itschrift für Allgenieinmedizin 35/36-93
Heft 35/36 • 20. Dezember 1993
Gastkommentar:
Ärzte und Sucht - keine Rarität!
Hypoglykämischer Schock: gar nicht
selten verläuft er unbemerkt Ein Modell zur Vor
sorge und Behandlung des diabetischen Fußes
Diabetischer Fuß: wie.
hoch ist das Risiko füi Typ-ll-Diabetiker?
Gestationsdiabetes - ein Risiko für Mutter
und Kind
Polyneuropathie als Schicksal?
Service Box: Diabetes Serie Ultraschall
phänomene:
Pseudousur
HIPPOKRATES VERLAG GMBH STUTTGART
Zusammensetzung: 1 Tablette ACERBON COR/
2,5/5/10/20 enthält 2,5/2,5/5/10/20 mg Lisino
pril, Anwendungsgebiete: Hypertonie, Herzin
suffizienz - Zusätzlich zu Diuretika und insbe
sondere bei schwerer Herzinsuffizienz auch zu Digitalis. Gegenanzeigen: Lisinoprilüberem- pfindlichkeit; anamnestisch bekanntes angio- neurotisches Ödem; Nierenarterienstenose beid
seits oder bei Einzelniere; nach Nierentransplan
tation; schwere Niereninsuffizienz (Kreatinin- Clearance < 30 ml/min); Dialyse; Mitral- oder Aortenklappenstenose, andere linksventrikuläre Ausflußbehinderungen; primärer Hyperaldoste
ronismus; Schwangerschaft; Stillzeit; Kinder.
Sehr kritische Nutzen-Risiko-Abwägung bei Pro
teinurie (> 1 g/Tag), schweren Elektrolytstörun
gen, gestörter Immunreaktion, Kollagenkrank- heit, Therapie mit Immunsuppressiva, Allopuri
nol, Procainamid, Lithium. Bei Dialyse nicht mit Polyacrylnitril-High-Flux-Membranen (z.B.
AN 69) anwenden. Hinweise: Vor Therapiebeginn Nierenfunktion überprüfen. Intensive Über
wachung von Blutdruck und/oder bestimmten Laborwerten insbesondere zu Therapiebeginn bei Salz-/Flüssigkeitsmangel, eingeschränkter Nierenfunktion, schwerer oder renaler Hyper
tonie, Patienten > 65 Jahren, schwerer Herz
insuffizienz. Nebenwirkungen: Herz-Kreislauf:
Gelegentlich Hypotonie (Symptome: Schwindel, Schwächegefühl, Sehstörungen, selten Synko
pen; Einzelberichte für ACE-Hemmer: Tachykar
die, Palpitationen, Arrhythmien, Brustschmerz, Angina pectoris, Herzinfarkt, TIA, zerebraler Insult). Niere: Gelegentlich Nierenfunktionsstö
rungen, vereinzelt bis akutes Nierenversagen.
Selten vermehrte Proteinurie. Atemweqe: Gele
gentlich trockener Reizhusten, Bronchitis, selten Atemnot, Sinusitis, Rhinitis, Bronchospasmus, Glossitis, Mundtrockenheit. Vereinzelt Beteili
gung von Kehlkopf, Rachen und/oder Zunge bei angioneurotischem Ödem, allerg. Alveolitis.
Gegenmaßnahmen siehe Fach- oder Gebrauchs
information. Maoen-Darm-Trakt: Gelegentlich gastrointestinale Störungen. Vereinzelt cholesta
tischer Ikterus, Leberfunktionsstörung, Hepati
tis, Pankreatitis, Ileus. Haut/Gefäße: Gelegent
lich allergische Hautreaktionen wie Exanthem, selten Urtikaria, Pruritus sowie angioneuroti- sches Ödem (s. Atemwege), Einzelfälle von Ery
thema multiforme und Stevens-Johnson-Syn
drom. Vereinzelt begleitet von Fieber, Myalgien, Arthralgien/Arthritis, Vaskulitiden, Eosinophilie, Leukozytose, erhöhter BSG und/oder erhöhten ANA-Titern. Vereinzelt Diaphorese und Flush. Bei Verdacht auf schwerwiegende Hautreaktion sofort behandelnden Arzt aufsuchen, ggf.
ACERBÖN-Therapie abbrechen. Vereinzelt psoria
siforme Hautveränderungen, Photosensibilität, Alopezie, önycholyse, Verstärkung einer Ray
naud-Symptomatik. Nervensystem: Gelegentlich Kopfschmerz, Müdigkeit, selten Benommenheit, Depressionen, Schlafstörungen, Impotenz, Par- ästhesien, Gleichgewichtsstörungen, Verwirrt
heit, Ohrensausen, verschwommenes Sehen, Geschmacksveränderungen oder vorübergehen
der -Verlust. Laborwerte: Gelegentlich Abfall von Hämoglobin, Hämatokrit, Leukozyten- oder Thrombozytenzahl. Selten - insbesondere bei bestimmten Risikopatienten - Anämie, Throm
bozytopenie, Neutropenie, Eosinophilie, verein
zelt Agranulozytose, Panzytopenie. Selten, ins
besondere bei Nierenfunktionsstörungen, Anstieg von Harnstoff, Kreatinin und Kalium, Hyponatriämie. Verstärkte Proteinurie. Vereinzelt erhöhte Bilirubin- und Leberenzymwerte, Hämo
lyse, hämolyt. Anämie. Hinweise: Regelmäßige Kontrolle o.g. Laborwerte, insbesondere zu Behandlungsbeginn und bei Risikopatienten, in kurzen Zeitabständen Kontrollen der Serum- Elektrolyt- und -Kreatinin-Konzentrationen so
wie des Blutbildes. Bei Symptomen wie Fieber, Lymphknotenschwellungen/Halsentzündung um
gehend Untersuchung des weißen Blutbildes.
Regelmäßige ärztliche Kontrolle. Verkehrshin
weis: Die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschi
nen kann beeinträchtigt werden. Wechselwir
kungen, Dosierung: siehe Gebrauchs-/Fach- information. Handelsformen/Preise: ACERBON CDR/2.5: 30 (N1)/50 (N2)/100 (N3) Tabletten DM 38,64/55,11/99,16. ACERBDN 5: 30 (N1)/50 (N2)/100 (N3) Tabletten DM 49,91/78,13/145,36.
ACERBON 10: 30 (N1)/50 (N2)/100 (N3) Tabletten DM 53,23/83,42/154,42. ACERBON 20: 30 (NI)/
50 (N2)/100 (N3) Tabletten DM 65,58/100,71/
189,76. Anstaltspackungen (Stand 08/93).
Weitere Informationen enthält die Fach- bzw.
Gebrauchsinformation bzw. sind auf Anforderung erhältlich.
