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Archiv "Mythen — die ungeschriebenen Regeln des Zusammenlebens" (26.08.1983)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Heft 34

vom 26. August 1983

Mythen die

ungeschriebenen Regeln des Zusammenlebens

Milan Stanek

Das schriftlose Volk der lat- mul, Kopfjäger auf Papua- Neuguinea, gibt seine Le- benserfahrungen, sein ge- samtes Wissen im Erzählen von Geschichten an die nächsten Generationen weiter. So bewahrt es seine Identität, so wird für Konti- nuität in der Lebensweise gesorgt. Einerseits ist das Geschichtenerzählen eine Unterhaltungsform, unse- rer Trivialliteratur ver- gleichbar, andererseits ist es nahezu eine Kunstform, die eine fundamentale Funktion in der Gesell- schaft hat: Mythenexperten mehrerer Klane inszenie- ren theatralische Streitge- spräche. Ihre genauen Kenntnisse der klaneige- nen Mythen benutzen sie im Streitgespräch, um Pro- bleme des Zusammenle- bens zu klären und zu be- gründen: vergleichbar ei- ner ungeschriebenen Ge- setzgebung und Recht- sprechung. Ahnengestal- ten, Religion in Verbindung mit Magie und Zauberei sind dabei von großer Be- deutung. Männliche und weibliche Mythen und Le- bensbereiche sind streng getrennt, aber Sexualität spielt eine zentrale Rolle.

Der junge Basler Ethnolo- ge Milan Stanek hat mehre- re Jahre bei den latmul ge- lebt. Auf Gregory Batesons und Margaret Meads For- schungen aus den 30er Jahren aufbauend, haben die Ethnologen der Univer- sität Basel grundlegende Forschungen am Sepik- Fluß auf Papua-Neuguinea geleistet. Stanek hat sich von den Mythen faszinieren

lassen, als er merkte, daß das gesamte, gut funktio- nierende Sozialsystem in den Mythen wurzelt. Nach umfangreichen wissen- schaftlichen Arbeiten ist dann dieses Buch für einen weiteren Leserkreis ent- standen. Das Faszinieren- de daran ist der Grad der Offenheit, den der weiße Ethnologe mit den uns so fremdartigen Kopfjägern und Kopfjägersöhnen im vertrauten Gespräch er- reicht.

Der Standpunkt des Aus- horchers und der Ausge- horchten wird in jeder Si- tuation deutlich, ohne daß der eine oder der andere in seiner Würde verletzt wird.

Die Mythen sind so leben-

Martin Schwarzbach: Be- rühmte Stätten geologi- scher Forschung, 2., über- arbeitete Auflage, Wissen- schaftliche Verlagsgesell- schaft, Stuttgart, 1981, IX, 333 Seiten, 270 Illustratio- nen, 9 Tafeln, gebunden, 58 DM

Ziel des Bandes ist es, Na- turdenkmäler in ihrem geo- logischen Werdegang ver- ständlich zu machen und so — gleich einem Hand- buch, das Kunstdenkmäler beschreibt — das Interesse von Reisenden auf erdge- schichtlich besonders in- teressante Stätten zu len- ken. Beschrieben werden Felsen, Täler, Wasserfälle, Höhlen, Seen, Sümpfe, Gletscher, Korallenriffe, Kaps, besonders auffällige Gebirgsbildungen, Erdbe-

dig, daß sie in ganz aktuelle Situationen einbezogen werden. Das Buch zeigt auch den grundsätzlichen Wandel, der sich in den letzten Jahrzehnten in der Ethnologie vollzogen hat:

Das „Forschungsobjekt"

wird nicht mehr unseren kulturellen Maßstäben un- terworfen, sondern der Schwerpunkt der Beobach- tungen verlagert sich zum Erkennen des Fremden als einer anderen Möglichkeit des Menschseins.

Eine faszinierende Lektüre für jeden, der Interesse an der heute noch vorhande- nen Vielfalt unterschiedli- cher Lebensweisen auf un- serem kleiner gewordenen Planeten hat.

Freya Carstens, Köln Milan Stanek: Geschichten der Kopfjäger, Mythos und Kultur der latmul auf Papua- Neuguinea, Eugen Diederichs Verlag, Köln, 1982, 247 Seiten, 10 Fotos, Ganzleinen, 32 DM

benzonen, Vulkane, Geysi- re, Meteoritenkrater, Berg- werke und Orte mit beson- ders wichtigen Fossilien- Fundstätten. Das Problem ist dabei immer das „Wie";

wie entstand der Ayers Rock in Zentral-Australien, wie entstand das Colorado- Canyon in Arizona, wie ent- stand das Tote Meer im Sü- den Palästinas, wie kam es zu den Dolomiten in den Südalpen, wie entstanden die berühmten Vulkane und Geysire, warum zeigen die Solnhofener Platten Fossilien. Skizzen und Bil- der beleben den Band. Bü- cher über von Menschen geschaffene Kunstwerke gibt es viele. Die Zahl der Bücher über Kunstwerke der Natur ist begrenzt. Ei- nes dieser Bücher liegt hier vor. H. Lauterbach, Köln Ausgabe A DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 80. Jahrgang Heft 34 vom 26. August 1983 57

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