A 1100 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 22|
31. Mai 2013 gression hin zu einer trockenen(atrophischen) AMD hatte die Antioxi danzienzufuhr keinen Ein- fluss (1).
Eine schlüssige Fortsetzung ist AREDS2 (2). Mehr als 4 000 Pa- tienten wurden rekrutiert, die über eine mittlere Beobachtungszeit von 5 Jahren zusätzlich zu der ursprüng- lichen AREDS-Formel weitere An- tioxidanzien erhielten: entweder Lutein und Zeaxanthin, die unge- sättigten Omega-3-Fettsäuren Do- cosahexaensäure und Eicosapenta- ensäure, eine Kombination dieser vier oder ein Placebo. Das Risiko von 1 900 Studienaugen der bei Baseline im Schnitt 74 Jahre alten Patienten, die zu Beginn Frühfor- men der trockenen AMD (soge- nannte Drusen: Ablagerungen reti-
naler Stoffwechselprodukte) auf- wiesen, sich zu einer klinisch mani- festen Erkrankung zu entwickeln, wurde für die Lutein/Zeaxanthin- Substitution mit einer Hazard Ratio 0,90 (Placebo = 1,0), für die Ein- nahme der natürlicherweise vor al- lem in Meeresfischen enthaltenen Omega-3-Fettsäuren mit 0,97 und für die Kombination der genannten Stoffe mit 0,89 errechnet – ohne statistische Signifikanz. Auch auf die Mortalität hatten die Nahrungs- ergänzungsmittel keinen Einfluss.
Fazit: „Basierend auf den Ergebnis- sen der AREDS2-Studie kann bei trockener, früher AMD weder zur Einnahme der Makulapigmentbe- standteile Lutein und Zeaxanthin noch von Omega-3-Fettsäuren ge-
raten werden“, kommentiert Prof.
Dr. med. Frank G. Holz, Direktor der Universitätsaugenklinik Bonn.
„Diese Nahrungsergänzungsmittel haben offensichtlich nicht den ver- muteten Einfluss auf das Fort- schreiten der Erkrankung zu Spät- stadien mit Bedrohung für das zen- trale Sehen.“ Dr. med. Ronald D. Gerste
1. Chew E, Clemons T, Agrón E, et al.: Long- term effects of vitamins C and E, β-caro - tene, and zinc on age-related macular degeneration . Ophthalmology 2013, http://dx.doi.org/10.1016/j.ophtha.
2013.01.021.
2. The Age-Related Eye Disease Study 2 (AREDS2) Research Group: Lutein_Zea- xanthin and Omega-3 Fatty Acids for Age- Related Macular Degeneration. The Age- Related Eye Disease Study 2 (AREDS2) Randomized Clinical Trial. JAMA 2013;
309(19), doi: 10.1001/jama.2013.4997.
Seit längerem wird vermutet, dass selektive Östrogenrezeptormodula- toren (SERM) wie Tamoxifen oder Raloxifen, die zur Hormonbehand- lung bei Mammakarzinom und zur Osteoporosetherapie angewandt werden, Brustkrebs vorbeugen könnten. Diese Frage ist in einer Metaanalyse von Studien mit vier SERM untersucht worden: Tamoxi- fen und Raloxifen sowie Lasofoxi- fen, das bislang nicht auf dem Markt ist, und Arzoxifen, das noch klinisch geprüft wird. Auf der Basis von 83 399 Frauen, die im Mittel für 65 Monate mit SERM oder Pla- cebo behandelt wurden, ergab sich eine Reduktion der Brustkrebsinzi-
denz um 38 Prozent (Hazard Ratio [HR] 0,62; 95-%-Konfidenzinter- vall [KI] 0,56 bis 0,69). In den ers- ten 5 Jahren wurde die Inzidenz so- gar um 42 % gesenkt (HR 0,58;
95-%-KI 0,51 bis 0,66), in den fol- genden fünf Jahren betrug die Re- duktion noch 25 Prozent (HR 0,75;
95-%-KI 0,61 bis 0,93). Die Unter- schiede waren im Vergleich zu Pla- cebo hochsignifikant. Ein Einfluss auf die Brustkrebs- oder Gesamt- sterblichkeit habe sich nicht erge- ben, vermutlich wegen der guten Therapieergebnisse im Frühstadium des Karzinoms, meinten die Auto- ren. Die Number Needed to Treat beträgt 42 Frauen, die ein SERM einnehmen müssten, um einer Frau binnen 10 Jahren eine Erkrankung zu ersparen.
Es wurden aber auch statistisch signifikante Anstiege thromboem - bolischer Ereignisse ermittelt: um 60 % bei Tamoxifen (Odds Ratio [OR] 1,60; 95-%-KI 1,21 bis 2,12), um 45 % bei Raloxifen (OR 1,45;
95-%-KI 1,18 bis 1,76) und mit einer OR von 2,55 für Arzoxifen (95-%- KI 1,45 bis 4,47) und 2,38 für Laso- foxifen (95-%-KI 1,43 bis 3,97) lagen die Risiken bei diesen Substanzen
noch deutlich höher. Die Tamoxifen- Einnahme war auch mit einer erhöh- ten Rate von Endometriumkarzino- men assoziiert (OR 2,18; 95-%-KI 1,39 bis 3,42), nicht aber Raloxifen (OR 1,09; 95-%-KI 0,74 bis 1,62).
Tamoxifen käme demnach für hys- terektomierte Frauen infrage, Ralo- xifen eher für nichthysterektomierte.
Für die beiden anderen SERM sei die Datenlage dazu noch unklar.
Fazit: Eine von der Stiftung Cancer Research UK beauftragte Meta- analyse bestätigt die chemopräven- tive Wirkung von SERM, diese nimmt jedoch mit der Dauer der Therapie ab. Eine Senkung der Brustkrebs- oder der Gesamtsterb- lichkeit war nicht nachweisbar.
Das britische National Institute for Health and Care Excellence hat kürzlich reagiert und den Entwurf einer Leitlinie vorgestellt: Bei er- höhtem familiärem Risiko sollten postmenopausale Frauen Tamoxi- fen oder Raloxifen fünf Jahre lang einnehmen, wenn es in der Ana - mnese keine thromboembolischen Erkrankungen oder Endometrium- karzinome gibt. Rüdiger Meyer
Cuzick J, Sestak I, et al.: Selective oestrogen receptor modulators in prevention of breast cancer: an updated meta-analysis of individual participant data. Lancet 2013; e-pub before print: doi: 10.1016/S0140-6736(13)60140-3.
BRUSTKREBSPRÄVENTION BEI HOHEM RISIKO
Präventive Effekte von Östrogenrezeptormodulatoren
GRAFIK
Kumulative Inzidenz für Mammakarzinome inklusive duktaler Karzinome in situ
Frauen mit Mammakarzinom (in %)
Beobachtungszeit (in Jahren) Invasive östrogenrezeptor-
positive Karzinome --- Placebo
— SERM
alle Mammakarzinome --- Placebo
— SERM 6
4
2
0
0 2 4 6 8 10
modifiziert nach: Lancet 2013; doi:10.1016/S0140–6736(13)60140–3