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Archiv "Zink als Arzneimittel" (18.12.1975)

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Aus dem Pharmakologischen Institut der Universität Mainz

Zink spielt bei vielen enzymatischen Vorgängen im Organismus eine Rolle. Die Therapie mit Zink beschränkte sich bisher auf Zink- oxid als Puder oder Zinksulfat als Adstringens. In letzter Zeit ha- ben sich einige bemerkenswerte Wirkungen von Zink nach oraler Zufuhr gezeigt. Bei niedrigen Serum-Zink-Werten schlecht heilende Ulcera cruris werden durch orale Zinkzufuhr gebessert. Die sonst tödlich verlaufende, auf einem Zinkmangel beruhende Acroderma- titis enteropathica wird durch orale Zinkzufuhr völlig geheilt. Das- selbe gilt für schwere, durch intravenöse Ernährung erzeugte, Zink- mangelerscheinungen. Ob die Ischias durch Zink wirklich gebessert Werden kann, muß noch weiter untersucht werden.

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin ÜBERSICHTSAUFSATZ

Zink als Arzneimittel

Gustav Kuschinsky

Zink ist seit langer Zeit Bestandteil des Arzneischatzes. Zinkoxid kann als relativ indifferenter Puder, Zinkchlorid je nach Konzentration als Ätzmittel oder Adstringens, Zinksulfat als Adstringens in Au- gentropfen Verwendung finden.

Für den innerlichen Gebrauch wur- de Zinksulfat früher manchmal an Stelle von Kupfersulfat als Brech- mittel gegeben, in niedrigen Kon- zentrationen auch als Adstringens.

Zufuhr großer Mengen, die nicht erbrochen werden, kann gastroin- testinale und auch zentrale Störun- gen zur Folge haben. Nach Einat- mung von Nebel aus Zinkoxid, zum Beispiel beim Schmelzen und Gie- ßen von Messing, kann es zu

„Zinkgießfieber" kommen. Zwölf Gramm metallischen Zinks, das auf Grund einer einschlägigen Zei- tungsmeldung zum Zwecke besse- rer Wundheilung nach einer Verlet- zung eingenommen wurde, führten zu tagelanger Lethargie, die durch Dimercaprol (BAL) gebessert wer- den konnte.

Zink im normalen Organismus Zink ist für zahlreiche Stoffwech- selvorgänge im Körper unentbehr- lich. Es ist Bestandteil zahlreicher

wichtiger Enzyme. Ausgesproche- ner Zinkmangel in der Nahrung führt zu Wachstumsstörungen.

Praktisch kommt dies aber nur un- ter extremen Bedingungen vor.

Es ist nicht notwendig, Zink etwa als „Spurenelement" laufend der Nahrung zuzusetzen.

Zink und Wundheilung allgemein In einigen Arbeiten wurde behaup- tet, daß die orale Zufuhr von Zink in nicht toxischen Dosen die Wund- heilung beschleunigen könne. Eine kritische Nachuntersuchung an ex- perimentell gesetzten Wunden bei Ratten und Meerschweinchen er- gab nach oraler und nach parente- raler Zufuhr keine bessere Wund- heilung als bei den unbehandelten Kontrolltieren.

• Eine Prophylaxe mit Zink vor Operationen ist nicht gerechtfertigt.

Zink- und Wundheilung bei Ulcus cruis

Es hat sich gezeigt, daß eine Reihe von Kranken mit therapieresi- stenten Ulcera cruris einen im Ver- gleich zur Norm erniedrigten Zink- spiegel im Serum aufwiesen.

