Zum Inhalt
Art der Studie: Anwendungsbeobachtung Studienteilnehmer: 53 Ärzte und 877 Patien
ten mit koronarer Herzerkrankung Geprüfte Substanz: Gallopamil
Ergebnis: »Gallopamil senkt sowohl als Mono
therapie als auch in Kombination mit Nitraten oder Beta-Rezeptorenblockern die Angina- pectoris-Anfallshäufigkeit sowie den Verbrauch kurz wirksamer Nitropräparate.«
In den letzten Jahren haben Kalzium-Antago
nisten zu einer wesentlichen Bereicherung der therapeutischen Möglichkeiten bei der medika
mentösen Behandlung aller Formen der koro
naren Herzkrankheit geführt (4, 20). Es beste
hen jedoch erhebliche Unterschiede zwischen
In einer Anwendungsbeobachtung wurden 877 Patienten mit KHK über 5 Wochen mit Gallo
pamil behandelt. 293 Patienten erhielten eine Monotherapie mit Gallopamil, 116 Patienten zusätzlich Betablocker und 468 zusätzlich Langzeitnitrate. Systolischer und diastolischer Blutdruck sowie die Herzfrequenz wurden in allen drei Therapiegruppen leicht gesenkt. Die Belastbarkeit der Patienten ließ sich um 13 bis 21% steigern. Die ischämische ST-Strecken- Senkung konnte bei maximaler Belastung um 18-35% reduziert werden. Bei 17,7% der Pa
tienten wurde die Beobachtung vorzeitig been
det. Diejenige Patientengruppe, die neben Gal
lopamil einen Betablocker einnahm, zeigte die höchste Rate unerwünschter Arzneimittelwir
kungen ( meistgenanntes Symptom: Bradykar
die, gefolgt vonAV-Blockierungen). Die gute an
tiischämische Wirksamkeit von Gallopamil ließ sich bestätigen. Allerdings sollte Vorsicht ge
boten sein bei Anwendung der Kombination ei
nes Betablockers mit einem frequenzsenkenden Kalzium-Antagonisten wie Gallopamil vor al
lem bei Patienten mit Hinweisen auf eine Sinus- Bradykardie/Sinus-Knotenerkrankung und/
oder AV-Blockierung.
den einzelnen Kalzium-Antagonisten sowohl in der chemischen Struktur als auch im Wirkungs
profil (16). Gallopamil, ein Kalzium-Antagonist der zweiten Generation, besitzt als Abkömm
ling von Verapamil ähnliche pharmakokineti
sche und pharmakodynamische Eigenschaften, zeigt jedoch gegenüber Verapamil eine stär
kere Kalzium-antagonistische Wirksamkeit (8).
Nach oraler Gabe wird Gallopamil zu etwa 90%
absorbiert. Die systemische Bioverfügbarkeit des Pharmakons liegt bei 15%. Bei wiederhol
ter Gabe wird eine Zunahme der systemischen Bioverfügbarkeit auf 23% beobachtet, da die totale systemische Clearance entsprechend re
duziert wird. Die Bindung an Plasmaproteine beträgt konzentrationsunabhängig 90% und die Eliminationshalbwertszeit liegt bei 3,5 h, wobei unter wiederholter Gabe bei Gesunden keine Änderung der Halbwertszeit gefunden wurde (26).
Das vielfältige Wirkspektrum von Gallopamil ist zum großen Teil durch Einflüsse auf den Gefößtonus mit einer Senkung von Vor- und Nachlast gekennzeichnet. Neben elektrophy- siologischen Effekten auf die primäre Reizbil
dung, Reizleitung und ektope Reizbildung spielt die Verminderung der Myokardkontraktilität nur eine untergeordnete Rolle (3, 7, 28). Bei der Behandlung der koronaren Herzkrankheit basiert der antiischämische Effekt von Gallo
pamil vorwiegend auf einer Erweiterung der größeren Koronararterien zusätzlich zur ischä
miebedingten Dilatation terminaler Arteriolen, die der metabolischen Autoregulation unterlie
gen (9, 19, 23). In zahlreichen kontrollierten Akut- und Langzeitstudien zeigte Gallopamil bei chronischer belastungsabhängiger Myo
kardischämie eine ausgeprägte antianginöse und antiischämische Wirkung. Unter einer Do
sis von 150 mg Gallopamil pro Tag wurde eine Reduktion der ischämischen ST-Streckensen
kung in Belastungsversuchen von 50-60% mit einem Wirkungsmaximum 2 Stunden nach der Einnahme beobachtet (2, 11, 14, 15, 18, 21, 22, 29).
