• Keine Ergebnisse gefunden

editorial Chefredakteur Dr. Rafael Ball Direktor der ETH-Bibliothek Zürich

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "editorial Chefredakteur Dr. Rafael Ball Direktor der ETH-Bibliothek Zürich"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

www.b-i-t-online.de 18 (2015) Nr. 2 online

Biblioth k Inf ti T hnolo i

89

Liebe Leserinnen und Leser,

editorial

Chefredakteur Dr. Rafael Ball Direktor der ETH-Bibliothek Zürich

„Wir müssen in Europa einfach einen Zahn zulegen, genauso wie wir in Deutschland einen Zahn zulegen müssen. Die Welt wartet nicht auf uns, sondern wir müssen selber sehen, dass wir vorne mit dabei sind. Betrachten Sie dies als Ermutigung.“

Dieses Zitat stammt von Angela Merkel aus ihrer Eröffnungsrede der Hannover Messe vor wenigen Tagen.

Was die Kanzlerin hier auf die deutsche Industrie bezogen hat, von der sie sagt, dass sie nicht mehr durch das Rauchen der Schlote gekennzeichnet sei, sondern durch eine

intelligente Vernetzung, gilt nicht minder für das deutsche Bibliothekswesen. Zwar müssen wir nicht um jeden Kunden kämpfen, aber wir stehen, weit mehr als vielen bewusst ist, bereits in einem globalen Wettbewerb der Ideen und Kunden, ganz so wie die deutsche Industrie.

Dabei konkurrenzieren wir nicht unbedingt mit jeder Bibliothek auf der ganzen Welt, aber mit einigen Global Playern auf jeden Fall. Google ist beispielsweise ein solcher Global Player, der bereits nach wenigen Jahren Suchmaschinentätigkeit zum Goldstandard in den Suchsystemen auch von Bibliotheken geworden ist. Längst hat jede Bibliothek, die etwas auf sich hält, ein Discovery-System im Einsatz, auch wenn der eine oder andere Bibliothekar (inzwischen nur noch im Verborgenen) den alten OPAC mit seiner Kategorien suche noch immer für das bessere Suchinstrument hält.

Dennoch: Im Wettbewerb der Ideen gewinnt in deutschen Bibliotheken noch zu oft das alte System der „Tausend- prozentigen“, der „Supergenauen“ und „Überkorrekten“. Zwar ist Genauigkeit kein Schimpfwort, aber im 21. Jahrhundert liegen die bibliothekarischen Herausforderungen auf ganz anderen Feldern als der Erschließungstiefe und den Katalo- gisierungsregeln. Gerade wieder einmal sind wir dabei, die Einführung der RDA als Rückführung in die gute alte RAK-Welt (oder andere nationale Katalogregeln) misszuverstehen: Muss denn jeder Sonderfall alter nationaler Katalogregeln auch in den RDA wieder auftauchen? Und jede bisherige Kategorie ab- gebildet werden? Wenn heute jeder sein Buch selbst verlegen kann, entstehen auch im formalen Bereich der beschreibenden Metadaten „kreativste“ Lösungen und Variationen von Autor, Titel, Herausgeber, Mitautoren, Bearbeitern, Verlags orten,

Seitenzahlen, Übersetzern, Auflagen, Bearbeitungen usw.

Muss denn in einer solchen Situation jeder denkbare Fall auch in eine vollständige Katalogregel münden? Oder genügt heute nicht der „Goldstandard“ der Google Suche, der darauf basiert, dass es reicht, gefunden zu werden? Wenn wir eine Chance haben, alte Zöpfe in der Bibliothekswelt abzuschneiden, dann hier.

Was aber sind heute die wichtigen Herausforderungen der Bibliotheksbranche und was sind ihre Lösungen?

Einige Antworten haben unsere Autoren in diesem Heft von b.i.t.online für Sie schon parat: Als neues Geschäftsfeld werden zunehmend wieder Universitätsverlage diskutiert, eigentlich auch ein alter Zopf, der aber an einigen Stellen wieder neu geflochten wird („Universitätsverlage sind ein wunderbares neues Geschäftsfeld für Bibliotheken“, Regine Tobias, Verlagsleitung KIT Scientific Publishing), oder aber ganz neue Ideen, was Bibliothek denn sein sollte oder sein kann („Die Bibliothek als Plattform für eine partizipative Informationskultur“) bis hin zu einem immer neuen alten Thema, ob Open Access eine echte Alternative zu klassischen Zeitschriftenabonnements darstellen kann („Inwieweit ersetzen (originäre) OA-Zeitschriften traditionelle, subskriptionsbasierte (Verlags-)Journals mittelfristig“), ein Thema, das wir in unserer

„Kontroverse“ diskutieren.

Sollten Sie aber in unserem Heft noch nicht genügend Antworten gefunden haben, werden Sie sicher weitere Anregungen auf dem diesjährigen Bibliothekartag in Nürnberg erhalten. Unter dem Motto „Bibliotheken – von Anfang an Zukunft“ wird die Vorstellung der Bibliothek als rückwärtsgewandte Gedächtnisinstitution geschickt in eine Zukunftswerkstatt verwandelt. Wir werden sehen, wer das einlösen kann.

Ich lade Sie herzlich ein, uns an dem Stand 31 in Halle 4A zu besuchen. Wir freuen uns auf Ihren Besuch, Ihre Fragen und natürlich auch über Ihre Antworten.

Herzlich Ihr Rafael Ball

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Nicht nur wenn die Netzneutralität zu Ende geht, müssen Bibliotheken und Wissenschaft zusammenstehen für die Freiheit von Wissenschaft und Forschung und die Unab- hängigkeit

Niemand aber macht sich bei dieser ganzen Diskussion einmal die Mühe genauer hinzusehen und zwischen einem simplen, aber notwendigen und in Bibliotheken praktisch

Das kann man sehen wie man möchte, man kann das bedauern oder auch als falsch empfinden, Tatsache ist, dass es heute eine ganze Reihe von formalisierten Infrastrukturen gibt,

Vorstoß zum Radikalumbau der Wissenschaftskommunikation durch eine gut ausgestattete Elite-Organisation als Modell denn auch Erfolg verspricht für all die kleinen und größeren

Dass man als Professor mit seinen Forschungsfragen in der Bibliothek nah an seinen Kunden sei (wie jetzt oft behauptet wird), ist nur die zynische Umschreibung dafür, dass eine

Wolfram Neubauer hat sich die Bibliothek der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich einen europäischen Spitzenplatz bei der Ge- staltung moderner

Dabei macht Rolf Griebel deutlich, dass er sich eine Abkehr vom gedruckten Buch nicht vorstellen kann.. Und diese Position ist für eine solche Kultur-Einrichtung, wie sie

Eine andere Frage kommt mit der Insolvenz dieser Agentur aber auch auf: Auf welcher wirtschaftlichen Basis stehen diese Unternehmen, die als Zwischenhändler offensichtlich allzu