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EU-Kommission: Medizinstudium auf 5 Jahre verkürzen:

AWMF nimmt Stellung gegen Verkürzung des Medizinstudiums

Zusammenfassung

Die AWMF hat sich am 20. Januar 2012 in einer Stellungnahme an den Deutschen Bundesrat gegen den Vorschlag der EU-Kommission ausgesprochen, das Medizinstudium auf 5 Jahre zu verkürzen.

Wolfgang Müller

1

1 AWMF, Düsseldorf

Text

Die AWMF hat sich mit der Stellungnahme zum Vor- schlag der EU-Kommission zur Änderung der Richtlinie 2005/36/EG über die Anerkennung von Berufsqualifika- tionen und die Verkürzung des Medizinstudiums um ein Jahr beschäftigt. Die AWMF unterstützt die Stellungnah- me des MFT und des VUD uneingeschränkt und möchte ebenfalls betonen, dass Artikel 24 (2) weiter sechs Jahre Mindestausbildungszeit und 5.500 Stunden für Mediziner aufweisen muss.

Bei einer Verkürzung auf fünf Jahre würde das bereits jetzt lernintensive Medizinstudium weiter erschwert, der notwendige Erhalt einer hohen Qualität der ärztlichen Ausbildung wird zu einer Verteuerung der Ausbildungs- und Weiterbildungskosten führen.

Bei der Ausbildung sind es die Parallel-Curricula, die die universitären Kosten erhöhen, d.h. Mehrkosten für alle Bundesländer mit einer oder mehreren Medizinischen Fakultäten. Bei der Ausbildung kann durch die Verdich- tung der Inhalte in kürzerer Zeit trotz gleicher Stundenzahl und Ressourcen nur weniger praktisches und theoreti- sches Wissen vermittelt werden, damit müssen zur Erlan- gung der Fertigkeiten mehr Ressourcen zu Verfügung gestellt werden, um denselben Stand bei Beginn der Weiterbildung zu erreichen, d.h. es entstehen Mehrkosten der Weiterbildung. Bereits jetzt bilden nicht alle Weiterbil- dungsstätten wirklich weiter. Die Zahl der von LÄK gemel- deten Weiterbildungsbefugten (WBB) betrug 40.039, die Zahl der aktiven WBB mit mindestens einem Weiterzubil- dendem dagegen nur 17.392, diese Verhältnis entspricht auch

der mittleren Rücklaufquote der WBB von 53,3% (s. Folie 18: BÄK Bundesrapport 2011.pdf ).

Mehr Studierende werden den zunehmenden zeitlichen Aufwand nicht mehr in der Regelstudienzeit schaffen und das Studium später beenden. Laut einer 2010 im Auftrag

des Bundesbildungsministeriums erstellten Studie (Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in der Bundesrepublik Deutschland 2009) gehen 2/3 der Stu- dierenden einer Erwerbstätigkeit während der Vorlesungs- zeit nach. Davon müssen derzeit 45% der Studierenden einer Erwerbstätigkeit nachgehen, um den notwendigen Lebensunterhalt zu sichern. Bundesweit gemittelt nehmen zurzeit nur 64% der Studierenden innerhalb der Regelstu- dienzeit an der M1 Prüfung teil (ermittelt aus den Studi- enplätzen nach Angaben von hochschulstart.de [ZVS]

und des IMPP). Die gegenwärtige Studienabbrecherquote im Studiengang Medizin beträgt in Deutschland laut einer HIS-Studie 5%. Die Zahl der Studienabbrecher wird unter den erschwerten Bedingungen steigen.

Diese Studierenden haben keine abgeschlossene Ausbil- dung und stehen dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung.

Damit ist der volkwirtschaftliche Schaden durch zuneh- menden Ärztemangel und durch ineffiziente Nutzung der universitären Ressourcen verstärkt. Dieser Schaden be- lastet besonders den Etat der Bundesländer.

Durch das beschleunigte Studium herrscht im Hochschul- system Druck und erzeugt Angst und Verunsicherung. In Zahlen ausgedrückt: 20 Prozent der Studenten kommen gut mit zeitgerafften Studiengängen zurecht, 40 bis 50 Prozent sind verunsichert und versuchen, irgendwie Schritt zu halten. Weitere 30 bis 40 Prozent haben ernsthafte Schwierigkeiten. Aufgrund des zeitlichen Auf- wands erscheint es ferner kaum mehr möglich im Studi- um eine Familie zu gründen, daher werden diese Zeiten in die Weiterbildung verlagert und führen zu einer poten- tiell schlechteren sozialen und familiären Ausgangssitua- tion für Mediziner. Noch mehr Zeiten in der Weiterbildung zum Facharzt werden in Teilzeit durchgeführt, die Lern- kurve bei beginnenden Medizinern wird geringer sein.

Die Qualität der Weiterbildung kann damit nicht nur allei- ne von den Weiterbildungsstätten getragen werden, sondern wird wie in anderen europäischen Ländern durch

1/2 GMS Mitteilungen aus der AWMF 2012, Vol. 9, ISSN 1860-4269

Mitteilung

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staatliche Finanzierung der Weiterbildung ausgeglichen werden müssen.

Weitere Konsequenzen werden sein, dass aufgrund die- ses Drucks die Mobilität eingeschränkt wird und diese in die Facharztweiterbildung oder danach verlegt wird, d.h.

andere Länder werden von höheren Aus- und Weiterbil- dungsstufen profitieren. 62% spielen mit dem Gedanken, im Ausland zu arbeiten, 12% haben ernsthafte Pläne (Via Medici Umfrage 2006). Bereits jetzt sind es mehr deut- sche Ärzte, die ins Ausland gehen als nach Deutschland zurückkehren. Bereits 2008 sind 3000 ursprünglich in Deutschland tätige Ärzte ins Ausland abgewandert, wäh- rend nur 1600 zurückgekehrt sind. Zwischen 2000 und 2008 waren 19.276 Ärzte ins Ausland abgewandert und nur 13.864 zurückgekommen (DKI 2010).

Ferner wird die Möglichkeit, sich wissenschaftlich mit ei- ner Thematik auseinanderzusetzen, weiter eingeschränkt, mit der Konsequenz, dass durch mangelnde Ausbildung kein wissenschaftliches Grundwissen vermittelt wird. Dies hat nicht nur für forschende Kollegen eine Konsequenz.

Der praktisch tätige Arzt muss sich ein fundiertes, von Interessenkonflikten unbeeinflusstes Urteil über den po- tentiellen Nutzen und Schaden medizinischer Maßnah- men bilden können. Andernfalls drohen immense Folge- kosten durch ineffiziente oder gar schädliche, überteuerte Behandlungspraktiken (The Good Stewardship Working Group. The "Top 5 Lists" in Primary Care - Meeting the Responsibility of Professionalism. Arch Intern Med 2011;

Aug 8;171(15):1385-90 Epub 2011 May 23; Werner

Bartens. Ärzte warnen vor zu viel Medizin. Süddeutsche Zeitung, Dienstag, 24. Mai 2011).

Ansprechpartner:

Prof. Dr. Karl Heinz Rahn Präsident der AWMF Ubierstr. 20

40223 Düsseldorf

Korrespondenzadresse:

M.A. Wolfgang Müller

AWMF-Geschäftsstelle, Ubierstr. 20, 40223 Düsseldorf office@awmf.org

Bitte zitieren als

Müller W. EU-Kommission: Medizinstudium auf 5 Jahre verkürzen: AWMF nimmt Stellung gegen Verkürzung des Medizinstudiums. GMS Mitt AWMF. 2012;9:Doc3.

DOI: 10.3205/awmf000251, URN: urn:nbn:de:0183-awmf0002515

Artikel online frei zugänglich unter

http://www.egms.de/en/journals/awmf/2012-9/awmf000251.shtml

Eingereicht:20.01.2012 Veröffentlicht:26.01.2012

Copyright

©2012 Müller. Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen

(http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.

2/2 GMS Mitteilungen aus der AWMF 2012, Vol. 9, ISSN 1860-4269

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