A 766 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 108|
Heft 14|
8. April 2011STUDIEN IM FOKUS
Bei allogener Stammzelltransplan- tation (alloSCT) sind Patienten ne- ben einem Risiko für Graft-versus- Host-Reaktionen und Infektionen auch durch reduzierte körperliche Leistungsfähigkeit und hochgradige Fatigue in ihrer Lebensqualität be- einträchtigt. In einer randomisierten kontrollierten Studie am Universi- tätsklinikum Heidelberg und der Deutschen Klinik für Diagnostik (Wiesbaden) wurde untersucht, wie sich ein Übungsprogramm, das Pa- tienten vor, während und nach der Transplantation großenteils selbst- ständig anwenden, auf diese Kom- plikationen auswirkt (1).
Die Hälfte der 105 Patienten trai- nierte vor Klinikeinweisung zu Hau- se, dann in der Klinik und nach Ent- lassung noch für 6 bis 8 Wochen.
Zweimal wöchentlich gab es Aus-
dauer-, zweimal Krafttraining; wäh- rend des Klinikaufenthalts – die Übungen waren an die Situation in der Isoliereinheit angepasst – wurde das Training zweimal pro Woche überwacht. Patienten der Kontroll- gruppe wurde nur gesagt, mäßige körperliche Aktivität sei vorteilhaft.
Zu Beginn, bei Aufnahme und Ent- lassung sowie 6 bis 8 Wochen da- nach wurden Fatigue, körperliche Leistungsfähigkeit und körperlicher/
psychischer Distress bestimmt.
Es zeigte sich in der Übungs- gruppe eine signifikante Verbesse- rung beim primären Endpunkt, den Fatigue-Scores, um bis zu 15 %, im Kontrollarm aber eine Verschlech- terung um bis zu 28 % (p < 0,03).
Ähnliches galt für körperliche Fit- ness und Funktion (p < 0,03) sowie globalen Distress (p = 0,03).
Fazit: Körperliches Training bei alloSCT ist machbar und gewinn- bringend für die Patienten. Die Studie bestätige erneut, dass Trai- ning zum Standard gehören sollte, meint Dr. med. Thomas Elter (Köln). Leukämiepatienten unter Hochdosistherapien tolerieren ei- ner Studie von Elter zufolge ein konsequentes Ergometertraining, wenn die Transfusionsrichtlinien beachtet werden (Thrombozyten
< 10 000/μl, Erythrozyten bei Hb < 8g/dl (2). Es gebe keine Ne- benwirkungen, aber die submaxi- male Belastungskapazität nehme signifikant zu. Josef Gulden 1. Wiskemann J et al.: Effects of a partly self-
administered exercise program prior to, du- ring and after allogeneic stem cell trans- plantation—a randomized controlled trial.
Blood 2011; 117: 2604–13.
2. Elter T et al.: Is physical exercise possible in patients with critical cytopenia undergoing intensive chemotherapy for acute leukae- mia or aggressive lymphoma? Int J Hema- tol 2009; 90: 199–204.
STAMMZELLTRANSPLANTATION UND SPORT
Bewegung reduziert vor allem Fatigue deutlich
Erkältungskrankheiten sind einer der häufigsten Gründe für Arzt - besuche sowie für Fehltage in der Schule und am Arbeitsplatz. Die Studiendaten zur Frage, ob Zink – es hemmt in vitro die Vermehrung von Rhinoviren – die klinische Symptomatik von Erkältungen bes- sern kann, waren bislang uneinheit- lich. In einer Cochrane-Analyse wurde diese Frage untersucht.
13 placebokontrollierte rando - misierte Therapiestudien mit 966 Teilnehmern, die Zink binnen 24 bis 48 Stunden nach Symptombeginn für mindestens 5 Tage nahmen, wurden berücksichtigt, außerdem zwei Präventionsstudien mit 394 Teilnehmern, die Zink über mindes- tens fünf Monate einnahmen. Die Analyse ergab, dass die orale Auf- nahme von Zink die Dauer der Er- kältungssymptome signifikant um
0,97 Tage (1,56 bis 0,38, p = 0,001) verkürzte und die Symptome leich- ter waren als unter Placebo (p = 0,04). Während sich nach drei und fünf Tagen Therapie die Zahl der symptomfreien Probanden in beiden Gruppen gleich blieb, war sie nach 7 Tagen Behandlung in der Zink-Gruppe signifikant (p = 0,05) gestiegen. Die Zeit bis zum Ver- schwinden von Husten (p = 0,03), ver stopfter Nase (p = 0,002), laufen- der Nase (p = 0,04) und Halsschmer- zen (p = 0,02) war jeweils in der Zink-Gruppe signifikant kürzer als in der Placebo-Gruppe. Die prophylak- tische Gabe von Zink über mindes- tens 5 Monate reduzierte die Häu- figkeit von Erkältungen, die Zahl der Fehltage in der Schule und die Anwendung von Antibiotika.
In der Zink-Gruppe waren uner- wünschte Effekte wie schlechter
Geschmack und Übelkeit signifi- kant häufiger als unter Placebo.
Keine Unterschiede gab es in der Häufigkeit von Verstopfung, Durch- fall, Bauchschmerz oder trockenem Mund. Zink in Sirup- oder Tablet- tenform wurde besser vertragen als Lutschtabletten.
Fazit: Die Cochrane-Analyse zeigt, dass Zink bei ansonsten gesunden Erwachsenen und Kindern die Dau- er und Schwere von Erkältungen verringern kann, wenn die Einnah- me innerhalb der ersten 24 Stunden nach Symptomeintritt beginnt. Zink wirkt auch prophylaktisch. Da in den Studien unterschiedliche Do - sie rungen und Zubereitungen in un- terschiedlicher Dauer eingesetzt wurden, können hierzu derzeit kei- ne Empfehlungen gegeben werden.
Dr. rer. nat. Susanne Heinzl
Singh M, Das RR: Zinc for the common cold.
Cochrane Database of Systematic Reviews 2011, Issue 2. Art. No.: CD001364. Doi:
10.1002/14651858.CD001364.pub3.
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