Gewässerschutz
#09 Aktiver (vorsorgender)
Gewässerschutz in Industrie und Gewerbe Produktionsintegrierter Umweltschutz und
Anwendung des Standes der Technik in
Industrie und Gewerbe (Direkteinleiter)
PIUS vs. End-Of-Pipe-Technik
Produktionsintegrierter Umweltschutz (PIUS) bedeutet,
"...dass Produktionsverfahren und Produkte bereits bei der Konzeption so
ausgelegt, optimiert und aufeinander abgestimmt werden, dass Abgase, Abwässer und Abfälle weitgehend gar nicht erst entstehen, sondern möglichst umfassend schon an der Quelle vermieden werden. Unvermeidbare Reststoffe müssen im Sinne einer Kreislaufschließung oder Vernetzung entweder direkt wieder in den Produktionsprozess zurückgeführt werden oder in anderen Prozessen als Roh- bzw. Hilfsstoffe wieder einsetzbar sein. Die Produkte selbst sollen aus
umweltschonenden Stoffen hergestellt sein, sich durch umweltfreundliche Benutzbarkeit auszeichnen und am Ende der Produktlebenszeit in ihren
Komponenten oder Ausgangsmaterialien weitgehend wiederverwertbar sein.„
BMFT, 1994
In diesem Sinne können Maßnahmen End-of-the-Pipe (z. B. Abluft- oder Abwasserbehandlung) durch Maßnahmen des produktionsintegrierten
Umweltschutzes zielgerichtet ergänzt oder sogar überflüssig gemacht werden.
PIUS vs. End-Of-Pipe-Technik
Bis Mitte der 70‘er Jahre des 20. Jahrhun- derts spielte der Umweltschutz zur Senkung der Emissionen aus dem Produktionspro- zess noch keine Rolle – Idealbild und Sym- bol eines prosperierenden Unternehmens waren die rauchenden Schornsteine!
Das änderte sich erst nach Erscheinen des Buchs „Der stumme Frühling“ von Rachel Carson im Jahre 1962…
PIUS vs. End-Of-Pipe-Technik
Trotzdem ist die Idee des produktionsintegrierten
Umweltschutzes (PIUS) eigentlich nicht wirklich neu.
Sie wurde bereits im Jahre 1848 von dem in London und Berlin tätigen August Wilhelm von Hofmann (1818 bis 1892), erster Präsident der von ihm mitbegründeten Deutschen Chemischen Gesellschaft, formuliert: „In der idealen chemischen Fabrik... gibt es, streng genommen keine Abfälle, sondern nur Produkte (Haupt- und Nebenprodukte). Je besser in der
realen Fabrik Abfälle verwertet werden, desto mehr nähert sich ... der Betrieb seinem Ideal, desto
größer ist der Gewinn.“
PIUS vs. End-Of-Pipe-Technik
Im Hinblick auf die Abwasserbehandlung versteht man unter produktions-
integriertem Umweltschutz, dass grundlegende Verfahrensumstellungen, die das Abwasser- und Abfallaufkommen vermindern oder verhindern und den nach-
sorgenden Umweltschutz überflüssig machen. Dies bedeutet die optimale Nutzung aller eingesetzten Stoffe durch neue oder modifizierte Synthesewege unter
Ausschöpfung aller chemischen, physikalischen und verfahrenstechnischen
Möglichkeiten. Ist eine vollständige prozessintegrierte Lösung nicht möglich, wird nach Möglichkeiten innerhalb des Produktionsverbunds gesucht
(produktionsintegrierter Umweltschutz).
Prozessintegrierter Umweltschutz führt zu dezentralen Lösungen - Verantwortung für das umweltgerechte Handeln wird an den Ursprungsort der Emission
zurückverlegt. Behandlung End-of-the-Pipe ist i. d. R. einfacher, denn es können
"Anlagen von der Stange" verwendet werden, die allenfalls noch modulartig zusammenzusetzen sind. Die Entwicklung prozessintegrierter Maßnahmen
hingegen ist nur mit hohem Aufwand möglich, innovative Verfahren brauchen eine gewisse Zeit zwischen der Idee und ihrer Realisierung.
