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Zeigt her eure Füße und Schuh' Handarbeitsunterricht in der 7. Klasse

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Academic year: 2022

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Im 7. und 8. Schuljahr treten die Schüler in eine neue Phase der Entwicklung ein. Sie wol- len jetzt die Welt in ihrem Wahrheitsgehalt be- greifen können. Kritisches Denken, eigenes Urteilen wirken von nun an auch beim Ge- stalten einer Handarbeit mit. Was bei dieser Arbeit vorher mehr aus dem gefühls- und wil- lensmäßigen Erleben heraus getan wurde, das will jetzt vom Schüler selbst erfasst und mit dem Denken in Einklang gebracht werden.

Rudolf Steiner spricht für die Pubertätszeit von »Erdenreife«. Damit sind umfassende Reifungsvorgänge gemeint: Große physische Veränderungen treten ein. Auffällig schnell wachsen die Gliedmaßen. Da muss auch die Stützfunktion der Beine und Füße zunehmen.

Die Bewegungen werden schwerer und lang- samer. Was in der Bewegung der Glieder äu- ßerlich sichtbar wird, das wird auch innerlich, im Seelenraum des jungen Menschen erlebt, und zwar als Anstrengung, als Überwindung von Widerständen. Denn durch jede Bewe- gung muss die Last des Leibes gegenüber der niederziehenden Schwere überwunden werden. Die Fußfläche erreicht ihre größte Ausdehnung und damit die ausgedehnteste

Berührung mit dem Erdboden.

Aus diesem Grunde erscheint es als sinnvoll, in der 7. Klasse mit den Schülern Schuhe zu nähen. Die jungen Menschen sind auf der Suche nach ihrem eigenen Standpunkt in der Welt und sind bereit, sich auf eigene Füße zu stellen. Der Schüler soll in künstlerischer Weise dahin geführt werden, zu erleben, wie Muskeln und Sehnen verlaufen, bis hin zum Knochenbau und zur Lage der Zehen. Wie kann es im Handarbeitsunterricht gelingen, dies zum Erlebnis zu bringen, ohne direkt auf die Anatomie des Fußes einzugehen?

Am Beginn steht die Betrachtung des eige- nen Fußes, denn dieser ist Ausgangspunkt für jede weitere Überlegung. Auf dieser Grundla- ge wird versucht zu erfühlen, wie der Druck des senkrecht stehenden Unterschenkels vom Fußgewölbe übernommen wird und in die- sem verstrahlend sich dem Erdboden mitteilt.

Das Aufzeichnen der Punkte, mit denen der Mensch beim Stehen tatsächlich die Erde be- rührt, erweckt Erstaunen und Verwunderung, auch darüber, wie die Fußwölbung gebildet ist, die wie der Vermittler zwischen Ferse und

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Zehen empfunden werden kann. Manche stel- len fest, dass sie Plattfüße haben, was ihnen noch nie richtig aufgefallen ist. Einige Schüler können schon bewusst und präzise ihre Füße, die Wölbungen und Knochen wahrnehmen.

Welche Schritte sind bei der Anfertigung ei- nes Schuhes notwendig? Der Arbeitsvorgang stellt von Anfang an den Anspruch an stetige Aufmerksamkeit. Von der individuellen Form der Fußsohle wird nach geometrischen Geset- zen der Schnitt entwickelt. Die Sohlenform wird abgenommen und hiervon ausgehend mit Lineal und Winkel weiter konstruiert.

Die Ferse muss abgemessen und eingezeich- net werden. Ein Blick auf die Entwürfe zeigt den Schülern, wie verschieden die einzelnen Fußsohlen und Schnitte aussehen, und jeder erkennt, dass sich eine andere Fußform auch in anderer Schnittform darstellt. Es wird deut- lich, dass jeder seine eigene Aufgabe hat, für deren Gelingen er alleine verantwortlich ist.

Das Anpassen des Schnittes macht auf indivi- duelle Eigenschaften der Füße aufmerksam.

Ist dieser überprüft, setzt die Gestaltung des Schuhes ein. Man muss erkennen können, wo die Zehen liegen, wie die Muskeln laufen und wie der Fuß auf dem Boden steht. Die- se Übungen werden mit Wachsfarben ausge- führt. Nach den vorbereitenden Gestaltungs- übungen wird das geeignete Material gewählt.

Für diese Altersstufe ist es ratsam, leicht zu verarbeitende Materialien anzubieten.

Nach dem eigenen Entwurf und Schnitt muss nun das Zuschneiden erfolgen. Hier ist ein weites Vorausdenken erforderlich. Es ist im- mer ein starkes und für alle schreckliches, für viele allerdings auch heilsames Erlebnis, wenn eine voreilige Schere beim Zuschnei- den den Überlegungen vorauseilt. Mancher ist so von allzu schwatzhaftem Reden im Unter- richt zumindest für eine Weile geheilt worden – auch zum Segen für die anderen.

Wenn es sich in dieser Altersstufe auch nur um anfängliche Versuche zu selbstständiger Arbeit handeln kann, so sind es doch wichtige Versuche. Beim Nähen erfährt jeder Schüler, dass die exakten, oft viel Geduld erfordernden

Vorarbeiten das Wesentliche waren. Hier ler- nen sie, wie wichtig es ist, sein Tun sorgfältig zu planen und vorzubereiten, das heißt, gut vorzudenken – und dann zu handeln.

Das Schuhmacher-Handwerk kann bis zurück in die griechisch-römische Zeit auf bedeuten- de Persönlichkeiten blicken. Neben Crispinus und Crispinianus, den Schutzpatronen der Schuhmacher, finden wir Philosophen, Hi- storiker, Dichter und Erfinder. Steiner weist auf den Mystiker Jakob Böhme (1575-1624) hin, der als Schuhmacher ein außerordentlich bedeutender Denker von ungewohnter Selbst- ständigkeit war.

Der Lehrplan der besprochenen Altersstu- fe führt über den Unterrichtsstoff hinaus in die Welt. Er schafft ein neues Verhältnis zu Raum und Zeit. Zu diesem Zeitpunkt rüstet sich der junge Mensch, das eigene Schicksal zu ergreifen.

Waltraud Kuhn

Zur Autorin: Waltraud Kuhn ist Lehrerin und Ausbilderin in Mannheim.

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