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Archiv "Forschung Datenschutz über alles?" (13.08.1987)

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Academic year: 2022

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

D

ie Grünen haben im Bun- destag einen Gesetzent- wurf eingebracht: „Fi- nanzierung empfängnisverhü- tender Mittel durch die Kran- kenkassen". Demnach sollen die §§ 200 e und 368 II RVO so geändert werden, daß zur ärzt- lichen Beratung über Fragen der Empfängnisregelung bezie- hungsweise -verhütung in Zu- kunft auch die Versorgung mit empfängnisverhütenden Mitteln gehöre.

Die Begründung beruft sich unter anderem auf Postulate von Pro Familia: „Verhütungs- mittel sind ein unverzichtbarer Bestandteil der Gesundheitsvor- sorge . . .". Und: „. . . Verhü- tung ist eine wesentliche Vor- aussetzung für die Möglichkeit, Sexualität lustvoll und ohne Angst vor ungewollter Schwan- gerschaft genießen zu können."

Man sei sich bewußt, heißt es weiter, daß nicht alle Verhü- tungsmittel gleichermaßen ge- sundheitlich unbedenklich sind;

dennoch seien alle wissenschaft- lich anerkannten Methoden zu erstatten, die sich auf beide Partner beziehen. Denn es kön-

Auf Kassenkosten?

Lustvoll und ohne Angst

ne nicht Aufgabe des Gesetzge- bers sein, dem Menschen die in- dividuelle Entscheidung für oder gegen ein Verhütungs- mittel abzunehmen .. .

Eine schöne „Gesundheits- vorsorge", bei der die Kranken- kassen die Kosten auch „ge- sundheitlich bedenklicher" Ver- hütungsmittel erstatten sollten!

Oder geht es nicht vielmehr dar- um, daß die Allgemeinheit für das „Genießen" bezahlen soll?

Null-Tarif im Bett? — Und was soll das heißen: „Methoden, die sich auf beide Partner bezie- hen" — gibt es auch andere?

In der Begründung steht üb- rigens auch ausdrücklich: „So- weit es sich hierbei um hetero- sexuelle Beziehungen han- delt . . ." (sind Verhütungs- mittel normal, usw.); was ist ei-

gentlich mit den besonders AIDS-gefährdeten männlichen Homosexuellen? Sollen die et- wa ausgeschlossen werden?

Ein solcher Gesetzentwurf hat stets ein sogenanntes

„Deckblatt", und da steht: „C.

Alternativen: Keine. D. Ko- sten: Eine Kostenverlagerung zu Ungunsten der Krankenkas- sen findet statt. Es ist mit einer Krankenkassenbelastung von DM 600 Millionen jährlich zu rechnen."

Vor längerer Zeit gelang es mal einem Arbeitslosen, dessen Frau die „Pille" nicht verträgt, beim Sozialamt einen monat- lichen Zuschuß von 10 DM für Kondome loszueisen. Das wä- ren 120 DM im Jahr. Auf dieser Grundlage würden jene 600 Mil- lionen DM jährlich den „Be- darf" von nur 5 Millionen Kran- kenversicherten decken. Kön- nen die Grünen wirklich nicht besser rechnen? Oder haben sie Erkenntnisse, wie die anderen ihre Sexualität „genießen"?

Ein solcher Gesetzentwurf ist einfach nicht ernstzunehmen, war vielleicht auch nur „zur Lust" gemacht . . . king

B

eispiele dafür, daß eine

„extensive Auslegung der Datenschutzregelungen"

für die medizinische Forschung den Interessen von Kranken oder Behinderten zuwiderläuft, beklagt das Mannheimer Zen- tralinstitut für Seelische Ge- sundheit. Die Landesbeauftrag- te für den Datenschutz in Ba- den-Württemberg hatte nämlich 1981 veranlaßt, daß das dortige psychiatrische Fallregister nicht mehr fortgeführt werden durfte.

Es arbeitete, nebenbei bemerkt, mit anonymisierten Daten.

Jetzt ist beispielsweise vor- geschrieben, daß alle untersuch- ten Personen das Einverständnis zu einer Speicherung ihrer Da- ten schriftlich geben müssen.

Das Zentralinstitut weist darauf hin, daß psychisch kranke alte Menschen dazu oft gar nicht in der Lage sind. Folge: Die empi- rische Forschung zum Nutzen

Forschung

Datenschutz über alles?

gerade solcher besonders hilfe- bedürftiger Menschen wird be- trächtlich erschwert.

So hat die Deutsche For- schungsgemeinschaft einen neu- en Sonderforschungsbereich eingerichtet, der untersuchen soll, welche Ursachen das frü- here Auftreten und der anfangs ungünstigere Verlauf schizo- phrener Erkrankungen bei Männern hat. Dieser Forscher- gruppe ist nichts anderes übrig geblieben, als sich im Ausland um Daten zu bemühen: sie darf jetzt das dänische Fallregister,

das seit 1905 geführt wird, aus- werten.

Zum einen entstehe da- durch im Ausland „gewiß kein guter Eindruck vom deutschen Forschungsklima", heißt es da- zu. Zum anderen verursacht schon die Übersetzung zusätz- liche Kosten, und man wird auch erst noch prüfen müssen, ob diese dänischen Daten ohne weiteres in die deutschen Be- griffe und Kategorien hineinpas- sen. Also werden die Arbeiten entweder länger dauern, oder die Aussagekraft der Ergebnisse wird leiden — oder beides.

Nun wird jeder zugeben, daß man im Bereich der „seeli- schen Gesundheit" mit Patien- tendaten ganz besonders sorg- fältig umgehen muß. Ein ent- sprechendes Verantwortungsge- fühl könnte man aber doch bei Forschern gerade in diesem Be- reich voraussetzen. gb

Dt. Ärztebl. 84, Heft 33, 13. August 1987 (1) A-2145

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