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Legasthenie im Instrumentalunterricht

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Skript zum Vortrag

„Legasthenie im Instrumentalunterricht“

für den Landesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V.

Annika Sabrowski

 Jahrgang 1997

 aufgewachsen im Kreis Plön

 2016-2020 Bachelor-Studium Elementare Musikpädagogik und Querflöte in Osnabrück

 2019 Bachelor-Arbeit zum Thema „Legasthenie im Instrumentalunterricht“

 als Musikschullehrkraft und in der Betreuung von Kindern mit Behinderung in Kiel tätig

(2)

 es gibt kein einheitliches Auftreten der Legasthenie

 manche Kinder mit Legasthenie sind nicht

betroffen, für andere ist Musiknotation lesen ein großes Hindernis1

1 Gut lesbare Fallberichte (Englisch), aus denen auch die Zitate der Folie 2 stammen, finden sich bei: Ganschow, L.; Lloyd-Jones, J.; Miles, T.R.: Dyslexia and Musical Notation. In: Annals of Dyslexia. Ausgabe 44, 1994, S.185-202.

 negativer Sprachduktus, wenn es um Kinder mit Legasthenie geht

 Lehrkraft scheint sich rechtfertigen zu müssen

 Motivation muss erhalten werden und gleichzeitig soll so gelehrt werden, wie für alle Kinder

 Oft werden traditionelle Lehrmethoden langsamer angewendet, statt sich auf Stärken zu

konzentrieren

 Stärken (z.B. gutes Auswendiglernen) werden nicht als solche benannt, sondern als Kompensation oder Begründung für Schwächen2

2 Diese und alle folgenden Zitate stammen aus den Interviews und Antworten der Online-Umfrage aus meiner Bachelor-Arbeit, welche abzurufen ist unter:

www.annikas-musikecke.de/musikecke/paedagogikmusikpaedagogik/legasthenie- im-instrumentalunterricht/.

(3)

im Beruf:

 Notenschrift erleichtert Alltag, scheint zwingend für professionelles Musizieren

 mehr üben ist extrem zeitaufwändig

im Beruf:

 alleine üben ist erschwert

 Hilfe ist auf Dauer schwer zu organisieren

 grundsätzlich geht es aber auch ohne Noten

 Stärken sollten nutzbar gemacht werden

(4)

in der Musikschule:

 Schüler auf einer Sonderschule, der kaum beschulbar ist, aber musikalisch sehr anspruchsvolle Sachen spielt

 Der Schüler kann keine Noten lesen, die Lehrkraft bezeichnet die kompletten Stücke mit farbigen Fingersätzen (Farben für die Cellosaiten)

 Problematik des Auswendiglernens: Geht für viele Schüler/innen nur von vorne, an anderen Stellen einsteigen ist schwer

(5)

Symptome:

 Terztranspositionen

 Rhythmen nicht als Gruppen erfassen können

 Karin Hender (Geigerin)3 berichtet auch von:

◦ Griffe auf der falschen Geigensaite oder in der falschen Lage ausführen

◦ verwechseln von spiegelbildlichen Noten (c' und a'' mit einer Hilfslinie im Violinschlüssel)

◦ Lesen von rechts nach links einiger Noten oder ganzer Stellen

◦ verlieren der Notenzeile

◦ Problemen beim Mitzählen des Rhythmus

◦ langsames Lesen

3 Hender, K.: Legasthenie im Geigenunterricht. Dyslexia Research Center 2008, S.24ff.

Symptome:

 verlieren der Notenzeile

 veränderte Wahrnehmung der Notenschrift

(6)

 Instrumentalunterricht= Einzeln oder Kleingruppe

 Berufsbezeichnung Instrumentallehrer/in nicht geschützt, zu erreichen durch Ausbildung oder Studium, pädagogisch oder künstlerisch

 Beispiele für Inhalte des Unterrichts:

◦ Notenschrift, Griffbilder, Dirigent (Sehen), eigenes Spiel, Zusammenspiel, auditive Diskrimination (Hören), Haltung, Atmung,

Artikulation, Feinmotorik (Motorik),

Interpretation, Musikgeschichte, Theorie, Instrumentenkunde...