PIUS vs. End-Of-Pipe-Technik
Output eines Unternehmens:
• verkaufsfähige Produkte
• stoffliche Emissionen (Abfall, Abluft, Abwasser)
• energetische Emissionen (Abwärme, Lärm)
Extrem gesagt, ist ein Verfahren mit 100%iger Nutzung der Einsatzstoffe abfall- und emissionsfrei und somit absolut umweltverträglich! Umweltschutz sollte somit schon aus Eigennutz betrieben werden (engl. Pollution Prevention Pays!)
In den U.S.A. hat sich – mit großer Unterstützung seitens der U.S. EPA – die
sogenannte Grüne Chemie etabliert. Viele von deren Leitgedanken sind aber auch in anderen Industrie- und Gewerbebranchen anwendbar.
PIUS vs. End-Of-Pipe-Technik
Zwölf Prinzipien der „Grünen Chemie“
aus ANASTAS, 2011
BAT, BREFs, BATCs und REFs
Wir erinnern uns: Nach der EU-Richtlinie über Industrieemissionen in Verbindung mit § 57 WHG sind BVT-Schlussfolgerungen das Maß aller Dinge bei den
Anforderungen an die Abwassereinleitung.
Grundsätzlich haben wir es mit folgenden Begriffen und Dokumenten zu tun:
Deutsch Englisch
Beste Verfügbare Technik (BVT) Best Available Techniques (BAT)
BVT-Merkblätter Best Available Techniques reference documents (BREFs)
BVT-Schlussfolgerungen BAT conclusions (BATCs) Allgemeine Merkblätter Reference documents (REFs)
BREFs, BATCs und REFs
Stand: 12/2013Anwendungsbereich (gemäß Originaltext) Kürzel Anwendungsbereich (dt. Übersetzung durch UBA) Stand
Quer- schnitts- dokument
BREF Ceramic Manufacturing Industry CER Keramikindustrie 08/2007
BREF Common Waste Water and Waste Gas Treatment / Management Systems in
the Chemical Sector CWW Abwasser- und Abgasbehandlung/ -management in der chemischen
Industrie 02/2003 X
BREF Emissions from Storage EFS Lagerung gefährlicher Substanzen und staubender Güter 07/2006 X
BREF Energy Efficiency Techniques ENE Energieeffizienz 02/2009 X
BREF Ferrous Metals Processing Industry FMP Stahlverarbeitung 12/2001
BREF Food, Drink and Milk Industry FDM Nahrungsmittelindustrie 08/2006
BREF Industrial Cooling Systems ICS Industrielle Kühlsysteme 12/2001 X
BREF Intensive Rearing of Poultry and Pigs IRPP Intensivhaltung von Geflügel und Schweinen 07/2003
BREF & BATC Iron and Steel Production IS Eisen- und Stahlerzeugung 03/2012
BREF Large Combustion Plants LCP Großfeuerungsanlagen 07/2006
BREF Large Volume Inorganic Chemicals - Ammonia, Acids and Fertilisers Industries)
LVIC- AAF
Herstellung anorganischer Grundchemikalien - Ammoniak, Säuren und
Düngemittel 08/2007
BREF Large Volume Inorganic Chemicals - Solids and Others Industry LVIC-S Herstellung anorganischer Grundchemikalien - Feststoffe und Sonstige 08/2007
BREF Large Volume Organic Chemical Industry LVOC Organische Grundchemikalien 02/2003
BREF Management of Tailings and Waste-Rock in Mining Activities MTWR Management von Bergbauabfällen 01/2009
BREF & BATC Manufacture of Glass GLS Glasindustrie 03/2012
BREF Manufacture of Organic Fine Chemicals OFC Organische Feinchemikalien 08/2006
BREF Non Ferrous Metals Industries NFM Nichteisenmetallindustrie 12/2001
BREF & BATC Production of Cement, Lime and Magnesium Oxide CLM Zement- und Kalkindustrie 04/2013
BREF Production of Chlor-alkali CAK Chloralkaliindustrie 12/2001
BREF Production of Polymers POL Polymerherstellung 08/2007
BREF Pulp and Paper Industry PP Zellstoff- und Papierindustrie 12/2001
