlich zwei Behandlungen aus Kostengründen nicht durchgeführt wurden.
Gute Qualität mit einigen Fehl
entwicklungen
Eine deutliche Mehrheit der Spitalärzte bewertet die Patientenversorgung in ihrem unmittelbaren Arbeits
bereich als sehr gut oder gut. Im Vergleich zu 2012 be
obachten in der Akutsomatik weniger Spitalärzte eine Verschiebung von multimorbiden oder chronisch kranken Patienten in andere Einrichtungen. Der Spiel
raum für die Behandlung wird nach wie vor mehrheit
Abbildung 2: Zeitaufwand für ärztliche Dokumentationsarbeit.
Die Spitalärzte der Akutsomatik erhalten weniger Boni.
2 Vgl. FMHPositionspapier zu Bonusvereinbarungen in Spitalarztverträgen.
www.fmh.ch → Stationäre Tarife → Positionen
→ Positionspapiere
→ Positionspapier der FMH zu Bonusverein
barungen in Spitalarzt
verträgen.
lich als eher oder sehr gross bezeichnet. Wie in den Vorjahren sind jedoch 15% der akutsomatisch tätigen Ärzte der Ansicht, dass die Krankenkassen einen star
ken oder sehr starken Einfluss auf die Behandlung habe n. In der Rehabilitation sind es 40% und in der Psychiatrie 26%. Die in der Rehabilitation tätigen Spi
talärzte stellten in ihrem Arbeitsbereich im Jahr 2017 durchschnittlich siebenmal pro Monat fest, dass Kran
kenkassen die Verlegung in die Rehabilitationsklinik verzögerten. 24% der praxisambulant tätigen Ärzte finde n den Entlassungszeitpunkt aus den Spitälern der Akutsomatik häufig zu früh.
Weiter beobachten – unterwünschten Auswirkungen entgegenwirken
Unabhängig davon, welche der zurzeit diskutierten Änderungen im Gesundheitswesen umgesetzt werden
Korrespondenz:
FMH Baslerstrasse 47 CH4600 Olten Tel. 031 359 11 11 Fax 031 359 11 12 tarife.spital[at]fmh.ch
Abbildung 3: Leistungsabhängige Lohnkomponenten.
Fortbildungsseminare
FMH und H+-Bildung bieten ihre Seminare aufgrund grosser Nachfrage erneut an:
Seminarreihe Führung und Management für Ärztinnen und Ärzte Medizin und Ökonomie: Intensivseminar für Ärztinnen und Ärzte Weiterführende Informationen finden Sie auf www.fmh.ch → Sta- tionäre Tarife.
– eine frühzeitige und langfristig angelegte Unter
suchung möglicher Auswirkungen ist dabei wichtig.
Denn unerwünschte Begleiterscheinungen wie bei
spielsweise der steigende administrative Aufwand ver
ursachen hohe Kosten. Eine Optimierung der Prozesse und eine gute Zusammenarbeit mit den Krankenkas
sen sind deshalb unerlässlich. Dies ist nicht nur für die Zufriedenheit der Ärztinnen und Ärzte von höchster Bedeutung, sondern kommt letztlich auch den Patien
ten zugute.
FMH Ak tuell 48
Zeitungsabo-Verwaltung auf myFMH
Claudia Blackburn
Leiterin Dienstleistungen und Mitgliedschaft
Die FMH bietet ihren Mitgliedern über das Online-Por- tal myfmh.ch eine neue Dienstleistung. Via Ihren per- sönlichen Zugang «myFMH» können Sie die Abonne- mentverwaltung der Zeitschriften des EMH Schweizerischen Ärzteverlags persönlich und ohne Rücksicht auf Bürozeiten steuern. Die neue App (myFMH.ch → EMH: Abo-Verwaltung) gibt Ihnen die Möglichkeit, jederzeit selber zu bestimmen, ob Sie ihre Zeitschriften weiterhin in Papierform und/oder im elektronischen Versand empfangen wollen.
Gestion des abonnements aux revues sur myFMH
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La FMH propose à ses membres un nouveau service par l’intermédiaire de son portail en ligne myfmh.ch. Au moyen de votre accès personnel à myFMH, vous pou- vez gérer vos abonnements aux revues des Editions médicales suisses (EMH) même en dehors des heures de bureau. La nouvelle application (myFMH.ch → EMH:
gestion des abonnements) vous donne la possibilité de décider vous-même en tout temps si vous souhaitez continuer à recevoir vos revues sur papier et/ou les ob- tenir par voie électronique.