 Wie funktioniert das Lesen vom Blatt?

◦ Grundvoraussetzungen (Querflöte): Ansatz, Haltung, Konzentration

◦ Notenlesen: verschiedene Ebenen wahrnehmen, wie Titel, Akkordbezeichnungen, Notentext (beinhaltet Tonhöhe und Rhythmus), Text4

◦ Rhythmus und Melodie werden getrennt verarbeitet, stellen aber ähnliche

Anforderungen5

◦ automatisierte Abläufe (Achtung bei

Automatisierungsdefiziten), die nicht linear verlaufen6.

◦ Komplexität der Abläufe erschwert auch Erkennen der Fehlerquellen

4 Angelehnt an: Wiesenthal, R.: Wahrnehmen, Verstehen, Wiedergeben –

Anmerkungen zu drei Notenschriften für blinde und sehende Kinder. In: Maas, G.

(Hrsg.): Musiklernen und Neue (Unterrichts-)technologien. Essem 1995, S.234.

5 Genaue Einblicke in die Entwicklung der Wahrnehmung von Melodie und Rhythmus bietet: Maier-Karius, J.: Beziehungen zwischen musikalischer und kognitiver Entwicklung im Vor- und Grundschulalter. Berlin 2010, S.76-89.

6 Lehmann, A. C.; McArthur, V.: Sight-Reading. In: Parncutt, R.; McPherson, G.E.:

The Science and Psychology of Music Performance – Creative Strategies for Teaching and Learning. Oxford 2002, S.138.

(7)

 Mit diesem Modell7 argumentieren verschiedene Autor/innen für Auswirkungen auf das Musizieren8

 Oglethorpe setzt sogar „Dyslexia“ mit „Specific Learning Difficulties“ gleich9

 Studien: Kinder mit Legasthenie brauchen länger zum Notenlesen lernen10 und machen im

Durchschnitt mehr Fehler11

7 Nach Anvari, S. H.; Trainor, L. J.; Woodside, J.; Levy, B.A.: Relations Among Musical Skills, Phonological Processing, and Early Reading Ability in Preschool Children. In: Journal of Experimental Child Psychology. Ausgabe 83, 2002, S.127.

8 Zum Beispiel: Nicolson R. I.; Fawcett, A. J.: Dyslexia is miore than a phonological dysability. In: Dyslexia. Ausgabe 1, 1995, S.1.

9 Oglethorpe, S: Instrumental Music for Dyslexics – A Teaching Handbook. London 1998, S.xi, S.3.

10 Jaarsma, B. S.; Ruijssenaars, A. J. J. M.; Van den Broeck, W.: Dyslexia and Learning Musical Notation – A Pilot Study. In: Annals of Dyslexia. Ausgabe 48, 1998, S.146.

11 Flach, N.; Timmermans, A.; Korpershoek, H.: Effects of the Design of Written Music on the Readability for Children with Dyslexia. In: International Journal of Music Education. Ausgabe 34(2), 2016, S.234.

 Studie, die verminderte Notenlesefähigkeit bei auditiven Einschränkungen sieht (nur indikativ)12

 Probleme mit zeitbezogener Verarbeitung bei einer Legasthenie sind eine „verbreitete Annahme“13

 Rhythmen bereiten Menschen mit Legasthenie mehr Schwierigkeiten als anderen Musizierenden14

 Studie: Aus je drei Tönen musste derjenige mit einer anderen Anklingzeit erkannt werden (Indiz für Rhythmusverarbeitung). Kindern mit Legasthenie gelang dies gleich gut wie Kindern des gleichen Lesestandes, aber nicht so gut wie gleichaltrigen normallesenden Kindern (nur indikativ)15

12 Gromko, J.E.: Predictors of Music Sight-Reading Ability in High School Wind Players. In: Journal of Research in Music Education. Ausgabe 52 Nr. 1, 2004, S.6- 15.