BREF Production of Specialty Inorganic Chemicals SIC Herstellung anorganischer Spezialchemikalien 08/2007
BREF Refining of Mineral Oil and Gas REF Mineralöl- und Gasraffinerien 02/2003
BREF Slaughterhouses and Animals By-products Industries SA Tierschlachtanlagen/Anlagen zur Verarbeitung von tierischen
Nebenprodukten 05/2005
BREF Smitheries and Foundries Industry SF Gießereien 05/2005
BREF Surface Treatment of Metals and Plastics STM Oberflächenbehandlung von Metallen (Galvanik) 08/2006
BREF Surface Treatment Using Organic Solvents STS Oberflächenbehandlung unter Verwendung von organischen Lösemitteln 08/2007
BREF & BATC Tanning of Hides and Skins TAN Lederindustrie 02/2013
BREF Textiles Industry TXT Textilindustrie 07/2003
BREF Waste Incineration WI Abfallverbrennungsanlagen 08/2006
BREF Waste Treatments Industries WT Abfallbehandlungsanlagen 08/2006
REF Economics and Cross-Media Effects ECM Ökonomische und medienübergreifende Effekte 07/2006 X
REF Monitoring of emissions from IED-installations ROM Überwachung (Monitoring) 07/2003 X
BAT, BREFs, BATCs und REFs
CER Keramikindustrie
CWW Abwasser- und Abgasbehandlung/ -management in der chemischen Industrie EFS Lagerung gefährlicher Substanzen und staubender Güter
ENE Energieeffizienz FMP Stahlverarbeitung FDM Nahrungsmittelindustrie
ICS Industrielle Kühlsysteme
IRPP Intensivhaltung von Geflügel und Schweinen IS Eisen- und Stahlerzeugung
LCP Großfeuerungsanlagen
LVIC-AAF Herstellung anorganischer Grundchemkalien - Ammoniak, Säuren und Düngemittel LVIC-S Herstellung anorganischer Grundchemkalien - Feststoffe und Sonstige
LVOC Organische Grundchemikalien MTWR Management von Bergbauabfällen
GLS Glasindustrie
OFC Organische Feinchemikalien NFM Nichteisenmetallindustrie CLM Zement- und Kalkindustrie
CAK Chloralkaliindustrie POL Polymerherstellung
PP Zellstoff- und Papierindustrie
SIC Herstellung anorganischer Spezialchemikalien REF Mineralöl- und Gasraffinerien
SA Tierschlachtanlagen/Anlagen zur Verarbeitung von tierischen Nebenprodukten SF Gießereien
STM Oberflächenbehandlung von Metallen (Galvanik)
STS Oberflächenbehandlung unter Verwendung von organischen Lösemitteln TAN Lederindustrie
TXT Textilindustrie
WI Abfallverbrennungsanlagen WT Abfallbehandlungsanlagen
ECM Ökonomische und medienübergreifende Effekte
ROM Allgemeine Grundsätze der Überwachung (Monitoring)
BAT, BREFs, BATCs und REFs
AOX jetzt in vielen BREFs als Maßstab und z. T. auch als konkrete Anforde- rung enthalten!
Abwasserbehandlungsverfahren
Grundtypen chemischer Reaktoren
http://www.ernst-bratz.de/react_tech/reacteng1.html
Ideal durchmischter Rührreaktor Continuously stirred Tank reactor Ideales Strömungsrohr
(Pfropfenströmung) Plug-flow-reactor
Chargenweise beschickter Reaktor Batch reactor
Abwasserbehandlungsverfahren
Grundtypen der Beckenformen in kontinuierlich beschickten Abwasserbehandlungsanlagen
Skizze aus KUBIN, 2004, geändert
Ideal durchmischter Rührreaktor Continuously stirred Tank reactor
Ideales Strömungsrohr (Pfropfenströmung)
Plug-flow-reactor
Mischbeckenkaskade Umlaufbecken
Abwasserbehandlungsverfahren
Das Verfahren wird angewandt, wenn das Abwasser ein sehr geringes C/N-
Verhältnis aufweist, so dass die Zugabe von externem Kohlenstoff unumgänglich ist. Das Denitrifikationsbecken ist dem Nitrifikationsbecken nachgeschaltet;
sicherheitshalber folgt ein Nachbelüftungsbecken.