Todesfälle / Décès / Decessi Ivo Stech (1930), † 3.10.2017, 5033 Buchs AG
Hans Ulrich Senfft (1951), † 3.11.2017, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, 6062 Wilen (Sarnen)
Ueli Kappler (1976), † 19.11.2017, Facharzt für Radiologie, 6006 Luzern
Herbert Sigg (1941), † 10.12.2017,
Facharzt für Allgemeine Innere Medizin, 8253 Diessenhofen
Praxiseröffnung /
Nouveaux cabinets médicaux / Nuovi studi medici
AG
Scherwin Talimi,
Facharzt für Urologie, FMH, Cordulaplatz 6, 5400 Baden
GE
Marc Clemente,
Spécialiste en médecine interne générale, route de Chêne 34-38, 1208 Genève
Bündner Ärzteverein
Zur Aufnahme in den Bündner Ärzteverein haben sich neu angemeldet:
Julia-Anna Frei, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, FMH, Bahnhofstrasse 41a, 7302 Landquart
Birgit Graf, Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, BrainArc-Chur GmbH, Poststrasse 22, 7000 Chur
Stefano Corra, Facharzt für Allgemeine Chirurgie, FMH, Center da Sanadad Savognin, Stradung 52, 7460 Savognin
Gwendoline Fiechter, Praktische Ärztin, FMH, Poststrasse 30, 7000 Chur
Gianetta Antonia Schäfer, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, FMH, Ottostrasse 4, 7000 Chur
Rolf Sturzenegger, Facharzt für Neurologie, FMH, Kantonsspital Graubünden, Loestrasse 170, 7000 Chur
Jeannette Nicole Gross, Fachärztin für Anäs- thesiologie, FMH, Klinik Gut, Via Arona 36, 7500 St. Moritz
Markus Oliver von Gradowski, Facharzt für Allgemeine Innere Medizin und Kardiologie, Regionalspital Surselva, 7130 Ilanz
Hans-Peter Robert Anderhub, Facharzt für All- gemeine Innere Medizin und Pneu mologie, FMH, Alvra Suot 3, 7522 La Punt Chamues-ch
Ärztegesellschaft des Kantons Schwyz Zur Aufnahme in die Ärztegesellschaft des Kantons Schwyz hat sich angemeldet:
Alicja Ditschek, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, ab 01.01.2018 in Praxis Dr. Tanja Murer, Bahnhofplatz 2, 8853 Lachen SZ tätig.
Lukas Krähenbühl, Facharzt für Chirurgie, FMH, SP Viszeralchirurgie, SP Allgemeinchir- urgie und Traumatologie, Chefarzt Chirurgie Spital Einsiedeln.
Ruth Mathes, Fachärztin für Allgemeine Innere Medizin und Anästhesiologie, seit 1.11.2018 im Ärztezentrum Reichenburg tätig.
Alessandra Reichlin, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, FMH, ab Herbst 2018 Praxistätigkeit in Schwyz geplant.
Einsprachen gegen diese Aufnahme richten Sie schriftlich innert 20 Tagen an Dr. med.
Uta Kliesch, Maria-Hilf-Strasse 9, 6430 Schwyz oder per mail an uta.kliesch@hin.ch.
Ärztegesellschaft Uri
Zur Aufnahme in die Aerztegesellschaft Uri als ordentliches Mitglied hat sich ange- meldet:
Michael Jung, Facharzt für Allgemeine Innere Medizin, FMH, tätig in der Praxis Marktgasse, Marktgasse 6, 6460 Altdorf
Einsprachen gegen diese Kandidatur müssen innerhalb von 20 Tagen seit dieser Veröffent- lichung schriftlich begründet an den Vor- stand der Aerztegesellschaft Uri eingereicht werden. Nach Ablauf der Einsprachefrist entscheidet der Vorstand über Gesuche und allfällige Einsprachen.
Ärztegesellschaft des Kantons Zug Zur Aufnahme in die Ärztegesellschaft des Kantons Zug als ordentliches Mitglied hat sich angemeldet:
Frank Klein, Praktischer Arzt, FMH, Haupt- strasse 12, 6313 Menzingen (Übernahme Pra- xis Dr. Beck und Dr. Grossmann)
Einsprachen gegen diese Kandidatur müssen innerhalb 14 Tagen seit dieser Veröffentli- chung schriftlich und begründet beim Sekre- tariat der Ärztegesellschaft des Kantons Zug eingereicht werden. Nach Ablauf der Ein- sprachefrist entscheidet der Vorstand über Gesuch und allfällige Einsprachen.