13 Anvari et al., S.126.

14 Overy, K.: Classroom Rhythm Games for Literacy Support. In: Miles, T. R.;

Westcombe, J.; Ditchfield, D. (Hrsg.): Music and Dyslexia – A Positive Approach.

Chichester 2008, S.27.

15 Huss , M.; Verney, J.P.: Music, Rhythm, Rise Time Perception and Developmental Dyslexia – Perception of Musical Meter Predicts Reading and Phonology. In:

(8)

 Mit motorischen Handlungen erzeugen wir Musik, dabei werden oft verschiedenste feinmotorische Bewegungen genauestens aufeinander abgestimmt

 Rhythmusfähigkeit und Motorik hängen eng zusammen16 und auch zwischen Motorik und Legasthenie können Zusammenhänge bestehen17

Cortex. Ausgabe 47, 2011, S.674-689.

16 Nicolson und Fawcett, S.3; Ganschow et al., S.188.

17 Mann, C.; Oberländer, H.; Scheid, C.: LRS Legasthenie – Prävention und Therapie – Ein Handbuch. Weinheim 2001, S.87.

 Terztranspositionen sind bei Kindern mit Legasthenie häufiger als bei normallesenden Kindern18: Der/die Lesende erkennt zwar, ob eine Note auf einer Linie oder zwischen zwei Linien liegt, aber nicht, auf welcher genau.

 Übertragung von Noten in andere Größen und Blickwechsel von Noten zu Dirigent/Griffbrett/etc.

können schwierig sein19

18 Flach et al., S.236

19 Jaarsma et al., S.151; Daunt, S.; Bishop-Liebler, P.: Music and Dyslexia – Definitions, Difficulties, Strenghts and Strategies. Auf: Incorporated Society of Musicians. 2016.

(9)

 Automatisierung: Wissen geht vom Kurz- ins Langzeitgedächtnis über, „mentale Kapazität“ wird freigegeben20

 Annahme: Legasthenie geht mit Automatisierungs- defiziten in bestimmten Teilleistungen einher21

 „Chunking“: Informationen (zum Beispiel Pattern in der Musik) werden zusammengefasst22

 Das Erkennen von Pattern kann soweit gehen, dass Fehler in gut geübten Stilen überlesen werden23

 Gedächtnis ist notwendig, um Abschnitte wiederzuerkennen und am eben Gespielten arbeiten zu können24

20 Hasselhorn, M.; Grube, D.: Das Arbeitsgedächtnis – Funktionsweise, Entwicklung und Bedeutung für kognitive Leistungsstörungen. In: Sprache, Stimme, Gehör.

Ausgabe 27, 2003, S.32.

21 Nicolson und Fawcett, S.5.

22 Bruhn H.: Gedächtnis und wissen. In: Bruhn, H.; Oerter, R.; Rösing, H. (Hrsg.):

Musikpsychologie – Ein Handbuch. Reinbek 1993, S.540.

23 Unter anderem Sloboda, J.A.; The Psychology of Music Reading. In: Psychology of Music. Ausgabe 6/2, 1978, S.9, S.11.

24 Vgl. Lehmann und McArthur, S.140.

 Einzelunterricht bietet besondere Möglichkeiten, auf jedes Kind einzugehen

 Hilfen zu Bewältigungsstrategien: Erfahrungen aus diversen Quellen

 Kinder mit Legasthenie kennen sich oft mit dem Lernen aus und können zur Lösungsfindung beitragen25. Ihre Vorschläge sind ernst zu nehmen26.

 Unterschiedliche Wege des Lernens führen zum selben Ziel27, sie sollten auch entgegen eigener Vorlieben respektiert werden.

