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Archiv "„You are Chemistry„" (25.02.2000)

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„In der Beständigkeit liegt das Geheimnis des Erfolgs.“

Dieser Satz ihrer Lehrerin Helene Lange war auch das Lebensmotto von Hermine Heusler-Edenhuizen (1872 bis 1955). Nach anfänglichen per- sönlichen Krisen fasste sie ihr berufliches Ziel fest ins Auge und kämpfte unerbittlich für seine Umsetzung. Ergebnis:

Die geborene Ostfriesin wur- de 1909 die erste in Deutsch- land ausgebildete Spezialärz- tin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe.

„Fern von jeglichem Ein- fluss frauenrechtlicher Ideen bin ich in einem kleinen ost- friesischen Dorf, Pewsum bei Emden, aufgewachsen“, schreibt Hermine Heusler- Edenhuizen in ihren Lebens- erinnerungen. Nach dem Be- such einer privaten Töchter- schule in Emden stagniert ihre Ausbildung. Eigentlich möch- te sie Lehrerin werden, kann sich aber nicht gegen die Vor- behalte des Vaters, eines Landarztes, durchsetzen. Zwei Jahre lang kränkelt sie und kommt dann zunächst, wie viele Mädchen ihres Standes, in Pension nach Berlin.

Vorbehalte der Professoren

Ein Jahr später zu Hause wie im „goldenen Käfig“ le- bend, stürzt sich die 18-Jährige in die Lektüre von Büchern und findet durch Zufall einen Artikel von Helene Lange, der aus Oldenburg stammen- den zentralen Figur der deut- schen Frauenbewegung. „Wie ein Blitz“ schlagen diese Ge- danken bei ihr ein. Nun reift ein Plan: In Berlin will Hermi- ne den von Helene Lange an- gebotenen „Gymnasialkursus für Frauen“ besuchen, ein Medizinstudium aufnehmen und Frauenärztin werden. Ein halbes Jahr lang muss die jun- ge Frau um die Zustimmung des Vaters kämpfen.

Unter der Leitung von Helene Lange muss Hermine von 1894 bis 1898 hart arbei- ten. Bei der Zulassung zur Prüfung gibt es Schwierig- keiten: „Weil sich an das Rei- fezeugnis konsequenterweise

die Erlaubnis zum Univer- sitätsstudium knüpfen musste, gab es große Diskussionen.

Die Herren Abgeordneten fürchteten für die Familie, weil sie der Meinung waren, dass die Frau durch geistige Beschäftigung ihre Mutter- fähigkeit verliere.“ Auf müh- same und erniedrigende Wei- se muss sich Hermine nach erfolgreicher Prüfung im Me- dizinstudium gegen die Vorbe- halte der Professoren und Kommilitonen durchsetzen.

„Zu der Zeit, in der dies alles spielte, hielt man die Frau ernsthaft für geistig minder- wertig. Nach der Theorie ei- nes Professor Bischof sei ihr Gehirn zu klein und im Ge- wicht zu leicht, wobei ein Männerhirn als Norm hinge- stellt wurde“, schreibt Hermi- ne Heusler-Edenhuizen. So können sich Frauen 1898 noch nicht immatrikulieren, son- dern werden, wenn der je- weilige Professor sein Ein- verständnis erklärt, nur als Gasthörerinnen geduldet. Im

ersten Semester in Berlin mi- schen sich Hermine und ihre Freundin nur „mit Grausen“

unter die 300 Studenten, die mit Pfiffen und Füßescharren

gegen ihre Anwesenheit in den Vorlesungen protestieren.

Vor allem in Zürich, aber auch in Halle und Bonn, den weite- ren Stationen in ihrer Ausbil- dung, nimmt dann die Zahl der Frauen zu und damit die Taktlosigkeit der männlichen Kommilitonen ab.

1903 wird die junge Frau zusammen mit ihrer Mitab- iturientin und Freundin Frida Busch als erste Frau an der Universität Bonn zum Dr.

med. promoviert. Nach zwölf Ausbildungsjahren wird die Pewsumerin 1906 die erste etatmäßige Assistentin in Deutschland an der Frauen- klinik Bonn. Drei Jahre spä- ter lässt sie sich als Spezial- ärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe zunächst in Köln, dann in Berlin nieder.

Hermine Heusler-Edenhuizen merkt rasch, dass viele Frau- en froh sind, sich einer Ärztin offenbaren zu können. Den- noch warnen zu dieser Zeit noch viele Haus- und Frauen- ärzte vor der langsam an- wachsenden weiblichen Kon- kurrenz. Als Argument wird beispielsweise die „Unzu- rechnungsfähigkeit“ der Ärz- tinnen während der Zeit der Menstruation angeführt.

Einsatz für

„ihre Frauen“

Nach 1922 ist Hermine Heusler-Edenhuizen vor al- lem für die höheren Sozial- schichten tätig. Auch nach der Heirat mit Dr. med. Otto Heusler im Jahr 1912 und der Adoption von zwei Kin- dern gibt sie entgegen der da- maligen Norm ihren Beruf nicht auf. Beständig setzt sie sich mit großem Einfühlungs- vermögen für „ihre Frauen“

ein. Beispielsweise propagiert sie die Schwangerschafts- und Rückbildungsgymnastik, prak- tiziert gegen den „Widerstand des Publikums“ die Methode des Frühaufstehens der Wöch- nerin und Operierten und erringt entscheidende Erfol- ge gegen das Kindbettfieber.

Später wird sie Gründungs- vorsitzende des Deutschen Ärztinnenbundes.

Wiebke Schönbohm-Wilke A-465 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 8, 25. Februar 2000

V A R I A GESCHICHTE DER MEDIZIN

Hermine Heusler-Edenhuizen

Entscheidende Erfolge

Die erste in Deutschland ausgebildete Spezialärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

„You are Chemistry“

Das Deutsche Museum feiert im Jahr 2003 seinen ein- hundertsten Geburtstag. Bis zu diesem Zeitpunkt wird die Abteilung „Chemie“ neu gestaltet. Im Rahmen der Neugestaltung wird unter dem M otto „You are Chemis- try“ am 5. Mai 2000 die neue Ausstellung „Pharmazie“

eröffnet. Die neue Dauerausstellung informiert nach Angaben des Museums mithilfe moderner Medien- und Kommunikationstechnologien über die komplexen biochemischen Reaktionen im menschlichen Körper.

Sie zeigt, wie Störungen dieser Reaktionen zu Krank- heiten führen können, und verfolgt den Werdegang eines chemischen Wirkstoffs bis hin zum Arzneimittel, das solchen Störungen entgegenwirkt. Internetadresse:

www.deutsches-museum.de WZ

Hermine Heusler-Edenhuizen: Du mußt es wagen! Lebenserinnerungen der ersten deutschen Frauenärztin, karto- niert, Rowohlt TB, Reinbek, 1999, 14,90 DM

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