FMH Personalien 50
Personalien
Offener Brief an
Bundespräsident Berset
Martin Igual
Dr. med., Vorstandsmitglied des Verbands der freiberuflichen Ärztinnen und Ärzte FMP
Sehr geehrter Herr Bundespräsident Berset
Die Hoffnungen sind gross gewesen, als Sie als Vertre- ter unserer Generation von Ihrem Vorgänger mit dem Departement des Innern das Bundesamt für Gesund- heit übernommen haben. Hoffentlich einer, der mit Mut anpackt! Hoffentlich einer mit Weitsicht! Hoffent- lich einer, der die Weichen in die richtige Richtung stellt!
Bald sechs Jahre nach Ihrem Amtsantritt ist die Er- nüchterung gross. Angepackt und angerissen haben Sie, bestimmt. Und kürzlich haben Sie auch Standfes- tigkeit bewiesen, indem Sie nicht wie Ihre Vorgänger angesichts des Haufens der unverändert ungelösten Probleme den Amtsstab bei der erstbesten Gelegenheit weitergereicht haben und in ein neues Departement gewechselt sind. Doch gemessen an Ihren Taten hat bisher unter dem Strich leider nicht viel Zählbares her- ausgeschaut. Und auch die Krankenkassenprämien sind weiterhin am Steigen.
Unter dem Druck, endlich den grossen Wurf zu landen, suchen Sie nun das Heil als Ausdruck zunehmender Verzweiflung in Ihrem zweiten Tarifeingriff per 1.1.2018, nachdem der erste im Herbst 2014 bereits kläg- lich gescheitert war. Mit Ihren geplanten Massnahmen treffen Sie erneut mit einer Breitseite die freipraktizie- rende Ärzteschaft und hierbei nicht nur die Spezialis- ten, die als momentane «schwarze Schafe» im Fokus der Sparer und auch der Medien stehen, sondern u.a.
mit der geplanten Beschränkung der Konsultations- Minutagen auch die Grundversorger.
Ihre getroffene Entscheidung wirft doch einige Fragen auf:
– Wäre es nicht an der Zeit gewesen, vorerst einmal innezuhalten und die Mechanismen für die steigen- den Gesundheitskosten zu analysieren und hierbei den Blick nicht durch die Sie ständig umgarnenden Lobbyisten verzerren zu lassen?
– Wieso ist der Fokus Ihrer Sparbemühungen bisher noch nicht mit demselben Impetus auf die Pharma- industrie (Stichwort «überteuerte Medikamente») oder Kostenstruktur der Krankenkassen gerichtet gewesen?
– Sind Sie tatsächlich der Meinung, dass die freie Ärz- teschaft für die Kostenentwicklung verantwortlich und Ihr Tarifeingriff deshalb in dieser Form mit all seinen noch nicht absehbaren, den Berechnungs- modellen folgend aber voraussichtlich sehr ein- schneidenden Folgen für diese Berufsgruppe ge- rechtfertigt ist?
– Ist Ihnen entgangen, dass seit der angekündigten und dann auch umgesetzten Einführung der Fall- kostenpauschalen (DRG) im Stationärbereich – man musste schon damals keine hellseherischen Fähig- keiten besitzen, um diese Entwicklung vorherzu- sagen – die Kosten im ambulanten Spitalbereich explodiert sind?
– Und ist der Grund hierfür nicht darin zu suchen, dass viele Spitäler nach simpler betriebswirtschaft- licher Analyse, wie zu erwarten, als «reactio» auf die bundesrätlich angeordnete «DRG-actio» einerseits kostspielige Abklärungen vom stationären in den ambulanten Bereich verlegt und anderseits in den letzten Jahren – finanziert durch öffentliche Gel- der – ihre Ambulatorien ständig ausgebaut haben?
– Und welche, wenn nicht wirtschaftliche Überlegun- gen führen dazu, dass immer mehr öffentliche Spi- täler Dependancen an marktstrategisch wichtigen Orten wie z.B. am Flughafen Zürich oder in Ein- kaufszentren eröffnen und sich hierbei nicht ein- mal durch Kantonsgrenzen beeindrucken lassen?
– Hätte Sie ein ungetrübter Blick nicht erkennen las- sen müssen, dass im Gegensatz zu diesen kostentrei- benden Aktivitäten die vergüteten TARMED-Leis- tungen im Nicht-Spital-Bereich kaum angestiegen sind?
– Hätte Ihre Massnahme nach korrekter Analyse der Kostenanstiegsursache dann nicht eine andere sein müssen?
– Könnte bei vorhandenem politischen Willen den
«ambulanten Expansionsbestrebungen» der öffent- lichen Spitäler nicht Einhalt geboten werden?
