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September 2006

Product Placement – nicht mit dem DGB!

2008 soll ein Kinofilm eines namhaften deutschen Regisseurs über die Fußballweltmeister- schaft 1974 die Zuschauer begeistern. Keine Frage, hier setzt eine Produktionsgesellschaft auf Erfolg. Der Film über das Wunder von Bern war ein Kassenschlager, die Weltmeisterschaft in diesem Jahr löste eine Welle der Begeisterung aus. Wie sollte es anders sein, dass nun ein Werk über den Erfolg unserer Nationalmannschaft 1974 die Menschen an die Kinokassen locken sollte. Ich jedenfalls freue mich, wenn Filme aus Deutschland auch wirtschaftliche Erfolge werden.

Ich schätze dagegen überhaupt nicht, dass die Begeisterung des Publikums missbraucht werden soll, um versteckte Werbebotschaften zu transportieren. Leider droht der We ltmeis- terschaftsfilm so ein Fall zu werden, wie ein Mail der Produktionsgesellschaft zeigt, die uns mit folgendem Angebot erreichte: „Wir können uns sehr gut vorstellen, Ihre Organi- sation optimal in den Handlungsstrang des Films zu integrieren. Innerhalb der Handlung gibt es wiederholt Szenen, in denen sich eine reale Einbindung Ihres Produktes z. B. durch mehrmalige Einblendung eines Plakates, anbietet und somit einen positiven Image- transfer für den DGB bewirken würde. Für die Integration Ihrer Produkte würden in Ihrem Haus Kosten in Höhe von 15.000 Euro entste- hen. Der Film hat eine Mehrfachauswertung: Kinostart, DVD und Video-Verleih, DVD/Video- Verkauf, Pay-TV und Free-TV-Ausstrahlungen mit Wiederholungen. Es werden also Kontakte im zweistelligen Millionenbereich e rzielt.“

Ich sehe davon ab, mich darüber auszulassen, dass der DGB kein Produkt wie Waschmittel ist. Was mich ärgert, ist die Unverfrorenheit, mit der hier sicher nicht nur der DGB eingeladen wird, das Drehbuch gegen Geld mitzuschreiben. Ich halte den Gedanken für unerträglich, wie der Kommerz die Kunst durchdringt und damit letzten Endes dazu beiträgt, das Medium Film in den Augen der Zuschauer zu diskreditieren.

Der Wahnsinn hat Methode. Was heute im Kino legal ist, soll mit der Revision der Fe rnseh- richtlinie zum Standard werden. Die Trennung zwischen Programm und Werbung soll – das ist der politische Wille der Kommission – fallen, zugunsten ähnlich sinistrer Werbestrategien wie in dem geplanten Weltmeisterschaftsfilm.

Der DGB tritt mit vielen anderen Verbän- den dafür ein, dass der Werbefilm nicht zum Standard des Fernsehprogramms wird – und ich setze darauf, dass wir erfolgreich sein werden. Bei Produktions- gesellschaften im Filmbereich sind uns die Hände gebunden. Ich mache diesen Fall aber öffentlich, damit wir uns als Zuschauer freuen können, wenn im Vorspann des Films der Satz eingeblendet wird. „Bei der Produktion dieses Films wurde auf Product Placement und jede andere Art verbraucherfeindlicher We rbung verzichtet.“ Sollte das Gegenteil der Fall sein, dann weiß auch jeder, woran er ist.

Michael Sommer

Inhalt

ARD 2

ZDF 3

Private 5

Medienpolitik 7

Aus den Ländern 10

Print 11

Allgemeines 12

Zum Schluss 13

Impressum 13

„Was mich ärgert, ist die Unverfrorenheit, mit der hier sicher nicht nur der DGB eingeladen wird, das Drehbuch gegen Geld mitzuschreiben. Ich halte den Gedanken für unerträglich, wie der Kommerz die Kunst durchdringt und damit letzten Endes dazu beiträgt, das Medium Film in den Augen der Zu- schauer zu diskreditieren.“

„Bei der Produktion dieses Films wurde auf Product Placement und jede andere Art verbraucherfeindli- cher Werbung verzichtet.“

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Kritik wegen Vertragsverlängerung von Struve und Boßdorf

Wegen der Ullrich-Honorare und der Verlängerung der Verträge von ARD-Programmdirektor Günter Struve und Sportkoordinator Hagen Boßdorf hat der WDR-Rundfunkrat die ARD- Intendanten scharf kritisiert und forderte personelle Konsequenzen.

In einer Stellungnahme äußerte der Rundfunkrat „Bestürzung“ über die Verträge mit Radprofi Jan Ullrich. Diese seien „Image schädigend“ und „in keinem Fall mit dem Ethos des öffent- lich-rechtlichen Rundfunks vereinbar“, hieß es in der Stellungnahme. Zuvor hatte WDR - Intendant Fritz Pleitgen gesagt, für die Sport-Verträge seien am Ende die Intendanten ver- antwortlich, auch wenn ihnen der ganze Inhalt nicht bekannt gewesen sei. „Diese Verträge waren ein Fehler“, so Pleitgen.

Auf die Vertragsverlängerung, die die ARD ihrem Programmdirektor Günter Struve und ihrem Sportkoordinator Boßdorf angeboten hatte, reagierte der WDR -Rundfunkrat mit „Unver- ständnis“. „Um die Glaubwürdigkeit der ARD nicht weiter zu gefährden, forderte der WDR- Rundfunkrat die Verantwortlichen auf, Konsequenzen zu ziehen“.

Struve war wegen des Ullrich-Vertrags kritisiert worden, Boßdorf außerdem wegen seiner Stasi-Beziehungen. Die Intendanten hatten Boßdorf die Vertragsverlängerung unter der Be- dingung angeboten, dass keine neuen Vorwürfe bekannt würden und dass es bei dem lau- fenden Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Hamburg gegen Boßdorf wegen falscher Versicherung an Eides statt zu keiner rechtskräftigen Verurteilung kommt. Anderenfalls würde die Verlängerung nichtig.

Der ehemalige WDR-Intendant Friedrich Nowottny hat die Vertragsverlängerung der ARD mit ihrem Programmdirektor Günter Struve in einem „Tagesspiegel“-Interview kritisiert. „Wenn es tatsächlich stimmen sollte, dass Struve die Exklusivverträge mit Jan Ullrich nicht gelesen hätte, dann wäre das ein handfester Entlassungsgrund“, so Nowottny. Er bezeichnete die Verträge als sittenwidrig. „Wenn irgendjemand zu meiner Zeit in der Konferenz so etwas vorgeschlagen hätte, dann hätte er noch in derselben Minute seine Papiere zusammensam- meln können“, sagte Nowottny dem „Tagesspiegel“.

Die ARD war wegen exklusiver Honorarverträge mit dem Radsportler Jan Ullrich stark in die Kritik geraten. Seit 1999 erhielt dieser Sonderzahlungen, um im Gegenzug für „besondere Berichterstattungsmöglichkeiten“ zur Verfügung zu stehen. Neben einer jährlichen Grund- summe von 195.000 Euro sollte Ullrich nach dem 2003 neu abgeschlossenen Vertrag für einen Sieg bei der Tour de France 65.000 Euro, für einen zweiten oder dritten Platz 30.000 Euro erhalten. Die Intendanten der ARD beschlossen nach diesen Vorfällen die Einrichtung einer „Clearing-Stelle Sport“, deren Leitung der Intendant des WDR, Fritz Pleitgen, überneh- men wird. „Es gab ein Kontrolldefizit“, sagte ARD-Generalsekretärin Verena Wiedemann. Die beim WDR angesiedelte Clearing-Stelle solle die praktische Umsetzung der Doping-Klauseln begleiten, die künftig in alle Sportrechteverträge aufgenommen würden. Auch werde sie alle Mitwirkendenverträge mit Experten, ehemaligen Sportlern oder Trainern überprüfen.

ARD und ZDF lehnen Satellitengebühr für Free-TV ab

ARD und ZDF lehnen eine Satellitengebühr für ihren Empfang, wie sie einige Free-TV-Sender planen, ab. Öffentlich-rechtliche Programme in Deutschland seien ein Kulturgut, das jedem Bürger auch in Zukunft ohne Beschränkungen offen stehen müsse, sagte der Vorsitzende des Digitalausschusses von ARD und ZDF, SR-Intendant Fritz Raff, auf der Internationalen Funk- ausstellung (IFA) in Berlin.

Die Digitalisierung dürfe nicht als „Mautsystem für rein wirtschaftliche Interessen missbraucht werden“. Laut Plänen der Sendergruppen RTL und MTV sollen Haushalte mit Satellitenemp- fang von 2007 an etwa 3,50 Euro pro Monat an den Satellitenbetreiber zahlen, wenn sie das digitale Angebot sehen möchten. Eine Zustimmung der Kartellbehörden für das Vorhaben steht noch aus.

Raff wies darauf hin, dass für den verschlüsselten Empfang für jedes Fernsehgerät ein neuer Receiver angeschafft werden müsse. Dies bedeute pro Gerät zwischen 50 und 100 Euro Kosten. Zudem bezahlten die Sender bereits an den Satellitenbetreiber Astra Geld für die

„Wort zum Freitag“?

„Politik ist auch ein Umgehen mit Symbolen. Und dazu kann zum Beispiel gehören, dass in den öffentlich-rechtlichen Me- dien, in der ARD, eine Freitags- erklärung, ein Wort zu Islam- gläubigen, ganz normal in die Sendezeit aufgenommen wird – so wie wir jetzt das ‚Wort zum Sonntag’ haben.“

(Der stellvertretende Grünen- Fraktionschef Christian Ströbele bei n-tv.)