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Mehr für die Mitte
Auch der Diabetes mellitus - heutiges Hauptthema des Heftes - hat in jedem Lebensalter seine Besonderheiten. So ergeben sich praktisch bedeutsame Fragen im Kleinkindesalter (»Was tun, wenn das Kind nach Insulingabe nicht ißt?«), im Schulkindesalter (»Wie reagieren bei Klassenfahrten?«) oder in der Adoleszenz (»Krankt schon das Selbstbild?«). Alte Diabetiker leiden medizinisch unter Spätkomplikationen und psychosozial unter dem man
gelnden Ansehen des Alters schlechthin.
Verfolgt man Veröffentlichungen und Vorträge unter Berücksichtigung von Lebensabschnitten, so fallt zumindest im Bereich des Diabetes mellitus auf, daß es kaum Angaben über die mittleren Dekaden zwischen 40-60 Jahren gibt. Dabei ist nach diesjährigen Angaben der Deutschen Diabetesgesell
schaft in Deutschland jährlich mit etwa 2000 neuerkrankten 40-65jährigen Diabetikern pro 1 Mio. Einwohner zu rechnen.
Die Schulungsgruppe Diabetes in Bremen, die sich als erste wissenschaftlich mit der Thematik befaßte, kreierte sogar einen »Typ-M-II-Diabetiker« (M für mittleres Lebensalter) und verwies auf dessen verkürzte und mit hohem Risiko behaftete Lebenserwartung (Otto, Lendroth). Die Hälfte der 240 Typ- Il-Schulungsteilnehmer mittleren Alters, die in Lingen (Zick, Autor dieses Heftes) und in meiner Klinik gemeinsam untersucht wurden, hatte bereits eine manifeste Retinopathie!
Die Prognose bezüglich mikroangio- und neuropathischer Komplikationen korreliert mit der Dauer der Krankheit und mit der Hyperglykämie. Deshalb muß man eine Einstellung auf normale Blutzuckerwerte auch bei dieser mittleren Altersgruppe fordern.
Auch im Hinblick auf das metabolische Syndrom des Typ-II-Diabetikers und die arteriosklerotischen Folgeschäden wird die Notwendigkeit intensiver Schulungsmaßnahmen in dieser Altersgruppe klar - nicht zuletzt, wenn man berücksichtigt, daß die Patienten teilweise noch ein Berufsleben bis zu 25 Jahren vor sich haben.
Hier Abhilfe oder auch Beihilfe zu schaffen, dazu sind Kliniker und nieder
gelassene Kolleginnen und Kollegen gleichermaßen aufgerufen.
Vergessen wir das »Midlife« nicht!
/.
Prof. Dr. med.
Winfried Hardinghaus Med. Abteilung
Krankenhaus St. Raphael 49179 Ostercappeln (Landkreis Osnabrück)
-4-
medikamentös bedingte extrapyramidalmotorische Störungen
Frühdyskinesie, Akathisie und Parkinsonoid sind gefürchtete Begleiterscheinungen der Therapie mit Neuroleptika und anderen antidopaminerg wirksamen Medikamenten. Sie
belasten den Patienten und gefährden den Therapieerfolg.
Wenn ein Absetzen der Medikation nicht möglich ist, hilft Akineton, das bewährte Anticholinergikum gegen medikamentös bedingte extrapyramidalmotorische Störungen.
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Von Anfang an.
Akineton®/Akineton® retard. Zusammensetzung: Akineton: 1 Tablette enthält 2 mg Biperidenhydrochlorid, 1 ml Injektionslösung 5 mg Biperidenlactat. Akineton retard: 1 Dragee enthält 4 mg Biperidenhydrochlorid. Indikationen: Parkinson-Syndrom, besonders Rigor und Tremor; medikamentös bedingte extrapyramidale Symptome. Kontraindikationen:
Unbehandeltes Engwinkelglaukom; mechanische Stenosen im Bereich des Magen-Darm-Kanals; Megakolon. Vorsicht bei Prostataadenom und Erkrankungen, die zu bedrohlichen Tachykardien führen können. Bei erhöhter Krampfbereitschaft vorsichtig dosieren. Im 1. Trimenon der Gravidität und während der Stillzeit Verordnung kritisch abwägen. Nebenwir
kungen: Müdigkeit, Schwindel, Benommenheit, vornehmlich bei höheren Dosen Unruhe, Verwirrtheit, gelegentlich Gedächtnisstörungen, selten Halluzinationen. Mißbrauch möglich.
Mundtrockenheit, Akkommodationsstörungen, Schweißminderung, Obstipation, Magenbeschwerden, Zunahme oder selten Abnahme der Herzfrequenz, evtl. Blutdrucksenkung bei parenteraler Gabe. Gelegentlich Miktionsstörungen, selten Harnverhaltung (Antidot: Carbachol). Vereinzelt allergische Hautausschläge, Dyskinesien. Reaktionsvermögen!
Wechselwirkungen: Bei Kombination mit anderen anticholinerg wirksamen Medikamenten, z. B. Psychopharmaka, Antihistaminika, Antiparkinsonmitteln, Spasmolytika, Verstär
kung der zentralen und peripheren Nebenwirkungen. Bei Kombination mit Chinidin Verstärkung der anticholinergen Wirkungen (AV-Überleitungl). Bei Kombination mit Levodopa Ver
stärkung von Dyskinesien; Verstärkung neuroleptikabedingter Spätdyskinesien. Zunahme des Alkoholeffektes. Wirkungsabschwächung von Meloclopramid. Dosierung und Anwendungsweise: Individuell und einschleichend; siehe Fachinformation. Packungsgrößen und Preise (einschl. MwSt.): Akineton® 20 Tabletten (NI) DM 10,88; 50 Tablet
ten (N2) DM 24,50; 100 Tabletten (N3) DM 42,10; 5 Ampullen (1 ml) DM 12,33; Klinikpackungen. Akineton® retard 20 Dragees (NI) DM 17,84; 50 Dragees (N2) DM 38,67; 100 Dra
gees (N3) DM 68,29; Klinikpackungen. (Stand: 01.08.93)
Nordmark Arzneimittel GmbH, 25430 Uetersen Nordmark
* INHALT * * * INHALT * * *
1-Iippokrates Verlag GmbH Stuttgart 69. Jahrgang, Heft 35/36
Gastkommentar
Ärzte imd Sucht B. Maulen
1053
Schwerpunkt
Der unbemerkte hypoglykämische Schock
des Diabetikers 1055
H. Haabe
Der diabetische Fuß: ein Vorsorgemodell R. Zick, W. Hentrich, A. Staudenmeyer und W. Große-Heitmeyer
1059
Der diabetische Fuß: hohes Risiko für Typ-II-Diabetiker
W. Große-Heitmeyer
1063 Gestationsdiabetes
D. Ritter
1066 Klinik der diabetischen Polyneuropathie
U. Julius
1069 Diabetische Polyneuropathie
als Schicksal? 1073
D. D. Müller
Service Box 1078
Therapiestudie
Wirksamkeit und Verträglichkeit von Gallopamil
H. P. Koch und J. Schnitker
1084
Serie
Ultraschallphänomene (28)
Pseudousur 1093
H. D. Bundschu
Magazin 1079
Pharma-News 1080
Kongreß Extra 1094
Kongreßberichte 1081
Buchbesprechungen 1068, 1077, 1080, 1083
Medizinische Raritäten -17-
Online -7-
Impressum -7-
-5-
PROSTAMED
Prostatasyndrom mit Harnver
haltung, Miktionsbeschvverden und Restharn, Reizblase,
auch bei Frauen
Zusammensetzung: 1 Tablette Prostamed enthält: Kürbisglobulin 0,1 g, Kürbismehl 0,2 g, Kakao 0,05 g, Extr. fl. Herb. Solidag. 0,04 g, Extr. fl. Fol. Popul. trem. 0,06 g. Sacch. lact.
ad. 0,5 g.