– Doch wie gross ist dieser politische Wille, wenn man als Indikator hierfür nimmt, dass nach Einfüh- rung des TARMED die öffentlichen Spitäler – unbe- achtet vom Radar der medialen Berichterstattung
und bestimmt mit der wohlwollenden Billigung durch die kantonalen Finanzdirektoren – während Jahren für die genau gleiche Leistung mit einem drei Rappen höheren Taxpunktwert – so im Kanton Zürich – als die freipraktizierende Ärzteschaft ab- rechnen durften?
– Hätte auf Tarifebene nicht zuerst ein System zur Entflechtung der spitalgebundenen und der nicht spitalgebundenen ambulanten Kosten geschaffen werden müssen, um danach zielgerichtet Ihr Bonus- Malus-System anwenden zu können?
– Finden Sie es fair, die freipraktizierende Ärzteschaft für die erwähnten Fehlentwicklungen nun in Sip- penhaft zu nehmen?
– Müsste es Ihnen nicht vielmehr ein grosses Anlie- gen sein, dass die Praxismedizin gefördert wird, nachdem Sie hoffentlich die Studien gelesen haben, die belegen, dass Abklärungen und Behandlungen in der Arztpraxis signifikant günstiger sind als im Spitalambulatorium?
– Doch tragen die seit Jahren ausgesendeten politi- schen Signale (u.a. der jahrelange Ärztestopp) und
die nun von Ihnen geforderten neuen Hürden (u.a.
Praxis-Eignungsprüfung) dazu bei, dass sich Ärzte in Zukunft überhaupt noch für eine freiberufliche Tätigkeit entscheiden werden?
Die Hoffnung besteht noch immer, dass Sie Entschei- dungen treffen werden, welche zu einer Besserung der aktuellen verkachelten Situation beitragen, und dass Sie erkannt haben – und wenn nicht, hoffentlich nicht zu spät erkennen werden –, wie wichtig es wäre, dass Sie Rahmenbedingungen schafften, damit eine frei- berufliche Ärzteschaft wie bisher auch zukünftig ihren wesentlichen Anteil an einer kosteneffizienten Ge- sundheitsversorgung der Schweizer Bevölkerung leis- ten kann, der von ebendieser Bevölkerung hoch ge- schätzt wird.
Bitte enttäuschen Sie diese Hoffnung nicht!
Dr. med. Martin Igual Vorstandsmitglied FMP
Korrespondenz:
FMP-Sekretariat Postfach 470 CH-8702 Zollikon Tel. 043 499 40 32 Fax 044 391 32 30 sekretariat[at]fmp-net.ch
ORGANISATIONEN DER ÄRZTESCHAFT FMP 53
Eine neue Strategie «eHealth»
für die Schweiz
Reinhold Sojer
Dr., Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Stv. Abteilungsleiter Digitalisierung eHealth, FMH
Die neue Strategie eHealth Schweiz ist da. Bund und Kantone haben in einem Entwurf, welcher sich bis zum 10. Dezember 2017 in Anhörung befand [1], die «Strategie eHealth Schweiz» aus dem Jahr 2007 fortgeführt. Die Strategie umfasst drei Handlungsfelder mit 27 Zielen, die in Phasen im Zeitraum von 2018 bis 2022 umgesetzt werden sollen. Mit den festgelegten Handlungs feldern sollen die Digitalisierung gefördert, koordiniert und so- wohl Gesundheitsfachpersonen als auch Patientinnen und Patienten zur Digitalisierung befähigt werden [2].
Die Digitalisierung als Treiber eines tiefergreifenden Strukturwandels hat Auswirkungen auf fast alle gesell- schaftlichen und wirtschaftlichen Bereiche. Mit Digita- lisierung wird oftmals eine Technologisierung, die Ad- aption von neuen Informationstechnologien verstanden, welche zunehmend analoge Hilfsmittel verdrängen.
Dieser Prozess hat in den letzten Jahrzehnten durch die Verfügbarkeit leistungsfähiger Rechensysteme und
einer moderaten Kostenentwicklung rasant Fahrt auf- genommen. Intel-Gründer Gordon Moore prophezeite 1965, dass sich die Anzahl der integrierten Schaltkreise auf Computerchips alle 12 Monate verdoppeln werden, und in einem Erratum korrigierte Moore 10 Jahre spä- ter die exponentielle Zunahme auf 24 Monate [3]. Diese Aussage hat mehrere Jahrzehnte die Entwicklung von leistungsfähigen Computern im Sinne einer selbst- erfüllenden Prophezeiung beherrscht. Heute gilt sie jedoch nicht mehr, und ein Grund waren die Entwicklung von Cloud-Computing (siehe [4]) und die Vernetzung von Smart-Devices, hochspeziali- sierter Geräte, ausgestattet mit Sensoren, welche autonom oder interaktiv in einer vernetzten Um- gebung agieren [5]. Beispielhaft für diese Veränderung im Gesundheitswesen steht die Entwicklung der An- wendung «Streams» im Royal Free, London. «Streams»
ist ein vollständig digitaler klinischer Behandlungs- pfad für die Erkennung eines akuten Nierenversagens, basierend auf vernetzten, mobilen Technologien [6].
