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NSAID wirken nicht so gutwie eine antibiotische Therapie

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Academic year: 2022

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STUDIE REFERIERT

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ARS MEDICI 6 | 2018

Die Harnwegsinfektion (urinary tract infection, UTI) ist eine der häufigsten bakteriellen Infektionen im Erwachse- nenalter. Frauen sind weitaus öfter be- troffen als Männer. Etwa die Hälfte aller Frauen erleidet mindestens einmal im Leben eine UTI, und 20 bis 30 Pro- zent haben zwei oder mehr Infektio- nen. In der ambulanten Versorgung werden 10 bis 20 Prozent aller Antibio- tika zur Behandlung einer UTI ver- schrieben.

Es ist davon auszugehen, dass die Symptome einer UTI durch lokale Er- höhungen von proinflammatorischen Substanzen wie etwa Prostaglandinen entstehen. Daher wäre es möglich, dass NSAID, welche die Umwandlung der Arachidonsäure in Vorstufen der Pros- taglandine inhibieren, die Entzün- dungsreaktion hemmen und damit die Symptomatik lindern könnten. Dies könnte zu einer Verringerung der Anti- biotikaverordnung zur Behandlung einer UTI führen und die mit einer Antibiotikaeinnahme verbundenen Ri- siken reduzieren.

Studie in Schweizer Allgemein- praxen

Ziel der randomisierten Doppelblind- studie war es, zu untersuchen, ob eine symptomatische Behandlung mit NSAID einer Therapie mit Antibiotika zur Behandlung einer unkomplizierten Infektion der unteren Harnwege von Frauen nicht unterlegen ist. Bei Nicht- unterlegenheit wäre es möglich, den Einsatz von Antibiotika in der ambu- lanten Versorgung deutlich zu verrin- gern.

Die Studie wurde in 17 allgemeinärz - tlichen Praxen in der Schweiz durch - geführt. 253 Frauen (18–70 Jahre) mit unkomplizierter unterer UTI (Sym - ptome: Dysurie, häufiges Wasserlassen,

Makrohämaturie, trüber und/oder übel riechender Urin) wurden im Zeitraum zwischen Anfang 2012 und Ende 2014 aufgenommen und in zwei Gruppen randomisiert. Ausgeschlossen waren schwangere Frauen sowie solche mit Symptomen einer oberen UTI (z.B. Fie- ber, Schmerzen an den Rippenwirbeln, Übelkeit). Auch Frauen mit anatomi- schen Abnormalitäten im Urogeni - taltrakt sowie Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus, Magen-Darm- Geschwüren, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und schweren Le- bererkrankungen nahmen an der Stu- die nicht teil. 133 Patientinnen wurden mit dem NSAID Diclofenac behandelt, 120 mit Norfloxacin.

Primärer Endpunkt war das Ver- schwinden der Symptome nach drei Tagen (72 h nach Randomisierung und 12 h nach Einnahme der letzten Stu - dienmedikation). Besteht keine Resis- tenz, ist davon auszugehen, dass die Symptome innerhalb eines Zeitraums von drei Tagen verschwinden.

Mithilfe eines Fragebogens bewerteten die Frauen die Schweregrade der Sym - ptome (Dysurie, häufiges Wasserlas- sen, Harndrang, Schmerzen und/oder Druckgefühl im Kreuz- oder Lendenbe- reich).

Wichtigster sekundärer Endpunkt war die Einnahme auch eines anderen Anti- biotikums wie Fosfomycin und/oder Norfloxacin bis zum 30. Tag. Es er- folgte einer Intention-to-treat-Analyse.

Effektivere Symptomlinderung mit Norfloxacin

125 Frauen der Diclofenac- (94%) und 118 Frauen der Norfloxacingruppe (98%) erhielten die medikamentöse Behandlung wie verordnet. An der Fol- low-up-Studie bis zum 30. Tag nahmen insgesamt 231 Frauen teil.

Bei 72 Frauen, die Diclofenac einge- nommen hatten (54%), und bei 96 Frauen der Norfloxacingruppe (80%) kam es zu einer Auflösung der Sympto- matik am dritten Tag (Risikounter- schied: 27%; 95%-Konfidenzintervall [KI]: 15–38%; p = 0,98 für Nichtunter- legenheit, p < 0,001 für Überlegenheit).

Die mittlere Zeit bis zur Auflösung der Symptome betrug vier Tage in der Diclofenacgruppe und zwei Tage in der Norfloxacingruppe. Insgesamt 82 Frauen in der Diclofenacgruppe (62%) und 118 Frauen der Norfloxacin- gruppe (98%) verwendeten Antibio- tika bis zum 30. Tag (Risikounterschied:

37%; 95%-KI: 28–46%; p < 0,001 für Überlegenheit).