Anwendungsgebiete: Prostata-Adenom Stadium I und beginnendes Stadium II mit Miktionsbeschwerden, Reizblase.
Dosierung: 3x täglich 2-4 Tabletten ein
nehmen.
Handelsformen und Preise:
Prostamed-Tabletten. 60 St. DM 8,89;
120 St. DM 15,35; 360 St. DM 36,67
Dr. Gustav Klein, Arzneipflanzenforschung, 77736 Zell-Harmersbach/Schwarzwald
-
6
" InhaltAbhängigkeitserkrankungen bei Ärzten sind keinesfalls eine extreme Rarität - immerhin sind etwa 5% betroffen. Unge
wöhnlich ist allerdings, wie spät erkrankte Ärzte in Behandlung kommen ...
Ärzte und Sucht Seite 1053
I
Hypoglykämische Schocks sind für Diabetiker kein außergewöhnliches Ereignis. Etwa 4-10% der Hypoglyk
ämien verlaufen allerdings schleichend, unbemerkt und protrahiert!
Der unbemerkte hypoglykämische Schock des Diabetikers
Seite 1055
Wie hoch ist denn eigentlich das Risiko, einen diabetischen Fuß zu entwickeln? Diese Frage sollte in einer Studie mit 230 Typ-II-Diabeti- kern beantwortet werden. Die Ergeb
nisse sprechen eine klare Sprache:
frühzeitige Prophylaxe ist gefordert!
Der diabetische Fujß: hohes Risiko für Typ-II-Diabetiker
Seite 1063
Abbildungen:
Titelbild und Seite -6- oben und Mitte: W. Gorski.
unten: G. Richter
*** online *** online *** online
-7-Todesfälle nach Depot
injektionen von Neuroieptika
Depotinjektionen von Neuroleptika kön
nen den plötzlichen Tod psychiatrischer Patienten verursachen. Zu diesem Schluß kommt der Bericht einer Kommission, die den Tod eines jungen afrokaribischen Patienten in einer englischen forensisch
psychiatrischen Anstalt, Broadmoor Ho
spital, zu untersuchen hatte. Der Patient verstarb sofort, nachdem ihm gegen sei
nen Willen je 150 mg Promazin und Flu
phenazin intramuskulär injiziert worden waren. Wahrscheinlich waren die Neu
roleptika aus Versehen in eine Vene ge
lang. Etwa alle zwei Wochen käme ein Patient auf diese Weise ums Leben, schätzt Malcolm Lader, Professor für Klinische Pharmakologie am Londoner Institute of Psychiatry. Besonders bei äl
teren Patienten würden derartige Todes
fälle wohl vielfach übersehen. In den ge
nannten hohen Dosierungen der Neuro
leptika sei eine intensive Betreuung der Patienten notwendig — was oft nicht ge
währleistet sei. Neuroleptika können Atemdepression, Status epilepticus und kardiale Arrhythmien verursachen. Man stelle sich den öffentlichen Aufschrei vor.
wenn es sich dabei nicht um psychiatri
sche Patienten handelte.
Der Untersuchungsbericht zeigt ferner, daß der verstorbene Afrokaribier auf
grund rassistischer Vorurteile mit der Neuroleptikabehandlung bestraft wer
den sollte. Das Stereotyp »Big, black and dangerous« habe Ärzte und Pflegeperso
nal in ihrem Handeln bestimmt. Auf die besonderen Eigenheiten ethnischer Min
derheiten werde in dem Krankenhaus zu
wenig eingegangen. (ChR)
Dillner, L.: Inquiry says depot injections can kill. BMJ 1993; 307: 641.
Vitamin-K-Prophylaxe zu Un
recht in Mißkredit gekommen!
Die routinemäßige Vitamin-K-Pro
phylaxe war in Mißkredit gekommen, als in zwei britischen Studien festgestellt worden war, diese Prophylaxe gehe mit einem erhöhten Risiko kindlicher Krebserkrankungen einher. Daraufhin wurden die Daten des US-amerikani
schen Collaborative Perinatal Projects, einer prospektiven Multizenterstudie zu neurologischen Entwicklungsverzöge
rungen, benutzt, um diesem Zusammen
hang erneut nachzugehen. Zwischen
1959 und 1966 setzte sich in den USA die Vitamin-K-Prophylaxe durch (1959 er
hielten 56% der Neugeborenen Vitamin K, 1966 86%). Von 54795 in dieser Zeit geborenen Kindern erkrankten 48 bis zu ihrem 8. Geburtstag an Krebs. Diesen
»Fällen« wurden je 5 Kontrollkinder ge
genübergestellt (»matched controls«).
66% der an Krebs erkrankten Kinder und 71% der Kontrollkinder hatten Vitamin K bekommen, praktisch ausschließlich in
tramuskulär. Der Unterschied zwischen beiden Gruppen ist nicht signifikant, auch unter Berücksichtigung von Faktoren wie Geburtsgewicht, Alter der Mutter, Stillen oder Röntgenbelastung während der Schwangerschaft. Auch wenn Kinder, die während des ersten Lebensjahres an Krebs erkrankten, ausgeschlossen wur
den (wie in einer der britischen Studien), änderte sich das Studienergebnis nicht:
Kinder, die während der Perinatalperiode Vitamin K erhalten hatten, hatten kein erhöhtes Krebs- oder Leukämierisiko.
Die Autoren empfehlen aufgrund des wohldokumentierten Nutzens der intra
muskulären Vitamin-K-Prophylaxe, diese weiterhin vorzunehmen. (ChR) Klebanoff, M., et al: The risk of child
hood cancer after neonatal exposure to vitamin K. N. Engl. J. Med. 1993; 329:
905-908.
Zeitschrift für Allgemeinmedizin
German Journal of General Practice. Ehemals: Der Landarzt. Zugleich Organ der Vereinigung der Hoch
schullehrer und Lehrbeauftragten für Allgemeinmedizin e.V, und der DEGAM (Deutsche Gesellschaft für Allge
meinmedizin).