Z. Allg. Med. 1993; 69:1084-1091. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1993
Gallo
Neben kontrollierten klinischen Prüfungen las
sen sich weitere Erkenntnisse zur Wirksamkeit und Verträglichkeit bei der Therapie mit be
reits zugelassenen Medikamenten in Anwen
dungsbeobachtungen gewinnen. Dabei werden prospektiv vorab festgelegte Patientengruppen über einen definierten Zeitraum beobachtet und die routinemäßig gewonnenen Funktions
und/oder Laborparameter in Erhebungsbögen dokumentiert. In Ostdeutschland wurde 1991 mit Gallopamil eine Anwendungsbeobachtung durchgeführt, über deren Ergebnisse hier be
richtet wird.
Patienten
An der Anwendungsbeobachtung beteiligten sich 53 Ärzte aus dem Klinikbereich, die Daten von 877 Patienten dokumentierten. Das Beob
achtungskonzept sah vor, daß zunächst die Pa
tientenanamnese mit Angaben zur letzten Be
handlungswoche vor Beobachtungsbeginn do
kumentiert wurde. Danach folgte eine ein
wöchige Einstellungsperiode und anschließend eine Beobachtungsperiode über vier Wochen.
• Bei 293 Patienten bestand eine Monothera
pie mit Gallopamil (Gruppe 1),
• 116 Patienten erhielten Gallopamil zusätz
lich zur vorbestehenden Therapie mit Beta- Rezeptorenblockern (Atenolol, Propranolol oder Talinolol in üblicher Dosierung, Gruppe 2) und
• 468 Patienten erhielten Gallopamil zusätz
lich zur vorbestehenden Therapie mit Ni
traten (Isosorbiddinitrat bzw. Isosorbid- 5-Mononitrat in üblicher Dosierung, Grup
pe 3).
Die Dokumentierung umfaßte Daten aus: Ruhe- EKG, Blutdruckmessung und Belastungs-EKG sowie aus Angaben zur Verträglichkeit ein
schließlich der Erfassung möglicher uner
wünschter Arzneimittelwirkungen. Bei der sta
tistischen Auswertung erfolgte eine parallele Darstellung der drei Therapiegruppen und ein Vergleich der Prä-Post-Differenzen in den drei Gruppen mittels parametrischer Methoden (Va
rianzanalyse). Vergleiche von Häufigkeitsver
teilungen wurden mit dem chi^-Test vorgenom
men. Alle Tests wurden im Rahmen der explo- rativen Datenanalyse durchgeführt.
877 Patienten beteiligten sich an der Anwen
dungsbeobach
tung
Das Alter der Patienten lag zwischen 21 und 86 Jahren (median: 59 Jahre). Im Kollektiv be
fanden sich überwiegend Männer (70,5%). Die Diagnose koronare Herzerkrankung basierte auf
• subjektiven Beschwerden in 80,4%,
• positivem Belastungs-EKG in 41,7%,
• Koronarangiographiebefund in 25,3%,
• Myokardszintigramm in 4,4% und
• Zustand nach Infarkt in 49,5% der Fälle.
Mehrfachnennungen waren möglich. Die durchschnittliche Erkrankungsdauer betrug 4 Jahre. Als Nebendiagnosen wurden im Kol
lektiv unter anderem genannt:
• Hypertonie (53%),
• Hyperlipidämie (44%),
• Diabetes mellitus (20%),
• Herzinsuffizienz (11%) sowie
• Herzrhythmusstörungen (22%),
wobei ebenfalls Mehrfachnennungen möglich waren. Im Mittel wurden neben der koronaren Herzerkrankung zwei Nebendiagnosen für je
den Patienten dokumentiert.