Lehmann geht in Rente Frank Lehmann, der Leiter der hr-Börsenredaktion, geht zum Jahreswechsel in den Ruhestand.

Nachfolger als Leiter der Sen- dung „Börse im Ersten“ wird der 49-jährige Wirtschaftsjournalist Michael Best. Lehmann hat mit seinem Kollegen Dieter Möller über Jahre hinweg die Börsenbe- richterstattung der ARD geprägt.

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Übertragungen. Raff räumte ein, dass die öffentlich-rechtlichen Sender bei einer Verschlüsse- lung zum Beispiel bei den Verhandlungen für Sportrechte ins Hintertreffen geraten könnten.

Angesichts der Verschlüsselungspläne könne die terrestrische Übertragungstechnik DVB-T eine größere Bedeutung bekommen, sagte NDR -Produktionsdirektor Joachim Lampe. „DVB-T könnte langfristig zum Synonym für frei empfangbares Fernsehen werden.“

Für ARD und ZDF kann es in letzter Konsequenz auch um viel Geld gehen, da eine Verschlüs- selung die Frage nach einem Fortbestand der GEZ-Gebühren stellen könnte, aus denen sie sich finanzieren.

Verschiebung von „Wut“

Der ARD-Vorsitzende Thomas Gruber hat die Verschiebung des Fernsehfilms „Wut“ auf den späteren Abend gegen Kritik aus den eigenen Reihen verteidigt. Aus Gründen des Jugend- schutzes habe es keine andere Möglichkeit gegeben, als den Sendetermin von 20.15 Uhr auf 22.00 Uhr zu verschieben, nachdem die Jugendschutzbeauftragten einer früheren Ausstrah- lung widersprochen hätten, erklärte der Intendant des Bayerischen Rundfunks. Sein Intendan- tenkollege vom Westdeutschen Rundfunk, Fritz Pleitgen, hatte die Entscheidung öffentlich kritisiert und der ARD mangelnde Courage vorgehalten.

Der Regisseur des Films, Züli Aladag, hat sein Werk verteidigt. Sein Film sei weder ausländer- feindlich noch rassistisch, „sondern ein Film, der den Umgang mit Fremdheit und Schwierig- keiten damit thematisiert“, sagte Aladag dem „Kölner Stadt- Anzeiger“. Die Diskussion dürfe nicht nur den Rechten überlassen werden. Er habe damit gerechnet, dass der Film polarisieren würde. Eine Tätergeschichte aus dem Migrantenmilieu zu erzählen, könne ein Schritt zur Normalisierung sein, sagte Aladag. „Es gibt Opfer und Täter in allen Ethnien, auch unter Türken. Man muss das erzählen dürfen, ohne sofort die Erklärung für die Sozialisierung einer Figur mitzuliefern.“

Der umstrittene Film schildert, wie ein junger Türke einen deutschen Mitschüler und dessen Familie terrorisiert.

LobbyControl: Christiansens Gäste zu neoliberal

LobbyControl hat eine Studie zur Einladepolitik der Talkshow ‚Sabine Christiansen’ vorge- stellt. Die Studie mit dem Titel „Schaubühne für die Einflussreichen und Meinungsmacher – Der neoliberal geprägte Reformdiskurs bei ‚Sabine Christiansen’“ untersucht die Zusammen- setzung der Gäste und Themen der Sendungen von Januar 2005 bis Juni 2006.

Zu den wichtigsten Ergebnissen gehört, dass sich hinter einer parteipolitischen Ausgewogen- heit der Gäste aus der Politik ein klares Übergewicht unternehmensnaher und marktliberaler Positionen bei den übrigen Gästen verbirgt. Dieses Ungleichgewicht bleibt für die Zuschaue- rinnen und Zuschauer zudem im Dunkeln, weil insbesondere bei der Vorstellung von „Exper- ten“ nicht über deren Verbindungen zu marktliberalen Denkfabriken, Lobbykampagnen oder Unternehmen informiert wird. Wesentliche gesellschaftliche Gruppen wie Verbraucherorgani- sationen, politische Nichtregierungsorganisationen oder Bürgerinitiativen tauchen in der Talkrunde höchstens am Rande auf.

Mehr zur Studie und dem „verzerrten Pluralismus“ bei Christiansen:

http://www.lobbycontrol.de/blog/index.php?p=305

ZDF startet Herbstoffensive

Der Mainzer Sender will seine schwächelnden Marktanteile verbessern. Bis zum 25. Septem- ber lag der Monatsdurchschnitt bei 12,0 Prozent, 1,2 Prozentpunkte weniger als im Septem- ber 2005 und mit 1,8 Prozentpunkten recht deutlich hinter der ARD, die vor allem von vielen leichteren Komödien und dem Fußball-Bundesliga-Start profitieren konnte.

Das ZDF will sich in diesem Jahr verstärkt auf die Behebung einiger Schwachpunkte im Pro- gramm konzentrieren, die das Gesamtbild beeinträchtigen. So gelten senderintern vor allem die Tagesprogramme am Samstag und Sonntag als „Baustellen“, denn da liegt das ZDF zum Teil mit seinen Marktanteilen im einstelligen Bereich. Das gilt für Serien wie „Veronica Mars“

und eigengemachte Magazine. Nicht umsonst hat bereits die Redaktionsleitung des Frauen-

NDR: Keine englische „Ta- gesschau“-Ausgabe NDR-Fernsehprogrammdirektor Volker Herres hat einer englisch- sprachigen Ausgabe der „Tages- schau“ eine Absage erteilt. Er bezeichnete die Idee als „pro- grammlich wenig sinnvollen und unausgegorenen Vorstoß“. Die ARD plane ein solches Projekt nicht. Schon angesichts der zu erwartenden Kosten fehle dafür eine realistische Grundlage.

Nach einem „Spiegel“-Bericht hatte Phoenix-Programmge- schäftsführer Klaus Radke die Idee bei der Abteilung ARD ak- tuell in Hamburg vorgeschlagen.

Steffen Seibert bei arte

„heute“-Moderator Steffen Seibert führt seit kurzem auch durch Themenabende des Sen- ders arte. Diese beschäftigen sich mit Fragen des aktuellen Zeitgeschehens aus Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft.

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magazins „ML Mona Lisa“(18 Uhr) einen Tausch der Sendeplätze mit der Reportage (18.30 Uhr) angeregt.

Als Problemzone gilt auch der Mittwochabend ab 20.15 Uhr. Verschiedene Serien wurden ausprobiert, jedoch ohne nennenswerten Erfolg. An Wochentagen ist der „Time Slot“ um 14 Uhr noch unterentwickelt. Das Experiment mit der Telenovela „Tessa“ scheiterte, jetzt soll die neue tägliche Show „Sudoku – Das Quiz“ mit Christian Clerici ab 2. Oktober für Abhilfe sorgen. Danach hat sich allerdings mit der Telenovela „Julia – Wege zum Glück“ ein Erfolgs- modell etabliert, das an die Quoten des Vorläufers „Bianca“ anknüpfen konnte.

Mehr erhofft hatte sich das ZDF auch vom Zweiteiler „Auf ewig und einen Tag“ mit Heino Ferch, Martina Gedeck und Fritz Karl, der mit der ersten Folge am 11. September 3,12 Millio- nen und mit dem zweiten Teil am 13. September nur noch 2,79 Millionen erreichte – viel zu wenig für das aufwändig inszenierte Drama vor dem Hintergrund der Anschläge vom 11.

September 2001. Die neue Komödie „Der beste Lehrer der Welt“ fiel mit 4,14 Millionen Zuschauer durchschnittlich aus.

Online Studie: Immer mehr Best Ager im Netz

Laut der aktuellen ARD/ZDF-Online-Studie sind mittlerweile 60 Prozent der 50- bis 59- Jährigen im Internet unterwegs. Insgesamt stieg der Anteil der Online-Nutzer in der Bevölke- rung auf 59,5 Prozent. Die durchschnittliche Nutzungsdauer betrage 48 Minuten täglich.

Multimediale Internetseiten mit Bild, Ton und Video würden für die Nutzer zunehmend inte- ressant. Jeder vierte Surfer (24 Prozent) schaue zumindest gelegentlich im Netz Videos an oder sehe live über das Internet fern. 40 Prozent hätten bereits online Audiodateien abgeru- fen oder live über das Internet Radio gehört. Das so genannte Podcasting, also der zeitunab- hängige Abruf von einzelnen Radio- oder Fernsehsendungen, spiele noch eine untergeordnete Rolle. Für Audio-Podcasts ergab die Studie eine Nutzerquote von sechs, für Video-Podcasts von drei Prozent.

Die ARD/ZDF-Online-Studie, die in diesem Jahr zum zehnten Mal erhoben wurde, ist eine bundesweite Repräsentativerhebung mit 1.820 Befragten. ZDF-Intendant Markus Schächter erklärte als Vorsitzender der ARD/ZDF-Medienkommission zu den Ergebnissen: „Unabhängig von Sendezeiten werden die Zuschauer auf Abruf, also on demand und ohne lästige Pro- grammierung des Recorders, ihre Lieblingssendungen anschauen wollen.“ Das ZDF werde deshalb seine „ZDFmediathek“ weiter ausbauen.

