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Es ist das faszinierendste Organ im menschlichen Körper und verfügt

über außergewöhnliche Fähigkeiten. Es erdenkt Kunstwerke, stellt komplizierte Berechnungen an und kann musizieren.

Computer

im Kopf

PRAXIS GEHIRN

© adimas / fotolia.com

74 DIE PTA IN DER APOTHEKE | August 2012 | www.pta-aktuell.de

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ls Teil des Nerven- systems stellt das Cerebrum den Kon- takt zu unserer Um- welt her. Denken, Handeln, Emo- tionen und Wahrnehmung ge- hören zu seinen Funktionen.

Die stark gewundene und ge- furchte Hirnmasse setzt sich aus Nerven- und Gliazellen zusam- men. Letzteres sind Zellen, die selbst kein Aktionspotenzial bil- den können, aber die Nerven- zellen unterstützen. An einigen Stellen liegen Ansammlungen von Nervenzellkörpern, die so- genannten Kerne. Eine Flüssig- keit (Liquor cerebrospinalis) umgibt das Denkorgan. Außen herum befinden sich die Hirn- häute und der knöcherne Schä- del. Das Gehirn wiegt beim er- wachsenen Menschen durch- schnittlich 1315 Gramm, wobei das absolute Gewicht für die Leistungsfähigkeit keine Rolle spielt. Der arterielle Zufluss wird durch vier große Schlag- adern gewährleistet. Die Blut- Hirn-Schranke als physiologi- sche Barriere verhindert dabei, dass unerwünschte Substanzen durchgelassen werden. Zwölf Hirnnerven versorgen die Be- reiche vom Kopf bis zum Hals und steuern in diesen Regionen die dort befindlichen Sinne und Reaktionen. Der zehnte Hirn- nerv (Nervus vagus) wirkt über den Kopf-Hals-Bereich hinaus und ist zusätzlich für Einge- weide und Herzmuskeln zustän- dig. Das Gehirn ist Sitz der kognitiven Leitungen. In den oberen Hirnteilen vollziehen sich höhere geistige Prozesse, während in den unteren Gebie- ten unbewusste Vorgänge wie Reflexe ablaufen.

Aufbau des Gehirns Nach morphologischen und funktio- nellen Gesichtspunkten wird es in folgende Teile gegliedert:

k Medulla oblongata (verlängertes Mark)

k Pons (Brücke) k Mesenzephalon

(Mittelhirn) k Dienzephalon

(Zwischenhirn) k Cerebellum (Kleinhirn) k Telenzephalon (Großhirn) Unterste Struktur ist die Me- dulla oblongata. Sie wird von auf- und absteigenden Bahnen durchzogen, die das Gehirn mit dem Rückenmark verbinden.

Hier werden wichtige Reflexe wie Schlucken, Husten oder Er- brechen gesteuert. Auch die At- mung, der Kreislauf und der Schlaf-Wach-Rhythmus werden durch die Medulla oblongata di- rigiert. Sieben Hirnnerven ent- stammen dem verlängerten Mark.

Die Brückebildet eine Verbin- dung zum Kleinhirn. Sie ist Ur- sprung von vier Hirnnerven.

Einige Ansammlungen von Nervenzellkörpern, die Brü- ckenkerne, sind hier eingebettet.

Das Mittelhirnbeheimatet die Schaltstellen der Schmerzwahr- nehmung und die des akusti- schen und optischen Systems.

Zudem ist dieser Hirnabschnitt an der Willkürmotorik beteiligt.

Das Zwischenhirnbesteht aus mehreren Strukturen. Hier be- finden sich Hypothalamus und Hypophyse, Epithalamus und Epiphyse (Zirbeldrüse), Thala- mus und Metathalamus sowie der Subthalamus. Der Hypotha- lamus steuert vegetative Funk- tionen wie Atmung oder Kreislauf und kontrolliert die Hormonausschüttung. Die Hy- pophyse erhält vom Hypothala- mus über sogenannte Releasing- oder Inhibiting-Faktoren An- weisungen zur Freisetzung von Hormonen. Der Thalamus wird poetisch auch als „Tor zum Be- wusstsein“ bezeichnet, da er die Informationen aus den Sinnes- organen filtert. Er steht mit der Großhirnrinde (Kortex) in Ver- bindung und erfüllt

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Aufgaben bezüglich der Schmerzwahrnehmung und der motorischen Koordination. Zu- sätzlich ist er an höheren psy- chischen Prozessen beteiligt.

Die Epiphyse produziert Mela- tonin, ein Hormon mit wichti- ger Funktion bei der Schlaf- regulierung.

Das Kleinhirn stellt quasi ein Anhängsel des Gehirns im Hin- terhaupt dar. Es ist in zwei He- misphären (Hälften) aufgeteilt.

Tätigkeitsschwerpunkt ist die Feinabstimmung der Motorik.

Man vermutet, dass es außer- dem an Lernvorgängen und der Steuerung vegetativer Reaktio- nen mitwirkt.

Das Telenzephalon liegt in Richtung Schädelknochen über den anderen Hirnabschnitten.