Schriftleitung (V.i.S.d.P.): Dr. med. Heinz Harald Ab
holz, Ceciliengärten 1, 12159 Berlin • Prof Dr. med.
Winfried Hardinghaus, Chefarzt der Med. Abt., Kran
kenhaus St. Raphael, 49179 Ostercappeln. AG Gesund
heitswissenschaften Universität 49069 Osnabrück • Prof Dr. med. Michael M. Kochen, MPH, Abteilung für Allge
meinmedizin der Georg-August-Univ., Robert-Koch-Str.
40, 37075 Göttingen • Dr. med. Wolfgang Mahringer, Schelztorstr. 42, 73728 Esslingen • Priv.-Doz. Dr. med.
U. Marsch-Ziegler, St. Gertrauden-Krankenhaus, Paret- zerstr. 12, 10713 Berlin • Dr. med. Gertrud Volkert, Traubergstr. 16, 70186 Stuttgart.
Verlag: Hippokrates Verlag GmbH, Rüdigerstr. 14, 70469 Stuttgart, Postfach 300504, 70445 Stuttgart, Tel.
(0711) 8931-0, Telefax (0711) 8931-453.
Geschäftsführung: Dipl.-Biol. Hartmut Fandrey, Dipl.- Kaufmann Albrecht Hauff.
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Redaktion/Produktion: Günther Buck (Ltg.), Tel. (0711) 8931-446. Ruth Auschra (Stellv. Ltg.), Tel. (0711) 8931- 442. Dipl.-Wirt.-lng. (FH) Ingrid Schau! (Herstellung), Tel. (0711) 89 31-445.
Gesamtherstellung: W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. Stuttgart. - Printed in Germany 1993. - © 1993 Hippokrates Verlag GmbH.
Die Zeitschrift erscheint dreimal monatlich.
Die Kartei der praktischen Medizin ist jedem 3. Heft der Kombi-Ausgabe zum Heraustrennen beigeheftet.
Diese Kartei referiert aus maßgebenden Fachzeitschrif
ten des ln- und Auslandes unter den Aspekten: kritisch, kurz und praxisnah. Alle Preise und Versandspesen ent
halten 7% Mehrwertsteuer. Die Bezugsdauer verlängert sich jeweils um ein Jahr, wenn nicht eine Abbestellung bis zum 30. September vorliegt. Das Abonnement wird zum Jahresanfang berechnet und zur Zahlung fällig. Die Beilage »Die Arzthelferin« erscheint unregelmäßig.
14. Jahrgang 1993.
Bezug: Durch jede Buchhandlung oder eine vom Verlag beauftragte Buchhandlung. - Postscheckkonto: Stuttgart 6025-702. - Bankverbindung: Dresdner Bank, Filiale Stuttgart, Nr, 9014731.-Baden-Württembergische Bank Stuttgart, Nr. 1004527600. - Zahlungs- und Erfül
lungsort für beide Teile: Stuttgart und Hamburg.
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preise
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Wie jede Wissenschaft ist die Medizin ständigen Ent
wicklungen unterworfen. Forschung und klinische Er
fahrung erweitern unsere Erkenntnisse, insbesondere was Behandlung und medikamentöse Therapie anbe
langt. Soweit in diesem Werk eine Dosierung oder eine Applikation erwähnt wird, darf der Leser zwar darauf vertrauen, daß Autoren, Herausgeber und Verlag große Sorgfalt darauf verwandt haben, daß diese Angabe dem Wissenstand bei Fertigstellung des Werkes entspricht.
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kationsformen kann vom Verlag jedoch keine Gewähr übernommen werden. Jeder Benutzer ist angehalten, durch sorgfältige Prüfung der Beipackzettel der verwen
deten Präparate und gegebenenfalls nach Kosultation eines Spezialisten, festzustellen, ob die dort gegebene Empfehlung für Dosierungen oder die Beachtung von Kontraindikationen gegenüber der Angabe in diesem Buch abweicht. Eine solche Prüfung ist besonders wich
tig bei selten verwendeten Präparaten oder solchen, die neu auf den Markt gebracht worden sind. Jede Dosie
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nierten Zeitschrift äußerst bemüht. Gelegentlich versäu
men Abonnenten nach einem Umzug ihre neue Anschrift mitzuteilen. In den betreffenden Fällen hilft die Bundes
post, die neue Anschrift dem Verlag mitzuteilen. Abon
nenten, die mit diesem Vorgehen nicht einverstanden sind, werden gebeten, dies dem Verlag mitzuteilen.
DEGAM
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin
I JK Mitglied der Arbeitsgemein- J Schaft Leseranalyse medizinischer
^ Zeitschriften e.V.
-
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-online *** online *** online *** online *** online^
Nächtliche Operationen - schlechtere Chancen für die Patienten?
In Großbritannien sterben unnötig viele Patienten nach Operationen, die nachts in Eile von relativ unerfahrenen Chirur
gen durchgeführt werden. Ältere Patien
ten werden mitunter vor Operationen nicht adäquat wiederbelebt, auch wird die Thromboseprophylaxe oftmals ver
gessen. Das sind die wesentlichen Ergeb
nisse einer staatlichen Untersuchung.
Dem National Confidential Enquiry into Perioperative Deaths (NCEPOD) wurden während 10 Monaten über 18000 Todes
fälle, die innerhalb von 30 Tagen nach einer Operation auftraten, gemeldet. Eine Stichprobe von 1821 Todesfällen wurde näher untersucht und mit Patienten ver
glichen, die entsprechende Operationen überlebt hatten. Ein Viertel der verstor
benen Patienten, dagegen weniger als 5%
der Kontrollpatienten waren außerhalb der normalen Arbeitsstunden operiert worden. Aus vielfach nicht einleuchten
den Gründen, denn nur bei weniger als einem Drittel der Operationen handelte
es sich dabei um Notfalleingriffe. Im NCEPOD-Bericht wird darauf gedrungen, daß in den Krankenhäusern eine sinn
volle Thromboseprophylaxe zur Routine wird, deren Einhaltung überwacht wird.
Desweiteren sei der körperliche Zustand alter Patienten bei Operationen mehr zu berücksichtigen. Der Bericht unter
streicht, daß es mit dem britischen Ge
sundheitssystem nicht zum Besten steht.
(ChR) Dillner L.: Patients still dying unneces
sarily, says NCEPOD. BMJ 1993; 307:
643.
Magnesium zur Sekundär- Prophylaxe nach Herzinfarkt nicht empfehienswert!