Da die Patienten während der Beobachtung unterschiedlich therapiert wurden, haben wir eine Stratifizierung des Gesamtkollektivs in drei Gruppen vorgenommen:
Ergebnisse
Dosierung
Die Therapie mit Gallopamil wurde zu Beginn der Anwendungsbeobachtung mit einer Dosis von 3 Filmtabletten pro Tag (3 x 50 mg Gallo
pamil) eingeleitet und im weiteren Verlauf ent
sprechend dem klinischen Beschwerdebild des Patienten angepaßt. Die Dosisverteilung am Ende der Beobachtung ist in Tabelle 1 wieder
gegeben. Nahezu 70% der Patienten in den drei Therapiegruppen wurden mit 3x1 Tablette behandelt. Ein Viertel der Patienten erhielt 2x1 Tablette. In Einzelfällen wurde die Höchst
dosis von 4x1 Tablette appliziert sowie die niedrigste Dosis von 1x1 Tablette.
Angina pectoris und Verbrauch kurzwirk
samer Nitroverbindungen
Im Prä-Post-Vergleich nahm die Angina-pecto- ris-Anfailshäufigkeit beim Gesamtkollektiv im Mittel von 8,5 auf 3,2 Anfälle pro Woche ab.
Innerhalb der Therapiegruppen fanden sich die in Tabelle 2 dargelegten Veränderungen, wo
bei tendenziell eine stärkere Abnahme der An
fallshäufigkeit unter den Kombinationsbehand
lungen auffällt, insbesondere in der Gruppe 3 (Gallopamil plus Nitrat). Kongruent zur
An-Am Anfang er
hielt jeder Pati
ent 3 X 50 mg Gallopamil
Es gab 3 Grup
pen: Gallopamil als Monothera
pie, Gallopamil plus Beta
blocker und Gallopamil plus Nitrate
Gällopamil
Tabelle 1: Übersicht zur Gallopamil-Tagesdosis. Therapiegruppe 1 = Gallopamil-Monotherapie; Therapie
gruppe 2 = Gallopamil plus Beta-Blocker; Therapiegruppe 3 = Gallopamil plus Nitrat
Die maximale Belastungsstufe und die Bela
stungsdauer konnten in allen Gruppen signifikant ge
steigert werden
Sowohl der systolische als auch der dia
stolische Blut
druck wurde leicht gesenkt
Tagesdosis (Filmtabletten)
Therapiegruppe 1 Therapiegruppe 2 Therapiegruppe 3 Gesamtkollektiv
1 10 1 10 21 (2,5%)
1,5 1 - - 1 (0,1%)
2 90 24 116 230 (26,9%)
3 186 83 325 594 (69,6%)
4 - 4 4 8 (0,09%)
Summe (23 fehlende Angaben) 854
Tabelle 2: Übersicht zur Angina-pectoris-Anfallshäufigkeit/Woche und zum Verbrauch kurzwirksamer Ni-troverbindungenAVoche. Therapiegruppe 1 = Gallopamil-Monotherapie; Therapiegruppe 2 = Gallopamil plus Beta-Blocker; Therapiegruppe 3 = Gallopamil plus Nitrat
Zeitpunkt der Kontrolle
Therapiegruppe 1 Therapiegruppe 2 Therapiegruppe 3 Gesamtkollektiv Angina-pectoris-AnfallshäufigkeitAVoche
(n = 268) (n = 108) (n = 426) (n = 802)
prä 5,7 9,5 10,1 8,5
post 1,7 4,3 3,8 3,2
Ä -4,0 -5,2 -6,3 -5,3
Verbrauch kurzwirksamer NitroverbindungenAVoche
(n = 255) (n = 105) (n = 423) (n = 783)
prä 5,5 9,3 9,6 8,2
post 1,6 4,4 3,6 3,1
A -3,9 -4,9 -6,0 -5,1
gina-pectoris-Anfallshäufigkeit verhielt der Nitrokonsum pro Woche (Tab. 2).
sich
Blutdruck und Ruhe-EKG
Sowohl der systolische als auch der diastoli
sche Blutdruck wurden leicht gesenkt. Dabei war innerhalb der Behandlungsgruppen eine stärkere Reduktion unter der Monotherapie mit Gallopamil festzustellen. Allerdings ging man hier bereits von einem höheren Aus
gangsniveau im Vergleich zu den beiden anderen Therapiegruppen aus (Tab. 3). Die mittlere Herzfrequenz wurde ebenfalls leicht reduziert, ln der Therapiegruppe 2 (Gallopa
mil plus Beta-Rezeptorenblocker) wurde die bereits niedrige Herzfrequenz im Vergleich zu den anderen Therapiegruppen nur gering gesenkt. Das Ruhe-EKG zeigte im Mittel keine statistisch oder klinisch auffälligen Änderun
gen (Tab. 3).