Jede Revolution hat ihre Opfer, so auch die digitale Re- volution. Einerseits treten mit der Technologisierung neue Themen wie Datenschutz,1 Risiken der digitalen Vernetzung und Transparenz oder die digitale Kompe- tenz in den Vordergrund. Andererseits sind Prozesse, die sehr stark abhängig sind von physischen Einrich- tungen und Personal, disruptiven Veränderungen un- terworfen. Wir bewegen uns hiermit zum Kern einer Strategie für die Digitalisierung im Gesundheitswesen:
Die digitale Transformation und nicht die Digitali- sierung (Technologisierung) lässt neue Prozesse und Dienstleistungen entstehen, mit denen Aufgaben und Probleme effizienter und wirksamer gelöst werden können. Wie weit weg der Strategieentwurf von Bund und Kantonen von der Vorstellung einer Prozesstrans- formation ist, zeigt die Zielformulierung «Ersatz von papierbasierten durch digitale Prozesse». Auch findet die Transformation zunächst auf der gesellschaft- lichen und meist erst später auf der geschäftlichen Ebene statt. Die Transformation auf geschäftlicher Ebene orientiert sich hierbei an den Bedürfnissen der Anwender oder Konsumenten der neuen Technologien und nicht umgekehrt. Die Koordination der Digitali- sierung, wie in der Strategie als Handlungsfeld formu- liert, kann daher keine Aufgabe des Staates sein. Seine Aufgabe muss es sein, Innovationen zu fördern und wo notwendig Anreize zu setzen. Was bleibt, ist die Schaf- fung positiver Rahmenbedingungen, aus gesellschaft- licher Sicht die Positionierung des Menschen in das Zentrum der Strategie sowie die Motivation der profes- sionellen Anwender.
Auch wenn in der Strategie eHealth Schweiz 1.0 festge- halten wurde, dass der Mensch und damit die Patien- tinnen und Patienten im Mittelpunkt einer eHealth- Strategie stehen müssen, war die Umsetzung sehr technisch geprägt. Die Strategie eHealth Schweiz 2.0 steht im Zeichen der Einführung und Verbreitung EPD,
1 Im Royal Free wurden die Datenschutzbestimmun- gen massiv verletzt, indem Informationen von 1,6 Millionen Patienten an Google’s DeepMind übertragen wurden, um die Algorithmen für die Erkennung eines akuten Nierenversagens zu entwickeln.
Die Strategie umfasst drei Handlungsfelder mit 27 Zielen, die in Phasen im Zeitraum von 2018 bis 2022 umgesetzt werden sollen.
Die digitale Transformation lässt neue Prozesse und Dienstleistungen entstehen, mit denen Aufgaben und Probleme effizienter und wirk
samer gelöst werden können.
ergänzt durch weiteren regulatorischen Handlungsbe- darf zu Themen wie Mobile Health. Dort, wo ansatz- weise der Mensch in den Mittelpunkt rückt – die Befä-
higung von Patientinnen und Patienten zur digitalen Gesundheitskompetenz (eHealth Literacy) –, müssen nun konkrete Massnahmen benannt werden. Dies ist eine umfassende Aufgabe und darf sich nicht nur, wie im Strategieentwurf beschrieben, auf die Modifikation von Projekten zur Gesundheitskompetenz beschrän- ken. Neben der Befähigung und Motivation der Patien- tinnen und Patienten bedarf es einer Motivation der- jenigen, welche die Daten ohne weitere finanziellen Anreize in das System EPD einspeisen. Nicht nur die
technischen Schnittstellen müssen nahtlos sein, son- dern auch die Prozessanbindung an die Primärdoku- mentation.
Vor etwa 10 Jahren hat Martin Denz in der Schweizeri- schen Ärztezeitung die Konsequenzen einer nationalen eHealth-Strategie aufgezeigt, und immer noch gilt, dass eHealth ein Ausdruck eines anstehenden Trans- formationsprozesses ist, bei dem durch den Einsatz von ICT neue Prozesse und Dienstleistungen entste- hen, und auch, dass Strukturen und Prozesse bedeu- tungslos werden, die allzu lange weder auf ihren Sinn noch ihre Bedarfs- und Nutzenorientierung hinter- fragt worden sind [7].
