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Archiv "Liselotte Funcke: „Die Selbständigen müssen gleichgestellt werden!“" (28.09.1978)

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Liselotte Funcke:

„Die Selbständigen

müssen gleichgestellt werden!"

Es geht um die Verdoppelung des Vorwegabzuges

der Aufwendungen für die Altersversorgung der Freiberufler

Die neugestaltete Zeitschrift „der freie beruf", Organ des Bundes- verbandes der Freien Berufe, porträtiert regelmäßig Menschen aus dem breiten Spektrum der Selbständigen; in einer der jüngsten Ausgaben ist es eine Bundestagsabgeordnete. Wir geben nachste- hend wesentliche Auszüge des journalistischen Porträts wieder das der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Freien Berufe, Dietrich Rollmann, von der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Lieselotte Funcke (FDP), zeichnete. Frau Funcke ist zugleich Vorsitzende des Finanzausschusses unseres Parlaments;

sie setzt sich, wie der Präsident des Bundesverbands der Freien Berufe, Dr. med. Rolf Schlögell, in einem hier ebenfalls wiederge- gebenen Schreiben anerkannte, sehr engagiert für die Beseitigung der Benachteiligung der Selbständigen und der Freien Berufe (im Vergleich zu den Arbeitnehmern) bei der Versteuerung ihrer Vor- sorgeaufwendungen ein.

Die Information:

Bericht und Meinung DAS PORTRÄT

Ein Nachmittag in Bonn. Ich besu- che Liselotte Funcke, Vizepräsi- dentin im Deutschen Bundestag, eine der 518 Abgeordneten, die an Aufträge und Weisungen nicht ge- bunden, sondern nur ihrem Ge- wissen verantwortlich sind.

Sie ist an diesem Montagmorgen um 7 Uhr in ihrer Heimatstadt Ha- gen aufgestanden, hat mit ihrer Mutter gefrühstückt und ist dann mit dem Wagen nach Bonn gefah- ren, um um 10 Uhr an einer Sit- zung des FDP-Präsidiums teilzu- nehmen. Dann folgten einige Be- sprechungen, jetzt der Termin für dieses Porträt, anschließend wird Liselotte Funcke mit ihren Mitar- beitern den Wochenlauf durchge- hen. Am späten Nachmittag tagt die FDP-Fraktion, dann stehen Termine mit der Freiherr-vom- Stein-Stiftung und mit österreichi- schen Parlamentariern auf der Ta- gesordnung. Gegen 23 Uhr wird sich Frau Funcke in ihre Bonner Wohnung begeben, um Akten zu lesen und ihre Post durchzuarbei- ten.

So ausgefüllt ist fast jeder Tag im Leben dieser Frau, denn Liselotte Funcke ist nicht nur Vizepräsiden- tin des Bundestages und Mitglied des FDP-Präsidiums, sondern auch Vorsitzende des Finanzaus- schusses des Parlamentes, stell- vertretende Vorsitzende der FDP und in verantwortlichen Funktio- nen in der evangelischen Kirche.

Wie sie das alles schafft, wie sie das durchhält? „Ich weiß es auch nicht", meint sie. „Dabei tue ich nichts, was die Ärzte empfehlen.

Ich bin selten an der frischen Luft, treibe keinen Sport, gehe nicht spazieren. Ich habe wohl eine gute Konstitution."

Das Schicksal hat es der Hagener Fabrikantentochter nicht an der Wiege gesungen, daß sie einmal zu den höchsten Würden in unse- rem Staat aufsteigen würde. Nach dem Abitur studierte Liselotte Funcke Betriebswirtschaft, wurde Diplom-Kauf„mann" und arbeitete dann einige Jahre in einer Wirt- schaftsprüferpraxis. Kurz vor dem Ende des Krieges wurde sie in die

Frau Liselotte Funcke, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, vielseiti- ge FDP-Politikerin: heute in der Finanz- politik des Bundes so gut zu Hause wie früher in der Kulturpolitik Nordrhein- Westfalens Foto: Sven Simon

väterliche Schraubenfabrik und Gesenkschmiede Funcke & Hueck geholt, die von Bomben schwer zerstört wurde. Bis 1969 — bis zu ihrer Wahl zum Vizepräsidenten des Bundestages — war sie als Ab- teilungsleiter und Prokurist in der väterlichen Firma tätig, die einst von ihrem Urgroßvater gegründet worden war und nach dem Kriege in zäher Arbeit wiederaufgebaut wurde. Parallel damit vollzog sich der Einstieg und der Aufstieg von Frau Funcke in der Politik.

