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Pflanzung der pünktlichen Saftschubse

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Academic year: 2022

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Pflanzung der pünktlichen Saftschubse

Jeder treue SpOn-Leser weiß: Zuwanderer, besonders aus den moslemischen Ländern, sind fast immer Einser-Abiturienten, die überdurchschnittlich gebildet sind und den an die Wand gefahrenen Karren Deutschland wirtschaftlich wieder auf Zack bringen. Rütli-Schule? Nie gehört. 70% aller türkischstämmigen Zuwanderer ohne Ausbildung? Der SpOn-Leser weiß es besser:

Türkischstämmmige Mitarbeiter sind die Elite der Nation, und ihr berufliches Scheitern liegt einzig und allein an der Diskriminierung durch rassistische deutsche Unternehmen.

Einen erschütternden Bericht von den traumatischen Erlebnissen e i n e r h ö c h s t q u a l i f i z i e r t e n B e w e r b e r i n m i t Migrationshintergrund hat SpOn jetzt veröffentlicht. Vorsicht – Taschentücher bereithalten:

BEWERBUNGSALPTRAUM – „Wir sind ein sehr deutsches Unternehmen“

Manchmal wünscht sich Asiyah Hikal einen aufblasbaren Anwalt.

So einen kleinen, gemeinen Kerl für die Handtasche. Der würde dann Firmen heimleuchten, die sich subtil oder offen d i s k r i m i n i e r e n d v e r h a l t e n – w i e s i e e s b e i e i n e m Finanzdienstleister erlebte: Zwischenruf einer sehr zornigen Bewerberin.

Au weia, Moslemin und Zorn: das geht selten gut. Brannten schon Deutschland-Flaggen und Angela-Merkel-Puppen? Bringen wir uns schon mal in Deckung…

Sollte ich das alles noch einmal durchmachen müssen, würde ich Jura studieren. Nicht etwa wegen des finanziellen Anreizes – sondern weil ich dann in der Lage wäre, schneller und besser auf Unverschämtheiten zu reagieren, die einem

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widerfahren.

Recht so: Jura studiert man schließlich nicht, um das Recht zu vertreten (egal, wem es widerfährt), sondern um seine eigenen Interessen zu vertreten.

(…) In Wirklichkeit heißt Asiyah Hikal anders – aber nach ihren bisherigen Erfahrungen bei der Jobsuche befürchtet die Autorin berufliche Nachteile, wenn sie ihren echten Namen nennt. Sie absolvierte eine kaufmännische Ausbildung, arbeitete dann als Flugbegleiterin und studierte parallel dazu. Seit 2007 ist sie Diplom- Psychologin und lebt in Frankfurt am Main. (…)

Eine Personalvermittlerin verschaffte mir ein Interview bei einem Finanzdienstleister, der eine Mitarbeiterin für den Empfang suchte. Ich wollte den Job eine Weile ausüben, um zur Abwechslung mal wieder Geld zu verdienen. Das angebotene Gehalt war nicht schlecht. Aber bis wir beim Thema Bezahlung ankamen, musste ich sonderbare Fragen und Bemerkungen über mich ergehen lassen.

Gesprächsauftakt: „Sie sind Türkin, oder?“

Ich würde sagen: die Frage ist mindestens eine 500.000 Euro- D i s k r i m i n i e r u n g s k l a g e w e r t , h a t s c h l i e ß l i c h d i e Staatsangehörigkeit nichts mit Aufenthaltsrecht usw. zu tun, das weiß doch jedes Kind.

Es geschah dies: Nachdem ich mich pünktlich und gutgekleidet zum vereinbarten Termin eingefunden hatte, wurde ich in den Warteraum gepflanzt.

Man ist erschüttert: sie wurde in den Warteraum “gepflanzt“.

Dabei war sie zum Vorstellungsgepräch sogar pünktlich. Das muss doch honoriert werden. Und sogar gut gekleidet! Das ist immerhin Grund genug, gleich zum Human Resources Manager durchzumarschieren! Warten ist schließlich was fürs Fußvolk.