 Der Instrumentalunterricht kann Ort des

begeisterten Lernens sein, wenn Legasthenie in der Schule zu Lernfrust führt

25 Oglethorpe 1998, S.7.

26 Sabrowski, A.: Legasthenie im Instrumentalunterricht, Osnabrück 2019, S.100.

27 Gruhn, W.: Der Musikverstand – neurobiologische Grundlagen des musikalischen Denkens, Hörens und Lernens. Hildesheim u.a. 2008, S.73f.

(10)

 Schlecht lesbare Noten, auch mit Fehlern, kennt jede/r Musizierende

 Problemquellen sind: fehlerhafte Noten; schief gedruckte Noten; Notenköpfe und Punkte an falschen Stellen; Decrescendo-Zeichen, die wie Akzente aussehen; Crescendo-Gabeln, die

zusätzlichen Balken vorgaukeln; Eintragungen von Hand; unübersichtliche Fingersätze, Bögen,

Dynamikbezeichnungen; zu klein gedruckte Noten28

 Vorgehen: Alte Noten (Ausgaben aus dem 20.

Jahrhundert) und kostenlose Noten (z.B. aus dem Internet) sind oft schlecht lesbar und fehlerhaft → aktuelle Ausgaben kaufen und Kopien von Kopien vermeiden (ist fast immer auch verboten).

 Übehinweise in ein Hausaufgabenheft eintragen, nicht direkt in die Noten.29

 Störende Eintragungen mit einem weißen Stift auslöschen.

 Noten größer drucken oder auf dem Tablet vergrößern (Studie: Bei normaler Notengröße machen Kinder mit Legasthenie vier mal so viele Fehler beim Notenlesen, wie Kinder ohne

Legasthenie. Bei vergrößerten Noten waren es nur noch anderthalb Mal so viele Fehler30)

 Abstand zwischen Auge und Notenpult einheitlich halten (z.B. auch bei Sitzordnung im Ensemble)31

28 Vgl. Sloboda, S.16.

29 Daunt und Bishop-Liebler 2016.

30 Flach et al., S.243.

31 McRitchie Pratt, C.: In and Around the Classroom. In: Miles, T.R.; Westcombe, J.;

(11)

 Modified Stave Notation nutzen: Diese Notation ist eine „Notationsschriftart“, die für sehbehinderte Menschen entwickelt wurde. Sie lässt sich mit Hilfe des kostenlosen Programms MuseScore selbst erstellen, eine Anleitung findet sich im Internet32.

◦ Bei der Modified Stave Notation geht es darum, je nach Bedarf des/der Lesenden Linien dicker zu gestalten, Abstände zu vergrößern oder die Notenschrift als Ganzes zu vergrößern, sowie weniger relevante Bestandteile der Schrift wegzulassen oder zu ersetzen. Im Programm MuseScore können all diese Maße eingespeichert werden, um sie dann immer wieder abzurufen, wenn für eine bestimmte Person Noten

geschrieben werden sollen.

 Wichtig: Es geht nicht darum, die musikalische Komplexität zu vereinfachen, sondern die optische.

Alle musikalisch relevanten Merkmale müssen entweder auswendig gelernt oder in den Noten erhalten bleiben.33

 In allen Experimenten, in denen Noten in

irgendeiner Form vereinfacht wurden, haben alle Kinder davon profitiert, diejenigen mit Legasthenie sogar noch stärker als andere.

Ditchfield, D.(Hrsg.): Music and Dyslexia – A Positive Approach. Chichester 2008, S.20.

