Therapeutische Maßnahmen / Prophylaxe
Sofortmaßnahmen Therapie Prophylaxe Opiate i.v.
10 000 — 20 000 I.E.
Liquemin i.v.
Tieflagerung der gepolsterten Extremität Sofortige Klinik- einweisung
Embolektomie:
bei nicht mehr tastbaren Pulsen Konservativ:
bei ganz peripheren Embolien: Fibrinolyse oder maximale Heparinisierung
Antikoagulation Kommissurotomie Aneurysmaresektion Bypass
Tabelle 3: Therapeutische Maßnahmen und Prophylaxe beim akuten Extremitäten- arterienverschluß
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
FÜR SIE GELESEN Der Gefäßnotfall
seitigung des Strombahnhinder- nisses ist eine Sanierung der Em- boliequelle anzustreben. Voraus- setzung ist hierfür eine sorgfältige kardiologische Abklärung, um die Emboliequelle zu diagnostizieren.
Findet sich am Herzen kein patho- logischer Befund, welcher als Em- bolusstreuherd in Frage käme, so muß die aorto-popliteale Gefäß- achse mittels Angiographie über- prüft werden, um ulzerierende Plaques bzw. Aneurysmen auszu- schließen. Die zugrundeliegende Emboliequelle sollte dann nach Möglichkeit im Intervall operativ ausgeschaltet werden.
Zur Vermeidung von weiteren Em- bolien hat sich eine Behandlung mit Antikoagulantien bewährt.
Falls dies nicht möglich ist, sollten Thrombozytenaggregationshem- mer gegeben werden. Trotz sach- gemäßer Antikoagulation kann es aber dennoch — aufgrund älterer präexistenter Gerinnsel — zu Em- bolierezidiven kommen. Die beste Prophylaxe ist daher die Beseiti- gung bzw. Ausschaltung der Em- boliequelle (Tabelle 3).
Behandlungsergebnisse
Die Amputationsrate konnte in un- serem Krankengut der Chirur- gischen Klinik Erlangen auf 5,4 Prozent gesenkt werden (4). Nach wie vor hoch ist jedoch die Klinik- letalität mit 12,8 Prozent, und die- se Letalität steigt innerhalb der er-
sten 4 Wochen auf 25,2 Prozent an. Nach einem Jahr lebten aus unserem Krankengut noch 60 Pro- zent und nach 5 Jahren nur noch knapp 45 Prozent der Patienten.
Über die Hälfte der Emboliepa- tienten ist also 5 Jahre nach dem Eingriff verstorben, 10 Jahre da- nach etwa 60 Prozent. Die Ergeb- nisse sind begründet mit dem re- lativ hohen Durchschnittsalter der Patientengruppe (in unserem Krankengut 64,9 Jahre). Bei vielen Patienten stellt die Embolie ein präfinales Ereignis dar. Da im Ein- zelfall jedoch der weitere Verlauf nicht abgeschätzt werden kann, ist es unsere Aufgabe, diesen oft schwerkranken Patienten mit ei- nem minimalen Operationsrisiko und dem kleinstmöglichen Ein- griff, d. h. Embolektomie mit dem Ballonkatheter, die Extremität zu erhalten.
Literatur
(1) Mörl, H.: Gefäßkrankheiten in der Praxis, Edition Medizin Weinheim—Basel (1983)—(2) Pratt, G. H.: Cardiovascular Surgery, Kimpton London (1954)—(3) Raithel, D.: Der akute peri- phere Gefäßverschluß, Fortschr. Med. 98 (1980) 1461-1463 — (4) Raithel, D.: Spätergeb- nisse nach arterieller Embolektomie, Vasa 9 (1980) 211-213 — (5) Vollmar, J.: Rekonstrukti- ve Chirurgie der Arterien, Thieme Verlag Stutt- gart — New York (1982).
Anschrift des Verfassers:
Professor Dr. med.
Dieter Raithel
Klinik für Gefäßchirurgie des Klinikums Nürnberg Flurstraße 17
8500 Nürnberg
Harnblasenkarzinom:
Erfahrungen mit der radikalen Zystektomie
In zwei sehr umfangreichen und genauen Arbeiten berichten die urologischen Universitätskliniken Mainz (Jacobi u. a., 1983) und Bern (Studer u. a., 1983) über ih- re Erfahrungen mit der radikalen Zystektomie bei für europäische Verhältnisse sehr großen Kollekti- ven (Mainz 173, Bern 174 Fälle).
Die postoperative Letalität betrug 6,3 und 5 Prozent. Es wurden praktisch alle Formen der supra- vesikalen Harnableitung durchge- führt. Die Art der Harnableitung hatte keinen Einfluß auf die Über- lebensrate. Bestehen Lymphkno- tenmetastasen im Becken, so ist dies in der Regel Zeichen einer diffusen Metastasierung und eine Kontraindikation für die Opera- tion. Fehlen diese, so ist auch bei fortgeschrittenem Lokalbefund die Zystektomie indiziert. Eine komplette pelvine Lymphadenek- tomie erhöht die Fünfjahresüber- lebensrate von 33 Prozent auf 65 Prozent (Mainz). Die Fünfjahres- überlebensrate scheint heute mehr vom Differenzierungsgrad als vom präoperativen Staging ab- hängig zu sein (Mainz). Die prä- operative Strahlentherapie verän- dert die Überlebensrate der Pa- tienten nicht (Bern). Auch die Fünfjahresüberlebensraten aus Mainz mit pT, 57 Prozent, pT 3 46 Prozent, pT4 32 Prozent, G II 42 Prozent, G III 35 Prozent, die sämt- lich ohne präoperative Ra- diotherapie erzielt wurden, zeigen im Vergleich mit den wichtigsten Vorbestrahlungsserien keine Überlegenheit einer präoperati- ven Strahlentherapie. hi i
Jacobi, G. H.; Klippel, K. F.; Hohenfellner, R.:
15 Jahre Erfahrung mit der radikalen Zystekto- mie ohne präoperative Radiotherapie beim Harnblasenkarzinom. Akt. Urol. 14 (1983) 63-69; Prof. Dr. G. H. Jacobi, Urologische Uni- versitätsklinik, 6500 Mainz. Studer, U. E.;
Ruchti, E.; Greiner, R. M.; Zingg, E. J.: Fakto- ren, welche die Überlebensrate nach totaler Zystektomie wegen Harnblasenkarzinom be- einflussen. Akt. Urol. 14 (1983) 70-77; Dr. U. E.
Studer, Urologische Universitätsklinik, CH-3010 Bern
Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 34 vom 22. August 1984 (37) 2425