Bildnachweis
Trendtage Gesundheit Luzern 2017
Literatur
1 Koordinationsorgan eHealth Bund–Kantone, Strategie eHealth Schweiz 2.0 2018–2022 (Entwurf vom 5. September 2017), 2017.
[Online]. Available: https://www.e-health-suisse.ch/fileadmin/
user_upload/Dokumente/2017/D/170911_Entwurf_Strategie_
eHealth_2.0_d.pdf. [Accessed: 10-Dec-2017].
2 Bundesamt für Gesundheit, Strategie ‘eHealth’ Schweiz, 2007.
[Onli ne]. Available: https://www.e-health-suisse.ch/fileadmin/
user_upload/Dokumente/2007_2008/D/070627_Strategie_
eHealth_Schweiz_D.pdf. [Accessed: 10-Dec-2017].
3 Moore GE. Cramming more components onto integrated circuits (Reprinted from Electronics, p. 114–7, April 19, 1965). Proc Ieee.
1965;86(1):82–5.
4 Kessler T. Informationssicherheit beim Cloud Computing. Schwei- zerische Ärztezeitung. 2017;98(45):1493–4.
5 Waldrop MM. The chips are down for Moore’s law. Nature.
2016;530(7589):144–7.
6 Connell A, Montgomery H, Morris S, Nightingale C, Stanley S, Emerson M, et al. Service evaluation of the implementation of a digitally-enabled care pathway for the recognition and manage- ment of acute kidney injury. F1000Research. 2017;6:1033.
7 Denz M. Konsequenzen der nationalen E-Health-Strategie. Schwei- zerische Ärztezeitung. 2017;88(9):378–82.
BE SMART – Medizin mit Augenmass
BE SMART – die Suche nach klugen Entscheidungen für eine Medizin mit Augenmass steht im Mittelpunkt der Trendtage Gesundheit 2018. Im Zuge der aktuellen Diskussionen, die nicht nur in der Politik, sondern vermehrt auch in der Öffentlichkeit geführt werden, wollen die Trendtage Gesundheit einen aktiven Beitrag zu einem konstruktiven Dialog leisten.
Wir wollen uns insbesondere folgenden Fragen widmen: Wo und warum gibt es Fehlver
sorgung (Overuse, Underuse), wie sind die regionalen und internationalen Unterschiede?
Was könnte man dagegen tun? Braucht es mehr (verbindliche) Guidelines oder sind staat
liche Vorgaben nötig? Wie müssten diese ausgestaltet sein? Welche Behandlungen will man sich zu welchem Preis und Nutzen leisten, und warum kann weniger auch mal mehr sein?
Welches sind die Rollen der Leistungserbringer, der Politik oder der Versicherer? Welche ethi
schen Anliegen sind zu beachten, und wie könnte die Digitalisierung die Prozesse zusätzlich optimieren? Die zentrale Frage ist dabei immer, was letztlich für die Patientinnen und Patien
ten die kluge Therapie ist.
www.trendtagegesundheit.ch/de/ueber_uns/Trendtage_Gesundheit
Korrespondenz:
Dr. rer. biol. hum.
Reinhold Sojer Wissenschaftlicher Mitar- beiter / Stv. Leiter Abteilung Digitalisierung / eHealth- FMH Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte
Elfenstrasse 18 Postfach 300 CH-3000 Bern 15 Tel. 031 359 12 04 reinhold.sojer[at]fmh.ch
Neben der Befähigung und Motivation der Patienten bedarf es einer Motivation derjeni
gen, welche die Daten ohne weitere finanziellen Anreize in das System EPD einspeisen.
WEITERE ORGANISATIONEN UND INSTITUTIONEN Trendtage Gesundheit Luzern 55
Konkrete Erfolge des ambulanten Chronic Care Managements
Philippe Girouda, Milo Puhanb, Mathias Früh, Daniela Zimmermann-Fehr, Marianne Ehrler
a Dr. rer. pol., b Prof. Dr. med.
Viele Patientinnen und Patienten mit einem chronischen Leiden fühlen sich selbst in der Schweiz – mit einem der besten Gesundheitssysteme weltweit – vernach
lässigt. Es entwickelt sich eine wachsende Diskrepanz zwischen den Bedürfnissen einer zunehmend chronisch kranken Bevölkerung und eines auf Akutmedizin aus
gerichteten Gesundheitswesens.