Mehrere Studien haben gezeigt, daß Ma
gnesiuminfusionen in der akuten Phase des Herzinfarkts auf unbekannte Weise die Mortalität und die Arrhythmieinzi
denz deutlich senken. Da viele Patienten mit ischämischer Herzkrankheit einen Magnesiumangel zeigen und manche Au
toren meinen, dieser prädisponiere zu plötzlichem Herztod, Reinfarkten und ähnlichen Geschehen, wurde in einer randomisierten Doppelblindstudie der Nutzen einer oralen Magnesiumdauerbe
handlung nach Herzinfarkt untersucht.
468 Überlebende eines akuten Herzin
farkts ohne AV- oder SA-Block nahmen ein Jahr lang täglich 15 mmol Magnesi
umhydroxid oder Plazebo ein. Bezüglich der Inzidenzen von Reinfarkt, plötzli
chem Herztod und koronarer Bypass- Operation bestand zwischen beiden Be
handlungsgruppen kein signifikanter Un
terschied. Wurden diese Ereignisse je
doch zusammengefaßt, so ergab sich für die aktiv Behandelten eine signifikant höhere (!) Inzidenz kardialer Zwischen
fälle (rel. Risiko 1,55). Eine orale Magne
siumgabe zur Sekundärprophylaxe nach Herzinfarkt kann also nicht empfohlen werden, zumindest in der genannten Do
sierung. Ob sie tatsächlich sogar eher schadet, müssen weitere Studien zeigen.
(ChR) Galloe, A., et al: Influence of oral ma
gnesium supplementation on cardiac events among survivors of an acute myocardial infarction. BMJ 1993; 307:
585-587.
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DM 68,-/öS 53L-/sFr68,- ISBN 3-7945-1535-8
,TSdiattaua‘
Notfallsituationen, aktute Zwischenfälle und Intensiv
maßnahmen im Bereich der Inneren Medizin erfordern spezielle Kenntnisse auf den Gebieten der Pathophysio
logie, der Diagnostik, der Therapie und der Pharmakolo
gie, um die Patienten optimal versorgen zu können.
Die notwendigen Kenntnisse hierfür vermittelt das handliche Standardwerk, orientiert an den prakti
schen Erfordernissen von Klinik und Praxis.
In der 3. Auflage haben die Autoren den Text wieder aktualisiert und dabei vor allem die Abschnitte über Diagnostik und Therapie auf den neuesten Stand gebracht.
Gastkommentar 2X2^ 1053
Bernhard Maulen
Ärzte und Sucht
Oberberg-Klinik für Psycbosomatiscbe MedizinAbhängige Ärzte - eine Rarität?
Abhängigkeitserkrankungen bei Ärzten galten lange als extreme Rarität. Ein gemeinsamer Umtrunk mit Kollegen z. B. anläßlich eines Kongresses ist standesgemäß, ja selbstver
ständlich. Mit der gleichen Selbstverständlich
keit wurde von vielen vorausgesetzt, daß Ärzte aufgrund ihrer besseren Information über Al
koholkrankheiten automatisch auch besser vor Kontrollverlust geschützt seien. Dies ist nach
weisbar falsch.
Ohne unsere Hilfe können suchtkranke Ärzte und Ärztinnen oft nur sehr schwer aus dem Kreislauf von Krankheitsverleugnung, Krank
heitsprogression, Verzweiflung, Einsamkeit, Autoaggression und noch mehr Suchtverhalten herauskommen. Daß effektive Hilfe auch in Deutschland möglich ist, wie ein entsprechen
des Programm hierzu aussehen könnte, soll nachfolgend ausgeführt werden.
Spezialisierte stationäre Behandlung
Ähnlich wie andere Berufsgruppen mit hohem sozialen Prestige und Verantwortungsbereich, z. B. Piloten, Chefmanager oder Politiker (1), vollzieht sich der Alkoholkonsum auf der »öf
fentlichen Bühne«, die Alkoholkrankheit ver
schwindet gewissermaßen in den Kulissen.
Nach langjähriger Erfahrung mit entsprechend Erkrankten möchte ich feststellen, daß in be
zug auf Suchterkrankungen wahrscheinlich nur Priester als Berufsgruppe noch insuffizien
ter fachspezifisch versorgt sind (2). Offensicht
lich greifen besonders hohe persönliche, aber auch berufsständische Verleugnungsmecha
nismen (3). In der Praxis bedeutet dies, daß entsprechend erkrankte Kollegen/innen häufig erst spät in klinische Behandlung kommen.
Massive körperliche Eolgeerscheinungen wie z. B. Ösophagusvarizen-Blutungen, dekompen- sierte Leberinsuffizienz oder hirnorganische Psychosyndrome von beachtlichem Ausmaß sehen wir immer noch zu oft. Bei jedem dieser Fälle haben zahlreiche befreundete oder zu- mindestens in der Nähe arbeitende Kollegen oder Kolleginnen von der Suchterkrankung ge
wußt oder sie zumindestens mit hohem Wahr
scheinlichkeitsgrad vermuten müssen. Trotz
dem unterblieben oft effektive Hilfestellungen.
Natürlich ist es schwer, einem Kollegen/Mitar- beiter/nachgeordneten Arzt mit der Vermutung seiner Abhängigkeitserkrankung zu konfron
tieren. Gemäß Dr. Stanly Gitlow ist eine Sub
stanzabhängigkeit die einzige Krankheit, die den Betroffenen sagt, daß sie sie nicht haben (4).
Das gängige Behandlungskonzept für Suchtpa
tienten ist in Deutschland bekanntermaßen zweigeteilt: Zunächst gibt es eine (stationäre) Entgiftung, später eine vielmonatige Entwöh
nungsbehandlung. Diese Behandlungskette fin
det bei den meisten Ärzten wenig Akzeptanz.
Monatelange Wartezeiten, die Sorge, eigenen Patienten oder Patientinnen dort zu begegnen, Fragen der Behandlungsdichte und -intensität, insbesondere aber das vielmonatige Herausfal
len aus der klinischen oder aus der hausärzt
lichen Versorgung schaffen meist unüberwind
bare Barrieren.
Ein auf die Berufsgruppe der Mediziner zuge
schnittenes Behandlungsprogramm sollte dem
gegenüber eine kurzfristige Aufnahme ermög
lichen, Entgiftung und weiterführende Entwöh
nungsbehandlung in einer Hand bieten, Einbe
ziehung von Angehörigen und ggf. ambulante Nachsorge ebenfalls offerieren können (5). Auf
grund dieses Angebotes der Oberberg-Klinik, das sich in den vergangenen Jahren zuneh
mend unter Betroffenen und Zuweisenden her
umgesprochen hat, sind über 300 abhängige Kollegen und Kolleginnen bisher zu uns ge
kommen, woraus sich die Akzeptanz unschwer ablesen läßt.
Wie behandelt man Kollegen?