Belastungs-EKG
Fahrrad-Ergometrien im Sitzen wurden bei 495 Patienten (56%) durchgeführt. Es zeigte sich, daß die maximale Belastungsstufe und die Belastungsdauer in allen Therapiegruppen si
gnifikant gesteigert werden konnten, am deut
lichsten in der Patientengruppe 1 (Gallopamil als Monotherapie) (Tab. 4). Herzfrequenz, sy
stolischer sowie diastolischer Blutdruck zeig
ten tendenziell eine Abnahme trotz Steigerung der Belastungsstufe und Belastungsdauer. Eine Ausnahme bildet die Herzfrequenz bei maxi
maler Belastungsstufe in der Therapiegruppe 2 (Beta-Rezeptorenblocker plus Gallopamil), die eine minimale Erhöhung aufwies. Es ist zu berücksichtigen, daß hier das niedrigste Aus
gangsniveau im Vergleich zu den anderen The
rapiegruppen vorlag. Die ST-Streckensenkung bei maximaler Belastung konnte in allen drei Therapiegruppen signifikant reduziert werden.
Ausgehend von einem höheren Niveau findet sich in der Therapiegruppe 3 (Nitrat plus Gal
lopamil) die höchste Reduktion der ST- Streckensenkung fTaö. 4). Qualitative Änderun
gen im Ergometrietest bezogen auf den Ab
bruchgrund zeigten, daß deutlich weniger Pa
tienten den Belastungsversuch wegen Angina pectoris, Dyspnoe oder überhöhter Blutdruck
werte abbrechen mußten. Mehr Patienten konnten bis zur körperlichen Erschöpfung be
lastet werden.
Gattopamil
Tabelle 3: Änderungen von Herzfrequenz, Blutdruck und Leitungszeiten aus dem Ruhe-EKG während der Anwendungsbeobachtung.-Therapiegruppe 1 = Gallopamil-Monotherapie; Therapiegruppe 2 = Gallopamil plus Beta-Blocker; Therapiegruppe 3 = Gallopamil plus Nitrat
Meßparameter Zeitpunkt der Kontrolle
Therapiegruppe 1 Therapiegruppe 2 Therapiegruppe 3 Gesamt
kollektiv
n = 285 n = 110 n = 458 n = 853
HF prä 80,1 72,7 77,5 77,8
(min“^) post 76,5 71,2 73,3 74,1
A -3,6 -1,5 -4,2 -3,7
n = 286 n = 112 n = 455 n = 853
RR syst prä 146,4 142,0 143,1 144,1
(mmHg) post 137,0 136,8 136,5 136,7
A -9,4 -5,2 -6,6 -7,4
n = 286 n = 112 n = 455 n = 853
RR diast prä 89,9 87,2 88,1 88,6
(mmHg) post 85,2 85,3 85,4 85,3
A -4,7 -1,9 -2,7 -3,3
n = 257 n = 109 n = 434 n = 800
PQ prä 162,7 164,4 163,5 163,4
(ms) post 169,9 173,4 169,7 170,2
A 7,2 9,0 6,2 6,8
n = 278 n = 112 n = 451 n = 841
QRS prä 90,3 88,6 88,3 89,0
(ms) post 91,6 90,6 91,0 91,1
A 1,3 2,0 2,7 2,1
n = 272 n = 112 n = 446 n = 830
QT prä 360,4 372,1 365,5 364,7
(ms) post 363,2 375,3 370,7 368,9
A 2,8 3,2 5,2 4,2
Verträglichkeit
Die Behandlung wurde in 155 Fällen (17,7%) vorzeitig beendet. Die Abbruchgründe sind in Tabelle 5 wiedergegeben. Unerwünschte Arz
neimittelwirkungen und unzureichende Wirk
samkeit, die zum Abbruch führten, wurden bei 63 Patienten registriert (7,2%). Eine mangelnde Compliance führte in 18 Fällen zum Abbruch.
Die besonderen Ereignisse beinhalten folgende Angaben: Eine vorzeitige Entlassung aus der Klinik (N = 50), Verlegung auf eine andere Sta
tion (N = 16), Änderung des Behandlungspla
nes (N = 9), Reiseantritt (N = 3) sowie Tod (N = 3).
