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„Fleischbrocken bleiben mir immer in der Speiseröhre stecken“

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Blickdiagnose

Bayerisches Är zteblatt 5/2012

213

Die Therapie mit topischen Steroiden soll über die klinische Remission der Beschwerden hi- naus fortgesetzt werden, in der Regel bis zu drei Monaten. Bei einem Auslassversuch sind dann jedoch Rezidive häufig, sodass eine on/off-The- rapie symptomorientiert durchgeführt werden sollte. Alternativ kann individuell eine Dauerthe- rapie erforderlich werden, wobei zur Minimie- rung von Steroid-Nebenwirkungen die niedrigste effektive Dosis angewendet werden soll.

Literatur:

Eosinophilic esophagitis: updated consens re- commendations for children and adults. Lia- couras CA, et al. J Allergy Clin Immunol. 2011 Jul; 128 (1): 3-20

zeigten 84 eosinophile Granulozyten/mikro- skopischen Gesichtsfeld (Norm: < 15) – Abbil- dung 2.

Der Patient wurde kausal mit einem atypisch oral verabreichten, topischen, inhalativen Ste- roid (Fluticason, 2 x 440 bis 880 μg/Tag auf die Zunge gesprüht und geschluckt) über drei Mo- nate behandelt. Der Patient schilderte bereits nach vier Tagen unter Therapie Beschwerde- freiheit, die in den folgenden Monaten persis- tierte.

Die endoskopische Kontrolle nach drei Mona- ten Kortisontherapie zeigte die narbige Abhei- lung des Schleimhautrisses, eine weitgehende Normalisierung des Schleimhautreliefs und in den Biopsien einen Rückgang der mittleren Eosinophilen-Dichte auf 9/Gesichtsfeld (Abbil- dung 3). Wir führten einen Auslassversuch mit der topischen Steroidmedikation durch, künf- tige Rezidive sind möglich.

Die Eosinophile Ösophagitis ist unter Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ein real zu- nehmendes Krankheitsbild, an das bei ent- sprechender Anamnese gedacht werden muss.

Häufig wird bei den Patienten eine allergische Diathese, also Heuschnupfen, Asthma oder eine Nahrungsmittelallergie beobachtet (ca. 50 Pro- zent). Durch exogene Allergene wird eine im- munvermittelte T-Helferzell-2-Reaktion (TH2) getriggert, die dann durch eine allergieartige Entzündung zur Fibrose des Gewebes führt und in der Folge die Elastizität des Ösophagus re- duziert. Die transmurale Perforation ist dabei selten.

Ein 41-Jähriger Patient wird vom Notarzt mit heftigsten retrosternalen Schmer- zen in der Notaufnahme vorgestellt. Er schildert, ihm sei ein Bissen Rindfleisch in der Speiseröhre steckengeblieben. Erst durch mehrfaches, forciertes Nachtrinken sei der Fleischbrocken dann unter mas- siven Schmerzen in die Speiseröhre ge- rutscht. Diese Symptome waren für den Patienten nicht neu, schon mehrfach war ihm Ähnliches passiert. In den Vorerkran- kungen des Patienten fallen lediglich ein jugendliches Asthma bronchiale und gele- gentlicher Heuschnupfen auf.

Bei Untersuchung ist der Patient beschwer- defrei, schildert jedoch er müsse immer „gut kauen“ und langsam essen, sonst verschlucke er sich. Diese typische Anamnese lässt an die

„Eosinophile Ösophagitis“ denken, eine relativ neue Erkrankung, die seit den Achtzigerjahren zunehmend häufiger diagnostiziert wird.

Die nachfolgende Gastroskopie zeigt typische – ohne Histologie jedoch noch nicht beweisende – Befunde, auf die der Endoskopiker bei dieser Vorgeschichte achten sollte: im Ösophagus wa- ren ein auffälliges Schleimhautrelief, multiple ringförmige Einschnürungen („Baumkuchen“, Trachealisierung) sowie ein tiefer Schleimhaut- einriss über ca. zwei Drittel der gesamten Öso- phaguslänge, jedoch noch ohne vollständige Perforation (ansonsten „Boerhaave-Syndrom“) sichtbar (Abbildung 1). Die Quadrantenbiopsien bei 25 cm und 30 cm ab vorderer Zahnreihe

Autor

Professor Dr. Wolfgang Schepp,

Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Gastroenterologische Onkologie, Klinikum Bogenhausen, Städtisches Kli- nikum München GmbH, Akademisches Lehrkrankenhaus der Technischen Univer- sität München, Englschalkinger Straße 77, 81925 München, Telefon 089 9270-2061, Fax 089 9270-2486,

E-Mail: gastroenterologie.kb@klinikum- muenchen.de

„Fleischbrocken bleiben mir immer in der Speiseröhre stecken“

Abbildung 2: Initialer ösophagoskopischer Befund – Schleimhäutrig.

Abbildung 1: Initialer ösophagoskopischer Befund –

„Trachealisierung“, „Baumkuchen“.

Abbildung 3: Histologie – Eosinophile Ösophagitis vor (oben) und nach (unten) Therapie.

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