Unerwünschte Ereignisse, welche zu einer erneuten Beratung durch den Arzt führten, ereigneten sich bei 41 Frauen der Diclofenacgruppe (31%) und bei 21 Frauen der Norfloxacingruppe. Die unerwünschten Ereignisse traten signi- fikant häufiger in der Diclofenac- gruppe auf (p = 0,01).

Bei sechs Frauen der Diclofenac- gruppe (5%), jedoch bei keiner Frau der Norfloxacingruppe entwickelte sich eine Pyelonephritis (p = 0,03).

Weiter nach Alternativen zu Antibiotika suchen

In Übereinstimmung mit dieser Studie ergab die Studie von Gágyor et al., dass die Behandlung mit einem Antibioti- kum im Vergleich zu einer symptomati- schen Therapie mit einem NSAID un- terlegen war (1). In einer kleinen Studie von Bleidorn et al. zeigten sich keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen der Behandlung mit Ibupro- fen und der Therapie mit Ciprofloxa- cin (2). Im Gegensatz hierzu kam eine Metaanalyse von fünf Studien zu dem Ergebnis, dass eine Antibiotikatherapie

Harnwegsentzündungen

NSAID wirken nicht so gut

wie eine antibiotische Therapie

Eine randomisierte Doppelblindstudie kommt zu dem Ergebnis, dass das Breitbandantibiotikum

Norfloxacin die Symptome einer unteren Harnwegsinfektion stärker lindert als das nichtsteroidale

Antiphlogistikum (NSAID) Diclofenac.

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STUDIE REFERIERT

ARS MEDICI 6 | 2018

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einer unteren UTI im Vergleich zur Gabe eines Plazebos klinisch überlegen ist (3).

In den Untersuchungen von Christia- ens et al. (4) und Ferry et al. (5) zeigte sich, dass das Risiko, eine Pyelonephri- tis zu entwickeln, bei Patienten in der NSAID-Gruppe höher ist als bei Pa- tienten der Antibiotikagruppe oder der Plazebogruppe. Obwohl indirekte Ver- gleiche wie diese mit Vorsicht zu inter- pretieren sind, stehen die Resultate im Einklang mit aktuellen Studienergeb- nissen, dass NSAID bei Patienten mit Infektionskrankheiten trotz möglicher antibakterieller Aktivitäten von Diclo- fenac und Ibuprofen ungünstig sind.

Fazit:Im Vergleich zu Diclofenac lin- dert Norfloxacin die Symptome einer unteren UTI stärker. Die Einnahme von Diclofenac erhöht möglicherweise das

Risiko für eine Pyelonephritis. Die mit Diclofenac einhergehende statistisch signifikante Verringerung des Antibio- tikaeinsatzes, die zu einer Abnahme von Antbiotikaresistenzen führen würde, macht jedoch deutlich, dass al- ternative Ansätze zur Behandlung einer UTI gesucht werden sollten. Kombi- nierte Therapieverfahren, bei welchen zum einen die UTI symptomatisch be- handelt und zum anderen ein hoch- wirksames Antibiotikum gegeben wird, sollten in zukünftigen Studien unter-

sucht werden. CBT

Interessenlage: Die Autoren der referierten Studie geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Quelle: Kronenberg A et al. Symptomatic treat- ment of uncomplicated lower urinary tract in- fections in the ambulatory setting: randomised, double blind trial. BMJ 2017; 359: j4784.

Literatur

1. Gágyor I et al.: Ibuprofen versus fosfomycin for uncomplicated urinary tract infection in women: randomised controlled trial. BMJ 2015; 351: h6544.

2. Bleidorn J et al.: Symptomatic treatment (ibuprofen) or antibiotics (ciprofloxacin) for uncomplicated urinary tract infection? Re- sults of a randomized controlled pilot trial.

BMC Med 2010; 8: 30.

3. Falagas ME et al.: Antibiotics versus placebo in the treatment of women with uncomplica- ted cystitis: a meta-analysis of randomized controlled trials. J Infect 2009; 58: 91–102.

4. Christiaens TC et al.: Randomised controlled trial of nitrofurantoin versus placebo in the treatment of uncomplicated urinary tract in- fection in adult women. Br J Gen Pract 2002;

52: 729–734.

5. Ferry SA et al.: Clinical and bacteriological outcome of different doses and duration of pivmecillinam compared with placebo therapy of uncomplicated lower urinary tract infection in women: the LUTIW project.

Scand J Prim Health Care 2007; 25: 49–57.

ecalciferol.

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