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Archiv "Irrtum" (10.02.2006)

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wisse Verordnungssicherheit schaffen. So könnten beispielsweise Richtgrößenver- einbarungen die Geltung der Heilmittel- Richtlinien nicht außer Kraft setzen, be- tont die KBV – das heißt, Ärzte können nicht durch zu knapp bemessene Bud- gets zu Rationierungen gezwungen wer- den, die den Standard der Heilmittel- Richtlinien unterschreiten.

Der Gemeinsame Bundesausschuss wollte 2004 die begrenzten Ressourcen für Heilmittel auf die Behandlung Schwerkranker konzentrieren. Die Vor- entwürfe zu den Heilmittel-Richtlinien sahen deshalb eine wesentlich drasti- schere Reduktion von Art, Menge und Kombinationsmöglichkeiten der Heil- mittel vor. Auf Wunsch des Aufsicht führenden Bundesgesundheitsministeri- ums wurden die Richtlinien schließlich weniger restriktiv gefasst. Dr. med. Nor- bert Metke, damals Vorsitzender des Unterausschusses Heil- und Hilfsmittel, kam dennoch zu dem Schluss, dass die Novellierung der Heilmittel-Richtlinien Vorteile für Ärzte, Patienten und Versi- cherte bietet (DÄ, Heft 26/2004). Die neuen Richtlinien seien einfacher zu handhaben und weniger bürokratisch, sie konzentrierten die Mittel auf die Be- handlung schwer und chronisch Kranker und ermöglichten einen sinnvolleren Umgang mit den knappen Ressourcen.

Wie aber kommt es vor dem Hinter- grund dieser Regulierungsdichte zu den aktuellen Fehlinformationen und In- formationsdefiziten? Zumal KBV und KVen nach Angaben von KBV-Sprecher Stahl die Vertragsärzte umfassend über das Thema informiert haben. „Das ist der Frust der Ärzte über das Gesamtsy- stem. Viele differenzieren nicht mehr zwischen den unterschiedlichen Berei- chen“, vermutet IFK-Geschäftsführer Dudda. Zum Teil versuchten auch ärztli- che Verbände mit überzogenen Darstel- lungen Druck auf die Politik auszuüben.

Hier müssten die KVen verstärkt gegen- steuern. Letztlich verantwortlich für die gegenwärtige Misere ist nach Duddas Ansicht die Politik: „Es fehlt eine ehrli- che Analyse der Situation.“ Die Mittel der Gesetzlichen Krankenversicherung reichten nicht mehr aus. „Wir brauchen eine nachhaltige Finanzierung des Ge- sundheitswesens. Das fordern wir im Bündnis Gesundheit gemeinsam mit den

Ärzten.“ Heike Korzilius

P O L I T I K

A

A304 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 6⏐⏐10. Februar 2006

F

alsche Schlussfolgerungen und fehlende Detailkenntnisse kennen wir Ärzte schon seit langem. Über Jahrhunderte waren wir der festen Über- zeugung, das Blut würde in unseren Adern lediglich hin und her schwap- pen, vermuteten chemische Reaktionen und „Fermentationen der Humo- res“ als Ursache aller Krankheiten und ließen unsere Schutzbefohlenen zur Ader, selbst wenn diese von blutigen Durchfällen geplagt waren. Obwohl kaum zu erwarten war, dass sich dadurch eine Colitis ulcerosa oder etwa ein Kolonkarzinom prognostisch günstig beeinflussen ließ. Insofern ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich in der nichtmedizinischen Bevölkerung Vor- urteile gegenüber Ärzten manifestiert haben, die genauso wenig evident sind wie die Säftelehre.

Kürzlich hatte ich in geselliger Runde Gelegenheit, meine Profession kundzutun, was bei meinem Gegenüber zu einem verbalen Krampfanfall führte: „ . . . und dann reißt ihr Ärzte die Krankenversicherungskarte an euch, zieht sie durch den Kartenleser und plündert die Krankenkassen aus!“ Ich halte ihm entgegen, dass mehrere Praxisbesuche pro Quartal gar nicht mehr honoriert, daher höchstens die Praxen geplündert würden.

„Dann macht ihr euer Ultraschallgerät an, das vorne komische Bilder zeigt

und hinten Tausend-Euro-Scheine druckt!“ Ich entgegne, dass diese Lei- stungen längst budgetiert seien und die Honorare kaum noch ausreichten, moderne Geräte anzuschaffen. „Also geben Sie auch noch zu, den armen Krankenversicherten mit veraltetem Schrott das Fell über die Ohren zu ziehen! Für die bleibt sowieso keine Zeit mehr, weil ihr ständig mit eurem Börsenmakler quasselt!“ Mein Banker offeriert schon lange keine Tele- komaktien mehr, sondern kontrolliert nur noch das Kontokorrent. Aber wir Ärzte schaffen Arbeitsplätze, bilden Helferinnen aus, führen Steuern ab, und das für einen Stundenlohn, für den kein Elektriker einen Funken Verstand aufbringt und es jedem Maler zu bunt werden würde! Mein Ge- genüber wird still. Ich habe nun die einmalige Chance, das Ärztebild grund- legend zu korrigieren: dass wir als Ärzte im Praktikum einen Hungerlohn bekommen, als Assistenten unzählige unbezahlte Überstunden leisten, als Oberärzte endlose Hintergrundbereitschaften garantieren, uns als Nieder- gelassene ständig fortbilden und nie zu Hause sind und selbstverständlich Hausbesuche auch nachts und am Wochenende . . . Mein Gegenüber lenkt ein: „Na ja, mag schon sein, dass es euch nicht mehr so gut geht wie früher . . . aber nach dem Nachtdienst, da fahrt ihr wieder zum Por- schehändler, damit der Beifahrersitz ausgebaut wird, auf dass die Golfta- sche besser reinpasst, nicht wahr? Aber“, er zieht seinen Schuh und Strumpf aus, legt den Fuß auf den Tisch, „Sie können sich bei der Gelegenheit mal meinen Fußpilz anschau- en, das juckt so erbärmlich . . ., die Medikamente dage- gen können Sie mir gefälligst kostenfrei überlassen, ihr Ärzte macht doch heutzutage eh alles umsonst, nicht wahr?“

Früher hätte man ihn wohl geschröpft. War vielleicht doch nicht ganz verkehrt, was unsere ärztlichen Vorfah- ren praktiziert haben. Dr. med. Thomas Böhmeke

Irrtum

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