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Bemerkungen zu den jüdisch-persischen Glossen
zum Buche Samuel.
(Vgl. oben S. 409 fif.) Von Siegmund Fraenkel.
No. 31. npl-il (Npm) ist wohl identisch mit xcj^lj Vull.
I. 788. Auch das jüd. Npm Babl. Ketub. 62», 35 (so nach 'Arüch;
unsere Agg. haben die erleichtemde LA. NpriD-ilE) ist — trotz
Perles Etym. Stud. 120 — dasselbe Wort. Auch das syrische
l,^j (Brockelmann 78», 1. 2—4) wird davon kaum zu trennen sein;
doch wird da als echte Porm wohl die Wurzel
angelehnt) zu gelten haben, während die in unseren Codd. überliefer¬
ten Varianten wohl nur auf die Abschreiber zurückgehen. Dagegen
ist das jüdische "iisnn , das Wright zu dem syrischen Worte gestellt hat, gewiss davon zu trennen; denn es ist sicher (vgl. Levy, Nhbr.
Wtb. I, 387*') = Sgovyyog^) (Ducange 333). va-ni, das wie ein
Plural aussieht , ist wohl nur spätere Sehreiberverderbnis. Kaum
*dgovyyiov.
1) Das Umspringen des Vokals der Accentsilbe ist trotz des R etwas aulTallig; vielleicht ist als echte Form *"|15Tn anzusetzen. Man kann sich dabei kaum auf JlOQ^ aus iköna berufen; denn hier ist wohl als Slteste Ent¬
lehnung ikön s^Q^{J) aus eixaiv anzunehmen, woraus dann nach echt syrischer Art unter der Analogie von Bildungen wie AO«J0 — jjLlOO die Form JfQQ , gebildet wurde. Diese behielt dann allein Geltung. Daneben wirkte vielleicht attch das sinnverwandte jor»0» t>^ Aucb jUd. echte Schreibung DIEHU (Levy II, 148a) neben OlEw (ib. 182b) und Cid (I, 418a)). — joOSO^^flo/, das auch eine wunderliche Umbildung von atotx£tov sein muss , da aroixoe in diesem Sinne nicht 2u belegen ist, wird nur als Rückbildung aus einer falschen Pluralform (Nöldeke, &yr. Gramm. § 89 Ende) erklärt werden können.
682 Fraenkel, Bemerk, z. d. jüd.-pert. Glossen z. Buche Samuel.
No. 46. T12 ist wirklich nichts anderes als das bekannte auch
ins Aramäische (jjQO Tir) und Arabische (jji^) übergegangene Wort,
das den Krug bezeichnet Durch diese merkwürdige Übersetzung
des hebräischen n55n „Ackerstück* wird nun die Erklärung, die
Nöldeke in meinen Aram. Fremdw. 130 zweifelnd für nsab VLL^
gab, endgiltig sicher gestellt. Thatsächlich bezeichnen diese Wörter
also zunächst ein Mass zur Aussaat und dann die damach be¬
stimmte Ackerfläche.
No. 68. aimo, Übersetzung von nana, ist jedenfalls = arab.
Doch könnte vielleicht die jüdische Form die ursprüng¬
liche Lautfolge bewahrt haben; vgl. Nöldeke, Pers. Stud. (Stzgsbr.,
Wien, Ak. CXVI) 404 — Sep. Abdr. 20 — Änm. 2; Löw, Ar.
Pfl. 195, 3.
No. 93. Die Glosse nna "ajno zu «a: scheint mir auf einer
recht oberflächlichen Betrachtung dieses Wortes zu beruhen; dem
Verfasser hat augenscheinlich iOib .„Befehlshaber* vorgeschwebt, also
^yCijsui Vull. n , 414». (Zu n für ,^ vgl oben 8. 399 1. 11,
ebenfalls vor N).
68a
Abriss der biblisch-hebräischen Metrik (Schiuss).
Von Hubert Grimme.
(Vgl. diese Zeitscbrift Bd. L (1896), S. 529ff.)
Übersicht über die metrisohen Partien der Bibel.
"Vor der Darlegung, welche Stücke der Bibel in das Gebiet
der metrischen Poesie gehören, muss ich Stellung nehmen zu der
Ansicht verschiedener Metriker, wonach in der Bibel ausser der
rein prosaischen und der metrisch-poetischen Stilart noch eine aus
beiden gemischte, die der »rhythmischen Prosa' vertreten sei. Diese
Redegattung existiert in Wirklichkeit nicht, und sie kann nicht
existieren, weil schon ihr Begrifif den Regeln gesunder Rhythmik
zuwiderläuft
Denn schon von jeder guten Prosa wird ein rhythmischer Gang
verlangt, d. h. die wohllautende Folge von verschieden betonten
Silben , die weiter durch Haltepunkte , welche durch die Gesetze
der natürlichen Atmung diktiert sind , unterbrochen wird. Die
Poesie hat mm den Prosarhythmus durch die Anpassung an eine
musikalische Begleitung in ihrem Accentreichtum wohl geregelt,
aber auch geschmälert, vmd ebenso die ungleich langen RedegUeder
in bestimmt lange Masse, Metra, eingedämmt, entsprechend der be-
schränkt«n Melodieentwickelung. Demnach könnte man sich unter
„rhythmischer Prosa* des Hebräischen etwa einen Stil vorstellen, der mit dem musikalisch beengten Rhythmus die Freiheit der prosaischen
Sprechgliederentfaltung verbände. Also wäre es vielleicht in Musik
gesetzte Prosa? Das setzte aber eine Entwickelung der altbebräiscben
Musik voraus , die das , was wir von antiker Musik kennen , weit
überschritte , vmd zwänge uns , die musikalischen Kunstformen des
gregorianischen Chorals und der modemen Meister, wodurch jeglichem
Prosatexte ein genau passender musikalischer Rahmen geschaffen
werden kann, schon für Israels Sangkvmst zu antizipieren. Oder soll
man den Ausdrack so fassen, dass mit Verzicht auf den musikalischen Vortrag nvu- deren Arsen ■und Thesen in die Prosa herübergenommen seien, wobei der Vorteil der Ariel mannigfaltigeren prosaischen Be-
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