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Bürokratieabbau kann neue Spielräume schaffen

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Bayerisches Är zteblatt 3/2012

107 Varia

immer neue zum Teil sich widersprechende Re- formen. Dass es nicht nur zwischen ambulanter und stationärer Versorgung Schnittstellenpro- bleme gibt, ist hinreichend bekannt. Alle Ver- suche, aufeinander abgestimmte Versorgungs- prozesse zu gestalten, haben bestenfalls zu Einzelfalllösungen geführt.

Sicher wird man durch mehr Effizienz und Effektivität in der Verwaltung nur einen Teil dieser Ausgaben einsparen können. Gleich- wohl zeigen die Studienergebnisse, dass im deutschen Gesundheitswesen noch immer eine Menge Reserven stecken, die für eine bessere medizinische Versorgung genutzt werden kön- nen.

Das wäre auf jeden Fall nachhaltiger, als eine Verteilung der beim Gesundheitsfonds und bei den Kassen gehorteten Schätze. Denn die nächste Wirtschaftskrise kommt bestimmt – und dann schmelzen die Reserven wie Schnee in der Sonne dahin.

Gesellschaft bereit ist, für die gesundheitliche Versorgung auszugeben.

In dieser Legislaturperiode stehen für gesetz- geberische Arbeiten eigentlich nur noch die wenigen Wochen bis zur parlamentarischen Sommerpause zur Verfügung. Was bis dahin nicht auf den Weg gebracht ist, hat kaum noch eine Chance als Gesetz verabschiedet zu werden. Das Patientenrechtegesetz könnte die Kurve noch nehmen, ob die Pflegereform ihr Ziel erreichen wird, scheint fraglich. Ab Sep- tember muss damit gerechnet werden, dass der Vorwahlkampf beginnt.

Dabei gibt es durchaus noch einiges zu tun.

So steht schon seit langem eine Novellierung der total veralteten Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) auf der Tagesordnung. Wenn sich Bundesärztekammer und private Krankenver- sicherung in den nächsten Wochen auf einen gemeinsamen Vorschlag einigen könnten, be- stünden gute Chancen, dass es im nächsten Jahr eine neue GOÄ gibt. Ansonsten geht das Spiel 2014 von neuem los.

Ein Dauerbrenner im Gesundheitswesen ist die zunehmende Bürokratisierung. Nach einer im Januar veröffentlichten Studie des Beratungs- unternehmens A.T. Kearny, die zu heftigen Auseinandersetzungen geführt hat, werden im deutschen Gesundheitswesen mehr als 40 Mil- liarden Euro für eine aufgeblasene Verwaltung ausgegeben. Ein wesentlicher Kostentreiber ist nach den Ergebnissen der Untersuchung die GKV und die Übertragung und Erweiterung von Verwaltungstätigkeiten auch auf Ärzte und Krankenhäuser. Ein Stichwort von vielen ist der Einzug der Praxisgebühr durch die niedergelas- senen Ärzte.

Alles in allem betrachtet ist die tatsächliche Verwaltungskostenquote der GKV nicht nur höher als offiziell in den Statistiken ausgewie- sen. Sie liegt auch deutlich über der durch- schnittlichen Verwaltungskostenquote in der freien Wirtschaft – was allein schon als Hinweis auf mögliche Rationalisierungspotenziale zu werten ist.

Dies alles ist Ausdruck eines hoch komplexen und intransparenten Systems, gefördert durch Deutschland ist – zumindest bis jetzt – besser

als andere Länder durch die Wirtschaftskrise gekommen. Die Zahl der Erwerbstätigen liegt bei mehr als 41 Millionen und die Bundesre- gierung rechnet mit einem weiteren Anstieg.

Davon sind etwa 29 Millionen sozialversiche- rungspflichtig beschäftigt.

Auch die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) profitiert von der Entwicklung. Die Kas- sen sind gut gefüllt, die finanziellen Reserven der Krankenkassen und des Gesundheitsfonds liegen derzeit insgesamt bei mehr als 16 Mil- liarden Euro. Krankenkassen, die gegenwärtig noch einen Zusatzbeitrag erheben, wollen im Laufe des Jahres darauf verzichten.

Allerorten wird darüber debattiert, ob die Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen, die zur derzeit guten Lage der Kassen entscheidend mit beigetragen haben, vielleicht nicht doch wieder – wenigstens ein bisschen – gelockert werden könnten. Auch eine Senkung des ge- setzlich festgelegten Beitragssatzes der GKV, der zurzeit 15,5 Prozent beträgt, wird ins Ge- spräch gebracht.

Die gute finanzielle Lage der Krankenkassen macht nicht nur sinnlich. Was könnte man mit dem vielen Geld nicht alles anstellen? Das dicke Polster lähmt auch den Reformeifer.

Das grundsätzliche Problem einer Neuordnung der finanziellen Grundlagen der GKV, die sich im Wesentlichen aus Arbeitseinkommen bis zur Höhe der Beitragsbemessungsgrenze speist, ist nach wie vor ungelöst. Angesichts der be- vorstehenden Bundestagswahl im September oder Oktober kommenden Jahres wird sich da- ran auch nichts mehr ändern. Die Aufgabe, die Einnahmebasis der GKV zu erweitern, bleibt der nächsten Bundesregierung vorbehalten.

Notwendig ist eine Finanzierung, die von den Erwerbseinkommen und damit von der Kon- junktur weniger abhängig ist, und die der vorhersehbaren demografischen Entwicklung besser gerecht wird. Solche grundsätzlichen Entscheidungen können der Ärzteschaft nicht gleichgültig sein. Schließlich hängt das Ein- kommen jedes einzelnen Beschäftigten im Ge- sundheitswesen wesentlich davon ab, was die

Bürokratieabbau kann

neue Spielräume schaffen

Autor

Jürgen Stoschek, Freier Journalist, Starnberg

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