A 1130 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 108|
Heft 20|
20. Mai 2011 An illustrierten Darstellungen zurMedizingeschichte herrscht kein Mangel, auch nicht im deutsch- sprachigen Raum. Allerdings sind die meisten Werke bereits veraltet und lassen auch drucktechnisch einiges zu wünschen übrig, denn Farbdruck war lange Zeit ziemlich teuer. Vor allem fehlt es an Wer- ken, die bis in das 21. Jahrhundert reichen und auch neuere Fragestel- lungen der Medizingeschichte mit aufgreifen. So ist es ein Glücksfall, dass der Springer-Verlag einen Autor gewinnen konnte, der in der Fachwelt großes Ansehen genießt und der als Verfasser einer Ge- schichte der Medizin, die inzwi- schen in sechster Auflage vorliegt, sein Überblickswissen bereits un- ter Beweis gestellt und gezeigt hat, dass Materialfülle kein Hindernis MEDIZINGESCHICHTE
Prägnanter Überblick
für eine konzise, lesbare Darstel- lung ist, die sich nicht nur an Studenten der Medizin wendet, sondern auch breitere Leseschich- ten erreicht.
Diesmal wurde von Wolfgang U.
Eckart bewusst ein kürzerer Zeit- raum gewählt, nämlich die Zeit ab der Französischen Revolution, in der naturwissenschaftliches Den-
ken immer tiefer in die Medizin eindrang. Dennoch bekommt der Leser als Einleitung einen prägnan- ten Überblick über die Medizin in der Zeit davor, als die Viersäfte - lehre und „heroische Kuren“, wie Aderlass und Brechmittel, neben der Diätetik den therapeutischen Alltag dominierten. Eckarts illus- trierte Geschichte der Medizin, die auf ermüdende Details verzichtet, aber leider noch nicht frei von Druck- und Flüchtigkeitsfehlern ist, folgt im Wesentlichen der Chrono- logie. Man findet aber auch The- menblöcke, wie zum Beispiel den über die Komplementärmedizin, in denen der gesamte Zeitraum ausge- lotet wird.
Eckart hinterfragt immer wieder den Fortschritt in der Medizin, in- dem er nicht nur ein Ethik- Kapitel anfügt, sondern zudem eine biopo- litische Perspektive einnimmt, wel- che die Medizin in die Gesundheits- und Sozialpolitik der letzten 200 Jahre einbettet. Robert Jütte Wolfgang U. Eckart:
Illustrierte Geschich - te der Medizin.
Von der französischen Revolution bis zur Gegenwart. Springer, Berlin, Heidelberg 2011, 384 Seiten, Hardcover, 49,95 Euro
Schach – Spiel und Sport zugleich – fasziniert durch seine fast unbe- grenzte Vielfalt und das generatio- nenübergreifende hohe Leistungs- vermögen. Da zwingt das zehnjäh- rige usbekische Schachtalent Temur Igonin in diesem Jahr in Taschkent SCHACH MIT PFLEGER
Warten auf Godot
in einem Simultanwettbewerb den amtierenden Weltmeister Viswanat- han Anand nach 26 Zügen zur Auf- gabe, und der 80-jährige ehemalige Vizeweltmeister Viktor Kortschnoi demontiert den 18-jährigen Italie- ner Fabiano Caruana (Nummer eins der Junioren) in Gibraltar.
Schach fasziniert und „funktio- niert“ aber auch durch die Bericht- erstattung über diesen Sport. Und da kommt Dr. med. Helmut Pfleger ins Spiel, Internationaler Großmeis- ter, Schachkolumnist, profunder Kenner der Szene, der mit vielen Großen des Schachsports am Brett saß, ehemalige Nummer 40 der Weltrangliste. Seit fast drei Jahr- zehnten schreibt er seine wöchentli- che Kolumne für „DIE ZEIT“ – im Sommer werden es 1 500 sein –, Anlass genug für den Olms-Verlag, die 120 besten Kolumnen auszu- wählen und in einer Jubiläumsaus-
gabe zusammenzutragen, eine wah- re Schatztruhe für den Schachlieb- haber.
Der Leser findet auf jeder Seite in einem abgeschlossenen Beitrag im typischen Pflegererzählstil Wissens- wertes, Skurriles und Außergewöhn- liches aus der Schachszene. So erfährt er, dass sowohl für Garry Kasparow als auch für den Literatur - nobelpreisträger Samuel Beckett („Warten auf Godot“) neben der ge- meinsamen Schachleidenschaft die Zahl 13 eine ganz besondere Bedeu- tung hat. An jede Erzählung schließt sich eine Schachaufgabe mit Bezug zum Text an – oft mit verblüffenden Lösungen. Diese außergewöhnliche Zusammenstellung schachlicher Le- ckerbissen bietet aber noch mehr.
Die besten Partien aus den letzten drei Jahrzehnten werden vorgestellt und kommentiert, und ein ausführli- ches Interview mit dem Autor und ein Kalendarium mit den Lebensda- ten der bekanntesten Schachspieler aus Gegenwart und Vergangenheit bestärken den sehr guten Gesamtein- druck eines Schachbuchs für Lieb-
haber. Helmut Werner
Helmut Pfleger: Schach Zeit-Knaller.
Die besten 120 amüsanten Aufgaben mit überraschenden Lösungen aus drei Jahrzehnten DIE ZEIT. Bearbeitet und zusammengestellt von Raymund Stolze. Edition Olms, Zürich 2011, 159 Seiten, broschiert, 16,80 Euro