32 www.musescore.org/en/tutorials/modified-stave-notation [abgerufen: 20.03.2020]

33 Lehmann, A. C.: Vomblattspiel und Erkennen musikalischer Formen. In: Bruhn, H.; Oerter, R.; Rösing, H.: Musikpsychologie – ein Handbuch. Reinbek 1993, S.487.

 gleichklingende Phrasen können verschieden aussehen (vgl. oberes Bild, T.1 und 5), nicht alle Teile der Notation verändern den Klang

 keine Bedeutung für Klang: Halsrichtung (Studie:

einheitliche Richtung verringert Fehlerquote, besonders bei Kindern mit Legasthenie34), Balken oder Fähnchen, Vorschläge des Verlegers

(gestrichelt oder in Klammern)

 unterschiedliche Bedeutung: kleine Noten (Vorschläge, Kadenzen), Bögen (Bindebogen, Phrasierungsbogen)

 Bedeutung, aber räumlich weit entfernt:

Vorzeichen, Taktart, Notenschlüssel, Notentexte unter der Notation (weitere Strophen).

 Ersetzbar, um Lesbarkeit zu erhöhen: Crescendo- Gabeln durch „cresc“. Anhaltende Staccato-Punkte durch „stacc.“ etc. Italienische Bezeichnungen durch deutsche oder Symbole.

34 Flach et al., S.235, S.241.

(12)

 Veränderte Raum-Lage-Wahrnehmung kann Teil einer Legasthenie sein35, außerdem hängt die Raum-Lage-Wahrnehmung auch mit dem Musizieren zusammen36

 Notenschrift-Lesende fixieren die Zwischenräume zwischen den Noten. Durch dieses räumliche ins Verhältnis setzen zu den umgebenden Noten wird die Tonhöhe erkannt37. Menschen mit Legasthenie berichten zum Beispiel, im Lesen aufsteigende und absteigende Intervalle zu verwechseln oder auch einzelne Passagen von rechts nach links zu lesen38

35 Mann et al., S.61.

36 Degé und Schwarzer berichten zum Beispiel von positiven Auswirkungen des Musizierens auf die Raum-Lage-Wahrnehmungsfähigkeiten. Degé, F.; Schwarzer, G.: Musik und kognitive Entwicklung. In: Bernatzky, G.; Kreutz, G. (Hrsg.):

Musik und Medizin – Chancen für Therapie, Prävention und Vildung. Wien 2015, S.366f.

37 Gromko, S.8.

38 Hender; Sabrowski, S.127.

 Es gibt Instrumente, die der räumlichen Lage der Noten auf dem Papier (oben – hoch, unten – tief) entsprechen, zum Beispiel die Blockflöte. Andere Instrumente widersprechen dieser räumlichen Anordnung. Zum Beispiel bei Klavier, Cello, Querflöte, Gitarre ist dies der Fall

 Die alternative Notenschrift „Klavarskribo“39 für Klavier notiert hohe Töne rechts und tiefe links auf dem Papier, so also, wie sie auch auf der Klaviatur angeordnet sind

 Auch der Rhythmus ist in der räumlichen Anordnung der Notenköpfe minimal

wiederzuerkennen. Dabei sind allerdings viele Notendrucke ungenau. Führt dies zu Problemen, sollte darauf geachtet werden, Notenköpfe den rhythmischen Relationen entsprechend voneinander zu entfernen (siehe unteres Bild)

39 Stichting Klavarskribo (Hrsg.): The Klavar Method – Play Your First Melody Within Ten Minutes. Ridderkerk 2016.

(13)

 Möglichkeiten des Farbeinsatzes:

 farbiges Druckpapier oder Folie über den Noten40

 farbige Notensystematiken41

 Unerwartetes Markieren42

 harmonische Funktionen oder melodiöse Pattern

40 z.B. Flach et al., S.235; Daunt und Bishop-Liebler 2016.

41 z. B. Hubicki, M.; Miles, T.R.: Musical Notation and Multisensory Learning. In:

Child Language Teaching and Therapy. Ausgabe 7 Nr.1, 1991, S.63.

42 McRitchie Pratt, S.20.

farbig kennzeichnen43 Fördert auch → Verständnis für den Aufbau der Musik

 Lagen und Saiten farblich kennzeichnen44

 Taktschwerpunkte markieren45

 Kinder sollten an der Gestaltung der Noten beteiligt sein, auch wenn sie Fingersätze und ähnliches noch nicht selbstständig erarbeiten können. Bunte Noten sind nicht kindisch, sondern kreativ!