Rollenkonfusionen zwischen Arzt- und Patien
tenrolle machen die Behandlung von Kollegen mitunter sehr schwierig - insbesondere bei
Alkoholkonsum auf der öffent
lichen Bühne, Alkoholkrank
heit hinter den Kulissen
Kaum Hilfestel
lung durch Kol
legen, obwohl diese häufig Bescheid wis
sen
Z. Allg. Med. 1993; 69: 1053-1054. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1993
1054
211^ GastkoimneiitarHinter der Fas
sade des Hel
fers klaffen riesige Defizite in Grundbe
dürfnissen wie Beziehungen und Selbst
achtung
Zahlenmäßig führen die Chirurgen, ge
folgt von Inter
nisten und All
gemeinärzten
Alkohol ist ein
deutig das häu
figste Sucht
mittel
Abhängigkeitserkrankungen. F älschlicher- weise wird Wissen über die Erkrankung gleich
gesetzt mit einer Steuerungsfähigkeit dieser Erkrankung. Eine adäquate Suchttherapie wird sich von der geschickten rationalen Abwehr nicht »verwirren lassen«, sondern die dahin
terliegende emotionale Betroffenheit mit dem Patienten herausarbeiten. Da sich in unserer Einrichtung fast immer mehrere einschlägig erkrankte Ärzte und Ärztinnen befinden, ge
lingt vielen über die projektive Identifizierung mit dem »verwundeten Heiler« (7) im anderen die Fühlungnahme mit der eigenen Wunde.
Hier zeigt sich dann oft - und Patient wie Be-
Wer kommt weswegen in Behandlung?
Eine genaue zahlenmäßige Analyse der ersten 120 abhängigkeitskranken Ärzte und Ärztinnen der Oberberg-Kliniken zeigte, daß das männli
che Geschlecht mit 83,3% deutlich überpropor
tional vertreten war.
Etwas über die Hälfte der Patienten und Patien
tinnen waren in der Altersgruppe des 41.-60.
Lebensjahres, 58,3% waren verheiratet, ledig lebten 15,8% und nur 14,2% waren geschieden.
Bezüglich der Ausbildung dominierten mit 80,8% die Eachärzte bei weitem. Innerhalb der Gruppe führten zahlenmäßig die Chirurgen mit 16,7%, gefolgt von den Internisten mit 13,3%
und Allgemeinärzten mit 11,7%. Ernste berufli
che Schwierigkeiten oder Auflagen seitens der Ärztekammer hatte nur ein kleiner Anteil der Untersuchten. 57,5% unserer Arzt-Patienten und Patientinnen hatten vor der Behandlung bei uns wenigstens eine stationäre Entgiftungsmaß
nahme.
Sehr interessant ist die Verteilung der Suchtmit
tel unter den Kollegen: 45% hatten eine isolierte Alkoholabhängigkeit, 33,3% Alkohol- und Me- dikamentenabhängigkeit kombiniert, 10% eine reine Medikamentenabhängigkeit und lediglich 8,3% eine Abhängigkeit von Substanzen im Sinne des BTM. Bei den von uns Behandelten dominierten somit deutlich die männlichen Kol
legen mit langjähriger Berufserfahrung, von der ärztlichen Tätigkeit her im wesentlichen in Selbständigkeit oder leitender Position tätig.
Trotz der weit überdurchschnittlichen Griffnähe zu Medikamenten dominiert eindeutig Alkohol als meist mißbrauchte Substanz.
Die Bedeutung dieser Zahlen im Kontext der Gruppe der deutschen Ärzte sowie in Gegen
überstellung zu internationalen Fallstudien an wesentlich größeren Gruppen wurde an ande
rer Stelle ausführlich dargelegt (6).
handler betroffen machend —, wie riesige De
fizite in wesentlichen menschlichen Grundbe
dürfnissen (Beziehung, Wärme, Geborgenheit, Selbstachtung) hinter der gelebten - und lange Zeit auch selber geglaubten - Rolle des uner
müdlichen Helfers für andere existieren. Ne
ben der Aufdeckung der Funktionalität des Suchtverhaltens zur Stabilisierung dieser inne
ren Spaltung geht es in der Therapie wesent
lich darum, zwischen eigenen Leistungsanfor
derungen und realem Leistungsvermögen eine gesündere Balance herzustellen (8).
In den letzten Jahren haben sich das Problem
bewußtsein und die Hilfsbereitschaft seitens der organisierten Ärzteschaft erheblich verbes
sert. Eine Reihe von ÄK und KV haben Pro
gramme zur Unterstützung vorbereitet und stellenweise auch per Rundbrief an jedes Mit
glied kundgetan (9). Darin werden die Ein
schätzungen von Suchterkrankungen als Er
krankungen, die behandlungsbedürftig und auch mit guten Erfolgsaussichten behandelbar sind, ausgedrückt. Auf einschlägige Hilfsmög
lichkeiten, die für diesen Personenkreis zuge
schnitten sind, wird hingewiesen. Unterstüt
zung in Kostenfragen z. B. durch die berufs
ständischen Versorgungswerke sowie Hilfe bei der Suche nach Vertretern für die Zeit der Abwesenheit wird ebenfalls offeriert.
Nach guten Erfahrungen mit diesem Prozedere steht zu vermuten, daß auch andere Ärztekam
mern, die bisher noch eher abwartend sind, zukünftig die bisher schon in Einzelfällen ge
übte Unterstützung auch offiziell allen Mitglie
dern zugänglich und bekannt machen.
Insgesamt gesehen gibt es also für die ca. 5%
abhängigkeitserkrankten Kollegen und Kolle
ginnen adäquate klinische Behandlungsmög
lichkeiten, Hilfe bei der Kostenübernahme durch berufsständische Versorgungswerke und auch Unterstützung in Fragen der Vertretung.
Weit überdurchschnittliche Erfolgs- und Absti
nenzraten zeigen, daß damit effektive Hilfe möglich ist.
Literatur beim Verfasser
Dr. med. Bernhard Mäulen Chefarzt der Oherberg-Klinik Oherberg 1
78132 Hornberg
Fortbildung
10^Hermann Raabe
Der unbemerkte hypoglyk- ämische Schock des Diabetikers
Eine diagnostische und therapeutische Aufgabe in der ärztlichen Praxis Med\ziWDiabetoiogie
Der hypoglykämische Schock zählt zu den Akutkomplikationen bei diabetischen Patien
ten mit Insulin- und Sulfonylharnstoffbehand
lung. Diabetiker sprechen von »Unterzucke
rung« oder einfach »Schock« und meinen da
mit bestimmte Befindensstörungen, die ihre Ursache in einem Absinken des Blutzuckerni
veaus unter 50 mg% (2,8 mmol/1) haben (3).
Der Begriff »Koma« sollte in diesem Zusam
menhang nicht verwendet werden, sondern der schweren komplexen Stoffwechselentgleisung in Verbindung mit Hyperglykämie Vorbehalten bleiben. Hypoglykämien entwickeln sich schnell, das diabetische Koma stets langsam.