Vielschichtige Bedürfnisse chronisch kranker Menschen
Der Mangel in der Versorgung herrscht dort, wo der Be
darf am grössten ist. Denn in der Schweiz ist fast jede dritte Person ab 15 Jahren chronisch krank. Hinzu kommt, dass jede/jeder fünfte über 50jährige Schwei
zerin/Schweizer multimorbid ist – Tendenz zuneh
mend. Das ist deshalb alarmierend, weil das Leben mit einer chronischen Krankheit in den Beruf, in die Fami
lie und damit in die Gesellschaft hineinwirkt und diese Patientengruppe rund 80 Prozent der Gesundheitskos
ten verursacht [1].
Sobald es für die vielschichtigen Bedürfnisse an ver
lässlichen und verständlichen Informationen fehlt, kann es schnell zu falschen Entscheidungen und Hand
lungen kommen. Die Folge sind nicht selten vermeid
bare Arztkonsultationen, eine Verschlechterung des Gesundheitszustands und – im Ernstfall – Hospitali
sationen. Diese gehen mit längeren Ausfallzeiten am Arbeits platz oder im Haushalt einher. Das hat zwangs
läufig gravierende Auswirkungen auf die Lebensquali
tät der Betroffenen sowie auf ihre unmittelbare soziale Umgebung [2].
Das «grosse Bild» des Chronic Care Managements
Weil chronische Krankheiten auch als Eisberg be
schrieben werden, auf den das Gesundheitswesen mit grossem Tempo zusteuert, wird die Betreuung chro
nisch kranker Menschen zu Recht als eine der dring
lichsten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts be
zeichnet. Das Ziel muss sein, für die rasant wachsende Zahl chronisch Kranker eine konsistente Betreuung von grösstmöglicher Qualität bei verantwortbaren Kosten sicherzustellen [3].
Das Gelingen des Chronic Care Managements wird vor allem davon abhängig sein, wie gut und wie interdiszi
plinär zwischen den verschiedenen Sektoren und Berufs gruppen im Terrain zusammengearbeitet wird.
Ausserdem ist es massgebend, ob es zu einer Verschie
Zusammenfassung
Rund 2,2 Millionen Menschen haben in der Schweiz teilweise sehr spezifi
sche Bedürfnisse an ein Gesundheitssystem, das primär Krankheiten, Kom
plikationen und Spitalaufenthalte vergütet. Der Mangel herrscht dort, wo der Bedarf am grössten ist: bei den chronisch Kranken, die 80 Prozent der Gesundheitskosten verursachen.
Die Lungenliga betreut schweizweit knapp 100 000 Patientinnen und Patien
ten mit chronischen Atemwegs und Lungenkrankheiten. Sie lebt in ihrer Praxis auf vielen Ebenen ambulantes Chronic Care Management vor. So er
zielt sie mit einem umfassenden Beratungsansatz mehr Lebensqualität für die Betroffenen, strebt nach weniger Exazerbationen, tieferen Hospitalisa
tionstagen und höherer, physischer Leistungsfähigkeit – dank Selbst
management bei COPD. Auch trägt sie zu einer signifikanten Qualitäts und Effizienzsteigerung bei der Behandlung von SchlafapnoePatientinnen und Patienten bei. All dies ist nur dank interdisziplinärer Zusammenarbeit mit der zuweisenden Ärzteschaft und bestens ausgebildetem, nichtmedi
zinischem Fachpersonal möglich.
Wenn die vielen kleinen Erfolgsgeschichten aufaddiert werden, dann ist das
«grosse Bild» des Chronic Care Managements realer, als vielfach gedacht.
Initiativen, Projekte und Angebote, welche sich konsequent am Patienten
nutzen und der Behandlungsqualität orientieren, sind deshalb in Zukunft noch stärker zu fördern. Denn was letztlich zählt, ist das Ergebnis am Ende der Behandlungskette: die Versorgungs und die Lebensqualität.
bung der Entscheidungskompetenzen hin zu kosten
günstigeren, aber ebenso fähigen Gesundheitsstruktu
ren und Fachpersonen kommt. Darüber hinaus wird es entscheidend sein, wie schnell das elektronische Pa
tientendossier die Schweiz durchdringt und ob eine Stärkung respektive Entschädigung des Selbstmanage
ments einsetzen bzw. politisch opportun sein wird.