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Ich war nicht besonders scharf auf den Job, aber ich brauchte Geld. Mit meiner kaufmännischen Ausbildung, Erfahrung als Flugbegleiterin und perfekten Englischkenntnissen schien das übergangsweise genau das Richtige für mich. Das Unternehmen machte einen professionellen Eindruck, die Lage war prima.

Nach wenigen Minuten wurde ich in einen kleinen Konferenzraum geführt und lernte die Personalchefin mit Assistentin kennen.

„Head of Human Resources“, stand auf der Visitenkarte. Nach der Begrüßung eröffnete die Personalchefin, die etwas jünger war als ich, das Gespräch mit der Frage „Sie sind Türkin, oder?“ Ich weiß nicht, wie oft ich das bei meiner Jobsuche gefragt worden bin. Ich kann es nicht mehr hören. Ich bin keine Türkin, und selbst wenn ich türkischer Herkunft wäre:

Es hat gefälligst kein Arbeitgeber danach zu fragen.

Recht so, die hochqualifizierte Bewerberin für einen Empfangsdamenjob erläutert der Personalchefin eines international agierenden Unternehmens, welche Fragen erlaubt sind und welche nicht. Personalchefs, bitte das hinter die Löffel schreiben, sonst gibt es einen Eintrag ins Klassenbuch.

Immerhin hat die „Pflanzung“ in den Warteraum nur „wenige Minuten“ gedauert. Uff, man hatte schon fast mit Guantanamo- ähnlichen Zeitdauern gerechnet. Das ist gerade noch mal gutgegangen.

(…) Ich hatte den Eindruck gewonnen, es handele sich um eine international agierende Firma. Aber die Personalchefin setzte hinzu: „Wir sind ein sehr deutsches Unternehmen.“ Ich war – insbesondere, da ich wenige Minuten zuvor gefragt worden war, ob ich Türkin sei – entsetzt und fragte: „Worin schlägt sich das denn nieder?“ Die Antwort lautete: „In den E-Mails und den Briefen.“ Die Formulierungen seien immer sehr höflich.

Außerdem rede man sich nicht mit dem Vornamen an.

Und das rechtfertigt die Bezeichnung „sehr deutsch“? Sind Franzosen, Engländer, Araber, Amerikaner in E-Mails

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unhöflich? Reden sich Mitarbeiter in libyschen Banken in Geschäftsbriefen mit den Worten „Hey, Ali! Schieb doch mal die Bilanz rüber!“ an? Ich denke nicht.

Das Unternehmen sollte Frau Hikal gleich in die Chefetagen befördern, damit sie da endlich mal erklärt, was höflich ist und was nicht. Offenbar hat der Finanzdienstleister hier Nachholbedarf. „Sehr deutsche“ Formulierungen wie „Sehr geehrter Herr Soundso“ sind in der Tat im weltweiten Schriftverkehr eher singulär und gelten als Kartoffel- Eigenheit – solche Nazi-Sprache gehört abgeschafft, und für ein solches Unternehmen sollte sich die stolze Bewerberin gar nicht erst die Finger schmutzig machen.

Was soll das? Muss man Schmidt heißen, um dort arbeiten zu dürfen?

Leider enthält Frau Hikal dem Leser vor, wieviele Menschen in diesem Unternehmen Müller, Meier oder Schmidt heißen und wieviele eventuell Jones, Yamashita oder Dubois heißen.

Unternehmen haben verschiedene Unternehmenskulturen. Sie k ö n n e n „ t r a d i t i o n e l l “ s e i n , „ m o d e r n “ o d e r

„Familienunternehmen“. Selbstverständlich sind Firmen

„deutsch“ oder „schwedisch“ oder „nigerianisch“. Aber doch nicht „sehr nigerianisch“ oder „sehr deutsch“.