Die drei Todesfälle stellten sich im einzelnen so dar: Bei einer 82jährigen Patientin mit Zustand nach Myokardinfarkt trat ein allgemeiner kör
perlicher Verfall ein, so daß keine Nahrungs
aufnahme oral mehr möglich war. Die Patien
tin verstarb, nachdem die Therapie mit Gallo
pamil 10 Tage vorher abgesetzt wurde. Eine weitere 88jährige Patientin mit Zustand nach Myokardinfarkt und einer über 14 Jahre beste
henden koronaren Herzerkrankung litt gleich
zeitig an einer Pneumonie, die ursächlich für den Tod verantwortlich war. Ein 65jähriger Patient verstarb an einem akuten Vorderwand
infarkt mit Entwicklung eines Lungenödems infolge myokardialer Insuffizienz sowie Reani
mation bei rezidivierendem Kammerflimmern.
Die Beobachtung wurde vorzeitig beendet und ein Zusammenhang mit der Anwendung von Gallopamil wurde vom Beobachtungsarzt als unwahrscheinlich deklariert. Insgesamt wur
den bei 151 Patienten (17,2%) unerwünschte Arzneimittelwirkungen beobachtet. Einen Überblick zu den unerwünschten Arneimittel- wirkungen einschließlich der 51 Patienten, die deswegen die Behandlung abbrachen, ist in Tabelle 6 wiedergegeben. Es fällt auf, daß die höchste Rate in der Therapiegruppe 2 zu verzeichnen ist, die neben Gallopamil einen Beta-Rezeptorenblocker einnahm. Die einzel
nen Symptomnennungen sind nach der WHO- Klassifikation für sämtliche unerwünschten Er
eignisse entsprechend dem System Organ Clas
ses (SOG) gruppiert und in Tabelle 7 darge
stellt.
Beim Symptomkomplex, Haut und Hautan
hangsgebilde, wurde vermehrtes Schwitzen und Hautausschlag angeführt. Eine aufgetre
tene Urtikaria verschwand nach Absetzen von Gallopamil vollständig. Der Symptomkomplex zentrales und peripheres Nervensystem
bein-Die Behandlung wurde von 17,7% der Patienten abgebrochen
Die höchste Rate uner
wünschter Arz
neimittelwir
kungen war in Gruppe 2 zu verzeichnen
Therapiestudie GallopamU
Hypotonien ka
men in allen drei Therapie
gruppen gleich häuhg vor
Herzrhythmus
störungen wur
den von 5,9%
aller Patienten genannt
Tabelle 4: Quantitative Änderungen im Ergometrietest während der Anwendungsbeobachtung. Therapie
gruppe 1 = Gallopamil-Monotherapie; Therapiegruppe 2 = Gallopamil plus ß-Blocker; Therapiegruppe 3 = Gallopamil plus Nitrat
Meßparameter Zeitpunkt der Kontrolle
Therapiegruppe 1 Therapiegruppe 2 Therapiegruppe 3 Gesamt
kollektiv
n = 165 n = 82 n = 248 n = 495
max. prä 86,5 85,1 82,7 84,4
Belastung post 104,9 96,6 93,7 97,9
(Watt) A 18,4 11,5 11,0 13,5
n = 165 n= 82 n = 243 n = 490
Belastungs- prä 9,9 9,5 7,8 8,8
dauer post 12,5 11,5 9,1 10,6
(min) A 2,6 2,0 1,3 1,8
n = 165 n = 82 n = 247 n = 494
HF bei max. prä 132,9 121,2 123,6 126,3
Belastung post 132,5 122,2 122,8 126,0
(min-9 A -0,4 1,0 -0,8 -0,3
n = 165 n = 82 n = 247 n = 494
RR syst, bei prä 183,9 178,1 178,8 180,4
max. Belastung post 182,4 176,0 179,1 179,7
(mm Hg) A -1,5 -2,1 0,3 -0,7
n = 165 n = 82 n = 247 n = 494
RR diast. bei prä 100,7 99,4 97,9 99,1
max. Belastung post 98,0 97,1 96,4 97,1
(mm Hg) A -2,7 -2,3 -1,5 -2,0
n = 155 n = 74 n = 220 n = 449
ST-Senkung bei prä 0,107 0,118 0,150 0,130
max. Belastung post 0,075 0,097 0,097 0,090
(mV) A -0,032 -0,021 -0,053 -0,040
haltet Schwindel, der vor allem in den Thera
piegruppen 2 und 3 vermehrt zum Abbruch führte, sowie Tremor und Parästhesie. Beim Symptomkomplex Sehstörungen wurde ein an
