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Zur syrischen Lexikographie.
Von J. K. Zenner.
Uen syrischen Namen derFledermaus )jo^v3 leitet Brun
in seinem Dictionarium von jl.v3 und dem arabischen ^^^o Wurm
ab. Warum soll die Fledermaus „Wurmvogel" heissen? Wie
kommen die Syrer dazu, den „Wurm", der zur Komposition hier
benötigt wird, aus Arabien zu beziehen, da ihnen die eigene Sprache
fünf gut syrische Wörter zur Verfügung stellt? Wie erklärt sich,
diese Etymologie vorausgesetzt, das Nun in dem abgeleiteten Adjektiv )fi«A,..',o>? Letzteres Wort setzt voraus ein |j»o»*.iS = Ohren¬
vogel. In jeder illustrierten Naturgeschichte ist wohl die eine oder andere bildliche Darstellung zu finden, die keinen Zweifel aufkommen
lässt, dass diese Bezeichnung der Fledermaus ungemein zutreffend
ist. Auch die Naturwissenschaft kann nicht umhin bei der ganzen
Familie der VespertiUonina den Ohren grosse Aufmerksamkeit zu¬
zuwenden (Leunis, Synopsis der Thierkunde I, § 115). Sachlich
wäre also die neue Etymologie durchaus zutreffend ; sprachlich scheint
allerdings eine Schwierigkeit vorhanden. „Der Stat. constr. kann nie
vor dem j des Genitivs stehn" (Nöldeke, Syr. Gr. § 205 B). Viel¬
leicht dürfte dieses „nie" etwas zu mildem sein. Schon Duval
(Traitö de gram. syr. p. 339) schreibt: Par un melange des diverses
constractions I'etat construit se rencontre, mais ir^ rarement,
devant le dälath du genitif: ot^ol^>^ jj^JCOib].; ■'- «T* la vaisselle de sa tahle Josuö le Styl. 69, 15; <-i?.On'*Vj^ «LöoT les jours de ma jeunesse.
Auch der erste Bestandteil der Brun'schen Etymologie bedarf
einer Verbesserung; er ist zutreffend insoweit Wurzel und Be¬
deutung in Betracht kommen; aber die zu Grunde liegende Form
ist nicht wohl , sondem ]-'■•,&>, das zunächst als Abstr. und Collectiv. von w>.v3 aufzufassen ist. (Vgl. ^ju,l Kriechen = Gewürm, Brun und Brockelmann: „reptile", jjQO zunächst „Heuschrecken''
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Brock, „locustae", Brun: „locusta"). Dem entsprechend
zunächst: Fliegen, Geflügel, Vögel und dann: Vogel. Eine
Beziehung besteht allerdings zwischen ),li3 und \L'^, aber es ist
nicht die der Identität, die Brun zu unterstellen scheint. (Vgl.
Lagarde, Übersicht über die im Aramäischen, Arabischen und
Hebräischen übliche Bildung der Nomina S. 141).
§ 125 seiner Grammatik schreibt Nöldeke: „Unter den mehr¬
lautigen mögen sich einige alte Zusammensetzungen ver¬
stecken, wie z. B. Jjo^V^ Fledermaus imd das stark verstümmelte
l^jra) (dessen aramäische Grundform ist 51107). Ausserdem sind
einige dieser Nomina verdächtig, Fremdwörter zu sein, z. B. JlOJV*-
Leiche. Nach dem Gesagten ist auch jjOj«.VS den ver¬
stümmelten Wörtern beizuzählen, jlOIV*- dürfte in seinem zweiten
Bestandteil ähnlich zu erklären sein und schliesslich als gut syrisches Sprachgut sich entpuppen.
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Bemerkungen zu den jüdisch-persischen Glossen
zum Buche Samuel.
(Vgl. oben S. 409 fif.) Von Siegmund Fraenkel.
No. 31. npl-il (Npm) ist wohl identisch mit xcj^lj Vull.
I. 788. Auch das jüd. Npm Babl. Ketub. 62», 35 (so nach 'Arüch;
unsere Agg. haben die erleichtemde LA. NpriD-ilE) ist — trotz
Perles Etym. Stud. 120 — dasselbe Wort. Auch das syrische
l,^j (Brockelmann 78», 1. 2—4) wird davon kaum zu trennen sein;
doch wird da als echte Porm wohl die Wurzel
angelehnt) zu gelten haben, während die in unseren Codd. überliefer¬
ten Varianten wohl nur auf die Abschreiber zurückgehen. Dagegen
ist das jüdische "iisnn , das Wright zu dem syrischen Worte gestellt
hat, gewiss davon zu trennen; denn es ist sicher (vgl. Levy, Nhbr.
Wtb. I, 387*') = Sgovyyog^) (Ducange 333). va-ni, das wie ein
Plural aussieht , ist wohl nur spätere Sehreiberverderbnis. Kaum
*dgovyyiov.
1) Das Umspringen des Vokals der Accentsilbe ist trotz des R etwas aulTallig; vielleicht ist als echte Form *"|15Tn anzusetzen. Man kann sich dabei kaum auf JlOQ^ aus iköna berufen; denn hier ist wohl als Slteste Ent¬
lehnung ikön s^Q^{J) aus eixaiv anzunehmen, woraus dann nach echt syrischer Art unter der Analogie von Bildungen wie AO«J0 — jjLlOO die Form JfQQ , gebildet wurde. Diese behielt dann allein Geltung. Daneben wirkte vielleicht attch das sinnverwandte jor»0» t>^ Aucb jUd. echte Schreibung DIEHU (Levy II, 148a) neben OlEw (ib. 182b) und Cid (I, 418a)). — joOSO^^flo/, das auch eine wunderliche Umbildung von atotx£tov sein muss , da aroixoe in diesem Sinne nicht 2u belegen ist, wird nur als Rückbildung aus einer falschen Pluralform (Nöldeke, &yr. Gramm. § 89 Ende) erklärt werden können.