ZDF-Intendant Schächter befürchtet digitale Mehrklassengesellschaft

ZDF-Intendant Markus Schächter hat die geplante Satellitengebühr einiger Free-TV-Sender scharf kritisiert. Durch die Grundverschlüsselung drohe das Fernsehen seine „publizistische Seele“ zu verlieren, so Schächter. Der Zuschauer werde zum zahlenden Endkunden und das Programm zur Ware, kritisierte Schächter den Kurs der Privatsender im digitalen Zeitalter. Das Fernsehen drohe dadurch seinen gesellschaftlichen Auftrag, nämlich das Gespräch der Gesell- schaft anzustiften, nicht mehr zu erfüllen. Schächter griff damit Pläne der Sendergruppen RTL und MTV an. „Wir stehen am Beginn einer digitalen Mehrklassengesellschaft“, monierte Schächter. Die Grundverschlüsselung mache Schluss mit dem Modell des frei empfangbaren Fernsehens für alle. Schächter forderte die Medienpolitik auf, neue Spielregeln für die künfti- ge Medienordnung zu entwickeln.

Kerner verteidigt Werbung und wirft Kritikern bösen Willen vor

ZDF-Fernsehmoderator Johannes B. Kerner hat seine umstrittenen Werbeverträge verteidigt und seinen Kritikern Neid und bösen Willen vorgeworfen. In einem Interview der „Zeit“ sagte er: „Ich halte das nicht für verwerflich, weil ich nicht auf irgendeine Art abhängig bin.“ Er habe mit seiner Talkshow Erfolg, „und dieser Erfolg erzeugt Neid“.

Die öffentliche Kritik an seiner Werbetätigkeit für die Fluglinie Air Berlin im vergangenen Frühjahr erklärt sich Kerner so: „Es gehört eine gute Portion böser Wille dazu. Eine Sau muss ja durchs Dorf getrieben werden.“ Und: „Es war sicher für manche besonders reizvoll, dem netten Herrn Kerner eins mitzugeben – das dann auch noch in Kombination mit dem erfolg- reichen Unternehmer Hunold! Zwei dicke Mücken mit einer Klappe! Da konnte man mal so richtig draufsemmeln.“ Kerner hatte Air-Berlin-Chef Joachim Hunold – „ein Kumpel von mir“

– unter anderem im November 2005 in seine Talkshow eingeladen. Der Werbevertrag mit Air Berlin sei erst Wochen später zustande gekommen, ergänzte Kerner.

Schulwoche im ZDF

Das ZDF hat eine Woche lang in einem Programmschwe rpunkt die Situation der Schulen und der jungen Menschen in Deutschland beleuchtet. Unter dem Titel „Das Zweite macht Schule“ befassten sich im ZDF und den mit der Anstalt verbun- denen Sendern 3sat, arte, Phoe- nix, KI.KA und ZDFdokukanal Berichte, Reportagen, Diskussio- nen und Spielfilme mit Bildungs- fragen. Eingebunden in den Themenschwe rpunkt waren auch alle aktuellen Magazine und Nachrichtensendungen, die spezielle Beiträge zum Thema gesendet haben.

ZDF stockt China-Büro auf Künftig werden zwei feste ZDF- Korrespondenten aus Peking berichten. Johannes Hano (43) löst im Januar 2007 Joachim Holtz, als Leiter des ZDF-Studios ab. Als zweite Korrespondentin arbeitet ab Frühjahr Diana Zim- mermann (35) an Hanos Seite.

Holtz (62), seit Oktober 1998 als Korrespondent in Peking tätig, verabschiedet sich Ende des Jahres nach 30-jähriger Tätigkeit für das ZDF in den Ruhestand.

Hano, diplomierter Politologe, arbeitet seit 1994 für das ZDF und war bereits Ende 2005 und Anfang 2006 als Studiovertre- tung in Peking aktiv. Diana Zimmermann arbeitete 2003 bereits in Peking als Reporterin für die ARD.

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Auf die Frage, ob er als Werbefigur von der Seriosität des öffentlich-rechtlichen Senders ZDF profitiere, sagte Kerner: „Es ist geradezu umgekehrt, der Sender profitiert von der erfolgrei- chen Sendung und deren Moderator.“ Außerdem könne der Sender durch We rbung auch neues Publikum finden: „Die Rezipienten von Fernsehwerbung sind ja hauptsächlich jüngere Leute, ein Publikum, das sich traditionell beim ZDF nicht gerade zuhauf versammelt.“ Als

„treuer Mitarbeiter“ des ZDF hätte er sich auch „etwas mehr Rückhalt“ aus dem Sender gewünscht.

Deutscher Fernsehpreis: ZDF erhält die meisten Nominierungen

Die ZDF-Krimireihe „Bella Block ist mit zwei verschiedenen Filmen sechs Mal für den Deut- schen Fernsehpreis 2006 nominiert worden. Vier Nominierungen erhielt der Film „Die Frau des Teppichlegers“, zwei weitere der Krimi „Das Glück der anderen“. Ebenfalls mit vier Nominierungen in verschiedenen Kategorien können sich die Produktionen „Dresden“ (ZDF),

„Die Nachrichten“ (ZDF) und „Meine verrückte türkische Hochzeit“ (ProSieben) Hoffnungen auf die Trophäe machen. Als beste Info-Moderatoren kommen aus der Sicht der Jury drei Frauen in Frage: Anne Will („Tagesthemen“, ARD), Kay-Sölve Richter („heute“ im Morgen- magazin, ZDF) und Susanne Kronzucker („RTL Nachtjournal“). Als beste Informationssendung wurden „Frontal 21“ (ZDF), „Monitor“ (ARD) und das „ZDF spezial: Krieg ohne Ende“ vom 24. Juli nominiert. Die beste Serie wird aus den Produktionen „Die Familienanwältin“ (RTL),

„Freunde für immer – das Leben ist rund“ (Sat.1) und „Türkisch für Anfänger“ (ARD) ermit- telt. In der Kategorie Beste Unterhaltungssendung nehmen es „Let's Dance“ (RTL), „Schei- benwischer – die Gala“ (ARD) und „Wer wird Millionär? Promi-Special“ (RTL) miteinander auf.

Der Ehrenpreis der Stifter geht an den Ex-Intendanten des WDR, Friedrich Nowottny. Hinzu kommen zwei Nachwuchs-Förderpreise im Wert von jeweils 15.000 Euro. Der Deutsche Fernsehpreis wird in 21 Kategorien am 20. Oktober in Köln verliehen.

Tele 5: Keine Verschlüsselung

Im Gegensatz zu anderen Privatsendern will der Münchner Filmsender Tele 5 nicht auf eine künftige Verschlüsselung des digitalen Sendesignals bauen. „Wir sind jetzt erst nach unserem Relaunch ein Jahr auf Sendung“, sagte Geschäftsführer Ludwig Bauer. „Jedwede Form von Verschlüsselung wäre für uns derzeit kontraproduktiv, weil wir jedem Zuschauer frei zugäng- lich sein müssen, damit die Nutzung höher wird.“

Die großen Sendersysteme wie die RTL-Gruppe, die ProSiebenSat.1 Media AG und auch die MTV-Familie wollen ihre digital verbreiteten Programme künftig verschlüsseln und den Zu- gang gemeinsam mit den Satellitenbetreibern durch eine Zugangsgebühr – im Gespräch sind 3,50 Euro – öffnen, wie es jetzt bereits in Kabelnetzen üblich ist. Auch der Tele-5-Konkurrent

„Das Vierte“, der zum Universal-Konzern gehört, plädiert für eine Verschlüsselung. Die öf- fentlich-rechtlichen Anbieter lehnen die Pläne ab.

Springer: Kein Einstieg bei Premiere

Europas größtes Zeitungshaus Axel Springer plant nach der geplatzten Übernahme des Fern- sehkonzerns ProSiebenSat.1 laut Unternehmenskreisen keinen Einstieg beim Bezahlsender Premiere. Man habe „andere Prioritäten“. Die „FAZ“ hatte berichtet, frühere Erwägungen für ein mögliches Springer-Engagement bei Premiere seien „weiter aktuell“.

Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner hatte nach dem Veto des Bundeskartellamts gegen die Übernahme von ProSiebenSat.1 Anfang des Jahres angekündigt, dass der Schwerpunkt der Aktivitäten auf die Expansion ins Ausland und das digitale Geschäft gelegt werden solle.

RTL: Auch weiter Zusammenarbeit mit Jauch

Trotz seines künftigen Engagements für die ARD setzt RTL auch weiterhin auf Günther Jauch.

„Für uns ist entscheidend, dass die gute Zusammenarbeit weitergeht“, sagte RTL-Geschäfts- führerin Anke Schäferkordt der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Schäferkordt trat damit Gerüchten entgegen, Jauch werde komplett zur ARD überwechseln.

Vacano moderiert Kirchen- magazin

ZDF-Morgenmagazin-Moderato- rin, Alexandra Vacano, moderiert künftig im Wechsel mit Gert Sco- bel „sonntags - TV fürs Leben“.

Das Magazin wird von der katho- lischen und evangelischen Kirche verantwortet.

Astra kündigt Digital- Plattform Entavio an Der Satelliten-Betreiber Astra will im Oktober die Digital- Plattform Entavio starten. Und zwar unabhängig davon, ob das Kartellamt Plänen zur Verschlüs- selung von Free-TV-Sendern zustimmt.

Neue Pay-Kanäle von RTL Der Kölner Privatsender RTL will noch in diesem Jahr drei neue Pay-TV-Sender in digitalen Kabelnetzen starten. Nach derzeitigem Stand heißen die Sender RTL Crime, RTL Living und Passion.

