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Archiv "Berufsdermatosen: Konsequent intervenieren" (07.04.2006)

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ls positive Entwicklung im Ge- sundheitswesen wertet Prof. Dr.

med. Peter Elsner (Jena) die Stär- kung der Prävention von berufsbeding- ten Dermatosen durch die am 1. Januar in Kraft getretene Optimierung des Hautarztverfahrens. Die Meldung an die gesetzlichen Unfallversicherungsträger kann bereits im Frühstadium der Haut- schädigung erfolgen, wobei die Möglich- keit einer beruflichen Genese für die Ini- tiierung gezielter präventiver und thera- peutischer Maßnahmen ausreicht. Damit wollen die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) – federführend die Arbeitsgemeinschaft für Berufs- und Umweltdermatologie (ABD) – und der Hauptverband der gewerblichen Berufs- genossenschaften (HVBG) verhindern, dass die Betroffenen ihren Arbeitsplatz verlieren.

Spitzenplatz bei den Berufskrankheiten

Dermatosen sind die häufigsten berufs- bedingten Erkrankungen. Mit 14 723 bei den gewerblichen Berufsgenossenschaf- ten 2004 gemeldeten neuen Verdachts- fällen liegen sie mit weitem Abstand vor Lärmschäden (n = 9 593) und Rücken- problemen durch Tragen/Heben (n = 5 643). „Hautleiden sind nicht nur bei den Fallzahlen negativer Spitzenreiter, sondern verursachen unter allen berufs- bedingten Erkrankungen die höchsten Kosten“, erklärte Prof. Dr. med. Swen Malte John (Osnabrück): Der volks- wirtschaftliche Aufwand durch direkte (Therapie/Berufshilfe) und indirekte Kosten (Arbeitsunfähigkeit/Produkti- vitätsausfall) beläuft sich auf 1,5 bis 1,8 Milliarden Euro pro Jahr.

Im schlimmsten Fall muss der Arbeits- platz aufgegeben werden, oder es kommt zur Kündigung durch den Arbeitgeber.

Umschulungen sind mit etwa 100 000

Euro Personal- und Sachkosten pro Maßnahme nicht nur teuer, sondern mit Blick auf die aktuelle Arbeitsmarktlage keine Garantie vor Arbeitslosigkeit.Ver- schiedene Untersuchungen zeigen, dass die Lebensqualität durch berufsbedingte Hauterkrankungen vergleichbar einge- schränkt wird wie durch einen Myo- kardinfarkt oder Schlaganfall. „Gemes- sen daran, wie dünn sie ist, leistet die Haut viel.Aber eines ist sie auf jeden Fall nicht – dicht!“, erläuterte John.

Erste Hinweise auf eine Überbean- spruchung der Haut sind Rötung, Trockenheit und Rauheit. Dann bilden sich Risse und Schuppen, zum Beispiel in den Fingerzwischenräumen oder an den Fingerspitzen, die sich von dort weiter

ausbreiten. Dieses so genannte Abnut- zungsekzem oder irritative Ekzem ist na- hezu immer reversibel. Häufig werden diese Zeichen an der Haut ignoriert.

Wird jedoch nicht bereits im Frühstadi- um mit geeigneten Schutz- und Therapie- maßnahmen der Progredienz gegenge- steuert, erleichtert die gestörte Barriere- funktion das Eindringen von Schadstof- fen, die dann zur Sensibilisierung und Entwicklung eines – irreversiblen – aller- gischen Kontaktekzems führen können.

Besonders stark betroffene Berufs- gruppen sind Friseure, Reinigungsperso- nal, Metall- und Bauarbeiter sowie Beschäftigte im Gesundheitswesen oder Nahrungsmittel- und Gaststättenbe- reich. Es ist sinnvoll, den Patienten auch nach dem Beruf zu fragen, um ihn dann über die Risiken, die sein Arbeitsplatz für die Haut mit sich bringt, aufzuklären und einen Blick auf seine Hände beziehungs- weise andere potenzielle Expositions- stellen zu werfen. Der Hausarzt – aber auch jeder andere Arzt – ist verpflichtet, bei Verdacht auf eine beruflich bedingte Hauterkrankung den Patienten zum Dermatologen zu schicken. Diese Über- weisung wird vom Unfallsversicherungs- träger mit fast fünf Euro vergütet.