Intensität und Charakter der Körpersignale bei Hypoglykämie sind von verschiedenen Fakto
ren abhängig (3, 4), u. a. von der Therapieform mit Schnelligkeit des Blutzuckerabfalls aus ei
ner bestimmten Blutzuckerausgangslage. Bei Alt- (Normal-) Insulinen und schnellwirksamen Intermediärinsulinen treten Symptome relativ abrupt auf und die durch Adrenalinwirkung verursachten vegetativen Zeichen - die soge
nannten klassischen Hypoglykämiezeichen - stehen im Vordergrund (3, 6). Es sind Heiß
hunger, Schweißausbruch, Blässe und Zittern, Hitze- und Kältegefühl, Herzklopfen, Unruhe und Angst, Augenflimmern, Benommenheit und Abgeschlagenheitsgefühl.
Bei Verzögerungs- und Depotinsulinen, beson
ders aber unter Sulfonylharnstofftherapie ver
laufen die Hypoglykämien oft schleichend und protrahiert und verdienen kritische Aufmerk
samkeit. Dabei können Ausfallserscheinungen des Zentralnervensystems mehr oder weniger deutlich in den Vordergrund treten oder das Hypoglykämiebild ganz beherrschen. Die neu- roglykopenischen Symptome als Zeichen des Zuckermangels im Gehirn prägen das Bild des unbemerkten Schockgeschehens.
Oft bemerkt das Umfeld des Diabetikers die
Veränderungen eher und deutlicher als der Be
troffene selbst. Ihre Bewußtmachung und Iden
tifizierung in der ärztlichen Beratung ist des
halb von großer Bedeutsamkeit. Das Abgleiten in die Hilflosigkeit, Bewußtlosigkeit, Krampf
neigung, Auftreten ischämischer Attacken am Herzen und im Gehirn geschieht oft fließend (1,4, 5, 7). Die Häufigkeit des »schweren hy- poglykämischen Schocks« mit Notwendigkeit der stationären Behandlung wird mit 4-10 Pro
zent angegeben. Nach eigenen Untersuchun
gen an 370 Typ-I-Diabetikern betrug sie nur 3 Prozent.
In aller Regel bemerkt der Diabetiker seine Hypoglykämie selbst und ergreift Maßnahmen zu deren Beseitigung, z. B. durch Einnahme von Trauben- oder Würfelzucker, den er stets bei sich haben sollte. Weiterführende ärztliche Sofortmaßnahmen sind nicht erforderlich.
Lange Zeit wurde an der Möglichkeit unbe
merkter Hypoglykämien gezweifelt (9). Jedoch machten Beobachtungen von unerklärlichen Verhaltens- und Reaktionsweisen bei sonst un-
Hypoglykämische Schocks sind für insulinbe
dürftige und mit Sulfonylharnstoffen behan
delte Diabetiker kein außergewöhnliches Er
eignis und gelten bei Arzt und Patient als harmlos. Der geschulte Diabetiker hat gelernt.
Warnzeichen zu erkennen und selbst bedarfs
gerecht zu reagieren. Etwa 4-10 Prozent aller Hypoglykämien verlaufen jedoch schleichend, unbemerkt und protrahiert. Sie verdienen we
gen ihres großen Gefahrenpotentials besondere Beachtung. Halluzinatorische Wesensverän
derungen. epileptiforme Krampfzustände, stumme Herzinfarkte und hirnischämische At
tacken bestimmen dann leicht das klinische Bild. Leider wird dieser Akutkomplikation bei Diabetes mellitus nicht die erforderliche Auf
merksamkeit geschenkt.
Unter Sulfonyl
harnstoffthe
rapie verlaufen Hypoglykämien oft ungewöhn
lich!
Sonst unauffäl
lige Patienten zeigen z. B.
plötzlich psy
chotische Zu
stände
Zum Inhalt
Z. Allg. Med. 1993; 69; 1055-1058. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1993
___ iD&Fhypogij^
Todesfälle durch Hypo
glykämien sind extrem selten
Bei der Tolerie
rung von Ener
giemangel im ZNS scheinen individuelle Faktoren eine Rolle zu spielen
Neuroglykopenische Symptome 1. allgemein körperlich
• Gesichtsblässe, veränderte Mimik, Grimassie- ren. Zittern oder Stupor
• Schwäche, Schwindel, Benommenheit, Dröh
nen unter der Schädeldecke, Kopfschmerzen, Ohrenknacken, Taubheit und Kribbeln pe
rioral und in den Extremitäten 2. psycho-emotional
• abnormale Müdigkeit, Antriebsarmut, Apa
thie
• Wurstigkeit, Interesselosigkeit
• Angstgefühl, düstere Gedanken häufiger als Euphorie
• Aggressivität, Stimmungslabilität 3. motorisch
• Unruhe
• gestörte Koordination, Verspannung, Ver
krampfung, Unbeholfenheit (Gangbild, Tasse halten. Lallen beim Sprechen)
4. Wahrnehmung und Denken
• Konzentrationsschwäche
• fehlende Handlungskontrolle
• Verwirrtheit, Gedankenflucht, abschweifen
des, zusammenhangloses Sprechen
• Doppelbilder, abgeschwächtes Färb- und Kontrastsehen, gesteigerte Lärmempfindlich
keit, Unvermögen, Geräusche zu trennen
• Orientierungsstörungen
• Alpträume, Halluzinationen, Rauschzustand 5. Endstadium
• Bewußtlosigkeit
• epileptiforme Zeichen, allgemeine Verspan
nung, pathologische Reflexe.
auffälligen Patienten mit Diabetes mellitus (z. B.
psychotische Zustände wie nach Alkoholisie
rung) mit Fehleinweisung in Nervenkliniken immer wieder darauf aufmerksam. Erst durch kontinuierliche Blutzuckermessungen im Tag- Nacht-Profil kam es zu eindeutigen Einblicken in dieses Geschehen (7).
An dieser Stelle sei nebenher an die oft proble
matischen sozialmedizinischen Eragestellun- gen im Zusammenhang mit unbemerkten Hy
poglykämien erinnert.
Eine konkrete Zuordnung von Warnsympto
men zur Blutzuckerhöhe gibt es nicht. Offenbar spielen auch bisher unerforschte individuelle Eaktoren eine wesentliche Rolle bei der Tole
rierung des akuten Energiemangels im Zen
tralnervensystem (1, 5, 9). Nach eigenen Beob
achtungen muß mit Bewußtlosigkeit und epi- leptiformen Krampfzuständen bei Blutzucker
werten von 15-25 mg% (0,8-1,4 mmol/1) und tiefer gerechnet werden. Typische neuroglyko
penische Symptome sind bei Werten von
20-40 mg% (1,1-2,4 mmol/1) zu erwarten.
Nach Literaturangaben (5, 9) liegt der Schwel
lenwert für hypoglykämiebedingte EEG-Verän- derungen bereits bei 54 mg% (3 mmol/1). Bei Werten unter 36 mg% (2,0 mmol/1) entwickeln sich Zeichen von Dysfunktion kortikaler Zellen.