ZDF: Kabarett ab 2007 Urban Priol und Georg Schramm werden von Januar 2007 an einmal im Monat nach dem

„heute-journal“ um 22.15 Uhr die Kabarettsendung „Neues aus der Anstalt“ präsentieren.

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Jauch, der für den Kölner Privatsender unter anderem die Quizshow „Wer wird Millionär?“

und „Stern TV“ moderiert, ist bei der ARD als Nachfolger von Sabine Christiansen eingeplant, die ihre Polit-Talkshow im Sommer 2007 beendet. Seine Moderationen von „Wer wird Millio- när?“ und „Stern TV“ werde Jauch beibehalten, sagte Schäferkordt.

RTL Group steigert Umsatz und Gewinn.

Europas größter privater Fernsehanbieter, die RTL-Group (Luxemburg), hat dank florierender Werbemärkte im ersten Halbjahr 2006 einen Sprung beim Umsatz und Ergebnis gemacht. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 19,1 Prozent auf knapp 2,9 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Firmenwertabschreibungen (EBITA) erhöhte sich um 26,5 Prozent auf 478 Millionen Euro, teilte das Unternehmen, das zu knapp 90 Prozent zum Gütersloher Medienkonzern Bertelsmann gehört, mit. Wegen einmaliger Steuereffekte im ersten Halbjahr 2005 sank der Überschuss (ohne Minderheitsaktionäre) dagegen um 5,1 Prozent auf 296 Millionen Euro.

Auch RTL-Programme im Telekom-VDSL-Netz

Die RTL-Senderfamilie hat einen Kabeleinspeisevertrag mit der Deutschen Telekom geschlos- sen. Die Vereinbarung sehe die Ausstrahlung der TV-Programme im so genannten IP-TV über VDSL im Internet vor. Die Programme von RTL, Vox, RTL II, Super RTL und n-tv sowie der digitale Spartenkanal Traumpartner TV sind seit August im VDSL-Netz der Telekom zu emp- fangen. Zusätzlich ist laut RTL der Start von weiteren Angeboten geplant. Die deutsche RTL- Senderfamilie hat bereits mit Telefonica, Telekom Austria und Hansenet Verträge zur Kabel- weitersendung als IP-TV geschlossen.

Sportwetten: Medien gehen in die Offensive

Im Streit um die Zulässigkeit von privaten Sportwetten ist jetzt eine Gruppe von Medien in die Offensive gegangen. Der „Arbeitskreis Sportwetten“ will gemeinsam mit dem Verband Priva- ter Rundfunk und Telekommunikation (VPRT) ein Konzessionsmodell für Sportwetten entwi- ckeln. Eine entsprechende Studie solle noch vor der Ministerpräsidentenkonferenz im Oktober fertig gestellt werden. Im Arbeitskreis haben sich das Internetportal Bild.T -Online, der Sport- sender DSF, der TV-Konzern ProSiebenSat.1 Media AG, der Bezahlsender Premiere und RTL zusammengeschlossen.

Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts gehen die Bundesländer derzeit gegen private Anbieter von Sportwetten vor und schützen so ihr staatliches Monopol. Sendern wie dem DSF drohen empfindliche Werbeeinbußen, wenn private Anbieter nicht mehr werben dürfen. Daher wollen die Medien nun ein eigenes Konzept für eine Öffnung des Marktes für Sportwetten vorlegen. „Im Fokus stehen insbesondere die Suchtprävention sowie die Durch- setzung des Kinder- und Jugendschutzes“, hieß es. Dabei werde auch Augenmerk gelegt auf die Steuerinteressen der Bundesländer. „Wir stehen zur Verfügung, um aktiv an der Gestal- tung eines geöffneten, regulierten Marktes für Sportwetten, etwa im Rahmen eines Round Table, mitzuwirken“, sagte VPRT-Präsident Jürgen Doetz.

Der Münchner Sender DSF darf jedoch – wie alle privaten Fernseh- und Rundfunksender mit bayerischer Lizenz – weiter für Sportwetten werben. Das Verwaltungsgericht München hat einem Eilantrag der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) stattgegeben.

arena will eine Million Kunden zum Jahresende

Der neue Bezahlsender Arena hat mit seinem Bundesliga-Angebot bislang rund 800.000 Kunden angelockt und will auch in den kommenden Monaten kräftig zulegen. Am 27. August habe die Zahl der Abo-Bestellungen allein bei den Kerngesellschaften ish und iesy bei 424.000 gelegen, sagte der Chef der Arena-Muttergesellschaft Unity Media, Parm Sandhu.

Etwas mehr als die Hälfte der Kunden (226.000) nutzten dabei das Angebot via Satellit, der Rest empfange das Programm via Kabel. „Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung bei Arena. Wir sind unseren eigenen Planungen voraus.“ Für Ende des Jahres sei bereits die Marke von rund einer Million Kunden angepeilt. Die langfristige Planung, am Ende der Saison 2008/2009 über eine ähnliche Kundenbasis zu verfügen wie heute Premiere, bleibe bestehen.

Wie viele Abonnenten dies genau sein sollen, ließ Sandhu offen. Premiere hatte zuletzt 3,44 Millionen Kunden. Dabei handelt es sich aber nicht nur um Abonnenten des Sport-Angebotes.

Auch zur Ergebnisentwicklung bei Arena machte Sandhu keine Angaben.

KEK: Zulassung für digitale Spartenkanäle

Der TV-Konzern ProSiebenSat.1 hat von der Kommission zur Er- mittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) die Zulas- sung für fünf digitale Spartenka- näle bekommen. Die beantrag- ten fünf Sender umfassen den familienorientierten Unterhal- tungssender ProSiebenSat.1 Family; ProSiebenSat.1 Fiction, Fun und Favorites, die alle hauptsächlich fiktionale Pro- gramme enthalten sollen, sowie den vorwiegend unterhaltungs- orientierten Informations- und Nachrichtenkanal ProSieben- Sat.1 Facts. Der Zulassung stän- den keine Gründe der Sicherung der Meinungsvielfalt entgegen, so die KEK in einer Mitteilung.

RTL auf UMTS -Handys Seit der Internationalen Funk- ausstellung gibt es „RTL mobi- leTV“ Der Handy-Kanal zeigt RTL-Serien und -Shows. Das spezielle Programmangebot für UMTS-Handys orientiert sich stark am analogen RTL-Pro- gramm. Der Handy-TV-Sender ist für alle Nutzer von T-Mobile seit September freigeschaltet. Die Freischaltung bei anderen Mobil- funkanbietern soll jedoch noch folgen.

n-tv mit neuen Talkshows Heiner Bremer moderiert zusätz- lich ab Oktober „Unter den Linden 1“. Die ehemalige Me- dienstaatssekretärin aus Nord- rhein-Westfalen, Miriam Meckel, moderiert ebenfalls ab Oktober das Streitgespräch, „Miriam Meckel – Standpunkte“.

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Arena hatte im Dezember vergangenen Jahres Premiere im Rennen um die Pay-TV-Rechte an der Fußball-Bundesliga ausgestochen. Bis kurz vor Start der Bundesliga-Saison hatte der Sender aber Schwierigkeiten, eine möglichst großflächige Verteilung seines Programms via Kabel sicherzustellen.

Die unter dem Dach der Unity Media operierenden Kabelnetzbetreiber ish, iesy und teleco- lumbus versorgen Haushalte in Hessen und Nordrhein-Westfalen. Mit Kabel Baden- Württemberg konnte der Sender sich auf eine Durchleitung des Programms einigen, die direkten Verhandlungen mit Deutschlands größtem Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland (KDG) indes scheiterten. Mitte Juli hatte sich Arena dann mit dem Rivalen Premiere auf eine gemeinsame Verbreitung der Live -Spiele über das Netz der KDG geeinigt. Durch den Deal wurde die nahezu flächendeckende Versorgung über Kabel sichergestellt. Die Verbreitung via Satellit hatte Arena zuvor geregelt.

Neumann: Selbstzensur gefährdet kulturelle Freiheit

Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) hat vor Selbstzensur in der Kunst gewarnt. Aus Anlass der Absetzung von „Idomeneo“ in der Deutschen Oper Berlin und der Verschiebung des Sendetermins für den Fernsehfilm „Wut“ in der ARD sagte Neumann, wenn die Sorge vor möglichen Protesten „schon zur Selbstzensur führt, dann gerät die demokratische Kultur der freien Rede in Gefahr“.

Kunst und Medien hätten die Aufgabe, Widersprüche und Gegensätze einer Gesellschaft klar zu benennen, zu reflektieren und zu kommentieren. „Das verlangt von uns allen Toleranz und Courage: Toleranz auch gegenüber unbequemen Meinungen und Courage im Angesicht der Kontroverse. Probleme lassen sich nicht durch Verschweigen lösen.“

Die Deutsche Oper hatte die Mozart-Inszenierung von Hans Neuenfels nach Hinweisen aus der Berliner Sicherheitsbehörde vom Spielplan genommen. Die ARD hatte den Fernsehfilm

„Wut“ wegen der zugespitzten Darstellung eines gewalttätigen türkischstämmigen Jugendli- chen auf einen späteren Sendeplatz verlegt.

EU formuliert Eckpunkte für Einigung über ARD und ZDF

Laut epd-Medien hat die Generaldirektion Wettbewerb der EU-Kommission im EU- Beihilfeverfahren gegen ARD und ZDF Eckpunkte einer möglichen Einigung mit Deutschland skizziert. Unter dem Titel „Eckpunkte des zukünftigen Finanzierungssystems“ diskutiert das EU-Papier, die „Notwendigkeit einer genauen Definition und Beauftragung“ des öffentlich- rechtlichen Rundfunks.