Schon 1946 schloß sie sich der FDP an. „Ich habe mich so schnell dazu entschlossen, weil ich mein- te, die junge Generation müsse verhindern, daß die älteren Politi- ker den Faden dort wieder an- knüpfen, wo er durch den Natio- nalsozialismus nach Weimar ge- rissen war. Ich hatte große Sorge, daß sich die neue Politik zu stark rückwärts orientieren könnte", be- gründet sie ihren Entschluß. Von 1947 bis 1951 gehörte sie dem Landesvorstand der nordrhein- westfälischen Jungdemokraten an, seit 1947 auch fast ununterbro- chen dem FDP-Landesvorstand.

Von 1950 bis 1961 war Liselotte Funcke Mitglied des Landtages von Nordrhein-Westfalen. Seit der Bundestagswahl 1961 ist sie — ge-

DEUTSCHES ARZ.F.EBLATT Heft 39 VO iTi 2d. September 1978 2179

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Die Information:

Bericht und Meinung Liselotte Funcke

wählt auf der nordrhein-westfäli- schen FDP-Landesliste - Abge- ordnete des Deutschen Bundesta-

ges.

Wer Liselotte Funcke in den letz- ten Jahren vor allen Dingen als eine Politikerin erlebt hat, die auf dem Gebiet der Finanzen und Steuern zu Hause ist, will es kaum glauben, daß sie im Landtag von Nordrhein-Westfalen kulturpoliti- sche Sprecherin ihrer Fraktion war. Sosehr auch die Arbeit im Fi- nanzausschuß und schließlich der Vorsitz im Finanzausschuß des Bundestages im Vordergrund der Arbeit von Lieselatte Funcke stand:

Die Finanzpolitikerin Funcke hat die Kulturpolitikerin Funcke nicht verdrängt, wenn man Kultur im wei- testen Sinne des Wortes versteht.

Davon zeugt ihre Mitarbeit an dem Kirchenpapier der FDP mit der For- derung nach organisatorischer und finanzieller Unabhängigkeit der Kirchen und Abschaffung der staat- lich eingezogenen Kirchensteuer genauso wie ihr Kampf für die Frau- en in einer von Männern bestimm- ten Gesellschaft und ihr Eintreten für die Kinder in einerkinderfeindli- chen Umwelt ...

Ich spreche das Thema Versor- gungsausgleich im neuen Ehe- scheidungsrecht an - die Teilung der in der Ehe erworbenen Versor- gungsansprüche zwischen Mann und Frau, die weitqehend das Werk dieser FDP-Politikerin ist.

Befürchtet sie nicht, daß nun bei den Männern die Bereitschaft, ei- ne Ehe einzugehen, noch weiter zurückgeht, daß noch mehr junge Paare in "wilder" Ehe leben wer- den? Nein, genausowenig wie bis- her die Ehefreudigkeit der Frauen unter ihrer Benachteiligung gelit- ten hat. Für Liselotte Funcke ist der Versorgungsausgleich die lo- gische Konsequenz aus dem ge- setzlichen Güterstand der Zuge- winngemeinschaft, bei dem das in der Ehe erworbene Vermögen bei der Ehescheidung zwischen den Ehepartnern geteilt wird. "So wie die Zugewinngemeinschaft bringt auch der Versorgungsausgleich