omales Sehvermögen genannt, das zum Ab
bruch führte, wobei ein direkter Zusammen
hang mit der Gabe von Gallopamil als nicht wahrscheinlich bezeichnet wurde. Das gleiche gilt für den Symptomkomplex Hör- und Gleich
gewichtsstörungen mit Ohrensausen, das be
reits vor Beginn der Therapie mit Gallopamil bestand. Unter den psychiatrischen Störungen sind Agitiertheit, Angst, Nervosität und Schlaf
störungen zu nennen, die zum Teil auch zu Therapieabbrüchen führten. Weiterhin wurden hier Apathie, Depression, Somnolenz und ver
ändertes Träumen aufgeführt, wobei keine der drei Therapiegruppen mit häufigeren Nennun
gen auffiel. Beim Symptomkomplex Verdau
ungstrakt wurde am häufigsten Obstipation ge
nannt, und zwar in der Therapiegruppe 3, ge
folgt von Übelkeit, ebenfalls mit der häufigsten Nennung in der Therapiegruppe 3. Die weite
ren Symptome wie Anorexie, Durchfall, Erbre
chen, Dyspepsie und Flatulenz wurden seltener registriert. Im Vergleich zu anderen Symptom
komplexen fällt hier eine höhere Gesamtrate mit 4,5% auf
Eine Hypotonie wurde beim Symptomkomplex Herz-Kreislauf-System allgemein am häufig
sten genannt, und zwar über alle drei Thera
piegruppen nahezu gleichmäßig verteilt. In den meisten Fällen führte die hypotone Reaktion zu einem Abbruch der Therapie mit Gallopamil.
Darüber hinaus führten die Symptome Herz
versagen, Kreislaufversagen und EKG-Abwei- chungen unmittelbar nach Beginn der Thera
pie mit Gallopamil zum Abbruch der Behand
lung. Es handelte sich hierbei um 9 Patienten mit schwerer dekompensierter Herzinsuffi
zienz, die entgegen den bestehenden Kontrain
dikationen dennoch mit Gallopamil anthera
piert wurden. Unter dem Symptomkomplex Myo-, Endo- und Perikard sowie Herzklappen ist ein Patient zu nennen, der einen Innen
schichtinfarkt erlitt, die Therapie wurde nicht abgebrochen.
Der Symptomkomplex Herzrhythmusstörun
gen weist mit 5,9% im Gesamtkollektiv eine der häufigsten Nennungen mit den meisten Thera
pieabbrüchen auf, wobei in der Therapie
gruppe 2 die höchste prozentuale Häufigkeit mit 8% registriert wurde. Eine Bradykardie war das meistgenannte Symptom, gefolgt von AV-Blockierungen. Falls nicht unmittelbar bei
GaOopamil Therapiestudie/t
Tabelle 5: Übersicht zu den Abbruchgründen
Therapiegruppe 1 Therapiegruppe 2 Therapiegruppe 3 Gesamtkollektiv
Anzahl der Patienten 293 116 468 877
Vorzeitige Beendigung N 50 18 87 155
% 17,1 15,5 18,6 17,7
Abbruchgründe (mit Mehrfachnennungen) Unerwünschte
Arzneimittelwirkung 18 8 25 51*
Unzureichende Wirksamkeit 3 5 8 16*
Mangelnde Compliance 3 1 14 18
Besondere Ereignisse 27 6 48 81
(* 4 Doppelnennungen)
Tabelle 6: Übersicht zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen, einschließlich derjenigen wegen unerwünschter Arzneimittelwirkungen die Behandlung abbrachen
Patienten, die Therapiegruppe 1 Therapiegruppe 2 Therapiegruppe 3 Gesamtkollektiv unerwünschte
Arzneimittelwirkung (UAW) 237 89 371 697
- nein unerwünschte
Arzneimittelwirkungen (UAW) 44 23 84 151
-ja
fehlende Angaben 12 4 13 29
% ja 15,7 20,5 18,5 17,8
Auftreten einer Bradykardie bzw. eines AV- Blocks die Therapie mit Gallopamil abgebro
chen wurde, so wurde entweder die Gallopa- mil-Dosis reduziert oder vor allem bei den Pa
tienten der Therapiegruppe 2 die zusätzliche Gabe des Beta-Rezeptorenblockers beendet.