Selbstverständlich gibt es auch ein „sehr deutsch“, was Sitten und Gewohnheiten angeht. „Sehr deutsch“ ist es z. B. im Gegensatz zu „sehr türkisch“, besonders rassistisch und diskriminierend zu sein. Das zu beweisen ist doch Sinn und Zweck des ganzen Artikels. Während „sehr türkisch“ bedeutet, höchst qualifiziert, pünktlich und gut gekleidet zu sein und vor Arbeitseifer und Lebensfreude nur zu sprudeln.

All das fiel mir leider nicht ein, als ich dort saß. Ich war verblüfft und enttäuscht. Erst die „Türkin“-Frage, dann das

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„sehr deutsche“ Unternehmen – da kann man sich nur noch diskriminiert fühlen.

Ja, daher weht der Wind – nicht dass man es nicht gleich geahnt hätte.

Das Gesetz verbietet jegliche Fragen oder Andeutungen zur ethnischen Herkunft des Bewerbers. Aber unabhängig davon kommt man sich als Bewerber wie der letzte Depp vor, wenn man aufgrund seines ausländischen Namens so behandelt wird. Zumal es immer und immer wieder vorkommt. Man härtet nicht ab, sondern fühlt sich mehr und mehr ausgegrenzt.

Hach Gottchen, man heult gleich. Frau Hikal, isch schwöre Ihnen: es gibt in Deutschland Menschen, die sind noch NIE wegen ihres Migrantennamens diskriminiert worden. Das dürfte auch für die Hälfte der Mitarbeiter des international a g i e r e n d e n U n t e r n e h m e n s g e l t e n . S t a t t Antidiskriminierungsklagen anzustrengen tun diese Menschen sehr wahrscheinlich einfach ihre Arbeit.

Fremdsprachen? Kann nur ein Müller oder Schmidt

Ich bin hellhäutig. Man sieht mir nicht an, dass mein Vater Nordafrikaner war. Wäre das der Fall, hätte ich wohl noch mehr Schwierigkeiten.

Ja, wenn man schon nicht diskriminiert wird, kann man der

„sehr deutschen“ Kartoffel aber zumindest schon mal prophylaktisch unterstellen, dass sie diskriminieren WÜRDE, hätte sie die Gelegenheit dazu.

(…) Offenkundig bezweifelten die Damen, dass ich Englisch beherrsche – klar, ‚Türken sind halt doof!‘ Dass Angehörige anderer Kulturen oft von vornherein mit mehr als nur einer Sprache aufwachsen, wissen viele Deutsche nicht. Sie glauben, nur Deutsche seien in der Lage, mehr als eine Sprache zu sprechen. Aber nicht so unkultivierte Kameltreiber, wie mein

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Vater einer war. Und selbstverständlich ist die Brut solcher Primitivlinge geistig ebenso beschränkt.

Fehlt jetzt noch der Nachweis, wie viele der „unkultivierten Kameltreiber“ (ihre Worte) fließend Englisch beherrschen, wo schon kaum einer einigermaßen fehler- und akzentfrei die Landessprache des ihn fördernden Landes spricht und wieso Bewerberin Hikal nicht ihre Englischkenntnisse per Zeugnis bzw. direkt vor Ort unter Beweis gestellt hat.

Auch in „sehr deutschen“ Unternehmen hat man statt einer Personalabteilung ein „HR Department“, es gibt „Meetings“,

„Young Professionals“ arbeiten an der Entwicklung ihrer „Soft Skills“. Aber die Mentalität dahinter bleibt die alte:

engstirnig und unflexibel.

Typisch deutsch halt: engstirnig und unflexibel. Mit Diskriminierung hat das natürlich nichts zu tun, nein.

Was um alles in der Welt bilden sich Deutsche ein? Was ich am laufenden Band erlebe, ist Misstrauen und Überheblichkeit gegenüber allem Fremdländischen. Aber ein derartiges Gespräch war mir neu.