Gemeinsames Ziel leider noch

nicht ganz erreicht

Wie aus den auf diesen Seiten wiedergegebenen Passagen ei- nes Gesprächs hervorgeht, das Dietrich Rollmann mit Frau Li- selotte Funcke MdB, Vizepräsi- dentin des Deutschen Bundes- tages geführt hat, strebt Frau Funcke eine Gleichstellung der Selbständigen und der Freien Berufe mit den Arbeitnehmern bei der Besteuerung der Vor- sorgeaufwendungen an. Dafür dankte ihr kürzlich der Präsi- dent des Bundesverbandes der Freien Berufe, Dr. Rolf Schlö- gell, in einem Brief, der nach- stehend auszugsweise wieder- gegeben ist:

" ... Es· ist mir ein ganz beson-

deres Bedürfnis, Ihnen namens der im Bundesverband der freien Berufe zusammenge- schlossenen Organisationen und auch namens aller freibe- ruflich tätigen Mitglieder dieser Organisationen unseren sehr herzlichen, aufrichtigen Dank für alle die intensiven Bemü- hungen auszusprechen, die Sie unternommen haben, um im Rahmen der vorgesehenen Än- derungen steuerrechtlicher Be- stimmungen die Summen für den Vorwegabzug für die Al- tersversorgung Selbständiger, insbesondere der Freiberufler, zu verdoppeln. Unser Dank gilt

die Anerkennung der Rolle der Frau als Hausfrau und Mutter zum Ausdruck."

Unser Gespräch wendet sich der Position der Selbständigen in un- serer Gesellschaft zu. Die FDP ist doch immer besonders die Partei der Selbständigen gewesen. Wie fühlt sie sich in der Koalition mit einer Partei wie der SPD, die doch immer mehr die Partei der Arbeit- nehmer gewesen ist? "Wir kennen die Probleme der Selbständigen und nehmen sie ernst", sagt Lise- lotte Funcke, "aber heute sind wir wie alle anderen Parteien auch ei- ne Volkspartei. Und was die Koali- tion angeht: Sie bietet mit allen Förderungsprogrammen, die sie

2180 Heft 39 vom 28. September 1978 DEUTSCHES ARZTEBLATT

selbstverständlich auch denje- nigen Ihrer Fraktionskollegin- nen und -kollegen, die Sie in Ihrem Bestreben unterstützt haben.

Genau wie Sie es sicher tun bedauern natürlich auch wir: daß Sie bei der Beschlußfas- sung des Kabinetts unser ge- meinsames Ziel nicht ganz er- reichen konnten; wir haben die Hoffnung, daß es bei den bevor- stehenden Beratungen im Fi- nanzausschuß des Deutschen Bundestages gelingen möge, die uns gemeinsam als Ziel vor- schwebende Verdoppelung der seitherigen Beträge zu errei- chen.

Lassen Sie mich diese Gelegen- heit benutzen, um Ihnen ... meinen ganz persönlichen auf- richtigen Glückwunsch zu Ih- rem 60. Geburtstag auszuspre- chen. Bei dieser Gelegenheit ist Ihr bisheriges Leben und Ihr Wirken so gewürdigt worden, daß etwas hinzufügen zu wollen Eulen nach Athen tragen be- deuten würde. Für Sie hoffe ich daß Ihnen volle Gesundheit und volle Schaffenskraft auch in Zu- kunft die ungeschmälerte Fort- setzung Ihrer bedeutenden po- litisch-parlamentarischen Tä- tigkeit ermöglichen möge und daß Sie hierbei möglichst häu- fig auch das Gefühl einer wirkli- chen Befriedigung empfinden mögen ...

gez. Dr. Rolf Schlögell"

entwickelt hat, den Selbständigen in unserem Lande genügend Chancen."

..,.. Ich frage die Vorsitzende des Finanzausschusses des Bundesta- ges nach ihrer Meinung über die Benachteiligung der Selbständi- gen im Vergleich zu den Arbeitneh- mern bei der Versteuerung ihrer Versorgungsaufwendungen. Lise- lotte Funckes Meinung ist eindeu-

tig: "Hier muß etwas geschehen,

wir werden keine Tarifreform ma- chen, ohne nicht zugleich dieses Problem zu lösen. Die Selbständi- gen müssen mitden Arbeitnehmern bei der Besteuerung ihrer Vorsor- geaufwendungen gleichgestellt werden." Dietrich Rollmann

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