Mehr Lebensqualität dank umfassender Beratung
Eine chronische Krankheit hat einen direkten Einfluss auf die Lebensqualität der Betroffenen. Deshalb sind zum Beispiel die Nurses der Lungenliga bestrebt, nebst der Installation und Instruktion des Atemtherapie
gerätes einen besonderen Fokus auf die Integration der Therapie in die Alltagsaktivitäten zu richten und bei Bedarf auch psychosoziale Beratungsinhalte anzuspre
chen. Dazu gehört beispielsweise, den Alltag nach der Diagnose neu zu organisieren, ein neues Selbstbild zu entwickeln, sich mit der Krankheit (und dem Sterben) auseinanderzusetzen – aber auch Strategien für den Stressabbau und den Umgang mit Ängsten und Zwei
feln einzuüben.
Die im Frühling 2017 von der Lungenliga bei einer Stichprobe (N = 2485) aus rund 100 000 betreuten Pa
tientinnen und Patienten durchgeführte Zufrieden
heitsumfrage zeigt denn auch Erfreuliches:
– 78 Prozent finden, dass sich ihr Gesundheitszustand seit Therapiebeginn verbessert oder deutlich ver
bessert hat.
– 82 Prozent geben an, dass sie die Behandlungsmass
nahmen der LungenligaBeraterin sehr gut oder gut in ihren Tagesablauf integrieren können.
– 88 Prozent der Patientinnen und Patienten haben die Beratungen der Lungenliga sehr gut oder gut ge
holfen, im Alltag mit der Krankheit umzugehen.
– 71 Prozent beurteilen ihre Lebensqualität in den letzten vier Wochen als sehr gut oder gut.
Letztlich ergeben sich aus einer schweren, chroni
schen Erkrankung – wie etwa COPD – nicht selten auch sozioökonomische Fragestellungen. In die
sem Bereich stützen sich verschiedene kantonale Lungen ligen auf die Kompetenz von eigenen Sozialarbei terinnen ab. Diese klären mit den Patientin
nen/Pa tienten und ihren Angehörigen allfällige Versi
cherungsansprüche, führen Budgetberatungen durch, unterstützen die Betroffenen in Bezug auf die Klärung ihrer Arbeits und/oder Wohnsituation oder stellen die
Verbindung zu Behörden oder Versicherungen wie der AHV oder IV her.
Zwei Krankheitsbilder mit mehr als einer halben Million Betroffenen
Je nach Komplexität und Schweregrad der Atemwegs
oder Lungenerkrankung profitieren die Patientinnen und Patienten unterschiedlich stark von einer umfas
senden Beratung. Es wird geschätzt, dass in der Schweiz mehr als 400 000 Menschen mit einer COPD leben und deutlich mehr als die bislang angenommenen 150 000 Personen an einer Schlafapnoe leiden [4].
Bessere Outcomes dank Selbstmanage- ment bei COPD
Programme zur Förderung der SelbstmanagementKom
petenz sind auch in der Schweiz auf dem Vormarsch [5].
Sie sind darüber hinaus eine wichtige Forde rung der nationalen Strategien – etwa von Gesundheit2020 und der NCDStrategie. Ein Programm, das bei der chro
nischobstruktiven Lungenkrankheit wissenschaftlich bestens evaluiert und deshalb auch für die Schweiz höchst relevant ist, heisst «Besser leben mit COPD» [6].
Forscher der Cochrane Collaboration publizierten 2002, 2007 und 2014 systematische Literaturübersich
ten, welche die Auswirkungen des Selbstmanagement
Coachings bei COPD untersuchten [7]. Sie fanden dabei statistisch signifikant bessere Ergebnisse bei den Pati
entinnen und Patienten, die dieses Programm struktu
riert absolviert hatten, als bei jenen Patientinnen und Patienten, die zufällig in den «UsualCare»Arm ein
geteilt worden waren [8]. Das hiess konkret:
– bessere Lebensqualität, – tiefere Hospitalisationsraten, – bessere physische Leistungsfähigkeit, – höhere Grippeimpfquote und – höhere Rauchstoppquote.
Das Programm ist in vielen Ländern in verschiedens
ten Settings im Einsatz und wird 2018 in der Schweiz erstmals in einem breiteren, ambulanten Setting aus
gerollt. Hierzu hat sich eine interdisziplinäre Exper
tengruppe aus Vertreterinnen und Vertretern der Schweizerischen Gesellschaft für Pneumologie und der Interessengemeinschaft Physiotherapie Rehabilita
tion in der Kardiologie und/oder Pneumologie gebil
det, die das Programm gemeinsam mit der Lungenliga
Eine chronische Krankheit hat einen direkten Einfluss auf die Lebensqualität der Betroffenen.
Programme zur Förderung der Selbstmanage- ment-Kompetenz sind auch in der Schweiz auf dem Vormarsch.
WEITERE ORGANISATIONEN UND INSTITUTIONEN Lungenliga 57