Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 108|
Heft 28–29|
18. Juli 2011 A 1579 Plantarwarzen sind häufig und läs-tig. Zur Behandlung werden meist salicylsäurehaltige lokale Zuberei- tungen oder eine Kryotherapie ein- gesetzt. Diese beiden Behandlungs- strategien wurden nun in einer ran- domisierten Studie verglichen.
In der offenen multizentrischen Studie wurden 240 Patienten im Al- ter ab zwölf Jahren randomisiert mit Kryotherapie oder Salicylsäure behandelt. Die Kältetherapie er- folgte mit flüssigem Stickstoff an maximal vier Sitzungen im Abstand von jeweils zwei bis drei Wochen.
Die Salicylsäure-Gruppe wendete täglich eine 50 %ige lokale Zube- reitung bis zu acht Wochen an. Pri- märer Endpunkt war die vollständi- ge Heilung aller Plantarwarzen zwölf Wochen nach Randomisierung.
Die Auswertung basierte auf den Daten von 229 Patienten. In der Wirksamkeit zeigte sich nach zwölf
Wochen kein Unterschied:. In der Salicylsäure-Gruppe hatten 14,3 % (17/119) der Patienten und in der Kryotherapie-Gruppe 13,64 % (15/110) keine Warzen mehr (Diffe- renz: 0,65 %, p = 0,89). Auch die Zeit bis zur Heilung und die Anzahl der Warzen nach zwölf Wochen wa- ren in beiden Gruppen ähnlich. Pa- tientenalter, Vortherapien, Art der Warzen oder die Einstellung der Pa- tienten gegenüber den Therapien zu Studienbeginn hatten keinen Ein- fluss auf das Ergebnis. Nach sechs Monaten betrug die Heilungsrate in der Salicylsäure-Gruppe 31 % und in der Kryotherapie-Gruppe 34 % (p = 0,64). Beide Therapien wurden gut vertragen. Bei zwei Patienten kam es durch die Kältetherapie zu größeren Blasen als erwartet.
Die Heilungsraten waren niedri- ger als in anderen Studien, mögli- cherweise ist dies durch die Studi-
enpopulation mit multiplen und mehrfach vorbehandelten Warzen zu erklären. Die Salicylsäure-Be- handlung ist im Vergleich zur Kryo therapie kostengünstiger und kann vom Patienten selbst ange- wendet werden. In einem Editorial (2) wird darauf hingewiesen, dass beide Methoden möglicherweise nicht wirksamer als eine Wait-and- see-Strategie sind. Denn circa zwei Drittel aller Warzen würden binnen zwei Jahren ohne Behandlung ab- heilen.
Fazit: Bei Plantarwarzen sind eine Kryotherapie und eine lokale Be- handlung mit einer 50 %igen Sali- cylsäure-Zubereitung vergleichbar wirksam. Dr. rer. nat. Susanne Heinzl 1. Cockayne S, et al.: Cryotherapy versus sali-
cylic acid for the treatment of plantar warts (verrucae): a randomised controlled trial.
BMJ 2011; 342: doi:10.1136/bmj.d3271 2. Bouwes Bavinck JN, et al.: Treatments for
common and plantar warts. Salicylic acid or liquid nitrogen is probably no more effective than a wait and see policy. BMJ 2011;
342: d3119.
THERAPIE VON WARZEN
Kryotherapie und Salicylsäure vergleichbar effektiv
STUDIEN IM FOKUS
Tranexamsäure mindert Hämorrha- gien und das Mortalitätsrisiko bei Traumapatienten mit schweren Blu- tungen (1). Ob das Medikament auch Blutungen bei Schädel-Hirn- Trauma reduzieren kann, war Fra- gestellung der Analyse von Daten einer Kohorte aus der CRASH- 2-Studienpopulation (Clinical Ran- domisation of an Antifibrinolytic in Significant Haemorrhage 2; [2]).
Die Einschlusskriterien für CRASH-2 waren Traumata mit starkem Blutverlust oder der Gefahr schwerer Blutungen ohne Kontra- indikationen für Tranexamsäure.
20 211 Probanden wurden rando- misiert. Eine Gruppe erhielt bei der Akutversorgung Tranexamsäu- re (Loading Dose: 1 g in 10 Min., danach 1 g in 8-h-Dauerinfusion),
die andere Placebo. In die Sub- gruppenanalyse wurden Daten von 270 Schädel-Hirn-Trauma-Patien- ten (Glasgow Coma Scale 14 oder weniger) mit computertomogra- phischen Hinweisen auf intrakra- nielle Blutungen eingeschlossen (n = 133 Verum, n = 137 Placebo).
Das mittlere Volumen der Hämor- rhagien vor Therapie betrug 16,8 ml im Verum- und 19,8 ml im Pla- cebo-Arm.
Das Anti-Fibrinolytikum ver- minderte die durchschnittliche Vo- lumenzunahme der Hämorrhagien im Mittel um 3,8 ml. Wegen feh- lender statistischer Signifikanz wurde ein Nutzen der Therapie als nicht bewiesen angesehen. Die Ra- te neuer ischämischer Läsionen be- trug 9 % unter Placebo und 5 % un-
ter Tranexamsäure. Die Sterberate lag bei 18 respektive 11 % (Place- bo respektive Verum; p = 0,06). Es gab keine Hinweise auf eine Schä- digung der Patienten durch Tran - examsäure.
Fazit: Das Anti-Fibrinolytikum sei diesen Daten zufolge sicher, so die Autoren. Die Ergebnisse könnten darauf hinweisen, dass die Vorteile einer Tranexamsäuretherapie die Risiken überwiegen. Die laufende CRASH-3-Studie werde zur Frage der Wirksamkeit einer frühen Tranexamsäuretherapie mehr Auf- schluss geben. Rüdiger Meyer
1. CRASH-2 Trial Collaboraters. Effects of tranexamic acid on death, vascular occlu- sive events, and blood transfusion in trau- ma patients with significant haemorrhage (CRASH-2): a randomised, placebo-con- trolled trial. Lancet 376; 2010: 23-32 2. CRASH-2 Collaborators (Intracranial Blee-
ding Study). BMJ 343; 2011: d3795doi:
10.1136/bmj.d3795 BLUTUNGEN BEI SCHÄDEL-HIRN-TRAUMA