Hypoglykämiebedingte Todesfälle sind glückli
cherweise extrem selten.
Risikogruppen
Mehr und mehr kristallisierten sich Risikogrup
pen von Diabetikern mit vermehrter Neigung zu unbemerkten und heimtückischen Hypoglyk
ämien heraus (1 bis 8). Dazu zählen:
• insulinbedürftige Diabetiker mit mehr als lOjähriger Krankheitsdauer. Es wird eine Empfmdlichkeitsminderung des »Warnsy
stems« bei längerer Diabetesdauer mit Ab
nahme der hypoglykämiebedingten Gluka- gon-Adrenalin-Cortisol-Wachstumshormon- ausschüttung bei der Gegenregulation beob
achtet (4). Beim Langzeitdiabetiker wird eine komplexe Regulationsstörung vermutet. Eine autonome Neuropathie wirkt offenbar im Sinne einer Wahrnehmungsstörung poten
zierend.
• Typ-I-Diabetiker jenseits des 60sten Lebens
jahres mit mangelnder Spritz- und Essens
disziplin (7).
• Diabetiker mit diabetischer Nephropathie:
u. a. wird eine Störung der Insulinverstoff
wechselung bzw. Anhäufung toxischer Stoffe im Intermediärstoffwechsel diskutiert.
• Diabetiker mit überdurchschnittlich hoch
dosierter Betahlockertherapie: angenom
men wird eine Rezeptorstörung im Bereich der Schocksignalleitung (2,6, 8).
• Diabetiker mit hohem Alkoholkonsum (2):
es wird eine Störung des intrahepatischen
»Ausgeflippt«
Ein 32jähriger Krankenpfleger, seit 21 Jahren insulinpflichtiger Diabetes mellitus, als gewis
senhaft, freundlich und ausgeglichen bekannt, flippte buchstäblich in unregelmäßigen Zeitab
ständen total aus und traktierte dann u. a. mit dem Besen die anderen Schwestern auf Station.
Raum für Spekulationen nach der Ursache gab es genug. Erst als in einem solchen Zustand ein Blutzucker angefertigt wurde, konnte des Rät
sels Lösung gefunden werden. Der Blutzucker von 36 mg% (2,0 mmol/1) ergab die Diagnose eines hypoglykämischen Zustandes.
Bri;.
Nürnberg
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.. mg Dihydroergo- .cthar .mal, 5,0 mg Clopamid, f ;7ig Resc-
A. Anwenc •gsgebiete: Alle Formen der Hype
B Genf zeigen: Überempfindiich- keit g-. Sulfonamide oder andere Inhalt: .ve , schwere Niereninsuffizi- enz, G oerulonephfitK LToma hepati- cum, •"■he r Herzinf-"kt, Depression in der ste rhciapieresistente Hypo ' '-./p ■:'iatriämie, Hyper- kaizi.";- - ■gengeschwür, Colitis ui-'-' - •-... . ocktherapie. Bei .schwerer ■ -.tn;, isuffizienz und schw- ziciebrah ..‘rose nur allmähli-
Auf Erfahrung vertrauen
che Senkung & jtdrucks mit sorgfäl
tiger Übe"- jng, deshalb sehr langsame ungsaufbau. Schwan
gerschaf
R Nebt'i ,.'Kungen: Vereinzelt kön
nen Störu, -en des Magen-Darm-Trakts (Übelkeit, brechen, krampfartige Beschwerden, /erstopfung, Durchfall) auftreten. At - und des geringen Reser- pingehalt? 'd Nebenerscheinungen wie depr Verstimmung oder "ver
stopfte N .' sehr selten. Bei höheren Dosen k i es zu Kreislaufstörungen mit Biu-j.'uckabfail, Schwindel und Müdigkeit lorthostatische Beschwerden) kommen. Bei langfristiger kontinuierli
cher Einnahme sind Elektrolytverluste (Kalium, Natriurr: Magnesium, Chlorid) möglich.
8,. -,nweis: Bei der Hoch- druci . . u.ng mit diesem Arzneimit
tel rtg^;t(iäBige ärztliche Kontrolle.
Fähigkeit zur aktiven Straßenverkehrs- teilnahr.e oder Maschinenbedienung kann durch individuell unterschiedliche Reaktionen beeinträchtigt sein - ins
besondere bei Behandlungsbeginn, Präparatewechsel, sowie im Zusammen
wirken'rhitA’köhol.
B DosM^’üng; Grundsätzlich wird die Therapie mit 1 Dragee täglich begonnen und nur erforderlichenfalls auf 2 oder maximal 3 Dragees erhöht. Zumeist genügt 1^ Dragee täglich.
4? anderen
..i_gleichzeitigem Alkoholge
nuß öüer zusätzlicher Verabreichung von Mitteln, die ebenfalls den Blutdruck senken oder zentral dämpfend wirken, kann die Wirkung von Briserin verstärkt werden, ülucocorticoide und Abführ
mittel können zu einer vermehrten Kali
umausscheidung führen. Bei gleichzeiti
ger Gabe von Briserin sollte deshalb der Kaliumspiegel sorgfältig überwacht wer
den. Da nichtsteroidale Antirheumatika und Glucocorticoide die Ausscheidung von Natrium und Wasser reduzieren, muß bei gleichzeitiger Verabreichung solcher Mittel die Briserin-Dosis mögli
cherweise erhöht werden. Die Wirkung von Lithiumsalzen kann verstärkt wer
den. Die Lithium-Dosis sollte deshalb bei gleichzeitiger Verabreichung von Brise
rin reduziert werden. Die Wirkung von blutgerinnungshemmenden Arzneimit
teln, Antidiabetika und harnsäuresen
kenden Mitteln kann reduziert werden.
Die therapeutische Wirkung von Levo
dopa kann verringert werden. Bei gleich
zeitiger Gabe von MAO-Hemmern ist eine Verstärkung der zentral dämpfen
den Wirkung sowie Bluthochdruck und hohes Fieber möglich.
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^— önderungen berichtet worden. Im allgemeinen klingen diese Nebenwirkungen nach Absetzen von GEVILON rasch ab. Wirkungsweise: Senkung des Gesamtcholesterinspiegels - Senkung der LDL- und VLDL-Cholesterinspiegel - Anhebung des HDL-Cholesterinspiegels - Senkung des Triglyzeridspiegels. Dosierung: Soweit nicht anders verordnet, 1 x täglich abends 2 Filmtabletten GEVILON. Wechselwirkungen: GEVILON kann die Wirkung von Antikoagulanzien vom Cumarintyp und von Sulfonylharnstoffen verstärken. Die Dosierung dieser Präparate muß gegebenenfalls angepaßt werden. Östrogene und Gestagene können zu einem Anstieg der Lipidwerte führen.
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