Für die Einführung neuer (digitaler) Mediendienste hält die Generaldirektion den deutschen Vorschlag, neue Sender von einem „internen Genehmigungsverfahren“ abhängig zu machen, für diskutabel. Dies schaffe mehr Transparenz. Allerdings bleibe es so „hauptsächlich“ den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten überlassen, ihren Auftrag zu definieren, kritisieren die Autoren.

Unter mehreren „Bausteinen einer möglichen Lösung“ schlägt die Generaldirektion Wettbe- werb daher vor, hinreichend präzise Kriterien aufzustellen, was ein auftragskonformer Me- diendienst sei, damit die internen Kontrollgremien (zum Beispiel Rundfunkräte) ihre Geneh- migungsentscheidung fundiert treffen könnten. Außerdem ist an eine Negativliste dessen gedacht, was nicht vom öffentlich-rechtlichen Auftrag gedeckt sei, „wie zum Beispiel Bezahl- dienste“.

Bei den digitalen Zusatzangeboten von ARD und ZDF deutet die Generaldirektion an, dass die EU-Kommission neue digitale Spartenkanäle dann akzeptieren könnte, wenn ihre Gründung nach dem Vorbild von Kinderkanal und Phoenix verlaufen würde. Dies verlange unter ande- rem ein klares Programmkonzept: „Die Konzepte müssen hinreichend präzise sein, ohne jedoch in die konkrete Programmautonomie der öffentlich-rechtlichen Anstalten einzugrei- fen.“

Biography Channel 2007 Das Medienunternehmen NBC Universal gründet zusammen mit dem History Channel einen neuen TV-Sender in Deutsch- land: 2007 werde der B iography Channel an den Start gehen, sagte Wolfram Winter, Ge- schäftsführer von NBC Global Networks Deutschland. Das Vierte, der einzige frei empfang- bare Kanal der Sendergruppe, wurde ein Jahr alt.

Wirtschaftsverbände for- dern Reform der Rundfunk- finanzierung

Die Dachverbände der deutschen Wirtschaft haben eine Reform der Finanzierung des öffentlich- rechtlichen Rundfunks gefordert.

Das Finanzierungssystem sei fast 50 Jahre alt und längst überholt, erklärten u. a. der Bundesver- band der Deutschen Industrie (BDI), der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) in einer gemeinsamen Stellungnah- me. Die Verbände forderten die Ministerpräsidenten der Länder auf, dem Vorschlag aus Schles- wig-Holstein zu folgen und die PC-Gebührenpflicht vorerst weiter auszusetzen. Die dadurch gewonnene Übergangszeit sollte genutzt we rden, um über eine Reform der Rundfunkfinanzie- rung zu diskutieren. „Es kann nicht sein, dass das Gebühren- aufkommen mit der Anzahl der Geräte stetig zunimmt, auch wenn die Zahl der Nutzer gleich bleibt“, hieß es in der Verbands- erklärung.

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Kieler Regierung: Nein zu Rundfunkgebühr für Computer

Schleswig-Holstein will der geplanten Rundfunkgebühr für internetfähige Computer nicht zustimmen und weiterhin ein zweijähriges Moratorium durchsetzen. Das erklärte Staatskanz- leichef Heinz Maurus. „Die Aussagen des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck, wonach Schleswig-Holstein eingefangen worden sei und der Gebührenpflicht zustim- men wolle, treffen nicht zu.“

Er wisse nicht, woher Beck (SPD) seine Informationen beziehe, sagte Maurus. „Aus der Sit- zung der Rundfunkkommission jedenfalls nicht.“ Maurus verwies auf die einmütige Entschlie- ßung des Kieler Landtages, zunächst keine Gebühren zu erheben. Hintergrund sei, dass die Programme sowohl der öffentlich-rechtlichen als auch der großen privaten Sender bisher überhaupt nicht im Internet empfangen werden könnten. „Warum sollten die Bürger also für etwas bezahlen, was gar nicht geliefert wird?“, fragte der Kieler Staatskanzleichef.

Die Bundesländer haben sich noch nicht auf eine einheitliche Position zu der ab Januar nächs- ten Jahres geltenden Rundfunkgebührenpflicht für internetfähige Computer geeinigt. Die Rundfunkkommission der Länder vereinbarte bei ihrem letzten Treffen, das Thema der Minis- terpräsidentenkonferenz vorzulegen, die vom 18. bis 20. Oktober im niedersächsischen Bad Pyrmont tagt. Die ARD-Intendanten haben vorgeschlagen, für die Computer lediglich die Hörfunk-Grundgebühr von 5,52 Euro und nicht die Fernsehgebühr von 17,03 Euro zu erhe- ben. Die Gebühr wird nur von Haushalten und Firmen erhoben, die bislang weder ein Radio noch einen Fernseher angemeldet haben.

SPD-Medienkommission: Rundfunkgebühren nicht in Frage stellen

Die Programme der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten waren und sind populär. ARD, ZDF und Deutschlandfunk bieten den Gebührerzahlerinnen und Gebührenzahlern ein vielfälti- ges Angebot, das qualitativ und quantitativ seinesgleichen sucht. Zugleich gibt es ein Akzep- tanzproblem der Rundfunkgebühren.

Mit dem Rundfunkgebührenurteil von 1994 hat das Bundesverfassungsgericht deutlich ge- macht, dass die Festsetzung der Gebührenhöhe grundsätzlich geeignet ist, die verfassungs- rechtlich gebotene Rundfunkfreiheit zu beeinträchtigen und einen unzulässigen staatlichen Einfluss auf das Programmangebot der öffentlich-rechtlichen Sender zu ermöglichen. Die Länder haben deshalb ein dreistufiges Verfahren (Bedarfsanmeldung durch die Anstalten, Überprüfung und Empfehlung durch die KEF, Festsetzung durch die Länder und Landesparla- mente auf der Grundlage dieser Empfehlungen) staatsvertraglich verabredet. Gegen diese Anwendung im jüngsten Rundfunkfinanzierungsstaatsvertrag haben ARD, ZDF und Deutsch- landradio Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht eingereicht. Das Gericht hat angekün- digt in Kürze zu entscheiden.

Unstrittig ist: Öffentlich-rechtliche Veranstalter haben den Auftrag, ihre Angebote über alle digitalen Verbreitungswege zu transportieren. Dies muss dem jeweiligen Medium gerecht werden – in der Sprache, in der Präsentation, in der Themenwahl und der Zielgruppendiffe- renzierung. Es geht darum, den Auftrag zu informieren, zu bilden und zu unterhalten jeweils medienspezifisch zu erfüllen.

Vor diesem Hintergrund plädiert die Medienkommission dafür, die Rundfunkgebühren nicht in Frage zu stellen und im Lichte der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes und vor dem Hintergrund der technischen Entwicklungen unser Gebührenmodell fortzuentwickeln.

GEZ-Gebühr auf PCs und Handys: ver.di verlangt sachgerechte Vorschläge In der Diskussion um die geplante GEZ-Gebühr auf internetfähige PCs und UMTS-Handys hat der stellvertretende Vorsitzende der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), Frank Werneke, eine Aussetzung der Entscheidung gefordert. „Es müssen jetzt zügig sachgerechte Vorschläge vorgelegt we rden“, sagte Werneke. „Man kann nicht die heute bestehende Systematik, alle betrieblichen Rundfunkempfangsgeräte in die Gebührenpflicht einzubezie- hen, bei neuartigen Geräten zu Gunsten großer Unternehmen aushebeln“, erklärte der ver.di- Vize. Dies würde einen grundlegenden Systemwechsel zu Ungunsten der Solo- Selbstständigen bedeuten. Konzerne wie Siemens oder die Allianz müssten dann pro Be- triebsstätte den gleichen Gebührenbetrag bezahlen wie ein einzelner Selbstständiger oder eine Selbstständige. „Würde diese Ungerechtigkeit aufgehoben, wäre die Gebühr für den Einzelnen erheblich geringer“, so Werneke.

Protest gegen PC-Gebühr Politiker von FDP und CSU lehnen die geplante GEZ-Gebühr für internetfähige Computer und Handys laut einem „Bild“-Zei- tungsbericht ab. Der FDP-Politi- ker Paul Friedhoff sagte dem Blatt: „Die Verbraucher pauschal zur Kasse zu bitten, ist Abzocke!

Besser wäre, die Gebühr nach Nutzung zu erheben – und nicht nach Geräten.“

Die CSU-Medienexpertin Doro- thee Bär kritisierte ebenfalls die Gebühren-Pläne. „Die geplante Regelung bestraft diejenigen, die mit ihrem Handy einfach nur telefonieren wollen oder ihren Computer zum Spielen nutzen.

Deshalb sollte nur zahlen, wer auch wirklich fernsieht oder Radio hört.“

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Die aktuelle Diskussion schade dem Ansehen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks insgesamt.

Ursache sei ein Gesetzentwurf, „der auf Druck der Wirtschaft zustande kam“. Dieser stelle insbesondere Großunternehmen erheblich besser als Freiberufler und Selbstständige, von denen rund 31.000 in der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft organisiert sind.

Angesichts der technischen Umbrüche sei die Einbeziehung anderer Rundfunkempfangsgeräte als den Klassikern Fernseher und Radio grundsätzlich notwendig. Andernfalls würden mittel- fristig die Finanzierungsgrundlagen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks stark erodieren. „Die sich rasant entwickelnden Technologien erfordern auch die Entwicklung zukunftsweisender Gebührenmodelle, die eine höhere gesellschaftliche Akzeptanz erwarten können als die bisherige starre gerätebezogene Gebührenfestlegung“, sagte Werneke.