 Achtung: In Deutschland verbietet das

Urheberrecht das Kopieren fast aller Noten! (Und wenn es erlaubt ist, sind die Noten oft so alt, dass der Druck nicht als legastheniegerecht zu

bezeichnen ist).

43 z.B. Marshall, K.; Daunt, S.: Practical Teaching Solutions. In: British Dyslexia Association (Hrsg.): Teacher Guide to Music and Dyslexia. Ohne Ort 2011, S.11.

44 Sabrowski, S.81, S.90, S.93.

45 British Dyslexi Association (Hrsg.): Music and Inclusive Teaching – Information from B.D.A. Music. Ohne Ort und Jahr, S.8.

(14)

 Lernen und Üben sollten positiv konnotiert sein

 Je nach Kind können Wettbewerbe und Vorspiele, Ensemblespiel oder gemeinsames Musizieren mit der Lehrkraft motivieren46

 In Kleingruppen: Jedes Kind bekommt eine

Expertenfähigkeit zugesprochen hat so eine feste Aufgabe47

 Vielschichtige Lehrmethoden eröffnen jedem Kind die Möglichkeit, den idealen Lernweg zu finden und mit den Sinnen zu arbeiten, deren Wahrnehmung nicht beeinträchtigt ist.

 Rituale und ein Überblick über den kommenden Stundenablauf können helfen, im Unterricht anzukommen48

 Termine und Hausaufgaben sollten in einem Heft

46 Thielemann, K.: Legasthenie und ADHS im Musikunterricht – So habe ich das erlebt. Auf: Kind und Musik. 2017; Oglethorpe, S.: Sight-Reading. In: Miles, T.

R.; Westcombe, J.; Ditchfield, D.: Music and Dyslexia – A Positive Approach.

Chichester 2008b, S.88.

47 McRitchie Pratt, S.21.

48 Marshall und Daunt.

notiert werden, nicht in den Noten. Für Kinder, die nicht oder nicht gerne lesen, können Symbole helfen. Das Verständnis der Aufgabe sollte abgefragt werden49

 Bei Auswendiglernenden können zwei kurze Stunden in der Woche besser sein als eine lange50

 Wenn der Instrumentalunterricht frustriert, aber Musik als Ganzes vom Kind gerne gemacht wird, kann es helfen, das Instrumentalfach oder die Lehrkraft zu wechseln51. Dabei sollten mit dem Kind, den Eltern und der Lehrkraft die Fähigkeiten und Wünsche des Kindes genau und in Ruhe

analysiert werden52. Bestimmte Instrumente

brauchen bestimmte Fähigkeiten stärker als andere und bestimmte Lehrkräfte bevorzugen gewisse Methoden, die dem Kind vielleicht eher zusprechen

49 McRitchie Pratt, S.22; Oglethorpe 1998, S.122f.

50 Oglethorpe 1998, S.126ff.

51 Vgl. Ganschow et al., S.199.

52 Oglethorpe, S.: Can Music Lessons Help the Dyslexic #learner? In: Miles, T. R.;

Westcombe, J.; Ditchfield, D. (Hrsg.): Music and Dyslexia – A Positive Approach.

Chichester 2008a, S.59.

(15)

 Musik ist in erster Linie Klang und nicht Schrift53

 Aber: Lange Tradition in der klassischen Musik und unmittelbare Vorgabe des/der Komponisten/in ohne klangliche Vorinterpretation54

 Hauptgeschäft der Musikschulen ist Klassik, weniger Stile, die ohne Notation auskommen

 Notenlesen erleichtert den musikalischen Alltag enorm, diverse Autor/innen sehen es für

musikalische Berufe sogar als zwingend an55

 Noten lesen wird mit „musizieren können“

assoziiert und eigenes Notenbuch macht stolz56

 Auch Musizierende mit Legasthenie nutzen freiwillig Notenschrift57. Nur 2 von 26 Befragten würden ihr Instrument gerne ohne Notenschrift lernen58

