A K T U E L L
Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 2625. Juni 2004 AA1853
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edes fünfte Kind und je- der dritte Jugendliche be- ziehungsweise Erwachsene sind übergewichtig, stellt die Deutsche Adipositas-Gesell- schaft fest. Angesichts sol- cher Daten mahnte Bundes- verbraucherministerin Re- nate Künast ein verändertesErnährungsverhalten an.Am 9. Juni stellte sie dem Bun- deskabinett die „Initiative für eine neue Ernährungs- bewegung in Deutschland“
vor. Insbesondere Kinder und Jugendliche müssten ler- nen, sich anders zu ernähren und mehr zu bewegen. Die
Ministerin verwies dabei auf einen WHO-Bericht, der vor einer Epidemie des Überge- wichts und den sich daraus ergebenden hohen Folge- kosten für die Gesundheits- systeme warnt.
Erste Maßnahmen, wie zum Beispiel Beratungspro- gramme für Kindergärten und Schulen und die Ent- wicklung von Unterrichts- einheiten zu gesunder Er- nährung, habe das Bundes- verbraucherministerium be- reits in die Wege geleitet, be- richtete Ministerin Künast.
Jetzt gehe es darum, die Aktivitäten von wissenschaft- lichen Einrichtungen, von Ärzten, Vereinen und Ver- bänden sowie der Bundeslän- der so zu vernetzen, dass man tatsächlich von einer „gesell- schaftlichen Bewegung zur Bekämpfung des Überge- wichts“ sprechen könne.
Künast forderte darüber hin- aus, Ernährungsbildung als Querschnittsthema in alle Bildungseinrichtungen auf- zunehmen, die Gemein- schaftsverpflegung zu verbes- sern und Regeln für die Be- werbung von Lebensmitteln für Kinder aufzustellen. EB Erste Maßnahmen der „neuen Ernährungsbewegung“ umfassen Be-
ratungsprogramme für Schulen und Kindergärten.
Diabetes mellitus Typ 2
Studie sieht neue Indikation für Statine
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ie regelmäßige Behandlung mit Stati- nen senkt bei Typ-2-Diabetikern die kardiovaskuläre Mortalität auch dann, wenn die Cholesterinspiegel nicht er- höht sind. Dies ergab eine britische Studie, die auf der Jahrestagung der American Diabetes Association in Orlando/Florida vorgestellt wurde. Die Collaborative AtoRvastatin Diabetes Study (CARDS) wurde vom britischen Gesundheitsministerium und dem Her- steller des getesteten Statins an 132 Zen- tren in Großbritannien und Irland durchgeführt. Es nahmen daran 2 838 Patienten teil, bei denen neben dem Diabetes noch mindestens ein zweiter kardialer Risikofaktor vorliegen musste (Rauchen, Hypertension, Retinopathieoder Makro-/Mikroalbuminurie). Um in die Untersuchung eingeschlossen zu werden, durfte der LDL-Cholesterin- wert nicht über 160 mg/dl und der Trigly- zeridwert nicht über 600 mg/dl liegen.
Die Teilnehmer hatten also einen nor- malen Cholesterinwert, und mit durch- schnittlich 154 mg/dl waren auch die Triglyzeridwerte nicht erhöht. Die Pati- enten wurden auf 10 mg Atorvastatin oder Placebo randomisiert. Trotz der fehlenden Lipidstoffwechselstörung kam es unter der Statintherapie zu einer deut- lichen Senkung der kardiovaskulären Endpunkte, weshalb die Studie nach etwa vier Jahren gestoppt wurde.
Ursprünglich hatte sie ein weiteres Jahr laufen sollen.
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ie die Gruppe um John Betteridge vom University College in Lon- don berichtete, kam es unter der Be- handlung zu einer Verringerung der kardiovaskulären Ereignisse (primärer Endpunkt der Studie) um 37 Prozent(95-Prozent-Konfidenzintervall minus 17 bis minus 52 Prozent; p = 0,001). Die Zahl der Schlaganfälle wurde sogar um 48 Prozent reduziert (minus elf bis minus 69 Prozent). Diese Ergebnisse waren hoch signifikant. Auch die Ge- samtmortalität sank um 27 Prozent, hier allerdings mit einer grenzwerti- gen Signifikanz (minus eins bis minus 48 Prozent; p = 0,059).
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ie Ergebnisse waren unabhängig von den Ausgangslipidwerten sowie vom Alter und Geschlecht der Patienten. Die Verträglichkeit wird als gut beurteilt. Ei- ne Rhabdomyolyse, die am meisten ge- fürchtete Komplikation bei Statinen, trat in keinem Fall auf. Auch Veränderungen von Muskulatur oder Leber wurden nicht beobachtet. Die Autoren sprachen sich klar für eine „Primärprävention“von Typ-2-Diabetikern mit Statinen aus, wobei als einzige Bedingung neben dem Diabetes ein zweiter kardialer Risiko- faktor vorliegen müsste. Rüdiger Meyer Akut
Gesunde Ernährung
Initiative gestartet
Bundesverbraucherministerium wirbt für „neue Ernährungsbewegung“.
Allgemeinmedizin
Weiterbildung
„im Paket“
Verbundweiterbildung:
eine Chance für die Klinik
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unehmend bieten Kran- kenhäuser die Weiterbil- dung zum Allgemeinarzt im Paket an. Dabei ist innerhalb eines Hauses eine feste Rota- tion durch mehrere Abteilun- gen vorgesehen. Assistenz- ärzte sind so nicht mehr ge- zwungen, mehrfach den Ar- beitgeber zu wechseln. Für die Kliniken ist die Verbund- weiterbildung von Vorteil, wenn es um die verlässliche Besetzung von Stellen geht.In Zusammenarbeit mit Pra- xen vor Ort kann auch der Weiterbildungsabschnitt All- gemeinmedizin angeboten werden. Über die Einrichtung von Weiterbildungsverbün- den informiert ein kosten- freier Leitfaden: Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin,Mooren- straße 5, 40225 Düsseldorf.EB
Foto:Caro