Nur der Dermatologe kann den Haut- arztbericht erstellen. Die seit 2006 gültige optimierte Version (das Formular kann im Internet unter www.hvbg.de herunter- geladen werden), die von der ABD zu- sammen mit dem HVBG erarbeitet wurde, sieht vor, dass der Dermatologe berufsbedingte Hautschäden nicht nur dokumentiert – wie durch die bislang gültige Verordnung aus dem Jahre 1972 vorgegeben –, sondern gleichzeitig auch konkrete Vorschläge zur Intervention M E D I Z I N R E P O R T

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A904 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 14⏐⏐7. April 2006

Berufsdermatosen

Konsequent intervenieren

Optimiertes Hautarztverfahren erleichtert Prävention und Therapie ohne budgetäre Restriktion.

Schweres sekundär allergisches Kontakt- ekzem bei einem 34-jährigen Metall- arbeiter, der 17 Jahre Kühlschmierstoff- exponiert war.

Foto:Prof.John,Osnabrück

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macht. Für den höheren Zeitaufwand zum Ausfüllen und für die eingehendere Beratung wurde das Honorar von 29 auf 50 Euro erhöht.

Die parallel dazu vorgenommene Straffung der Verwaltungsabläufe bei den Unfallversicherungsträgern soll ge- währleisten, dass der Dermatologe in- nerhalb von drei bis vier Wochen eine Nachricht erhält, ob die Therapie zu- lasten des Unfallversicherungsträgers durchgeführt werden kann. „Damit wird der Patient fast zum Privatpatienten.

Denn anders als bei Abrechnung mit der Gesetzlichen Krankenversicherung darf der Hautarzt alle geeigneten Mittel ein- setzen, um eine Berufskrankheit schon im Ansatz zu vermeiden“, wies Elsner auf einen in Zeiten enger Budgets erheb- lichen Vorteil für die optimale Versor- gung des Patienten hin. Der Unfallversi- cherungsträger zahlt bereits die für den

Hautarztbericht erforderliche Diagno- stik, unabhängig davon, ob sich nachträg- lich herausstellt, dass er zuständig war.

In einer Pilotstudie wurde in Nord- deutschland die Praxistauglichkeit der optimierten Vorgehensweise bei 225 Patienten überprüft. In 168 Fällen kam das bisherige Verfahren und in 57 der neue Hautarztbericht zum Einsatz. Die neuen Formulare haben sich bewährt, so die Aussage vom Untersuchungsleiter John. Ihre Informationsqualität sei sta- tistisch signifikant besser (p = 0,0001) gewesen als die der bisherigen Frage- bögen. Gabriele Blaeser-Kiel

Pressekonferenz „Berufsbedingte Hauterkrankungen: Ra- sches Eingreifen verhindert Arbeitsplatzverlust“ in Ham- burg, Veranstalter: Arbeitsgemeinschaft für Berufs- und Umweltdermatologie e.V.

M E D I Z I N R E P O R T

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A906 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 14⏐⏐7. April 2006

Hepatologie

Suche nach Zell-Ersatz

Hepatologen setzen auf die Stammzellforschung als

Alternative zur Transplantation.

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ie Leberzirrhose ist die Endstrek- ke verschiedener chronischer Le- bererkrankungen; ohne Leber- transplantation kann den Patienten in aller Regel nicht geholfen werden.

Spenderorgane aber sind Mangelware, und auch die Lebendspende ist nur sel- ten eine Lösung. Vor diesem Hinter- grund setzen die Hepatologen forciert darauf, durch Hepatozytentransplanta- tion und per Stammzelltherapie neue, möglichst kurative Therapieoptionen zu eröffnen.