Dann war sie noch nie in einem Vorstellungsgespräch. Das einzige, was „die Deutschen“ sich „einbilden“ ist, dass die Türkin hier genauso behandelt wird wie jeder andere Mensch in einem Vorstellungsgespräch auch und dass ihr nicht der rote T e p p i c h a u s g e r o l l t w i r d . P a r d o n ! E i n n e u e s Antidiskriminierungsgesetz wird solche Patzer sicher beseitigen.

Die Personalchefin setzte es fort mit der Erläuterung ihrer Erwartungen an eine Empfangsdame. Sie habe „ein Bild vor Augen“, und es sei „äußerst schwer, dieses Bild zu erfüllen“.

So seien keine flapsigen Bemerkungen gegenüber der Kundschaft zu machen, auch lege man Wert auf ein gepflegtes Äußeres.

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Hallo?! Ich weiß, wie man sich anzieht. Ich saß dort weder voll verschleiert noch in Jeans und Turnschuhen, sondern in einem konservativen, dem Anlass angemessenen Kleid.

„Business-Outfit“. Ich habe lange genug eine Uniform mit einem Rock bis zu den Knien getragen, ich weiß, wie man im Geschäftsleben eine Firma repräsentiert. Ich sagte: „Es ist mir während meiner neunjährigen Tätigkeit als Flugbegleiterin und Chefin der Crew gelungen, flapsige Bemerkungen zu unterdrücken. Ich denke, mir wird dies auch weiterhin gelingen!“ Sie sah kurz in die Unterlagen und bemerkte „Ach ja“.

Herrlich: Frau Hikal legt sich bereits im Bewerbungsgespräch mit der Personalchefin an. Sowas wird immer gerne gesehen, besonders wenn dann noch ein paar „flapsige“ Bemerkungen rübergeschoben werden und die Bewerberin diesen offenkundigen Mangel an Selbstbeobachtung noch als besonders kultige Leistung verkaufen will. Und außerdem war die Bewerberin nicht mal „voll“ verschleiert. Allein dafür hätte sie den Job doch verdient! Eine Empfangsdame, die nicht mal eine Burka trägt:

Diese Integrationsleistung muss die Kartoffel doch mal honorieren.

Mir wurde dann erklärt, es werde noch eine zweite Runde geben, für alle Kandidatinnen in der engeren Wahl. Ich legte nach dieser Erfahrung keinen Wert mehr darauf, in dem Unternehmen beschäftigt zu sein.

Liebe Frau Hikal: jede Wette, dass es für Sie keine zweite Runde gegeben hätte.

Daher ließ ich der Personalchefin am Tag darauf eine Nachricht zukommen, zog meine Bewerbung zurück und wies sie a u f d i e a r b e i t s r e c h t l i c h e n G r u n d l a g e n u n d d a s Antidiskriminierungsgesetz hin.

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Wo man zu doof ist, ein paar Qualifizierungsnachweise einzureichen und sich nicht benehmen kann und meint, dass einem allein für Pünktlichkeit der rote Teppich ausgelegt werden müsse, hilft immer noch das Antidiskriminierungsgesetz w e i t e r . D i e K a r t o f f e l n s i n d z w a r „ e n g s t i r n i g “ u n d

„unflexibel“, haben aber prima Gesetze.

Wahrscheinlich ändert das nichts am Verhalten dieser Personalerin. Wahrscheinlich bestärkt es sie sogar in ihrem Glauben, dass Ausländer eben „schwierig“ sind. Besonders die Frauen!

Ja, besonders die Japanerinnen sind für ihre Unhöflichkeit und schlechte Qualifizierung geradezu weltberühmt (Ironie off).

Liebe Frau Hikal: versuchen Sie einfach Ihr Glück in Abu Dhabi oder Ramallah, ich wette, die nehmen so hoch qualifizierte Fachkräfte mit neunjähriger Saftschubsenerfahrung (mit Verlaub: welche Fluglinie war das wohl?) wie Sie mit Kusshand.

Ganz bestimmt. Aber vorher noch einen Auftritt bei Beckmann oder Kerner mitnehmen – wir lachen auch nicht. Versprochen!

(Gastbeitrag von Paula)

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