Die weiteren Symptome wie Herzklopfen, Tachykardie, Vorhofarrhythmie und Extrasy
stolen wurden in seltenen Fällen genannt.
Flush war das einzige Symptom, das beim Symptomkomplex Gefäßveränderungen (außer Herz) registriert wurde. In keinem Fall wurde die Therapie mit Gallopamil deswegen abge
brochen. Als weiteres, seltenes Symptom wurde Dyspnoe für den Symptomkomplex Re
spirationstrakt genannt, teilweise aufgrund ei
ner akuten Erkältung. Bei einem Patienten wurde während des stationären Aufenthaltes ein Ureterstein diagnostiziert. Der Patient gab Nierenschmerzen an. Die Therapie mit Gallo
pamil wurde abgebrochen, da der Patient auf eine andere Station verlegt wurde.
Unter dem Symptomkomplex generalisierte Störungen fallen vor allem Kopfschmerzen auf, die häufig beklagt wurden, allerdings nur in wenigen Fällen zum Abbruch führten. In der Therapiegruppe 3 wurden die meisten Fälle mit
Kopfschmerzen registriert. Die übrigen Sym
ptome wurden selten genannt, sollen aber der Vollständigkeit halber aufgeführt werden: pe
ripheres Ödem, allergische Reaktion, Asthenie, Brustschmerz, Ermüdung, Hitze Wallungen, ge
störtes Allgemeinbefinden und Schmerz.
Diskussion
Eine Anwendungsbeobachtung ist keine klini
sche Prüfung mit genau vorgeschriebenen Prüfbedingungen. Es werden Wirksamkeit und Verträglichkeit eines Medikamentes in der täg
lichen Routineversorgung durch den Arzt do
kumentiert, wobei die ganze Breite individuel
ler Therapiekonzepte einfließt. Daher sind grö
ßere Patientenzahlen notwendig, um aus An
wendungsbeobachtungen konkrete Aussagen zur Wirksamkeit und Verträglichkeit eines Me
dikamentes machen zu können. Zu den hier beschriebenen Resultaten haben 53 Klinikärzte beigetragen, die Daten von 877 Patienten do
kumentierten.
Die Ergebnisse zeigen, daß Gallopamil sowohl als Monotherapie als auch in Kombination mit Nitraten oder Beta-Rezeptorenblockern die Häufigkeit von Angina-pectoris-Anfällen sowie
Bradykardie war das meist
genannte Sym
ptom, gefolgt von AV- Blockierungen
Bei dem Sym
ptomkomplex der generali
sierten Störun
gen wurde am häufigsten über Kopfschmerzen geklagt
Gallopamil
Tabelle 7: Übersicht zu den Symptomnennungen für unerwünschte Arzneimittelwirkungen nach System Organ Classes (SOC der WHO-Klassifikation) - (A): Häufigkeiten für Abbruch der Behandlung
Therapiegruppe 1 Therapiegruppe 2 Therapiegruppe 3 Gesamtkollektiv
Symptome nach SOC-Gruppe N (A) % N (A) % N (A) % N (A) %
Haut und Hautanhanggebilde Zentrales und
2 - 0,7 2 - 1,8 4 (1) 0,9 8 (1) 0,9
peripheres Nervensystem 4 (1) 1,4 7 (4) 6,3 11 (4) 2,4 22 (9) 2,6
Sehstörungen - - - 1 (1) 0,9 - - - 1 (1) 0,1
Hör- und Gleichgewichtsstörungen - - - 1 - 0,9 - - - 1 - 0,1
Psychiatrische Störungen 2 (1) 0,7 3 - 2,7 9 (4) 2,0 14 (5) 1,7
V erdauungstr akt 6 (2) 2,1 5 (1) 4,5 27 (4) 5,9 38 (7) 4,5
Herz-/Kreislaufsystem allgemein Myo-, Endo- und
9 (6) 3,2 4 (2) 3,6 9 (7) 2,0 22 (15) 2,6
Perikard-Herzklappen 1 - 0,4 - - - - - - 1 - 0,1
Herzrhythmusstörungen 17 (12) 6,0 9 (4) 8,0 24 (11) 5,3 50 (27) 5,9
Gefäßveränderungen (außer Herz) 1 - 0,4 1 - 0,9 4 - 0,9 6 - 0,7
Respirationstrakt 1 - 0,4 1 (1) 0,9 4 (2) 0,9 6 (3) 0,7
Niere und ableitende Harnwege - - - - - - 1 (1) 0,2 1 (1) 0,1
generalisierte Störungen 18 (5) 6,4 8 (3) 7,1 24 (5) 5,3 50 (13) 5,9
0. n. Angaben 1 0,2 1 0,1
Im Ergometrie- test konnten Belastungsstufe und Bela
stungsdauer eindeutig ge
steigert werden
Die gute anti
ischämische Wirksamkeit von Gallopamil konnte bestä
tigt werden
den Verbrauch kurzwirksamer Nitropräparate senkt. Entsprechend dem Wirkprofil von Gal
lopamil als kardiovaskulärem Kalzium-Anta
gonisten wurden der Blutdruck und die Herz
frequenz in Ruhe gleichermaßen reduziert.