ATV-DVWK-A 131, 2000
Nachgeschaltete Denitrifikation
Skizze aus KUBIN, 2004
Abwasserbehandlungsverfahren
STOAT-Modell für nachgeschaltete Denitrifikation
Abwasserbehandlungsverfahren
Abwasser, Rücklaufschlamm und interne Rezirkulation werden im Denitrifikations- becken vermischt. Sowohl Denitrifikationsbecken als auch Nitrifikationsbecken können als Kaskaden ausgebildet sein. Zur Erhöhung der betrieblichen Flexibilität können in Fliessrichtung gesehen die letzten Teile des Denitrifikationsbeckens auch belüftbar sein. Die interne Rezirkulation ist auf das notwendige Maß zu beschrän- ken, um die Beeinträchtigung der Denitrifikation durch hohe Frachten an gelöstem Sauerstoff zu minimieren.
Vorgeschaltete Denitrifikation (häufigster KA-Typ)
Skizze aus KUBIN, 2004
Abwasserbehandlungsverfahren
Weil in der anaeroben Zone kein Nitrat oder Nitrit für eine anoxische Atmung zur Verfügung stehen, greifen die Bakterien auf ihre Energiereserve (Polyphosphat) zurück, um mit dessen Hilfe leicht abbaubares Substrat mineralisieren zu können und es folgt eine Phosphatrücklösung. Bei einem Wechsel in ein aerobes oder
anoxisches Milieu kommt es zu einer vermehrten Phosphataufnahme gekoppelt mit einer Mineralisation organischer Stoffe durch die Mikroorganismen, wobei die
Aufnahmerate direkt von der Höhe der vorhergehenden Rücklösung abhängig ist.
Vorgeschaltete Denitrifikation mit BioP
Abwasserbehandlungsverfahren
STOAT-Modell für vorgeschaltete Denitrifikation
Abwasserbehandlungsverfahren
Zwei oder mehr Belebungsbecken, jedes mit vorgeschalteter oder simultaner Deni- trifikation, werden nacheinander durchflossen. Das Abwasser wird aufgeteilt und je- weils den Denitrifikationsbecken zugeführt. Hierdurch entfällt in der Regel die inter- ne Rezirkulation… Das Verfahren ist hinsichtlich der Stickstoffelimination der vor- geschalteten Denitrifikation gleichwertig. Wegen der verteilten Abwasserzuführung ist der Schlammtrockensubstanzgehalt im ersten Becken höher als im Ablauf zur Nachklärung.
Kaskadendenitrifikation
Skizze aus KUBIN, 2004
Abwasserbehandlungsverfahren
STOAT-Modell für Kaskadendenitrifikation
Abwasserbehandlungsverfahren
In Umlaufbecken steht für Nitrifikation und Denitrifikation nur ein Becken zur Verfü- gung. Die zeitliche oder räumliche Trennung der Verfahrensschritte kann deshalb nur durch eine entsprechende Regelung erzielt werden. In der Belüftungsphase wird das Ammonium zum Nitrat oxidiert. Die Ammoniumkonzentration nimmt ab und die Nitratkonzentration im gleichen Maß zu. Während der Belüftungspause wird dagegen das Nitrat zum atmosphärischen Stickstoff reduziert. Das Nitrat nimmt ab, aber nun baut sich das Ammonium entsprechend dem Zufluss auf.
Simultane Denitrifikation
Skizze aus KUBIN, 2004
Abwasserbehandlungsverfahren
Simultane Denitrifikation
(alternative Darstellung für ein Umlaufbecken mit Belüftungskreiseln)
Abwasserbehandlungsverfahren
STOAT-Modell für simultane Denitrifikation
Abwasserbehandlungsverfahren
Intermittierende Denitrifikation
Skizze aus ATV-DVWK-A 131, 2000
In einem Becken wechseln zeitlich die Nitrifikations- und die Denitrifikationsphasen.
Die Phasendauer kann mit einer Zeitschaltung vorgegeben oder durch eine Rege- lung z. B. nach dem Nitratgehalt, dem Ammoniumgehalt, dem Knick des Redoxpo- tenzials oder dem Sauerstoffverbrauch eingestellt werden. Hohe Sauerstoffgehalte am Ende der Nitrifikationsphasen beeinträchtigen die Denitrifikation. Die Becken für intermittierende Denitrifikation sind als totale Mischbecken zu betrachten.