SPD-Medienpolitiker: Kontrollgremium nach dem Fall Ullrich für die ARD!

Nach dem Bekannt werden der Exklusivverträge von Radsportler Jan Ullrich mit der ARD fordert der Vorsitzende der Medienkommission beim SPD-Parteivorstand, Marc Jan Eumann (MdL), Konsequenzen und ein Kontrollorgan für die ARD nach dem Vorbild der BBC: „Die nicht nachvollziehbaren Zahlungen an den Radsportler Jan Ullrich machen deutlich, dass es im Interesse der Gebührenzahler eine intensivere Gremienkontrolle des ARD-Hauptpro- gramms und seiner Gesellschaften geben muss. Weder der ARD-Programmbeirat noch die gerade gestärkte Gremienvorsitzendenkonferenz haben die Instrumente und Möglichkeiten, solche Vorgänge und Verträge zu überprüfen und zu stoppen. Deswegen ist eine binnenplu- rale Kontrolle der ARD als notwendige Ergänzung der erfolgreichen Gremienstruktur in den Landesrundfunkanstalten dringend notwendig. Der in Großbritannien gerade eingesetzte Trust der BBC könnte dabei Vorbildcharakter haben. Vorstellbar ist ein 12-köpfiges Kontroll- organ, das die Aufsicht über die Gemeinschaftsaktivitäten und das ARD-Programm sowie der Programmdirektion und die mit der ARD verbundenen Gesellschaften wie degeto und SportA führt, Gemeinschaftsprojekte überprüft und beschließt, den ARD-Programmdirektor auf Vor- schlag der Intendanten wählt und die Geschäftsführer der ARD-Tochtergesellschaften bestä- tigt. Dieser ARD-Rat kann so einerseits die Interessen der Gebührenzahler wirksam wahren, andererseits die Unabhängigkeit der ARD sichern helfen. In diesem Zusammenhang sind auch Aufsichtsgremien für die gemeinsam mit dem ZDF verantworteten Spartenkanäle PHOENIX, 3Sat und KiKa notwendig.“

Landesmedienzentrale beanstandet Schleichwerbung in Sat.1 -Sendung

Der private Fernsehsender Sat.1 sieht sich erneut mit dem Vorwurf der Schleichwerbung konfrontiert: Der Sender habe in der Show „Jetzt geht's um die Eier! Die große Promi-Oster- Show“ gegen das Schleichwerbeverbot verstoßen, teilte die für Sat.1 zuständige Landeszent- rale für Medien und Kommunikation (LMK) Rheinland-Pfalz mit. Die LMK sprach eine Bean- standung aus und leitete ein Bußgeldverfahren ein. In der Show seien Werbebanner eines Süßwarenproduzenten zu sehen gewesen und ein Riesenosterhase, der ein bekanntes Pro- dukt der Firma darstelle.

Nach Überzeugung der LMK-Versammlung gab es bei der Oster-Show keinen inhaltlichen Gesichtspunkt, „unter dem Art und Form dieser Darstellung hätten gerechtfertigt werden können“.

Der Sender muss die Beanstandung der LMK in den Tagen nach der Zustellung im Abendpro- gramm nach strikten Vorgaben verlesen. Im Bußgeldverfahren hat Sat.1 die Möglichkeit, Widerspruch einzulegen. Die von Hugo Egon Balder und Hella von Sinnen moderierte Show war am 8. April ausgestrahlt worden. Erst im Februar hatte die LMK Sat.1 mit einer Bean- standung gerügt, weil in den Sendungen „Frühstücksfernsehen“ und „17.30 Live aus Berlin“

über Jahre hinweg Schleichwerbung platziert worden war.

Der Vorsitzende der Medienkommission beim SPD-Parteivorstand, Marc Jan Eumann (MdL) fordert schärfere Sanktionen: „Ein dickes Ei scheint der kommerzielle Fernsehveranstalter Sat.1 seinen Zuschauerinnen und Zuschauern ins österliche Nest gelegt zu haben. (…) Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, wäre die Bundesrepublik gut beraten, sich im Rahmen der Revision der EU-Fernsehrichtlinie als klarer Verfechter der Trennung von Werbung und Pro- gramm zu erweisen. Wer den Zuschauer täuscht, darf nicht ungeschoren davon kommen.“

Product Placement: FDP für begrenzte Zulassung Die FDP hat sich dafür ausge- sprochen, Product Placement im Fernsehen bei fiktionalen Pro- gramminhalten wie Spielfilmen, Fernsehfilmen und Sportsendun- gen rechtlich zuzulassen. „Damit stellen wir uns der Realität und entziehen der Schleichwerbung den Nährboden. In Sendungen mit nicht-fiktionalen Inhalten sollten Produktplatzierungen grundsätzlich nicht zulässig sein“, heißt es in einem FDP- Positionspapier.

Durch die Begrenzung von Product Placement auf fiktionale Formate blieben Nachrichten, Ratgebersendungen, politische Magazine sowie alle weiteren nicht-fiktionalen Programminhal- te „effektiv vor dem Verlust der Glaubwürdigkeit bewahrt“.

Insgesamt würden durch die begrenzte Zulassung von Pro- duct Placement europäische Produktionen im Wettbewerb mit den USA gleichgestellt, heißt es in dem Papier weiter.

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Telekom soll Breitbandnetze öffnen

Die EU-Kommission hat die Maßnahmen gebilligt, mit denen die Bundesnetzagentur der beherrschenden Stellung der Deutschen Telekom auf dem deutschen Breitbandmarkt entge- genwirken will. In ihrem Schreiben an die deutsche Regulierungsbehörde begrüßte die EU- Kommission, dass nun Marktneulingen der Bitstromzugang über die Breitbandnetze der Deutschen Telekom ermöglicht werden soll. Sie forderte eine umgehende Umsetzung der Vorschriften und begrüßte, dass die Maßnahme den Bitstromzugang unabhängig von der eingesetzten Technologie (ADSL2, ADSL2+, SDSL und VDSL) vorsieht.

Die Regulierungsmaßnahme sieht vor, dass die Deutsche Telekom ihre Breitbandnetze Wett- bewerbern öffnen muss. Sie soll es Konkurrenten ermöglichen, eine Hochgeschwindigkeits- Datenverbindung zum Kunden mit Übertragungskapazitäten für Breitbanddaten in beide Richtungen zu erwerben. Die EU-Kommission machte deutlich, dass die Deutsche Telekom auch den Bitstromzugang zur ihrer neuen VDSL-Insfrastruktur sicherstellen muss. Damit können Marktneulinge ihren Endkunden eigene Mehrwertdienste anbieten.

In ihrem Schreiben forderte die EU-Kommission die deutsche Regulierungsbehörde außerdem dazu auf, sich auch um die Bereitstellung des Breitbandzugangs ohne Telefonanschluss der Deutschen Telekom zu kümmern. Sie soll auch dafür Sorge tragen, dass die Preise hinrei- chend unter den Endkundenpreisen der Deutschen Telekom liegen. Alternativ kann die Bun- desnetzagentur die Zugangspreise auf der Grundlage der tatsächlichen Kosten gemäß EU- Recht selbst berechnen.

mehr dazu unter:

http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/05/1708&format=HTML&aged=

1&language=DE&guiLanguage=en

Intendantenwahl: ASF fordert Geschlechtergerechtigkeit

Die Bundeskonferenz der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) fordert die sozialdemokratischen Mitglieder der Aufsichtsgremien von WDR und SWR auf, mit ihrer Stimme endlich eine zweite Frau im Jahr 57 nach Verabschiedung des Gleichheitsgrundsatzes im Grundgesetz an die Spitze von Unternehmen des der Allgemeinheit verpflichteten öffent- lich-rechtlichen Systems zu berufen.

Noch im Jahr 2006 stehen IntendantInnenwahlen bei zwei großen Sendeunternehmen der ARD an: beim Westdeutschen Rundfunk (WDR) und Südwestrundfunk (SWR). Jahrzehntelang gab es in diesen Spitzenpositionen der öffentlich-rechtlichen Anstalten keine Frau, bis sich schließlich vor drei Jahren Dagmar Reim als Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) durchsetzen konnte. Nun ist es höchste Zeit, dass Dagmar Reim nicht „allein unter Männern“ (taz) bleibt.

Beim SWR sind bisher nur männliche Bewerber im Spiel. Auf der Vorschlagsliste für den WDR stehen mit Monika Piel, WDR-Hörfunkdirektorin und Christina Weiss, ehem. Kulturstaatsmi- nisterin immerhin zwei Frauen.

WDR wünscht sich mehr Mitarbeiter mit Migrationshintergrund

Das diene der Integration, sagte WDR-Intendant Fritz Pleitgen. Die jungen Frauen und Män- ner sollten „ganz normal mit ihrem ausländischen Namen oder Aussehen im Programm präsent sein“, so Pleitgen. Er wolle nicht, dass sie speziell über Einwandererthemen berichte- ten, sondern über Alltagsfragen wie Steuern, Rente, Pflege oder den Libanon-Konflikt. Wün- schenswert sei auch ein Tagesschau-Sprecher ausländischer Herkunft.

