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Archiv "Kassenärzte: Wo bleibt die Logik?" (28.03.2008)

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A682 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 13⏐⏐28. März 2008

B R I E F E

wählende Gesellschaft endgültig vom Solidarprinzip verabschiedet – Konkurrenz ist in gewisser Weise das Gegenteil von Solidarität! Den Wählern gaukelt die Politik weiter- hin das Einklassenmaximalversor- gungssystem vor, und verdeckt wird still rationiert bei den Leistungser- bringern und Leistungsbedürfti- gen . . . Wenn wir dieses Sachleis- tungssystem aufrechterhalten wol- len, wird die Gesellschaft sich die unangenehme Frage stellen müssen, wo das Geld momentan bleibt, wie wir es wieder gerechter verteilen können und wie wir letztlich das Ge- sundheitssystem querfinanzieren können. Dazu würde es natürlich auch einer vollständigen und zeitna- hen Transparenz der GKV-Gelder bedürfen. Oder wir Ärzte erhalten die ganz selbstverständliche Erlaub- nis, unsere Leistung transparent und direkt dem Patienten in Euro anbie- ten zu können, wie es jeder andere Beruf auch darf (Kostenerstattung).

Bedürftige werden dann durch die Gesellschaft über das Sozialamt fi- nanziert und nicht auf Kosten einer Berufsgruppe . . .

Dr. med. Oliver Heinemann, Steinkirchner Straße 28, 81475 München

Wo bleibt die Logik?

Ohne etwa als außen stehender Kli- nikarzt über die Pläne der Hausärzte rechten zu wollen, muss ich doch das in diesem Zusammenhang immer wieder gebrauchte Schlagwort der

„Amerikanisierung“ kritisieren, das auch in dem Artikel unkommentiert auftaucht. Diese drohende „Ameri- kanisierung“ gelte es zu verhindern, so der Hausärzteverband, und ein Mittel dazu sei der Ausstieg aus dem KV-System und die direkte Verhand- lung jedes einzelnen Arztes mit den Kassen. Hier ergibt sich meines Er- achtens ein Logikproblem: Bekannt- lich verhandelt jeder einzelne Arzt in den USA schon immer direkt mit den Kassen, da es kein Äquivalent zur KV gibt. Wie soll also gleichzeitig ein wesentliches Element des US- Gesundheitssystems übernommen und dadurch die „Amerikanisierung“

verhindert werden?

Dr. med. Hansjörg Rothe,

Freiherr-vom-Stein-Straße 2, 93049 Regensburg

Viele Risiken

Heinz Stüwe hat in dem Artikel über den kollektiven Systemausstieg auf die ungeklärte rechtliche Situation hingewiesen. Vertragsrechtlich gese- hen kündigen die Hausärzte mit dem Austritt aus der KBV den Vertrag, der in den meisten Fällen ihre Exis- tenzgrundlage bildet. Es bestehen keine Sicherheiten oder vertragli- chen Vereinbarungen mit den Kas- sen, die die Bezahlung im Falle des Austritts – wie der BHÄV es vor- sieht – übernehmen sollen . . . Ange- nommen, 70 Prozent der Hausärzte geben ihre Kassenzulassung zurück.

Dann sind sie darauf angewiesen, dass die Krankenkassen schnell zah- len. Wenn nun die Kassen nicht oder teilweise, eventuell durch Gerichts- prozesse zeitverzögert zahlen, dann stehen viele Hausärzte mangels Rücklagen vor der Insolvenz. Unter Ausnutzung dieser Notlage können die Krankenkassen den Hausärzten

Verträge diktieren, die wesentlich schlechter sind als die derzeitigen KBV-Verträge. Die Hausärzte sind auf regelmäßige Zahlungen angewie- sen; genau das ist das Druckmittel der Krankenkassen. Herr Dr. Hop- penthaller hat keine Verhandlungser- gebnisse mit den Krankenkassen vorzuweisen . . . Es ist fraglich, ob die Kassen bessere Bedingungen bie- ten wollen und können. Sollten Ver- träge abgeschlossen werden, könnten sie durchaus befristet sein, was den Kassen erlauben würde, Hausärzte später direkt gegen die gefürchteten MVZ auszuspielen, wenn ein Kon- zern ein besseres Angebot vorlegt... Wenn man noch nicht einmal die Be- dingungen eines neuen Vertrags kennt, sollte man nie einen sicheren Vertrag kündigen, auch wenn er nicht zufriedenstellend ist.

S. C.

FORSCHUNG

In der Therapie wichtiger Krankhei- ten sind Fortschritte rar (DÄ 4/2008:

„Translationsfor- schung: Wege aus der Krise“ von Prof.

Dr. med. Martin Wehling).

Die Umbenennung des Problems

. . . Als die Menschen zu Zeiten des geozentrischen Weltbilds die „Schlei- fenläufe“ von Planeten wie dem Mars erkannten und zeitgleich Feh- ler in der Umlaufberechnung ent- deckten, schlussfolgerte man zu- nächst, dass der Mars und andere Planeten sich nicht nur auf einer einzelnen Kreisbahn um die Erde bewegen, sondern auf einer Kreis- bahn auf der Kreisbahn. Dies mach- te die Berechnungen etwas genauer, aber insgesamt doch unzuverlässig.

Kopernikus schlussfolgerte hinge- gen, dass die Erde sich mit den an- deren Planeten auf Bahnen um die Sonne bewegt, und erhielt deutlich exaktere Umlaufberechnungen. Es revolutionierte das gesamte Welt-

bild, das heliozentrische Weltbild setzte sich durch. Ich kann in der Problematik der „Übersetzbarkeit“

von Ergebnissen aus Tierversuchen auf den Menschen nicht erkennen, wie das Problem mithilfe von „Bio- markern“ gelöst werden soll, wenn es gerade an Übertragbarkeit fehlt.

Man benennt das Problem von feh- lender Übertragbarkeit in Biomar- ker um und „schlingert“ weiter wie im Mittelalter durchs All, um Welt- ansichten nicht aufgeben zu müs- sen. Wenn Mäuse, die zu kurz le- ben, um Arteriosklerose zu ent- wickeln, mit Eisenchloridpräpara- ten behandelt werden müssen, um Arteriosklerose zu simulieren, ver- kompliziert die Frage nach Biomar- kern doch eher den Versuchsaufbau, statt neue Erkenntnisse zu schaffen.

Den Weg aus der Krise sehe ich eher in der Überwindung des Tier- versuchs als wissenschaftliche Methode. Die alternative Richtung sollte z. B. in klinischen, vermehr- ten postmortalen Studien am Men- schen, menschlicher Zellkultur, Sa- lutogenese . . . eingeschlagen wer- den . . .

Dr. med. Stefan Preuße,Gartenstraße 44, 37073 Göttingen

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