eee eeteAdeet eektesee‚t iviecwieteiree‚t
Arzneimittel Ihres
* Preise gültig ab 15. 9. 1995 Vertrauens
Ranitic® 150
20 Filmtabletten (N1) DM 14,90*
50 Filmtabletten (N2) DM 36,90*
Ranitic® 300
20 Filmtabletten (N1) DM 29,90*
50 Filmtabletten (N2) DM 72,85*
Roman
Bündelung der Katastrophe
Lothar-Günther Buch- heim: Die Festung, Hoff- mann und Campe Verlag, Hamburg, 1995, 1 470 Seiten, gebunden, 78 DM
Zum 50. Jahrestag des En- des des Zweiten Weltkriegs, und damit zum richtigen Zeit- punkt, ist dieses Buch er- schienen. Um es vorwegzu- nehmen: eine notwendige Er- gänzung zu allen anderen Manifestationen rund um den 8. Mai 1995. So gültig und richtungweisend viele natio- nale und internationale Erin- nerungen durch Politiker, Hi- storiker und Journalisten so- wie die damit verbundene Mahnung an die Zukunft
auch gewesen sind, so unver- ändert brauchen sie eine ex- emplarische Bündelung der Katastrophe unter dem Brennglas von „Zeitzeugen".
Der Autor, bereits vor we- nigen Jahren einem Millio- nenpublikum als Verfasser des Buches zu dem erregen- den Fernsehfilm „Das Boot"
bekannt geworden, gibt Zeug- nis von seinen Geschicken im Jahr 1944 als Marinesoldat, als
„Kriegsberichterstatter" im Auftrag der NS-Propaganda und als Teilnehmer an einem von ihm kaum zu verstehen- den Geschehen. Er wird Zeu- ge von manchen Vorgängen, die ihn überrollen und mit Abscheu erfüllen; seine Ohn- macht gegenüber allem Bösen gibt ihm keine persönliche Chance, ebensowenig wie sei- nen wenigen Freunden. Über- dies enthüllen sich ihm nicht nur Schurken in höheren
„Führungskreisen" des Natio- nalsozialismus; er muß auch den beschämenden Opportu- nismus der „Mitläufer" bis zum bitteren Ende hinneh- men. Schauplatz ist vor allem das von Deutschen besetzte und dann von den Alliierten zurückeroberte Frankreich.
Alles von Buchheim Er- lebte erfährt der Leser in ei- ner Weise, die ihn wegen ih- rer absoluten Beziehung auf die eher zufälligen und gera- de deswegen beispielhaften Geschicke des Erzählers nicht vor dem Ende des Bu- ches entläßt. Dem Verfasser gelingt nämlich mehr als eine Schilderung der Ereignisse.
Seine Sprache ist wild, schert sich um keinerlei Ästhetizis- men, sprengt Konventionel- les. Die Komposition des Werkes folgt nur der zeitli- chen Reihenfolge, nicht zu- sammenfassenden Fragestel-
lungen, die sich fein säuber- lich kategorisieren lassen könnten. Aber gerade das ist für das Buch wichtig: wer den Krieg mitmachte, für den wurden intellektuell be- stimmte und wohlgesetzte Spielregeln außer Kraft ge- setzt; dem Chaos des Gesche- hens entspricht ein entfessel- ter Bericht.
Man mag vor der epischen Breite des Buches und sei- nem immensen Umfang viel- leicht zunächst zurück- schrecken. Die Mühe des Le- sers lohnt dennoch vielfach.
Für alle, die sich mit den Ge- schehnissen des Zweiten Weltkriegs in personifizierter Weise auseinandersetzen wollen, ist die Buchheimsche
„Festung" eine Herausforde- rung und eigentlich eine Pflichtlektüre.
Rudolf Clade, Bad Neuenahr
Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 37, 15. September 1995 (11) A-2369