Es zeichnet sich durch zahlrei- che Windungen (Gyri) und Fur- chen (Sulci) aus. Eine große Vertiefung teilt es in zwei Hemi- sphären. Die Großhirnrinde ist die äußere Schicht des Telenze- phalon. Innen befindet sich das Großhirnmark, das Bewegun- gen koordiniert. Der Kortex be- steht aus der grauen Substanz, durch die sich hauptsächlich Nervenzellkörper erstrecken.

Tiefer liegende Kortexbereiche und Kerne werden als limbi- sches System zusammengefasst.

Dazu gehören Hippocampus, Gyrus cinguli und Amygdala.

Hippocampus-Anteile spielen bei Lern- und Gedächtnispro- zessen sowie bei Aggression und Motivation eine Rolle. Der Gy- rus cinguli ist bei vegetativen, psychomotorischen und emoti- onalen Funktionen von Bedeu- tung. Die Amygdala (Mandel- kern) ist wichtig für das Angst- erleben sowie für die Speiche- rung emotionaler Gedächtnisin- halte. Die oberste Struktur des Kortex ist der Neokortex. Hier laufen anspruchsvolle geistige Leistungen ab und zwar sowohl im Bereich der Wahrnehmung als auch bezüglich der Steue-

rung von motorisch-handelnden Funktionen. Der Neokortex ist in vier Lappen unterteilt:

k Informationen aus dem op- tischen System werden im Okzipitallappen verarbeitet.

Man unterscheidet die pri- märe Sehrinde, die für die Verwertung von Eigen- schaften wie Farbe, Hellig- keit oder Kontrast zuständig ist, und die se- kundäre Sehrinde, wo diese Daten weiter bearbeitet werden.

k Botschaften aus dem akusti- schen System treffen auf den Temporallappen. Der

erste Eindruck entsteht in der primären Hörrinde.

Dieser wird in der sekun- dären Hörrinde zu Wörtern verarbeitet, wo sich sich das Wernicke-Sprach- zentrum verbirgt.

k Im Parietallappen liegt der primäre somatosensorische Kortex, in dem Fasern aus Muskeln, Gelenken, Haut und Sehnen enden. Jedem Bereich dieses Areals ist ein bestimmter Teil des Körpers zugeordnet, was man als so- matotope Gliederung be- zeichnet. Dabei ist nicht das Größenverhältnis, sondern der Grad an Sensibilität

dargestellt. Beispielsweise ist die Zunge aufgrund ihrer Sensibilität durch ein Ge- biet repräsentiert, das fast der Größe des Rumpf-Are- als entspricht.

k Im Frontallappen befindet sich der motorische Kortex, der ebenfalls somatotop aufgebaut ist. Von hier aus gehen Bewegungsbefehle an den gesamten Körper. Das frontale Augenfeld bewirkt Augenbewegungen. Im Broca-Sprachzentrum wer- den Lippen, Kehlkopf, Zunge und Atmung für die Sprachproduktion koordi-

niert. Zum Frontallappen gehört auch der präfrontale Kortex. Er macht ungefähr ein Viertel der gesamten Kortexfläche aus und ver- fügt über zahlreiche Aufga- ben wie Kurzzeitspeiche- rung von Informationen oder Handlungsvorberei- tung. Dem prämotorischen Kortexareal ist die Start- phase von Bewegungen zu- geordnet. Der supplemen- tär-motorische Kortex spielt eine wichtige Rolle beim Erlernen von Bewegungs- folgen und ist im Gegensatz zu den anderen Arealen für beide Körperhälften zu- ständig. Auch bei der reinen Vorstellung von Bewe- gungen ist dieser Bereich aktiviert.

Neben der Klassifikation des Kortex in Lappen gibt es ein weiteres Unterteilungs-System.

Schon um 1900 hat der Neuro- anatom und Psychiater Korbi- nian Brodmann die Hirnrinde in 52 Bereiche gestaffelt, die ihm zu Ehren als Brodmann-Areale bezeichnet wurden. Die Gliede- rung dieser Areale stimmt meist mit der vorgegebenen Eintei- lung der Furchen und Windun- gen des Gehirns überein.

Kommunikation über Neu- ronen Die kleinsten Einheiten des Gehirns sind die Nervenzel- len (Neurone). Sie bestehen aus einem Zellkörper (Soma), den stark verzweigten, reizaufneh- menden Dendriten und den rei- zweiterleitenden Axonen, die bis zu einem Meter lang sein können. Die Kontaktstelle zwi- schen zwei Nervenzellen be- zeichnet man als Synapse. Über den synaptischen Spalt werden Informationen zwischen den Zellen weitergeleitet.

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Martina Görz, PTA und Fachjournalistin (FJS)

76 DIE PTA IN DER APOTHEKE | August 2012 | www.pta-aktuell.de

PRAXIS GEHIRN

HOMUNKULUS

Abhängig von ihrer funktionellen Relevanz sind die unterschiedlichen Muskelgruppen durch verschieden große Areale auf dem Motorkortex vertreten. Dieser Umstand lässt sich als sogenannter Homunkulus (Menschlein) darstellen. Für typisch menschliche Leistungen zuständige Muskelgruppen (z.B. Hand- oder Sprechmuskulatur) sind dabei beson- ders groß repräsentiert.

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