Technik

Im Rahmen einer Urethrozystosko- pie in Dämpfung oder auch in Nar- kose wird versucht, die Schlinge am Harnleiterstein, der unmittelbar zuvor noch einmal durch eine Röntgenaufnahme lokalisiert wird, vorbeizuführen. Gelingt dies nicht, kann der Weg mittels eines Urete- renkatheters, den man unter Um- ständen einige Tage beläßt, vorbe- reitet werden. Die Schlinge kann dann in einer weiteren Sitzung nach einigen Tagen am Stein vor- beigeführt und im Nierenbecken geschlossen werden. Unter Rönt- genkontrolle wird sie schließlich mit ihrem Fußpunkt bis zum Stein heruntergeführt und dort belassen (Abbildung 3). Man überläßt es der Peristaltik des Harnleiters, die Schlinge schonend um den Stein herumzuführen. Der Patient steht auf, die Schlinge kann gegebenen- falls mit einem geringen Gewicht belastet werden; nach zwei bis drei Tagen sitzt die Schlinge fest um den Stein und läßt sich im allge- meinen durch vorsichtigen Zug an der Schlinge sofort oder nach Ab- lauf von einigen Tagen extrahieren.

Sollte trotz dieser Maßnahmen der Stein nach einigen Tagen noch un- verändert liegen, Temperaturen auftreten, muß ein operatives Ein- greifen erwogen werden. Eine so- fortige Operation ist bei septischen Temperaturen notwendig.

Die Behandlung der Harnleiterstei- ne mit der Zeißschen Schlinge ist unter Beachtung der eingeschränk- ten Indikation ein außerordentlich erfolgreiches Verfahren — mit einer Erfolgsquote zwischen 80 und 90 Prozent — das einen festen Platz in der Urologie gefunden hat.

Die Belastung für den Patienten, bei dem der Stein bereits in das kleine Becken eingetreten ist, ist bei richtiger Indikation geringer als im Fall einer Operation.

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr. med. Jürgen Sökeland Städtische Krankenanstalten 46 Dortmund 1

Westfalendamm 403-407

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 51 vom 18. Dezember 1975 3463

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Zink als Arzneimittel

Beim Patienten mit einem Serum- Zinkspiegel von 110 Mikrogramm pro 100 Milliliter bei Beginn der Beobachtung oder nach Zinkzufuhr war die Geschwindigkeit der Wundheilung, gemessen an der Größe der Wundfläche, wesentlich schneller als bei Werten unter 110 Mikrogramm. Die Therapie muß wochen- oder monatelang durch- geführt werden.

Dosierung von Zinksulfat

Bei erniedrigtem Serum-Zinkspie- gei mußten Tagesdosen von 150 Milligramm Zink-Ion gegeben wer- den, zum Beispiel als Zinksulfat dreimal täglich eine Kapsel mit 220 Milligramm per os.

Zinksulfat per os bei Sichelzellenulzera

Auch bei Patienten mit Sichelzellen- anämie, die häufig an Ulcera cru- ris leiden, fanden sich niedrige Se- rum-Zink-Werte und ein gutes An- sprechen auf die orale Zinktherapie.

Nebenwirkungen der oralen Zinktherapie

Bei einer Beobachtung über sech- zehn Wochen mit täglichen Gaben von 600 Milligramm Zinksulfat lie- ßen sich keine Störungen der Blut- bildung, der Leber- und Nieren- funktion beobachten. Trotzdem wird bei längerer Zufuhr eine ge- naue Beobachtung des Patienten empfohlen, da chronische Wirkun- gen von Zink in den hier verwende- ten Dosen noch nicht bekannt sind.

Dabei sollte neben dem Serum auch das Gesamtblut auf seinen Zinkgehalt untersucht werden;

denn hier zeigten sich bei dem oben geschilderten akuten Vergif- tungsfall deutlichere Abweichun- gen von der Norm als im Serum.

Lebensrettende Therapie mit Zink bei Acrodermatitis enteropathica Diese seltene, ohne Behandlung tödlich verlaufende, auf einem ge-

netisch bedingten Enzymdefekt be- ruhende Erkrankung wurde mit ei-

nigem Erfolg bisher mit halogenier- ten Hydroxychinolinen (Entero-Vio- form®, Siosteran® usw.) behandelt.

Diese Therapie konnte allerdings zu Erblindungen führen.

Es war ein großer Fortschritt, daß als Ursache der Erkrankung ein Zinkmangel entdeckt werden konn- te. Ähnlichkeiten der Erscheinung von Zinkmangel bei Tieren wiesen auf den Weg. Bei den Patienten lie- gen die Serum-Zink-Werte wesent- lich unter der Norm.