Dass sich die Forscher bei der Zell- therapie der Leber besonders gute Chancen ausrechnen, hat nach Aussage von Prof. Dr. med. Rolf Gebhardt einen einfachen Grund: Die Leber besitzt ei- ne ungewöhnlich hohe Regenerations- kraft, doch ist bei chronischen Leber- erkrankungen das Verhältnis zwischen Zellabbau und Zellregeneration ver- schoben. Durch die Implantation von vergleichsweise wenigen funktionsfähi- gen Hepatozyten solle die Organrege- neration und damit die Selbstheilungs- kraft des Organismus stimuliert wer- den, erläuterte Gebhardt beim Falk Re- search-Workshop in Leipzig.

Während der Differenzierung wird Nestin exprimiert

Der Forscher warnte zugleich vor über- triebenen Hoffnungen: „Noch wissen wir zu wenig über die Signale, die den Regenerationsprozess steuern, und wir kennen nur ein eingeschränktes Reper- toire der Faktoren, die Stammzellen zur Differenzierung bringen.“ Es ist nicht geklärt, welche Zellen im Idealfall zur Transdifferenzierung gebracht werden.

Ein Protokoll, mit dem sich embryo- nale Stammzellen zu funktionsfähigen

Pankreaszellen und Hepatozyten diffe- renzieren lassen, stellte in Leipzig Prof.

Dr. med. Anna M. Wobus (Leibniz-In- stitut, Gantersleben) vor. Ihre Arbeits- gruppe demonstrierte, dass embryonale Stammzellen während der Differenzie- rung vorübergehend Nestin – eine Art Stammzellmarker – sowie Albumin oder Alpha-Fetoprotein exprimieren. Nestin scheint für die Plastizität von Progeni- torzellen verantwortlich zu sein und kommt in adulten Zellen nur im Ver- laufe von Regenerationsprozessen vor.

Die Zellen nahmen zudem den norma- len Phänotyp von Hepatozyten sowie von Pankreaszellen an und bildeten so- wohl Albumin als auch Insulin.

Als Quelle für Stammzellen könnten neben den embryonalen Stammzellen auch mesenchymale Stammzellen, wie sie sich aus dem Knochenmark isolieren lassen, genutzt werden, erläuterte Prof.

Dr. med. Bruno Christ (Halle). Diese Zellen besitzen ein multiples Differen- zierungspotenzial und eine hohe pro- liferative Kapazität. Mit spezifischen Wachstumsfaktoren behandelt, nähmen sie ebenfalls die Hepatozyten-spezifi- sche Morphologie an und bildeten Protei- ne, wie sie für Hepatozyten typisch sind.

Gelingt die Differenzierung von He- patozyten, Cholangiozyten oder Pan- kreaszellen, bleibt das Problem der Re- population der Zellen in die Leber. Die Zellen müssen zudem zur Proliferation gebracht werden, wobei die grundle- gende Regulation der beiden Prozesse bisher nur in Ansätzen verstanden wird.

Im Tierversuch gelang es Dr. med. Sa- rah König (Abteilung Chirurgie des Universitätsklinikums Göttingen), im Modell einer DPP-IV-mutierten Rat- tenleber (Dipeptidylpeptidase IV) nach partieller Hepatektomie und Hepato- zytentransplantation eine rasche Repo- pulation der Zellen zu erwirken. Ob sich vergleichbare Ergebnisse beim Men- schen erzielen lassen, ist nach Aussage Königs noch völlig offen.

„Es ist uns klar, dass die therapeuti- sche Anwendung der Ergebnisse, die aus den Labors kommen, nicht einfach ist. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass die Stammzellforschung eine zukunfts- trächtige Forschungsrichtung ist, die vor allem in der Hepatologie entscheidende Therapiefortschritte erlauben wird“, re- sümierte Gebhardt. Christine Vetter Hautbelastungen in der Metallindustrie:

ständiger direkter Hautkontakt mit wasser- gemischtem Kühlschmierstoff bei einem Me- tallschleifer

Foto:Dr.Englitz,Norddeutsche Metall-BG

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