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FORUM-10-2013-Patientenorientierung

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K VB FORUM 10/2013

PAtIentenORIentIeRUng 30

Herr Korn, aus welchen Gründen haben Sie sich entschlossen, ei- ne Selbsthilfegruppe für depres- sive Menschen zu gründen?

Nach einem Herzinfarkt wurde bei mir außerdem auch ein Bandschei- benvorfall diagnostiziert. Daraufhin hatte mir mein Schmerzarzt emp- fohlen, einen Monat lang ein soge- nanntes Schmerzbuch zu führen.

Der Arzt analysierte die Aufzeich- nungen und kam zur Auffassung, dass meine Schmerzen nicht unbe- dingt nur körperlicher Natur sind,

sondern auch auf einer Depression beruhen könnten.

Der Psychiater an meinem damali- gen Heimatort bestätigte dies. Zu dieser Zeit stand aber gerade der Umzug an meinen jetzigen Wohn- sitz an, sodass ich erst einmal kei- ne weitere fachärztliche Hilfe in An- spruch nehmen konnte. Denn nach meinem Umzug nach Oberkotzau stellte ich leider fest, dass ich mit einer Wartezeit von mindestens ei- nem halben Jahr zu rechnen hatte, um überhaupt ein erstes therapeu- tisches Gespräch zu bekommen.

Vor diesem Hintergrund zog ich aus eigener Erfahrung den Schluss, dass weitere Hilfen im Bereich De- pression dringend nötig sind.

Ihre Gruppe richtet sich speziell an Männer. Weshalb?

Bei der hiesigen Diakonie, die mich mit Rat und Tat sehr unterstützte, erfuhr ich, dass es in unserer Um- gebung keine Selbsthilfegruppe

zum Thema „Depressionen bei Männern“ gibt, dennoch aber of- fenkundig ein Bedarf besteht. Aus verschiedenen Büchern und Infor- mationsmaterialien wusste ich be- reits, dass Männer bei dieser Er- krankung anders reagieren als Frauen. Dies entspricht auch mei- ner eigenen Erfahrung: Männer un- ter Männern sind offener, sie ge- hen mehr aus sich heraus, können über ihr Erlebtes und ihre Erfah- rungen besser reden. Ich denke, dass Männer, sobald Frauen anwe- send sind, über ihr Befinden nicht in gleicher Weise sprechen kön- nen oder wollen. Viele möchten Frauen gegenüber einfach nicht zeigen, dass sie auch schwach und

Walter Korn hat in der oberfränkischen Marktgemeinde Oberkotzau unweit von Hof in Oberfranken eine Selbsthilfegruppe für Männer mit Depressionen ge- gründet. Im KVB FORUM schildert er seine Beweggründe dafür, seine Pläne für die weitere Entwicklung und seine Wünsche an die professionellen Helfer.

gerade im länd- lichen Bereich

gibt es wenig Selbsthilfe- angebote für De-

pressionser- krankte. Walter

Korn hat eine gruppe für Män-

ner in Oberfran- ken gegründet.

DePReSSIOnen: SelBSthIlFe-

AngeBOt SPeZIell FüR MänneR

Kontakt Walter Korn Schulstraße 17 95145 Oberkotzau

Telefon: 0 92 86 / 2 03 43 69 E-Mail: korn.walter@web.de

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verletzlich sind. Insofern lag es na- he, eine Gruppe zu gründen, die das Selbsthilfeangebot für depres- sive Menschen um diese Speziali- sierung bereichert.

Welche Struktur haben Sie sich für Ihre Organisation gegeben, welche Angebote gibt es?

Unsere Treffen finden jeweils am ersten und dritten Dienstag des Monats um 18 Uhr statt. Um räum- lich flexibler zu sein, hat uns zum einen die Diakonie einen Raum in Hof zur Verfügung gestellt und zum anderen die Pfarrgemeinde einen Raum in Oberkotzau. Besonders ge- freut hat es mich, dass sich gleich mehrere Therapeuten angeboten haben, an unseren Treffen teilzu- nehmen und auch Vorträge zu hal- ten. Mein vorrangiges Ziel ist es, dass sich die Männer in unserer Gruppe wohlfühlen und so besser über ihre Probleme reden können.

Ein weiterer Wunsch ist eine größe- re Vernetzung mit anderen Selbst- hilfevereinen. Momentan unterhal- ten wir Kontakt mit der Gruppe

„Seelenpower“ aus Münchberg.

Mit welchen Problemen sind Sie am häufigsten konfrontiert?

Nicht selten kommen zu uns Män- ner, die keine ärztliche oder psycho- therapeutische Behandlung in An- spruch nehmen wollen, obwohl sie der Meinung sind, dass sie unter einer Depression leiden. Sie möch-

ten nicht allein sein und suchen andere Betroffene, um ungezwun- gen reden zu können. Mitunter führt das auch dazu, dass sie selbst er- kennen, dass ihnen zusätzlich am ehesten eine psychiatrische oder eine psychotherapeutische Be- handlung weiterhelfen kann.

Wie beurteilen Sie die Versor- gungssituation für Depressions- kranke vor Ort?

Die Versorgung speziell in Hof könnte besser sein. Wenn man auf professionelle Hilfe angewiesen ist und dann erfahren muss, dass man mit einer sehr langen Wartezeit rechnen muss, kann das einen wie- der in die Spirale zurückwerfen, aus der man gerade einen Schritt herausgegangen ist. Es ist meiner Erfahrung nach auch sehr wichtig für die Betroffenen, das Gefühl zu haben, dass der Arzt oder Psycho- therapeut sich für vertrauensvolle Gespräche wirklich Zeit nimmt. Ei- nige Gruppenmitglieder haben ihre stationären Behandlungen in ungu- ter Erinnerung, da sie sich durch ihre vielen Medikamente nur ruhig- gestellt fühlten und auch mit schwe- ren Nebenwirkungen zu kämpfen hatten. Gleichzeitig bin ich mir na- türlich bewusst, dass eine Selbst- hilfegruppe keine ärztliche Behand- lung ersetzen kann.

Ihre Gruppe hat sich erst un- längst gegründet. Was erhoffen Sie sich für das erste Jahr?

„Depression – (k)ein thema für Männer?“

Haben Männer ein geringeres Depressions- risiko als Frauen? Frau Prof. Dr. Anne Maria Möller-Leimkühler erläutert männertypische Unterschiede, die zum Bild der männlichen Depression beitragen, am:

Donnerstag, den 17. Oktober 2013 von 19.00 bis 20.30 Uhr

in der Seidlvilla am Nikolaiplatz 1b 80802 München

Nach dem Vortrag Diskussionsmöglichkeiten mit weiteren Experten aus München. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht nötig.

Eine Veranstaltung des Ärztlichen Kreis- und Be- zirksverbands und der KVB.

In erster Linie, dass unsere Selbst- hilfegruppe bei Betroffenen und ih- ren Angehörigen, aber auch bei den professionellen Helfern bekannter wird und sich als Gruppe etablieren und stabilisieren kann. Außerdem wäre es schön, wenn die Gesell- schaft für das Thema „Depression“

im Allgemeinen und das Thema

„Depression bei Männern“ im Spe- ziellen mehr sensibilisiert würde.

Herr Korn, vielen Dank für das Gespräch!

Interview Markus Kreikle (KVB)

Referenzen

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