Als positives Beispiel nannte der Intendant WDR -Moderatorin Asli Sevindim von der Aktuellen Stunde, die türkische Eltern hat und in Duisburg geboren und aufgewachsen ist. Sie komme gut beim Publikum an. Der Integrationsgedanke müsse „von der Idee bis zur Sendung“ fester Bestandteil des Programms sein, unterstrich der Senderchef. Eine Quote für ausländische Mitarbeiter lehnte er ab. Wichtig sei, dass die Bewerber Deutsch könnten. Das stelle sich häufig auch in der dritten Einwanderergeneration als Problem dar. Ein kleiner Akzent sei möglicherweise charmant, ansonsten müssten Nachwuchsjournalisten aber die Sprache fließend beherrschen.

Kandidaten für Wahl zum SWR-Intandanten

Beim Südwestrundfunk (SWR) bewerben sich um die Nachfolge des Intendanten Peter Voß drei Kandidaten aus der engeren Führung der ARD-Anstalt. Eine interne Arbeitsgruppe empfiehlt den Gremien den SWR -Verwal- tungsdirektor Peter Boudgoust (51), den Fernsehdirektor Bern- hard Nellessen (47) und den Landessenderdirektor Baden- Württemberg, Willi Steul (55), zur Wahl. Der künftige SWR- Intendant wird am 1. Dezember in Stuttgart in einer gemeinsa- men Sitzung des Rundfunk- und des Verwaltungsrates gewählt.

Peter Voß hatte angekündigt, er wolle spätestens im Juli 2007 vorzeitig sein Amt aufgeben.

Klaus Wowereit will Film- förderung stärken

Berlins Regierender Bürgermeis- ter Wowereit (SPD) will die Film- förderung stärken. Von den Me- dien und der Filmbranche hingen viele Arbeitsplätze ab. Ab 2007 solle es einen Bankenfonds ge- ben, der drei Millionen Euro aus Landesmitteln für den Verleih und die Förderung regionaler Produktionen bereitstellen soll.

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ver.di und DGB befürchten das Aus für hessische Bürgermedien

ver.di und DGB befürchten das teilweise Aus für die hessischen Bürgermedien, wenn das Privatfunkgesetz nach den Vorstellungen der Landesregierung geändert wird. Den „Offenen Kanälen“ und dem nichtkommerziellen lokalen Hörfunk (NKL) sollen offenbar die finanziellen Grundlagen entzogen werden.

Im bisherigen § 57 des Gesetzes (Finanzierung der Landesanstalt) ist geregelt, dass die hessi- sche Landesanstalt für Privaten Rundfunk (LPR) für die Förderung Offener Kanäle und des nichtkommerziellen lokalen Hörfunks pro Jahr rd. 2,5 Millionen Euro ausgeben konnte. Hinzu kamen weitere Mittel für Medienkompetenzprojekte im Umfang von rund 1,3 Millionen Euro.

Die von der Landesregierung vorgelegte Novelle hätte zur Folge, dass künftig statt 3,8 Millio- nen insgesamt nur noch zwei Millionen Euro pro Jahr für die Offenen Kanäle, für NKL und die Medienkompetenzprojekte zur Verfügung stehen würden. Faktisch bedeutet dies, dass die Schließung von Offenen Kanälen und auch von nichtkommerziellem Hörfunk bevorstehen könnte. Betroffen wären auch die derzeit 22 Beschäftigten bei den Offenen Kanälen, deren Arbeitsplätze gefährdet sind.

„Die Bürgermedien haben sich bewährt, geben sie doch einer Vielzahl von Menschen jegli- cher Altersgruppen und Bildungsstand die Möglichkeit, Medienkompetenz zu erwe rben", sagte Marita Eilrich, medienpolitische Sprecherin des DGB Hessen-Thüringen. Nun sei zu befürchten, dass die Medienkompetenzprojekte, die an zahlreichen Schulen in Kooperation mit Offenen Kanälen und NKL durchgeführt werden, massiv zusammengestrichen würden.

Auch der ver.di-Landesbezirk Hessen kritisiert das Gesetzesvorhaben. „Die den Bürgermedien entzogenen Mittel sollen offenbar zur Finanzierung technischer Infrastruktur und damit indi- rekt zur Subventionierung der privat-kommerziellen Rundfunkanbieter verwe ndet werden", sagte Manfred Moos vom Fachbereich Medien. Es sei bezeichnend für die Haltung der Lan- desregierung zu den Bürgermedien, dass laut Gesetzentwurf außerdem „Veranstaltungen mit Medienbezug“ Vorrang bei der Finanzvergabe haben sollen. „Damit sind Tür und Tor geöff- net für die Finanzierung von Glamourveranstaltungen, die unter dem Deckmantel des Me- dienbezugs als Rahmen für die Auftritte von Landespolitikern dienen.“

ver.di und DGB Hessen sehen in dem Gesetzesentwurf den Versuch, die Bürgermedien kaputt zu sparen und damit in der Medienlandschaft Hessen ein Vielfalt sicherndes Element erheb- lich zu reduzieren. Sie fordern die Hessische Landesregierung deshalb auf, die Grundlagen der Finanzierung der Bürgermedien nicht zu verschlechtern.

Stellenabbau

Der Stellenabbau bei M. DuMont Schauberg konkretisiert sich: Der Verlag hat jetzt den Mitarbeitern des Unternehmensbereichs Köln eine Abfindung von mindestens 90.000 Euro angeboten, wenn sie ausscheiden.

Die „Frankfurter Rundschau“ hat ihr Sanierungspaket bekannt gegeben. Demnach sollen bis Ende des kommenden Jahres 200 von 720 Stellen abgebaut werden. Die „FR“ will so einen zwe istelligen Millionenbetrag einsparen.

Die Verlagsgruppe Handelsblatt (VHB) baut rund 120 Arbeitsplätze ab. Ursache für die Neustrukturierung sei das „nachhaltig veränderte Umfeld im Bereich der Wirtschaftspresse“, teilte das Düsseldorfer Medien-Unternehmen mit. Betroffen seien sowohl Mitarbeiter der Redaktionen als auch der Verlagsbereiche an den Standorten Düsseldorf und Frankfurt/Main.

Im Geschäftsjahr 2005 erzielte die VHB einen Umsatz von 271 Millionen Euro. Für das Jahr 2006 wird nach Unternehmensangaben mit einem Umsatz von 288 Millionen Euro gerechnet.

Derzeit sind 1.600 Mitarbeiter bei der Verlagsgruppe beschäftigt.

Die „Rheinische Post“ wird etwa 60 ihrer insgesamt 650 Stellen in Nordrhein-Westfalen streichen. Der mit 40 Stellen größte Teil des Stellenabbaus im Verlag betrifft die bisher eige- nen, so genannten Service-Center unter anderem in größeren Städten wie Düsseldorf, Mön- chengladbach und Krefeld. Das bislang von den Service-Centern koordinierte Anzeigen- und Vertriebsgeschäft we rde ausgelagert und künftig von Fremddienstleistern übernommen.

Bei Axel Springer werden in Verwaltung und Service 266 Stellen abgebaut. Das entspricht knapp 3 Prozent des Mitarbeiter-Stamms. Grundlage ist eine Effizienzuntersuchung von

Tarifeinigung für Tageszei- tungsredaktionen

Die Tarifparteien haben sich für die 14.000 Tageszeitungsredak- teurInnen auf einen Abschluss geeinigt: Der Gehaltstarifvertrag wird mit einer veränderten Gehaltsstaffel und Tariferhöhun- gen von 1,0 Prozent ab August 2006 und 1,5 Prozent ab August 2007 sowie einer Einmalzahlung von 350 Euro für die Zeit von August 2005 bis Ende Juli 2008 neu abgeschlossen. Zusätzlich bleiben der Manteltarifvertrag (MTV) und der Altersversor- gungstarifvertrag mindestens bis Ende 2008 unverändert.

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Roland Berger. Rund die Hälfte der Stellen soll mittels Fluktuation und Altersteilzeit abgebaut werden.

DJV kritisiert geplante Presseausweise für „Leser Reporter“

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hat an den Springer-Konzern appelliert, so genann- ten Leserreportern keine eigenen Presseausweise auszustellen. „Dieses Vorhaben schadet der Akzeptanz des bundeseinheitlichen Presseausweises für hauptberuflich tätige Journalisten ebenso wie dem Ansehen der Journalisten“, erklärte der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken. Hintergrund der Kritik ist die Aktion der „Bild“-Zeitung, Schnappschüsse von Ama- teurfotografen zu veröffentlichen. Für ein gedrucktes Foto erhält der „Leserreporter“ 500 Euro.

ver.di im Gespräch – Europäische Medienpolitik aus erster Hand

Eine Informationsreise nach Brüssel zu Hintergrundgesprächen mit den medienpolitischen Entscheidern: Ver.di und die Journalisten Akademie der Friedrich-Ebert-Stiftung laden vom 27. bis zum 29. November 2006 zu einem Workshop „Europäische Medienpolitik“ nach Brüssel ein. Die Reise vermittelt in kompakter Form Hintergrundwissen über die Arbeit von Rat, Kommission, Parlament und Ausschüssen und bietet durch persönliche Gespräche Einbli- cke in Zuständigkeiten, Strukturen und Brüsseler Gremien. Die Teilnehmer sind Gast beim 7.

Brüsseler Mediengespräch in der Landesvertretung Rheinland-Pfalz und werden die Akteure kennen lernen, die die europäische Medienpolitik prägen.