53 Zum Beispiel: Ganschow et al., S.200; McRitchie Pratt, S.25.

54 Flach et al., S.235.

55 Zum Beispiel: Lehmann und McArthur, S.149; Sloboda, S.4.

56 Oglethorpe 1998, S.41; Sabrowski, S.74.

57 Sabrowski, S.93ff, S.103ff.

58 Ebd. S.123.

 In Ergänzung zu den üblichen Methoden kann bei Kindern mit Schwierigkeiten im Notenlesen darauf geachtet werden, dass…

◦ mit sauber gedruckten Noten, die auf die Bedürfnisse des Kindes maßgeschneidert sind, begonnen wird59.

◦ In Stilen begonnen wird, in denen das Kind heimisch ist und welche auf Mustern/Pattern basieren (zum Beispiel Kinderlied, Pop-Musik)60.

◦ Kleine Einheiten zum Blattspiel gut verpackt werden, beispielsweise im Ensemble-Spiel oder beim Erlernen eines neuen Stückes61

59 Oglethorpe 2008b, S.58.

60 Sloboda 1978, S.15.

61 Oglethorpe 2008b, S.83, S.86.

(16)

 Menschen mit Legasthenie erfahren unterschiedliche, teils auch gar keine

Einschränkungen im Musizieren. Gemeinsamkeiten und Einflüsse sind dennoch statistisch

nachweisbar62

 Notenschrift ist eine sehr komplexe Schrift, da sie auf verschiedenen Ebenen verarbeitet werden muss und diverse Fähigkeiten in Anspruch nimmt

 Die Sinne, die zum Musizieren genutzt werden, können durch Legasthenie beeinflusst sein, wodurch es zu Auswirkungen kommen kann

 Notenschrift kann visuell vereinfacht werden, dadurch muss sie nicht an musikalischer

Komplexität einbüßen. Sauber gedruckte Noten sind von Vorteil

 Die meisten Schüler/innen möchten die

Notenschrift lernen und dies ist mit passenden Methoden auch möglich.

62 Jaarsma et al., S.146; Flach et al., S.234.

 Lehrkräfte kennen die Problematik oft nicht und sind über Legasthenie bei ihren Schüler/innen nicht informiert, Schüler/innen hingegen können ihren Lernstand nicht einschätzen

 Stark Betroffene ahnen Zusammenhänge, finden aber keine deutschsprachigen Informationen

 Keine einheitlichen Anforderungen an das

Instrumentalspiel, dadurch ist kein verbindlicher Nachteilsausgleich (beispielsweise in einer

Berufsausbildung) möglich63

 Kaum Austausch der Lehrenden über Möglichkeiten und Methoden.

 Der Begriff „Notenlegasthenie“ sollte im deutschen Sprachraum definiert werden64.

63 Vorbild könnte Großbritannien sein: Bereits auf Musikschulniveau gibt es „Level- Prüfungen“. Dafür ist das Recht auf Nachteilsausgleich festgelegt, sowohl in der Musikschule als auch in der Berufsausbildung/Studium. Associated Board of the Royal Schools of Music (Hrsg.): Dyslexia, Dyspraxia or Other Learning Difficulties. Auf: Abrsm.org. London ohne Jahr.

64 Definition im Englischen: „Developmental music dyslexia“ im Wortlaut angelehnt an die Definition der Legasthenie in der ICD-10. Hébert, S. Cuddy, L.L.: Music-

(17)

Reading Deficiencies and the Brain. In: Advances in Cognitive Psychology.

Ausgabe 2 Nr.2-3, 2006, S.203.

Dieses Skript und auch die Bachelor-Arbeit zum selben Thema können abgerufen werden unter:

www.annikas-musikecke.de/musikecke/

paedagogikmusikpaedagogik/

legasthenie-im-instrumentalunterricht/

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