Abwasserbehandlungsverfahren
STOAT-Modell für intermittierende Denitrifikation
Abwasserbehandlungsverfahren
Alternierende Denitrifikation
Skizze aus ATV-DVWK-A 131, 2000
Zwei jeweils intermittierend belüftete Becken werden abwechselnd hintereinander beschickt, wobei Wasser von dem beschickten, unbelüfteten Becken in das andere, belüftete Becken und von dort zur Nachklärung fließt. Die Beschickungsdauer
sowie die Dauer der Denitrifikations- und der Nitrifikationsphase werden in der Regel mit einer Zeitschaltung vorgegeben. Hohe Sauerstoffgehalte am Ende der Nitrifikationsphase beeinträchtigen die Denitrifikation. Das Mischungsverhalten liegt zwischen dem von totalen Mischbecken und Pfropfenströmung.
Abwasserbehandlungsverfahren
BioDeNitro-Prozess (alternierende Denitrifikation)
Skizze aus ATV-DVWK-A 131, 2000
Abwasserbehandlungsverfahren
STOAT-Modell für alternierende Denitrifikation
Abwasserbehandlungsverfahren
Die Abtrennung des gereinigten Abwassers vom Belebtschlamm erfolgt mittels Membranfilter. Aufgrund dessen kann mit sehr hohen Trockensubstanzgehalten gefahren werden (bis über 20 kg/m³). Dadurch erreichen sie eine sehr gute, völlig feststofffreie Ablaufqualität. Nachteilig ist, dass die hohe Viskosität des Belebt- schlammgemisches den Sauerstoffeintritt und -übergang behindert. Gegenüber konventionellen Anlagen wird erheblich mehr Energie benötigt (etwa 10-mal mehr).
Biomembranreaktor (Membranbelebungsanlage)
Skizze aus KUBIN, 2004
Biomembranreaktor
Gegenüberstellung der Verfahrensführung bei
herkömmlichen Belebungs- anlagen im Vergleich zu Biomembranreaktoren
UBA, 2003
Abwasserbehandlungsverfahren
Der gereinigte Ablauf eines Tropfkörpers weist i. a. R. eine Gelöstsauerstoffkonzen- tration auf, die der Sättigungskonzentration nahe kommt. Für die Denitrifikation sind jedoch anoxische Verhältnisse erforderlich. Deshalb sind Tropfkörper heute eher die Ausnahme. In energetischer Hinsicht sind Tropfkörper dem Belebungsverfahren deutlich überlegen.
Tropfkörper
aus http://zeichner-ingenieurbau.ch/abwassertechnik und http://brunsumwelttechnik.de/de/produkte3.php
Abwasserbehandlungsverfahren
SBR-Anlage (Sequencing Batch Reactor)
aus DWA-M 210, 2009
Abwasserbehandlungsverfahren
SBR-Anlage
Beispiel für die Aufeinanderfolge von Prozessphasen während eines Zyklus
aus DWA-M 210, 2009
Die in durchflossenen Belebungsanlagen in getrennten Reaktoren räumlich hinter- einander stattfindenden Prozesse werden hier auf eine Zeitachse verschoben und finden gestaffelt in ein und demselben Reaktionsvolumen statt. Die Reaktion im Belebungsbecken in der Reihenfolge anaerob (BioP), anoxisch (DN), aerob (N) und Nachklärung erfolgt beim SBR-Verfahren somit zeitlich nacheinander.
Belebungsanlagen mit Aufstaubetrieb sind in Bezug auf die stattfindenden biologischen Prozesse eine
verfahrenstechnische Variante des Belebungsverfahrens.
Abwasserbehandlungsverfahren
STOAT-Modell einer SBR-Anlage
Beispiel GKW Bitterfeld-Wolfen
Das GKW behandelt die Abwässer des Chemieparks Bitterfeld und kommunale Abwässer der umliegenden Städte und Gemeinden (ca. 80.000 EW).
