Fachgruppe Christlicher Orient
Leitung: JÜRGEN TUBACH (Halle)
Folgende Vorträge wurden in der Fachgruppe gehalten:
JÜRGEN Horn (Halle): Die Überlieferung des alttestamentlichen Ezechiel-Buches im kopti¬
schen Ägypten.
Alexander Böhlig (Tübingen): Lexikon der griechischen Wörter im Koptischen [wurde verlesen].
Veronika Six (Hamburg): Die äthiopischen Handschriften des Völkerkundemuseums der
Universität Zürich.
Manfred Kropp (Mainz): Thesaurus linguae aethiopicae - das Projekt eines maschinenles¬
baren Korpus der äthiopischen Literatur, dargestellt am Beispiel der altamharischen Kaiser¬
lieder. 1: Probleme der Kodierung.
Renate Richter (Mainz):Thesaurus linguae aethiopicae - das Projekt eines maschinenles¬
baren Korpus der äthiopischen Literatur, dargestellt am Beispiel der Altamharischen Kaiser¬
lieder. 2: Sprachliche Besonderheiten.
Michael Kleiner (Hamburg): Zum äthiopischen Mashafa faws manfasäwi.
Siegbert Uhlig (Hamburg): Die europäische Äthiopienkenntnis im 16. und 17. Jh.
Jürgen Tubach (Halle): Die Königin von Saba. Die Wanderung einer Legende nach Äthio¬
pien und ihre Rezeption.
Ralf-Peter Ritter (Frankfurt a.M.): Zu einigen christlichen Termini iranischer Provenienz im Armenischen.
Armenuhi Drost-Abgarjan imd Hermann Goltz (Halle): Information zum Projekt
Saraknoc ': Armenisch-Deutsche Edition des Altarmenischen Hymnariums.
Hermann Goltz und Axel Meissner (Halle): Information zum Stand der Katalogisierung des Johannes-Lepsius-Archivs Halle (Deutschland und Armenien im 19./20. Jh.).
Werner Strothmann (Göttingen): Ertrag und Probleme einer kritischen Edition der Versio Heraclensis des NT [vorgetragen von Kurt Johannes, Göttingen].
Rainer Voigt (Berlin): Die metrische Struktur im "Buch der Strahlen".
Harald Suermann (Aachen); Juden und Muslime gemäß christlichen Texten zur Zeit Muhammads und in der Frühzeit des Islams.
Gabriel Rabo (Göttingen): Zur Vita des Dionysius Ya'qüb Bär Salibl (gest. 1171).
Jasmin Sfnha (Heidelberg): Eine vergleichende Darstellung der neuaramäisehen Dialekte von Bespen, Mer, 3§§i und Baznaye (Hakkäri).
Shabo Talay (Heidelberg): Der christlich-neuaramäische Dialekt von Nerwa (Nordirak).
Carsten-Michael Walbiner (Beirut): Makarius Ibn az-Za'im als Historiker. Anliegen - Arbeitsweise - Ergebnisse.
Die äthiopischen Handschriften des Völkerkundemuseums der Universität Zürich
Von Veronika Six, Hamburg
Im September des Jahres 1994 erzählte mir während der 12th Intemational Conference of Ethiopian Studies in Michigan/ USA' die Mitarbeiterin des Völkerkundemuseums der Universität Zürich, Frau Elisabeth Biasio lie. phil., daß das Museimi etliche äthiopische
Handschriften besitzt, die bis jetzt niemand genauer in Augenschein genommen hat.
Daraufhin bin ich im Januar 1995 eine Woche am Völkerkundemuseum gewesen, wo
man mir auf großzügigste Weise Zugang zu den Handschriften gegeben hat. Da ich
angenommen hatte - weil es sich imi den Bestand eines Völkerkundemuseums handelt'
-, daß die Mehrheit Handschriften mit Texten magischen Inhalts, vorwiegend also
Pergamentrollen sowie Psalterien, sein würde, was sich zum großen Teil auch bewahr¬
heitet hat, bin ich davon ausgegangen, daß unter Umständen eine Woche zunächst
ausreichend sein würde für die Aufnahme der äußeren Daten, zumal ich auch an den
Wochenenden imeingeschränkt Zugang zu den Arbeitsräimien des Museums hatte. Und
ich bin davon ausgegangen, daß ich fürs erste auf den lunfangreichen Arbeitsapparat der
Texteditionen und Sekundärliteratur würde verzichten köimen. Die endgültige Aus¬
arbeitung wollte ich dann zu Hause erledigen. Falls es an Ort und Stelle nicht möglich sein sollte, einen Text zu identifizieren, so hatte ich vor, ausführliche Exzerpte an¬
zufertigen (dies war dann aber nur in zwei Fällen notwendig, bei denen die Handschrif¬
ten eine abweichende Anordnung der Texte zu enthalten schienen). Meine Annahmen erwiesen sich dann auch insofem als richtig, als das Museum bereits eine Zweiteilung bei der Aufbewahrung der Handschriften vorgenommen hatte: nämlich in einer Kiste die Pergamentrollen, in der anderen die buchformatigen Handschriften.
Bei der Beschreibimg der Handschriften habe ich die Regeln, wie sie seinerzeit von
Ernst Hammerschmidt im Verzeichnis der orientalischen Handschriften in Deutsch¬
land für die äthiopischen Handschriften festgelegt worden sind,' beachtet. Begonnen habe ich mit den Pergamentrollen, weil die meist weniger Probleme bei der Inhalts¬
bestimmung bereiten, außer sie sind durch Alterungsprozeß oder Beschädigung fast
unlesbar geworden, wie das leider bei der Nr. 15397 der Fall war, einem außergewöhn¬
lich schönen Stück, das wohl in das 18. Jh. zu datieren ist.
' 5.-10. September 1994; vgl. H. MARCUS: New Trends in Ethiopian Studies. I-II. Lawrenceville NJ 1994.
^ Vgl. z.B. die Bestände der Völkerkundemuseen Berlin, München, Frankfurt und Hamburg in: Ver¬
zeichnis der orientalischen Handschriften in Deutschland (VOHD). 20, 6 (1994).
' Vgl. VOHD. 20, 1 (1972), S. 9-12 und 83.