Im Ergometrietest konnte die Belastungsstufe und die Belastungsdauer eindeutig gesteigert werden. Trotz Erhöhung der Belastungsstufe ließ sich eine Reduktion der ST-Streckensen- kung und somit eine Reduktion der Myokard
ischämie in allen drei Behandlungsgruppen nachweisen. Auch subjektiv ließen sich für die Patienten Verbesserungen im Ergometrietest aufzeigen, wobei als Abbruchgrund weniger häufig Angina pectoris und Dyspnoe angege
ben wurden, sondern häufiger körperliche Er
schöpfung. Diese Hinweise für eine gute an
tiischämische Wirksamkeit von Gallopamil konnte bereits in zahlreichen doppelblinden, kontrollierten klinischen Studien hinreichend bewiesen werden (2, 11, 14, 21, 22).
Der wichtigste Aspekt bei der Durchführung einer Anwendungsbeobachtung ist der Gewinn weiteren Erkenntnismaterials zur Verträglich
keit eines Medikamentes, da im Gegensatz zu kontrollierten Studien eine größere Patienten
zahl in eine Beobachtung eingeschlossen wer
den kann. In der vorliegenden Anwendungsbe
obachtung wurden drei differente Thera
pieschemata verfolgt, die bezüglich ihrer Ver
träglichkeit getrennt diskutiert werden.
Unter einer Monotherapie mit Gallopamil konnte ein ähnliches Nebenwirkungsprofil
-sowohl in Qualität als auch in Quantität — auf
gezeigt werden, wie es bereits Wolf bei 31 537 Patienten beschrieb (32). Entsprechend dem elektrophysiologischen Wirkprofil von Gallopamil traten Bradykardien sowie Lei
tungsverzögerungen im AV-Knoten auf, die zu Dosisreduktionen und zum Absetzen der The
rapie führten. Hieraus kann allgemein die Empfehlung abgeleitet werden, Patienten mit präexistenten AV-Überleitungsstörungen gene
rell auszuschließen sowie bei Einleitung einer Therapie mit Gallopamil kurzfristig EKG-Kon- trollen durchzuführen. Vaskuläre und gastroin
testinale Symptome traten unter einer Mono
therapie mit Gallopamil selten auf
Aus vielen Untersuchungen ist bekannt, daß bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit, die unter einer Monotherapie noch ischämische Reaktion zeigen, eine Kombinationstherapie zu einer Besserung der Symptomatik sowie zu ei
ner objektivierbaren Reduktion der Myokard
ischämie führt (12). Für die Kombination Gal
lopamil plus Nitrat konnte dieser günstige Ef
fekt in zwei kontrollierten Studien an kleineren Kollektiven verifiziert werden (1, 25). Auch die vorliegende Anwendungsbeobachtung zeigte für diese Kombination eine Reduzierung der Angina-pectoris-Anfallshäufigkeit und eine Steigerung der Belastbarkeit bei gleichzeitiger Reduzierung der Myokardischämie. Das Ne
benwirkungsprofil dieser Kombinationsthera
pie gibt ein ähnliches Bild wie eine Monothe
rapie mit Gallopamil. Aufgrund der stärker va- sodilatatorischen Wirksamkeit der Kombina
tion von Gallopamil plus Nitrat werden
Gallopamil Therapiestudie]
allerdings häufiger Schwindel, Hypotonie und Kopfschmerzen beklagt. Auch eine Obstipation
allerdings häufiger Schwindel, Hypotonie und Kopfschmerzen beklagt. Auch eine Obstipation