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„Mir fehlt nur noch der Papst!“

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IP Januar / Februar 2019

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Nervöse Zeiten

1. Was sehen Sie 2019 als größte Herausforderung der internationalen Politik an?

Das ist kein einzelnes Thema, eher ein generelles Problem: Der Welt fehlen heute die Stabilitätsanker. Regeln werden gebrochen, Institutionen ignoriert oder geschmäht. Das schafft Instabilität und Unberechenbarkeit und ist ge- fährlich. Ich bin nicht sicher, ob wir wirklich gemeinsam in der Lage wären, eine echte Krise im Zaum zu halten. Worauf – und auf wen – kann man sich im Ernstfall verlassen?

2. Stimmen Sie zu, dass wir in einer Zeit großer Umbrüche leben, und was treibt diese Entwicklungen?

Ja, man wird einmal auf diese Zeit als einen Epochenbruch zurückblicken. Es stehen auf einmal viele außenpolitische Gewissheiten infrage. Das hat zum Teil mit globalstrategischen machtpolitischen Verschiebungen zu tun, zum Teil aber auch mit innenpolitischen Entwicklungen in wichtigen Staaten.

3. Sollte sich in einer immer komplexeren Welt jedes Land mehr auf sich selbst besinnen, oder sehen Sie die Zukunft in mehr Kooperation? Braucht es neue Institutionen?

Versuche, unser Heil in einem neuen Nationalismus zu suchen, führen in eine Sackgasse. Ich hoffe nicht, dass wir diese Lektion erneut lernen müssen. Lei- der gilt aber gegenwärtig: Der Multilateralismus als Prinzip steht gehörig un- ter Druck. Neue Institutionen werden dieses Problem aber nicht lösen. Es gilt, bestehende Institutionen wieder besser zu nutzen.

4. Drei Themen, die auf der Konferenz 2019 besonders im Fokus stehen?

Die Zukunft der transatlantischen Beziehungen, die Selbstbehauptung der EU und die Gefahr eskalierender Großmachtrivalitäten.

5. Haben Sie eine Lieblingserinnerung an eine Sicherheitskonferenz, einen schöns- ten Moment?

Joe Bidens Auftritt auf meiner ersten Sicherheitskonferenz als Vorsitzender 2009 wird mir ganz besonders in Erinnerung bleiben. Biden hielt damals die erste wichtige außenpolitische Rede der neuen Obama-Regierung und verbrei- tete großen Optimismus in Bezug auf einen Neustart – nicht nur mit Russland, MSC-Chef Wolfgang Ischinger über Wünsche für 2019, Themen und Sorgen

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sondern auch in den transatlantischen Beziehungen. Ein Ergebnis war dann der New-START-Vertrag.

6. Was war Ihnen besonders unangenehm?

Die zunehmende Neigung von Spitzenpolitikern aus der EU, sich zu weigern, mit bestimmten Kollegen auf einer Bühne zu sitzen. Das gab es früher nur zwischen seit Jahrzehnten verfeindeten Staaten. Das ärgert mich massiv – und macht mich traurig.

7. Welches Ergebnis einer Konferenz hat Sie ganz besonders gefreut?

Es ist ja ein Prinzip der MSC, dass wir keine Kommuniqués produzieren. Wir versuchen, die bestmögliche Plattform für den Austausch zu bieten und somit Handlungsmöglichkeiten für die Politik zu schaffen oder aufrechtzuhalten.

Das gelingt immer wieder, es dauert aber auch oft Jahre, bis man Ergebnisse sieht. Amerikanisch-russische Abrüstungsverhandlungen oder auch die An- näherung zwischen Kosovo und Serbien sind Beispiele dafür. Wenn das Jahre später in etwas mündet, freut mich das sehr.

8. Wenn es der Welt schlecht geht, ist das gut für die MSC – oder?

Sicher ist die Aufmerksamkeit in den letzten Jahren noch einmal deutlich ge- stiegen. Aber wir würden gerne einmal eine Konferenz haben, die sich allein den langfristigen Herausforderungen widmen könnte, anstatt von den vielen Krisen dominiert zu werden, welche die Tagespolitik in Aufruhr versetzen.

9. Was darf auf einer MSC auf gar keinen Fall fehlen?

Die großen Namen!

10. Was darf dort niemals passieren?

Wenn die Gefahr droht, dass wir durch ein bestimmtes Thema die Stimmung negativ aufheizen statt sie positiv zu beeinflussen, dann gebietet es unsere Ver- antwortung, solche Debatten gar nicht erst anzuzetteln.

11. Fehlt Ihnen noch ein Gast in Ihrer „Sammlung“?

Der Papst! Wir hatten aber bislang auch noch nie einen US-Präsidenten oder einen chinesischen Staatspräsidenten zu Gast. Ich bin wirklich sehr froh über das große Interesse, das uns in eigentlich allen Teilen der Welt entgegengebracht wird – von Australien bis Island, von Ruanda bis zur Mongolei.

12. John McCain wird der MSC sehr fehlen – sehen Sie jemanden als potenziel- len Nachfolger?

John McCain war der beste Freund, den die MSC im US-Kongress hatte. Er hinterlässt eine große Lücke. Aber die Senatoren Lindsey Graham und Shel- don Whitehouse sind bereits seit vielen Jahren dabei. Sie werden, da bin ich sehr zuversichtlich, auch in den kommenden Jahren eine starke „Co-Del“ mit nach München bringen, ganz im Geiste von John McCain!

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