Eingeladen sind Medienjournalisten und Gewerkschafter aus dem Medienbereich. Die Teil- nehmerzahl ist auf maximal 15 Personen begrenzt. Nähere Informationen über das Programm unter: http://www.rundfunkfreiheit.de/. Anmeldungen über medienpolitik-reise@verdi- servicegmbh.de oder ver.di-Bundesvorstand, Bereich Medien und Publizistik, Paula-Thiede- Ufer 10, 10179 Berlin.

Gewerkschaften: Insolvenz von apm-Druckerei abgewendet

Eine Insolvenz der angeschlagenen Gewerkschaftsdruckerei Alpha Print Medien (apm) in Darmstadt ist nach Angaben der Eigentümer abgewendet. Die Sanierung mit dem Ziel eines späteren Verkaufs werde planmäßig fortgesetzt, teilte die Gewerkschaftliche Beteiligungsge- sellschaft (GBG) mit. „Eine mögliche Insolvenzgefahr ist damit definitiv abgewendet“, sagte GBG-Geschäftsführer Peter Schmidt. Die Druckerei ist zu 88 Prozent im Besitz der Gewerk- schaften IG Metall, ver.di, Transnet und IG BAU.

Ein Streik, zu dem die Gewerkschaft ver.di aufgerufen hatte, wurde daraufhin vorläufig aus- gesetzt und die Arbeit mit Beginn der Spätschicht wieder aufgenommen. Nach Angaben von ver.di hat die GBG verbindlich erklärt, dass sie den ursprünglich zugesagten Sanierungsbei- trag von 1,3 Millionen Euro an die apm überwiesen hat. Die seit 14 Tagen ausstehenden Löhne für die 170 Beschäftigten seien zur Überweisung gebracht worden. Ziele des Streiks waren die Abwehr der Insolvenzgefahr, die Zahlung der Löhne und eine ausreichende Sicher- stellung von Kapital für die Druckerei.

Projekt der Uni Hamburg untersucht gewerkschaftliche Medienpolitik

Seit Beginn des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und später mit der Zulassung privater Anbie- ter haben Gewerkschaften in unterschiedlicher Ausprägung das Recht, Vertreterinnen und Vertreter in die Aufsichtsgremien zu entsenden. Das Projekt „Mitbestimmte Medienpolitik“

an der Universität Hamburg untersucht nun unter anderem Arbeitsbedingungen, Informati- onsmöglichkeiten und Weiterbildungsbedarfe von gewerkschaftlichen Mitgliedern in den Aufsichtsgremien des öffentlich-rechtlichen und des privaten Rundfunks. Unter der Leitung von Prof. Hans J. Kleinsteuber erforscht die von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie darüber hinaus die Rahmenbedingungen gewerkschaftlicher Medienpolitik sowie deren In- strumente und Inhalte. Zurzeit läuft gerade die Befragung der Gremienmitglieder. Ein Frage- bogen wurde an alle verschickt, die explizit für die Gewerkschaften, respektive Arbeitnehmer- vertretungen benannte Mandate in den Gremien innehaben. Hinzu kamen die, die mittelbar

DuMont: 29,8 Millionen Euro Überschuss

Die Kölner Zeitungsgruppe M.

DuMont Schauberg hat 2005 den Umsatz um 0,5 Prozent auf 514,3 Millionen Euro gesteigert.

Der Überschuss lag bei 29,8 Mil- lionen Euro. Dennoch will Du- Mont „den eingeschlagenen Konsolidierungsweg fortsetzen“.

Internet-Radio boomt Die Zahl der Menschen, die Radio über das Internet hören, hat europaweit stark zugenom- men. Waren es 2005 15,1 Millionen Hörer pro Woche, so sind es dieses Jahr bereits 20,4 Millionen. Die Zahlen hat der Bundesverband Informations- wirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) veröffentlicht.

Döpfner verlässt Telekom- Aufsichtsrat

Laut „Handelsblatt“ verlässt Mathias Döpfner, Vorstandschef der Axel Springer AG, nach nur fünf Monaten den Aufsichtsrat der Deutschen Telekom. Döpfner habe einen Interessenkonflikt befürchtet, weil er Ende Juli in den Aufsichtsrat des US-Medien- konzerns Time Warner berufen worden sei.

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September 2006 Seite 13/13

für andere gesellschaftliche Gruppen reservierte Mandate vertreten, jedoch identifizierbar als gewerkschaftliche Vertreterinnen oder Vertreter entsendet waren. Um repräsentative Ergeb- nisse zu erhalten, hoffen die Wissenschaftlerinnen auf eine rege Beteiligung. „Wir glauben, dass die gewerkschaftlichen Gremienvertretungen diese Möglichkeit, sich zu ihrer Tätigkeit zu äußern, gerne annehmen. Zumal sie davon einen praktischen Nutzen erwarten können, denn ein Ziel des Projektes ist es, Vorschläge für die Weiterbildung und Information der Gewerk- schafterinnen und Gewerkschafter in den Aufsichtsgremien zu entwickeln“, sagt Sabine Nehls, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Arbeitsstelle Medien und Politik an der Uni Ham- burg.

Weitere Informationen und Kontakt: Sabine Nehls, M.A., Sabine.Nehls@uni-hamburg.de

ARD auf Abwegen

Was ist eigentlich mit der ARD los? Anstatt Schlagzeilen zu produzieren dank gelungener Programme, Formate oder herausragender Künstler, liefert sie derzeit Stoff für Häme und Kritik: Scheckbuchjournalismus dürfte noch der mildeste Ausdruck sein für ein Finanzgebaren, das den aufgeputschten Radprofi Jan U. mit öffentlich-rechtlichen Privilegien ausstattete.

Mehr als 1,2 Millionen Euro soll die ARD dafür gezahlt haben, dass Ullrich Radrennen ge- wann (was ohnehin seine Profession sein sollte), für Interviews zur Verfügung stand (was auch zur Außendarstellung von Sportlern gehört) und an ARD-Shows mitwirkte, die auch durch die Spaßbremse Ullrich nicht munterer geworden sein dürften. Der millionenschwere Vertrag war so geheim, dass nicht einmal der selbstherrliche Programm-Stratege Dr. Struve ihn kannte: Das hat er seinen Juristen überlassen. Oder schaltet sich der Meister nicht bei

„Peanuts“ ein? Immerhin, er bereute, den Sondervertrag mit dem Radler nicht gekannt zu haben. Und Pleitgen bemühte sich um Schadensbegrenzung, indem er den Vertrag offen als Fehler bezeichnete.

Reicht das aus angesichts einer wachsenden Legitimationskrise des öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems in Deutschland? Es sind nicht nur die Medienkritiker, die eine Konvergenz zweier Mediensysteme konstatieren: Die Inflation belangloser Talkshows, permanent volkstümelnde Musiksendungen und ermüdende Quizrunden bilden den Kern dessen, was man Unterhaltung nennt. Das hervorragende Informationsangebot der ARD droht dabei ins Hintertreffen zu geraten. Die Gebührenfrage schwelt weiter, und das nächste „SMS-Papier“

dürfte nicht lange auf sich warten lassen. Die Kommerzsender müssen doch frohlocken ange- sichts der politischen Naivität der ARD-Oberen. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem in Brüs- sel das Damoklesschwert im Gebührenstreit weiter über dem öffentlich-rechtlichen Medien- system schwebt; die Schleichwerbungsaffäre gerade mit einem blauen Auge überstanden scheint und die privaten Sender jetzt ARD und ZDF unter Druck setzen mit der Androhung der Verschlüsselung aller Programme.

Professor Weischenberg, renommierter Medienwissenschaftler, erklärte im NDR -Medien- magazin „Zapp“ zum Ulrich-Vertrag, die ARD habe die „besondere Verantwortung darauf zu achten, dass die Sitten nicht verwildern“: Gehört dazu nicht auch, die Kirche im Dorf zu lassen und nicht Teilzeitbeschäftigten wie Harald Schmidt mit Millionen-Gehältern zu ködern?

Angesehenen ARD-Journalisten wie von der Tann, Dagobert Lindlau und Jürgen Bertram eine Plattform für den kritischen Journalismus-Diskurs zu bieten, bevor sie aus dem Ruhestand die

„Kassandra“ spielen können? Wie verantwortungsbewusst erscheint es angesichts der ange- spannten Finanzlage, weiterhin Journalistendarstellern zu erlauben, ihre Sendungen auch noch selbst zu produzieren? Oder sollten sie lediglich ihren Geschäftssinn unter Beweis stellen können? Die Sitten sind bereits verludert. Höchste Zeit, die Selbstreinigungskräfte in der ARD zu mobilisieren. Wäre doch ein nettes Rollenspiel für die Gremienvorsitzenden. Die Entschei- dungen der Intendanten von Schwerin zeugen nicht gerade von der Erkenntnis, jetzt Scha- densbegrenzung betreiben zu müssen. Sie wirken wie Trotzreaktionen. Das stimmt einen Verfechter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks eher nachdenklich.

Dieter Pienkny, Mitglied des Rundfunkrats des RBB, DGB-Sprecher, Bezirk Berlin-Brandenburg

Herausgeber:

DGB-Bundesvorstand Abteilung Öffentlichkeitsarbeit Referat Medienpolitik Henriette-Herz-Platz 2 10178 Berlin Kontakt:

Marina Rižovski-Jansen 0171.5476983 rizovski@web.de

DJV: Ärger mit dem Finanz- amt?

„Newsroom“ berichtet von einer anonymen Anzeige beim Finanz- amt gegen den Deutschen Jour- nalisten Verband (DJV). Grund:

Für das Verbandsorgan „Journa- list“ sei über Jahre hinweg keine Umsatzsteuer gezahlt worden.

Referenzen

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