In diesem eindrucksvollen Über- sichtsaufsatz wird darauf hingewie- sen, daß bei der thyreostatischen Behandlung der Hyperthyreose in der Schwangerschaft zusätzlich Schilddrüsenhormone gegeben werden sollten, um eine kindliche Kropfbildung zu vermeiden. Diese Ansicht ist aber nach neueren Er- kenntnissen nicht mehr haltbar. Es hat sich herausgestellt, daß Thyreo- statika die Plazentaschranke voll passieren, Schilddrüsenhormone dagegen praktisch nicht (2).
Während einer Behandlung mit Thy- reostatika und Schilddrüsenhormo- nen kann es deshalb beim Feten zur Ausbildung einer Hypothyreose oder einer Struma kommen, auch wenn die mütterlichen Hormone noch im Normbereich liegen. Eine zusätzli- che Gabe von Schilddrüsenhormo- nen sollte demnach vermieden wer- den, wie dies auch die Sektion Schilddrüse der Deutschen Gesell- schaft für Endokrinologie empfiehlt (1). Entscheidend bei der thyreosta- tischen Therapie in der Gravidität ist eine möglichst niedrige Dosierung der Thyreostatika. Dies erfordert wiederholte Überprüfungen der Hor- monkonzentration im Blut. Die Hor- monwerte sollten stets im oberen Normbereich oder gering darüber liegen. Es muß auf alle Fälle ein Ab- sinken der Werte in den unteren Normbereich vermieden werden.
(Bei der Bestimmung der Schilddrü- senhormonkonzentration muß über- dies die starke Verschiebung der Bindungsproteine in der Schwan- gerschaft berücksichtigt werden, aus diesem Grund empfiehlt sich zu- sätzlich eine Bestimmung der freien Hormonanteile oder von Indices für die freie Hormonaktivität.
Bei Beachtung dieser Grundsätze wird mit großer Sicherheit eine kind-
liche Strumabildung und eine ange- borene Hypothyreose verhindert.
Literatur
(1) Emrich, D., et al.: Therapie der Schilddrü- senüberfunktion, Dtsch. med. Wschr. 102 (1977) 1261 — (2) Pekonen, F., B.-A. Lamberg:
Thyrotoxicosis during pregnancy, Arm. Chir.
Gynaecol. 67 (1978) 165
Dr. med. Eberhard Bell Arzt für Nuklearmedizin Prosper-Hospital 4350 Recklinghausen
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ECHO
Zu: „Exogene Ursachen mensch- licher Entwicklungsstörungen"
von Privatdozent Dr. rer. nat. Jür- gen Kleinebrecht im DEUTSCHEN ARZTEBLATT, Heft 17/1980, Seite 1107 ff.
Rohes Fleisch —
Gefahr für Schwangere
„Schwangere Frauen sollten auf den Verzehr von rohem oder nur schwach gegartem Fleisch verzichten, da darin enthaltene krankheitserre- gende Parasiten das Infek- tionsrisiko für das ungebore- ne Kind um 30 Prozent erhö- hen können. Die Parasiten, die über Plazenta und Nabel- schnur in den kindlichen Or- ganismus gelangen, führten häufig zu Früh- oder Totge- burten . . . (Ludwigsburger Kreiszeitung)
Tumornachsorge
mindest vorübergehend durch the- rapeutische Maßnahmen günstig be- einflußt werden.
Eine wesentliche Aufgabe des Haus- arztes bei der Nachsorge ist in der psychischen und sozialen Rehabili- tation zu sehen.
Das große Aufgabengebiet der Nachsorge
Die Nachbehandlung und Langzeit- überwachung der behandelten Tu- morpatienten werden generell als Nachsorge bezeichnet, ein Begriff, der genauso kontrovers und teilwei- se emotionell diskutiert wird wie das Problem der Vorsorge.
Die Nachsorge ist ein integraler Be- standteil eines umfassenden, inter- disziplinär erarbeiteten, den Bedürf- nissen des einzelnen Patienten indi- viduell angepaßten Diagnostik- und Therapieplans.
Nachsorge beginnt zum Zeitpunkt der Therapieplanung und endet in der Regel mit dem Tod des Patien- ten. Sie soll von -allen an der Tu- morkonzeption und Durchführung beteiligten Institutionen gemeinsam getragen werden.
Die Nachsorge umfaßt die Ruhe- und Erholungsphase nach einer pri- mären Therapie (Chirurgie, Strah- lentherapie, intensive medikamentö- se Therapie), die Langzeitbehand- lung als Erhaltungstherapie, die ad- juvante postoperative Zytostatika- therapie, die Kontrolle und Behand- lung von Therapiekomplikationen. die Diagnostik zur Erkennung von Rezidiven, therapieinduzierten Kom- plikationen oder Zweittumoren und die somatische, psychische und so- ziale Rehabilitation (Diehl, Han- nover).
Professor Dr. med.
Gunther Hartwich Medizinische Klinik mit Poliklinik der
Universität Erlangen-Nürnberg Krankenhausstraße 12
8520 Erlangen
AUSSPRACHE
Exogene Ursachen menschlicher
Entwicklungsstörungen
Zu dem Beitrag von Privatdozent Dr. rer. nat. Jürgen Kleinebrecht in Heft 17, Jahrgang 77 (1980), Seite 1107 ff.
1940 Heft 32 vom 7. August 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT