NAV-Virchow-Bund
Gegen Wildwuchs
Vorsitzender Zollner für regionale
Integrationsverträge
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or einem Wildwuchs an Hausarztprogrammen oh- ne Verbesserung der Versor- gungsqualität hat der Bundes- vorsitzende des NAV-Vir- chow-Bundes, Dr. med. Maxi- milian Zollner, anlässlich des Deutschen Ärztetages vor der Presse in Berlin gewarnt.Hausarztmodelle würden Pa- tienten in ein uniformes Ver- sorgungssystem pressen und den Krankenkassen die Mög- lichkeit geben, künftig die Be- handlungsrichtlinien einseitig zu bestimmen. Außerdem be- stehe die Gefahr, dass gegen die Verlockung eines Zusatz- honorars von maximal 72 Eu- ro pro Jahr die freie Arztwahl eingeschränkt und durch die Hintertür ein Primärarztsy- stem eingeführt werde.
Mehr als 500 Verträge zur Integrierten Versorgung (IV) gemäß §§ 140 a bis h SGB V seien ein weiterer „millionen- schwerer Verschiebebahnhof von Finanzströmen“ einseitig zugunsten der Krankenhäu- ser und zum Nachteil der außerhalb der IV-Versorgung bleibenden niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte. Durch die Vertragsvielfalt und unter- schiedliche Versorgungsan- sätze werde einer Mehrklas- senmedizin Vorschub gelei- stet. Zollner forderte, die bis- herige einseitige Ausrichtung auf bestimmte Indikationen zu beenden, die die Kranken- häuser zur Fließbandproduk- tion animiere.
Der Verband befürwortet die Ausschöpfung der Mög- lichkeiten von sektor- und fachübergreifenden Koopera- tionen in Ärztehäusern, Ge- meinschaftspraxen und Pra- xisnetzen. Bewährt habe sich beispielsweise das 1998 ge- gründete „Praxisnetz Nürn- berg Nord“, in welchem inzwi- schen mehr als 170 Ärzte aller Fachrichtungen kooperieren und die Behandlung bereichs- übergreifend steuern. HC
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Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 2020. Mai 2005 AA1409
Transplantate von Geschwistern
Abstoßung trotz gleicher Merkmale
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arum werden Spendernieren von Geschwistern mit „perfekt passen- dem“ Gewebetyp langfristig nach der Transplantation abgestoßen? Da die Ge- webemerkmale (HLA-Antigene) über- einstimmen, dürfte das Immunsystem nicht aktiv werden und sollte das Trans- plantat problemlos tolerieren. Dennoch gehen circa 30 Prozent der Gewebetyp- identischen Geschwister-Transplantate etwa nach zehn Jahren durch Absto- ßung verloren. Nach Studien von Wis- senschaftlern des Universitätsklinikums Heidelberg sind späte Abstoßungen eng mit dem Auftreten bestimmter Anti- körper verbunden. Diese sind entweder selbst für die Abstoßungen verantwort- lich, oder es kommt ihnen eine Rolle alsIndikator für Immunreaktionen zu, die nicht gegen die HLA-Antigene gerich- tet sind. Basis der Analyse war die der
„Collaborative Transplant Study“, an der 245 Transplantationszentren teil- nehmen. Es wurden Daten von rund 4 000 Nierentransplantationen zwischen HLA-identischen Geschwistern ausge- wertet, von denen etwa ein Viertel ihr Transplantat verloren hat.
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ie Abstoßungsreaktion war abhängig von der Präsenz lymphozytotoxischer Antikörper, die vor der Transplantation im Serum der Patienten gemessen wer- den. Man hatte geglaubt, dass diese Anti- körper ausschließlich mit HLA-Struk- turen auf den Lymphozyten reagieren.„Ein Teil dieser Antikörper muss sich ge- gen andere Gewebestrukturen auf den Zellen als die bekannten HLA-Antigene richten, denn HLA-identische Geschwi- ster haben identische HLA-Antigene“, so Prof. Dr. med. Gerhard Opelz, Ärzt- licher Direktor der Abteilung Trans-
plantationsimmunologie (Universitäts- klinikum Heidelberg). Entweder indu- zieren die noch nicht identifizierten Anti- körper selbst eine Abstoßung des Or- gans, oder sie sind ein Indikator dafür, dass der Patient ein besonders aktives Immunsystem hat, das durch Reaktionen gegen Non-HLA-Antigene eine Absto- ßung bewirken kann.
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as Interessante an den Ergebnissen ist, dass es sich um Immunreaktio- nen handelt, die langfristig zu einer chronischen Abstoßung erst mehrere Jahre nach der Transplantation führen – im Gegensatz zu Immunreaktionen gegen HLA, die mit frühzeitigen Ab- stoßungen in Verbindung gebracht werden. Gleichzeitig haben die For- scher Hinweise darauf gefunden, dass Transplantationen von nicht verwand- ten Spendern in ähnlichem Ausmaß von dieser neu entdeckten Immun- reaktion betroffen sein müssen (Lancet 2005; 365: 1570–1576). EB AkutM
it seiner ersten bundeswei- ten Kampagne will das neu gegründete Deutsche Präven- tionsnetzwerk in mehr als 70 000 Arztpraxen und Kran- kenhäusern über die Möglich- keiten der Darmkrebsvorsorgeinformieren. Dazu stellt es In- formationsmaterial und Plaka- te zur Verfügung – unter an- derem einen Fragebogen, der den Patienten Aufschluss über ihr familiäres Darmkrebsrisiko geben soll. Unterstützt wird die Initiative durch das Bundesge- sundheitsministerium und die Felix Burda Stiftung, die eben- falls mit einer Anzeigenkam- pagne für die Darmkrebsvor- sorge wirbt.Vernetzte Angebo- te seien unerlässlich, um eine breite Öffentlichkeit zu errei- chen, betonte Ministerin Ulla Schmidt zum Start der Aktion Mitte Mai in Berlin.
Das Deutsche Präventions- netzwerk wurde 2004 gegrün- det. Ihm gehören unter ande- rem der Deutsche Hausärzte- verband, die Kassenärztliche Bundesvereinigung und die Barmer an (www.praeventions
netzwerk.de). ER
Darmkrebs-Vorsorge
Mehr Information
Deutsches Präventionsnetzwerk stellt Material zur Verfügung.
Foto:Felix Burda Stiftung
Anzeige aus der Kampagne der Felix Burda Stiftung zur Darm- krebsvorsorge