Modernste und größte Anlage in Sachsen- Anhalt, Kapazität bei Inbetriebnahme 1994:
422.000 EW, heute: 586.000 EW 4 BIOHOCH®-Reaktoren, intensive Vorbehandlung, neu: Anaerobanlage
Beispiel GKW Bitterfeld-Wolfen
Querschnitt eines
BIOHOCH®-Reaktors
Vorteile:
• hoher Sauerstoffertrag (ca. 3 kg O2/kWh)
• geringer Abgasanfall
• ständige intensive Vermischung des
Belebtschlamms mit dem Substrat
• geringer Platzbedarf
HOECHST, 1985
Beispiel GKW Bitterfeld-Wolfen
Neue Anaerob- anlage und deren
Einbindung der in das Gesamt- konzept
Beispiel GKW Bitterfeld-Wolfen
Anaerob- reaktoren Foto und Funktions- prinzip
Beispiel GKW Bitterfeld-Wolfen
Gegenüberstellung der Kohlenstoff- bilanzen bei aerober (A) und
anaerober (B) Abwasserbehandlung
UBA, 2003
Beispiel GKW Bitterfeld-Wolfen
„Der CSB kann als Energieparameter gedeutet werden, so dass der
Energieerhaltungssatz angewendet werden kann. Über längere Zeiträume, in denen sich der Ablauf-CSB nur wenig geändert hat (keine Änderung des CSB im Anaerobreaktor) muss gelten:
CSB-Abbau = CSB-Gas + CSB-ÜS
Der CSB im Biogas ist bei der Methanisierung (H2-Gehalt sehr gering)
ausschließlich im Methan enthalten; CO2 hat keinen CSB. Der CSB des Methans kann auf Grund der Oxidationsreaktion berechnet werden;
CH4 + 2 O2 CO2 + 2 H2O
d. h. je Mol CH4 (= 22,4 Nl) sind 2 Mol Sauerstoff (= 64 g O2) erforderlich. 1 g CSB entspricht daher 22,4 : 64 = 0,35 NI CH4. Unter der Annahme, dass ca. 10
% des abgebauten CSB in Biomasse umgewandelt werden, entstehen aus 1 kg abgebautem CSB ca. 320 NI Methan.“
Beispiel GKW Bitterfeld-Wolfen
Sankey- Diagramm der Energie- und Stoff- ströme in der neuen Anaerob- anlage des GKW
Bitterfeld- Wolfen
Literaturverzeichnis
ATV-DVWK-A 131, 2000
ATV-DVWK-A 131
Bemessung von einstufigen Belebungsanlagen
Abwassertechnische Vereinigung e.V. / Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft und Kulturbau e.V., Mai 2000 ATV-Fachausschuss 7.5, 1993
Technologische Beurteilungskriterien zur anaeroben Abwasserbehandlung,
Bericht des ATV-Fachausschusses 7.5 „Anaerobe Verfahren zur Behandlung von Industrieabwässern“
Korrespondenz Abwasser 40. Jahrgang, Nr. 2/1993 S. 217 ff.
ANASTAS, 2011
Anastas, P. T.
Twenty Years of Green Chemistry
C&EN Chemical & Engineering News,Volume 91, June 27, 2011 pp. 62-65 BMFT, 1994
Produktionsintegrierter Umweltschutz, Vermeidung von Umweltbelastungen aus der industriellen Produktion, Förderkonzept des Bundesministeriums für Forschung und Technologie
Bundesministerium für Forschung und Technologie, Bonn, Januar 1994 DWA-M 210, 2009
DWA-M 210
Belebungsanlagen mit Aufstaubetrieb (SBR)
DWA Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V., Hennef, Juli 2009 FABER et al, 1995
Faber, M.; Jöst, F.; Manstetten, R.; Müller-Fürstenberger, G.
Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz in der chemischen Industrie - eine Fallstudie Spektrum der Wissenschaft, September 1995, S. 112-114
HOECHST, 1985 Der ®BIOHOCH-Reaktor - Stand der Technik zur biologischen Abwasserreinigung Hoechst AG Frankfurt (Main), 1985
KUBIN, 2004
Kubin, K.
Einfluss unterschiedlicher Verfahrenskonzepte auf Substratabbau und Nährstoffverwertung in Membranbelebungsanlagen zur kommunalen Abwasserreinigung
Dissertation an der Fakultät III – Prozesswissenschaften der Technischen Universität Berlin, 2004
STERGER & KOEPPKE, 2013
Sterger, O.; Köppke, K.-E.
Abschlussbericht über die Errichtung einer Anlage zur anaeroben Behandlung hypersaliner Abwässer im Gemeinschaftsklärwerk Bitterfeld-Wolfen
http://www.umweltinnovationsprogramm.de/sites/default/files/benutzer/36/dokumente/abschlussbericht_0.pdf UBA, 2003 BVT-Merkblatt zu Abwasser- und Abgasbehandlung/-management in der chemischen Industrie
Umweltbundesamt, Februar 2003