• Keine Ergebnisse gefunden

Rauchende C olts und F riedensp feif en

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Rauchende C olts und F riedensp feif en"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Die Satire «Wilder Westen in der Zentralschweiz»

liess viele Medizinmänner erbeben. Vor Lachen. Oder Zorn. Aus der Zentralschweiz, die aus den Kantonen UR, SZ, OW/NW, LU und ZG besteht, kam India- nergeheul und Kriegsgeschrei. Tja, der getroffene Hund bellt, doch auch wenn die Hunde bellen, zieht die Karawane weiter (Bitte diese Metapher aus dem indianischen Sprichwortschatz richtig verstehen!).

Zwei Stammesführer in Städten ausserhalb der Innerschweiz dankten, dass man die Story über ihren vierteljährlichen Dienstrodeo vom Tatort weg diskret in die Zentralschweiz verlegt habe. So könne man ihre urbanen roten Brüder nicht als die Wilden erkennen, die sie seien. Drei Ältestenräte meldeten, man habe inzwischen Friedenspfeifen geraucht (Anmerkung des Layouters: Und das als Ärzte!?).

Drei Squaws bedankten sich, dass man sie zitiert habe. Nun, der Ausspruch war inklusive der virtuel- len Arztgattin, die ihn angeblich getätigt hatte, frei erfunden ... Der real existierende Kinderarzt, der wirklich auf den Tisch geschlagen hatte, hat nicht den Mund aufgemacht. Leckt er noch seine Wunden oder lacht er noch immer? Dafür betonte ein anderer Pädiater aus einem ganz anderen Ort, dass er zwar an der Sitzung laut, aber nicht handgreiflich gewor- den wäre. Was wir ihm glauben. Ein altgedienter Heiler fühlte sich vom Pfeil durchbohrt. Zwar wurde nie auf ihn gezielt, sondern auf die Marterpfahlbauer, die längst in den ewigen Jagdgründen ruhen, aber er war be- und getroffen. Kurz – die Satire hat das erreicht, was sie will und soll: Palaver, Emotion, Reflexion. Es kamen auch Glückwünsche und wit- zige Mails. Sogar Anfragen von Zeitschriften aus dem In- und Ausland, ob man den Text nachdrucken dürfe, was der Verlag gerne gestattete. Das Feuer in der Prärie trieb einige völlig Unbeteiligte aus den Büschen, auf die sie nie geklopft hatten: Zu Unrecht zieh man sie der Autorenschaft! Einer wehrte sich vehement, andere nahmen es schmunzelnd als Komp- liment zur Kenntnis. Bevor sich jetzt ein Häuflein von Gemarterten auf den Kriegspfad begibt, um die vermeintliche Stammesschmach zu retten, einige klärende Worte zur Rubrik «Arsenicum»: Es handelt sich dabei um Satire, die seit Jahren in ARS MEDICI erscheint. Satire darf und soll kritisch, polemisch, belehrend und unterhaltend sein, sie übertreibt und

verzerrt, deckt Widersprüche auf, vergleicht diese spottend mit dem anzustrebenden Idealzustand und gibt ihre Ziele der Ironie preis. Satire ist nötig. Als Ventil der Gequälten. Als Spiegel für die Fehlbaren, den ihnen ein Narr vorhält. Jeder darf das eigene Spiegelbild für ein Zerrbild halten, welches es ja auch ist und den Narr als Narr bezeichnen. Niemand muss über Satire lachen, jeder darf beleidigt sein.

Aber niemand entgeht der Satire – und das ist gut so.

Selbst totalitäre Regimes müssen Satire erdulden.

Der Krieger «Freche Feder», der sie schrieb, zittert jetzt keineswegs in seinen Mokassins, sondern tut neue Pfeile in seinen Köcher. Dass er nach wie vor Tarnbemalung trägt, hat nichts mit dem Sich- Drücken vor Verantwortung zu tun, sondern mit dem Konzept der Rubrik: Nicht der Verfasser, sondern der Inhalt von «Arsenicum» soll interessieren. Der Autor ist kein Anonymus, sondern mir und allen Mit- arbeitern des Rosenfluh Verlags persönlich und namentlich bekannt. Er trägt die strafrechtliche Ver- antwortung für seine Kolumnen, wie übrigens auch die zuständigen Redaktoren und der Verleger. Dieser praktizierende Hausarzt erlebt nicht alles selbst, über was er schreibt, sondern trägt viele Informationen von Kollegen und Kolleginnen zusammen, schaut ihnen bei Kongressen aufs Maul, hört auf ihre Kla- gen und Freuden, fragt bei PatientInnen, Pharmaver- tretern und MPA nach. Der Inhalt der Kolumne

«Arsenicum» wird aufgrund von Beiträgen vieler Personen mosaikartig zusammengestellt, verfremdet und vom Autor nur in Worte gekleidet. Vieles ist gut recherchiert, manches übertrieben oder glatt erfun- den. Doch wie die Rauchzeichen zeigen, sind Dienst- palaver und verbales Skalpieren von Kollegen ein brandheisses Thema. Auch ich habe mit etwas Selbsterlebtem dazu beigetragen, doch meine Story reichte nicht für eine Glosse. Ich danke daher Frecher Feder für das Stechen ins Wigwamwespennest und hoffe, dass alle Wounded Knees (und Egos) wieder heilen, dass wir alle eine beschwingte, satiregeladene Fasnacht haben. Hau, ich habe gesprochen!

150

ARS MEDICI 4 2007

arsenicum

Rauchende C olts und F riedensp feif en

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Es gibt für jeden in jeder Al- tersgruppe ein Salz, das ihn unterstützen kann.“ In seinen Apotheken kennen sich die Mitarbeiter bereits sehr gut damit aus.. An den DHU-Pro-

Die Verantwortlichkeiten beim Mitholztunnel werden erst nach Abschluss der Ursa- chenabklärung differenziert bezeichnet werden können.. Der für den Kanton als Bauherr

Horx geht davon aus, (1) dass uns Verzicht nicht schwerfallen wird, (2) dass es neue und breitere Formen der Höflichkeit gibt, (3) dass wieder „wirklich“, von Mensch zu Mensch in

(…) Es wird prognosti- ziert, dass die Nachfrage an Palmöl weiter steigen wird. Nicht nur in den Industrienationen, sondern vor allem auch in Entwicklungs- und Schwellenländern.

Nach den Wahlen im Mai möchten wir uns bei euch für eure Wahlbeteiligung bedanken und die Gelegenheit nutzen, euch unser neu aufgestelltes Team vorzustellen. Carina

Kapitel 4: Der persönliche Anwendungsbereich de lege lata ... Grammatikalische Auslegung ... Systematische Auslegung ... Historische und genetische Auslegung ...

Welche Bedeutung hat das Erfordernis, dass das nationale Gericht davon überzeugt sein muss, dass die Antwort auf die sich stellende Frage für die Gerichte der

12 Uhr Kurz nach der Erklärung Gülens sichert US-Außenminister John Kerry der türkischen Regierung die Unterstützung der USA zu und erklärt, dass die Ruhe und Ordnung in der