Durch eine Zufuhr von Zinkoxid per os, in einer Dosis von dreimal täglich 50 Milligramm in Kapseln vor den Mahlzeiten genommen, lassen sich alle pathologischen Er- scheinungen beseitigen.

Zinkmangel

bei intravenöser Ernährung

Zwei bis fünf Wochen nach Beginn einer intravenösen Ernährung wur- de in einigen Fällen ein der Acro- dermatitis enteropathica ähnliches Symptomenbild an Haut und Darm beobachtet. Die Serum-Zinkspiegel waren sehr niedrig, die renale Zinkausscheidung beträchtlich er- höht. Die schweren Erscheinungen waren durch intravenöse oder ora- le Zufuhr von 40-220 Milligramm Zinksulfat täglich schnell reversibel bis auf einen Haarausfall, der nur mit Verzögerung gebessert wurde.

Behandlung der Ischias mit Zink Mössinger hat in seinem Buch ge- schildert, daß Kranke mit einer

„üblichen" Ischiasform, die durch Ruheverschlimmerung und Bewe- gungsverbesserung charakterisiert ist, nach Zink gebessert werden. Er gab den Kranken dreimal täglich eine Pille mit 50 Milligramm Zink- azetat. Der Autor weist selbst auf die Spontanheilungstendenz der Ischias hin. Die Ergebnisse sind bei kritischer Betrachtung nicht überzeugend. Diese Untersuchun- gen sollten aber mit größerer Pa- tientenzahl im doppelten Blindver- such wiederholt werden. Bestim- mungen des Serum-Zinkspiegels wären zweckmäßig.

Schlußbetrachtung

Zink spielt zwar bei vielen enzyma- tischen Vorgängen im Organismus eine wichtige Rolle; seine Bedeu- tung als Therapeutikum war aber bisher gering. Zinkoxid als Puder und Zinksulfat als Adstringens sind praktisch die einzigen Arzneizube- reitungen.

So ist es bemerkenswert, daß sich in neuerer Zeit vorher unerwartete Wirkungen von Zink nachweisen ließen. Die günstigen Ergebnisse von Ulcus cruris bei Patienten mit einem erniedrigten Serum-Zink- Spiegel sind vorläufig nicht erklär- bar.

Auch die Frage, ob gerade bei dem Zinkleimverband außer der Kom- pression auch die Gegenwart von Zink auf dem Ulcus eine Rolle spielen könnte, ist vorläufig nicht zu beantworten. Geradezu eine Wunderwirkung hat Zink bei der auf einer genetischen Störung be- ruhenden Acrodermatitis enteropa- thica. Die Therapie der „üblichen"

Ischiasform mit Zink bedarf noch einer eingehenden Nachprüfung im doppelten Blindversuch.

Literatur

(1) Gartside, M. and Allen, B. R.: Treatment of acrodermatitis enteropathica with zinc sulphate, Brit. Med. J. 3 (1975) 521 — (2) Norman, J. N. et al.: Effect of supplements of zinc salts an the healing of incised wounds in the rat and guineapig, J. Nutri- tion 105 (1975) 822 — (3) Greaves, M. W.

and Skillen, A. W.: Effects of long-continu- ed ingestion of zinc sulphate in patients with venous leg ulceration, Lancet II.

(1970) 889 — (4) Reich, H.: Zink als lebens- rettendes Arzneimittel bei Acrodermatitis enteropathica, Dtsch. med. Wschr. 100 (1957) 1549 — (5) Mössinger, P.: Der prak- tische Arzt als Fachmann für Erfahrung und Beobachtung. Haug Verlag Stuttgart 1974

Anschrift des Verfassers:

Professor

Dr. med. Gustav Kuschinsky Pharmakologisches Institut der Universität Mainz 65 Mainz

Obere Zahlbacher Straße 67 (Hochhaus)

DEUTSCHES _ÄRZTEBLATT 3464 Heft 51 vom 18. Dezember 1975

Referenzen

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